OFDb

Dear David (Twitter-Ghost-Story-Verfilmung)

Begonnen von StS, 19 Juli 2023, 23:15:58

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

StS


Going Viral is a Nightmare.

After responding to Internet trolls, a man becomes haunted by the ghost of a dead child named David.

Based on the viral Twitter thread by BuzzFeed comic artist Adam Ellis.


Von John McPhail ("Anna and the Apocalypse").

Ab dem 13. Oktober in den USA...
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Private Joker

9 November 2024, 01:04:58 #1 Letzte Bearbeitung: 9 November 2024, 12:20:32 von Private Joker
Gestern zufällig auf Wow entdeckt und gleich mal besichtigt. O.K., ein Kritiker-Fav ist das nicht gerade, aber wenn man mal gnädig darüber hinwegsieht, dass sich diese (und jetzt folgt eine reine Meinungsäußerung, Rückfragen hierzu bitte in dreifacher Ausfertigung per Internet an meinen Anwalt) ganz, ganz schreckliche Internetfirma "BuzzFeed" hier großräumig selbst abfeiert, fand ich den eigentlich ganz unterhaltsam.

"Based on facts" - und ich so "Ha Ha". Oder anders ausgedrückt: Wer das für bare Münze nimmt, glaubt auch unseren Ampelmännchen, wenn die voller Krokodilstränen vor die Presse treten und ihre politische Unschuld beteuern. Aber bitteschön - kein mir bekannter Horrorfilm ist im engeren Sinne "glaubhaft", und im Vergleich zu Vampiren oder Werwölfen finde ich den Gedanken an einen Internetgeist sogar vergleichsweise "realitätsnah gruselig", wenn es so was gibt. Als das vielleicht (mit-)beabsichtigte Anti-Internet-Mobbing-Statement bleibt das zwar mächtig oberflächlich, aber das Thema hatte ich eigentlich auch gar in dem Film erwartet.

Und ansonsten liefert der alles, was man für so einen herbstlichen Horrorabend unter weitgehender Gehirnabschaltung braucht, ein paar brauchbare Effekte (sehr hübsch vor allem die "visualisierten Follower"), eine hinreichend gruslige Gruselgestalt, irgendein Düstergeheimnis in der Vergangenheit, ein paar sympathische, nicht zu hohle Figuren (nur die zwei Kurzauftritte irgendwelcher obskurer "Internet-Geisterjäger" hätte es eigentlich nicht gebraucht). Dass es hier mal vergleichsweise menschenfreundlich zugeht (soll heißen: Die Opferzahlen bei Mensch (und Tier!) halten sich in sehr engen Grenzen, "eigentlich" stirbt nur eine absolute Randfigur), ist für mich kein Nachteil - wer das anders sieht, mag seinen Terrifier abfeiern, ich behalte lieber den hier. Auch das feurige Finale kann sich für mich sehen lassen, dazu der obligatorische Minischlusstwist, im Grunde alles da für 90 schnell weggeglotzte Minuten.

Überdies nicht nur brauchbar gespielt, sondern auch recht aufwändig lokalisiert, mit fast allen Internet-Eingaben/Chats/WasimmersichdaaufdemSchirmtut auf Deutsch, dafür einen Extra-Gummipunkt. Von mir also mehr als solide 6/10 - muss ich mir langsam Sorgen machen, dass ich schlechte RT-Werte fast schon als Filmempfehlung ansehe (und v.v)?
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Moonshade

Wie mache ich aus einem Twitter-Thread einen Film?

Klar, es gab schon sehr, sehr kurze Pitchs für Filme, aber dass man aus dem "Bei mir daheim spukt es"-Thread tatsächlich einen Film zusammen gewurstet hat, mutet dann recht ambitioniert an.

Und so geschieht es dann auch gar holprig, denn was am Ende dabei rauskommt, ist vielleicht noch zu einem Drittel ein webbasierter Gruselfilm nach bewährter und damit fluchbeladener Machart, aber sehr betulich. Seeeeeehr betulich. Zwischendurch gibt es zwar ein, zwei Opfer nach Maß, aber das sind mehr Streusel auf dem Kuchen.
Der Rest des Films besteht aus einem Mix schwuler Beziehungs- und Kommunikationsprobleme, ein paar clownesken Eindrücken, wie spammiger Webcontent von eingen bekloppten Nerds von Justin Long angefeuert produziert wird und ein bissl Recherche aufgrund von nebulösen Erscheinungen in Protagonist Adams Apartment.

Passen diese Teile schon nicht doll zusammen, so ist die Präsentation noch dürftiger: die Gruselmomente sind mit unspektakulär schon spektakulär beschrieben, noch dazu ist es in seiner Räuberhöhle so bärenarschdunkel, dass man meistens den Nachtspuk kaum ausmachen kann. Die Recherche der Backstory überdeckt komplett den andernfalls vielleicht ganz interessanten Aufbau eines Internethypes, aber Adam Ellis ist so ein unvorbereitetes Creator-Opfer, das häufig sehr lange vor sich hinstarrt und noch weniger Sympathiepunkte in Bewegung macht. Seine Beziehungsprobs gingen mir schon im ersten Drittel auf den Keks, aber der Film dreht sich bis zum obligatorischen Gebäudebrand endlos im und weiß offenbar nicht, was er denn jetzt eigentlich sein will, wenn sich denn schon an so einen Mini-Hype nach fünf Jahren kaum noch jemand erinnern kann.
Da wir reality-basiert arbeiten, ist es auch von Anfang an klar, dass Adam da lebendig rauskommen wird, was es auch nicht spannender macht. Und naja, statt 5x Candyman dem Jungen mit der Fontanellendelle drei Fragen stellen und dann eines furchtbaren Todes sterben ist auch nicht wirklich Substanz.

Fazit: wer seine Horrorfilm wenig blutig und nicht so detailreich will, wird hier auch nicht mit einem Übermaß an Jump Scares genervt. Aber für mich ist das einfach nur Stückwerk mit Bauteilen aus drei verschiedenen Filmen, die kein homogenes Ganzes bilden. 3,5/10
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

TinyPortal 2.0.0 © 2005-2020