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The Prestige (Christopher Nolan)

Begonnen von Dexter, 13 Juli 2006, 13:39:53

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Mr. Vincent Vega

Genau das will mir Herr Nolan ja in den Extras auch erzählen, dass PRESTIGE ein Film über das Kino sei, aber das finde ich aufgesetzt und aufgeblasen. Jeder Film ist gleich immer eine Reflexion über Film, wenn es um zwei doofe Zauberer geht, die ihre eitlen Männerkomplexe nicht überwinden können, dann ist das gleich wieder Herzogsche/Zulawskische Größe und Magie... alles Mumpitz in meinen Augen. Und von "narrativem Chaos" würde ich hier nie sprechen, ich finde den Film überaus übersichtlich und leicht nachvollziehbar, ja wie schon gesagt völlig vorhersehbar.

Chili Palmer

18 Dezember 2007, 13:22:19 #31 Letzte Bearbeitung: 18 Dezember 2007, 22:12:48 von Chili Palmer
Zitat von: McKenzie am 18 Dezember 2007, 04:44:03
Im Kern des Films stehen eindeutig existenzielle (ja, EXISTENZIELLE - Chili!  :icon_mrgreen:) Themen

KLICK

Zitat von: McKenzie am 18 Dezember 2007, 04:44:03
Themen wie die zerstörerische Kraft der Sturheit (klingt wenig, ist aber viel), die Unersättlichkeit des Künstlers, die in viele Richtungen weist (wenn man die beiden Magiere, wie sie selbst es offensichtlich möchten - als Künstler ansieht), die sich in einem abstrahierenden Prozess zunehmend verändernde Feindseligkeit zwischen Angier und Borden, die irgendwann eher zu einem Indiz für heimliche Selbstgeißelung wird und viel, viel, mehr. Sowie - das hat Vince in seinem Review ja auch geschrieben, wenn auch anders begründet - die Magie des Kinos - und nicht zwangsläufig die Magie des Erzählens (da gibt es einen grundlegenden Unterschied wie ich finde) die sich aus einem Spiel mit (persönlicher) Perspektive (nicht Zeitebene), Illusion (persönlicher und offen ausgetragener) und Wahrheit (subjektiver) und weiß Gott wievielen anderen Elementen, die jenseits narrativer Regeln leben können, zusammensetzt.

Das würde ich so unterschreiben.

Natürlich ist der Twist des Films vorhersehbar. Das macht mich bei anderen Filmen auch madig, aber hier gehört es dazu. "Prestige" ist die filmische Antwort, um mal bei einem aktuellen Beispiel zu bleiben, auf das "Shyamalanisierende" Publikum.
Sitzen im Kino, bekommen traumhafte Bilder, Musik und Atmosphäre geliefert und versperren sich dem regelrecht, weil sie nur der Auflösung hinterher hecheln. Ich habe sehr oft, wenn ich mich mit anderen über "The Village" unterhielt, nur Beschwerden über das vorhersehbare Ende zu hören bekommen, als ob das irgendwie den kompletten Film ausmachte. Da kann man Shyamalans Frustfilm "Lady in the Water" schon verstehen, auch wenn ich mich da wiederum nicht angesprochen fühlte.
"Prestige" nun stößt uns über die gesamte Lauflänge fast schon mit der Nase auf die Lösung, bettelt uns förmlich an: "Ja, du hast Recht, und jetzt genieß' endlich den Film, hör' auf zu grübeln, über dir, oben auf der Bühne entfaltet sich gerade Magie, während du die ganze Zeit nach unten starrst, den doppelten Boden suchend". Und dann kommt die Auflösung, und sie bestätigt geradezu hämisch simpel, dass da nicht mehr war, dass es alles so kam, wie vom Zuschauer erahnt. Und dieser kommt jetzt ins Grübeln: Das war es? Das war der Trick?
Der Film kalkuliert bewusst die Ernüchterung seines Publikums ein, von der ersten Szene an, in der Michael Caine uns sagt: "Sie wollen die Wahrheit gar nicht erfahren". Er stellt sich selbst und seine Mechanismen schutzlos aus, kommt auf die Bühne gerannt wie ein übereifriger Magier, der die Jungfrau durchsägt und direkt im Anschluss den Kistentrick erklärt. Er hofft, uns zum Sich-fallen-Lassen zu erziehen (nicht mit stumpfem Konsum zu verwechseln!), macht uns den Reiz des Unerklärlichen deutlich, indem er jedem alles erklärt.

Und dass er obendrein Themen wie Besessenheit, Selbstgeißelung und vollendete Hingabe (man nehme nur den Trick des alten Chinesen und Bordens Reaktion: "Darum geht es, das ist der einzige Weg, dem hier zu entkommen") mit seinem Zaubererduell über dessen großartige Darstellerleistungen veranschaulicht und dieses obendrein mit dem Edison-Tesla-Konflikt historisch spiegelt, macht ihn zu weit mehr als nur einem misslungenen Trick. Das zu erkennen, darum geht es. Selbst wenn der Vorhang schon gefallen ist. 
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

McKenzie

Zitat von: Chili Palmer am 18 Dezember 2007, 13:22:19
Das würde ich so unterschreiben.

Ich bei dir auch, größtenteils!  :LOL:

Natürlich legt jeder die Gewichtung woanders - ich sehe dieses Katz- und Maus-Spiel Nolans mit dem "erwartenden" Zuschauer nur als einen von vielen interessanten Nebeneffekten, im Endeffekt aber den einen, der besonders viel boshafte Freude bereitet.  :icon_twisted:

Ich mag derlei Spielchen, Argento hat das z. B. auch mit "Tenebrae" oder Sirk mit "A Time To Love And A Time To Die" und "Magnificent Obsession" gemacht. Und gerade das von dir beschriebene Publikum hat es auch so verdient.  :king: Übrigens kam auf der "Prestige"-DVD vor dem Menü noch ein Trailer, der sah ziemlich interessant aus. In Gedanken fügte ich ihn schon auf meine "wenigstens im Internet abchecken"-Liste ein, da wurde der Titel eingeblendet: "Das Mädchen aus dem Wasser".  :eek: Ich muss den, bei aller Ablehnung der Witzfigur Shyamalan (Sorry Chili, bei uns dauert kein Konsens länger als 5 Minuten)wohl doch vormerken - das sieht wirklich sehr delikat aus.

Zitat von: Chili Palmer am 18 Dezember 2007, 13:22:19
Der Film kalkuliert bewusst die Ernüchterung seines Publikums ein, von der ersten Szene an, in der Michael Caine uns sagt: "Sie wollen die Wahrheit gar nicht erfahren". 

Das ist ja auch er existenzielle Kern des Ganzen: Selbst wenn wir wissen, das wir unser Leben nur mit Hilfe von selbst kreierten Illusionen durchstehen können werden wir daran nichts ändern - wir wollen die Illusion weil sie mehr Reiz birgt. Ich habe immer noch keinen wirklich großen Film dazu gesehen, aber "Blow up" / "Zabriskie Point" / "Beruf: Reporter" von Antonioni, "Fitzcarraldo" von Herzog sowie beispielsweise auch "Prestige" kommen schon nahe dran an dieses Ideal.

Zitat von: Chili Palmer am 18 Dezember 2007, 13:22:19
großartige Darstellerleistungen veranschaulicht

Hugh Jackman kann spielen!  :icon_eek: War mir vorher auch entgangen. Und Piper Perabo auch.  :icon_eek: Nur Scarlett Johansson wird wohl bis in alle Ewigkeit eine Gipspuppe bleiben. Auf DVD fällt das vielleicht nicht mehr so sehr auf wie im Kino (wobei - das ist jetzt beinahe 1 Jahr her...).
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Chili Palmer

18 Dezember 2007, 14:00:40 #33 Letzte Bearbeitung: 18 Dezember 2007, 14:12:32 von Chili Palmer
Zitat von: McKenzie am 18 Dezember 2007, 13:45:35
Natürlich legt jeder die Gewichtung woanders - ich sehe dieses Katz- und Maus-Spiel Nolans mit dem "erwartenden" Zuschauer nur als einen von vielen interessanten Nebeneffekten, im Endeffekt aber den einen, der besonders viel boshafte Freude bereitet.  :icon_twisted:

Habe ich auch nicht anders behauptet, oder? Geschweige denn gewichtet:

Zitatmacht ihn zu weit mehr als nur einem misslungenen Trick. Das zu erkennen, darum geht es.

Zitat von: McKenzie am 18 Dezember 2007, 13:45:35
Ich muss den, bei aller Ablehnung der Witzfigur Shyamalan (Sorry Chili, bei uns dauert kein Konsens länger als 5 Minuten)wohl doch vormerken - das sieht wirklich sehr delikat aus.

Ich sehe da immer noch Konsens, mir doch egal, wie du den Shyamalan findest. Der war nur mein veranschaulichendes Objekt.  ;)

Und dass "Lady" delikat ausschaut, ist bei Christopher Doyle wohl kaum zu vermeiden. Wobei der für mich eins der Hauptprobleme des Films darstellt, aber das hat hier a) jetzt nichts verloren und b) solltest du den Film überhaupt erstmal ansehen.
Die Chancen stehen gut, dass du ihn als Shyamalan-Ablehner herzlich in die Arme schließen wirst.

Und bitte erwähne es nicht mehr, falls du einen Film aus kill-Hollywood-Haltung heraus im Netz anschauen möchtest, das shreddert mir die ganze vorweihnachtliche Besinnlichkeit, wenn ich wieder daran erinnert werde, dass du so ein krimineller Satansbraten bist. Naja, in deinem Alter... :icon_sad: :icon_mrgreen:
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

psYchO dAd

15 Februar 2008, 03:12:42 #34 Letzte Bearbeitung: 15 Februar 2008, 15:24:24 von psYchO dAd
Spoiler everywhere:








Habe den Film nun auch gesehen und muss sagen, dass ich doch etwas enttäuscht bin. Irgendwas hat Nolan da falsch gemacht, der ganze Film war von Anfang an so aufgezogen, dass man absolut alles anzweifelte ... und damit leider sogut wie immer richtig lag. Beispiele:

* Von der ersten Sekunde an war klar, dass Angier noch am Leben war (obwohl das ja nur teilweise stimmte), dass sein Tagebuch nur Fake war fiel mir erst später auf
* Es war auch relativ schnell eindeutig, dass der Igenieur ein Doppelgänger ist, spätestens als er den Ball im Gefängnis fing kam ich auch auf die Idee, dass es sich dabei um einen "Klon" handeln könnte, denn
* dass es sich beim vermeintlichen Teleportierungstrick um eine Vervielfältigung handelte war schon sehr eindeutig, erst der Huthaufen bei Tesla und dann noch die Wasserkästen, die laufend weggebracht wurden

Den ganzen Film über hoffte ich eigentlich, dass es sich dabei um falsche Fährten handelte, und am Ende doch etwas ganz anderes kam, so blieb am Ende nur ein müdes Gähnen. Ein wenig mehr Hinweise mit der Brechstange hätten teilweise auch gereicht. Was nicht ganz heraus kommt: Warum wird Bale verurteilt? Eigentlich sollte der Ingenieur ja dem Richter den Trick verraten, und damit wäre Bale dann entlastet. Was passierte dann? Erstens wusste er ja gar nicht, wie der Trick funktioniert und niemand glaubte, dass Bale den tonnenschweren Tank einfach so verschieben konnte.

Abgesehen von der Durchsichtigkeit, welche den Film aber leider vielleicht nicht so sehr wie einen guten Zaubertrick, aber dennoch ziemlich blass erscheinen lässt, ist an der Inszenierung wenig zu bemängeln, aber da wäre einfach mehr gegangen. Ich störe mich eigentlich nicht daran, DASS es eine Fantasy-Auflösung gab, oder dass nicht geklärt wurde wie die Maschine funktioniert, sondern dass man darauf ziemlich hingedrängt wurde. Ach ja, an etwas kränkelt der Film noch: mMn war Hugh Jackman von Anfang an absolut unsympathisch, somit war zumindest für mich der Böse ziemlich schnell gefunden, weiß aber nicht wie es anderen damit geht.

Lunita

Ja ich war damals auch etwas enttäuscht, was allerdings auch an den übersteigerten Erwartungen durch den allgemeinen Hype zuvor kam. Den Doppelgänger habe ich auch recht früh enttarnt, einiges andere nicht. Obwohl da zwei meiner Lieblingsschauspieler aufeinander trafen, hat der Film leider nicht gehalten, was er vorher versprochen hat. Aber wenn man mit durchschnittlicher Erwartung dran geht, dann hat man sicherlich einen schönen Abend. Das ganze Ambiente fand ich übrigens sehr schön.

uboot

Jetzt dann auch endlich mal The Prestige gesehen, und bin leider wie meine Vorredner entäuscht. Der Film ist unnötig verwirrend erzählt und kriegt leider nur streckenweise eine spannende Erzählweise hin. Ich muss sagen das Ende habe ich im Gegensatz zu anderen nicht schon vorgesehen, zumindest
Spoiler: zeige
 nicht das mit dem Bruder bei Borden. Ich weiß auch nicht warum, war ich irgendwie zu geblendet von der gewöhnungsbedürftigen Erzählstruktur.  :icon_rolleyes: Aber das mit der Sci-Fi Maschine von Tesla hab ich schon früh befürchtet. Im Endeffekt total lächerlich und passt so in der Art auch überhaupt nicht in den Film. Das hätte ohne Sci-Fi Element gelöst werden müssen. Da gebe ich Kochkessel vollstens Recht. Und wenn man schon Tesla und Edison reinbringt, dann muss man das große Ganze der beiden auch besser "beleuchten".
The Prestige versucht zu stark ein Kunstfilm-Meisterwerk zu sein und scheitert dabei auf ganzer Linie. 3/10

Moonshade

Ich seh den nicht für 5 Cent als Kunstfilm, sondern wie die meisten Nolans nur als verschachtelt erzähltes Unterhaltungskino, daß mich immer noch mehr mitgerissen hat (vor allem angesichts der zerrissenen Charaktere, des Zeitkolorits und des phantastischen Unterbaus) als seine Batman-Werke (die natürlich auch sehr gut sind).
Bei mir ist der in den Jahren inzwischen sogar auf 9/10 gestiegen, eine beim Wiedersehen wunderbare Dekonstruktionsübung.

Warum so viele Zuschauer (niemand spezielles jetzt), die sonst aus Unterhaltungsgründen nicht selten jeden noch so unwahrscheinlichen Scheiß fressen, ausgerechnet hier beim SF-Element auf die Barrikaden gehen, hat mich schon immer schmunzeln lassen.

Vermutlich liegt es doch daran, daß der Film offensichtlich schreit: "ich versuch euch jetzt an der Nase herum zu führen" - was im Kern, nämlich in Sachen Überraschungseffekt, eigentlich auch ein Sinn des Mediums sein sollte.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Mr. Blonde

31 Januar 2012, 14:38:31 #38 Letzte Bearbeitung: 31 Januar 2012, 14:46:31 von Mr. Blonde
3/10 Punkte ist ja schon wegen David Bowie unmöglich.  :nono:

Mir gefiel schon immer diese Mischung aus Pseudohistorie und Sci-Fi, weil sich der Film genau darum von anderen Werken abhebt. Nimmt man diese Komponente raus, wäre eine Menge Originalität weg. Schauspieler sind auch zum fingerablecken, intelligente Dialoge und trotzdem Mainstreamig genug, um ihn Bekannten zu empfehlen. Effekte sehen auch noch schick aus, kann eine so niedrige Bewertung nicht verstehen. Bei mir ist der Film mit den Jahren auch gut herangereift und wäre mir auch 9 Punkte wert. Von einem Hype habe ich damals nichts mitbekommen. Eher hinterher, weil eben von Nolan.

Verwirrend (erzählt) ist der Film allerdings nur beim ersten Mal, danach erkennt man die von Moonshade angesprochene Erzählstruktur  schon deutlicher und dann macht er auch mehr Spaß, weil es doch sehr schlüssig ist. Wobei ich Verwirrung auch nicht als Manko auffasse, denn welche Filme schaffen es heutzutage schon noch, dass wir vergessen, wo oben und unten ist?


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uboot

31 Januar 2012, 15:19:42 #39 Letzte Bearbeitung: 31 Januar 2012, 15:23:09 von uboot
Zitat von: Moonshade am 31 Januar 2012, 11:42:09

Warum so viele Zuschauer (niemand spezielles jetzt), die sonst aus Unterhaltungsgründen nicht selten jeden noch so unwahrscheinlichen Scheiß fressen, ausgerechnet hier beim SF-Element auf die Barrikaden gehen, hat mich schon immer schmunzeln lassen.


"Ausgerechnet hier"? The Prestige spielt zur Zeit der industriellen Revolution, ich weiß nicht was da eine
Spoiler: zeige
 Klonmaschine
zu suchen hat. OK und realistisch wäre ja gewesen, wenn er die Stromstärke variiert hätte: Irgendwie erstmal einen Gegenstand in die "Maschine" stellen, der dann in Flammen aufgeht und danach geht dann der "Magier" rein und alle sind erstaunt, dass ihm nichts passiert. Das hätte zu der Zeit gepasst. Aber so wirkt das Ende jetzt wie als wäre jemand in Schindlers Liste einen roten Ferrari (aktuelles Design) gefahren.

Mr. Blonde

31 Januar 2012, 15:32:03 #40 Letzte Bearbeitung: 31 Januar 2012, 15:35:57 von Mr. Blonde
Wieso sucht man in einem Film, der von zwei rivalisierenden Magiern handelt, nach Realismus? Nur weil der Film vor einem realen Hintergrund spielt, muss er sich doch nicht als trockener Historienschinken verstehen.

Erst stellst Du die
Spoiler: zeige
Klonmaschine
in Frage und ein Satz später versuchst Du dann mit Deinem Verständnis von Technik zu argumentieren, obwohl es diese Maschine auch heute nicht gibt. Das erinnert mich an Leute, die sich in Zombiehorrorfilmen über jeden Mist aufregen, der nicht realisitisch ist, nur nicht über den Fakt, dass es keine Zombies gibt. Mir scheint, dass die Erwarungshaltung hier falsch gewesen ist.


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Moonshade

Zitat von: uboot am 31 Januar 2012, 15:19:42

"Ausgerechnet hier"? The Prestige spielt zur Zeit der industriellen Revolution, ich weiß nicht was da eine
Spoiler: zeige
 Klonmaschine
zu suchen hat. OK und realistisch wäre ja gewesen, wenn er die Stromstärke variiert hätte: Irgendwie erstmal einen Gegenstand in die "Maschine" stellen, der dann in Flammen aufgeht und danach geht dann der "Magier" rein und alle sind erstaunt, dass ihm nichts passiert. Das hätte zu der Zeit gepasst. Aber so wirkt das Ende jetzt wie als hätte jemand in Schindlers Liste einen roten Ferrari gefahren.


Es ist nun mal schlußendlich ein Fantasyfilm und kein historisches Zaubererdrama - wozu also all die Aufregung?
Was macht bei Jules Verne im 19.Jahrhundert ein atomgetriebenes U-Boot im Meer oder bei H.G. Wells anno 1899 eine Zeitmaschine, die ja bekanntlich immer noch nicht erfunden wurde? Nur weil die Genrebezeichnung nicht (aus erzählerischen Gründen) von Anfang an dick oben drüber steht, ist das plötzlich nicht zu goutieren und nicht zu verdauen?
Weil etwas im Film passiert, daß man nicht auf Meilen hinaus vorher erahnen konnte?
Man sollte dem Skript und/oder der Vorlage dankbar sein, nicht den ständig gleichen Käse vorgekaut zu bekommen.
Aber ihr wollts ja nicht anders...
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

uboot

31 Januar 2012, 16:09:42 #42 Letzte Bearbeitung: 31 Januar 2012, 16:11:15 von uboot
Zitat von: Mr. Blonde am 31 Januar 2012, 15:32:03
[...] obwohl es diese Maschine auch heute nicht gibt. [...]

Eine Teslaspule gibt es sehr wohl. Sieht auch ungefähr so aus wie im Film. Das war also keine Fiktion.

The Prestige versuchte meiner Meinung nach zu zeigen, dass Physiker die wahren Magier sind. Und in diese Nachricht passt eine völlig überzogene
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Klonmaschine
(im Gewand einer Teslaspule) nunmal nicht hinein. Es ist komplett fehl am Platz.

Mr. Blonde

Zitat von: uboot am 31 Januar 2012, 16:09:42
Zitat von: Mr. Blonde am 31 Januar 2012, 15:32:03
[...] obwohl es diese Maschine auch heute nicht gibt. [...]

Eine Teslaspule gibt es sehr wohl. Sieht auch ungefähr so aus wie im Film. Das war also keine Fiktion.

The Prestige versuchte meiner Meinung nach zu zeigen, dass Physiker die wahren Magier sind. Und in diese Nachricht passt eine völlig überzogene
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Klonmaschine
(im Gewand einer Teslaspule) nunmal nicht hinein. Es ist komplett fehl am Platz.

Die Teslaspule ist hier aber als Teil einer
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Klonmaschine
zu sehen und sollte dementsprechend auch nicht mit realistischen Maßstäben verglichen werden. Die meiste Mechanik/Technik aus dem DeLorean ist ja auch im Grunde realisitisch/existent und trotzdem akzeptiert man das Gesamtpaket als "Zeitmaschine", die nunmal fiktiver Quatsch ist.


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Reiben

Sci-Fi ist Sci-Fi, egal in welcher Zeit man sie ansiedelt. Sich darüber aufzuregen, dass eine
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Klonmaschine
im 19. Jhdt. unrealistisch ist und heute nicht mehr, ist - freundlich formuliert - eher merkwürdig.
Und wer behauptet er hätte von vornherein gewusst, worauf es hinausläuft, dem glaube ich nicht. Es gibt natürlich Hinweise, aber der Witz ist doch - und darum ist das Sci-Fi-Element ja grade so überraschend/schockierend/störend/befremdlich - dass es überhaupt nicht zum Rest des Filmes passt, der ja ohne übernatürliche/Sci-Fi-Erklärung auskommt. Aber hier spielt Nolan mal wieder mit der Erwartungshaltung seiner Zuschauer, was er in Inception ja auf die Spitze getrieben hat.

Ich möchte im übirgen auch nochmal auf den Roman verweisen, auf dem der Film basiert. Nolan hat zwar nicht viel mehr als den Kern der Handlung übernommen, aber das worüber sich viele aufregen, ist im Roman genauso (und in der Art und Weise der Darstellung eigentlich noch viel gruseliger, als der Film).

Nebenbei bemerkt finde ich es sowieso immer komisch, wenn bei Filmen, die den Zuschauer vor ein Rätsel stellen, im Nachhinein alle sagen "Der Film ist schlecht, weil man wusste ja, was dahinter steckt. Das kann ja schließlich nciht das einzige Bewertungskriterium sein, bei einem Film.
.mirrorS arE morE fuN thaN televisioN

Mr. Blonde

Zitat von: Reiben am 31 Januar 2012, 16:18:13
Nebenbei bemerkt finde ich es sowieso immer komisch, wenn bei Filmen, die den Zuschauer vor ein Rätsel stellen, im Nachhinein alle sagen "Der Film ist schlecht, weil man wusste ja, was dahinter steckt. Das kann ja schließlich nciht das einzige Bewertungskriterium sein, bei einem Film.

Zumal da immer die Frage im Raum steht, inwiefern es der Regisseur eh' beabsichtigt hat, dass der geneigte Zuschauer sich Gedanken macht und dann auf den Clou schon vorher kommt. Hinweise werden ja nicht umsonst platziert. (Ich glaube das hatte Diebels mal irgendwo ganz schön formuliert.  :00000109:)


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Moonshade

31 Januar 2012, 16:38:33 #46 Letzte Bearbeitung: 31 Januar 2012, 17:37:33 von Moonshade
Zitat von: uboot am 31 Januar 2012, 16:09:42
The Prestige versuchte meiner Meinung nach zu zeigen, dass Physiker die wahren Magier sind. Und in diese Nachricht passt eine völlig überzogene
Spoiler: zeige
Klonmaschine
(im Gewand einer Teslaspule) nunmal nicht hinein. Es ist komplett fehl am Platz.

Daß Physik als moderne erklärbare Form des archaischen Begriffs "Magie" nahekommt, ist kein neues Konzept.
Im übrigen zeigt der Film mehr den Wahn, in den man sich auf der Suche nach Einzigartigkeit und Vervollkommnung der Kunst begibt.
Spoiler: zeige
Bale und sein Bruder geben ihre Existenzen auf und verschmelzen schmerzhaft zu einer nicht existenten Figur, während sich Jackman in ein gefährliches Experiment hineinschmeißt. Im übrigen ist die Klonmaschine ja auch nicht das Ziel, vielmehr hat er eine Art Teleportation im Sinn. Stattdessen erschafft die Maschine, die die Macher nicht verstehen, Abbilder, die den Künstler dazu zwingen sich in einer Form pervertierten Ruhms immer wieder zu töten
.
Das erzählt der Film in seinem Kern, dieses "Das paßt da nicht rein!" angesichts einer Buchverfilmung gehört eindeutig in die Kategorie "bin ich nicht gewohnt, entspricht nicht meinen Erwartungen, kann nur schlecht sein".
Im übrigen inzwischen an mehreren literarischen Beispielen widerlegt.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

droog

Ich kann eine gewisse Enttäuschung schon nachvollziehen auch wenn mich das damals nicht sonderlich gestört hat. Der Film kommt ja sehr rätselhaft daher und wird dann am Ende mit einem vorher nicht eingeführten übernatürlichen Element aufgelöst. Das kann einen schon mal etwas vor den Kopf stoßen (ähnlich mMn in
Spoiler: zeige
Lost
geschehen). Vielleicht etwas schiefer Vergleich: man stelle sich am Ende eines historischen Krimis wie etwa 'Der Name der Rose' eine magische Auflösung vor. Das würde sicherlich auch für Diskussionen sorgen.

Ich habe den Film leider bisher nur ein mal gesehen und ihn mir jetzt auf Grund dieses Threads mal bestellt. Bisher ist jeder Film von Nolan bei mir beim zweiten und dritten Mal sehen gewachsen und Prestige hat dieses Potential denke ich auch.
PEHDTSCKJMBA

pm.diebelshausen

Zitat von: uboot am 31 Januar 2012, 16:09:42The Prestige versuchte meiner Meinung nach zu zeigen, dass Physiker die wahren Magier sind. Und in diese Nachricht passt eine völlig überzogene
Spoiler: zeige
Klonmaschine
(im Gewand einer Teslaspule) nunmal nicht hinein. Es ist komplett fehl am Platz.

Und das ist der Moment, in dem man beginnen sollte, die eigene Perspektive mal spaßeshalber in Frage zu stellen, statt schnell anderen, z.B. Nolan vorzuwerfen, dass es ihnen nicht gelang, falsche Erwartungen zu erfüllen. Vielleicht geht es gar nicht um Ohysiker als neue Magier? Zumal sich Nolan generell mehr für Tiefen- und Entwicklungspsychologie interessiert, weniger für Technik und Ingenieure.

Aber wenn man beim Filmegucken eher den eigenen Bauchnabel und das, was man schon weiß und kennt und wieder haben will, im Blick hat als den Film, dann kommt eben 3/10 dabei raus. Sorry, aber solche Bewertungen kann ich meinerseits nicht nachvollziehen. Ich habe "Prestige" als einen ordentlichen Film gesehen, in sich konsequent, stilistisch sicher, inhaltlich verblüffend und kein Meisterwerk, sondern gemütlich-spannende Unterhaltung auf hohem Niveau. Keine Ahnung, was ich dem gab (wenn das wichtig ist) - eine 7 oder 8 oder so?
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

vodkamartini

31 Januar 2012, 18:37:10 #49 Letzte Bearbeitung: 31 Januar 2012, 18:38:55 von vodkamartini
Ich war damals im Kino auch eher ernüchtert. Übersinnliches langweilt mich generell, weshalb mir auch die Auflösung nicht gefallen hat. Nolan baut hier geschickt Spannung auf und schürt die Erwartungshaltung nach irgendeiner Art "Clou", nur um dann mit einer übersinnlichen Erklärung zu enttäuschen. Gähn!
Auch der große Plottwist um Bales Charakter war imo schon viel zu früh offensichtlich. Trotzdem kein Reinfall, dank eines interessanten Settingsun der schon erwähnten Plotentwicklung. (6/10 Punkten)
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