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Masters of Horror: "Imprint"-ich versteh nur "Bahnhof"!

Begonnen von vegetarian_cannibal, 26 Juli 2008, 01:06:46

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vegetarian_cannibal

26 Juli 2008, 01:06:46 Letzte Bearbeitung: 26 Juli 2008, 01:32:51 von vegetarian_cannibal
Hallo Masters of Horror-Fans,

habe heute "Imprint" uncut gesehen. Ich war total verwirrt danach. Für mich war das erstmal nix, weil ich nichts verstanden habe. Ich meine, die Story hab ich schon gerafft, aber nicht, ob sie etwas aussagen soll, und wenn ja, was.

Ich finde es ärgerlich, daß so viele, die den Film gesehen haben, bloß ein Wort dafür übrig haben: "krass". "Der war krass, hö hö. Jo, den muß man sehen, der war ja so krass" und ähnliches hört man von Leuten zu "Imprint." Na gut, die Folterszene mag krass gewesen sein, auch die ganzen abgetrieben Föten im Fluß. Wobei ich das persönlich alles nicht im geringsten "krass" finde (weil es nur ein Film ist!), und keine Sekunde lang fand ich den Film gruselig. Oder daß er auch nur ansatzweise irgendwie etwas mit "Horror" zu tun hätte (na außer der Hand, die ihr im Kopf wächst, solche Ideen haben auch Regisseure im Westen.). Ekelszenen alleinstehend sind für mich kein Horror.

Wenn ich jetzt nicht nach einer zweiten Meinung fragen würde, würde ich einfach sagen, das war ganz große Scheiße. Aber ich bin mir sicher, den Film absolut nicht verstanden zu haben. Ich fühle mich so, als ob ich verpasst habe, vor dem Ansehen von "Imprint" 3 Jahre japanische Kultur und Horrorgeschichte zu studieren.

Kann mir vielleicht einer weiterhelfen? Ich gucke sonst auch nie japanische Horrorfilme. Was ist der wesentliche Unterschied zwischen japanischem Horror und europäischen/amerikanischen? Was sollte man grundlegend wissen, um "Imprint" zu verstehen? Oder gibt es da nichts zu verstehen? :00000109:

Ich mag es nicht, mir so blöd vorzukommen. Auf jeden Fall muß ich sagen, daß die Leute, die den Film gut finden, weil er irgendwelche "krassen" Szenen hat, doch nicht ganz bei Trost sind. Man kann doch nicht anhand dessen einen Film für gut befinden. Da gehört für mich mehr dazu.

Wer eine Aussage in "Imprint" sieht, soll mir das doch bitte erklären. Was Takashi Miike da im Interview auf der DVD gesagt hat, hat mich nämlich auch keinen Schritt weitergebracht.

Lieben Dank,
Jess

P.S.: Hab jetzt schon alle externen links von der OFDb-Masters of Horror-Seite dazu gelesen und ich raff den Film einfach immer noch nicht!!!

Hana-Bi

26 Juli 2008, 08:27:08 #1 Letzte Bearbeitung: 26 Juli 2008, 08:38:52 von Hana-Bi
Ob du nun die Uncut Version oder die deutsche DVD Fassung gesehen hast ist völlig egal, es ist ja eigentlich nur die Folterszene die bearbeitet wurde und keinerlei Bedeutung auf die Story hat.

Ja anscheinend hast du vielleicht echt zu wenig asiatische Horrorfilme gesehen. Die Leute fragen immer wieder nach dem Sinn einer Geschichte, doch wieso benutzt du nichtmal deine eigene Phantasie? Der Film bietet genug um sich eigene Gedanken zu machen. Wie du weißt basiert er auch auf einen Roman der sehr historisch rüberkommt, habe ihn selber nichtmals gelesen.

Vielleicht hast du auch einfach nicht genug Miike Filme gesehen um Imprint folgen zu können. Aber erstmal müsste man ja wissen was du nicht verstanden hast. Imprint ist sehr surreal, vielleicht genau so wie ein Film von David Lynch. Die Gewaltszenen sind mir sowas von egal in Imprint, ich habe sowohl die ungeschnittene Fassung als auch die deutsche Fassung gesehen, es kommt mir auf die Atmosphäre an, wie der Film gemacht ist, und das finde ich genial. Mag ja sein das du einen Horror Splatter Film erwartet hast, aber das ist Imprint nicht.

Über das Ende kann sich jeder selbst seine Gedanken machen, man kann sich Imprint öfter als einmal ansehen. Und vielleicht wirst du auch nach erneutem schauen nicht schlau welche Geschichte im Film nun wirklich wahr war oder welche erlogen, was der Reporter wirklich zu verbergen hatte, auch wenn man es sich denken kann wenn man genug aufgepasst hat.

Vielleicht bist du ja auch eine dieser Personen die auf alles eine Antwort haben wollen ;)
Ich liebe surreale Filme, wo man nicht alles auf ein Silbertablett erklärt bekommt.
Dafür das dir der Film aber nicht gefallen hat, machst du dir aber sehr viele Gedanken wenn du schon einen eigenen Thread dafür erstellst ;)

Wenn der Film dich nicht packen konnte weil du ihn nicht verstehst, ist es klar das keine gruselige Atmosphäre kommen wird. Aber wenn du einfach mal abschaltest, ein bisschen Miike verstehst, dann ist Imprint vielleicht einer der gelungensten Horrorfilme die ich kenne.

Ich kann natürlich meine Meinung in einem Spoiler schreiben.

Christopher, der Reporter war verantwortlich für den Tod seiner Schwester, vielleicht hat er sie auch ermordet. Komomo erinnerte ihn sehr an seine Schwester, genau so erinnerte ihn aber auch die Namenlose Missgestalt an seine Schwester. Vielleicht spielte sich der Film aber auch nur im Gewissen von Christopher ab. Seine ganzen Schuldgefühle überkamen ihn, wahrscheinlich ist überhaubt nichts von all dem passiert was auf dieser mysteriösen Insel passierte. Fest steht eigentlich nur das er einen Mord begangen hat, wahrscheinlich weil er völlig wahnsinnig war.


Das ist nur meine Meinung, wahrscheinlich wird jeder anders über Imrpint gedacht haben. Du solltest dir aber nochmal alles ansehen.

vegetarian_cannibal

Ich habe alle Filme von Lynch gesehen, ich schätze auch Alejandro Jodorowsky sehr, "Santa Sangre" ist mein Lieblingsfilm. Ich habe jedoch bei "Imprint" eine AUSSAGE vermisst. Irgendwie konnte ich bei anderen surrealen Filmen eben immer eine Aussage erkennen, hier nicht.
Seltsamerweise, ich habe mir heute den Audio-Kommentar zu "Imprint" angesehen, kritisieren den Film sogar die eigenen Macher. Daß viele Ideen in's Nirgendwo gehen wird gesagt, natürlich daß Billy Drago bisweilen sehr schlecht spielt (objektiv und völlig rictig) und daß es wohl ein Problem war, daß der Film auf Englisch gedreht wurde.
Daß bei "Imprint" so vieles im Nichts endet, wird aber auch mit einer viel zu kurzen Drehzeit erklärt. Das ist natürlich schade. Surreal ist o.k., und deine Interpretation erklärt zwar die Story ähnlich des Audiokommentares; jedoch fehlt weiterhin völlig eine Aussage, etwas, daß der Zuschauer mitnehmen kann.
Nein, gefallen hat er mir subjektiv nun wirklich nicht. Wie im Audiokommnetar auch richtig gesagt wird, kann der Zuschauer sich mit keiner der Charactere identifizieren. Das ist ein weiterer wesentlicher Aspekt, der bei "Imprint" völlig fehlt. Aber bevor ich ein Review dazu schreibe, wollte ich einmal wissen, ob ich eine wichtige Aussage hier einfach verpasst habe. Das scheint ja nicht der Fall zu sein? Oder hat irgendwer etwas aus diesem Film mitgenommen?
Bei Miike's Remake von "The quiet family" ("The happyness of the Katakuris") konnte ich hingegen sehr viel an Aussage mitnehmen. Somit war ich von "Imprint" schon ziemlich enttäuscht. Desweiteren, wenn ein junger Regisseur den gleichen Film gemacht hätte, dessen Name noch unbekannt gewesen wäre, wäre "Imprint" denke ich von der Kritik abgeschossen und nicht so hoch gelobt worden wie vielerorts. Die Story steht quasi im Nichts und gibt nichts her, über daß es sich nachzudenken lohnt. Das sehe ich nach dem anhören des Audiokommentares nun noch mehr so.
Sollte trotzdem jemand eine Aussage in "Imprint" gefunden haben, würde mich das interessieren. Ansonsten wird mein Review das Fazit "halbgare Horrorstory mit schlechtem Hauptdarsteller und teils unausgereiften Ideen" haben.

Hana-Bi

Also wenn du wirklich alle Filme von David Lynch gesehen hast, dann sag mir mal was die Aussage von Inland Empire war. Keine Frage, ich fand den Film genial, aber wo ist da die Aussage? Bei so einer langen Laufzeit habe ich absolut gar nichts am Ende verstanden. Das musst du ja schon ein wenig mit Imprint vergleichen wenn du diesen als Aussagelos bezeichnest^^

Happy Harry mit dem Harten

26 Juli 2008, 23:13:49 #4 Letzte Bearbeitung: 26 Juli 2008, 23:16:37 von COPFKILLER
IMPRINT hat in vielerlei Hinsicht sehr wohl eine "Aussage". Zunächst einmal rechnet er ab mit dem verklärend-romantisierenden Blick, den Hollywoodproduktionen wie LAST SAMURAI oder DIE GEISHA auf die japanische Kultur werfen und ist durchaus geschichtskritisch zu verstehen.

Aus einem ästhetisch so gelungenen Film wie IMPRINT (oder TV-Episode, wie auch immer) kann man eine Menge mitnehmen wenn man sich zum Beispiel auf die psychologische Doppelbödigkeit einlässt. Außerdem halte ich sowohl die Folter-Szene als auch die anderen makabren Details durchaus für wichtig, um eben diese morbide Atmosphäre überhaupt zu schaffen. Miike lässt eine unschuldige Person grausames Leid erfahren und der Zuschauer kann sich aufgrund der Umstände keineswegs an der Gewalt ergötzen - wirklich surreal ist dann das imo verstörende Ende wenn der Horror sich endgültig körperlich manifestiert.

Wie Hana-Bi aber schon richtig sagt, sollte man sich nicht an vorgeschriebenen Interpretationen aufhängen sondern sich ein eigenes Bild machen. Nicht immer ist eine möglichst deutlich vorgetragene 'Aussage' nötig für ein Kunstwerk. Geht es um einen Film wie "Dead Man Walking", der sich deutlich ausspricht gegen die Unmenschlichkeit der Todesstrafe, dann muss man natürlich eine gewisse Eindeutigkeit erreichen. Wenn das nicht der Fall ist, dann endet es wie beim formal gelungenen aber inhaltlich fragwürdigen DAS LEBEN DES DAVID GALE.

Filmemacher wie Jodorwosky, Lynch und Miike behandeln aber viel abstraktere Themenkomplexe und daher sollte man ihnen dankbar sein für ihre nebulöse Vielschichtigkeit. Ein Film wie LOST HIGHWAY, der unterschiedlichste Gedankengänge inspirieren kann, ist mir tausend mal lieber als ein gefälliger Streifen mit allgemeingültiger und -verständlicher Botschaft.

vegetarian_cannibal

Danke, COPFKILLER, ich weiß das zu schätzen. Ich habe nun mal keine Ahnung von japanischer Geschichte, aber was du sagst, ich sicher völlig richtig. Das wertet den Film schon mal für mich auf.

Ästehtisch gelungen, du meinst, schön gefilmt? Das ist er durchaus. Wobei ich nicht sicher bin, ob die Folterszene (ich habe ja die uncut gesehen) wirklich so lange sein mußte-aber gut, um zu zeigen, wie drastisch so etwas ist, durchaus in Ordnung. Blöderweise gibt es wohl Zuschauer, die das garnicht raffen und sich trotzdem daran ergötzen-dafür kann Miike ja nun leider nichts.

Es ist durchaus richtig, daß solche Filme sehr unterschiedlich interpretiert werden können. Zu David Lynch's "Triptychon" ("Lost Highway"-"Mulholland Drive"-"Inland Empire") habe ich für mich persönlich auch eine völlig logische Interpretation/Aussage gefunden. (ich sehe diese 3 Filme übrigens stark zusammenhängend) Hana-Bi, soll ich es dir jetzt dringend verraten oder kannst du noch mein Review zu "Inland Empire" abwarten, welches demnächst mal auf dem Programm steht? Ich wollte, bevor ich ihn reviewe, nochmal alle 3 eben genannten am Stück anschauen; dann ergibt sich ein anderes Bild, als wenn man sie einzeln schaut; und darauf möchte ich bei den Reviews eigehen.

Anyway, es gibt doch sicher für jeden mindestens einen Film, mit dem er/sie Schwierigkeiten hat. Das sollte doch verzeihlich sein. Wenn ich Scheuklappen von der Augen hätte, hätte ich nicht diesen Thread aufgemacht, sondern "Imprint" einfach mit 1 Punkt bedacht und abfällig reviewt. Das schien mir in dem Fall aber nicht gerecht zu sein. Es freut mich, daß COPFKILLER mir hier eine mögliche Interpretation zur Aussage gegeben hat, auf die ich selbst nun mal nicht gekommen wäre.

Roughale

Ich habe Imprint damals nur auf Stimmungsebene rezipiert, da kann er schon einiges bieten, aber bnei Regisseuren wie Miike suche ich nach keiner Aussage, er hat halt masters of Horror dafür benutzt mal ein wenig die Tabus auszuloten und das mit den Embryos war schon heftig, auch die Folterszene war recht grafisch, aberda hatte ich eher den Eindruck, dass er da den Miike - Itchi Stempel aufsetzen wollte, gewirkt hat die Episode eher unterbewusst, irgendwie wage ich mich da an die Verzweiflung des nicht entfliehen könnens erinnern, aber das ist echt sehr lange her!

Heftig war die Folge, aber das heisst ja nicht, dass sie nicht gut war, ich bin mir auch nicht sicher, ob der wirkliche Grund des nicht Sendens die Härte war, es war eher die Inszenierung am Zielpublikum vorbei.

Miike kann schon gute Filme machen, wenn er swill, wenn er aber den Lynch raushängen lässt (Gozu) ist es für mich unerträglich, aber auf der Ebene kann man nicht argumentieren, weil die Hurz-Lynch-Jünger keine Kritik an ihrem Meister akzeptieren... UIch persönlich suche auch nicht immer nach Aussagen von Filmen, zumindestens nicht bei genrefilmen - was waren denn die Aussagen in den anderen MoH Folgen? Sorry, aber mit Verlaub gesagt, ist das Quatsch ;)

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

vegetarian_cannibal

Ja, wenn ein Film nicht surreal ist, suche ich auch nicht unbedingt nach einer Aussage. Bei surrealen Filmen aber-zählt entweder die Atmosphäre (die bei mir in "Imprint" nicht zündete!)oder eine Aussage. Ohne jegliche Atmosphäre oder Aussage ist das nur eine Aneinanderreihung von Bildern, und das kann ich nun mal auf den Tod nicht ausstehen. Das kann jeder 12jährige, der ne Kamera in die Hand kriegt, surreale Bilder ohne Atmosphäre und Aussage aneinander reihen. Bei sowas komm ich mir reichlich verarscht vor.

Roughale

Gerade bei Surrealem trift das mit der Aussage doch eher nicht, so seh ich das zumindestens, oder zählt "ich verarsche alle, auch meine Fans!" als Aussage? Ist ja wohl klar, wen ich damit meine ;)

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psychopaul

Warum läutete in der einen Star Trek Folge damals bei Data ständig das Telefon in seinem Körper? Richtig, bei Episoden von phantastischen TV Serien braucht man keinen tieferen Sinn, sondern es geht nur um möglichst abgedrehte Unterhaltung, die man sich schnellessartig reinziehen kann. :icon_mrgreen:

Dass Miike, im deutlichen Unterschied zu Lynch, oftmals einfach ein nicht gerade tiefgründiger Verwurster von irgendwelchen kranken Ideen zum puren Gaudium der geneigten Zuschauer ist, sollte bekannt sein.
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Three little devils jumped over the wall...

McKenzie

Zitat von: psychopaul am 28 Juli 2008, 20:13:32
Dass Miike, im deutlichen Unterschied zu Lynch, oftmals einfach ein nicht gerade tiefgründiger Verwurster von irgendwelchen kranken Ideen zum puren Gaudium der geneigten Zuschauer ist, sollte bekannt sein.

Miike ist schlicht alles zugleich: Autorenfilmer, Trashfilmer, Kommerzfilmer, Indie-Regisseur, Undergroundler, Avantgardist (bei ca. 3 Filmen pro Jahr auch nicht schwer  :icon_lol:). Ihn so zu reduzieren halte ich doch für einigermaßen kurzsichtig, Paul - seine Filmographie besteht schließlich nicht nur aus "Ichi the Killer", "Dead or Alive" und "Audition".
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

psychopaul

Deshalb auch die Einschränkung "oftmals", kannst du nicht lesen?  :icon_razz:  :icon_razz:

Dass er auch feinfühlige Sachen drehen kann, weiß ich natürlich, bin ja auch so etwas wie ein Fan von ihm, nur hab ich das Gefühl, dass er halt auch einfach alles macht, was überhaupt geht, ohne eine besondere Message vermitteln zu wollen, auch wenn er sozusagen als Autorenfilmer rangeht. Aber vielleicht täusche ich mich auch, hab mich mit ihm noch nie tiefgründig beschäftigt, sondern seine Filme meist nur oberflächlich genossen, das dafür dann richtig.  ;)
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vegetarian_cannibal

Daß er alles macht, was überhaupt geht, da stimme ich Psychopaul zu. Soviel wie der immer raushaut. Da kommen manchmal auch Meisterwerke ("The happyness of the Katakuris") bei raus, ich bin mir aber immer noch sicher, daß dies nicht immer der Fall ist.
Was Lynch angeht, so kann man die beiden kaum vergleichen. Lynch ist einfach zu sehr Americana. Seine Stories funktionieren auch meist nur in Amerika. (Siehe "Blue Velvet", "Wild at heart") etc., "Inland Empire" war teils ne Ausnahme, obwohl "Inland Empire" ja auch wieder ein Stadteil von L.A. ist, daß Lynch hier ein bißchen portraitiert hat. (Daß der Mulholland Drive, den ich selbst auch oft runtergefahren bin, die "Straße der Finsternis" ist, da stimme ich übrigens zu. Ein seltsamer Platz auf der Welt mit einer merkwürdigen Atmosphäre.) Lynch funktioniert sicher besonders gut bei Leuten, die (wie ich) mal in L.A./Umgebung gewohnt haben. Miike funktioniert sicher besonders gut bei Japanern. Für mich ist Miike oft ein Kulturschock, das habe ich wohl begriffen. Sicher ist Lynch das gleiche für die Japaner.
Jedoch, obwohl beide surreale Bilder zeigen, finde ich sie schon sehr verschieden. Geb Lynch ein Drehbuch, daß für Miike bestimmt war, und Miike eins, daß für Lynch bestimmt war, und wahrscheinlich werden zwei absolute Katastrophen draus. Andererseits, könnte das natürlich auch ein tolles Experiment werden (vielleicht sollte jemand es Ihnen vorschlagen :icon_smile:)

Grusler

Man kann seinen Dämonen nicht einfach entkommen, besonders wenn es sich um Kindermord handelt.
Erst ist er (Billy Drago) verliebt in eine Nutte in Japan, dann bringt er seine kleine Schwester in Amerika um und dann ist er wieder auf der Suche nach seiner geliebten Nutte, wahrscheinlich um die Schuldgefühle zu kompensieren, denn nichts ist ja wohltuender als Liebe, glaubt er zumindest. Dann im Japan-Puff, gibt es ne Nutte die seiner einstigen Geliebten sehr ähnlich sieht, allerdings auch entstellt bzw. mutiert ist, was metaphorisch darstellen könnte, dass die Liebe, die er für seine Geliebte empfand entsprechend entstellt ist, weil er sich durch den Kindermord zu weit von seiner Liebe entfern hat, bzw. sie kaputt gemacht hat.
Diese Verweise auf Inzucht in der Familie, aus der die entstellte Nutte kommt, deuten darauf hin, dass er wohl auch erst mit seiner kleinen Schwester gevögelt hat, bevor er sie umgebracht hat, er also ein pädophiler, Inzucht betreibender Triebmörder ist. Tja, sowas kann man nicht einfach wegdrängen und so bekommt er am Ende seine schicksalhafte Strafe, Wahnsinn und Einsamkeit.

Letztendlich geht es um einen perversen Mörder, der von seinem Gewissen/Schicksal eingeholt wird. Da nutzt auch kein verdrängen durch angebliche Liebe --> Imprint!

So sehe ich Imprint. Übrigens ist der Titel genial, in Bezug auf das was der Film bietet, der Begriff ist nicht umsonst als Titel gewählt. :icon_twisted:


ROCK 'N' ROLL WIRD NIEMALS STERBEN, IHR SCHEISSER!
 -Rollie LeBay


Ko(s)misches Sein.

vegetarian_cannibal

Ja, Grusler, schöne Interpretation-wobei es nie klar wird, ob er seine Schwester wirklich umgebracht hat. Ich denke, das bleibt völlig dem Zuschauer überlassen. Deine Interpretation ist jedoch in sich sehr stimmig. Sicherlich eine Möglichkeit, den Film zu sehen. Vor allem in Bezugnahme auf den Titel! Recht herzlichen Dank für diesen guten Beitrag.

Grusler

Ich frage mich nur, warum Miike mit seinem Werk nicht zufrieden ist? Für mich ein kleiner Meister-Schocker und mit die beste Folge der ersten Staffel von MoH. Und auch Billy Drago spielt die Rolle des psychotischen Wracks perfekt, komisch das seine schauspielerische Leistung so mies gemacht wird. Seltsam.
ROCK 'N' ROLL WIRD NIEMALS STERBEN, IHR SCHEISSER!
 -Rollie LeBay


Ko(s)misches Sein.

vegetarian_cannibal

Dann hör dir mal den Audiokommentar auf der DVD an...ich find ihn sehr aufschlußreich. Jedoch, Billy Drago übertreibt in manchen Szenen doch wirklich so, daß es nicht mehr schön ist...

Grusler

Ich habe leider nur die dt. Leih-DVD, da ist kein Audiokommentar drauf. :icon_evil: Werde ich aber mal nachholen, mit der UK-Box. Na ja, weiter oben wurde ja schon etwas auf die Probleme eingegangen, Drehort USA u.s.w. Für einen "Problemfilm" ist das Ergebnis doch wirklich noch sehr gut geworden, finde ich. Na ja, evtl. ist Miike's Meinung zu seinem USA-Film auch "Imprint" :icon_mrgreen:
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Ko(s)misches Sein.

Hana-Bi

ZitatIch frage mich nur, warum Miike mit seinem Werk nicht zufrieden ist? Für mich ein kleiner Meister-Schocker und mit die beste Folge der ersten Staffel von MoH.

Also im Making Of erwähnt Miike doch das Imnprint vielleicht einer seiner besten Filme geworden ist, er diese Meinung aber vielleicht nach seinen nächsten Filmen schon wieder ändern wird. Also so unzufrieden ist er dann doch nicht ;)

Ich bin ein fanatischer Miike Fan. Ich habe mich mit all seinen Werken die ich bisher gesehen habe auseinandergesetzt. Die Katakuris ist da einer der wenigen Filme von ihm den ich nicht wirklich gut fand. Aber man muss sich nur einmal die ruhigeren Werke von Miike angucken, Filme wie The Bird People In China zum Beispiel.

Imprint kann man vom Stil her mit Audition und Ichi The Killer vergleichen. Eine eher ruhige und entspannte Atmosphäre die aber doch sehr verstörrend und wahnsinnig rüberkommt, mit ein bisschen Ichi The Killer Folter und Tabubrüche, zumindest für einen amerikanischen Film.

Ich werde mir deine Reviews dann mal durchlesen wenn du sie fertig hast @vegetarian cannibal.

vegetarian_cannibal

"Imprint" review ich aber nicht - wenn man keine Ahnung hat, soll man sich schön ruhig verhalten! Ich könnt ja nur das wiedergeben, was ihr mir gesagt habe. Von Miike hab ich gesehen: "Dead or alive", "Ichi the killer" (sagt mal, lohnt sich es, den uncut zu sehen? Von dem kenn ich nur den cut), "Audition" und "The happyness of the Katakuris". Letzteren fand ich am Besten. Hat mich als Familienmensch (mit selbst einer schrägen Familie) doch sehr berührt! Da sieht man aber mal, daß es auch auf die subjektive Empfindung bezüglich Themen bei Filmen ankommt. Wie kann jemand, der Gruselgeschichten schlichtweg langweilig findet, sich z.B. von "Dawn of the dead" angesprochen fühlen? "Katakuris" spricht eben auch nicht jeden an. Ich sag nur soviel, es ist mein einziger 10 Punkte-Kandidat von Miike. Durchaus subjektiv. Die anderen (nur von den genannten) sprechen mich von den Themen alleine schon weniger an. Zu "Katakuris" kommt definitiv mal ein Review; zu den anderen evtl., zu "Imprint" fairerweise keins.
Ich kann dich verstehen, Hana-Bi. Jeder hat doch seine Lieblingsregisseure. Und findet es unsäglich, wenn dann ein Reviewer daherkommt, der diesen Regisseur dann aus Ahnungslosigkeit zerpflückt. Keine Sorge, bei mir nicht. Wenn ich einem Film 1 Punkt gebe, dann muß ich schon völlig davon überzeugt sein, es mit einem Film zu tun zu haben, der weder eine Aussage, noch eine Originalität, noch eine Atmosphäre, noch gute Schauspieler und ebenso keine gute Technik enthält.
Um es also nochmal zu sagen...ich habe ihn jetzt 3 mal gesehen, un "Imprint" gefällt mir nicht, dies ist allerdings eine VÖLLIG subjektive Empfindung und daher werde ich auch kein Review dazu schreiben. Es könnte halt nichts vernünftiges (objektives) dabei rauskommen.

Hana-Bi

30 Juli 2008, 01:37:50 #20 Letzte Bearbeitung: 30 Juli 2008, 01:40:07 von Hana-Bi
Zitatsagt mal, lohnt sich es, den uncut zu sehen? Von dem kenn ich nur den cut

Den solltest du aufjedenfall mal Uncut sehen, es fehlen ja in der deutschen Fassung ungefähr 13 Minuten.

Du hast viele bekannte Miike Filme gesehen. Aber ich könnte dir echt folgende Filme mal empfehlen:

Shinjuku Killers
Fudoh
Rainy Dog
Blues Harp
The Bird People In China
Agitator
Graveyard Of Honor
The Call
Gozu
Krieg Der Dämonen
Crows Zero

Das sind Filme die ich sehr gerne sehe. Wobei ich leider noch nicht dazu kam mir Crows Zero ganz anzugucken. The Call ist ein sehr Mainstreamlastiger Horrorfilm, doch da Miike die Regie geführt hat ist er auch da wieder einzigartig. Das Remake war so verdammt langweilig, ich habe den Film sogar ausgemacht. Bei Gozu musst du jedoch selbst wissen ob du dir das antun willst, es ist ganz klar das der Film an Filme von David Lynch angelehnt ist. Ansonsten wirst du einen ziemlichen Genremix sehen wenn du dir mal die Filme anschauen solltest. Ein wirklich Tabubrecher ist eigentlich nicht dabei. Besonders Filme wie Rainy Dog oder Krieg Der Dämonen dürften dich überraschen.

Imprint ist ja auch nicht der erste Film der zu einer Sammlung von Horrorepisoden gehört. Vielleicht solltest du dir daher mal Box von Three Extremes ansehen. Die Episode ist unglaublich Atmosphärisch und zeigt traumhaft schöne Bilder wie ich finde. Vielleicht könntest du daher Imprint ein bisschen besser verstehen. Wenn nicht, macht es aber auch nichts^^

vegetarian_cannibal

Jop, irgendwann schau ich mir die sowieso an :-) aber alles der Reihe nach. Hab grad schon wieder nen Paket mit DVDs unterwegs, dann kommt das Fantasy Filmfest (vielleicht bist ja auch da in irgendeiner Stadt?), ich denk mal der August ist quasi schon verplant...

Hana-Bi

Da ich in Dortmund wohne werde ich auch in Dortmund auf dem Fantasy Filmfest sein. Kenne nur noch nicht das Programm was hier so gezeigt wird.

vegetarian_cannibal

Das ist zwar OT, aber bei dir in Dortmund wird das selbe gezeigt wie bei uns in Köln...(nur, sebstverständlich, zu anderen Zeiten)
www.fantasyfilmfest.com
ich empfehle herzlichst "Repo" (siehe Repo-Thread)
sorry für das OT...viel Spaß dir, Hana-Bi!

Roughale

Sorry, Hanna-Bi, aber Gozu ist wirklich nicht empfelenswert... ;)

esta es la mejor mota
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Hana-Bi

Zitat von: Roughale am 30 Juli 2008, 16:16:55
Sorry, Hanna-Bi, aber Gozu ist wirklich nicht empfelenswert... ;)

Da kann man sich echt streiten, aber ich liebe diesen Film echt :D

rierami

So, habe den Film jetzt endlich auch mal in der uncut gesehen. Wo bitteschön gibts hier Unklarheiten? Der Film ist logisch und geradlinig erzählt. Streicht man immer das Unwahre was dem Reporter erzählt wird aus dem Gedächtnis und fügt die neue Realität dazu macht der Film absoluten Sinn - bis auf das surreale Ende mit der Schwester - darum ist es eben ein Horrorfilm und nicht ein Splattermovie...!!!!
Ich persönlich hatte keine Probleme diesem Film zu folgen finde ihn auch als gelungen, wenn ich auch mit dem surrealen Ende nicht ganz einverstanden bin. Die Folterszene, die in D fast komplett fehlt ist gut, ja - aber sonderlich vom Hocker hat die mich auch nicht gerissen. Darum von mir gute 7/10 Punkte für Miikes Beitrag zu MoH!
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