OFDb

Redemption - Später Ruhm

Begonnen von Cyrus, 3 Dezember 2005, 16:24:43

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Cyrus

Hallo,

hat jemand von euch den Film "Redemption" gesehen?



http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=60368


Wurde das Leben von Stan Tookie Williams filmisch gut umgesetzt und hat man sich stark an die autobiografischen Daten gehalten?
Was haltet ihr von dem Film?

Cu
Cyrus
Better to reign in hell than serve in Heaven! [Kevin Lomax]

Red Shadow

Aus aktuellem Anlass habe ich den Film gestern gesehen. Mittlerweile habe ich meine Kritik dazu bei der Ofdb veröffentlicht!
Why so serious?

WEAR RED, GET LOUD! GO 49ers!

Who's got it better than us? Nooobody!!!

StS

Nette Kritik. Allerdings hat er für seine Taten nie Reue gezeigt - das wurde dann ja auch als einer der Hauptgründe genannt, ihn nicht zu begnadigen.
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Red Shadow

@ StS

Danke!

ZitatAllerdings hat er für seine Taten nie Reue gezeigt - das wurde dann ja auch als einer der Hauptgründe genannt, ihn nicht zu begnadigen.

Darüber kann man streiten, denn es gibt auch objektive Zweifel an den Anschuldigungen! Williams meinte dazu: "Ich habe immer dazu gestanden, was ich innerhalb der Gang getan habe, aber das nicht. Ich habe diese Morde nicht begangen."... "Ich kann mich nicht für etwas entschuldigen, was ich nicht getan habe, auch wenn es mich das Leben kosten wird."...

Er hat nie bestritten, während seiner ,,Karriere" bei den ,,Crips" diversen Leuten großen Schaden zugefügt zu haben! Seine Wiedergutmachung war eine ehrliche Form von Reue in Wort und Tat!
Why so serious?

WEAR RED, GET LOUD! GO 49ers!

Who's got it better than us? Nooobody!!!

Hana-Bi

Der gleichen Meinung bin auch. Habs auch schon im Hip Hop Thread einmal geschrieben. Allerdings ist man von meiner Meinung nicht so begeistert.

Newendyke

Ironie des Schicksals: Jamie Foxx feierte seinen 38. Geburtstag an Tookies Todestag...  :icon_evil:


"Ich will jetzt nichts mehr hören, von wegen keinen Job, kein Auto, keine Freundin, keine Zukunft und keinen Schwanz." (der Meister - Gran Torino)

dr. gonzo

@Hana-Bi

Doch, doch... sehe das genauso. Hab ich ja auch so gepostet. :icon_wink:

Hana-Bi

Zitat von: dr. gonzo am 15 Dezember 2005, 13:59:45
@Hana-Bi

Doch, doch... sehe das genauso. Hab ich ja auch so gepostet. :icon_wink:

Habs gerade erst gelesen. Hab vorher nur auf diesen Tony Montana geachtet. Finde ich gut das diese Meinung noch mehr Leute teilen.

SilvioDante

Meiner Meinung kann man auch nicht sagen,ob Tookie jetzt die Taten begangen hat oder nicht.
Fakt ist, das er sozusagen das Musterbeispiel der Resozialisierung ist und wie schon gesagt sich für die Gründung der Crips und seine anderen Verbrechen entschuldigt hat.
Ich denke,das dieser Mensch lebendiger eine viel größere Wirkung hätte  als tot.Durch seine Werke konnte er viele Jugendliche dazu animieren, sich von Gangs zu distanzieren oder auszusteigen.;
Nicht umsonst ist er so oft für den Nobelpreis und Friedensnobelpreis vorgeschlagen.
Man darf zwar nicht vergessen,das er früher ein Schwerverbrecher war.Nur das steht hier nicht zur Debatte.
Mit der Vollstreckung des Todesurteil hat Herr Schwarzenegger die gesamte Idee der Resozialisierung mit den Füßen getreten.
Ihm waren seine konservativen Geldgeber,die die Todesstrafe befürworten wichtiger.Wobei eine Wiederwahl wohl ausgeschlossen ist.
Und dann noch die Tatsache,das die Verbrechen vor 25 Jahren geschehen sind----was würde es ausmachen das Todesurteil in lebenslange Haft umzuändern?


www.tookie.com

StS

Das stimmt schon, doch Tookie hat ja auch noch im Gefängnis einige Verbrechen begangen. Über die Todesstrafe selbst brauchen wir hier nicht zu diskutieren (wäre auch zu sehr "off topic"), und in seinem Fall hätte man wirklich eine lebenslangs Haftstrafe daraus machen können (obwohl ich ansonsten klar für möglichst harte Gesetze bin), doch man sollte nie vergessen, wieviel Unglück der Mann über die Menschen gebracht hat - Kinderbücher hin oder her. Und die Sache mit dem Friedensnobelpreis - vorschlagen kann man viele. Die Tatsache, daß er nie dafür endgültig angenommen wurde, ist enscheidender als die bloße Nennung (hey, selbst Kanzler Schröder sollte vorgeschlagen werden...lol!). Wenn der Film mal im TV läuft, werde ich ihn mir sicher ansehen, aber ich habe das Gefühl, daß nun viele einen Killer quasi auf ein Heiligenpodest stellen (damit beziehe ich mich nicht auf die hier getätigten Aussagen).
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

SilvioDante

Zitatobwohl ich ansonsten klar für möglichst harte Gesetze bin

Was verstehst du unter möglich harten Gesetzen?
Deiner Aussage entnehme ich, das du ein Befürworter des Amerikanischen Justizsystem bisT!
Hart aber gerecht????ich weiß nicht!

ZitatDas stimmt schon, doch Tookie hat ja auch noch im Gefängnis einige Verbrechen begangen

Das habe ich auch gar nicht bestritten, es ging mir um die Resozialisierung!Jeder Mensch egal was für Taten er begangen hat soll die chance bekommen sich zu ändern.
Was in Kalifornien anscheinend nicht der Fall ist!

Deadite

16 Dezember 2005, 19:32:01 #11 Letzte Bearbeitung: 16 Dezember 2005, 19:36:11 von Deadite
Zitat von: SilvioDante am 16 Dezember 2005, 18:52:49Jeder Mensch egal was für Taten er begangen hat soll die chance bekommen sich zu ändern.

Aha. Den Herrn Kindermörder sollte man also auch einfach wieder laufen lassen, damit er auch seine Chance bekommt? Falls das nicht klappt, kann man ihn ja nach dem nächsten Mord wieder einsperren oder wie? Sehr tolle Einstellung, die ich absolut nicht teile. Manche Leute kann und darf man einfach nicht mehr auf die Gesellschaft loslassen. Meiner Meinung nach kann man zwar bei Taten, die nur Geldwerte betreffen, immer über eine zweite Chance reden, aber jeder, der einem Menschen schweren Schaden zufügt oder diesen tötet, hat seine Chance komplett verspielt in meinen Augen (Folgen von Notwehr oder ähnlichem ausgenommen). 

mfg Deadite

Red Shadow

16 Dezember 2005, 20:18:17 #12 Letzte Bearbeitung: 16 Dezember 2005, 20:28:41 von red shadow
ZitatAha. Den Herrn Kindermörder sollte man also auch einfach wieder laufen lassen, damit er auch seine Chance bekommt? Falls das nicht klappt, kann man ihn ja nach dem nächsten Mord wieder einsperren oder wie? Sehr tolle Einstellung, die ich absolut nicht teile. Manche Leute kann und darf man einfach nicht mehr auf die Gesellschaft loslassen. Meiner Meinung nach kann man zwar bei Taten, die nur Geldwerte betreffen, immer über eine zweite Chance reden, aber jeder, der einem Menschen schweren Schaden zufügt oder diesen tötet, hat seine Chance komplett verspielt in meinen Augen (Folgen von Notwehr oder ähnlichem ausgenommen). 

:00000109:

Eine neue Chance bedeutet nicht, dass jeder Mörder freigelassen werden sollte :icon_rolleyes:! Das hat auch niemand behauptet!  Die Taten stehen außen vor, Williams verbüßt dafür auch eine lebenslange Freiheitsstrafe. Die entscheidende Frage ist, wie sinnvoll es ist, wenn man jemanden, der in letzten Jahren offensichtlich einen inneren Wandel vollzogen hat, 25 Jahre nach der Tat das Leben nimmt!? Ist sein Tod eine Genugtuung für die Gesellschaft!? Williams hat in den letzten Jahren viel Gutes geleistet, um effektiv gegen sein eigenes Erbe zu kämpfen – und somit hat er die angesprochene, neue Chance zur Änderung wahrgenommen. Es geht hier nicht um Mitleid, aber man darf sein Engagement respektieren!

@ StS

ZitatDas stimmt schon, doch Tookie hat ja auch noch im Gefängnis einige Verbrechen begangen.

Den urplötzlichen Wandel vom Saulus zum Paulus gibt es auch nur in der Bibel :icon_wink:! Williams war diesbezüglich immer ehrlich:

"Glauben Sie nicht, dass das an einem Tag passiert ist. Ich habe jahrelang an mir gearbeitet und schließlich erkannt, dass ich anderen benachteiligten Kindern helfen muss."

ZitatDie Tatsache, daß er nie dafür endgültig angenommen wurde, ist enscheidender als die bloße Nennung (hey, selbst Kanzler Schröder sollte vorgeschlagen werden...lol!)

Er wurde sogar vorgeschlagen, was durchaus berechtigt ist! Wie auch immer, das wäre jetzt zu sehr off-topic :icon_wink:.   
Why so serious?

WEAR RED, GET LOUD! GO 49ers!

Who's got it better than us? Nooobody!!!

SilvioDante

@Deadlite

Les dir einen Thread ersteinmal durch,bevor du deinen Senf dazugibst!!!!


@red shadow

Ich stimme dir 100%zu!

StS

@ SilvioDante: Wie gesagt: Ich möchte hier wirklich nicht über ein heikeles Thema wie die Todesstrafe diskutieren, aber ja, ich bevorzuge ein härteres Vorgehen gegenüber den (tragisch) laschen deutschen Gesetzen auf jeden Fall, wo Kinderschänder gleiche Strafen wie Raubkopierer (ja, überspitzt, aber gar nicht mal so daneben) bekommen und Mörder einige Jahre später wieder "resozialisiert" auf der Straße rumlaufen ... die Folgen kann man jede paar Wochen in den Medien entdecken. Das ist halt meine Meinung - respektiert sie, wie auch ich Eure/Deine.
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

SilvioDante

Zitath bevorzuge ein härteres Vorgehen gegenüber den (tragisch) laschen deutschen Gesetzen

Vielleicht gibt es ja hierzulande ein  in manchen Fällen etwas lasches Vorgehen gegen Gesetzesbrecher.
Aber hättest du lieber das amerikanische Justizsystem?
Wo man schon Jahre lang einfahren kann,wenn man in der Poststelle einen Kulli stibitzt, weil das Entwenden von Staatseigentum ist!
Des Weiteren ist die amerikanische Rechtsprechung voll von Ungerechtigkeiten über Minderheiten.
Oder die Tatsache,das man ab der 3.Verurteilung lebenslänglich bekommt (bei jeder Art von Vergehen: bei Ladendiebstahl die gleiche Strafe wie bei Mord)

Und davon,das Tookie resozialisiert auf der Strasse rumläuft,habe ich nie gesprochen!
Ich wollte damit ausdrücken, das er nach 25 Jahren Knast und Verurteilung die Chance bekommt,das das Todesurteil in lebenslange Haft umgewandelt wird.

Ich respektiere gründsätzlich alle Meinungen.Nicht ohne Grund leben wir in einer Demokratie!
Nur les dir das nächste Mal die Meinung anderer genau durch und interpretiere nicht irgendwelche Sachen hinein(wie auf der Strasse rumlaufen)

StS

Zitat von: SilvioDante am 16 Dezember 2005, 21:34:58
Nur les dir das nächste Mal die Meinung anderer genau durch und interpretiere nicht irgendwelche Sachen hinein(wie auf der Strasse rumlaufen)

Bitte nimm Deinen Ratschlag doch selbst erst einmal an, bevor Du solchen Schmu schreibst, okay?!

Meine gesamte Aussage, auf welche Du Dich beziehst, beeinhaltet das (Negativ-) Beispiel der deutschen Justiz, wozu auch der Satzteil mit "auf der Straße rumlaufen" gehört. Auf Tookie, Dich oder explizit das US-System hab ich mich gar nicht bezogen, sondern nur auf meine Meinung, daß ich härteres Vorgehen begrüßen würde. Als Untermauerung habe ich das lasche System hierzulande angeführt. Ich habe rein gar nichts interpretiert, sondern ausschließlich geschrieben, daß in D Mörder/Kinderschänder viel zu leicht davonkommen - und dann nach wenigen Jahren "auf der Straße herumlaufen".

Hier also noch einmal exklusiv für Dich der Satz, ohne - vielleicht für manche Personen "verwirrende" - Klammern und Einschübe:

Zitat von: StS am 16 Dezember 2005, 21:34:58
ich bevorzuge ein härteres Vorgehen gegenüber den ... laschen deutschen Gesetzen ..., wo Kinderschänder gleiche Strafen wie Raubkopierer ... bekommen und Mörder einige Jahre später wieder "resozialisiert" auf der Straße rumlaufen
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Deadite

16 Dezember 2005, 23:09:33 #17 Letzte Bearbeitung: 16 Dezember 2005, 23:15:37 von Deadite
@ SilvioDante:

Den Rest brauche ich mir (nicht nochmal) durchzulesen. Ich habe mich schliesslich nicht auf den restlichen Inhalt bezogen, sondern nur auf diese eine Aussage von Dir. Denke Du besser erst mal über das nach, was Du da eigentlich geschrieben hast. Deine Aussage, dass jeder eine zweite Chance verdient, bezog sich klar auf 'jeden Menschen', war somit eindeutig allgemein gedacht und nicht direkt auf diesen Tookie oder die Todesstrafe (welche ich im übrigen auch außen vor gelassen habe) gerichtet.

Da steht: "... es ging mir um die Resozialisierung. Jeder Mensch, egal, was für Taten er begangen hat, soll die Chance bekommen, sich zu ändern." Genau damit stimme ich (und hoffentlich auch der überwiegende Teil der Allgemeinheit) eben nicht überein. Das würde nämlich heissen, dass man ohne Umschweife eben auch z. B. den Mördern von Kindern oder sogar Massenmördern diese Chance pauschal einräumt. Wer aber sowas getan hat, kann sich vielleicht distanzieren von seinen Taten und diese bereuen, wird dadurch aber kein besserer oder erfolgreich resozialisierbarer Mensch. Anders gesagt: So stark ändern, dass aus jemandem dieser Art wieder ein 'normaler' Mensch wird, ist da doch gar nicht möglich. Voll rehabilitieren könnte er sich auch allein schon durch die Tatsache nicht, dass man dieses verlorene Leben nicht wieder zurückholen kann. Ich wette mit Dir, dass, wenn Du diese 'jeder hat eine zweite Chance verdient, egal was er getan hat' Aussage der Mutter eines getöteten Kindes sagst, das eine verheerendere Wirkung hat als ein Faustschlag ins Gesicht. Irgendwann ist jeder Anspruch auf eine zweite Chance vertan, weshalb man nicht pauschal jedem diese Möglichkeit gewähren sollte (das würde nämlich auch die Verursacher von furchtbaren Vorgängen wie einer ethnischen Säuberung miteinbeziehen, Gewaltherrscher wie Saddam Hussein oder sogar Verbrecher wie Josef Mengele). Tu Dir selbst einen Gefallen und reite darauf nicht auch noch unnötig rum, sondern akzeptiere einfach, dass ich diese verallgemeinernde Aussage in dieser Form nicht gut heissen kann, wenn ich im Einklang mit meinem Gewissen bleiben will. Ich hoffe aber inständig, dass Du selbst noch Klarheit darüber gewinnst, dass das, was Du geschrieben hast, in dieser Form nicht als allgemein gültig betrachtet werden darf. Auch möchte ich Dir ohne jeden Umweg mitteilen, dass ich mich bei solchen Sachen geradezu verpflichtet fühle, meinen Senf abzugeben, die mir so derart verblendete Einstellungen aufzeigen.

@ red shadow:

Auch für Dich nochmal mit allem Nachdruck. SilvioDante hat (in dem Posting, auf das ich abzielte) klar geschrieben, dass es ihm um die 'Resozialisierung' ging. Sehen wir uns dieses Wort dazu doch einmal genauer an. 'Resozialisierung' bezeichnet nämlich den Prozeß bei dem ein ehemaliger Strafgefangener wieder dazu fähig gemacht werden soll, in der Gesellschaft zu leben bzw. sich wieder in die Gemeinschaft einzugliedern. Das bedeutet eben schon, dass man diesen Menschen dann wieder auf die Bevölkerung loslässt, weil sich die Gesellschaft schliesslich nicht innerhalb der Gefängnismauern, sondern in der Welt außerhalb befindet. Weil er sich (siehe oben) auf jeden Menschen bezieht, macht er damit klar, dass er diese zweite Chance einfach allen Verbrechern (eben auch den verachtenswertesten Leuten, welche der Planet jemals beheimatet hat) einräumen würde. Zeigt mir also bitte jemand z. B. einen Massenmörder oder Kriegsverbrecher, dem man sowas zugestehen sollte. Genau deshalb gibt es auch schon für 'einfachen' Mord die lebenslange Haft (und eine optionale anschliessende Sicherheitsverwahrung), weil man eben so jemanden nicht unbedingt (und schon gar nicht ohne Restbedenken) wieder in die Gesellschaft integrieren kann.
 
Ich habe mich auch absichtlich nicht auf die Todesstrafe bezogen, weil ich da jedem seine Meinung lasse, da es sicher genügend Gründe gibt, die dafür und auch dagegen sprechen. Aus diesem Grund wollte ich auf Sinn und Unsinn dieser Form der Bestrafung auch nicht weiter eingehen. Fest steht aber, dass man in den USA in einigen Staaten nach der derzeitigen (und auch vor 25 Jahren gültigen) Rechtslage einplanen kann, für das Verbrechen Mord, sein Leben aushauchen zu müssen. Das wusste ohne Zweifel auch Williams. Ob man das Urteil so spät noch hätte vollziehen sollen, ist eine andere, recht komplizierte Sache, die weder ich, noch sonstjemand hier klären kann. Die lange Verzögerung wurde aber ja vermutlich auch mit durch die Hinhaltetaktik von Williams' Anwalt verursacht, wie das in den USA so üblich ist. Wenn da nicht noch andere Vorfälle während der Haft gewesen wären (Körperverletzungen, Mordpläne...), hätte er vielleicht den Zeitpunkt gar nicht mehr erlebt, wo er sein erstes Kinderbuch geschrieben hat. Soll heissen: Dass so viel Zeit vergangen ist, kann natürlich als unvorteilhaft bezeichnet werden, dadurch wird das Urteil aber nicht ungültig.

Aber weil Du ja so nett warst und mir ein paar Deiner Ansichten mitgeteilt hast, möchte ich dazu noch eine kleine Frage stellen. Sollte man das belohnen, dass sich jemand engagiert für die Eindämmung von Gewalt? Gar keine Diskussion, die Antwort ist natürlich 'Ja'. Da bin ich mir sicher, dass jeder hier im Forum zustimmt. Ist das aber auch so eindeutig, wenn jemand dazu erstmal selbst schwerkriminell werden musste, um das zu erkennen?

Nehmen wir an, diese Person hat (wie bei Tookie Williams der Fall) vier Morde (nebenbei noch zwei geplante Morde während seiner Zeit im Gefängnis, die er bei einem Ausbruch verüben wollte), vermutlich unzählige andere Straftaten, daneben noch die Gründung einer großen kriminellen Vereinigung, welche wie ein Krebsgeschwür dafür sorgt, dass manche Gegenden in LA ein Hort des Verbrechens und des Leides sind, verschuldet, bevor er überhaupt zu diesem Engagement finden konnte. Ich denke weder, dass dafür ein Preis fällig war, noch, dass man ihm eine einzige Nominierung zugestehen hätte sollen. Es wird auch immer nur geschrieben davon, wievielen Menschen seine Kinderbücher und sein Einsatz angeblich geholfen hätte, aber nicht davon, wievielen (und das werden mit Sicherheit nicht wenige sein) durch seine Taten aus der Vergangenheit und den Folgen (z. B. Beschleunigen der Entwicklung von Bandenbildungen usw.) Schlechtes zugefügt wurde.

Eine neunmalige Nominierung für den Friedensnobelpreis ist hier meiner Meinung nach nicht nur (wie es wohl beabsichtigt war) eine Würdigung der durchaus löblichen Wirkung seines Einsatzes und seiner Kinderbücher, sondern eben auch der Versuch seine Opfer etwas in Vergessenheit geraten und fast schon unwichtig erscheinen zu lassen. Genauer gesagt hätte man durch die Vergabe des Preises an ihn irgendwie signalisiert, dass man gewisse Akzeptanz zeigt für den Weg der zur Enstehung seines Engagements geführt hat (ohne die Morde wäre er vermutlich nicht zum Tode verurteilt worden, was sich wohl nachhaltig auf seine Einstellung zur Gewalt ausgewirkt haben dürfte). Haltet mich ruhig für seltsam, aber ich finde einfach nicht, dass man für den Friedensnobelpreis jemanden vorschlagen sollte, der selbst Auslöser von immenser Gewalt war und noch dazu andere motiviert hat, sich ebenfalls kriminell zu betätigen, dann aber Stück für Stück umkehrt, um die Wunden zu heilen, die er selbst zu verursachen geholfen hat. Das ist kein Versuch Frieden zu fördern, sondern nur der vergebliche Versuch, wieder den Status Quo herzustellen, der vor seinem Eingreifen in die Kriminalitätsstatistik bestand.
   
Mein Fazit nochmal: Innerer Wandel wünschenswert und gut, aber damit wird eine Tat nicht ungeschehen, ihre Folgen im Falle eines Mordes nicht gemildert. Jeder, der wegen Mordes verurteilt wurde, muss die Konsequenzen dafür tragen. In Kalifornien ist das eben, auch wenn man das nicht gut finden muss, die Todesstrafe. Eine Begnadigung ist aber auch im "harten Rechtsstaat USA" drin, wenn man bestimmte Voraussetzungen erfüllt. Dazu gehört (glaube ich sogar festgelegt im amerikanischen Recht) zumindest eine Entschuldigung für die Umstände, welche zur Verurteilung zum Tod geführt haben und die Reue diesen Vorfällen gegenüber. Williams hat das aber bei den vier Morden nie getan, diese bis zum Schluss abgestritten und folglich nicht bereut. Damit kann man den Fall zu den Akten legen.


Ich denke damit habe ich meinen Standpunkt eindeutig darstellt und bin damit mehr und vermutlich kontroverser auf dieses Thema eingangen, als ich das ursprünglich wollte.

mfg Deadite

Red Shadow

17 Dezember 2005, 01:13:18 #18 Letzte Bearbeitung: 17 Dezember 2005, 01:18:03 von red shadow
Dein Statement lasse ich weitgehend unkommentiert, weil ich mich mehr oder weniger wiederholen müsste. Ein paar Anmerkungen kann ich mir aber dennoch nicht verkneifen :icon_wink:.
Resozialisiert war nicht meine Wortwahl, insofern....Im Kontext von SilvioDantes Antwort konnte man aber durchaus erkennen, dass er den Begriff nicht im klassischen Sinn benutzt hat und ganz klar die Chance auf Veränderung zum Ausdruck bringen wollte.

ZitatEine neunmalige Nominierung für den Friedensnobelpreis ist hier meiner Meinung nach nicht nur (wie es wohl beabsichtigt war) eine Würdigung der durchaus löblichen Wirkung seines Einsatzes und seiner Kinderbücher, sondern eben auch der Versuch seine Opfer etwas in Vergessenheit geraten und fast schon unwichtig erscheinen zu lassen.

Weshalb sollte ein Abgeordneter des schweizerischen Parlaments, nämlich Mario Fehr, die Absicht haben, irgendein Opfer in Vergessenheit geraten zu lassen!? Wenn dir die Abläufe bei der Nominierung nicht bekannt sind, solltest du dich vorher informieren, bevor du hier solche Behauptungen aufstellst! Williams hat sich jedenfalls nicht selbst nominiert :icon_rolleyes:!

ZitatAber weil Du ja so nett warst und mir ein paar Deiner Ansichten mitgeteilt hast, möchte ich dazu noch eine kleine Frage stellen. Sollte man das belohnen, dass sich jemand engagiert für die Eindämmung von Gewalt? Gar keine Diskussion, die Antwort ist natürlich 'Ja'. Da bin ich mir sicher, dass jeder hier im Forum zustimmt. Ist das aber auch so eindeutig, wenn jemand dazu erstmal selbst schwerkriminell werden musste, um das zu erkennen?

Nehmen wir an, diese Person hat (wie bei Tookie Williams der Fall) vier Morde (nebenbei noch zwei geplante Morde während seiner Zeit im Gefängnis, die er bei einem Ausbruch verüben wollte), vermutlich unzählige andere Straftaten, daneben noch die Gründung einer großen kriminellen Vereinigung, welche wie ein Krebsgeschwür dafür sorgt, dass manche Gegenden in LA ein Hort des Verbrechens und des Leides sind, verschuldet, bevor er überhaupt zu diesem Engagement finden konnte. Ich denke weder, dass dafür ein Preis fällig war, noch, dass man ihm eine einzige Nominierung zugestehen hätte sollen. Es wird auch immer nur geschrieben davon, wievielen Menschen seine Kinderbücher und sein Einsatz angeblich geholfen hätte, aber nicht davon, wievielen (und das werden mit Sicherheit nicht wenige sein) durch seine Taten aus der Vergangenheit und den Folgen (z. B. Beschleunigen der Entwicklung von Bandenbildungen usw.) Schlechtes zugefügt wurde.


Natürlich muss man nicht schwerkriminell werden, um gewisse Dinge zu erkennen! Trotzdem darf man Williams' Engagement würdigen, da er den eigenen Irrsinn erkannt hat und für seine Taten ohnehin eine lebenslange Freiheitsstrafe verbüßte. Kein Opfer ist vergessen, das Engagement offenbart doch in aller Deutlichkeit seine schwerwiegenden Fehler! Er präsentierte sie, indem er energisch gegen seine eigene Erblast kämpfte! Ein Kampf gegen sich selbst bzw. seine eigene Vergangenheit ist der eindeutigste Beweis für gravierende Fehler! Trotzdem wäre der Gesellschaft (und dafür soll der Staat sorgen) mit der Fortführung seines Engagements mehr gedient gewesen, als mit seinem Tod. Für Sicherheit wurde gesorgt, indem er lebenslang eingesperrt wurde. Die Strafe lastete immer auf seinen Schultern, insofern kann von Verharmlosung gar nicht die Rede sein. Ein Staat ist nicht zuständig, um das Bedürfnis der Angehörigen nach Rache bzw. Genugtuung zu stillen. In erster Linie soll Sicherheit garantiert werden! Jedenfalls ist das meine Auffassung von staatlicher Gewalt! Für seine Taten wäre Williams lebenslang hinter Gittern gewesen, auch wenn er nicht hingerichtet worden wäre. Ob sein Tod der Gesellschaft dient, wage ich zu bezweifeln!

ZitatDass so viel Zeit vergangen ist, kann natürlich als unvorteilhaft bezeichnet werden, dadurch wird das Urteil aber nicht ungültig.

Natürlich nicht, aber in welchem Fall ist eine Begnadigung gerechtfertigt!? Unschuld schließt Gnade aus! Insofern bleiben eigentlich nur Zweifel an den Vorwürfen und ein Lebenswandel nach der Tat, wobei der Fall Williams Symbolcharakter hat und die genannten Kriterien erfüllt!
Why so serious?

WEAR RED, GET LOUD! GO 49ers!

Who's got it better than us? Nooobody!!!

TinyPortal 2.0.0 © 2005-2020