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The Hateful Eight (QT Western)

Begonnen von Newendyke, 12 Januar 2014, 22:53:03

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Mr. Blonde

Zitat von: Stefan M am  6 Februar 2016, 04:43:05
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Tarantino setzt für wenige Augenblicke einen Erzähler ein, der das eben Gesehene noch einmal rekapituliert und dem Zuschauer ziemlich rabiat, fast schon frech, aber dem Suspense mehr als dienlich eine Information an die Hand gibt, die der Story eine brilliante Wendung geben.


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Der Sprecher ist sogar Tarantino selbst.  :icon_cool:


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Stefan M

Zitat von: Mr. Blonde am  6 Februar 2016, 12:48:55
Zitat von: Stefan M am  6 Februar 2016, 04:43:05
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Tarantino setzt für wenige Augenblicke einen Erzähler ein, der das eben Gesehene noch einmal rekapituliert und dem Zuschauer ziemlich rabiat, fast schon frech, aber dem Suspense mehr als dienlich eine Information an die Hand gibt, die der Story eine brilliante Wendung geben.


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Der Sprecher ist sogar Tarantino selbst.  :icon_cool:

Ja, das habe ich in der Zwischenzeit auch in Erfahrung gebracht.

Habe auch gelesen, daß du den Film ja ganz ähnlich wie ich siehst.  ;)
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Mr. Blonde

6 Februar 2016, 17:03:48 #122 Letzte Bearbeitung: 16 Oktober 2019, 04:37:45 von Mr. Blonde
Zitat von: Stefan M am  6 Februar 2016, 14:12:29
Zitat von: Mr. Blonde am  6 Februar 2016, 12:48:55
Zitat von: Stefan M am  6 Februar 2016, 04:43:05
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Tarantino setzt für wenige Augenblicke einen Erzähler ein, der das eben Gesehene noch einmal rekapituliert und dem Zuschauer ziemlich rabiat, fast schon frech, aber dem Suspense mehr als dienlich eine Information an die Hand gibt, die der Story eine brilliante Wendung geben.


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Der Sprecher ist sogar Tarantino selbst.  :icon_cool:

Ja, das habe ich in der Zwischenzeit auch in Erfahrung gebracht.

Habe auch gelesen, daß du den Film ja ganz ähnlich wie ich siehst.  ;)

Stimmt. Nur ein Pünktchen mehr springt bei mir raus, weil ich ihn dann doch auf eine gewisse Weise besser finde, als "Django Unchained". Das hat sicherlich zu großen Teilen auch mit Morricones Soundtrack zu tun.


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Stefan M

Zitat von: Mr. Blonde am  6 Februar 2016, 17:03:48
Zitat von: Stefan M am  6 Februar 2016, 14:12:29
Zitat von: Mr. Blonde am  6 Februar 2016, 12:48:55
Zitat von: Stefan M am  6 Februar 2016, 04:43:05
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Tarantino setzt für wenige Augenblicke einen Erzähler ein, der das eben Gesehene noch einmal rekapituliert und dem Zuschauer ziemlich rabiat, fast schon frech, aber dem Suspense mehr als dienlich eine Information an die Hand gibt, die der Story eine brilliante Wendung geben.


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Der Sprecher ist sogar Tarantino selbst.  :icon_cool:

Ja, das habe ich in der Zwischenzeit auch in Erfahrung gebracht.

Habe auch gelesen, daß du den Film ja ganz ähnlich wie ich siehst.  ;)

Stimmt. Nur ein Pünktchen mehr springt bei mir raus, weil ich ihn dann doch auf eine gewisse Weise besser finde, als DU. Das hat sicherlich zu großen Teilen auch mit Morricones Soundtrack zu tun.
Morricones Soundtrack in "The Hateful 8" habe ich heute schon rauf- und runtergehört: sehr passend und gänsehauterzeugend eingesetzt, vor allem das Hauptthema zum Vorspann oder Beginn von Kapitel 4 und 5 geht mir seit gestern nicht aus dem Kopf. "Django Unchained" war bei mir anfangs bei 8/10, vermutlich die Anfangseuphorie, die man ja oftmals hat, wenn man aus dem Kino raus ist. Mittlerweile ist er auch bei 7/10. Bei "The Hateful 8" kann ich mir gut vorstellen, daß er bei Zweitsichtung noch einen Punkt steigt. Momentan wiegt noch die zähe erste Hälfte relativ schwer.
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Deer Hunter

Zitat von: Roughale am 28 Januar 2016, 13:02:44
Die wnderbare Optik der 70mm Projektion war zwar verwirrend, weil man sich oft fragt, warum QT gerade in diesem Film doiese angewandt hat, wo dieser am meisten an ein Kammerspiel im engen Rahmen erinnert - trotzdem gibt es etliche Szenen, die durch das Format viel gewinnen - ich fand es klasse!

Und das ist genau der Punkt, der mich störte: Warum 70mm, wenn dann ein Kammerspiel folgt? Ich hatte mir gewünscht, dass er das Format im Sinne seiner eigentlichen Stärke ausreizt: gewaltige Landschaftsaufnahmen mit einem bombastischen Soundtrack. Stattdessen Agatha Christie im Tarantino-Style, was an sich nicht schlecht war, aber nicht das was ich erwartet habe. Außerdem ist der erste Part vor der Intermission einfach zu lang und zu belanglos. Das wiederum rettet der grandiose zweite Part. Im Großen und Ganzen wieder kein Meisterwerk von Tarantino aber ein durchaus unterhaltsamer, netter Western.
"Das nächste Lied heißt eigentlich 'Ich bin so wie ich bin' aber weil Bela "auch" ein bisschen mitsingt, heißt es 'FICKEN'!"

zartcore
Ah, tweed. Fabric of the eunuch.

Klugscheisser

Für mich einer der besten Tarantinos.
Gestern Abend erst gesehen, aber je mehr ich drüber nachdenke, desto besser gefällt er mir. Könnte glatt nochmal rein.  :icon_mrgreen:
Auch von Langeweile bei mir keine Spur. Da ich vorher jede Info über den Film vermieden habe, war mir auch nicht so klar, ab wann er erste umgelegt wird. So hatte auch die hier so verschmähte erste Hälfte für mich ordentlich Spannung zu bieten, da ich jeden Moment damit gerechnet habe, dass gleich einer umgelegt wird.  :icon_lol: Naja, den Typen hätte ich auch noch stundenlang so zuschauen können...

vodkamartini

7 Februar 2016, 11:16:37 #126 Letzte Bearbeitung: 7 Februar 2016, 11:18:21 von vodkamartini
Bin schon überrascht, wie euphorisch H8 hier teilweise abgefeiert wird. Für mich ganz klar einer der schwächeren Tarantinos, etwas besser als Death Proof und Kill Bill 2, aber immer noch sehr enttäuschend, wenn man an Pulp Fiction, Jackie Brown oder Inglourious Basterds denkt. Teilweise enervierend und aufreizend ödes Geschwafel, wenig erinnernswerte Auftritte von Madson, Roth und Bob dem Mexikaner. Jason-Leighs Bitch-Performance wirkt auch reichlich überkandidelt. Der "Running Gag" mit der kaputten Tür ist schon beim zweiten Mal nicht mehr komisch und verleitet danach zum gefühlten Vorspulen. Zudem rollt Tarantino hier erneut episch seinen Südstaatenhaß auf, an dem er sich doch eigentlich in Django Unchained schon ausführlich abgearbeitet hatte. Das wirkt redundant und überflüssig zumal er es diesmal - "Stichwort-Jackson-Selbtsjustiz" - einfach auch ins derb-geschmacklose überzieht, was weder für die Figur, noch für die Handlung notwendig gewesen wäre, geschweige denn irgendeinen Mehrwert besitzen würde. Das Splatter-Festival gegen ("Kaffee"!) und am Ende passt ebenfalls nicht zum Rest des Films und wirkt selbstzweckhaft.
Ich werde ihn mir sicher nochmals im Heimkino ansehen, auf eine zweite Kinosichtung verspüre ich allerdings nicht die geringste Lust.
www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

Stefan M

7 Februar 2016, 12:57:04 #127 Letzte Bearbeitung: 7 Februar 2016, 13:00:11 von Stefan M
Zitat von: vodkamartini am  7 Februar 2016, 11:16:37
Bin schon überrascht, wie euphorisch H8 hier teilweise abgefeiert wird. Für mich ganz klar einer der schwächeren Tarantinos, etwas besser als Death Proof und Kill Bill 2, aber immer noch sehr enttäuschend, wenn man an Pulp Fiction, Jackie Brown oder Inglourious Basterds denkt. Teilweise enervierend und aufreizend ödes Geschwafel, wenig erinnernswerte Auftritte von Madson, Roth und Bob dem Mexikaner.
Bei "ödes Geschwafel" und "wenig erinnernswerte Auftritte" gehe ich durchaus mit.

An den Dialogen ist wenig Zielführendes, viele wesentlich länger, als sie sein müßten, wie es bei Tarantino ja leider öfter mal der Fall ist. Andere Regisseure erzählen die Geschichte bis zum Miederwarenladen in 20 Minuten, Tarantino macht 'ne Stunde draus, weil er offensichtlich immer noch denkt, daß Überlänge einen Film automatisch besser macht (obwohl er mit "Reservoir Dogs" und "Kill Bill Vol. 1" ja auch schon bewiesen hat, daß es kürzer geht). Was bei "The Hateful 8" anders ist im Vergleich zu seinen Vorgängerfilmen - diesmal fehlt den Dialogen vielfach das gewisse Tarantino-Extra. Der Dialog in der Kutsche, als der Sheriff einsteigt, macht zwar die Aversionen zwischen diesem und der von Jackson gespielten Figur deutlich, aber fühlt sich wie eine halbe Ewigkeit an, obwohl der Punkt frühzeitig gemacht ist. Und wenn die Männer dann in der Hütte angekommen sind und die verbliebenen Charaktere eingeführt werden, dauert es noch einmal rund eine geschlagene halbe Stunde, bis der Zuschauer endlich auf seine Kosten kommt. Selbst als die Jackson-Figur das Konfliktpotential andeutet, das hier besteht
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(daß einer oder mehrere die Frau vor dem Galgen retten wollen)
, verliert sich Tarantino erst noch in belanglosen Diskussionen.

Und was die Auftritte von Madsen, Roth und Bichir angeht, muß ich dir leider auch recht geben. Madsen hat ganz wenig zu tun, Bichir fällt auch nicht sonderlich auf und Roth verkörpert so sehr King Schultz aus "Django Unchained" - sogar vom Aussehen her -, daß es mich regelrecht irritiert hat. Bruce Dern sitzt auch nur rum, beweist aber in seinen kurzen Auftritten, was für ein herausragender Schauspieler er mit seinen fast 80 Jahren immer noch ist - und bekommt zumindest eine richtig gute Szene, wahrscheinlich sogar die beste des gesamten Films (Gänsehaut pur - manchmal sind die Bilder der Vorstellungskraft um ein Vielfaches grausamer als jeder ultrablutige Kopfschuß).

Bei deiner Aufzählung tue ich mich mit "Jackie Brown" schwer. Ich weiß, daß den viele toll finden, aber das ist für mich nun wirklich ein Paradebeispiel für einen unpointierten, laberlastigen Tarantino (knapp nach "Death Proof", dem Spitzenreiter).

ZitatDas wirkt redundant und überflüssig zumal er es diesmal - "Stichwort-Jackson-Selbtsjustiz" - einfach auch ins derb-geschmacklose überzieht, was weder für die Figur, noch für die Handlung notwendig gewesen wäre, geschweige denn irgendeinen Mehrwert besitzen würde. Das Splatter-Festival gegen ("Kaffee"!) und am Ende passt ebenfalls nicht zum Rest des Films und wirkt selbstzweckhaft.
Das Splatter-Festival geht mitunter arg ins Geschmacklose. Wahrscheinlich war Tarantino sogar nie geschmackloser
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(Russell kotzt der Leigh direkt ins Gesicht)
. Auch das stimmt. Aber das ist ja eben Tarantino: Der hat sich nie auf einen bestimmten Stil festnageln lassen, und wenn er eben meint,
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ein zähflüssiges Dialog-Drama in eine exzessive Blutorgie umkippen lassen zu müssen,
soll er das gerne tun. Ich verstehe aber vollauf, daß das einem nicht gefallen muß. Mir selbst gefällt die "Saw"-Reihe ja gerade wegen des selbstzweckhaften Charakters vieler Szenen auch immer weniger, oder eben generell diese ganzen Selbstjustiz-Sudeleien wie "I Spit on Your Grave". Bei Tarantino ist aber irgendwie immer noch etwas hemmungslos Verspieltes oder Comichaftes, das die Brutalitäten mich leichter akzeptieren läßt, selbst wenn sie einen manchmal schlucken lassen sollten.

Ich weiß nicht, aber generell haben selbst die schwächeren Tarantinos bei mir das gewisse Etwas, selbst wenn es sich nur um wenige wirklich gelungene Szenen handelt, so daß ich mich noch lange nach Ansicht der Filme damit beschäftige.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Klugscheisser

 :LOL:

Bei jedem neuen Tarantino wieder die gleichen Geschichten.  :icon_lol:

Dr. Schnabel

Zitat von: vodkamartini am  7 Februar 2016, 11:16:37
Bin schon überrascht, wie euphorisch H8 hier teilweise abgefeiert wird. Für mich ganz klar einer der schwächeren Tarantinos, etwas besser als Death Proof und Kill Bill 2, aber immer noch sehr enttäuschend, wenn man an Pulp Fiction, Jackie Brown oder Inglourious Basterds denkt. Teilweise enervierend und aufreizend ödes Geschwafel, wenig erinnernswerte Auftritte von Madson, Roth und Bob dem Mexikaner. Jason-Leighs Bitch-Performance wirkt auch reichlich überkandidelt. Der "Running Gag" mit der kaputten Tür ist schon beim zweiten Mal nicht mehr komisch und verleitet danach zum gefühlten Vorspulen. Zudem rollt Tarantino hier erneut episch seinen Südstaatenhaß auf, an dem er sich doch eigentlich in Django Unchained schon ausführlich abgearbeitet hatte. Das wirkt redundant und überflüssig zumal er es diesmal - "Stichwort-Jackson-Selbtsjustiz" - einfach auch ins derb-geschmacklose überzieht, was weder für die Figur, noch für die Handlung notwendig gewesen wäre, geschweige denn irgendeinen Mehrwert besitzen würde. Das Splatter-Festival gegen ("Kaffee"!) und am Ende passt ebenfalls nicht zum Rest des Films und wirkt selbstzweckhaft.
Ich werde ihn mir sicher nochmals im Heimkino ansehen, auf eine zweite Kinosichtung verspüre ich allerdings nicht die geringste Lust.

Ich gehe hier voll konform, vodka.

Bis auf die Sache mit der Leigh, die ich als Dreh- und Angelpunkt der Geschichte gelungen finde, triffst Du es meines Erachtens voll.

Ich bin dieses Proletenhafte, das bei Tarantino früher angenehm durchschien und heute eher neurotisch überpräsent ist, einfach irgendwie leid. Und das finde ich schade, denn ich bin mit dem Mann groß geworden und von meinem filmischen Werdegang her alles andere als ein Tarantino-Basher.
... alias: Der Zerquetscher

ultrasmudge somersault

7 Februar 2016, 19:44:50 #130 Letzte Bearbeitung: 7 Februar 2016, 19:48:26 von ultrasmudge somersault
Ich denke, der Film hätte noch etwas an Spannung dazu gewonnen, wenn alle Charaktere noch ein wenig dreckiger, degenerierter und aggressiver gewesen wären.
Da sind zwar der Rassismus, das allgemeine Misstrauen und die bluttriefende Gewalt, aber irgendwie hat man ständig das Gefühl, dass wirklich Jeder im Film ein klein wenig zu clever, zu cool, zu belesen oder zu wortgewand ist.

Mr. Blonde

7 Februar 2016, 20:18:35 #131 Letzte Bearbeitung: 7 Februar 2016, 20:40:27 von Mr. Blonde
Zitat von: ultrasmudge somersault am  7 Februar 2016, 19:44:50
Da sind zwar der Rassismus, das allgemeine Misstrauen und die bluttriefende Gewalt, aber irgendwie hat man ständig das Gefühl, dass wirklich Jeder im Film ein klein wenig zu clever, zu cool, zu belesen oder zu wortgewand ist.

Das ist halt Tarantinos Stärke und Schwäche. Durch die Figuren reden meist nicht die Charaktere, sondern eben Tarantino. Mittlerweile ist dieser Aspekt eine Hassliebe für mich.

Geschmacklos war die Szene mit Samuel L. Jackson in der Tat, das hat Vodka richtig erkannt. Für mich ist das aber kein Nachteil, die Szene mit Zed und Marcellus Wallace in "Pulp Fiction" war da auch schon nicht geschmackvoller. Es geht eben darum, ein ruppiges Gefühl zu vermitteln und bei beiden Szenen klappt das ausgesprochen gut. Das perverse ist hier auch gar nicht, was gezeigt wird, sondern eher die Frage, ob die Geschichte nicht nur ausgedacht wurde, um einen Fehler zu provozieren, der tödlich enden wird. Im Grunde wird hier nur gezeigt, dass die Fantasie das eigentlich schlimme ist, nicht das, was gezeigt wird. Das coole an Marquis Geschichte ist aber die Parallele zu "The Good. the Bad and the Ugly", in der Blondie Tuco durch die Wüste maschieren lässt. Sogar musikalisch macht Morricone hier einen subtilen Fingerzeig.

Wenn hier aber die seit über 20 jahren geführte Gewaltdiskussion losgeht, die nur noch langweilt, da so viele Regisseure härter, geschmackloser und splattriger gewesen sind, dann kann ich nur wie Klugscheisser abwinken.  :icon_mrgreen:

Die Szene, als
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Blut gespuckt wird, sogar ins Gesicht von Domergue
fand ich zwar schockierend, gleichzeitig aber grotesk und fühlte mich extrem an Sam Raimis "Evil Dead"-Filme erinnert. War sicher keine Absicht, hatte aber ein ähnliches Feeling.


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Stefan M

Zitat von: Mr. Blonde am  7 Februar 2016, 20:18:35
Die Szene, als
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Blut gespuckt wird, sogar ins Gesicht von Domergue
fand ich zwar schockierend, gleichzeitig aber grotesk und fühlte mich extrem an Sam Raimis "Evil Dead"-Filme erinnert. War sicher keine Absicht, hatte aber ein ähnliches Feeling.
Doch, doch, das hat tatsächlich was "Evil Dead"-haftes. Nicht zu vergessen übrigens auch
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das Bild der blutbesudelten Jennifer Jason Leigh, die danach aussieht wie aus einem Horrorfilm entsprungen. Dazu ihr hämisches, fast schon hysterisches Gelächter, als sie Russell ihre ausgeschlagenen Zähne ins Gesicht spuckt, so, als wäre sie von einem Dämonen besessen - wie die weiblichen Darstellerinnen eben in "Evil Dead".
Bei Tarantino würde ich nie ausschließen, daß das nicht doch gewollt war.  :icon_mrgreen:

Ich finde aber, man darf durchaus mal hinterfragen, ob bei der Gewalt in diesem Film nicht doch etwas über die Stränge geschlagen wird. Ich habe es auch so empfunden, daß das hier vereinzelt doch ein etwas anderes Kaliber als bei den anderen Tarantinos ist, vor allem in Kombination mit der besonderen Gewalttätigkeit gegenüber der Leigh, die hier als Punching-Ball herhalten muß
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und auch den grausamsten Tod stirbt.
Wie gesagt: Sie hat's ja durchaus verdient, und da man es auch so sehen kann, daß die Männer in diesem Film nun mal alles brutale Rauhbeine sind, allen voran Russell, die sich vielleicht nicht anders zu helfen wissen, als die Fäuste zu benutzen, ist der Vorwurf der Frauenfeindlichkeit meines Erachtens übertrieben, aber man muß die Gewaltdiskussion darüber ja nun nicht konsequent abblocken.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Mr. Blonde

Klar kann und sollte man hinterfragen, aber das ist doch hier mittlerweile etwas zu spät, oder? Und war die Gewalt in den anderen Filmen denn wirklich einfacher zu handhaben, oder weniger selbstzweckhaft? Im Vergleich zu den recht cool inszenierten Ballereien eines "Django Unchained" hat QT hier immerhin wieder Gewalt als etwas abstoßendes gezeigt, an der nichts heldenhaftes zu finden ist. Es war ja eben zum Teil auch eine horrorarartige Atmosphäre angedacht.


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Klugscheisser

ZitatIch finde aber, man darf durchaus mal hinterfragen, ob bei der Gewalt in diesem Film nicht doch etwas über die Stränge geschlagen wird.

Also bei uns hat das halbe Kino bei den Gewaltspitzen gelacht.  :icon_lol: War doch typisch Tarantino, am Ende waten sie durch ihr eigenes Blut. So steht's doch auch in zig Rezensionen zu zig seiner Filme. Damit hört der doch jetzt nicht einfach auf. Und passend zum Streifen fand' ich's allemal.

Klugscheisser

Und dass Tarantino sich mittlerweile auch selbst zitiert, finde ich nur folgerichtig. Aber sooo gleich finde ich oben genannte Figuren nun nicht - jedenfalls hat es mich kein Stück gestört. Im Gegenteil...  :icon_smile:

Stefan M

Zitat von: Mr. Blonde am  7 Februar 2016, 21:23:16
Klar kann und sollte man hinterfragen, aber das ist doch hier mittlerweile etwas zu spät, oder?
Wieso zu spät? vodka stört sich ja offenbar erstmals daran. Jedenfalls deute ich sein Posting so ("zumal er es diesmal ins Derb-Geschmacklose überzieht"). Dann kann man das doch jetzt - ebenso wie die selbstzweckhafte Gewalt, an der er sich jetzt stört - thematisieren. ;)

ZitatUnd war die Gewalt in den anderen Filmen denn wirklich einfacher zu handhaben, oder weniger selbstzweckhaft? Im Vergleich zu den recht cool inszenierten Ballereien eines "Django Unchained" hat QT hier immerhin wieder Gewalt als etwas abstoßendes gezeigt, an der nichts heldenhaftes zu finden ist. Es war ja eben zum Teil auch eine horrorarartige Atmosphäre angedacht.
Wie gesagt: Ich störe mich daran auch nicht sonderlich, zumal für mich bei aller abstoßenden Gewalt, wie oben gesagt, trotzdem irgendwie immer noch was Verspieltes dabei ist
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(der komplett weggeschossene Kopf des Mexikaners, die Kotzorgie, die in ihren riesigen Schwällen schon das Absurde mehr als nur streifen)
, aber daß man das als unpassend sehen kann und deutlich over-the-top, gerade wenn vorher ein relativ straighter Western erzählt wird, leuchtet mir schon ein.

Selbstzweckhaft ist Tarantino bei seinen Sudeleien in der Vergangenheit in der Tat schon immer mal wieder gewesen, aber in der Häufung?

Und was die Händelung der Gewalt in anderen Filmen angeht: Mit den Skalpierungen und Hakenkreuzeinritzereien in "Inglourious Basterds" hatte ich mehr Schwierigkeiten.  ;)
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Klugscheisser

Naja, kann man jetzt drüber diskutieren, ob die Gewalt selbstzweckhaft ist. Immerhin sind's die Hateful Eight, da mag man keinen von. Das kann auch immer und immer wieder deutlich gemacht werden ;)
Und die vielleicht einzig sympathische Figur geht auch durch einen perfiden Plan drauf. Tja...

ratz

7 Februar 2016, 23:55:57 #138 Letzte Bearbeitung: 7 Februar 2016, 23:58:56 von ratz
Nach den beiden kindischen Karnevalsveranstaltungen Inglorious Basterds und Django Unchained, die genau jene immer gleiche Tarantino-Maschine repräsentieren, die schon anfing mich zu langweilen, brachte The Hateful Eight vielleicht keine Revolution, aber doch ordentlich frischen Wind in die Kiste. Atmosphärisch toll mit viel echtem Schnee und echter Kälte, dann doch beschränkt auf intensives Kammerspiel, das mich keine Sekunde gelangweilt hat und visuell fast immer erste Sahne war (ein paar Schnitte waren ärgerlicherweise sehr ungeschickt). Genügend Wiedererkennungsmotive und -momente aus anderen QT-Filmen gab es natürlich, so etwa den ewig coolen SL Jackson, die mäandernden Mono- und Dialoge, ungemütliche Spannungsmomente, schwarzen Splatter-Humor usw. Trotzdem eine durchdachte Verknüpfung genretypischer Elemente mit immer noch aktuellen poitischen Themen - Tarantino ist einer der wenigen, die die amerikanische Rassenfrage derart offen, kontrovers und gleichzeitig unterhaltend aufs Tapet bringen. Allein dafür braucht er eigentlich einen Friedensnobelpreis.
Die Schauspieler machen alles richtig, Jennifer Jason Leigh beweist geradezu gruseligen Mut zur Häßlichkeit, die Figur des schmierigen Sheriffs ist interessant und mehrschichtig, gefällt mir. Wohlfeile Lacher wie die auf Kosten des Sheriff-Dialekts hat Tarantino schon immer gern kassiert, subtiler Humor ist seine Sache nicht. Kann man auch gerne als Zitat des robusten Spaghetti-Western-Humors sehen

Zur Gewaltdarstellung: ähm, Kill Bill Vol I ist ja wohl um Einiges rabiater, nicht nur vom reinen Bodycount her, sondern auch von der Art der Verstümmelungen. Prinzipiell finde ich es aber gut und hier auch passend, wenn gezeigt wird, was passiert, wenn man Menschen tötet - das ist eine dreckige Sache, kann man gar nicht grafisch genug darstellen.
Und wer Tarantino ausgerechnet Geschmacklosigkeit vorwirft, hat echt den Schuß nicht gehört  :icon_lol:

Zusammenfassend: Hat mir richtig gut gefallen und nach der Basterds-Django-Phase endlich wieder Hoffnung gegeben!  :respekt:

vodkamartini

8 Februar 2016, 00:19:36 #139 Letzte Bearbeitung: 8 Februar 2016, 00:30:55 von vodkamartini
Von frischem Wind ist imo in H8 nicht das Geringste zu spüren, ganz im Gegenteil. Redundanter geht kaum. Kammerspiel hatten wir schon (Reservoir Dogs). Zielloses und ödes Gequassel ohne Raffinesse ebenfalls (Death Proof). Ein über die Stränge schlagendes Splatter-Finale durften wir schon in Django Unchained "genießen", genauso wie das Western-Setting und das Rassismus-Thema. Die Schauspieler agieren vornehmlich auf Autopilot (außer Jackson und Goggins), oder schießen über das Ziel hinaus (Leigh).
Zur Gewalt: Kill Bill wirkt erheblich comichafter und versteckt die Gewaltspitzen hinter Schwarz-Weiß-Bildern. In H8 wirkt das deutlich drastischer, ekelhafter und derber. Passt imo nicht zum bzw. in den Film, aber kann jeder anders sehen.
Ach ja, der "kindische Karnevalsfilm" Inglourious Basterds ist imo in wirklich absolut jeder Hinsicht besser. Durchdachter, raffinierter, komplexer, intelligenter, unterhaltsamer. Er ist zudem frei von der filmischen Todsünde Nr. 1: er langweilt zu keinem Zeitpunkt. H8 muss in dieser Hinsicht leider zur Beichte.
www.vodkasreviews.de

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ratz

Ja, die Rückkehr zu Reservoir Dogs und damit zu den Anfängen ist sicher nicht zufällig - Selbstzitate oder das Wiederaufgreifen von Motiven, Figurenkonstellationen usw. sind aber nicht gleich Redundanzen. Man nennt das etwas unpräzise auch "Stil" eines Künstlers. Und wenn sich ein Künstler als politisch versteht, dann ist eben das Rassismusthema mit einem Film nicht erledigt, auch wenn das den Niggerhassern nicht gefällt.

Ich bilanziere mal:

Zitat von: ratz am  7 Februar 2016, 23:55:57
keine Sekunde gelangweilt

Zitat von: vodkamartini am  8 Februar 2016, 00:19:36
er langweilt

Wer es schafft, sein Publikum so zu spalten, hat sowieso schon gewonnen - Punkt für QT  :respekt:

Crumby Crumb & the Cunty Bunch

Diskussionen über Tarantino hatten wir auch schon mal, kann ich den Thread ja schließen, weil genauso redundant.
'Are you talkin' to me? You talkin' to me?' - Raging Bull, Pacino. Love that movie!

Butzemann

Denke man muss da wirklich den Cut machen, denn mir ging es auch so:

einerseits kennt man die bisherigen Filme, andererseits versucht man, zumindest ich, einen Film an sich zu bewerten/sichten, ob er nun unterhaltsam, langweilig etc. war. Und das is gerade bei Tarantino ziemlich schwierig (zu trennen) muss ich sagen/zugeben. Klar hat jeder Regisseur sein Œuvre und mit mehr Wissen, mit mehr Geschauten wächst die Erwartungshaltung und man will ums verrecken eine Einordnung finden. Und ich will mich weder zu einem Anhänger noch zu einem Kritiker Tarantino's zählen, bin nur der Meinung, dass er wirklich außergewöhnliche Filme auf hohem Niveau dreht.

Und da komme ich zu The Hateful Eight. Gerade der Anfang hat mich so gepackt, dass es Gänsehaut auslöste (allein die Schrift, der Soundtrack, das Panavision 70mm Logo) und klar, fand man sich schnell in Tarantino's Videothek wieder. Was danach kam, war für mich einfach nur erfrischend und herrlich rigoros. Weil ich direkt ausm Kino komme, kann ich gar nicht soviel sagen und möchte gar nicht auf Details eingehen, denn davon gab es wirklich nicht nur positive Sachen. Was ich mir nur gedacht habe, und im Thread auch an anderer Stelle anders angeklungen ist:

wär der Film von jemand anderem würde er als schwaches Plagiat durchgehen (oder wie es hieß) und das finde ich keineswegs.

Wer würde so einen Film denn überhaupt auf diesem Niveau (Plot, Ausstattung, Besetzung, Soundtrack, Optik) bitte schön drehen?! Seien wir doch mal ganz ehrlich, da siehts ziemlich mau aus...(vielleicht noch die Coens oder Paul Thomas Anderson)

Ich vergebe spontane 8/10. Er kann und wird bei einer Zweitsichtung wohl nur noch mehr punkten können.
Ich mochte einfach diese unkonventionelle bzw. herrlich unpolitisch korrekte ja freche Art des Films und manchmal reicht das einfach aus  :king:
Version 2.0 [ http://blog-plus.de ]

Heimkino [ http://www.bluray-disc.de/blulife/heimkino/butzemann ]


"Von all den Dingen die mir sind verloren gegangen, hab ich am meisten an meinen Verstand gehangen"

Moonshade

Waren gestern als Quartett drin und während es zweien sehr gut gefallen hat (darunter Dio), ist H8 bei mir (und noch mehr bei meiner Freundin) durchgefallen.

Tatsächlich hab ich Tarantino ja schon "fade" (Jackie Brown) oder "leer" (Death Proof) erlebt und "Django" war mit zunehmender Laufzeit immer grotesker und aufgeblasener, aber H8 schlägt der Chose den Boden aus.

Plot für einen intensiven (selbst in 70mm) 100-Minüter wird fast auf das Doppelte aufgeblasen und so verschachtelt konstruiert, als ginge es um einen hochkompliziert geplotteten Verschwörungsthriller und nicht auf einen banalen und offensichtlichen Western-Hinterhalt in einem Closed-Room-Bereich.
Gemacht wird weder aus dem Scope noch aus der Beengtheit der Hütte irgendwas, die Location weiß Tarantino nicht zu nutzen, stattdessen ist er nur damit beschäftigt, seinen wenigen Figuren und damit den Schauspielern auch eine gewisse Beschäftigung zu geben (finde ich auch ganz gut).

Als die Gewalt endlich explodiert - nach einstündiger Exposition, die sich praktisch um nichts als Figureneinführung dreht - Figuren, von denen man wenig erfährt und die auch so gut wie keine Tiefe haben - tut QT das, als hätte es From Dusk till Dawn nie gegeben, ergeht sich in lächerlichen Blut-Kotzorgien und ähnlich grotesken Effekten.

Garniert wird das alles noch - und das ist das Schlimmste, weil platt und ungeschickt drüber geklebt - mit gewissen, auf die heutigen Zeiten anwendbaren Botschaften, die einige offenbar total hirnverbrannte Feuilletonisten zu dem Hirnfurz verleitet haben, QT hätte hier einen "politischen" Film drehen wollen. Was er nicht hat. Was er nicht kann. QT kann Zitate und er kann Bilder, aber er kennt weder Maß noch wirkliche Substanz. Und Botschaften kann und konnte er noch nie.

Und offenbar war auch die Schauspielführung erbärmlich: Madsen parodiert Madsen, als wäre er auf Lithium, Roth parodiert Waltz, Bichir trägt einen Karnevalsschnurrbart zu Markte, Dern rollt mit den Augen und scheint den Scheiß nicht fassen zu können, Leigh tarnt sich als McGuffin mit reichlich Gossenhumor, Tatum geht gar nicht (manche Darsteller passen nicht in einen Tarantino) und das Top-Trio schießt den Vogel ganz ab.

Russell und Jackson schlurfen wie die Bleienten durch die Exposition, faseln sich einen Wolf und spielen letztendlich eigentlich nur gealterte Versionen ihrer früheren Film-Ichs.
Besonders langweilig: der erneute Einsatz von Jackson, der nur einen Typus spielen kann.
Besonders verschwendet: Russell, der anderthalb Stunden nur grob rumpupen kann und sonst nichts zu tun hat, außer ausscheiden, wenn es interessant wird.
Besonders bizarr: Walton Goggins, der in Sachen Chargieren und Grimassieren praktisch alle in Grund und Boden glotzt und grinst, wenn er sich nicht gerade wie ein besoffener Clown auf einem Kindergeburtstag aufführt.

H8 ist das Best-of-Konglomerat vieler QT-Versatzstücke, alles schon mal gesehen, durchaus geliebt, aber nur neu angeordnet.
Irgendwas mit Pfiff wäre mal schön.
Wirklich unter die Haut geht hier nicht die Gewalt, sondern der recycelte Soundtrack von Grandpa Morricone, der wirklich rockt.
Ausstattung, Kamera, Tricks - alles sehr schön.

Trotz allem nervt dieses furchtbar aufgesetzte, aufgeblasene, übertriebene Gezuppel über drei Stunden gewaltig.
War froh, als es endlich vorbei war. (4/10)

(Ach so, den Award für die überflüssige Rückblende, den überzogensten Insert geht an das Kapitel "Die vier Passagiere", als all das, was man sowieso schon weiß und kennt, visuell noch mal in epischer Breite vorgeführt wird (nur damit die Darsteller was zu tun haben) und diverse Nebendarsteller auch ihren Auftritt kriegen. Der wiederum gerät so absurd deppert, das es nur so scheppert: Mimi lernt "Oui" und freut sich nen fetten Arsch, Sweet Dave ist der Opi im Sessel, der sich nie bewegt und wie Onkel Horst aussieht? Ein schwarzes Hausmädchen zum Hühnerrupfen? Und was bitte spielt Zoe Bell da? Fast erwarte ich, dass sie die Titelmelodie von Pippi Langstrumpf summt.
Das soll der kalte Arsch von Wyoming sein und die führen sich alle auf, als würden sie in der gut gepäppelt und beheizt in der Lindenstraße wohnen! Alle lieb und fröhlich und naiv! Och nö!)
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Hitfield

Zitat von: Moonshade am 10 Februar 2016, 11:58:19
Tatsächlich hab ich Tarantino ja schon "fade" (Jackie Brown) oder "leer" (Death Proof) erlebt

Ich habe "The Hateful Eight" noch nicht gesehen, aber das lässt hoffen - "Jackie Brown" ist bis heute mein Lieblings-Tarantino. :icon_lol: Und auch "Death Proof" habe ich immerhin 7/10 gegeben.
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

Stefan M

10 Februar 2016, 15:17:29 #145 Letzte Bearbeitung: 10 Februar 2016, 15:19:44 von Stefan M
Zitat von: Moonshade am 10 Februar 2016, 11:58:19
Garniert wird das alles noch - und das ist das Schlimmste, weil platt und ungeschickt drüber geklebt - mit gewissen, auf die heutigen Zeiten anwendbaren Botschaften, die einige offenbar total hirnverbrannte Feuilletonisten zu dem Hirnfurz verleitet haben, QT hätte hier einen "politischen" Film drehen wollen. Was er nicht hat. Was er nicht kann. QT kann Zitate und er kann Bilder, aber er kennt weder Maß noch wirkliche Substanz. Und Botschaften kann und konnte er noch nie.
So sieht's nämlich aus. Das ganze Gerede, schon damals zu "Django Unchained", dies sei ein wichtiger Film, der immer aktuelle Themen wie Rassismus behandelt (in die Richtung hatte sich Tarantino ja sogar selbst geäußert), habe ich nie für voll genommen. Man sollte den Herrn Regisseur nun nicht auf ein Podest heben, auf dem er gar nicht steht. Tarantino ist und bleibt ein erwachsenes Kind, der viel Spaß (mitunter sogar den meisten von allen) an seinen Drehbüchern und den zahlreichen Anspielungen auf andere und seine eigenen Werke hat, das wird sich vermutlich auch nicht mehr ändern. Aber er ist um Himmels Willen kein politischer Regisseur.

Insgesamt kann ich viele deiner Kritikpunkte nachvollziehen (etwa daß man Jackson langsam nicht mehr in solchen Rollen sehen mag, wenn er sie gefühlt schon zu Dutzenden gespielt hat oder eben auch, daß man sich bei dem ganzen Gelabere irgendwann das Ende herbeisehnt), auch wenn ich sie nicht so stark gewichte. "Die lächerlichen Blut-Kotzorgien" z.B. fand ich, gerade weil dadurch das bisher Gezeigte im Ton kraß gebrochen wird (in diesem Fall von Western fast zu einer Splatter-Komödie - allein Goggins' dämlich-ratloser Blick dazu :icon_mrgreen:), wie es Tarantino ja oft vollzieht, weshalb seine Filme auch immer so uneinheitlich wirken, irgendwie wie die Faust aufs Auge passend.

Bei mir machte es jedenfalls ab der ersten Rückblende, in der ich ähnlich wie Derns Charakter erstmals wirklich gebannt an den Lippen einer der Figuren hing (etwas, das in "Inglourious Basterds" von der ersten Minute gelang), Klick und ich habe auch das Kapitel "Die vier Passagiere" mit seinen von der Stimmung her gar nicht ins kalte Wyoming gehörenden Figuren gespannt verfolgt.

Tatsächlich glaube ich aber auch, daß Morricone einen nicht unbeträchtlichen Teil dazu beiträgt, daß ich mitgerissen wurde. Gerade in den Szenen, an die ich mich besonders erinnere, spielt seine Musik eine große Rolle.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

ratz

Zitat von: Stefan M am 10 Februar 2016, 15:17:29
Man sollte den Herrn Regisseur nun nicht auf ein Podest heben, auf dem er gar nicht steht. Tarantino ist und bleibt ein erwachsenes Kind, der viel Spaß (mitunter sogar den meisten von allen) an seinen Drehbüchern und den zahlreichen Anspielungen auf andere und seine eigenen Werke hat, das wird sich vermutlich auch nicht mehr ändern.

Auf jeden Fall!

Zitat von: Stefan M am 10 Februar 2016, 15:17:29
Aber er ist um Himmels Willen kein politischer Regisseur.

Doch. Sobald er ein aktuelles gesellschaftspolitisch brisantes Thema anfäßt (egal auf welche Weise) ist er es, wenn auch vielleicht nicht in erster Linie à la Costa Gavras.

Stefan M

Zitat von: ratz am 10 Februar 2016, 15:26:34
Zitat von: Stefan M am 10 Februar 2016, 15:17:29
Aber er ist um Himmels Willen kein politischer Regisseur.

Doch. Sobald er ein aktuelles gesellschaftspolitisch brisantes Thema anfäßt (egal auf welche Weise) ist er es, wenn auch vielleicht nicht in erster Linie à la Costa Gavras.
Einigen wir uns auf "er ist kein politisch relevanter Regisseur"?  ;)
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Roughale

Frage an Moonie: OV oder Synchro geschaut?

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

vodkamartini

10 Februar 2016, 16:09:16 #149 Letzte Bearbeitung: 10 Februar 2016, 16:11:47 von vodkamartini
@Moonshade
4/10, nicht schlecht.  ;) Ich fand ihn ja wie weiter oben beschrieben auch nicht so dolle, sehe vieles ähnlich wie du, wenn auch nicht ganz so drastisch. Mich hat am meisten die Langeweile gestört, bei der einem die viele einfallslose Redundanz besonders negativ auffällt. Tarantino hat auch nicht oft solch belanglos faselnde Dialoge geschrieben, die auf keinerlei Pointe zulaufen und auch erstaunlich unwitzig sind.
Goggins hat schon etwas Clown-haftes, aber immer noch besser als das dröge vor sich Hinspielen von Madsen, Russel, Roth. Zumindest brachte er etwas Schwung in die zähe Angelegenheit. Die übezogenen Gewalt- und Blutorgien gegen Ende haben mir ebenfalls nicht gefallen, das passt hier einfach überhaupt nicht und das hat man nun wirklich schon mehr als genug im Tarantino-Universum bestaunen dürfen. Bin bei 6/10, habe aber nicht die geringste Lust auf eine Zweitsichtung im Kino. Warte als auf den Silberling, wobei ich da momentan eher vermute, dass die Wertung noch weiter sinkt.
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