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Autoren-Thread: Mr. Vincent Vega

Begonnen von Mr. Vincent Vega, 6 Oktober 2006, 01:13:08

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Mr. Vincent Vega

Zitat von: Bretzelburger am 21 Januar 2009, 19:07:58
Warum nehmen wir den Besitzer der Produktionsfirma und Hauptdarsteller Cruise nicht beim Wort, der in seinem Interview in der "Süddeutschen" betonte, dass er keinen Geschichtsfilm machen wollte, der die Fakten genau nachvollzieht, sondern einen Thriller, der sich Freiheiten herausnimmt ?-  Daran sollte "Walküre" gemessen werden.

Und um nichts anderes geht es in meinem Review - darum, dass VALKYRIE selbst oder gerade als Thriller nur ein ganz kleiner, öder, doof gemachter Film ist.

Bretzelburger

habe ich mir schon gedacht, aber lesen werde ich es erst, nachdem ich den Film selbst gesehen habe. Ich möchte ja nicht von dir beeinflusst werden... :icon_cool:

PierrotLeFou

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 20 Januar 2009, 01:13:43

Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber

Dürfte die schlimmste intellektuelle Prätentionsbombe gewesen sein, die ich jemals ertragen musste. Bereits die Vorkenntnisse, die der Film vorauszusetzen scheint, nämlich das Wissen um Gemälde X und Kunstzeichnung Y, um die Kadrage zumindest ansatzweise nachvollziehen zu können, habe ich als widerlich, abstoßend und natürlich zutiefst sperrig empfunden. Ein eitles, zur Kunst um der Kunst willen hochstilisiertes Theaterstück voll manierierten Spiels, das Genretradierungen missbraucht, um darin offensichtlich was ganz neues überlegtes Tolles zu installieren, und ekelhafte, für den Film anschaffen gehende Musik mit einer widerwärtigen, abstoßenden Geisteshaltung vereint, deren Pseudoprovokation nur ermüdend wirkt. Was wohl gern "Salò" oder "Das große Fressen" wäre, ist nur beklagenswert verkopfter Bildungsbürgermurks.

1/10

(Greenaways "The Pillow Book" habe ich ähnlich empfunden)



Mother of Tears

Im dritten Mutter-Film von Dario Argento ersetzt ein völlig lächerlicher Krimi-Plot nun die zuvor einer intuitiven Logik folgenden Auseinandersetzungen über Urängste, Alpträume und Unterbewusstsein. Komplexe Bildsprache und wirkungsvolle Horrorästhetik sind dem einstigen Meister dabei nunmehr völlig abhanden gekommen: In billigster TV-Optik spult Argento einen höchst albernen, peinlichen und unfreiwillig trashigen Esoterik-Grusel herunter, der sich mit effekthascherischen und billigen Splattereinlagen als jene Exploitation verrät, für die Argento eigentlich nie einstehen wollte. Richtig grotesk wird's dann, wenn der ehemalige Genrevisionär dem Altherrenwahnsinn verfällt und im Finale eine Hölle aus sodomitischen Sexspielchen und nackten Lesben entwirft – die dann richtig schön phallisch zerlegt werden dürfen.

1/10

Zustimmung erstmal zum Black Narcissus....

Bei Greenaway wie bei Argento kann ich deine Reaktion zumindest nachvollziehen (auch wenn ich eher jemand bin, der dann aufgrund einer zumindest soliden Machart derartige Extrem-Verrisse meidet), allerdings muss ich bei Greenaway auch sagen, dass die Anspielungen doch gar nicht bemerkt werden müssen... der funktioniert doch auch ohne dieses Verständnis als derbere Komödie... dann kann man auf anderen Ebenen sicherlich noch über die reine Handlung hinausweisende Momente entdecken (in meinen Augen sind das bei diesem Film jedoch nicht allzu ergiebige Momente), aber nötig ist das doch nicht um überhaupt unterhalten werden zu können.... der Film erschließt sich auf inhaltlicher Ebene ja trotzdem....
Und bei Argento sich trotz der Budgetschwierigkeiten, mit denen er zu kämpfen hatte, dennoch keine TV-Optik... und ein paar hübsche Kamerafahrten, Anflüge einer sorgfältigen Beleuchtung und die Musik bügeln dann auf formaler Seite ein paar wirklich peinliche Effekte wieder aus.... Sicherlich kein Film der die Qualität eines frühen Argentos aufweist, aber im alleruntersten Bereich scheint er mir dann auch nicht gut aufgehoben zu sein... :icon_sad:
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Mr. Vincent Vega

Ja, also, das stimmt natürlich schon, dass die intellektuellen Anspielungen Greenaways nicht zwangsläufig verstanden werden müssen, um dem Film folgen zu können, aber ehrlich gesagt hatte ich nicht das Gefühl, der Film habe noch mehr zu bieten, abseits seines aufgeblasenen Set-Ups, in welchem irgendwelche Marionetten in ständigen Totalen (oh ja, diese permanenten Totalen haben mich fast wahnsinnig gemacht) das große lustige Konzept ihres Regisseurs umsetzen - welches ich halt einfach nicht kapiert habe. Ich meine, plottechnisch hat der Film ja nichts zu bieten, eine wirkliche Geschichte gibt es nicht und soll es wohl auch nicht geben, das fiel also schon mal weg (meinem Erzählkino-Fetisch bereits sehr abträglich :icon_mrgreen:), also hat man es eigentlich doch nur wieder mit einem (assoziativen? intuitiven?) (Sitten-)Gemälde zu tun, das vulgär, misanthropisch und abstoßend (bei Greenaway ist das natürlich Kunst) ein Bild von Menschen zeichnet, das ich selbst unter Drogeneinfluss nicht witzig hätte finden können.

McKenzie

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 24 Januar 2009, 04:44:45
Ja, also, das stimmt natürlich schon, dass die intellektuellen Anspielungen Greenaways nicht zwangsläufig verstanden werden müssen, um dem Film folgen zu können, aber ehrlich gesagt hatte ich nicht das Gefühl, der Film habe noch mehr zu bieten, abseits seines aufgeblasenen Set-Ups, in welchem irgendwelche Marionetten in ständigen Totalen (oh ja, diese permanenten Totalen haben mich fast wahnsinnig gemacht) das große lustige Konzept ihres Regisseurs umsetzen - welches ich halt einfach nicht kapiert habe. Ich meine, plottechnisch hat der Film ja nichts zu bieten, eine wirkliche Geschichte gibt es nicht und soll es wohl auch nicht geben, das fiel also schon mal weg (meinem Erzählkino-Fetisch bereits sehr abträglich :icon_mrgreen:), also hat man es eigentlich doch nur wieder mit einem (assoziativen? intuitiven?) (Sitten-)Gemälde zu tun, das vulgär, misanthropisch und abstoßend (bei Greenaway ist das natürlich Kunst) ein Bild von Menschen zeichnet, das ich selbst unter Drogeneinfluss nicht witzig hätte finden können.

Oh Gracious, I most certainly concure.

Von den drei Greenaway-Filmen, die ich bisher gesehen habe ist THE COOK schon eindeutig der schlimmste, ärgerlichste und hassenswerteste und ich kann nur unterstreichen, was Rajko soeben geschrieben hat. Der Haupteinwand liegt auch für mich nicht in Greenaways unfassbar manierierten, kunstgeschichtlich-literarischen kleinen Spielchen sondern eben eher in dem "Wie", in dem, was einen Dozent eines Freundes, der ein großer Greenaway-Junkie ist, zu der Aussage, er sei "der Jünger eines ästhetischen Faschisten", verleitet hat. Ich fand in dieser Hinsicht THE DRAUGHTMAN'S CONTRACT auch sehr unsäglich wenngleich nicht völlig katastrophal und die interessantesten Anregungen konnte ich noch aus THE PILLOW BOOK ziehen, wobei auch hier selbstredend die Qual des manieristisch-prätentiösen Größenwahnsinns - und Greenaways ungeheuerliche Arroganz und sein massives Ego können unmöglich bestritten werden und definieren seine Filme in jeder Einstellung - in keinem Verhältnis zu dem "geistigen Lustgewinn" steht. Wozu sich mit Greenaway abmühen, es gibt zig sympathischerer und weniger anmaßender Regisseure, die "seine" Themen auf wesentlich bescheidenere und weniger pompöse Art wesentlich menschlicher und zurückhaltender bearbeitet haben. Ich würde Richard Lester als unprätentiösen Meister der Burleske / Groteske im britischen Kino vorschlagen (obgleich er Amerikaner ist). Aber der ist ja leider viel zu schrill und konnte daher beim EinBildungsbürgertum nie ausreichend punkten, da nicht geschmäcklerisch und intellektuell genug.

@ PierrotLeFou:

Deine Verteidigung des Argento-Mülls stimmt mich als Fan irgendwo froh, andererseits erscheint es mir gerade aus deinem Munde etwas merkwürdig. Aber das macht nichts, im Endeffekt wahrscheinlich purer Neid, wie bei nahezu jeder freundlichen Äußerung über diesen missratenen Schandfleck.  :icon_mrgreen:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

PierrotLeFou

Zitat von: McKenzie am 24 Januar 2009, 05:23:39
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 24 Januar 2009, 04:44:45
Ja, also, das stimmt natürlich schon, dass die intellektuellen Anspielungen Greenaways nicht zwangsläufig verstanden werden müssen, um dem Film folgen zu können, aber ehrlich gesagt hatte ich nicht das Gefühl, der Film habe noch mehr zu bieten, abseits seines aufgeblasenen Set-Ups, in welchem irgendwelche Marionetten in ständigen Totalen (oh ja, diese permanenten Totalen haben mich fast wahnsinnig gemacht) das große lustige Konzept ihres Regisseurs umsetzen - welches ich halt einfach nicht kapiert habe. Ich meine, plottechnisch hat der Film ja nichts zu bieten, eine wirkliche Geschichte gibt es nicht und soll es wohl auch nicht geben, das fiel also schon mal weg (meinem Erzählkino-Fetisch bereits sehr abträglich :icon_mrgreen:), also hat man es eigentlich doch nur wieder mit einem (assoziativen? intuitiven?) (Sitten-)Gemälde zu tun, das vulgär, misanthropisch und abstoßend (bei Greenaway ist das natürlich Kunst) ein Bild von Menschen zeichnet, das ich selbst unter Drogeneinfluss nicht witzig hätte finden können.

Oh Gracious, I most certainly concure.

Von den drei Greenaway-Filmen, die ich bisher gesehen habe ist THE COOK schon eindeutig der schlimmste, ärgerlichste und hassenswerteste und ich kann nur unterstreichen, was Rajko soeben geschrieben hat. Der Haupteinwand liegt auch für mich nicht in Greenaways unfassbar manierierten, kunstgeschichtlich-literarischen kleinen Spielchen sondern eben eher in dem "Wie", in dem, was einen Dozent eines Freundes, der ein großer Greenaway-Junkie ist, zu der Aussage, er sei "der Jünger eines ästhetischen Faschisten", verleitet hat. Ich fand in dieser Hinsicht THE DRAUGHTMAN'S CONTRACT auch sehr unsäglich wenngleich nicht völlig katastrophal und die interessantesten Anregungen konnte ich noch aus THE PILLOW BOOK ziehen, wobei auch hier selbstredend die Qual des manieristisch-prätentiösen Größenwahnsinns - und Greenaways ungeheuerliche Arroganz und sein massives Ego können unmöglich bestritten werden und definieren seine Filme in jeder Einstellung - in keinem Verhältnis zu dem "geistigen Lustgewinn" steht. Wozu sich mit Greenaway abmühen, es gibt zig sympathischerer und weniger anmaßender Regisseure, die "seine" Themen auf wesentlich bescheidenere und weniger pompöse Art wesentlich menschlicher und zurückhaltender bearbeitet haben. Ich würde Richard Lester als unprätentiösen Meister der Burleske / Groteske im britischen Kino vorschlagen (obgleich er Amerikaner ist). Aber der ist ja leider viel zu schrill und konnte daher beim EinBildungsbürgertum nie ausreichend punkten, da nicht geschmäcklerisch und intellektuell genug.

Joa, er ist schon extrem arrogant, keine Frage.... aber ich kann das an vielen Interviews und dergleichen festmachen, die Filme hätte auch ein ganz anderer Mensch drehen können... er kommt halt von der Malerei her, gestaltet seine Filme dementsprechend und zwar mit größerem Budget bzw. mit mehr technischen Möglichkeiten immer extremer (und gerade in seinen Experimentalkurzfilmen verzichtet er ja dann auf die Handlung sogar...)

Im übrigen halte ich Richard Lester für nicht weniger bekannt/beliebt.... und zumindest seine Frühphase ist ja eine, mit der auch eine etwas abgehobene Zuschauergattung noch durchaus etwas anfangen kann :icon_mrgreen:
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Mr. Vincent Vega

Richard Lester? Was gibt es denn über den zu diskutieren? Ist ja nichtmal ein Autorenfilmer. :icon_mrgreen:

McKenzie

24 Januar 2009, 17:06:25 #1357 Letzte Bearbeitung: 24 Januar 2009, 17:13:03 von McKenzie
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 24 Januar 2009, 15:16:49
Richard Lester? Was gibt es denn über den zu diskutieren? Ist ja nichtmal ein Autorenfilmer. :icon_mrgreen:

Du sei still, du kennst seine besten Filme ja noch nicht einmal, bzw. hast überhaupt keinen Zugang dazu gefunden und bezeichnest es daher als "Crap"*.  :icon_eek: Äußerst ignorant...
Im übrigen ist Lester sehr wohl ein Autorenfilmer und hat eine völlig eigene, unverwechselbare Handschrift entwickelt - die in seinen kommerzielleren Großproduktionen wie SUPERMAN II oder THE THREE MUSKEETERS natürlich zunehmend verflacht ist.

PETULIA, THE BED SITTING ROOM, ROYAL FLASH, THE KNACK... AND HOW TO GET IT, ROBIN AND MARIAN - Das ist alles ganz, ganz toll.  :love:

* Falls du dich nicht mehr erinnern kannst - genau das hast du gesagt.  :icon_lol:

@ PierrotLeFou:

Nun ja, gerade diese krampfigen Versuche, eine völlig neue Filmsprache zu erfinden - die offenbar vor allem in den TULSE LUIPER SUITCASES niederschlagen - empfinde ich persönlich als besonders prä.ten.ti.ös (In diesem Fall eine wirklich sinnvolle Verwendung des Wortes). Immerhin schwärmt Greenaway selbst von Eisenstein und Godard, weil er sie beide für die wahrscheinlich einzigen wahren Erfinder des Kinos hält - und sich selbst scheint er wohl als den dritten im großen, schöpferischen Dreigestirn zu sehen...
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Betrunkenes und bald geschlachtetes Huhn

Die Szenen, die ich von Tulse Luper Suitcases gesehen habe, haben mir sehr gefallen - also alle Szenen, in denen Caroline Dhavernas nackicht rumrennt :love:
Know that chicken is a friend of each forum and each man, woman and child who seeks a future of gore and pornography, and that we are ready to drink once more.

Travis

24 Januar 2009, 19:56:42 #1359 Letzte Bearbeitung: 24 Januar 2009, 19:58:53 von Travis
Zitat von: McKenzie am 24 Januar 2009, 05:23:39
was einen Dozent eines Freundes, der ein großer Greenaway-Junkie ist, zu der Aussage, er sei "der Jünger eines ästhetischen Faschisten", verleitet hat.
Hehe, das ist interessant. Muss ich besagten und vermutlich auch gelegentlich hier mitlesenden Freund mal fragen, welchen Dozent er meint (K.K.?).
Und auch wenn Greenaway letztlich wohl auch nur bedingt mein Fall ist, finde ich die krasse und geradezu hasserfüllte Ablehnung in dieser Form eher belustigend, und irgendwie auch faszinierend. Zeigt auf jeden Fall, dass er zu einer Positionierung zu zwingen scheint, was wiederum nicht das schlechteste ist.

@Vega
Hab zufällig mitbekommen, dass du dir "In the City of Sylvia" anschauen willst. Wenn ich so darüber nachdenke, will ich dir eigentlich lieber ernsthaft davon abraten. Äußerst unwahrscheinlich, dass du dem Film viel abgewinnen könntest, du würdest ihn vermutlich misogyn, grauenhaft heterosexuell (eventuell sogar faschistoid) und elend handlungsarm finden. Ich sehe den wütenden Ideologie- und "Pfui-P."-Verriss schon vor mir  ;) Erspar dir diese Qual also lieber und schau stattdessen "Couscous mit Fisch" oder "Timecrimes" (oder auch "United Red Army" und "Lake Tahoe"), beide sind ziemlich großartiges Erzählkino, und trotzdem absolut unkonventionell und weit über die Bebilderung einer Erzählung hinaus gehend. Die dürften bei dir viel eher auf fruchtbaren Boden fallen. :icon_smile:

Mr. Vincent Vega

Zitat von: McKenzie am 24 Januar 2009, 17:06:25
Du sei still, du kennst seine besten Filme ja noch nicht einmal, bzw. hast überhaupt keinen Zugang dazu gefunden und bezeichnest es daher als "Crap"*.  :icon_eek: Äußerst ignorant...

[...]

* Falls du dich nicht mehr erinnern kannst - genau das hast du gesagt.  :icon_lol:

Das bezweifle ich jetzt einfach mal. :icon_neutral:

Ich habe nix gegen Lester, aber irgendwie ist der zu unbedeutend, um eine richtige Meinung über ihn zu haben. :icon_mrgreen:

Ja, ja, ich weiß, total faschistoid von mir. :love:

Zitat von: Travis am 24 Januar 2009, 19:56:42
@Vega
Hab zufällig mitbekommen, dass du dir "In the City of Sylvia" anschauen willst. Wenn ich so darüber nachdenke, will ich dir eigentlich lieber ernsthaft davon abraten. Äußerst unwahrscheinlich, dass du dem Film viel abgewinnen könntest, du würdest ihn vermutlich misogyn, grauenhaft heterosexuell (eventuell sogar faschistoid) und elend handlungsarm finden. Ich sehe den wütenden Ideologie- und "Pfui-P."-Verriss schon vor mir  ;) Erspar dir diese Qual also lieber und schau stattdessen "Couscous mit Fisch" oder "Timecrimes" (oder auch "United Red Army" und "Lake Tahoe"), beide sind ziemlich großartiges Erzählkino, und trotzdem absolut unkonventionell und weit über die Bebilderung einer Erzählung hinaus gehend. Die dürften bei dir viel eher auf fruchtbaren Boden fallen. :icon_smile:

Was du nicht alles so zufällig mitbekommst... ;)

Nee, der wird schon trotzdem geguckt. Geht ja auch nur 80 Minuten, also wenn er echt so schlimm ist (beim Reingucken schien es um nix anderes als einen Mann zu gehen, der einer Frau hinterherläuft - geil! :icon_mrgreen:), dann ist er zumindest kurzweilig schlimm.

Danke für die Empfehlungen, "Time Crimes" und "United Red Army" standen sogar bereits auf meiner to-watch-list.

Ach ja, dieses ganze Misogynie-Ding ist eigentlich nur ein Klischee - ich finde nicht mal halb so viele Film m. wie McK wahrscheinlich denkt oder befürchtet (Standardsatz, wenn er mir über einen Film berichtet: "aber, ach nee, du findest da bestimmt wieder einige Bedenklichkeiten" :icon_lol:), und als faschistoid bezeichne ich noch viel seltener Filme, das ist eher die Standard-Klassifizierung unserer Bärenmutti. Lediglich über das "grauenhaft heterosexuell" ließe sich nachdenken. :icon_mrgreen:

McKenzie

ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Travis

24 Januar 2009, 20:51:24 #1362 Letzte Bearbeitung: 24 Januar 2009, 22:37:06 von Travis
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 24 Januar 2009, 20:28:14
Was du nicht alles so zufällig mitbekommst... ;)

Ist umgekehrt aber wohl nicht anders - die Bärenmutti ist halt unser indirekt verbindendes Medium  :icon_mrgreen:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 24 Januar 2009, 20:28:14
beim Reingucken schien es um nix anderes als einen Mann zu gehen, der einer Frau hinterherläuft - geil! :icon_mrgreen:

Vereinfacht gesagt geht's auf Handlungsebene tatsächlich nur genau darum... :D

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 24 Januar 2009, 20:28:14
Ach ja, dieses ganze Misogynie-Ding ist eigentlich nur ein Klischee - ich finde nicht mal halb so viele Film m. wie McK wahrscheinlich denkt oder befürchtet (Standardsatz, wenn er mir über einen Film berichtet: "aber, ach nee, du findest da bestimmt wieder einige Bedenklichkeiten" :icon_lol:), und als faschistoid bezeichne ich noch viel seltener Filme, das ist eher die Standard-Klassifizierung unserer Bärenmutti.

Das kannst du doch unmöglich ernst meinen: die Bärenmutti arbeitet mit Klischees, Schubladen und Klassifizierungen???!!!???  :eek::eek:  :icon_mrgreen:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 24 Januar 2009, 20:28:14Lediglich über das "grauenhaft heterosexuell" ließe sich nachdenken. :icon_mrgreen:

Eben...  :icon_lol: Wobei das wohl eher ein nachrangiges Problem wäre, das man vielleicht mit dem Film haben könnte. Wollte trotzdem mal lieber vorwarnen. Aber vielleicht gefällt er dir ja tatsächlich, hab da vorhin auch bewusst etwas übertrieben. Hoffe nur, dass ich jetzt nicht ungewollt schlafende (Bedenklichkeits-)Hunde hinsichtlich des Films geweckt habe...  ;)

Chili Palmer

24 Januar 2009, 22:32:04 #1363 Letzte Bearbeitung: 24 Januar 2009, 22:41:11 von Chili Palmer

Kurze Zwischenbilanz: Das Huhn macht Paules Job wahrlich nicht schlechter als er.

Kurzes Stirnrunzeln: Travis spricht mit sich selbst. (siehe Posting über mir)

Kurzer Aufschrei: Lester muss man ja wohl gernhaben, der hat "A-A-Ayuda!" gedreht.

Kurzes Edit: Travis ist wieder unter Menschen.  :icon_lol:
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Travis

Zitat von: Chili Palmer am 24 Januar 2009, 22:32:04
Kurzes Stirnrunzeln: Travis spricht mit sich selbst. (siehe Posting über mir)
:king: Danke für den Hinweis. Irgendwas ist da beim Zitieren wohl schief gegangen. Hab's korrigiert.

PierrotLeFou

Zitat von: McKenzie am 24 Januar 2009, 17:06:25
Nun ja, gerade diese krampfigen Versuche, eine völlig neue Filmsprache zu erfinden - die offenbar vor allem in den TULSE LUIPER SUITCASES niederschlagen - empfinde ich persönlich als besonders prä.ten.ti.ös (In diesem Fall eine wirklich sinnvolle Verwendung des Wortes). Immerhin schwärmt Greenaway selbst von Eisenstein und Godard, weil er sie beide für die wahrscheinlich einzigen wahren Erfinder des Kinos hält - und sich selbst scheint er wohl als den dritten im großen, schöpferischen Dreigestirn zu sehen...
...und von Bergman.... und von Lynch und Cronenberg die er als einzig ernstzunehmde Konkurrenten bezeichnet hat :icon_mrgreen: (mir ist diese extreme Selbstsicherheit gepaart mit etwas Arroganz eigentlich auch ganz sympathisch eben weil sie sowas lächerliches aufweist.... sympathischer zumindest als so ein Totalausfall von Alan Parker, der ja angeblich "gedroht" hat, keine Filme mehr in England zu drehen, wenn man Greenaway nach dem Kontrakt des Zeichners noch weiterhin Fördermittel zukommen lassen würde... -obwohl: wenn ich es mir recht überlege, finde ich auch das irgendwo wieder sehr interessant....

Naja, wie auch immer: eine Sache die ich hier wirklich nicht verstehe ist folgende: wieso sollte mich der charakter einer Künstlers, seine Selbstüberschätzung oder seine bescheidenheit soweit beeinflussen, dass sie mir den Filmgenuß in irgendeiner Form verändert?
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Mr. Vincent Vega

Zitat von: PierrotLeFou am 25 Januar 2009, 18:07:19
...und von Bergman.... und von Lynch und Cronenberg die er als einzig ernstzunehmde Konkurrenten bezeichnet hat :icon_mrgreen:

Er hat ja Cronenberg beschuldigt, mit DEAD RINGERS bei A ZED AND TWO NOUGHTS abgekupfert zu haben. :kotz:

Zitat von: PierrotLeFou am 25 Januar 2009, 18:07:19
Naja, wie auch immer: eine Sache die ich hier wirklich nicht verstehe ist folgende: wieso sollte mich der charakter einer Künstlers, seine Selbstüberschätzung oder seine bescheidenheit soweit beeinflussen, dass sie mir den Filmgenuß in irgendeiner Form verändert?

Weil das die praktische, wenn auch vielleicht marginal übesteigerte, Konsequenz des Autorentheoriegedankens ist - und diese Eigenschaften die Filme ja unmittelbar beeinflussen, wenn nicht erst bilden.

McKenzie

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 25 Januar 2009, 18:22:18
Weil das die praktische, wenn auch vielleicht marginal übesteigerte, Konsequenz des Autorentheoriegedankens ist - und diese Eigenschaften die Filme ja unmittelbar beeinflussen, wenn nicht erst bilden.

Eben. Das führe ich auch immer an, wenn mir meine lieben Freunde beizubringen versuchen, dass man das Werk doch unabhängig von seinem Schöpfer rezipieren muss. Und das mir, wo ich doch eh dauernd willkürlich Filme gegen den Strich bürste und dem völlig anarchistischem Rezeptions-Wahnsinn verfallen bin, gell, Rajko?

Man kann z. B. unmöglich Godards Persönlichkeit von seinen mehr als persönlichen Filmen trennen. Die virtuelle Misogynie in LE MÉPRIS ist schließlich einzig und allein das Produkt der ganz eigenen, persönlichen Misogynie des verzweifelten, sich selbst zerfleischenden, verbitterten Jean-Luc Godard.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Happy Harry mit dem Harten

Zitat von: McKenzie am 24 Januar 2009, 17:06:25Du sei still, du kennst seine besten Filme ja noch nicht einmal, bzw. hast überhaupt keinen Zugang dazu gefunden und bezeichnest es daher als "Crap"*.  :icon_eek: Äußerst ignorant...
Im übrigen ist Lester sehr wohl ein Autorenfilmer und hat eine völlig eigene, unverwechselbare Handschrift entwickelt - die in seinen kommerzielleren Großproduktionen wie SUPERMAN II oder THE THREE MUSKEETERS natürlich zunehmend verflacht ist.

Ganz große Zustimmung!! Richard Lester wird nicht umsonst von james Monaco als "einflußreichster Regisseur seit Welles" bezeichnet. Der Mann ist ganz groß und neben THE BED SITTING ROOM seien hier besonders noch die Beatles-Filme erwähnt, die stilistische Pionierarbeit geleistet haben. Im übrigen ist SUPERMAN II nur bedingt ein Film von Lester, ganz anders als der dritte Teil der Saga. Trotz der relativ niedrigen Qualität des Films ist Lesters persönlicher Stil unschwer zu erkennen...

Zitat von: McKenzie am 25 Januar 2009, 18:33:23
Eben. Das führe ich auch immer an, wenn mir meine lieben Freunde beizubringen versuchen, dass man das Werk doch unabhängig von seinem Schöpfer rezipieren muss. Und das mir, wo ich doch eh dauernd willkürlich Filme gegen den Strich bürste und dem völlig anarchistischem Rezeptions-Wahnsinn verfallen bin, gell, Rajko?

Abgesehen davon, das ich das für ziemlichen Blödsinn halte - du legst es dir auch zurecht wie es dir passt oder? Ich erinnere mich da an eine Äußerung von dir zu Jess Franco, der imo der unsympathischste Regisseur ist, mit dem ich jemals ein Interview gesehen habe. Da war es dir dann plötzlich egal, das der von dir so verehrte und von allen verkannte Franco ein selbstverliebter Vogel ist, der seine hirnrissigen Filme in den Himmel lobt während er Romeros Zombie-Filme (vor allem im Vergleich zu seinen :rofl:) als uninteressant und langweilig abtut...

Ein bisschen mehr Konsequenz würde dir da nicht schaden aber es hilft natürlich, das Greenaway (den ich hier mangels Kenntnis seiner Filme sicher nicht verteidigen will) beim Bildungsbürgerpublikum anerkannt ist und Franco eben nicht oder?  ;)

McKenzie

Willst du mich ärgern?  :icon_mrgreen:

Ich komme nachher darauf zurück, bzw. heute Nacht, wenn ich meinen gerade kommenden Besuch und später dann Rajko abgeschüttelt habe.  :andy: :icon_lol:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

PierrotLeFou

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 25 Januar 2009, 18:22:18
Zitat von: PierrotLeFou am 25 Januar 2009, 18:07:19
...und von Bergman.... und von Lynch und Cronenberg die er als einzig ernstzunehmde Konkurrenten bezeichnet hat :icon_mrgreen:

Er hat ja Cronenberg beschuldigt, mit DEAD RINGERS bei A ZED AND TWO NOUGHTS abgekupfert zu haben. :kotz:

Zitat von: PierrotLeFou am 25 Januar 2009, 18:07:19
Naja, wie auch immer: eine Sache die ich hier wirklich nicht verstehe ist folgende: wieso sollte mich der charakter einer Künstlers, seine Selbstüberschätzung oder seine bescheidenheit soweit beeinflussen, dass sie mir den Filmgenuß in irgendeiner Form verändert?

Weil das die praktische, wenn auch vielleicht marginal übesteigerte, Konsequenz des Autorentheoriegedankens ist - und diese Eigenschaften die Filme ja unmittelbar beeinflussen, wenn nicht erst bilden.
Hm, also ich nehme da eigentlich eher den roten Faden der sich durch all die Filme zieht, die zugrundeliegende Theorie des Regisseurs, das immer durchschimmernde Anliegen oder was auch immer.... aber nicht die Charakterzüge eines Regisseurs (bei einer filmischen Autobiographie oder einem Werk, in dem der Regisseur als er selbst & als Person der Handlung auftaucht könnte ich da sicherlich auch abweichen)

Dass diese Charaktereigenschaften die Filme prägen sehe ich nicht so... Weder kann ich aus (beispielsweise) Greenaways Filmen herauslesen, was für einen Charakter er hat (gleichwohl ich natürlich so tun kann, als könnte ich dies, wenn ich über den Charakter bereits eine feste Meinung angenommen habe, die auf Beobachtung der Charaktereigenschaften zurückgeht und DANN kann man immer sagen "Der musste ja solche Filme machen") noch kann ich anhand einer gefassten Meinung über einen bestimmten Charakter folgern, was er für filme machen würde (es sei denn man kennt bereits einige der Filme, was einen befähigen würde zu sagen: "Klar, dass er solche filme macht")...
Ist immer so bei (ja nicht grundsätzlich falschen) biographischen Ansätzen, dass gesagt wird "Naja, er hatte halt diese und jene Züge, Erfahrungen etc., deshalb entweickelte sich daraus zwangsläufig bla blupp...."
Bewiesen ist damit nichts.... da hat man ein Indiz und eine Behauptung und das war es...

natürlich kann man aber schon sagen, dass jemand einen frauenfeindlichen, einen homophoben, einen elitären, einen antiamerikanischen etc. Film gemacht hat, aber dann finde ich es spannender das wirklich am Film festzumachen und an den Äußerungen Aller (der Kinogänger, der Filmkritiker, des Produzenten, der Darsteller etc), die sich überhaupt zu dem betreffenden Punkt äußern... kurz: da interessieren mich dann eher die Filme an sich und die Meinungen von Mehr- und Minderheiten als das Wesen des Regisseurs...

Und bei Greenaway würde ich das elitäre Moment einfach nicht so ausgeprägt sehen.... gewiss hat er ein ganz bestimmtes Bildungsniveau auf gewissen Gebieten und bei einigen Filmen bietet sich dem Zuschauer einiges mehr, wenn er dieses Niveau ebenfalls hat, aber da Greenaway beispielsweise mit einem Werk wie Vertical Features Remake sich selbst und den strukturalistischen Experimentalfilm ins Lächerliche zieht, kann man ihn auch genausogut als anti-eliär bezeichnen.... :icon_mrgreen:

Ich denke, dass da eine Sichtung der einzelnen Filme sinniger ist ;)
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

PierrotLeFou

Zitat von: McKenzie am 25 Januar 2009, 18:33:23
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 25 Januar 2009, 18:22:18
Weil das die praktische, wenn auch vielleicht marginal übesteigerte, Konsequenz des Autorentheoriegedankens ist - und diese Eigenschaften die Filme ja unmittelbar beeinflussen, wenn nicht erst bilden.

Eben. Das führe ich auch immer an, wenn mir meine lieben Freunde beizubringen versuchen, dass man das Werk doch unabhängig von seinem Schöpfer rezipieren muss. Und das mir, wo ich doch eh dauernd willkürlich Filme gegen den Strich bürste und dem völlig anarchistischem Rezeptions-Wahnsinn verfallen bin, gell, Rajko?

Man kann z. B. unmöglich Godards Persönlichkeit von seinen mehr als persönlichen Filmen trennen. Die virtuelle Misogynie in LE MÉPRIS ist schließlich einzig und allein das Produkt der ganz eigenen, persönlichen Misogynie des verzweifelten, sich selbst zerfleischenden, verbitterten Jean-Luc Godard.

Bei Godard würde ich dir bei einigen Filmen Recht geben... etwa bei "JLG", "Vladimir und Rosa", "Notre Musique", "Letter to Jane", "Alles in Butter", "Dans le noir du temps", "1+1"... eben diese Filme wo er selbst als er selbst als handelnde Figur (auf Bild- oder Tonspur) auftritt, bzw. die Filme in denen er seine eigene Figur zum Thema macht... (vgl. meinen vorherigen Eintrag)

Das meiste aus seinem Frühwerk kann ich unabhängig von seiner Person betrachten, bei der Phase seiner unsichtbaren Filme geht das dann tatsächlich kaum noch, im Spätwerk wechselt sich das dann immer ein wenig ab... da kann ich dann höchstens sagen "Ja, das macht er weil er Samuel Fuller gerne mag" wie ich bei Fellini sagen kann "Ja, da tauchen jetzt Clowns und Comichefte auf, weil er selbst früher Comicstrips gezeichnet hatte und selbst gerne in den Zirkus geht" und sowas ist ja womöglich auch ne nette Info im Gespräch zweier begeisterter Kinonarren (kenn ich ja selbst auch), aber es hilft einem kaum dabei, mit dem Film ins reine zu kommen, eher dabei sich über die filme ein Bild des Regisseurs zu machen, das letztlich eh nur ein vages Bild von einem Fremden bleiben wird....
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

McKenzie

26 Januar 2009, 04:51:59 #1372 Letzte Bearbeitung: 26 Januar 2009, 04:53:56 von McKenzie
Zitat von: COPFKILLER am 25 Januar 2009, 19:04:39
Ganz große Zustimmung!! Richard Lester wird nicht umsonst von james Monaco als "einflußreichster Regisseur seit Welles" bezeichnet. Der Mann ist ganz groß und neben THE BED SITTING ROOM seien hier besonders noch die Beatles-Filme erwähnt, die stilistische Pionierarbeit geleistet haben. Im übrigen ist SUPERMAN II nur bedingt ein Film von Lester, ganz anders als der dritte Teil der Saga. Trotz der relativ niedrigen Qualität des Films ist Lesters persönlicher Stil unschwer zu erkennen...

So sieht's mal aus. Wobei ich von ihm ja immer noch PETULIA am besten Finde, da kam wirklich ein Lieblingsfilm und Meisterwerk zu mir wie das Kind zur Jungfrau, als ich den damals ohne Erwartungen irgendeiner Art im hiesigen Arthouse-Kino im Rahmen einer Lester-Reihe sah.

Zitat von: COPFKILLER am 25 Januar 2009, 19:04:39
Abgesehen davon, das ich das für ziemlichen Blödsinn halte - du legst es dir auch zurecht wie es dir passt oder?

Nein, warum? Ich sage doch nur, dass ich prinzipiell zwar schon ein eifriger Verfechter der Autorentheorie bin und oft die unangenehmen ebenso wie im übrigen auch die angenehmen Eigenschaften eines Filmes auf seinen Regisseur zurückführe, sofern er mir als Auteur erscheint, bei dem man sich auf eine sehr persönliche Prägung seiner Filme halbwegs verlassen kann. Ich sage aber nicht, dass mir ein Autorenfilmer sympathisch sein muss (oder seine Werte) um seine Filme schätzen zu können und ich muss keinesfalls immer mit ihm übereinstimmen, es gibt da eine Handvoll Lieblingsregisseure von mir, denen ich im Dunkeln lieber nicht begegnen wollen würde und die privat völlig daneben sind / waren, ohne dass das ernstlichen Einfluss auf meine Rezeption ihrer Filme gehabt hätte - solange ich nur diese "Fehltritte" oder "Fragwürdigkeiten" in ihren Filmen nicht oder nicht in einer Form, die mich bedenklich stimmen würde, wiedererkenne- und schlussendlich hat ja schließlich auch ein A*******h gelegentlich seine besinnlichen oder vernünftigen Momente.  :icon_lol: Mein persönlicher Umgang mit meiner persönlichen Auffassung der Autorentheorie ist ein Prinzip, aber kein Vorsatz oder gar eine Regel. Letztlich entscheiden ja auch meine Kenntnisse über einen Regisseur und seine Ethik, wie viel Gewicht ich auf diesen ganzen Kram (ja, den ganzen KRAM) lege.

Das Beispiel Jess Franco kannst du mir nicht unterschieben, ich habe ihn noch in keinem Interview in irgendeiner Weise selbstherrlich oder p. erlebt, mir erscheint er eigentlich stets sehr sympathisch und reflektiert, hochintelligent eigentlich (das würde ihm so manch einer ja auch gerne absprechen). Und darüber hinaus sehe ich rein gar nichts falsches darin, wenn er seine eigenen (auch m. E. überwiegend äußert unsäglichen) Zombie-Filme denen Romeros vorzieht, bzw. sie anpreist - er darf schließlich den Ansatz Romeros als den "falschen" empfinden und den eigenen als "richtig" und sich dementsprechend äußern.
Du willst doch sicherlich nicht so überheblich und faschistoid sein und behaupten, es sei eine Tatsache, dass Romeros Filme sowieo vieeeel größer und besser seien als der ganze Franco-Schund?  Und dass jede Aussage Francos, in der er seinen eigenen Schund über die Meisterwerke Romeros stellt, anmaßend und überheblich sein muss? :icon_twisted: :icon_mrgreen:
Nicht vergessen, das ist alles nur eine rein subjektive Empfindung.  ;)

Und Konsequenz ist leider oft ein Synonym für Selbst-Beschränkung. Ich mag keine Selbst-Beschränkung und finde mich selbst konsequent genug.  ;) Und, wie wir uns gegenseitig stetig und ständig selbst lehren im Miteinander, sind es schließlich die dauernden kleinen Widersprüchlichkeiten, die das Leben als Cinemensch so lebenswert machen.  :icon_mrgreen:

Entschuldigung, wenn das alles zu sarkastisch klingt, aber mein hiesiger Freundeskreis und vor allem ein gewisser Rajko Burchardt treiben mich mit diesem Thema langsam aber sicher dem Wahnsinn entgegen und ich versuche nur, mir diese Qualen mit etwas Süffisanz und Ironie (auch Selbst-) zu versüßen.^^

@ PierrotLeFou:

Oh je... eine Godard-Diskussion...  :bawling:... Ich werde mich bemühen, den inneren Schweinehund zu überwinden und vielleicht noch einmal genauer auf dein Posting einzugehen, es sei denn, du findest die obigen Zeilen an COPFKILLER nicht schon ergiebig genug.  ;)

@ Alle: Rechtschreibfehler in meinen Postings sind das Ergebnis meiner Faulheit und meines Unwillens, noch einmal "drüber zu gehen" und daher wie üblich gratis und zum Abschuss freigegeben. :icon_razz: Nur noch mal so nebenbei als Reminder, weil mir das oft passiert, bei hastiger Schreibe und keiner Nachkontrolle.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Mr. Hankey

17 Februar 2009, 18:03:40 #1373 Letzte Bearbeitung: 17 Februar 2009, 18:08:07 von Mr. Hankey
http://www.ofdb.de/review/111911,230787,Brücke-nach-Terabithia

Muss jetzt mal diese Uralt-Kritik von Dir ausgraben. Aber nachdem ich den Film heute nun endlich mal gesehen habe und ihn sehr überzeugend fand, habe ich mir auch mal die Kritiken in der Ofdb durchgelesen und dabei ist mir Deine Kritik doch in Teilen ein wenig übel aufgestossen. Ja, du findest den Film ja glücklicherweise, über weite Strecken, auch gut, aber trotzdem verstehe ich nicht, warum dich z. Bsp. solch kurze Einschübe wie das Schwadronieren der Kinder über Gott und wie Cool er doch ist, so derartig stören. Denn diese Szene ist ja doch vor allem von typischer kindlicher Naivität geprägt, die man maximal mit einem Schmunzeln abtut. Das dadurch auch nur ein Kind plötzlich Interesse an der Thematik verspürt, halte ich für mehr als ausgeschlossen. Das die Szene nicht als erhobener Zeigefinger gedacht ist, merkt man doch sofort. Du bist da ja fast schon so schlimm wie die Kirche, nur in entgegen gesetzter Richtung gesehen! ;)

Das gleiche gilt für den Vergleich zwischen den "Handgranaten" aus diesem Film und dem Weihnachtsmann der Waffen verteilt aus "Narnia"! Während bei "Narnia" mit dieser Szene ja quasi ein (laut Kirche) ach so schlimmes nicht christliches Wesen demontiert werden soll, sind es hier nichts anderes als kindliche Fantasiegegenstände mit denen gekämpft wird. Jeder kleine Junge hat doch als Kind z. Bsp. mal Cowboy und Indianer gespielt. Mit der Kinderknallpistole andere "tot schiessen" spielen war doch bei fast jedem mal an der Tagesordnung! Oder hast Du nur mit Barbies gespielt? ;) Manchmal habe ich das Gefühl, du bist noch ein schlimmerer Gutmensch als ich! ;)
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Mr. Vincent Vega

Ach, die Besprechung ist verjährt. Lauter Ideologiekritik, die nichts zur Sache tut.

McKenzie

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 18 Februar 2009, 05:14:16
Ach, die Besprechung ist verjährt. Lauter Ideologiekritik, die nichts zur Sache tut.

:LOL:

Ich fasse es nicht. Wenn ich nur nicht wüsste, dass das zu etwas mehr als 50 % pure Polemik ist...  :icon_sad:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Mr. Vincent Vega

Nein, ich würde das so heute nicht mehr schreiben. Im Prinzip leite ich über mehrere Absätze verteilt eine Ideologiekritik ein, die ich am Film selbst dann letztlich nur an wenigen Stellen nachgewiesen sehe. Für ein Pamphlet über die reaktionäre Walden Media hätte sich eher "Narnia" angeboten, und dann auch weniger nachdrücklich.

Mr. Hankey

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Vinyard Vaughn

Moment mal, verstehe ich das jetzt richtig, dass du zugibst SCHEIßE geschrieben zu haben? (Halt nur auf deine eigene verquere, wischiwaschi Art?) :question:
Zitat von: ForenregelnMaximalgröße für Bildsignaturen: 400x133 Pixel, 50 kb – nicht animiert!

When I see her on the street
You know she makes my life complete

Mr. Vincent Vega

Nö, stehe soweit zu der Besprechung, würde sie nur heute nicht mehr so verfassen, that's all.

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