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An American Crime (Drama mit Ellen Page)

Begonnen von rierami, 9 Juni 2009, 00:00:44

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rierami

http://www.ofdb.de/film/113051,American-Crime-An
Ich glaub es nicht keinen Thread zu diesem Film gefunden zu haben :icon_eek:

Es kommt öfters vor das ich mal meine Meinung zu einem Film hier im Forum poste, es kommt auch vor das ich mal einen Thread wiederbelebe weil es sich um einen älteren Film handelt. Es ist aber selten das ich einen Thread eröffne weil mich ein Film besonders getroffen hat. Heute bin ich durch Zufall in der ofdb auf den Film American Crime gestossen. Angetan wegen den guten Bewertungen und der Inhaltsangabe hab ich mir den Film aus der Videothek besorgt. Gerade gesichtet und jetzt? Hab ich ein verdammt flaues Gefühl im Magen. Ja, es gibt nur ganz wenige Filme die sowas schaffen! Der letzte war Martyrs (!) und der wird im allgemeinen als sehr hart gehandelt. American Crime steht dem aber in nichts nach obwohl auf jedliche Gewaltdarstellung verzichtet wurde. Besonders betroffen macht der Film auch das man dank einer herausragender Darbietung von Ellen Page ein gewisses Mitgefühl/Mitleid für das Opfer entwickelt. Und das alles unter dem Hinweis das es sich um eine wahre Geschichte handeln soll. Freunde, solch humorlose, knochentrockene und knüppelharte Filme OHNE Gewaltdarstellung sind selten!
Aber nicht nur das Schicksal der Figur Sylvia macht einen betroffen. Es ist auch das ganze soziale Umfeld in der dieser Film spielt, die Ignoranz von Leuten die etwas unternehmen hätten können, der Gruppenzwang der gezeigt wird und, und, und.... Insgesamt gesehen mit das beste Drama was ich kenne, ein Film der wachrüttelt mal seine Augen aufzumachen was in seinem Umfeld geschieht und nicht den Kopf in den Sand stecken wenn mal was merkwürdig ist. Ein derart sozialkritisches Meisterwerk, glänzend in Szene gesetzt und eine Ellen Page in ihrer imo besten Rolle erhalten von mir meine persönliche Höchstnote von 9,5/10.

Und ja, es eigentlich KEIN Film den man sehen möchte aber mal gesehen haben sollte :icon_sad:
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Hedning

9 Juni 2009, 02:39:29 #1 Letzte Bearbeitung: 9 Juni 2009, 03:05:24 von Hedning
Da soll es wirklich keinen Thread zu geben?

Ich stehe dem Film mit gemischten, eher negativen Gefühlen gegenüber, da er eine extrem grausame Geschichte dröge und für mein Empfinden ungeschickt erzählt. Die unbegreiflichen Handlungen werden einem einfach vor die Nase gesetzt und anstelle einer tatsächlichen psychologischen Aufarbeitung genügt sich der Film in der Darstellung des Protokollieren, wenn es denn alles so wirklich festgehalten worden sein sollte. Des Weiteren finde ich die ständigen Vorausblenden zu der seitens fast aller Beteiligten emotionslos-protokollhaft geführten und psychologisch völlig unergiebigen Gerichtsverhandlung total überflüssig. Muss man wirklich so viele "Oldies" einspielen, damit der Zuschauer auch ja immer weiß, wann das Ganze vor sich geht? Warum der Film sich gegen Ende in einen rein fantasierten Handlungsabschnitt flüchtet, ist mir auch unklar. Ging es da um so was wie einen "Plottwist" zu erzeugen? Gut gefallen, um auch was positives zu erwähnen, hat mir der Schlusskommentar.


StS

Auf der Basis des zugrunde liegenden wahren Verbrechens hat der Autor Jack Ketchum ja auch einen Roman geschrieben, der sich der Materie (von einzelnen Elementen her) "etwas fiktiver" annähert und ebenfalls schon (imo: sehr gut und ungemütlich) verfilmt wurde:

"the Girl next Door" bzw. "Evil"

http://www.ofdb.de/film/121786,Jack-Ketchum%27s-Evil

-->  Ebenfalls zu empfehlen!
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

whitesport

9 Juni 2009, 08:44:39 #3 Letzte Bearbeitung: 9 Juni 2009, 10:47:16 von whitesport
Die meisten Ketchum Verfilmungen machen sich in der Tat recht gut, fand "Evil" auch besser...

rierami

(mit Spoiler)
@Hedning: Bedarf es denn einer psychologischen Aufarbeitung? Liegt es denn nicht auf der Hand das es das Werk einer psychisch kaputten, kranken Frau ist, die im Leben versagt hat und seiner eigener sechs Kinder nicht "Herr" wird? Ist es nicht eindeutig das die beiden Pflegekinder a, nur ausgenutzt werden und dann b, als Sündenböcke herhalten müssen wobei es hier Sylvia härter trifft weil ihre Schwester gefügiger ist und sich sogar am Matyrium beteiligt und NICHTS dagegen tut? Ist dann diese Emotionslosigkeit bei der Gerichtsverhandlung nicht eine logische Schlussfolgerung?
Für mich ist dieser Film -bis auf eine Sache- stimmig es passt zusammen (u.a. die Oldies passen in einen Film der Mitter der 60er spielt) Auch die eingefügten Gerichtsszenen sind stimmig, ja sogar notwendig da man auf die Darstellung von Greueltaten (Flasche!) verzichten konnte.
So ist es es ein Film der sich nur auf Fakten bezieht und das "warum" und teils auch das "wie" der Vorstellungkraft des Zuschauers überlässt.
Dann die "Sache": Warum haben Sylvias Eltern nicht sofort die Polizei eingeschaltet und sogar Sylvia wieder zurückgebracht???

@The Girl next Door: Liest sich wie eine Zweitverfilmung? Mal schaun ob ich den nicht heute in der Videothek bekomme - danke für den Tip!!!
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StS

Ich hab "the Girl next Door" (siehe meine Kritik in der Ofdb ;) ) noch vor "An American Crime" gesehen - ich denke, dass der Film, der als zweites geschaut wird, unweigerlich etwas weniger Wirkung erzielt. Ich halte beide aber für sehenswert - einfach aufgrund der etwas anderen Ansätze. 
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Mr. Blonde

10 Juni 2009, 00:41:28 #6 Letzte Bearbeitung: 10 Juni 2009, 00:43:16 von Mr. Blonde
Ich fand den Film leider nur durchschnittlich und unterschreibe Hednings Posting. Irgendwie dümpelt er nur vor sich hin, ohne das großartig viel passiert. Die Schauspieler wirken alle irgendwie gelangweilt, kann aber auch an der deutschen Synchro liegen, welche nicht so prickelnd ist. Zumindest hat der Film bewirkt, dass ich mich mit dem ganzen Fall ein wenig beschäftigt habe. Grauenvoll, wozu manch einer fähig ist. Das ist auch das Problem, der Film ließ mich irgendwie kalt, weil es einfach nicht gut rübergebracht wurde. Die Schilderungen des wahren Verbrechens sind weitaus schlimmer.

Ansonsten ist nur noch bemerkenswert, wie gruselig-ähnlich sich Ellen Page und die tatsächliche Sylvia Marie Likens sehen.  :icon_eek:

rierami

So, jetzt auch EVIL gesichtet - mein Fazit (SPOILER):

Beide Filme bauen auf der gleichen Story auf und doch sind sie grundauf verschieden. Bei American Crime (AC) wird das Schwesternpärchen von den Eltern wild Fremden gegen Bezahlung anvertraut, bei Evil sind es Vollwaisen. die bei ihrer Tante 2.Grades unterkommen. Bei AC gelingt die Flucht bei Evil nicht. Das sind mal die Grundmerkmale der unterschiedlichen Storyabläufe. Bei AC bekommt man Fakten hiebweise vor den Latz geknallt "es ist halt so" bei Evil geht man einfühlsamer mit der Story um, sie wird flüssig erzählt und versucht mehr auf die Figuren einzugehen ---> Insbesondere der Nachbarsjunge und die Tante bekommen wesentlich mehr Aufmerksamkeit als das Opfer (um das es ja eigentlich geht). Und schon sind wir bei meinem Kritikpunkt: Während AC die Fakten nüchtern ohne Emotionen erzählt, bekommt hier die Täterin fast schon mehr Aufmerksamkeit als das Opfer. Ebenso entsteht bei AC die Gruppendynamik erst während sie bei Evil -erziehungsbedingt- von Anfang an vorhanden ist. Bei AC ist es eine verzweifelte Frau die ihren Frust ausläßt bei Evil eher eine sadistische Alkoholikerin. Soviel zur Erzählweise der Filme.
Jetzt zum Gore bzw. dessen Darstellung: Dargestellt wird auch bei Evil alles nur im Off aber er geht in der Folter noch einen Schritt weiter und "verdient" sich hier die höhere Freigabe: Bei Evil kommt noch das Delikt der sexuellen Peinigung, des Mißbrauchs und gar sexueller Gewalt vor. Imo aber bei diesem Film völlig unnötig! Was bleibt ist die Erkenntnis das mir persönlich die trockene Erzählweise von AC wesentlich besser gefällt bzw. mich härter trifft als die doch recht zahme Erzählweise von Evil. Daher befinde ich meine 9,5 bei AC unterstrichen und vergebe Evil nur 8/10 Punkte...
Sehenswert sind aber in der Tat beide Filme, man bekommt bei Evil alles halt nur etwas zu vorgekaut ;) ;)
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lastboyscout

Unbequem.
Das ist das Wort, das mir spontant einfiel, als der Film zu Ende war.
Parallel zum Film hab ich mich über den Fall im Internet informiert, und war ehrlich gesagt geschockt und entsetzt, zu was Menschen fähig sind. Wieder einmal.  :icon_sad:
Ob sowas natürlich einer filmischen Aufarbeitung bedarf, sei natürlich mal dahingestellt.
Als "guten Film" würde ich sowas dann auch nicht unbedingt bezeichnen, eher als ne filmische Aufarbeitung der Geschehnisse, die wirklich erschreckend sind.
Hut ab natürlich auch vor den darstellerischen Leistungen.

Ähnlich unbequem fühlte ich mich beim Ansehen von The Woodsman.
http://www.ofdb.de/film/46051,The-Woodsman
Ich finde es immer wieder sehr mutig von Schauspielern, in solchen Filmen mitzuwirken, denn solche Arbeiten gehen meistens etwas unter, was ich sehr schade finde.
I`m a tragic hero in this game called life,
my chances go to zero, but I always will survive.
( Funker Vogt - Tragic Hero )

What is your pleasure, sir? This is mine:
http://www.dvdprofiler.com/mycollection.asp?alias=lastboyscout

Private Joker

Auch SPOILER

Zitat von: rierami am 13 Juni 2009, 01:15:09
Bei AC gelingt die Flucht bei Evil nicht.

Habe ich da den falschen Film gesehen oder hast Du nicht bis zum Ende durchgehalten ? - die "Flucht" bei AC ist doch nur die letzte "Vision" der Sterbenden oder schon Toten !

Wäre ja auch etwas merkwürdig bei einem Tatsachenfilm das Ende abzuändern.

"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Hedning

Oh, ist rierami bei diesem von ihm so geschätzten Film etwa was derart Entscheidendes entgangen?

Nibi

Zitat von: lastboyscout am 14 Juni 2009, 06:01:36

Ähnlich unbequem fühlte ich mich beim Ansehen von The Woodsman.
http://www.ofdb.de/film/46051,The-Woodsman
Ich finde es immer wieder sehr mutig von Schauspielern, in solchen Filmen mitzuwirken, denn solche Arbeiten gehen meistens etwas unter, was ich sehr schade finde.

Mit Abstand der kontroverseste Film den ich je gesehen habe.
An American Crime wird bald gesichtet, er liegt hier schon.
-It's blood
-Son of a bitch

a deer

"The Woodsman" find ich immer noch einen großen Film, da der Film versucht, und damit steht er, zumindest fallen mir spontan keine anderen Beispiele ein, wenngleich es sie bestimmt gibt, relativ alleine in seinem Millieu da, er versucht, Pädophile als das zu portratieren, was sie sind, nämlich kranke (vom Leben erkrankte?) Persönlichkeiten, keine unnachvollziehbaren Dämonen, die geradeweg aus der Hölle kommen um den schwächsten Mitgliedern unserer Gesellschaft und deren Umwelt unsägliche Qualen zukommen lassen zu wollen, sondern Menschen, die aus welchen Grunden auch immer diese anormale Veranlagung/Interessen haben, ihr verzerrte Wahrnehmung ihre Taten dann rechtfertigen lässt und sie dadurch ihren Opfern und Umgebung beim ausleben dieser Interessen großes Leid zufügen....

"Evil", und das hab ich glaub ich schon mehrmals geschrieben, empfand ich durchweg als geheuchelt, war für mich quasi ein  pseudomoralischer "Tortureporn", der nie an seinen Figuren oder Botschaft interessiert ist bzw. oberflächlich und wenns dann "zu hart" wird natürlich auch abblendet und eh sein Hauptaugenmerk eher auf den armen Jungen legt, der sich das Ganze anschauen muss, anstatt auf das tatsächliche Opfer, Hinterfragung der gesellschaftlichen Strukturen, die solche Taten erst möglich machen etc. waren dann auch Fehlanzeige, nene, das war wirklich nichts, hat mich vor allem gegen Ende richtig geärgert...

"An American Crime" kann da eigentlich nur besser sein, wird bestimmt irgendwann angeschaut....

rierami

Zitat von: Private Joker am 14 Juni 2009, 11:31:16
Auch SPOILER

Zitat von: rierami am 13 Juni 2009, 01:15:09
Bei AC gelingt die Flucht bei Evil nicht.

Habe ich da den falschen Film gesehen oder hast Du nicht bis zum Ende durchgehalten ? - die "Flucht" bei AC ist doch nur die letzte "Vision" der Sterbenden oder schon Toten !

Wäre ja auch etwas merkwürdig bei einem Tatsachenfilm das Ende abzuändern.

Zitat von: rierami am  9 Juni 2009, 10:13:22
Dann die "Sache": Warum haben Sylvias Eltern nicht sofort die Polizei eingeschaltet und sogar Sylvia wieder zurückgebracht???

*groschenfall* :wallbash:
Ja, scheint wir wirklich entgangen zu sein :icon_eek: Ich habe die Flucht zu ihren Eltern für real gehalten und mich gewundert warum diese sie so ohne Widerworte zurückbringen..... Jetzt macht die ganze Sache wieder Sinn und die "Kleinigkeit" hat sich geklärt...
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