OFDb

Blade Runner 2049 (Teil 2)

Begonnen von Shodan, 14 November 2008, 14:12:48

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Private Joker

Quotenmeter feiert schon mal mit

http://www.quotenmeter.de/n/96208/ein-neuer-meilenstein-des-science-fiction-kinos-blade-runner-2049

Interessant (und kommerziell sicher keine ganz gute Nachricht) fand ich, dass der Film in seinen 165 Minuten auf Action weitgehend verzichtet ("anders als der Vorgänger" - der ist nun bei seinen unbestreitbaren Qualitäten auch ganz sicher keine Actiongranate). Erstaunlich ist das vor allem deshalb, weil ich erst vor kurzem ein Interview mit Villeneuve gelesen habe, in dem der meint, er hätte für seine Verhältnisse sehr viel Action inszeniert - so unterscheiden sich die Perspektiven.

Wird natürlich trotzdem gesichtet. Sofern der in einem Kino und einem Saal läuft, in der man 3h+ einigermaßen überstehen kann.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

tenderman

http://www.filmstarts.de/kritiken/197686/kritik.html
"Fazit: Ganz selten hatten wir derart früh in einem Film das Gefühl, nicht einfach nur einen verdammt guten Blockbuster, sondern einen zeitlosen Klassiker zu sehen – und in den folgenden zweieinhalb Stunden gab es keine einzige Sekunde, die uns an unserem anfänglichen Gefühl zweifeln ließ."

Gruß tenderman
"Aspirin gab´s nicht, da hab ich dir Zigaretten mitgebracht" (Homer Simpson)

Inspektor Yuen

Ich bin ein großer Villeneuve Fan und sehe Gosling gerne, nur habe ich ein Problem:
Ich habe Blade Runner nie gesehen und ich denke das sollte ich nachholen wenn ich 2049 sehen will.
Wie ist denn das Original gealtert?
Directors Cut oder Kinofassung?
"Wenn ich jetzt sterben würde, was würdest du machen?" -"Ich würd dich nicht sterben lassen!"

tenderman

Na gut, das Problem lässt sich einfach lösen - einfach den ersten Teil vorher anschauen! Der "Final Cut" ist m.W der eigentl. Dir.Cut von R.Scott.

Gruß
tenderman
"Aspirin gab´s nicht, da hab ich dir Zigaretten mitgebracht" (Homer Simpson)

SAL

Filmstarts und der Sterneorgasmus
:icon_rolleyes:

Aber mal eine Frage betreffend den ersten Teil,
Ich lese jetzt öfters Artikel über Deckard und die Frage ob er ein Replikant ist.

Für mich war es klar das er einer ist, seit der Szene in der Küche als man seine Augen leuchten sieht.

Was ist denn jetzt offiziell/Kanon?

vodkamartini

Es gibt keine offizielle Version. Scott legt sich nie vollständig fest, lässt aber mindestens immer durchblicken er "könnte" einer sein. Ford neigt eher zum Gegenteil. Das Faszinosum von Blade Runner ist, dasss man es nicht mit Bestimmtheit sagen kann. Es ist letztlich auch gar nicht so wichtig.
www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

Mr. Blonde

4 Oktober 2017, 08:19:26 #126 Letzte Bearbeitung: 4 Oktober 2017, 08:40:03 von Mr. Blonde
http://www.youtube.com/watch?v=_7o0rvVxU0w

Das Grinsen ist halt Interpretationssache. Entweder, weil er für Klarheit sorgt, oder, weil er es als Interpretation anbietet.

In einem anderen Interview hat er es wohl nochmals betont, leider ist das Video nicht mehr abrufbar.
Zitat
"He is definitely a replicant," Scott says.

http://comicbook.com/2014/12/18/ridley-scott-answers-whether-deckard-is-a-replicant-in-blade-run/

Edit:

Das lasse ich mal noch da.  :icon_mrgreen:

http://www.youtube.com/watch?v=kWaJCOyORvI


              Artikel & News zu Filmen, Games, Musik & Technik

Deer Hunter

Ich habe mal eine Frage zur "Drehtechnik" bzw. zum IMAX:

Gibt es spezielle Szenen in dem Film, die extra für das IMAX gedreht wurden? Ich frage mich deshalb, ob es sich nun unbedingt lohnt so viel Geld auszugeben um den im IMAX zu gucken. Was ich damit meine ist folgendes: Life of Pi oder Star Wars 7 hatten ja einige wenige Szenen, die extra für das IMAX gedreht wurden, sprich: die gesamte Leinwand war dann "gefüllt". Gibt es solche Szenen auch bei Blade Runner? Ich habe lediglich schnell gegoogelt und den Thread überflogen aber dazu nichts gefunden.
"Das nächste Lied heißt eigentlich 'Ich bin so wie ich bin' aber weil Bela "auch" ein bisschen mitsingt, heißt es 'FICKEN'!"

zartcore
Ah, tweed. Fabric of the eunuch.

Butzemann

5 Oktober 2017, 21:30:49 #128 Letzte Bearbeitung: 5 Oktober 2017, 22:13:07 von Butzemann
Bin grad ausm Kino. Atemberaubend. Dazu noch den Vorteil gehabt, als einziger im Kino gewesen zu sein, quasi ne Privatvorstellung  :dodo:

Vieles wird def. geklärt im Hinblick auf den Vorgänger, die Story wird auch konsequent und logisch dahingehend weitergeführt. Für manchen wird der Film zu lang und eventuell auch etwas zu ruhig sein, aber man weiß ja, auf was man sich einlässt.

9/10. Gerne mehr von Villeneuve.

Und geht ins Kino Leute, der muss da genossen werden, auch im Hinblick auf IMAX, denke, der fetzt da erst richtig!

Version 2.0 [ http://blog-plus.de ]

Heimkino [ http://www.bluray-disc.de/blulife/heimkino/butzemann ]


"Von all den Dingen die mir sind verloren gegangen, hab ich am meisten an meinen Verstand gehangen"

Moonshade

Wir haben heute das Double Feature gebucht - die Nacht wird lang...  :zwangsjacke: :andy: :icon_mrgreen: :banana:
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Roughale

Ja, der Film ist der Hammer! Die Optik, die Atmosphäre, das Schauspiel - einfach alles ist nahezu perfekt. Für mich bisher der Film des Jahres! 10/10

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

Koontz

Gestern Abend die 3D-OV gesehen. Unglaublich guter Film, bisher mit großem Abstand mein Highlight 2017 und in Punkto SciFi das beste was ich seit langer Zeit sehen durfte. Ein audiovisueller Hochgenuß mit unglaublich dichter Atmosphäre. Außerordentlich gut gefallen hat mir auch die langsame und ruhige Erzählweise, was stilistisch perfekt zum ersten Teil passt. Auffällig war auch, dass es kaum größere Actionszenen im Film gibt. Es wird sich voll auf die sehr gut weitererzählte Story konzentriert. Gerade in der heutigen Höher-Schneller-Weiter-Blockbuster-Zeit kann man so etwas mMn nicht hoch genug schätzen. Ich freue mich schon auf die BluRay, werde vermutlich aber sogar nochmal in's Kino gehen. Passiert nicht oft bei mir ;). Ein absolut würdiger Nachfolger. 10/10
MfG,
Koontz

Mr Orange

Visuelles Feuerwerk trifft dünnes Drehbuch...
Für Roger Deakins sollte der Oscar nahezu sicher sein, die Handlung empfand ich aber doch als etwas dünn.

7/10
https://ssl.ofdb.de/review/301410,731721,Blade-Runner-2049
"Du, du, du...du bist ein Huhn!!!"

manisimmati

Ich werde den Film am Mittwoch schauen, gezwungenermassen in 3D. (Hoffentlich sieht das okay aus ) Bin gespannt. Eure Berichte hören sich vielversprechend an. Dass der Film ruhig sein soll, find ich schon mal toll.

vodkamartini

7 Oktober 2017, 16:50:12 #134 Letzte Bearbeitung: 7 Oktober 2017, 16:51:53 von vodkamartini
Gleichzeitig Hommage wie sinnvolle Weiterführung. Sehr wohltuend zu sehen, dass heutzutage doch noch über 100 Mio Budgets für ein eher erwachsenes Publikum aufgewendet werden. Die Marvel/DC-Fans sind hier nicht unbedingt die Zielgruppe. Betont langsamer und zudem sehr langer Film, der v.a. durch seine Bilder und die damit erzeugten Stimmungen beeindruckt. Eine beinahe aufreizende Entschleunigung, das muss man sich erst mal trauen. Zimmer war schon lange nicht mehr so filmdienlich und Ford schon lange nicht mehr so konzentriert bei der Sache. Sehenswert.
www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

Mr. Blonde

9 Oktober 2017, 06:29:18 #135 Letzte Bearbeitung: 9 Oktober 2017, 06:34:00 von Mr. Blonde
Ist am Startwochenende mit mageren 31,4 Millionen in den USA angelaufen, weltweit sind es knapp 82 Millionen. Sony hatte mit 45-55 Millionen gerechnet am amerikanischen Boxoffice gerechnet. Das Einspielergebnis ist natürlich kaum verwunderlich. Hier wurde ein Risiko eingegangen und anscheinend hat es sich zumindest qualitativ gelohnt. Bleibt zu hoffen, dass es zu einem langen Atem reicht. Bei einem Budget von 150 Millionen wird das wohl aber eine ziemliche Bauchlandung. Sehr schade. Wenn man sieht, was andere seichte Produktionen einspielen, macht es fast ein wenig wütend.

Werde es wohl die Woche schaffen, das Double Feature im Thalia Potsdam habe ich leider verpasst.  :bawling:


              Artikel & News zu Filmen, Games, Musik & Technik

Mr Orange

@SAL

Zu der Frage, ob Deckard ein Replikant ist, oder nicht:

Mensch
- In der Romanvorlage von P.K. Dick heßt es explizit, dass Deckard ein Mensch ist
- Ford bestätigte diese Ansicht
- Deckard reagiert nicht auf das Origami-Einhorn, vor seiner Tür

Replikant
- Deckards Augen glühen in mehreren Szenen orange
- Er beantwortet nicht, ob er schon mal selbst den Voight-Kampff-Test gemacht hat
- Traum vom Einhorn, welches Gaff ihm vor die Tür gestellt hat = Hinweis, dass Erinnerungen implementiert
- Roy ruft "Verwandt!"

Das sind so die Pro und Contra Argumente aus meinem Lieblings-Filmbuch.
Wobei die Tatsache, dass Scott die Replikanten-These bestätigt hat und -meine ich- die Einhorn-Szene auch erst nachträglich im Final-Cut einbaute, klar dafür sprechen, dass er ebenfalls ein Replikant ist.
"Du, du, du...du bist ein Huhn!!!"

Private Joker

9 Oktober 2017, 11:43:41 #137 Letzte Bearbeitung: 9 Oktober 2017, 11:49:18 von Private Joker
Mal ganz blöd gefragt - wenn Deckard ein Replikant wäre, dürfte er wegen dieser "4-5-Lebensdauersperre" doch gar nicht mehr (oder wenn dann ungealtert) in der 30 Jahre später spielenden Fortsetzung auftauchen, oder ? Und diese von Ford in den Epilog eingesprochene Vermutung, dass einige Replikanten wie Rachel diese Sperre nicht haben, ist gerade im Final Cut, der die Spekulationen in die Richtung "Replikant" befeuert hat, eben nicht mehr enthalten.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Moonshade

9 Oktober 2017, 11:48:57 #138 Letzte Bearbeitung: 9 Oktober 2017, 12:20:35 von Moonshade
Zitat von: Mr. Blonde am  9 Oktober 2017, 06:29:18
Ist am Startwochenende mit mageren 31,4 Millionen in den USA angelaufen, weltweit sind es knapp 82 Millionen. Sony hatte mit 45-55 Millionen gerechnet am amerikanischen Boxoffice gerechnet. Das Einspielergebnis ist natürlich kaum verwunderlich. Hier wurde ein Risiko eingegangen und anscheinend hat es sich zumindest qualitativ gelohnt. Bleibt zu hoffen, dass es zu einem langen Atem reicht. Bei einem Budget von 150 Millionen wird das wohl aber eine ziemliche Bauchlandung. Sehr schade. Wenn man sieht, was andere seichte Produktionen einspielen, macht es fast ein wenig wütend.

Ehrlich gesagt - nach Sichtung - kann ich auch kaum glauben, dass man da mehr erwartet hat, der Film ist so verkehrsberuhigt und untypisch, dass abgesehen vom Budget eigentlich alles mehr an einen SciFi-Arthausfilm erinnert. Ich hatte sogar mit weniger gerechnet, vor allem weil der Stil und die Erzählweise den US-Gewohnheiten so gar nicht entgegen kommen (von den großen Städten mal abgesehen). Der Film wird sein Geld sonstwo rund um die Welt machen - und gut: egal wie er in der Endabrechnung abschneidet, dem Regisseur wird das nicht schaden.

Ach so ja: zur eigenen Sichtung.

Erstmal: beeindruckend. Ein visueller Hochgenuss, musikalisch enorm gut unterstützt (was hat der Zimmer zuletzt genommen?) und von einer lang anhaltenden Individualität. Der Vorgänger wurde sehr gut ergänzt und weiter entwickelt, dass man die zentrale Identitätssuche dem Revoluzzerplot vorgezogen hat, empfinde ich als Bereicherung (die Armee der Nexus-Renegaten kommt ja geradezu sträflich zu kurz).
Ford war seit Jahren nicht so gut und Gosling gibt sich zumindest Mühe in einer undankbaren Rolle.

Zu den "Negativa": Robin Wright ist deutlich nicht M.Emmett Walsh. Und Sylvia Hoeks ist auch leider niemals Rutger Hauer.
Ach ja, und Jared Letos Rolle mit seiner Hall-Stimme und seinen ausschweifenden Reden versickerte bei mir komplett ins Nichts - da wird hier leider ein guter Darsteller eher unterbeschäftigt für einen Standard-Kapitalisten-Visionär-Bösewicht.

Ferner: man tut der Spannung nicht so recht einen Gefallen, dass die Handlung komplett an den Ermittlungen eines folgsamen Replikanten aufgehängt sind, denn der Film fällt so sehr...sehr...sehr...ruhig...und...überlegt...aus. Und irgendwie logisch. Und sehr unemotional, bis dann mit Ford zur Mitte endlich Schwung in die Sache kommt.
Ich hörte schon andere Stimmen, die unfreundlicher waren, aber abgesehen von den Bildern ist der Film MIR gefühlt 25 Minuten zu lang (oder mehr). Riesenpausen zwischen Sätzen, zwischen Wörtern, irgendwann hat die Faszination nicht mehr gereicht. Da wird die Grenze von künstlerisch und künstlich leider mehrfach überschritten - am Ende fürchtet man in dem gesamten Film am meisten die Gefährdung der Beziehung zwischen einem Replikanten und seinem hauseigenen Holo-Gesellschafts-System (Ana de Armas ist übrigens wirklich niedlich).

Der Fall und die revolutionäre Idee dahinter sind gut, aber die Darbietung überdehnt ein inhaltlich sehr gutes "detective mystery" leider zu sehr, da können auch die hübschen Wendungen nicht alles retten.

Inhaltlich ist mehr da als im Original, aber mitreißender ist Scotts Vorgängerfilm dann doch geworden, dafür geht Villeneuve machmal zu sehr - und zu lange - in die Breite.

Aber das ist Mosern auf hohem Niveau. 8/10
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Mr Orange

9 Oktober 2017, 12:09:36 #139 Letzte Bearbeitung: 9 Oktober 2017, 12:23:04 von Mr Orange
ZitatUnd diese von Ford in den Epilog eingesprochene Vermutung, dass einige Replikanten wie Rachel diese Sperre nicht haben, ist gerade im Final Cut, der die Spekulationen in die Richtung "Replikant" befeuert hat, eben nicht mehr enthalten.

@Private Joker

Hast du 2049 schon gesehen?

Ansonsten setze ich lieber mal einen Spoiler bezüglich Rachel:
Spoiler: zeige
Diese gehört laut der Fortsetzung nicht zur 6er-Generation, mit der eingebauten beschränkten Lebensdauer von 4 Jahren, sondern bereits zur Genration 7 (welche dann anscheinend keine Beschränkung mehr hatte). Man hat also quasi den von dir genannten Epilog wieder aufgenommen. Die logischste Erklärung ist imO, dass Deckard ebenfalls zu einer Generation ohne Beschränkung gehört.
"Du, du, du...du bist ein Huhn!!!"

Moonshade

Das Tolle an Deckards "Generation" müsste ja vor allem sein, dass sein Körper konkret um 30 Jahre mitaltert, was ich jetzt nicht eben für wahrscheinlich halte, aber für diese Funktion gibt es bestimmt auch Befürworter.  :icon_mrgreen:
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Stefan M

Empfiehlt sich denn ein Kinobesuch auch für diejenigen, denen bereits der originale "Blade Runner" etwas zäh und emotional nicht sonderlich involvierend erschien? Ich schiebe so etwas ja gern auf meine fehlende Science-fiction-Begeisterung, wollte aber dem Film allein aufgrund der Tatsache, daß Villeneuve der Regisseur ist, eigentlich unbedingt eine Chance im Kino geben.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Mr Orange

9 Oktober 2017, 12:31:57 #142 Letzte Bearbeitung: 9 Oktober 2017, 12:40:01 von Mr Orange
 :D
Letztlich ist das natürlich alles Spekulatius... aber irgendwie macht's ja auch Spaß.
Ist halt ein bisschen wie mit dem Koffer von Marsellus Wallace. Für den Film ist es nicht essenziell, aber man stellt gerne Vermutungen zum Thema an.

@Stefan M: Ich empfand den 82er bei der ersten Sichtung auch als sehr zäh... und auch 2049 ist mE in einigen Abschnitten langatmig.
Aber audiovisuell ist das einfach... du MUSST diesen Film im Kino gesehen haben. Ich glaube, wenn du ihn nur später auf BR sichtest wirst du dich ärgern, nicht in's Kino gegangen zu sein.

Ich habe dem Film wegen der Handlung 7/10 gegeben und überlege trotzdem in ein paar Wochen nochmal reinzugehen.

Hab ihn allerdings in 2D gesehen und schon von mehreren Stellen gehört, dass man sich das 3D komplett schenken kann.
"Du, du, du...du bist ein Huhn!!!"

Moonshade

Zitat von: Stefan M am  9 Oktober 2017, 12:28:19
Empfiehlt sich denn ein Kinobesuch auch für diejenigen, denen bereits der originale "Blade Runner" etwas zäh und emotional nicht sonderlich involvierend erschien? Ich schiebe so etwas ja gern auf meine fehlende Science-fiction-Begeisterung, wollte aber dem Film allein aufgrund der Tatsache, daß Villeneuve der Regisseur ist, eigentlich unbedingt eine Chance im Kino geben.

Ja, denn so geht es mir prinzipiell auch, was mich nicht davon abgehalten hat, mir das Original jetzt noch ein viertes Mal im Kino anzuschauen.
Ich stimme Orange zu, aufgrund des Visuellen ist der Film schon Pflichtprogramm  und Villeneuve macht das wirklich Beste draus, ohne kreativ oder erzählerisch in die Knie zu gehen oder die Vorlage einzuäschern.
Empfehlung: schlaf dich aus, sei ausgeglichen und genieße. Der Film verträgt keinen Erwartungsdruck und keine Ungeduld (siehe mein Bewertungsposting).


Zitat von: Mr Orange am  9 Oktober 2017, 12:31:57
Hab ihn allerdings in 2D gesehen und schon von mehreren Stellen gehört, dass man sich das 3D komplett schenken kann.

Ich hab nichts an 2D vermisst, der Film hat eh so gut wie keine Rummelplatzactionszenen und kann eigentlich nur in den Flugszenen mit so einem Feature punkten.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Stefan M

Okay, danke!

Ich habe mir kürzlich erstmals den Final Cut gesehen. Auch wenn sich meine Sehgewohnheiten über die Jahre ja deutlich geändert haben, habe ich mich sehr schwer damit getan. Bei Villeneuve habe ich gerade nach "Arrival", der mich trotz der zunächst eher unzugänglichen Hauptfigur ziemlich schnell auch gefühlsmäßig angesprochen hatte, auch auf einen emotionalen Ankerpunkt gehofft.

Grundsätzlich vertrete ich aber auch die Meinung, daß es gerade solche mutigen entschleunigten Hollywood-"Blockbuster" verdient haben, mit einem Kinobesuch geadelt zu werden. Geplant habe ich ihn ohnehin am Wochenende, nicht am Ende eines anstrengenden Arbeitstages, eben um auch voll aufnahmefähig zu sein.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Koontz

So, nachdem ich den Film bereits zweimal in "normalem" 3D im Kino gesehen habe, war heute nochmal die dritte Sichtung im IMAX (3D OV) angesagt. Merkt man, dass ich den Film mag?  :icon_mrgreen: Wie dem auch sei, ich bin wirklich kein 3D-Verfechter (mangels 2D-Vorführungen musste ich jedoch immer in die 3D-Version), aber die IMAX-Vorführung heute war wirklich der Wahnsinn. Sehr geiles Mittendrinn-Gefühl und deutlich besseres 3D als in den "Standardkinos". Bis Mittwoch läuft der noch im Sonycenter in Berlin. Wer also die Möglichkeit hat, unbedingt reingehen !

By the way, ich habe den Film jetzt zweimal in der OV und einmal mit deutscher Synchro gesehen und muss sagen, dass das mal wieder einer der Filme ist, welche in der OV mMn deutlich besser und intensiver wirken. Ich habe normalerweise kein Problem mit  deutschen Synchros, hier ist mir das aber wirklich negativ aufgefallen und ich habe mich den gesamten Film über nicht so recht an die Stimmen gewöhnt. Ich weiss nicht ob es an der Intonation der Sprecher generell oder einfach an den Stimmen selbst liegt (z.B. Sprecher von Jude Law für Gosling), aber die gesamte Synchro kam mir recht lustlos runtergeschwurbelt und aufgesetzt vor. Wirklich kein Vergleich zur OV. Wenn also die Möglichkeit da ist, schaut den Film unbedingt in der OV!

Zum Film selbst: Nach drei Sichtungen bleibe ich dabei. Großartiges Kinoerlebnis. Zu dumm, dass es noch ein halbes Jahr bis zur Veröffentlichung der BluRay dauert. Ach ja, wer ist noch dafür, dass als Extra anstatt dieses blöden Blasters (siehe Amazon-Ankündigung) lieber das Ana-Hologramm mitgeliefert wird?  :icon_mrgreen:
MfG,
Koontz

EvilErnie

Zitat von: Mr Orange am  6 Oktober 2017, 12:57:43
Visuelles Feuerwerk trifft dünnes Drehbuch...
Für Roger Deakins sollte der Oscar nahezu sicher sein, die Handlung empfand ich aber doch als etwas dünn.

7/10
https://ssl.ofdb.de/review/301410,731721,Blade-Runner-2049


Muss sagen, dass ich das Drehbuch ebenfalls dünn finde. Optisch der zur Zeit geilste Leckerbissen! Ich hätte mir gerne mehr Screentime für Leto und doch etwas mehr Musik gewünscht... Am Besten fand ich jedoch die rechte Hand von Wallace. Die hat mich iwi an die Kampfbitches aus nem 007 erinnert! Schön & tödlich, gefährliche Mische  :love:
Knüpft gut an und erzählt auch ordentlich weiter, insg. ein sehr düsterer & ruhiger SiFi Film mit einigen derben Actionszenen. 8/10 Punkte
,,Der Director's Cut erweist sich nicht nur als die filmisch bessere Version, sondern auch als die einzig logische." (Blade Runner)

Behandel´ne Königin wie `ne Hure und `ne Hure wie `ne Königin, dann kann nichts schiefgehen! (Alien 3 SE)

Ich hab ne Sprengkapsel im Kopf! Du musst mich töten sonst sterb ich! (Ethan Hunt)

PierrotLeFou

11 Oktober 2017, 01:18:27 #147 Letzte Bearbeitung: 11 Oktober 2017, 02:03:26 von PierrotLeFou
Naja, Scotts "Blade Runner" hatte nun auch nicht unbedingt ein hochkomplexes, forderndes Drehbuch...

Man könnte "Blade Runner 2049" so einiges vorwerfen... etwa, dass er die Uneindeutigkeit des ersten Films unterwandert... oder dass seine Geschichte jetzt nicht übermäßig originell ist...

Aber ich denke, dass "Blade Runner 2049" vor allem auch jenseits seiner Geschichte funktioniert (und ohne diese drei Kurzfilm-Häppchen besser zu genießen ist). Mit dem Motiv des Hundes und des Baumes greift er zentrale Momente des Schaffens von (zB) Angelopoulos und Tarkowskij auf; dementsprechend spielt auch die Melancholie bei Villeneuve eine recht große Rolle. Ich habe den Film jedenfalls als sehr gemächliche, entspannte Meditation über das Erinnern gesehen.
Anfangs hatte der Film mich etwas enttäuscht (was allerdings meinen hohen Erwartungen zu verdanken war), aber dann habe ich ihn doch sehr genossen. Der hatte nicht nur bildschöne, sondern auch sehr ergreifende, sehr traurige Momente: Die Hologramme, die im Duell zwischen Gosling  und Ford zu sehen sind... die hypermoderne, defekte "Alexa"-Variante, die von außen an Goslings abgeschossenes, fliegendes Auto klopfte und dabei Lebensechtheit und völlige Simuliertheit gleichermaßen ausdrückt. Sehr schön war auch der Dreier/Zweier, der in eine ähnliche Richtung ging.
Das war ein sehr schöner Film über das Wesen der Erinnerung. Und ich habe lange nicht mehr im Kino das Gefühl gehabt, eventuell eine Träne vergießen zu müssen. Dass der Mensch ein Wesen ist, das über so etwas wie reine Waghrnehmung gar nicht verfügen kann, sondern immer schon Wahrnerhmung und Gedächtnis vermischt zu einer subjektiven Empfindung, das kommt in "Blade Runner 2049" auf vielfältige Weise zum Ausdruck - und immer dann, wenn der Film Aktualität und Virtualität kollidieren lässt, erreicht er seine besten Momente.

Und auch wenn die Frau Doktor eine typische Villeneuve-Frau ist (redlich, edelmütig, aufrecht und liebevoll, aber von Mallick- & von-Trier-Frauen noch weit entfernt), so ist "Blade Runner 2049" doch erfreulich frei von der haarscharfen Nähe zum Kitsch, die zB in "Arrival" anklingt. Dass ich "Blade Runner 2049" dennoch etwas schwächer finde, liegt daran, dass er gerade zum Ende hin doch recht konventionellen Genreschablonen folgt, denen er sich zuvor mit seiner kontemplativen Gelassenheit völlig verweigert. Dennoch ein sehr schöner Film, der dem netten Erstling deutlich überlegen ist... :love:

Klar kann man bemängeln, dass etwa ein Leto zuwenig Screentime hatte; aber ich denke, ein Film sollte nicht dafür da sein, einem Schauspieler Raum zur Entfaltung seines Charismas zu liefern... Für mich war das ein beachtlicher Sci-Fi-Film, dessen Nähe zum 80er Jahre "Blade Runner" seine einzige Schwäche war.
Ich hoffe, dass Villeneuve künftig allerdings von Sequels Abstand nimmt. In diesem Fall war das dank des ewig zurückliegendes Originals und des Erinnerungs-Themas ziemlich ergiebig, aber einen Villeneuve à la "Die Frau, die singt", würde ich demnächst lieber sehen als einen "Blader Runner 2054"... (andererseits ist Villeneuve gerade dabei, sich neben Tarkowskij und Kubrick als großen Sci-Fi-Meisterregisseur in die Filmgeschichte einzuschreiben...)

Ich schwanke zwischen 9/10 und 10/10... werde nochmals eine (halbe) Nacht drüber schlafen (und warten, bis mir der ganze Maripanlikör aus dem Schädel gesickert ist...)


edit: Die 12er Freigabe sehe ich übrigens zwiespältig. Natürlich besitzt der Film eine moralische Ausrichtung, die ich für recht vorbildlich halte... aber zugleich ist die Gewalt doch recht kalt & verstörend, ohne übermäßig grafisch zu sein...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Butzemann

11 Oktober 2017, 03:55:11 #148 Letzte Bearbeitung: 11 Oktober 2017, 03:56:56 von Butzemann
Zitat von: PierrotLeFou am 11 Oktober 2017, 01:18:27
Mit dem Motiv des Hundes und des Baumes greift er zentrale Momente des Schaffens von (zB) Angelopoulos und Tarkowskij auf; dementsprechend spielt auch die Melancholie bei Villeneuve eine recht große Rolle.

Sind das deine Ableitungen oder hast du dahingehend recherchiert, würde mich interessieren?

Zitat von: PierrotLeFou am 11 Oktober 2017, 01:18:27
Ich habe den Film jedenfalls als sehr gemächliche, entspannte Meditation über das Erinnern gesehen.

Ging mir ebenso. Vor allem der Diskurs über implantierte Erinnerung(en) und wie man echte dahingehend überhaupt unterscheiden kann/könnte, fand ich sehr anregend: i-wie doch traurig wie zerbrechlich wir doch eigentllich sind, wenn man es mal so sieht.

Zitat von: PierrotLeFou am 11 Oktober 2017, 01:18:27
Anfangs hatte der Film mich etwas enttäuscht (was allerdings meinen hohen Erwartungen zu verdanken war), aber dann habe ich ihn doch sehr genossen. Der hatte nicht nur bildschöne, sondern auch sehr ergreifende, sehr traurige Momente: Die Hologramme, die im Duell zwischen Gosling  und Ford zu sehen sind... die hypermoderne, defekte "Alexa"-Variante, die von außen an Goslings abgeschossenes, fliegendes Auto klopfte und dabei Lebensechtheit und völlige Simuliertheit gleichermaßen ausdrückt. Sehr schön war auch der Dreier/Zweier, der in eine ähnliche Richtung ging.
Das war ein sehr schöner Film über das Wesen der Erinnerung. Und ich habe lange nicht mehr im Kino das Gefühl gehabt, eventuell eine Träne vergießen zu müssen. Dass der Mensch ein Wesen ist, das über so etwas wie reine Waghrnehmung gar nicht verfügen kann, sondern immer schon Wahrnerhmung und Gedächtnis vermischt zu einer subjektiven Empfindung, das kommt in "Blade Runner 2049" auf vielfältige Weise zum Ausdruck - und immer dann, wenn der Film Aktualität und Virtualität kollidieren lässt, erreicht er seine besten Momente.

Finde, der Film hat einen -wenn man sich drauf einlässt- in der ersten Minute. Hatte ständig das Gefühl in dieser Atmosphäre gefangen zu sein, was manchmal ungemütlich war, aber dennoch toll, schon länger sowas im Kino nicht mehr gehabt, daher überleg ich nochmal rein zugehen. Und die angesprochenen Szenen, vor allem der Dreier/Zweier, einfach nur faszinierend!

Zitat von: PierrotLeFou am 11 Oktober 2017, 01:18:27
Und auch wenn die Frau Doktor eine typische Villeneuve-Frau ist (redlich, edelmütig, aufrecht und liebevoll, aber von Mallick- & von-Trier-Frauen noch weit entfernt), so ist "Blade Runner 2049" doch erfreulich frei von der haarscharfen Nähe zum Kitsch, die zB in "Arrival" anklingt.

Arrival fand ich da auch schwächer. Starker Sci-Fi Film, weil ungewöhnlicher Ansatz, aber genau da ging mir die gute Frau, dann doch irgendwann mit den repetitiven Rückblenden und Gefühlsduselei gehörig auf den Keks. Das empfand ich bei Blade Runner so gar nicht. Im Gegenteil.

Zitat von: PierrotLeFou am 11 Oktober 2017, 01:18:27
Dass ich "Blade Runner 2049" dennoch etwas schwächer finde, liegt daran, dass er gerade zum Ende hin doch recht konventionellen Genreschablonen folgt, denen er sich zuvor mit seiner kontemplativen Gelassenheit völlig verweigert. Dennoch ein sehr schöner Film, der dem netten Erstling deutlich überlegen ist... :love:

Was für ein Ende hätte dir denn vorgeschwebt? Konventionell war das Ende, da geb ich dir recht, aber auch konsequent, ich mochte den Ausklang und den Schnee.  :D

Zitat von: PierrotLeFou am 11 Oktober 2017, 01:18:27
Klar kann man bemängeln, dass etwa ein Leto zuwenig Screentime hatte; aber ich denke, ein Film sollte nicht dafür da sein, einem Schauspieler Raum zur Entfaltung seines Charismas zu liefern... Für mich war das ein beachtlicher Sci-Fi-Film, dessen Nähe zum 80er Jahre "Blade Runner" seine einzige Schwäche war.

Für mich durfte es dann sogar nicht mehr Screentime gewesen sein. Das war manchmal so schon anstrengend genug ihm da zuzuhören und hatte Tyrell im Original nicht ähnlich, wenn sogar weniger Screentime? Und was interessiert einen, wenn ein um es vorsichtig zu sagen, geisteskranker, abgehobender und allen Anschein nach mit Macht verseuchter Konzernboss seine geistigen Ergüsse ablässt?!

Zitat von: PierrotLeFou am 11 Oktober 2017, 01:18:27
Ich hoffe, dass Villeneuve künftig allerdings von Sequels Abstand nimmt. In diesem Fall war das dank des ewig zurückliegendes Originals und des Erinnerungs-Themas ziemlich ergiebig, aber einen Villeneuve à la "Die Frau, die singt", würde ich demnächst lieber sehen als einen "Blader Runner 2054"... (andererseits ist Villeneuve gerade dabei, sich neben Tarkowskij und Kubrick als großen Sci-Fi-Meisterregisseur in die Filmgeschichte einzuschreiben...)

Ich schwanke zwischen 9/10 und 10/10... werde nochmals eine (halbe) Nacht drüber schlafen (und warten, bis mir der ganze Maripanlikör aus dem Schädel gesickert ist...)

Denke das war auch eine einmalige Gelegenheit/Sache. Dann hoffen wir mal, dass er mehr Filme abdreht, als die von dir genannten ;)

Und was ist Maripanlikör?  :LOL:
Ich nehm lieber Whisky  :algo:

Zitat von: PierrotLeFou am 11 Oktober 2017, 01:18:27
edit: Die 12er Freigabe sehe ich übrigens zwiespältig. Natürlich besitzt der Film eine moralische Ausrichtung, die ich für recht vorbildlich halte... aber zugleich ist die Gewalt doch recht kalt & verstörend, ohne übermäßig grafisch zu sein...

Als ob <= 16-jährige sich in den Film verirren würden/werden  :king:
Version 2.0 [ http://blog-plus.de ]

Heimkino [ http://www.bluray-disc.de/blulife/heimkino/butzemann ]


"Von all den Dingen die mir sind verloren gegangen, hab ich am meisten an meinen Verstand gehangen"

PierrotLeFou

11 Oktober 2017, 18:29:00 #149 Letzte Bearbeitung: 11 Oktober 2017, 21:05:17 von PierrotLeFou
Zitat von: Butzemann am 11 Oktober 2017, 03:55:11
Zitat von: PierrotLeFou am 11 Oktober 2017, 01:18:27
Mit dem Motiv des Hundes und des Baumes greift er zentrale Momente des Schaffens von (zB) Angelopoulos und Tarkowskij auf; dementsprechend spielt auch die Melancholie bei Villeneuve eine recht große Rolle.

Sind das deine Ableitungen oder hast du dahingehend recherchiert, würde mich interessieren?

Der Vergleich mit Tarkowskij hat ja schon häufiger die Runde gemacht: http://www.zeit.de/kultur/film/2017-10/blade-runner-2049-denis-villeneuve-science-fiction-filme-ridley-scott / http://www.mdr.de/kultur/empfehlungen/blade-runner-filmkritik-elstermann-100.html / http://www.ksta.de/kultur/-blade-runner-2049--die-lange-gefuerchtete-fortsetzung-der-filmlegende-gewinnt-28534800 / https://nstpost.wordpress.com/ / https://www.vox.com/culture/2017/10/7/16418780/movie-of-week-stalker-tarkovsky-blade-runner

Ob sich Villeneuve dazu geäußert hat, weiß ich nicht. Ist mir auch egal, weil ich dann ja nicht wüsste, ob ihm an wahrheitsgemäßer Antwort oder künstlerischer Selbstinszenierung gelegen ist.

Es würde ziemlich viel Platz und Zeit brauchen, um da einen argumentativ klaren, mit Bildzitaten untermauerten Text zu verfassen, ich will jetzt bloß einige lose Stichpunkte in den Raum werfen, die in ihrer Gehäuftheit schon einen Einfluss nahelegen, in jedem Fall jedoch eine Nähe aufzeigen.


- Fest steht, dass Villeneuve aus dem großen Fundus der Melancholie-Motive schöpft. Der Hund - den man schon bei Dürers Melancholia finden kann - wurde nun aber filmgeschichtlich ausgiebig von Tarkowskij genutzt und zum Begleiter des Melancholikers gemacht. Ganz besonders in "Stalker" und "Nostalghia", aber teilweise auch in "Solaris"... Das ist ein Motiv, das auch Angelopoulos - ebenfalls ein Filmemacher, der auf Melancholie und einen gemächlichen Rhythmus setzt - verwendet. ("Mia aiwniothta kai mia mera").
Villeneuve steht beiden zumindest nahe, wenn er den von Hologrammen längst Verstorbener umgebenen Ford einen Hund an die Seite stellt und seinerseits einen melancholischen Beitrag zum entschleunigten Kino abliefert.

- Nun kommt aber noch das Motiv des Baumes hinzu, der quasi zurück zu den Wurzeln zu führen scheint und zugleich ein verheißungsvolles Symbol darstellt, wenn er auch bei Villeneuve bereits tot ist. In "Offret" (und ein bisschen in "Zerkalo") bei Tarkowskij, in "Topio stin omichli" bei Angelopoulos wird jeweils ein Baum als bedeutungsvolles Symbol in Szene gesetzt... bei Angelopoulos ebenfalls in etwas nebeliger Umgebung. Es ist ein Motiv der Geborgenheit und des inneren Friedens, das bei beiden den melancholischen Blick auf sich zieht. Bei Villeneuve hat das Motiv ja recht deutlich eine Sonderstellung, insofern es fast schon ein Leitmotiv ist... wie der sprechende Fisch in Villeneuves "Maelström" oder die Spinne in "Enemy"...

- In "Blade Runner 2049" nehmen Tierschnitzereien aus Holz einen prominenten Platz ein. (Natürlich sind die dem Einhorn des ersten Films verhaftet.) Auch darin mag man noch eine gewisse, zumindest für Tarkowskij typische Naturverbundenheit erblicken. (Einem Holz-Pferd gilt Goslings Erinnerung. Tarkowskij hatte die inhaltlich durch nichts begründete, farbige Einstellung der Pferde im Rublyov als "Symbol des Lebens" bezeichnet... ganz selten, dass er einmal Symbole eingestanden hat... hat er ja meistens immer geleugnet.)

- Die (tatsächlich tolle) Schneefallszene, für die sich Villeneuve ja früher schon erwärmen konnte (etwa in "Polytechnique") mag man ebenfalls anführen. In "Topio stin omichli" bei Angelopoulos ist sie ein quasi heiligendes Ereignis, eine Art göttliche Fügung. Bei Tarkowskij erfüllt der Schneefall diese Funktion ganz besonders deutlich in "Nostalghia", wo er ebenfalls eine Todesszene begleitet. (Aber auch Zerkalo und Rublyov könnte man diesbezüglich womöglich noch anführen.) Der Schneefall ist ein natürliches Ereignis, das den nach Erlösung Suchenden erhebt. Bei Tarkowskij ließe sich nachweisen, dass diese Symbolik aus dem russischen Symbolismus entstammt, aber das ist im Grunde nebensächlich. Das Motiv der erhebenden, quasi-sakralen Schneefalls kann man zB auch in "Jud Süß" finden, wo der Schnee rein und weiß vom Himmel kommend das christliche (Todes)Urteil über den Juden segnet.

- Der Regen. Ich weiß, es regnet auch bei Scott bereits ständig. Aber schon 1982 war ausgiebiger Regen geradezu ein Tarkowskij-Klischee. (Lopushansky, der klar Tarkowskijs Tradition fortsetzt, übernimmt vor allem diesen Regen.) In "Blade Runner 2049" nimmt das erste Erspüren des Regens eine ganz besondere Stellung ein. Naturverbundeheit, aber auch der ganze kulturhistorische Kontext des Fluiden & Ozeanischen des Wassers spielt hier herein.

- Die Erinnerung. Sowohl Tarkowskij als auch Angelopoulos haben Filme gedreht, die als Zeitkunst und Erinnerungsfilme gewürdigt worden sind. Selten bei Angelopoulos, aber sehr häufig bei Tarkowskij geht es in diesem Zusammenhang auch um die Frage nach dem Echtheitscharakter von Erinnerung.

- Hinzu kommt die Entschleunigung, die Villeneuve hier durchaus verfolgt.


Ich weiß, das wirkt - inbesondere, wenn man mit Angelopoulos und Tarkowskij (und Konsorten) nicht so recht vertraut ist - ziemlich abgehoben. Warum sollte man das "Blade Runner"-Sequel wegen eines Hundes, eines Baumes und des Regens mit solchen Autorenfilmern in einen Zusammenhang bringen... zig Filme haben Hunde, Regen, Bäume aufzuweisen usw.
Aber die Motive werden ja durchaus systematisch platziert und eingesetzt. Zudem sollte man bedenken, aus welchen Gefilden Villeneuve kommt. Er kommt ja nun wirklich nicht aus Hollywoods Genrefilm-Ecke, sondern hat mit "Un 32 août sur terre", "Maelström" und "Polytechnique" begonnen. Der ist durchaus ein Cineast, der nicht ausschließlich auf Mainstream fixiert ist. Dass er Tarkowskij und Angelopoulos nicht kennen sollte, zumal er ja Jahrgang 1967 ist, halte ich für nahezu undenkbar...

Ob er jetzt absichtlich, unbewusst oder rein zufällig viele Berührungspunkt mit beiden Filmemacher aufweist, weiß ich nicht... Aber er steht ihnen mit "Blade Runner 2049" meines Erachtens nicht weniger nahe als dem 82er "Blade Runner". In jedem Fall würde er wie Tarkowskij und Angelopoulos aus denselben kulturgeschichtlichen Quellen schöpfen und ähnelt ihnen schon deshalb als Regisseur eines entschleunigten, verregneten Erinnerungsfilms, in dem der Baum, der Hund, das Pferd und der Schneefall ihren bedeutungsvollen Platz erhalten haben...



Zitat
Zitat von: PierrotLeFou am 11 Oktober 2017, 01:18:27
Dass ich "Blade Runner 2049" dennoch etwas schwächer finde, liegt daran, dass er gerade zum Ende hin doch recht konventionellen Genreschablonen folgt, denen er sich zuvor mit seiner kontemplativen Gelassenheit völlig verweigert. Dennoch ein sehr schöner Film, der dem netten Erstling deutlich überlegen ist... :love:

Was für ein Ende hätte dir denn vorgeschwebt? Konventionell war das Ende, da geb ich dir recht, aber auch konsequent, ich mochte den Ausklang und den Schnee.  :D

Das kann ich jetzt gar nicht beantworten. Aber die ganze Widerstands-Geschichte hat mich auch gar nicht interessiert... War wohl enttäuscht, dass sich der Film plötzlich entschließt, doch noch ein bisschen mit den Genre-Klischees zu spielen, um den Selbstfindungs-/Melancholie-/Erinnerungsteil gegen Ende ein wenig zu vernachlässigen... Aber das is Jammern auf hohem Niveau, wie gesagt schwanke ich zwischen 9 und 10... ;)



ZitatUnd was ist Maripanlikör?  :LOL:
Ich nehm lieber Whisky  :algo:
Oha, Whiskey Cola gabs zum "It" (2017)... Aber eigentlich sagen mir nur Liköre zu und Zentis-Marzipanlikör ist nach einem hervorragenden Kinofilm genau das Richtige... Muss halt nur nicht gleich ein halber Liter sein... :icon_mrgreen:



Zitat
Zitat von: PierrotLeFou am 11 Oktober 2017, 01:18:27
edit: Die 12er Freigabe sehe ich übrigens zwiespältig. Natürlich besitzt der Film eine moralische Ausrichtung, die ich für recht vorbildlich halte... aber zugleich ist die Gewalt doch recht kalt & verstörend, ohne übermäßig grafisch zu sein...

Als ob <= 16-jährige sich in den Film verirren würden/werden  :king:

Oh, also gestern war eine Mutter mit ihrem Sohn drin (zumindest eine ältere Frau mit einem Jungen), welcher aussah, als wäre er zehn oder elf... Wüsste gerne, wie er den folgenschweren Handkantenschlag und das zerdrückte Glas verdaut hat... :D
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

TinyPortal 2.0.0 © 2005-2020