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Wong Kar-Wai Filme

Begonnen von donbatikan, 30 August 2006, 02:48:56

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donbatikan

Hallo,
Habe noch keinen Film von Wong Kar-Wai gesehen :icon_redface: (bis auf den Videoclip von "SixDays" von Dj Shadow),
aber wollte das nachholen. Welche Filme von ihm sind den empfehlenswert, und warum? :D
gruß ich

PillePlutonium

Chungking Express

ist einer meiner Lieblinge.

CinemaniaX

Zitat von: donbatikan am 30 August 2006, 02:48:56
Welche Filme von ihm sind den empfehlenswert, und warum? :D

Alle oder fast alle (Hoffentlich liest Rain Jao hier nicht mit  ;)).
So viele sind seine Filme auch nicht. Meine persönliche Reihenfolge:
1) Days of Being Wild
2) Chungking Express
3) Ashes of Time
4) Fallen Angels
5) In the Mood for Love
6) Happy Together
7) As Tears Go By
8) 2046

Als Geheimtipp gilt immer noch Ashes of Time, der im Westen relativ unbekannt ist. Vielleicht ist es etwas schwierig die Geschichte zu verstehen oder man kann mit der Story nichts anfangen, wenn man die Charaktere im Film nicht kennt. Ouyang Feng (Venomos West), Huang Yao-Shi (Heretic East): es sind Charaktere aus "The Legend of the Condor Heroes".

Ashes of Time war seinerzeit im Kino ein Flop, weil die Leute andere Erwartungen hatten. Als ich ihn zum ersten mal gesehen habe, war ich auch enttäuscht, weil ich einen gewöhnlichen Swordsplay-Film erwartet habe. Erst Jahre später fand ich ihn mehr als gut.

psychopaul

Jedenfalls würd ich "2046" nicht unbedingt am Anfang anschauen, funktioniert ja teilweise als eine Art Fortsetzung von "In the mood for love", teilweise auch als, ähm, schwelgerisches Potpourri aus Wongs typischen Elementen ohne wirklich eine vernünftige Story zu bieten, was den Film wohl bei einigen durchfallen ließ, ich mochte ihn jedenfalls sehr.

"Happy Together" hat mich von allen am meisten beeindruckt, ein Schwulendrama mit 2 großartigen Akteuren, die sowas von intensiv ihr Seelenleiden daherspielen wie ich es selten gesehen habe, dazu noch die perfekt zur Stimmung passende Inszenierung, ein Hammerfilm.

Ansonsten kann ich nur sagen, dass ich noch keinen schwachen Film von ihm gesehen hab, also kannst du kaum was falsch machen.  ;)
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donbatikan

Dann danke ich mal allen für die Antworten ;)

Eine Frage habe ich noch.
Was genau macht seine Filme aus, was macht sie gut/besonders?

Cratefruit

Mich für ist die überragende Cinematographie seines Kameramann's Christopher Doyle schon allein ein Grund, Wong Kar-Wai-Filme zu schauen. Einfach zum niederknien!! :icon_cool: Aber auch die Erzählweise eines Kar-Wai-Filmes geht eigene, spannende Wege gegen jede Gewohnheit. Aber sein wirklicher Verdienst ist wahrscheinlich, dass Schauspieler bei ihm immer außergewöhnliches leisten...

Am meisten ist mir "In the Mood for Love" ans Herz gewachsen, hier ist auch der gänshautverdächtige Soundtrack zu erwähnen...

jab

30 August 2006, 15:19:06 #6 Letzte Bearbeitung: 30 August 2006, 15:28:35 von jab
Zitat von: psychopaul am 30 August 2006, 11:56:01
Ansonsten kann ich nur sagen, dass ich noch keinen schwachen Film von ihm gesehen hab, also kannst du kaum was falsch machen. ;)

Naja, 'As tears go by' kann man in meinen Augen nun wirklich nicht gerade als Meisterwerk ansehen. Nicht unbedingt ein schwacher Film aber streckenweise doch sehr hmm "einfach".
'Happy Together' und 'Ashes of Time' sind optisch ganz sicher auch sehr Geschmackssache.

Ansonsten kann ich allen bisherigen Posts durchaus zustimmen. Vor allem da es gerademal 10 fertiggestellte Spielfilme sind (Eros jetzt mal mitgezählt), sollte man sich nicht zu schade sein, sie einfach alle mal gesehen zu haben. Pflicht für jeden Filminteressierten sind imho Chungking Express und In the Mood for Love. Da kommt man auch in der Film-Literatur nicht drumrum. Danach wollen sowieso 90% mehr WkWs sehen.

Obwohl ich die Filme nicht gegeneinander abwägen möchte (und absolut an die Decke gegangen wäre, wenn Paul den ItMfL->2046 - 'Zusammenhang' ein wenig unvorsichtiger formuliert hätte...), hat doch Fallen Angels bei mir die intensivste Wirkung hinterlassen.

Zitat von: donbatikan am 30 August 2006, 14:46:43
Was genau macht seine Filme aus, was macht sie gut/besonders?
Definitv die Zusammenarbeit von Director/Writer WkW, DoP Christopher Doyle :love: (den ich persönlich dafür verantwortlich mache, dass ich mich überhaupt mit Film beschäftige ...) und PD William Chang. Wobei mir persönlich halt die wunderschön gefilmte Ausstattung besonders gefällt (ich könnte stundenlang einfach Pan-Shots durch die Häuser/Räume/Kulissen bewundern), der WkW-Anteil rückt dabei etwas in den Hintergrund. Dazu kommt noch, dass WkW zwar ein sehr eigenes, aber meist sehr passendes Händchen für den richtigen Score hat.
Die Filme sind optisch halt einfach ein Traum, vllt. so als ob du dein Sehzentrum streicheln würdest (rofl - ich habe doch gewusst, ich sollte lieber nix schreiben ...) Die emotionale Tiefenwirkung spielt bei dem Erfolg der Filme sicher auch eine große Rolle.

Bleibt mir noch zu sagen, dass ich mich nur sehr halbseiden über die neuen deutschen VÖs freuen kann (hab auch noch keinen davon gesehen), da ich vor nicht allzu langer Zeit als 15-Jähriger noch Wochen sparen musste um die Filme (in teilweiser sehr schlechter Bild-Quali) aus Asien importieren zu lassen - Aber Leute die jetzt im Asia-Sektor einsteigen sind eh verwöhnt! [ich im Vergleich nat. auch total - nur halt noch nicht gaanz so überfüttert]

wkw/tk/1996@7'55''ht.net habe ich wie arthouse auch noch nicht gesehen  :bawling:

Als Tipp kann ich noch sagen, dass das Babylon am Alex diese Woche wieder ein paar WKWs im Programm hat(te).

btw: Die DJ Shadow - Six-Days Mucke ist einfach nur grausam. Bei mir läuft der Clip nur noch stumm.

edit:@psychopaul: jau, besser ist. Bei fast 4 Metern hätte ich Angst gehabt wieder runterzufallen ...

psychopaul

Jop, die Filme sind traumhaft fotografiert und haben alle so eine besondere poetisch-melancholische Grundstimmung, die meist auf herzzereissende Art und Weise (trotzdem) einfach nur cool ist  ;) ...genauso wie die Charaktere in seinen Filmen.

@ jab: na zum Glück hab ich dir das mit der Decke erspart  :icon_mrgreen:
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donbatikan

@ jab:
Wong Kar-Wai hat den Clip dazu gedreht, aber da ich mich mit dem Remix von "Six Days" angefreundet habe,
geht mir das Original auch nicht mehr auf die Eier. (Musst einfach mal bei Youtube nach dem Remix suchen,
die Der Clip ist zwar etwas anderst zusammengesetzt, aber harmoniert dann perfekt mit der Mukke)

Ich importier mir auch gern die Filme, aber das Geld dafür ist hart verdient ;)
Würde mir aber eher die deutschen VÖ's von Wong Kar-Wai kaufen, wenn
ich die mal billig zu Gesicht bekomme.
Wie findest du "Days of being Wild"?

@ Cinemaniax, PillePlutonium, Psychopaul, Gratefruit & jab:
Dann sag ich mal danke, habe über seine Filme zwar schon etwas gehört, aber
nichts konkretes. Bin jetzt auf jeden Fall extrem interessiert  :icon_mrgreen:

Cratefruit

Zitat von: jab am 30 August 2006, 15:19:06
Die Filme sind optisch halt einfach ein Traum, vllt. so als ob du dein Sehzentrum streicheln würdest...
:icon_mrgreen: :respekt: Kann ich nur unterstreichen...

Die "In the Mood for Love" ist meiner Ansicht nach ein ordentlicher dt. Release. Doppel-DVD und gute Bildqualität. Hab' jetzt keinen Vergleich, aber sowas wie Unschärfe oder Artefakte würden mir auffallen.

btw.1: Die DJ Shadow-Mucke finde ich in Ordung, alter Shadow Fan ich bin ;)

btw.2: Auf der neuen "Last Life in the Universe" von REM ist ja ein 60 Minuten Interview mit Doyle drauf!! Bestimmt nicht schlecht, waren doch auch seine Kommentare immer sehr unterhaltsam und lehrreich...

donbatikan

@ gratefruit:
werd mich mal danach umsehen :respekt:
Last Life in the Universe habe ich im Fernsehen gesehen, war Doyle da auch Kameramann?

Cratefruit

:icon_cool: Jepp und es ist eines seiner liebsten Projekte gewesen - deswegen hatte er vor kurzem ja noch "Invisible Waves" mit dem selben Team gedreht (Asano Tadanobu & Pen-Ek Ratanaruang).

Mit "Lady in the Water" war Doyle auch seit langem wieder an einem Hollywood-Projekt beteiligt - da bin auch mal gespannt. Dann muss es noch einige interessante Fotobücher von ihm geben (eigentlich ist er Fotograph). Leider kommt man da genauso schwer ran, wie an seinen eigenen Film "Away with Words" von 1999 (auch wieder mit Asano Tadanobu).

donbatikan

Kann mir jemand sagen, ob die koreanischen DVD's von "Days of being Wild" und "As Tears go by" gut sind?
Wie sind die Untertitel, wie ist das Bild?

jab

6 September 2006, 06:06:45 #13 Letzte Bearbeitung: 6 September 2006, 06:14:03 von jab
ups, habe den thread wohl irgendwie, nachdem mir eine Antwort beim absenden mal abgeschmiert war, aus den Augen verloren:
Zitat von: donbatikan am 30 August 2006, 17:40:07
@ jab:
Wong Kar-Wai hat den Clip dazu gedreht, aber da ich mich mit dem Remix von "Six Days" angefreundet habe,
geht mir das Original auch nicht mehr auf die Eier. (Musst einfach mal bei Youtube nach dem Remix suchen,
die Der Clip ist zwar etwas anderst zusammengesetzt, aber harmoniert dann perfekt mit der Mukke)
Da ist wohl etwas falsch angekommen: Ich besitze den Clip auf DVD! (In der OFDb sogar bisher als Einziger :king:)
Die Scheibe ist Stammgast in meinen Laufwerken: Der Clip bietet eine erstaunlich komplexe Story mit äußerst einprägsamen Momenten (die Fotos in den Eisblöcken :love: - deutlich besser als traumhaft schön!)
Ich lehne es grunsätzlich ab Filme von Quellen ohne Lizenzrechte zu schauen, daher sind Youtube, P2P & Konsorten in Sachen (professioneller) Film für mich tabu. (Und das, obwohl ich weiß, dass wkw/tk/1996@7'55''ht.net da rumgeistert (ein Kumpel hat den sogar mal gehabt) und es so gut wie keine Möglichkeit mehr für mich geben wird die Japan-LDs zu kaufen :bawling: - aber so habe ich wenigstens noch ein Ziel im Leben :king:)
Zitat von: donbatikan am 30 August 2006, 17:40:07
Wie findest du "Days of being Wild"?
Dazu schreibe ich jetzt mal nichts ausführliches. Wenn ich da einmal anfange, höre ich wohl erst auf, wenn ich vom Stuhl gefallen bin, und da hast du nicht direkt etwas von. Also ich finde den sehr gut - wie die anderen eben auch :icon_mrgreen: [vllt hilft das ja]
Zitat von: donbatikan am 30 August 2006, 17:40:07
@ Cinemaniax, PillePlutonium, Psychopaul, Gratefruit & jab:
Dann sag ich mal danke, habe über seine Filme zwar schon etwas gehört, aber
nichts konkretes. Bin jetzt auf jeden Fall extrem interessiert  :icon_mrgreen:
Na dann mal doch noch ein paar Comments von mir zu jedem Film:
'As tears go by' als erste große Regiearbeit liegt deutlich vor den folgenden Arbeiten zeigt aber in der Form der Charakterentwicklung schon Grundzüge der folgenden Filme.
In 'Days of being wild' wird dann verstärkt episodenhaft erzählt und die Form der visuellen Konzentration auf nur jeweils einen Charakter entwickelt.
Mit 'Chungking Express' wurden die Episoden dann noch stärker voneinander abgehoben (nur um im Verstand/Gedächtnis des Zuschauers noch enger verwoben zu werden), was dann den internationalen Durchbruch brachte.
Danach wollte das Team sich mal in eine thematisch andere Richtung wenden. Aber eigentlich hat sich imo nur der 'Mantel' geändert, denn die Themen Liebe/Zeit/Gedächtnis/Wandlung etc. sind eigentlich die selben. Daraus resultierte ein zunächst schwer durchschaubarer Martial-Arts-Film mit Schwerpunkt auf einer unglaublich kompliziert erzählten Story. Dieses umstrittene Meisterwerk war bis auf die sehr kurzen Kino-VÖ lange Zeit nur in grausamer Qualität mit engl. Untertitlen erhältlich. (afaik ist das Problem immernochnicht wirklich gelöst, zumal die Internationale Fassung auch nicht gerade Begeisterung hervorgerufen hat).
Danach wollten WkW/ChrisDoyle/WillChang (vergesst mir diesen schüchternen Meister nicht!) wieder an den Erfolg von 'Chungking Express' anknüpfen und haben aus der ursprünglich als dritte Episode für CE geplanten Story 'Fallen Angels' geschaffen, bei dem Chris noch stärker als in CE freie Hand für experimental-like Kameraeinstellungen und vor allem Fahrten bekommen hat, weshalb der Film als Einstieg vllt. zunächst etwas befremdlich daherkommt, aber dann die Meisten auf visuell auf ganzer Linie überzeugt. Storytechnisch musste sich WKW von einigen den Vorwurf gefallen lassen durch Ausuferungen/Trivialitäten nicht die emotionale Intesität wie in seinen anderen Filmen geschaffen zu haben. Ich kann das zwar gut nachvollziehen, aber auf mich hatte dies eigentlich die umgekehrte Wirkung: ich hatte (noch) mehr Zeit eine eigene Ebene/Interpretation des Konsumierten aufzubauen und in meine eigene Welt der Emotionen/Vorstellungen/Phantasien/Erinnerungen einzutauchen. Auf Schnulz: das Herz blüht einem zwar langsamer auf, dafür gründlicher *ähem* Für besonders viele Diskussionen sorgten hierbei die Szenen in denen He Zhiwu (Kaneshiro) seinen Vater filmt: einige fanden den Film ruiniert, andere erst dadurch einen Zugang, manche meinten da wäre der Kunstfilm nur noch Pseudo/als Alibigenutzt/gescheitert andere wiederum fanden erst dadurch die Zuordnung als Kunstfilm gerechtfertigt - jedem das seine.
Mit 'Happy Together' wendet sich WKW in meinen Augen erstmals nach 'As tears go by' wieder dem mainstream zu, wobei Chris die Kameraarbeit zwar weitertreibt, aber in ihrer Vielseitigkeit aber reduziert. Deshalb gibt es für mich erstmals einen Kontrast zwischen der visuellen und der inhaltlichen Erzählweise, zumal HT der einzige Film der Gruppe ist, bei dem Chang nicht durchgehend für positive Aspekte sorgt. Auch (oder halt gerade) hier teilen sich die Meinungen auch zwischen dem Meisterwerk des Jahrhunderst und eigentlich optischer Trash. Ich persönlich empfinde HT als einen der schwächsten Filme der Kollaborateure, da eine offensichtliche Uneinigkeit bezüglich der Art und Weise wie die WIrkung auf den Zuschauer ausgeübt werden soll bestand, nicht besonders hilfreich ist da natürlich auch, dass die Story nicht nur stellenweise sehr mager ist, sondern mich persönlich so gut wie gar nicht anspricht, ebenso wie mich der grün/blau-Ton des Films nicht begeistert und ich den Score als den Schlechtesten der genannten Filme werten würde. Damit kein falsches Bild entsteht: Ich mag HT recht gerne und 'let's start over (again)', die Tonaufnahme in Feuerland und der Küchentange bleiben ganz fest im Gedächtnis und sind auch wichtige Momente des HK-Kinos.
Mit 'In the Mood for Love' besinnt sich das ganze Team auf Days of being wild zurück, wobei
einige grundlegende Veränderungen dazu geführt haben, dass das wohl einzige unbestrittene Meisterwerk geschaffen wurde. WKW hat die Story erstmals deutlich gradlinig geführt und die Motivation beider Charaktere deutlich herausgearbeitet. Nebenstränge werden deutlich in den Hintergrund gestellt (und können sich dort trotzdem entfalten) und es gibt kaum Überraschungen/Wendungen. Chris ist (visuell, afaik nicht immer hardware-mäßig) von Handkamera auf Dollys umgestiegen, wobei jede Einstellung noch deutlich besser vorbereitet wurde als in den vorangegangenen Filmen. Auch der Fokus des Zuschaues wird durch andere Linsen und vor allem die bekannten rauhen Flächen im Vordergrund (die teilweise fast unbemerkt bis zu 80% des Screens füllen) deutlicher Gelenkt. Bevor ich mich endgültig in den Methoden Doyles verliere will ich mich darauf beschränken zu erwähnen, dass das Konzept der visuellen Konzentration auf jeweils genau eine Person bei ItMfL durch die kunstvollen Spiele mit MotionControl, Spiegeln  und Extreme-Focus eine ganz andere Tiefe bekommt, da sich die so suggerierte wechselnde Identifikation des Zuschauers während eines (pseudo-)shots thematisch mit dem Wandlungskonzept der Personen überschneidet.
Natürlich kann man jetzt kritisieren, dass der Zuschauer nicht mehr ernst genommen wird, sondern nur wie ein kleines Kind an der Hand geführt wird. Allerdings habe ich noch nie gehört. dass dies der erste Eindruck von irgendwem war, meist stellt sich das erst hinterher in der Diskussion heraus (zumal eigentlich nicht wirklich die Interpretationsmöglichkeiten eingeschränkt sind). Daher würde ich sagen 'JA, nehmt mich wie ein Baby auf den Arm und entführt mich in diese wundervolle Welt!'
Chang's Team macht auch einen deutlichen Sprung -> es sieht einfach alles zu gut aus, für diese Welt bzw. unsere Fantasie. Der Soundtrack ist ebenfalls nochmal deutlich besser an die Stimmungen angepasst, wobei WKW (wie schonmal gesagt) halt einen sehr eigenen, aber erstaunlicherweise recht annerkannterweise passenden Geschmack beweist. ItMfL ist mit Abstand der 'rundeste' und am einfachsten zugängliche Film, den die Gruppe hervorgebracht hat! (vllt. sollte ich noch dazusagen, dass ItMfL einer der ersten asiatischen Filme war, die ich gesehen habe (so neu bin ich noch :eek:) und ich den zuerst alles andere als leicht zugänglich empfand, aber einfach fasziniert durch die audiovisuelle Wirkung begann der Film ein Eigenleben in mir zu entwickeln und sehr schnell habe ich eigentlich alles klar vor mir gesehen und den Film somit noch mehr lieben gelernt. Also nicht wundern, wenn der erste Eindruck nicht durchgehend positiv ist, oder der Einstieg schwerfällt – 'it grows on you' bin ich gewillt zu sagen!)
Der Status dieses Films bei Kritikern und Filminteressierten ist meiner Meinung nach völlig angemessen.
Zitat von: Cratefruit am  1 September 2006, 12:57:16
Die "In the Mood for Love" ist meiner Ansicht nach ein ordentlicher dt. Release. Doppel-DVD und gute Bildqualität. Hab' jetzt keinen Vergleich, aber sowas wie Unschärfe oder Artefakte würden mir auffallen.
Das kann ich so absolut bestätigen. Zu den gängigen Preisen ist das in meinen Augen ein Muss für jeden, der Film als Kunst verstehen kann.

Nachdem der Internationale Erfolg nicht nur die Erwartungen sondern auch die Budgets (noch) weiter steigen lies, war die Gerüchte-Küche um den ItMfL-Nachfolger immer wild umkämpft. Als mit der Besetzung, den Charakternamen und dem Titel die Verbindung zu ItMfL allzudeutlich zu werden schien entwickelten sich regelrechte Verschwörungstheorien die 2046 als ItMfL2 behandelten und jegliche Hinweise in Richtung Charakterkonzeption und Story völlig ignorierten. Dementsprechend groß war dann, wie damals schon bei FA, die Enttäuschung. WKW-Fans verstanden die Welt nicht mehr, waren beleidigt und fühlten sich um Chan Li-zhen (Maggie Cheung) betrogen. Bis heute haben es nicht alle geschafft 2046 als eigenständigen Film zu akzeptieren (und dabei festzustellen, dass er ohne ItMfL-Bezüge keine inhaltlichen 'Fehler' enthält), da kann man nur froh sein, dass 'Days of being wild' an denen meist eh vorbeigegangen ist.
Aber mal ein paar Worte zum Film selbst:
Die thematische Fixierung auf Zeit, Erinnerung und die Vergänglichkeit als Kombination aus beidem wird recht penetrant ins Bild gesetzt. Storytechnisch kommt wieder ein komplexe Mischung aus unterschiedlichen Möglichkeiten der Persönlichkeitsentwicklung und der (Selbst-)Reflexion  zum Einsatz, wie sie zuvor vergleichbar nur in 'Days of being wild' vorhanden war. Das qualitative Level steigt aber noch gewaltig, sodass sich zunächst schier endlose Interpretationsmöglichkeiten eröffnen. Der Look folgt im Groben eigentlich ItMfL, wobei alles noch deutlicher unserer Realität entrückt ist. Sicherlich kein simpler Film, aber eye-candy ohne Ende.
Das Eros-Segment 'The Hand' ist der einzige WKW-Kurzfilm, dar in meinen Augen noch eine einzelne Behandlung als Film verdient. Visuell und storytechnisch wird hier ganz klar an ItMfL angeschlossen. Thematik und die Leitung/Führung des Zuschauers wird auf noch westlichere Weise umgesetzt, sodass der Film einen leichten Zugang bietet, inhaltlich zwar nicht vollständig überzeugen kann, aber trotzdem den typischen WKW-Effekt hinterlässt: [Schnulzmode] ein Lächeln im Herzen ob der schier unvorstellbaren Bilder[/schnulzmode]
Die Leistungen von Chang's Kostüme-Abteilung allein machen den Film einen Pflichttermin für Designinteressierte, wobei dies auch thematisch eine Würdigung erfährt.

Du solltest vllt. noch wissen, dass es einige Überschneidungen bezüglich der Charaktere (Namen, Darsteller etc.) gibt.
Es bleiben also folgende Zyklen/alti-versi festzuhalten:

Chungking Express & Fallen Angels sowie
Days of Being Wild, In the Mood for Love, 2046 (The Hand gehört visuell auch dazu)

wohingegen Happy Together, Ashes of Time und As Tears go By sich einer solchen Zuordnung entziehen.

Eine weitere Randinformation: WKW hat während er seine Filme dreht kein klares Drehbuch und auch keine feste Story im Kopf, geschweige denn auf Papier. (Schauspieler berichten auch über häufige (kubrick-like) reshoots und absolut wirre, sich wiedersprechende Anweisungen, bezüglich der Charakterdarstellungen und vor allem -motivationen; als umso erstaunlicher dürfte darum die Ergebnisse angesehen werden)
Vielmehr dreht er Massen von ihm interessant scheinende Szenen und schneidet dann jahrelang ewig viele Fassungen zusammen, bis das Geld ausgeht. Dann sucht er sich die die akzeptabelste raus, entschuldigt sich bei allen und wird gefeirt.  Die ItMfL – Cannes – Problematik dürfte den meisten hier wohl noch ein Begriff sein und müsste in der Geschichte des Festivals einzigartig sein.
Daher sind 'deleted scenes' Archive bei WKW-VÖ für Fans immer von besonderem Interesse!

Wenn ich mir so nacheinander alle Filme in Erinnerung rufe, kann ich so eigentlich doch eine recht eindeutige Empfehlung bezüglich der Reihenfolge in der die Filme konsumiert werden sollten abgeben kann:
In the Mood for Love
2046
The Hand
Chungking Express
Fallen Angels
Happy Together
Days of being wild
Ashes of Time
As tears go by

Wie vllt. deutlich wurde, haben mich die Filme schon länger intensiv beschäftigt, wenn also noch jemand fragen hat, mache ich mir gerne Gedanken und bin offen für jede Diskussion.
Mir hat's geholfen mich auch mal schriftlich etwas umfassender zu WKW zu äußern, falls sich irgendwer darin wiederfindet, bzw. sich informiert fühlt, ist ja alles gut! (Die Meinungsschnipsel da oben sollen aber natürlich kein Rewiev oder ähnliches darstellen!)

Zum Chris:
Zitat von: Cratefruit am  1 September 2006, 14:09:16
[...] Dann muss es noch einige interessante Fotobücher von ihm geben (eigentlich ist er Fotograph). Leider kommt man da genauso schwer ran, wie an seinen eigenen Film "Away with Words" von 1999 (auch wieder mit Asano Tadanobu).
Nunja, manche Bücher sind noch recht gut erhältlich und bewegen sich mit ~50$ für Fotobände noch im bezahlbaren Bereich. Rare Exemplare sind aber natürlich außerhalb von Gut und Böse.
(Verwundern tut mich nur immernoch, dass Chang nicht ebenso die Wertschätzung erfährt. also, wenn ich reich wäre, gäb's nichts tolleres als Kostüme von seinem Team!)
Von 'Away with Words' gibt es doch aber eine VÖ die noch einigermaßen erhältlich ist ... Naja, wenn die mir mal wieder unterkommt (war neulich erst) dann melde ich mich bei dir, zumal der Film eh noch auf der eigenen 'Wanted'-Liste steht ...

Ich muss zugeben, dass meine Doyle-Haltung etwas gespalten ist: einerseits ist er nunmal mein künstlerischer 'Held', aber andererseits hält sich mein Interesse an Infos zu ihm und seinem Werk noch einigermaßen in Grenzen, dafür freue ich mich rießig über jedes bisschen Kunstwerk, dass ich von ihm finde (bei Green Tea habe ich z.B. erst nach ein paar Einstellungen gemerkt, dass es sich eigentlich um Chris handeln muss, da ich dies vorher gar nicht wusst). Derzeit liegt als Schmankerl noch Hotel Cactus bei mir rum, deftig gespannt bin ich jedenfalls schon.

Das der Typ persönlich wohl nicht nur ein ziemlicher Trinker sondern oft genug auch ein ignoranter :hacki: ist, ist dir sicher bekannt. Trotzdem sauge ich jegliche Äußerung von ihm bzw. über ihn mit einem Lächeln in mich auf. (Gerade eben z.B. auf IMDb wiederentdeckt: 'His Chinese is at a higher level than his English.')

last but not least:
Zitat von: donbatikan am  4 September 2006, 21:06:27
Kann mir jemand sagen, ob die koreanischen DVD's von "Days of being Wild" und "As Tears go by" gut sind?
Wie sind die Untertitel, wie ist das Bild?
Die ausführlichen Berichte bei dvdbeaver (As Tears go by & Days of Being Wild) sollten die Informationen bringen, da afaik beide K-Discs auf dem HK-Master beruhen bzw. sogar die identischen Discs beinhalten. Ich meine beide mal gesehen zu haben.
Das Bild ist bei beiden wahrlich nicht toll, aber durchaus gut. Das Problem liegt afaik bei allen Master-Tapes, sodass kaum bessere Fassungen erscheinen werden.
Die UT zu 'As Tears go By' habe ich in guter Erinnerung, die zu 'Days of Being Wild' als leich verwirrend und teilweise offensichtlich gekürzt, aber durchaus noch ausreichend. Ich schlafe nochmal drüber, bis dahin gibt's keine Garantie auf die Qualität. Aber da können ja ansonsten auch noch andere nachhelfen.
Was aber auf jeden Fall gilt:
Finger weg von der alten K-DVD zu Fallen Angels, die ist eine Frechheit :anime: -> gn8 (gehört hier zwar nicht her, aber es gibt mänllichen Nachwuchs in Japan: klick)

Ormic

Ashes of Time entstand allerdings vor Chungking Express. Damit verhält es sich genau umgekehrt zu deiner Beschreibung, weil man den angenehm kurzen und wenig aufwendigen Dreh von Chungking Express genutzt hat, um den epochalen Ashes of Time erstmal zu verdauen.

-.-/../.-../.-..//--/.


Dexter



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