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"Dracula" von Dario Argento

Begonnen von Hedning, 14 Mai 2010, 18:26:55

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Kerry

Der gute Dario ist ja mittlerweile auch schon 72.
Sein letzter Film im vormals typischen Argento-Stil war wohl "Opera" (1988); mittlerweile auch schon 24 Jahre her. Danach konnte er eigentlich nie wieder seine frühere Klasse erreichen. Teilweise lags wohl am Geld, teilweis wollte er wohl etwas Neues ausprobieren.
Jedoch: Argento kann bzw. konnte genau eine Art von Filmen gut drehen: atmosphärische, optisch brilliante Horror-Streifen ohne viel Augenmerk auf die Geschichte.
Einfach ohne viel "Brimborium" eine gute Geschichte erzählen konnte er noch nie; eine Weiterentwicklung hat quasi nicht stattgefunden.
Was bleibt sind ein paar unvergessliche Meisterwerke einerseits; andererseits jedoch auch viel Mittelmaß und Murks.
Irgendein reicher Fan sollte ihm mal 30 Millionen geben mit der Auflage, hiervon einen Film wie früher zu produzieren. Das Ergebnis wäre interessant.

JanH

Also ich muss zugeben, dass mir von D. Argento nur wenige Filme (u.a. Suspiria, Opera, The Standhal Syndrome und Phenomena) gefallen.

Ob man nun wieder das Dracula-Thema aufwärmen muss, ist dahingestellt. Es gibt schließlich etliche Interpretationen des legendären Blutsaugers (auch wenn mir Christopher Lee als dieser am besten gefällt).
Allerdings wäre ich neugierig, was Argento mit seinem unverkennbaren Stil daraus machen würde - anderseits stimme ich Kerry zu, dass Argentos Filme im Laufe der Zeit nachgelassen haben... (obwohl ich auch viele ältere seiner Filme z.B. Profondo Rosso net so dolle finde^^)

Ob eine neuer Argento-Dracula wichtig ist, kann auch ich nicht sagen, aber wenn Craven etc. diese Thematik verfilmen dürfen, darf er es sicherlich auch.

Dexter

24 März 2013, 22:11:04 #62 Letzte Bearbeitung: 24 März 2013, 22:12:43 von Dexter
Kaum zu glauben was Argento hier abliefert. :viney:
Die Trailer haben es ja schon angedeutet.

Miese schauspielerische Leistung, selbst von Kretschmann, Argento und Hauer, damit werden die schlechten Dialoge sogar noch schlechter.  
Extrem billige CGI, einfach zum heulen, oder lachen, je nach Laune.
Unterstüzt wird das alles auch noch von einem Soundtrack, dass einen die Ohren bluten, hier wird hauptsächlich mit Violine und Theremin :exclaim: gearbeitet, man könnte glauben man schaut ein schlechten B-Movie aus den 40/50ern.

Es gibt aber auch was positives:
Recht gutes 3D + Asia Argento oben ohne
=
Spoiler: zeige
Asia Argentos Titten in 3D!!!




Filmstarts.de vergibt 1 Punkt.
http://www.filmstarts.de/kritiken/181919/kritik.html

Mr. Blonde

Zitat von: Dexter am 24 März 2013, 22:11:04
Filmstarts.de vergibt 1 Punkt.
http://www.filmstarts.de/kritiken/181919/kritik.html

ZitatDie sagenhaft hölzernen Dialoge, das lustlos wirkende Spiel der Darsteller – ohne Scheu vor Albernheiten wildert Argento mit ,,Dracula 3D" im Revier des Trash-Kultregisseurs Tommy Wiseau (,,The Room"): Scheinbar willkürlich betreten Menschen Kulissen, laufen aufeinander zu und belästigen sich mit dümmlichem Smalltalk, wobei zumeist sowieso bloß ausgesprochen wird, was ohnehin auf der Leinwand zu sehen ist.

Die sollen mal nicht Wiseau beleidigen.  :icon_lol:


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Dexter

Das von Filmstarts angesprochene ,,So schlecht, dass es schon wieder Spaß macht"-Kino hat sich bei mir nicht so richtig eingestellt, ein bischen mehr Alkohol hätte vielleicht nicht geschadet. :algo:
Wer übrigends die veröffentlichte Trailer und Clips gesehen hat dürfte schon so gut wie alles an "Action" und Gore kennen.

Mr. Blonde

Zitat von: Dexter am 24 März 2013, 22:29:02
Das von Filmstarts angesprochene ,,So schlecht, dass es schon wieder Spaß macht"-Kino hat sich bei mir nicht so richtig eingestellt

Liegt vielleicht daran, dass es eher traurig ist, wie tief der Mann gesunken ist?


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Dexter

Zitat von: Mr. Blonde am 24 März 2013, 22:40:35
Zitat von: Dexter am 24 März 2013, 22:29:02
Das von Filmstarts angesprochene ,,So schlecht, dass es schon wieder Spaß macht"-Kino hat sich bei mir nicht so richtig eingestellt
Liegt vielleicht daran, dass es eher traurig ist, wie tief der Mann gesunken ist?

Nein, definitiv am Alkohol. :icon_mrgreen:
Ist ja nicht so als ob er erst seit gestern schlechte Filme dreht, Dracula ist halt noch ein paar Schritte tiefer, aber durch die Trailer und Clips war man schon vorbereitet.

Stefan M

Dabei haben sich Asia Argento und Thomas Kretschmann in "Stendhal Syndrome" mal ein wirklich ordentliches Schauspielduell geliefert.  :icon_sad:
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

soisdas

Zitat von: Dexter am 24 März 2013, 23:01:56aber durch die Trailer und Clips war man schon vorbereitet.
Schon, aber solche vernichtenden Kritiken zu sehen, ist dann doch ziemlich hart. Habe bisher nichts Gutes gelesen. :( Funktioniert er denn wenigstens als Trash?

Roughale

Langsam warte ich darauf, dass jemand sagt, dass Krekels Robin Hood besser ist - also irgendwer nicht aus seiner Familie oder Freundeskreis :king:

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

Dexter


Roughale

Wie es bei den jüngeren Chattern so schön heisst: LOL

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

Kerry

Wenn ich das hier so lese, werde ich wohl auf eine Sichtung verzichten.
Ich möchte den guten alten Dario lieber so in Erinnerung behalten, wie er einmal war.
Ich verstehe nicht so recht den Murks, den er seit Mitte / Ende der 80er regelmäßig abliefert. Einiges mittelmäßig, der Rest unterdurchschnittlich. Hervorzuheben vielleicht noch "Stendhal Syndrom", wobei hier die schlechten Computereffekte stören. Hat er das Filmemachen tatsächlich verlernt oder hat er vergessen, was den Reiz seiner eigenen Filme ausmacht?
Traurig.
Nur am Budget kann es nicht liegen, auch Suspiria und co. sind keine A-Filme.

Akayuki

Zitat von: Kerry am 16 April 2013, 17:49:36
Wenn ich das hier so lese, werde ich wohl auf eine Sichtung verzichten.
Ich möchte den guten alten Dario lieber so in Erinnerung behalten, wie er einmal war.
Ich verstehe nicht so recht den Murks, den er seit Mitte / Ende der 80er regelmäßig abliefert. Einiges mittelmäßig, der Rest unterdurchschnittlich. Hervorzuheben vielleicht noch "Stendhal Syndrom", wobei hier die schlechten Computereffekte stören. Hat er das Filmemachen tatsächlich verlernt oder hat er vergessen, was den Reiz seiner eigenen Filme ausmacht?
Traurig.
Nur am Budget kann es nicht liegen, auch Suspiria und co. sind keine A-Filme.


Seit Sleepless gab es keine guten Argento Filme mehr und wenn man diesen Thread hier liest, wird das wohl auch leider so bleiben.
Allerdings bin ich einfach ein viel zu neugieriger Mensch, als das ich mir einen neuen Argento entgehen lassen würde.^^

Aber jetzt mal zu einer anderen Sache: Schlechte Argento Filme seit Mitte / Ende der 80er ist doch ein bisschen zu früh gegriffen, oder?  ;)
Original Zitat: "Ey Leute, Hard Boiled ist besser als Sex! Da hast du zwei Stunden pure Äckschen!"


Stefan M

Zitat von: Akayuki am 16 April 2013, 18:14:31
Aber jetzt mal zu einer anderen Sache: Schlechte Argento Filme seit Mitte / Ende der 80er ist doch ein bisschen zu früh gegriffen, oder?  ;)
Richtig schlechte Argentos gibt es meiner Meinung nach erst nach "Sleepless" (sein eigenwilliges unfaßbares "Phantom der Oper" mal rausgenommen) - leider sind die Filme aber auch von da an mit jedem weiteren Film immer schlechter geworden. "Dracula" ist in der Tat noch einmal ein Absturz, so daß man von "Tiefpunkt" reden muß, auch wenn man es nicht mehr hören mag. Er ist einfach noch mieser als "Card Player", "Mother of Tears" und "Giallo".  :icon_sad:
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Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

PierrotLeFou

Zitat von: Akayuki am 16 April 2013, 18:14:31
Aber jetzt mal zu einer anderen Sache: Schlechte Argento Filme seit Mitte / Ende der 80er ist doch ein bisschen zu früh gegriffen, oder?  ;)

Ich würde auch Mitte/Ende der 80er anpeilen, wenn es um Argentos Abstieg geht... Wirklich rundum gut finde ich auch bloß "Uccello dalle piume di cristallo" und "Suspiria", sowie "Profondo Rosso", den ich für ein kleines Meisterwerk halte... Aber seit "Phenomena" und "Opera" stoße ich mich doch gehäuft an manchen Schwächen in seinem Werk... gerade bei "Phenomena" tut es mir leid, weil er zu Beginn hübsche Umgebungen mit tollen Kamerfahrten kombiniert und dann noch diesen phänomenalen Goblin-Soundtrack aufweisen kann... aber schlecht finde ich die beiden Filme auf keinen Fall ("Phenomena" mag ich sogar trotz allem noch sehr gerne) und würde sagen, dass Argento auch nach "Stendhal Syndrome" noch Mittelmaß bis hin zu recht gehobenem Mittelmaß abgedreht hat...
Das hat sich jetzt allerdings geändert: "Dracula 3D" ist meines Erachtens schon etwas unterdurchschnittlich... sowas erwarte ich eher von "The Asylum", aber nicht von Argento... :icon_sad:

Scheint so, als würden seine Filme ziemlich zuverlässig mit jedem Jahrzehnt eine ganze Ecke schlechter werden... ich bin gespannt, was da noch kommen wird...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Kerry

Der letzte "echte" Argento ist für mich Opera. Dieser war bzw. ist zumindest optisch und stimmungstechnisch noch auf dem zuvor gewohnten Niveau. Danch ging es bergab.
Aura ist gehobendes Mittelmaß, Stendhal Syndrome dann wieder ein Schritt nach oben - wenn auch anders.
Das Phantom der Oper lässt fast sämtliche typischen Stilelemente des Maestros vermissen.
Sleepless aus meiner Sicht langweiliges Mittelmaß, danach eigentlich nur noch, nun ja, decken wir das Mäntelchen des Schweigens darüber.
Vielleicht kann Argento auch nur die eine Art von Filmen machen (visuell beeindruckende, teils rauschhafte Horrorphantasien) und hatte danach sein Pulver verschossen.

Hitfield

Zitat von: Kerry am 16 April 2013, 19:44:09
Der letzte "echte" Argento ist für mich Opera. Dieser war bzw. ist zumindest optisch und stimmungstechnisch noch auf dem zuvor gewohnten Niveau. Danch ging es bergab.

Sehe ich ganz genauso, wobei ich "Phantom der Oper" noch nicht kenne. Bei den anderen Spielfilmen nach "Opera" finde ich einen schlimmer als den anderen - auch "Aura" und "Stendhal-Syndrom". Einzige Ausnahme: "Do you like Hitchcock?" fand ich ganz okay (irgendwas zwischen 4-6/10).
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

Stefan M

Ich weiß, daß ich damit ziemlich allein stehe, aber "Stendhal Syndrome" halte ich nicht nur für Argentos reifsten, sondern auch für seinen besten Film. Die schlechten CGI-Effekte stechen natürlich negativ heraus, sind ja aber nun nicht so zahlreich, als daß man ständig darauf stoßen würde. Auch Asia Argento braucht ein wenig, um warmzulaufen, spielt dann aber sehr intensiv. Bereits die Exposition ist von einer faszinierenden Schönheit, lullt einen mit der simplen, aber überaus wirkungsvollen Wehklage-Musik von Ennio Morricone ein und läßt einen auch danach nicht mehr los. Vereinzelt wird dem Film ja auch eine gewisse Vorhersehbarkeit nachgesagt, was die Schlußwendung betrifft, aber selbst wenn man sie ahnt, gefällt auch das Finale durch eine Unaufgeregtheit, die bis in den Nachspann hinein beibehalten bleibt. Tatsächlich geht einem das Schicksal der Hauptfigur sehr nahe. Da hatte ich wirklich erstmals in der langen Regiekarriere Argentos das Gefühl, daß sich dieser wirklich und wahrhaftig für einen Charakter interessiert. Somit ist "Stendhal Syndrome" in der Tat der einzige wirklich gute Argento seit "Phenomena", der, wie PierrotLeFou richtig anmerkt, auch schon nicht fehlerfrei ist.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Kerry

Stimmt schon, "Stendhal Syndrome" ist ein guter, spannender Thriller mit guten Hauptdarstellern. Auch das Drehbuch kann sich sehen lassen.
Es ist jedoch kein kein typischer Argento, der einzigartige (frühere) Stil des Meisters blitzt nur noch stellenweise auf. Suspiria und co. leben hauptsächlich von ihrer audiovisuellen Kraft, von einer einzigartigem Kombination aus Musik, Schnitt und Farben. Diese Filme sind einzigartig. Die Geschichte ist hierbei eher nebensächlich.
In "Standhal Syndrome" nimmt sich hier Argento deutlich zu Gunsten der erzählten Geschichte zurück. Jedoch hat er hiermit bewiesen, dass er durchaus in der Lage ist, Geschichten zu erzählen - wenn denn das Umfeld (Drehbuch, Schauspieler) stimmt. In seinen späteren Werken scheint er dies jedoch wieder verlernt zu haben.

RoboLuster

Ihr immer mit eurem (visuellen) Stil des Meisters... Der Meister hat wesentlich mehr Filme gedreht, die nicht wie Suspiria sind. Von den wenigen Filmen die er sowieso gemacht hat (21), sind gerade mal 4-5 wahrlich meisterhaft, und noch weniger entsprechen dem "Argento-Stil". Dieses ständig sich wiederholende Argento Stil hier, Argento Stil da Gequake, fußt doch auf gar keiner Grundlage. ;)
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

Kerry

Es war bzw. ist eben dieser audiovisuelle Rausch, welcher einige Filme Argentos so einzigartig macht. Andere Dinge (Schauspielerführung, Spannungsaufbau, Geschichten erzählen) können andere Regiesseure gewiss besser. Opera, Suspiria, Tenebre, Phenomena, Inferno hingegen sind einzigartig; viele zählen auch noch Rosso hierzu.
Ist bei anderen "Kultregiesseuren" aus dem phantastischen Bereich aber auch nicht anders. Fulci hat zahllose Filme gedreht; in Erinnerung geblieben sind vielleicht eine Handvoll. Diese dafür aber richtig. Sam Raimi verdankt seinen Kultststus einem einzigen Film. John Carpenter: viel Durchschnitt, einige wenige einzigartige Werke. Der typisch klaustrophobische Carpenter-Stil taucht so auch nur in einigen wenigen Filmen auf.
Oder Tobe Hooper: wer würde sich an diesen ohne "TCM" erinnern? Die Liste lässt sich gewiss fortsetzen.
Es gibt nur ganz wenige Regiesseure, welche sich fortentwickelt haben und in der Lage waren bzw. sind, Filme unterschiedlicher Machart meisterhaft zu inszenieren. Die oben genannten zählen nicht hierzu.

PierrotLeFou

Zitat von: RoboLuster am 17 April 2013, 01:23:56Dieses ständig sich wiederholende Argento Stil hier, Argento Stil da Gequake, fußt doch auf gar keiner Grundlage. ;)

Naja, ich denke schon, dass man Argento einen Stil zuordnen kann, dem er selbst allerdings seit Jahren kaum noch folgt...

Spätestens ab 1975 bis Ende der 80er, wenn nicht sogar bis in die Mitte der 90er hinein, finden sich in seinen Filmen recht durchgehend:

- nicht handlungsrelevante Großaufnahmen von Gegenständen
- nicht handlungsrelevante Fahrten über Textzeilen, Fassaden, Fußböden, angeordnete Gegenstände auf Tischplatten, in der Regel von Goblin-Musik untermalt
- generell entfesselte Kamerafahrten, in der Regel von Goblin-Musik untermalt
- architektonische Sonderbarkeiten als Teil der Kulisse
- ein sehr betonter Einsatz der Farbe (zumindest zwischen 1975 und 1982, später wohl auch hin und wieder, aber da müsste ich jetzt nochmal in die einzelnen Filme reinschauen)
- Leitmotive (Messerklingen in Großaufnahme / schwarze Lederhandschuhe / Frauen, die durch Glasscheiben oder Vorhänge stürzen oder gedrückt werden)
- Selbstreflexive Behandlung des Voyeurismus (oder vielleicht neutraler: des Schauens)

Und inzwischen finden sich eigentlich bloß noch die Leitmotive und die Selbstreflexion in den jüngeren Filmen... und die Selbstreflexion hat sich noch etwas geändert, insofern sie etwas aufdringlicher geraten ist... offenbar hat er sich 1990 von Romero anstecken lassen, die Dinge deutlicher und direkter anzusprechen...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

RoboLuster

Zitat von: Kerry am 17 April 2013, 11:08:57
Es war bzw. ist eben dieser audiovisuelle Rausch, welcher einige Filme Argentos so einzigartig macht. Andere Dinge (Schauspielerführung, Spannungsaufbau, Geschichten erzählen) können andere Regiesseure gewiss besser. Opera, Suspiria, Tenebre, Phenomena, Inferno hingegen sind einzigartig; viele zählen auch noch Rosso hierzu.
Ist bei anderen "Kultregiesseuren" aus dem phantastischen Bereich aber auch nicht anders. Fulci hat zahllose Filme gedreht; in Erinnerung geblieben sind vielleicht eine Handvoll. Diese dafür aber richtig. Sam Raimi verdankt seinen Kultststus einem einzigen Film. John Carpenter: viel Durchschnitt, einige wenige einzigartige Werke. Der typisch klaustrophobische Carpenter-Stil taucht so auch nur in einigen wenigen Filmen auf.
Oder Tobe Hooper: wer würde sich an diesen ohne "TCM" erinnern? Die Liste lässt sich gewiss fortsetzen.
Es gibt nur ganz wenige Regiesseure, welche sich fortentwickelt haben und in der Lage waren bzw. sind, Filme unterschiedlicher Machart meisterhaft zu inszenieren. Die oben genannten zählen nicht hierzu.


Ich sehe die Argento Sache ja auch mit einem zugekniffenen Auge, für mich fußt "sein Stil" ja auch auf den genannten Filmen. Aber wenn mans ganz nüchtern betrachtet, dann hat er einfach nur ein paar gute Filme gedreht, ich zähle wahrscheinlich sogar noch ein paar Filme mehr dazu, als der gängige Argento Anhänger, und der Rest ist mehr oder weniger Crap. Dennoch verzeiht man ihm alles und attestiert ihm immer noch, sein Stil wäre derjenige, von Suspiria, Inferno, Phenomena, und co, und dabei finden einigige ja sogar diese schon nicht perfekt.  ;)

Was ich bei keinem anderen Regisseur erkennen kann, auch keiner den du genannt hast. Ok, Fulci ist in Horrorkreisen abgestempelt, dabei hat er so viel Filme mehr gedreht, die wahrscheinlich alle besser sind, als seine Horrorfilme. Aber an Hooper, wird sich ja zurecht nicht groß wegen anderer Filme erinnert, also eher ein schlechtes Beispiel. Und Carpenter, ist der genaue "Anti Argento" ;) , sein Stil ist klar erkennbar in fast all seinen Filmen, er hat aber ein paar Ausfälle. Argento hat abgesehen von 4-5 sehr guten (darüber ist man sich nicht einig) und 4-5 guten (darüber ist man sich nicht einig), nur Ausfälle, das wird aber so nicht gesehen, alle paar Jahre wird davon gesprochen, dass er seinen Stil verloren hat.^^
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
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Hedning

Zitat von: RoboLuster am 17 April 2013, 12:49:54Ich sehe die Argento Sache ja auch mit einem zugekniffenen Auge, für mich fußt "sein Stil" ja auch auf den genannten Filmen. Aber wenn mans ganz nüchtern betrachtet, dann hat er einfach nur ein paar gute Filme gedreht

Kein Mensch kann den Wert von Filmen "nüchtern betrachten" und zu einem allgemeinverbindlichen objektiven Urteil kommen. Ebenso wie für Mainstream-Gucker vermutlich die allermeisten Filme Argentos "Crap" sind (so bedauerlich das auch ist), finde ich auch seine Werke nach 2000 immer noch deutlich interessanter als das meiste, was das phantastische Filmmetier zur gleichen Zeit an sich ständig wiederkäuendem Zombie-, Slasher- und sonstigem Standardkram hervorgebracht hat. Selbst einen Film wie Giallo, der fast überall nur verrissen wird, finde ich noch interessanter und eigenständiger als die ganze Standardkost, die das US-Kino im Horrorbereich immer wieder hervorwürgt. Das letzte, was ich aus letzterem Bereich gesehen habe, war Piranha 3D, und da würde ich wirklich ausnahmslos jeden Argento vorziehen.

Übrigens, "Er kann keine Geschichten erzählen" im Bezug auf Argento heißt doch nicht mehr als dass seine Filme nicht an Hollywood-Erzählstandards orientiert sind. Auch die Definition von "Handlung" bzw. "Handlungsrelevanz" sollte man durchaus mal problematisieren. Letztlich landet man bei Argento-Diskussionen immer da, dass für viele Zuschauer vor allem der sog. "Inhalt" eines Films das Wichtigste ist und dass dieser "Inhalt" lediglich dasjenige ist, was man auch schriftlich festhalten könnte (mit anderen Worten was im Drehbuch steht); was Argento in der Gesamtheit der auditiven und visuellen Komponenten eines Films bewirkt hat, wird immer nur als oberflächlicher "Style" gegenüber einer vermeintlichen "Substance" (=Drehbuch) abgetan. Sprich "Argento kann keine Geschichten erzählen" ist ein Urteil, das letztlich die Möglichkeiten des Mediums Film und Argentos Zugriff auf diese Möglichkeiten in z. B. Suspiria, Inferno, Tenebre ... weitgehend negiert.

RoboLuster

17 April 2013, 22:28:47 #85 Letzte Bearbeitung: 17 April 2013, 22:35:00 von RoboLuster
Ich stimme dir ja vollkommen zu (das mach ich schon immer), abgesehen davon, dass du hier nicht meinen ganzen Satz zitiert hast, und ich, jetzt mal nebenbei bemerkt, an seinen Geschichten, auch nichts schlecht finden kann, schätze ich seine Filme hauptsächlich wegen der Komposition, da gehts mir wie dir (Ich finde Amer ja auch ausnehmend grandios, nicht von Argento, aber ein gutes Beispiel). Ich habe bewusst provozierend geschrieben, da der allgemeine Tenor lautet, Argento habe seinen Stil verloren, eben jener Stil der 4-5 Filme, die immer genannt werden, von 21+/- die er gedreht hat (und der Rest in diesem Sinne im Vergleich dann als Crap angesehen wird). Mit nüchtern betrachten, meinte ich den Umkehrschluss, wenn von 21 Filmen, nur 5 Filme anders sind, sprich den "Argento Stil" aufweisen, dann müsste man "nüchtern" annehmen, das ist gar nicht sein Stil, sondern sich an den restlichen Filmen orientieren. Macht aber keiner und ich machs auch nicht, dennoch kann ich, aus genannten Gründen, nicht behaupten, dass er seinen Stil verloren hat. Mehr isses nicht gewesen. ;)
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

StS

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Mr. Blonde



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RoboLuster

Der Film ist auch weniger schlecht als erwartet. Kommt sogar bischen Hammer Stimmung auf. Es fehlt aber ein passender Dracula.
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
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StS

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

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