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Andreas Dresen: Wolke 9

Begonnen von Blonder, 4 September 2008, 23:36:50

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Blonder

Moinsen,
habe noch keinen Thread zu Andreas Dresens Film "Wolke 9" gefunden, der ja jetzt anläuft. Das Thema "Liebe im Alter" hat ja zahlreiche Medien aufspringen lassen. 

Die älteren Dresen-Filme Halbe Treppe und Sommer vorm Balkon hatten mir total gut gefallen, schön ausgefallene Alltagsgeschichten ... starke Skripte, originelle Blickwinkel, sehr gute Schauspieler ...

Da bin ich mal gespannt, wieviele Zuschauer Wolke 9 anzieht, ob auch ein paar user unserer hiesigen Plattform dabei sind, und wie es Ihnen gefällt ...

Ich bin jedenfalls fest entschlossen, mir den Streifen anzusehen!

greetz Blonder


PS - copy/paste aus Spiegel online Kultur:

EROTIK-DRAMA "WOLKE 9"
Fellatio vor dem Fernsehtischchen
Von Christian Buß

In "Wolke 9" erzählt Andreas Dresen davon, wie nackte welke Körper im Licht sommerlicher Nachmittage erneut erblühen. Ein kleiner und sehr konkreter Film über Lust und Liebeschaos im fortgeschrittenen Alter.

Die Liebe kommt meist unangekündigt, manchmal steht sie sogar ohne Vorwarnung vor der eigenen Wohnungstür. So wie Inge (Ursula Werner), die Karl (Horst Westphal) spontan seine umgenähte Hose vorbeibringt, dann aber bald ohne große Worte mit ihm glücklich schnaubend auf der beigen Auslegware liegt.

Vielleicht ist Andreas Dresen mit den ersten Bildern der schönste Anfang eines Liebesfilms überhaupt geglückt. Denn er folgt in "Wolke 9" geradezu traumwandlerisch sicher den wortlosen Kraftströmen körperlicher Anziehungskraft. Auf Erklärungen und Belehrungen wird dankenswerterweise verzichtet.

Aber was gäbe es hier auch schon zu erklären oder zu belehren? Ob es sich beim ersten Schäferstündchen in "Wolke 9" um pure egoistische Freude am Sex oder um aufkeimende aufrichtige Liebe handelt, lässt sich beim besten Willen erst mal nicht sagen. Das wissen die beiden Helden wohl selbst noch nicht so recht.

Dafür zeigt Regisseur Dresen mit seinen so intimen wie präzisen Digitalvideobildern, wie im gleißenden Gegenlicht Körper und Gesichter der Figuren wegbrennen, wie seine Helden im Rausch aus ihrem Alltag davonfliegen.

Doch je höher man sich aus seinem Alltag erhebt, desto heftiger schlägt man eben auch wieder in ihm auf – das ist nun mal die schmerzliche Dynamik klassischer boy-meets-girl-stories. Und wenn der Junge und das Mädchen im fortgeschrittenen Alter sind, tun die Knochen bei Aufstieg und Absturz natürlich umso mehr weh.

Denn Inge, die da am Anfang wie ein verliebter Teen fiebernd die Treppe zu Karls Wohnung hoch tapst, ist bereits Mitte 60 und seit mehr als 30 Jahren recht zufrieden mit Werner (Horst Rehberg) liiert. Aber wo Zwei sich finden, bleibt nun mal meist ein Dritter zurück. Und das ist in diesem Fall eben Hobby-Eisenbahner Werner, der für sich und seine Frau am Wochenende hübsche beschiente Ausflugsrouten zusammenstellt, sich jedoch leider kaum vorstellen kann, ins ungeforderte Single-Glück zu dampfen.

Ein über Strecken rauschhafter Film ist Andreas Dresen mit "Wolke 9" geglückt - die Statistik hat er dazu nicht geschönt. Die nackten welken Körper, hier blühen sie auf im freundlichen Licht sommerlicher Nachmittage. Nichtsdestotrotz werden auch rigoros die Konsequenzen des späten Glücks aufgezeigt. Erst weist der betrogene Werner in gerechtem Zorn seine Frau zurecht, später verabschiedet er sich vom Leben. Denn ganz ehrlich: Wie viel Zeit bleibt einem Jungen jenseits der 70, um noch einmal die wahre Liebe zu finden?


WOLKE 9
(DEUTSCHLAND 2008)
Regie: Andreas Dresen
Drehbuch: Andreas Dresen, Laila Stieler
Darsteller: Ursula Werner, Horst Rehberg, Horst Westphal
Produktion: Peter Rommel Productions
Verleih: Senator
Laufzeit: 99 Minuten
Start: 4. September 2008

Sechs Jahre nach seinem Imbiss-Drama "Halbe Treppe" lotet Dresen mit "Wolke 9" ein weiteres Mal mit kleinem Team und Improvisationslust Glück und Leid eines so im Kino noch nicht gezeigten Mikrokosmos' aus. Hormongestöber im Herbst: Das Thema "Sex im Alter" hängt schwer über diesem trotzigen, kleinen, zerbrechlichen Film - spekulative Gelüste werden indes nicht befriedigt.

Vielmehr gelingt es Dresen, konkrete Bilder für ein Sujet zu finden, das zwar im Zuge der allerorten debattierten alternden deutschen Gesellschaft nicht ganz neu ist, für die es aber jenseits von einladenden Impressionen für Krankenkassenprospekte kaum Bilder gibt. "Wolke 9" ist keine demografische Liebelei, die in geschmackvollen Sepia-Tönen von Opas und Omas letzten Zärtlichkeiten erzählt.

Stattdessen treiben es die Liebenden im Schilf an einem See oder geben sich der Fellatio vor dem Fernsehtischchen hin, und der Regisseur filmt dabei in freudiger Erregung jede ihrer Schweißperlen ab. Oder er zeigt die grauen Hüpfer, wie sie sich nette Ferkeleien erzählen, um im Bett kurze körperliche Schwächeanfälle zu überbrücken.

Hier geht es eben um mehr als die üblichen Lebensabendlügen. Nämlich um die wunderschöne und grausame Macht des Begehrens - die sich in so konkreten wie unaufdringlichen Bildern Bahn bricht. Dabei legt der Mittvierziger Dresen durchaus eine Art anthropologisches Interesse an den Tag, entwickelte jedoch im improvisierten Zusammenspiel mit seinen reifen Darstellern eine unerhörte Dringlichkeit.

So gesehen schleudert dieses unaufdringliche Erotikdrama eine frohe Botschaft in die alternde deutsche Gesellschaft hinaus: Mag die Rente auch nicht sicher sein - auf die chaotische Kraft der Libido bleibt Verlass.
@Tuco: "Gott ist nicht mit uns. Er haßt Idioten wie Dich!"

psychopaul

Klingt ja definitiv nach einem der besten Filme des Jahres. Ich geh da sicher rein und hoffe, dass er nicht nur in schmuddligen Pornokinos läuft.  ;)
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barryconvex

Habe ihn heute abend gesehen, die Buchautorin (des Romans, nicht des Drehbuchs) war auch anwesend. Sehr zwiespältig, viel Licht und Schatten. Sicherlich sehr ambitioniert und risikoreich, aber es ist stets ein Film über Sex (viel stärker als Liebe) im Alter, und sehr viel weniger ein Liebesfilm mit Senioren. Es gibt eine Fülle von Nahaufnahmen, aber es ist nie die subjektive Perspektive einer Figur, sondern ist nah am Voyeurismus. Die erste Sexszene ist sehr pornographisch umgesetzt: maximale Ausleuchtung und Sichtbarkeit, null Romantik, was geradezu wie triumphierend umgesetzt wird.

Zum Teil sehr gute Darstellerleistungen (die im Timing komplett dem Zuschauer absagen, der unterhalten werden möchte) wechseln mit Szenen ab, die wie Probetakes wirken.


psychopaul

ZitatDie erste Sexszene ist sehr pornographisch umgesetzt: maximale Ausleuchtung und Sichtbarkeit, null Romantik, was geradezu wie triumphierend umgesetzt wird.

Also doch zu direkt auf einen Tabubruch inszeniert..schade..sowas passt ja wirklich nicht unbedingt in ein derartiges Projekt.

aber eine Szene macht ja keinen Film.


und "Szenen wie Probetakes" klingt doch nach dem wahren Leben  ;) so soll das sein.
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barryconvex

Zitat von: psychopaul am  9 September 2008, 12:18:19
klingt doch nach dem wahren Leben  ;) so soll das sein.

Ich sage nur "Veritas" (wird sofort einleuchten, wenn man die allererste Szene sieht). Das Publikum gestern bestand zum überwiegenden Teil aus "silver customers", wie die Amerikaner sagen, die den Film sehr wohlwollend aufnahmen und ihn vor allem sehr authentisch fanden. Schockiert war niemand, ich glaube, daß alle automatisch verstanden haben, daß die Art der Darstellung nicht einfach realistisch sondern auch ein Kommentar zur Darstellung von Nacktheit etwa in Hollywoodfilmen ist, in denen sehr stark reglementiert ist, was und wen man wie oft sieht und wie fest dort etwa die Altersgrenzen sind.

"Eine Szene macht noch keinen Film" ist richtig, der Film würde bei anderer Szenenreihenfolge vollkommen anders wirken. "Probetakes" klingt vielleicht etwas herablassend von mir, es gab kein festes Drehbuch, sondern manchmal nur ein paar Sätze als Vorgaben, einige Dialogpassagen klingen einfach etwas unfertig.

Ich hätte den Film gerne mit http://www.ofdb.de/film/33971,Too-Young-to-Die verglichen, habe den leider noch nicht gesehen.   

psychopaul

Vermutlich waren die Koreaner eh schneller und "Wolke 9" ist bloß ein Re-Imaging, das weiß nur hierzulande niemand.  ;)

Veritas? Naja, ich versuche es mal im Kopf zu behalten  :00000109:

Ich schätze das ja an derartigen Filmen, wenn improvisiert wird und Dialogpassagen dann unfertig klingen. Nicht jeder Film soll so gedreht werden, aber als Kontrast zu den gängigen, akribisch geschliffenen "Filmdialogen" und durch mehr Authentizität der Cahraktere würde mir nie in den Sinn kommen, so einen Punkt als Schwäche zu interpretieren.
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barryconvex

Veritas-SPOILER
Die Nähmaschine in der ersten Szene heißt Veritas, was so unverblümt im Bild prangt, daß man sich fragt, was sich der Regisseur dabei gedacht haben mag. ;)

Prinzipiell würde ich bei den Dialogen zustimmen, aber es gibt dadurch einen Satz, der dadurch im Film fehlt, es ist jetzt hoffentlich kein Spoiler: Im Film müßte die Ehefrau in einer Szene in der Küche entweder sagen: "Ich habe mich in jemand anderen verliebt" oder "Ich habe dich betrogen", stattdessen sieht man nur die Reaktion des Ehemannes. Wenn die Auslassung Absicht war, wäre das allerdings relativ geschickt. Ist auch nicht unmöglich, daß es der Fall war, weil diese Unentschlossenheit den ganzen Film durchzieht.

psychopaul

Zu 1: aaaah, ganz subtil.  :icon_mrgreen:

Zu 2: Genau das ist so ein Punkt. "Sie müsste es sagen" ist eben so ein filmisches Argument, vielleicht würde sie es im echten Leben ja auch ganz einfach nicht sagen.  ;) Oder wenn du es so meinst, dass Dresen als Stilmittel solche Szenen auslässt, ist das künstlerisch ja auch recht spannend.

aber ich will nicht unbedingt so ins Blaue diskutieren..
Leider läuft der Film bei uns erst Ende Oktober an..  :icon_rolleyes:
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McKenzie

9 September 2008, 19:22:46 #8 Letzte Bearbeitung: 9 September 2008, 19:28:09 von McKenzie
Vielleicht solltet ihr mal ein paar Interviews mit Dresen zum Film lesen; in der FLZ habe ich letzten Freitag eines gelesen in dem er sehr einleuchtend erklärt, warum die erste Sexszene im Film schon in den ersten Minuten stattfindet* und auch (noch einleuchtender), warum die Sexszenen zwischen Ursula Werner und ihrem Geliebten meist bei Festbeleuchtung stattfinden (und die Szenen mit ihrem Ehemann eher düster und dämmrig gehalten sind).  ;)

Ich schätze, Dresen ist der letzte, der plump auf einen Tabubruch (und das ein solcher Film anscheinend einen Tabubruch darstellt, ist irgendwie auch ein Armutszeugnis unserer Gesellschaft) hinarbeiten würde. Dafür ist er einfach nicht der Typ.

Jedenfalls freue ich mich schon sehr auf den Film; vielleicht schaffe ich es sogar schon heute Abend ins Kino.  :love:

* Ungefähres Zitat:

ZitatDa uns klar war, dass im Vorfeld mit großer Wahrscheinlichkeit die Sex-Szenen besonders eingehend diskutiert würden, wollten wir schon zu Beginn des Films eine platzieren. Denn unter dem Einfluss derartiger Mundpropaganda würde das Publikum nur permanent auf die erste Sex-Szene warten, daher wollten wir das einfach gleich zu Beginn hinter uns bringen um uns anschließend mehr auf die Figuren konzentrieren zu können.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

barryconvex

Zitat von: McKenzie am  9 September 2008, 19:22:46
Vielleicht solltet ihr mal ein paar Interviews mit Dresen zum Film lesen; in der FLZ habe ich letzten Freitag eines gelesen in dem er sehr einleuchtend erklärt, warum die erste Sexszene im Film schon in den ersten Minuten stattfindet und auch (noch einleuchtender), warum die Sexszenen zwischen Ursula Werner und ihrem Geliebten meist bei Festbeleuchtung stattfinden

Vielleicht verrätst Du es uns einfach, aber alles andere, als daß er die Bilder von alten, nackten Körpern feiert, würde mich wirklich überraschen.

Hellboy

Wenn ich das so lese ist Wolke9 ein "heftiger" Film - zumal in den ganzen Re-/Previews eine FSK 12 angegeben wird. So jetzt die Frage: FSK 12 okay? - wenn ich das von barryconvex so lese...

a deer

Zitat von: psychopaul am  9 September 2008, 16:39:45
Vermutlich waren die Koreaner Japaner eh schneller und "Wolke 9" ist bloß ein Re-Imaging, das weiß nur hierzulande niemand.  ;)

http://www.ofdb.de/film/154290,Liebestoll-im-Abendrot---Tasogare

war aber knapp  :icon_mrgreen:

Zum Film:
Kann Andreas Dresen noch nicht wirklich einschätzen, da ich keinen seiner Filme gesehen habe und die Empfehlungen seiner Filme bislang immer von Leuten kamen, denen ich nicht unbedingt beim Filmgeschmack traue, dass er sich an eines der letzten großen "Tabus" (wieso ausgrechnet "Liebe//Sex im Alter" in der heutigen jungen Generation ein Tabu darstellt kann ich mir aber auch nicht erklären ausser aufgrund des Jugendwahns und dem damit einhergehenden Verdrängung des alterns, es ist aber definitiv zu beobachten, dass alte Leute von manchen Menschen wahrgenommen werden wie als wären sie einer fremden Spezies angehörig) in der westlichen Gesellschaft wagt rechne ich ihm aber mal hoch an (auch wenn er bestimmt nicht der erste ist ;)).
Im Kino werde ich ihn mir aber sicher nicht anschauen aufgrund fehlenden Möglichkeiten und zugegebenermaßen auch aufgrund eines eher geringeren Interesses, naja vielleicht auf DVD bzw. Free-TV...

barryconvex

Meine Vermutung: die 12 läßt sich nur mit dem Argument "künstlerischer Anspruch" rechtfertigen. Wobei die Art der Nacktheit komplett von der Norm abweicht, und es auch so etwas wie "Gleichberechtigung" gibt, sprich: man sieht sowohl weibliche Schamhaare als auch das männliche Glied, wenn auch auf unspektakuläre Weise.

(Ich glaube, wenn Dresen die Sexszenen als erotisch / sinnlich im Stil von Erotikthrillern dargestellt hätte, wäre das FSK-Urteil anders ausgefallen. Das wäre auch mein Hauptargument gegen den Film. daß er einerseits versucht, Sexualität im Alter als etwas normales, natürliches darzustellen und andererseits dabei zum Teil weit über das Ziel hinausschießt, die erste Sexszene wäre mit 25-jährigen Darstellern Schmuddelpornographie pur, 100% wie die Big Lebowskiszene mit dem "Kabelanschluß".)

psychopaul

9 September 2008, 20:24:48 #13 Letzte Bearbeitung: 9 September 2008, 20:27:03 von psychopaul
Zitat von: a deer am  9 September 2008, 19:56:07
Zitat von: psychopaul am  9 September 2008, 16:39:45
Vermutlich waren die Koreaner Japaner eh schneller und "Wolke 9" ist bloß ein Re-Imaging, das weiß nur hierzulande niemand.  ;)

http://www.ofdb.de/film/154290,Liebestoll-im-Abendrot---Tasogare

war aber knapp  :icon_mrgreen:



stimmt natürlich, den gibts ja auch noch, auf den beziehe ich mich sogar in meiner Signatur.  :king:

mal schauen, wann die Amis auf den Zug aufspringen..wird der neue Trend nach J-Horror und Torture Porn ;)
Im Remake bumst dann halt Michael Douglas Cher..

Habe bis jetzt auch noch nie einen Dresen gesehen, obwohl ich mich sonst sehr gerne mit der neuen deutschen Welle, wenn man so will, beschäftige.
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Mr. Vincent Vega

Zitat von: barryconvex am  9 September 2008, 16:54:21
Veritas-SPOILER
Die Nähmaschine in der ersten Szene heißt Veritas, was so unverblümt im Bild prangt, daß man sich fragt, was sich der Regisseur dabei gedacht haben mag. ;)

Ganz einfach: Die Nähmaschinen waren damals (in der DDR) von "Veritas" - somit ist das ein Ausstattungsdetail, keine vorrangig plumpe Konnotation.

barryconvex

Ja gut, aber eine andere Marke aus dem Film könntest Du vermutlich nicht benennen?

Mr. Vincent Vega

Ich habe noch eine Amiga-Schallplatte gesichtet. Auf Veritas hatte ich aber z.B. auch gar nicht geachtet.

barryconvex

OK. Der Name wäre mir auch nicht aufgefallen oder im Gedächtnis geblieben, wenn der Rest nicht so sehr wortarm wäre und Informationen zu den Figuren so sehr spärlich gegeben sind. (Das ist auch das, was ich oben mit dem Blick auf die Figuren vs. subjektiven Einstellungen meinte: Man hört praktisch nur die Fernsehsendungen im Wohnzimmer, aber man sieht sie nicht.)

Mr. Vincent Vega

Fernsehsendungen? Ich erinnere mich nur daran, wie er abends Eisenbahnansagen hört, während sie liest (was ich, nebenbei bemerkt, von Dresen allzu grotesk kommentiert fand).

barryconvex

Die "Afghanistan-Szene", ich kann mich natürlich auch täuschen. Zu Dresens Kommentar: ich würde fast darauf wetten, daß irgendwann jemand die Veritas wieder hervorkramt - im Zusammenhang mit der Kommentarfunktion von Chören in antiken Dramen (habe versucht, jetzt nicht auch noch den allerletzten Rest des Filmes wiederzugeben, sondern nur so zu schreiben, daß diejenigen es verstehen, die den Film bereits gesehen haben).

McKenzie

Ich war vorhin auch im Kino und bin schwer begeistert, kann leider deine Argumente auch kaum bis gar nicht nachvollziehen. Vielleicht gehe ich darauf noch ein, zunächst muss sich der Film erst einmal setzen. Für mich definitiv der bisher interessanteste und nun, nach einigen Stunden, auch der am nachhaltigsten beeindruckende deutsche Film des Jahres [bisher] - und das nicht einmal primär aufgrund seines vermeintlichen Wagemuts - in meinen Augen ist das Wort "Transgression" hier vollkommen fehl am Platze (knappe 9/10, bzw. 23 von 25).
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

barryconvex

Nur zu, Widerspruch ist etwas gutes, hoffentlich geht es nicht nur um das Wort Tabu. Wolke 9 ist für mich ganz klar auch ein (politisches, wenn man unbedingt will) Statement, das die Gleichberechtigung von anderen Altersgruppen als sonst vermeintlich selbstverständlich einfordert.

Der Film ist auch im Oscarrennen
http://www.tagesspiegel.de/kultur/kino/Oscar-Wolke-9;art137,2607485
DER BAADER MEINHOF KOMPLEX () von Uli Edel
DR. ALÉMAN () von Tom Schreiber
DIE WELLE () von Dennis Gansel
KIRSCHBLÜTEN () von Doris Dörrie
WOLKE 9 () von Andreas Dresen

Ich hoffe, daß Dresens Film zumindest die RAF und die Welle aussticht.

McKenzie

Ich schätze, dass WOLKE 9 keine reelle Chance hat, das Rennen zu machen. Vor allem bei dieser mainstreamigen Konkurrenz - ich tippe auf DIE WELLE oder KIRSCHBLÜTEN ( :icon_mad:), der BAADER MEINHOF KOMPLEX hat auch gute Chancen. Aber WOLKE 9 und DR. ALÉMAN? Nie.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

barryconvex

Wer hätte das gedacht: JBK als Speerspitze des deutschen Filmkulturgutes. Gerade Nastassja Kinski, in der nächsten Sendung
http://jbk.zdf.de/ZDFde/inhalt/22/0,1872,1020214_idDispatch:7968535,00.html
die Darsteller aus dem Dresen-Film.

Klaus Jr.

Andreas Dresen ist in der Regel ne sichere Bank. Nachtgestalten und Halbe Treppe waren Offenbarungen für mich.
Ich finds schade dass Wolke 9 nur auf "Sex im Alter" degradiert wird. Natürlich wird es mal Zeit dass man auch im Kino sieht dass Sex nicht mit 60 aufhört, aber da kann ich mir auch nen Granny Pr0n reinziehen (überspitzt gesagt).
Habe bisher nur den Trailer gesehen, sowie das Review und den Artikel im Film-Dienst gelesen, aber die Bilder finde ich sehr schön inszeniert und die Geschichte kraftvoll und positiv. Ich denke es geht hier einfach um Selbstbestimmung, dass da Sex auch eine Rolle spielt ist klar - aber halt nicht die Hauptsache.


"Pisse vom Opa trinken geht gar nicht, damit ist der Film für mich durch. Schade um die Titten"

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