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"Der Baader-Meinhof Komplex"-Verfilmung

Begonnen von Hackfresse, 11 September 2007, 19:34:37

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Grusler

Also ich glaube langsam, dass dieses "Der Film entlarvt die RAF" etc. irgendwie Auflage bei der Berichterstattung über den Film ist, so aufgesetzt wie das überall betont, oder, im Falle von Interviews, extra nachgefragt wird. Denn die Actionszenen sind ziemlich "unterhaltsam" geraten, finde ich (und das gut), zumindest was ich bisher gesehen habe, vorallem bei Anne Will.

Stimmt ja. Anne Will am So. Da war der Film Thema und Gedeck, Bleibtreu, Aust, H-J Vogel und der Opfersohn Mirbach waren geladen. Was da abgelaufen ist, war wirklich komödiantisch, optisch wie verbal. Der Aust stark in Deckung, denn Vogel und Mirbach teilen mit moralischer Peitsche ordentlich aus. Wilkommen zu, wir Vergleichen die "Realität" mit einem Blockbusterfilm, inkl. Rechtfertigungen der Filmbeteiligten. Der Moritz und die Martina sind dabei kaum zu Wort gekommen und wenn, dann, na ja, musste man ja aufpassen was man sagt, selbst für die Darstellung der "Terroristen" wurde sich fast noch, oder teilweise sogar gerechtfertigt. Tja, schade, ich hoffe die Gage für Anwesenheit hat gestimmt, damit die zwei wenigstens nach der Show ordentlich Gras kaufen konnten. :icon_mrgreen:
Prädikat: besonders komisch + die besten Gewaltszenen aus dem Film. :respekt:


ROCK 'N' ROLL WIRD NIEMALS STERBEN, IHR SCHEISSER!
 -Rollie LeBay


Ko(s)misches Sein.

Wolfhard-Eitelwolf

Zitat von: StillerMux am 22 September 2008, 20:23:16
Zitat von: Wolfhard-Eitelwolf am 21 September 2008, 23:00:13
Dass etwas wie die RAF noch einmal in Deutschland auftauchen könnte, halte ich mal für extrem unwahrscheinlich. Eine gesellschaftspolitische Situation, wie sie in den frühen 70er Jahren bestand des "Kurzen" 20. Jh bestand, wird es kaum wieder geben.

ICh denke, dass Du damit vollkommen unrecht hast. Die gewlatzbereitschaft ist in vilen kleineren Gruppen vorhanden. Es "fehlt" nur kjemand, der das durch seine Ideologie zu bündeln vermag und dann kracht es mal wieder. Und manche Zustände in unserem Staat schreien ja förmlich danach für solche Zwecke als Vorwandt genommen zu werden. Z.B. Lobbyismus, Korruption, Machtbesessenheit in der Politik. Das Übermäßige Streben nach Macht und Geld in der Wirtschaft. Versteht mich nicht falsch. Ich bin kapitalistisch veranlagt und wer arbeitet und ein Risiko eingehtr muss auch dafür entlohnt werden, aber warum manchmal tausende von Menschen gekündigt werden, um den Gewinn von x Milliarden auf y Milliarden zu steigern, erscheint mir ein wenig uneinleuchtend. Oder das Justizsystem, durch meine Tätigkeit erhalte ich da reichlich Einblicke und wer da denkt, Richter und Staatsanwälte seien durch die Bank aufrechte und gewissenhafte Menschen, der wird sich vielleicht wundern, wenn er mal damit konfrontiert wurde. Und da rede ich nicht von Einzelfällen, von wenigen schwarzen Schafen, nein, ich rede von einem weit verbreiteten Phänomen.
Ich glaube nicht, dass man diese Probleme mit Gewalt lösen könnte, vielmehr liefert man so nur einen Vorwand für die Notwendigkeit von Gegenmaßnahmen. Aber es würde mich nicht wundern, wenn sich wieder Gruppen finden, die es versuchen werden.

Es mag gut sein, dass sich mal eine kleine Gruppe gegen eines dieser zweifelsohne bekämpfenswerten Beispiele "zur Wehr" setzt. Aber das ist doch ein anderes, berechenbarerers Kaliber wie ich finde. Es fehlt der große gesellschaftliche Umbruch, der dem Ganzen den entscheidenden Nährboden bietet, ja das Entstehen einer wirklich fanatischen Ideologie überhaupt ermöglicht. Korruption und Machtgier, sicher, solche Dinge gab es immer und wird es immer geben und womöglich einzelne militante Aktionen dagegen. Die heutige Gesellschaft und mit ihr die Demokratie ist m.E. so gefestigt, dass es eben nicht mehr zu solch radikalen Auswüchsen wie der RAF in Deutschland kommen wird. Von dem wesentlich verbesserten Sicherheitsapparat mit effektiveren Antiterroreinheiten, globaler Vernetzung etc. will ich garnicht sprechen. Was natürlich mit islamistischen Bedrohungen wird, das steht auf einem anderen Papier...

Grusler

Ich glaube wenn es sowas Ähnliches wie die RAF heutzutage mal wieder geben sollte, formiert sich das eher aus der "unteren Schicht", da wo das Maß schon länger voll ist eben. Es muss nicht politisch kompliziert sein, damit es gefährlich wird. Die Oberschicht schert alles einen Dreck, die Mittelschicht ist in der Mehrheit so perfekt konditioniert, dass sie alles von "oben" für bare Münze hält und umsetzt, darunter leiden die "Armen". Soviel zur gefestigten "Demokratie". Aber ich denke auch, da fehlt (noch) der Wille um es wirklich drauf ankommen zu lassen. Man sollte es aber nicht unterschätzen, besonders, wenn man die offensichtliche Dekadenz der heutigen "Häuptlinge" dazu rechnet.



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 -Rollie LeBay


Ko(s)misches Sein.

Vlad

Hm, die Masse der Bevölkerung ist inzwischen weitgehend entpolitisiert und von Individualismus oder gar Hedonismus geprägt. Da mangelt es am Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein und sich entsprechend zu engagieren von Zivilcourage nicht zu reden. Mit derlei Denkmustern und Verhaltensweisen läuft man heute Gefahr in die radikale Antifa-Ecke geschoben zu werden. Lieber Abstandhalten und am besten alles nur im Fernsehen oder bei YouTube beäugen. Wer geht denn heute schon noch groß zu Demos? Man kann ja schon froh sein, wenn die Leute wenigstens wählen gehen ...

Disclaimer: ist natürlich keine Rechtfertigung des damaligen oder heutigen Terrorismus (zwischen Nixtun und Leutewegbomben gibt's ja noch reichtlich Handlungsspielraum) ...

StillerMux

Zitat von: Wolfhard-Eitelwolf am 24 September 2008, 01:28:19
Zitat von: StillerMux am 22 September 2008, 20:23:16
Zitat von: Wolfhard-Eitelwolf am 21 September 2008, 23:00:13
Dass etwas wie die RAF noch einmal in Deutschland auftauchen könnte, halte ich mal für extrem unwahrscheinlich. Eine gesellschaftspolitische Situation, wie sie in den frühen 70er Jahren bestand des "Kurzen" 20. Jh bestand, wird es kaum wieder geben.

ICh denke, dass Du damit vollkommen unrecht hast. Die gewlatzbereitschaft ist in vilen kleineren Gruppen vorhanden. Es "fehlt" nur kjemand, der das durch seine Ideologie zu bündeln vermag und dann kracht es mal wieder. Und manche Zustände in unserem Staat schreien ja förmlich danach für solche Zwecke als Vorwandt genommen zu werden. Z.B. Lobbyismus, Korruption, Machtbesessenheit in der Politik. Das Übermäßige Streben nach Macht und Geld in der Wirtschaft. Versteht mich nicht falsch. Ich bin kapitalistisch veranlagt und wer arbeitet und ein Risiko eingehtr muss auch dafür entlohnt werden, aber warum manchmal tausende von Menschen gekündigt werden, um den Gewinn von x Milliarden auf y Milliarden zu steigern, erscheint mir ein wenig uneinleuchtend. Oder das Justizsystem, durch meine Tätigkeit erhalte ich da reichlich Einblicke und wer da denkt, Richter und Staatsanwälte seien durch die Bank aufrechte und gewissenhafte Menschen, der wird sich vielleicht wundern, wenn er mal damit konfrontiert wurde. Und da rede ich nicht von Einzelfällen, von wenigen schwarzen Schafen, nein, ich rede von einem weit verbreiteten Phänomen.
Ich glaube nicht, dass man diese Probleme mit Gewalt lösen könnte, vielmehr liefert man so nur einen Vorwand für die Notwendigkeit von Gegenmaßnahmen. Aber es würde mich nicht wundern, wenn sich wieder Gruppen finden, die es versuchen werden.

Es mag gut sein, dass sich mal eine kleine Gruppe gegen eines dieser zweifelsohne bekämpfenswerten Beispiele "zur Wehr" setzt. Aber das ist doch ein anderes, berechenbarerers Kaliber wie ich finde. Es fehlt der große gesellschaftliche Umbruch, der dem Ganzen den entscheidenden Nährboden bietet, ja das Entstehen einer wirklich fanatischen Ideologie überhaupt ermöglicht. Korruption und Machtgier, sicher, solche Dinge gab es immer und wird es immer geben und womöglich einzelne militante Aktionen dagegen. Die heutige Gesellschaft und mit ihr die Demokratie ist m.E. so gefestigt, dass es eben nicht mehr zu solch radikalen Auswüchsen wie der RAF in Deutschland kommen wird. Von dem wesentlich verbesserten Sicherheitsapparat mit effektiveren Antiterroreinheiten, globaler Vernetzung etc. will ich garnicht sprechen. Was natürlich mit islamistischen Bedrohungen wird, das steht auf einem anderen Papier...
Ich hoffe Du hast Recht, aber wenn ich mir anschaue, dass "Fussballfans" Polizisten mit Steinen, Flaschen und Schlimmerem bewerfen, weil sie Lust haben sich zu prügeln, oder Rechte und Linke sich mit Knüppeln prügeln und Messern aufschlitzen, dann teile ich Deinen Optimismus nicht. Momentan ist der Leidensdruck nur noch nicht groß genug, weil man sich bei unauffälligem  (man könnte vielleicht auch duckmäuserisch sagen) Verhalten, vielem noch aus dem Weg gehen kann. Aber je enger die Kreise und je größer das Gefühl der Unverletzlichkeit der betreffenden Institutionen werden, desto mehr steigt die Wahrscheinlichkeit.

subhero

9 Januar 2009, 18:38:31 #95 Letzte Bearbeitung: 9 Januar 2009, 18:42:54 von subhero
Kurze News zum Film:

Ponto-Witwe scheitert mit Klage gegen RAF-Film

Die filmische Darstellung der Ermordung Jürgen Pontos im RAF-Film "Der Baader Meinhof Komplex" unterliegt der Kunstfreiheit. Mit diesem Urteil wies das Kölner Zivilgericht eine entsprechende Klage der Bankierswitwe ab - ihr Persönlichkeitsrecht sei nicht verletzt worden.

Köln - Die Witwe des 1977 ermordeten Bankiers Jürgen Ponto ist mit ihrer Klage gegen die Produzenten des Spielfilms "Der Baader Meinhof Komplex" gescheitert. Die 28. Zivilkammer des Kölner Landgerichts wies am Freitag den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen die Münchner Constantin Film ab.

Ponto-Witwe Ignes (li.), Kinder Stefan und Corinna (dahinter) bei der Beerdigung Jürgen Pontos am 4. August 1977
Ignes Ponto hatte in der filmischen Darstellung der Ermordung ihres Mannes eine Verletzung ihres Persönlichkeitsrechts und desjenigen ihres verstorbenen Mannes gesehen. Laut Klageschrift erhob der Film zwar den Anspruch größtmöglicher historischer Authentizität, entsprach aber bei der Darstellung der Ermordung Pontos in mehreren Punkten nicht der Wahrheit. Die Klägerin wollte zudem die "effekthascherische Darstellung der Ermordung ihres Mannes" nicht hinnehmen. Sie hatte deshalb eine einstweilige Verfügung gegen die weitere Veröffentlichung und Verbreitung der umstrittenen Szene beantragt.

Dieser Argumentation schlossen sich die Kölner Richter nicht an. Nach Angaben eines Gerichtssprechers sieht die Zivilkammer in der Tötungsszene weder eine Verletzung des Persönlichkeitsrechts des Ermordeten noch der Bankiers-Witwe. Der Film unterliege der Kunstfreiheit. Dies beinhalte auch die Entscheidung, auf welche Art und Weise eine Geschichte erzählt werden soll. Auch werde in der umstrittenen Szene weder das Lebensbild Pontos verfälscht noch seine Person entwürdigt. Die Interessen der Klägerin müssten hinter das Grundrecht der Kunstfreiheit zurücktreten.

Zudem sei die Ermordung Pontos derart "in den Gesamtorganismus des Filmes eingebettet, dass das Persönliche und Private der Klägerin und ihres Ehemannes hinter die Filmfigur zurücktrete", hieß es in der Entscheidung. Ihr Schrecken und Leid sei, ebenso wie das der weiteren Opfer der im Film dargestellten Taten, nicht das Thema des Films. Gegen das Urteil kann Ponto Berufung einlegen.

Das RAF-Drama von Regisseur Uli Edel sahen bislang rund 2,5 Millionen Kinogänger. Der Film ist bei den Golden Globes als bester fremdsprachiger Film nominiert.

hoc/ddp

Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,600393,00.html

Travelling Matt

taz-Artikel dazu - da wird noch mal deutlicher gemacht, um was es konkret geht.

Deer Hunter

Am Sonntag und Montag läuft der Film als Extended Version in der ARD:

Der Baader-Meinhof Komplex
"Das nächste Lied heißt eigentlich 'Ich bin so wie ich bin' aber weil Bela "auch" ein bisschen mitsingt, heißt es 'FICKEN'!"

zartcore
Ah, tweed. Fabric of the eunuch.

Wolfhard-Eitelwolf

Der erste Parft war ja schon nicht so schlecht. Auch wenn keine wirklich guten neuen Szenen dabei waren, so ein Film gewinnt irgendwie so oder so durch mehr Länge, da der Zeitgeist noch besser und instenisver transportiert wird.

Deer Hunter

Bleibtreu als Baader hat schon etwas skurril proletarisches an sich, dass der Film dadurch fast schon an Intensität und Glaubwürdigkeit einbußt. Er spielt zwar gut, aber ich kauf ihm die Rolle einfach nicht ab.
Mein Lieblingsspruch: "Was ist denn das für 'ne scheiss burgeoise Fragestellung? Wir machen das, und wenn wir dabei drauf gehen!"  Herrlich :exclaim: :icon_lol: :LOL:
"Das nächste Lied heißt eigentlich 'Ich bin so wie ich bin' aber weil Bela "auch" ein bisschen mitsingt, heißt es 'FICKEN'!"

zartcore
Ah, tweed. Fabric of the eunuch.

Vlad

Tja, was soll man dazu noch sagen. Ich hatte ja die Hoffnung, dass der Oberflächlichkeits-Vorwurf durch die Langfassung etwas aufgefangen wird, aber selbst über annäherend 3 Stunden ist das eine hibbelig-überhastete Action- und Zitat-Parade mit etlichen unvermittelt auftauchenden bzw. entschwindenden Personen. Selbst wenn man 2-3 Bücher zum Thema gelesen hat, fragt man sich ständig, wer nun Hinz und wer Kunz ist oder warum man von dieser oder jener Begebenheit noch nichts wusste (die Verfügungsgesuche einiger dargestellter Personen wirken da recht erhellend).

Unterm Strich also 10 Jahre in einem 3 Stündigen Trailer, ganz nett aber wird der Materie nie und nimmer gerecht. Ich bin wahrscheinlich nicht der erste, der das denkt, aber eine Fernseh-Serie wäre da wirklich viel besser gewesen. Hätte man halt an teuren Darstellern (Promi-Schauspieler sind in solchen Filmen sowieso eher störend) und dem einen oder anderen Spezialeffekt gespart.

Nibi

Habe den damals im Kino gesehen und mir hat er gut gefallen. Die Historische Korrektheit kann ich nicht beurteilen, aber als Actionthriller funktioniert er sehr gut.
-It's blood
-Son of a bitch

Deer Hunter

Zitat von: Nibi am 24 November 2009, 16:12:11
Habe den damals im Kino gesehen und mir hat er gut gefallen. Die Historische Korrektheit kann ich nicht beurteilen, aber als Actionthriller funktioniert er sehr gut.

Und das ist genau der Punkt, den ich recht fragwürdig finde. Aber ich bin da aúch als Geschichtsstudent vorbelastet. Die Materie quasi als Actionthriller zu verkaufen und zum größten Teil auf diesen Aspekt zu setzen, ist meiner Meinung nach der absolut falsche Ansatz. Die Terroristen kommen mir zu sympathisch rüber und gerade bei diesem Thema ist das fatalistisch. Immerhin handelt es sich um Kriminelle, ganz egal ob die eigentliche Intention der RAF Leute zum Anfang ideeller Natur war. Ob das nun gut oder schlecht ist lasse ich mal offen.
Abgesehen davon ist der zweite Teil des Films einfach zu ermüdend und gerade für Leute, die mit der Materie nicht so vertraut sind, überfordernd.
Gut gemachte Dokus zu solch brisanten Themen sind da der bessere Weg, als irgendwelche Popcornkinofilme, die der Materie nicht annähernd gerecht werden können.
"Das nächste Lied heißt eigentlich 'Ich bin so wie ich bin' aber weil Bela "auch" ein bisschen mitsingt, heißt es 'FICKEN'!"

zartcore
Ah, tweed. Fabric of the eunuch.

Nibi

Zitat von: Deer Hunter am 24 November 2009, 16:41:03
Abgesehen davon ist der zweite Teil des Films einfach zu ermüdend und gerade für Leute, die mit der Materie nicht so vertraut sind, überfordernd.
Gut gemachte Dokus zu solch brisanten Themen sind da der bessere Weg, als irgendwelche Popcornkinofilme, die der Materie nicht annähernd gerecht werden können.

Überfordert fühlte ich mich eher weniger, da der Film nicht wirklich viel Tiefe besitzt. Großartige Charakterzeichnung, Entwicklung & Co. findet ja so gut wie nicht statt.
Nicht nur Dokus, auch Filme wie Todesspiel (ok ist ja eine halbe Doku) werden doch der Thematik die sie behandeln gerecht. Vielleicht hat sich Baader-Meinhof Komplex zu viel vorgenommen für einen dermaßen langen Zeitraum den er versucht abzudecken.

-It's blood
-Son of a bitch

Deer Hunter

Überfordernd im Sinne von zu viele Personen, zu viele Geschehnisse, zu langer Zeitraum. Wie Vlad schon richtig meinte, ist diese Fülle an Material auch für einen 3 Stunden Film einfach nicht zu packen. Wenn man keine oder wenig Vorkenntnisse besitzt, ist es relativ schwierig dem Film zu folgen.
Intelligenter wäre vielleicht ein Ausschnitt der Ereignisse zu nehmen und diesen dann näher zu beleuchten und zu reflektieren. Denn das hat bei dem Film überhaupt nicht funktioniert. Leider, denn das Thema ist höchst interessant und verdient eine ordentliche Behandlung und Aufarbeitung.
Ich werde mir demnächst mal das Werk von Aust vornehmen, um mir seine Sicht und Wertung der Ereignisse vor Augen zu führen.
"Das nächste Lied heißt eigentlich 'Ich bin so wie ich bin' aber weil Bela "auch" ein bisschen mitsingt, heißt es 'FICKEN'!"

zartcore
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ultrasmudge somersault

Muss man sich eigentlich schämen, wenn man hier offen zugibt, dass man den Film unterhaltsam, also gut fand? ;)
Von mir aus könnt ihr mich auch Bildleser, Harz-4er oder sonstwie nennen, was so in Kritiken zum Film geschrieben wird, das macht mir nix! ;)
Auch wenn ihr gute und auch richtige Kritikpunkte aufbringt, erschliesst sich mir die ganze Wut auf den Film immer noch nicht so ganz...

Vlad

Schämen muss sich natürlich nur, wer den Drang dazu spürt. Der Punkt ist doch gerade, dass der Informationsstand bei diesem Thema immer noch etwas durchwachsen ist, weil viele involvierte Personen entweder Tod sind oder nicht unbefangen aussagen können (wenn sie überhaupt zu einer Aussage zu bewegen sind). Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch, warum um dieses Thema in Schulen lieber ein Bogen gemacht wird. Der Vorwurf der Unseriösität lässt sich im Prinzip fasst jeder Veröffentlichung machen.

Wenn man den Film einfach nur als Action-Film ohne historisch-korrekten Anspruch guckt, hat er durchaus seine Momente (auch wenn gerade Bleibtreu und Wokalek schon gelegentlich zum Overacting neigen - ist bei den Figuren aber auch nicht leicht), aber sowas hat Christopher Roth schon vor ein Paar Jahren mit Baader besser hingekriegt (endet auch schon 1972 mit dem Showdown an der Garage ...).

ultrasmudge somersault

Nun, Bleibtreu gehört jetzt aber auch nicht unbedingt zu der Sorte Schauspieler, zu der man sagt: "Dem nehme ich jede Rolle ab!" Wokalek kam da schon glaubwürdiger rüber.
Insgesamt hat es mich aber positiv überrascht, dass so ein radikaler, action-betonter Film, der wirklich einen Dreck um Erzählkonventionen gibt, aus Deutschland kommt!

McHolsten

Also lohnt sich ein DVD->BR Update des Inhalts wegen nicht wirklich?
Fand die reguläre Fassung eigentlich rund genug, bloss meine UK DVD mit festen Subs mundet mir nicht so. Falls also eine BR mit der Langfassung auftauchen wird [wahrscheinlich ohne die Option auch die KF zu sehen  :icon_rolleyes:], würde sich da inhaltlich nen Update lohnen. Weil ggfs. greife ich dann auf die reguläre BR zurück. Ich weiss das mich in der Extended nicht mehr Shoot-Outs erwarten [schade eigentlich  :icon_twisted:], aber wenn sich der Storyfluss nicht wesentlich verzögert, wäre ich nicht abgeneigt!
Gore on!

Grusler

26 November 2009, 04:12:54 #109 Letzte Bearbeitung: 26 November 2009, 04:15:06 von Grusler
Also meine Wünsche bezüglich des Films wurden restlos erfüllt.  :icon_twisted: Der Humor war auch ein Punkt der mir gefiel, über den ich aber auch sehr verwundert bin, da es bisweilen doch ungewöhnlich Unterhaltsam war, zumindest für das Brennpunkt-Thema RAF. Man lacht doch sehr oft mit den Terroristen und der deutsche Staat kommt einem "hilflos-faschistisch" bis lächerlich vor, dazu noch die Gewaltszenen, in denen die Opfer einfach gesichtslos umfallen wie in Delta Force, alles eingebettet in eine comichafte Inszenierung. Nun ist es ja ein Film aus der Sicht der Täter, entlarvend...oder so ähnlich. ;)  

Zum Kommando FSK12: Da hat der Geheimdienst wohl ebenfalls dafür gesorgt, dass die RAF selbst "die Grenzen" der FSK problemlos überqueren konnte, oder die hatten da gerade die gleichen Augenprobleme wie die gute Katja - :icon_cool: - Ebstein bei der Will. :icon_mrgreen:
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Deer Hunter

Zitat von: McHolsten am 26 November 2009, 02:16:49
Also lohnt sich ein DVD->BR Update des Inhalts wegen nicht wirklich?

Auf schnittberichte.com sind die Vergleiche (KF vs. TV Fassung) aufgelistet und geben einen ganz guten Einblick zu deiner Frage. Die Langfassung ist meiner Meinung nach kein Muss. Nur Verrückte, die zu viel Geld haben steigen wegen der paar Szenen um. ;)
Meistens handelt es sich ja auch  nur um Szenenerweiterungen, die dem Film einen etwas "runderen" Eindruck geben.

Zitat von: Grusler am 26 November 2009, 04:12:54Man lacht doch sehr oft mit den Terroristen und der deutsche Staat kommt einem "hilflos-faschistisch" bis lächerlich vor, dazu noch die Gewaltszenen, in denen die Opfer einfach gesichtslos umfallen wie in Delta Force, alles eingebettet in eine comichafte Inszenierung. Nun ist es ja ein Film aus der Sicht der Täter, entlarvend...oder so ähnlich. ;) 

Oh Mann... :icon_rolleyes:

Und genau solch ein Eindruck sollte gerade bei diesem Thema beim Zuschauer nicht entstehen. Comichafte Inszenierungen gehören in einen anderen Kontext und nicht in einen, in dem Entführungen, Gewalt und Mord nach wahren Begebenheiten thematisiert werden.
Ich hasse den Film nicht, nur bin der Meinung, dass er so auf diese Weise nicht funktionieren darf. Unterhaltung gut und gerne, aber nicht auf Kosten der Opfer dieser Verrückten. Dann hätte man lieber eine fiktive Geschichte erzählen sollen, in der der Staat und seine Unfähigkeit gegenüber der Bekämpfung von Terroristen die Hauptthemen sind. Ohne Bezug auf reale Ereignisse.

"Das nächste Lied heißt eigentlich 'Ich bin so wie ich bin' aber weil Bela "auch" ein bisschen mitsingt, heißt es 'FICKEN'!"

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Vlad

Ich kann momentan auch beim besten Willen keine Szenen erinnern, in denen Opfer Personen irgendwie gesichtslos hinfallen, sondern eher das Gegenteil (Petra Schelm, Jürgen Ponto, Schleyer-Entführung, Botschaft in Stockholm).   :00000109:

Hab mir gerade mal den Schnittbericht durchgelesen und stelle auch fest, dass sich Kinofassung und Langfassung ziemlich wenig nehmen. Was für's TV dazu kam ist weitgehend verzichtbar und ändert an der Problematik der fehlenden, unzureichenden oder gar falschen Geschehnisse so gut wie nichts.

Das beste sind aber mal wieder die schön extremen Schnittbericht-Kommentare. Stellvertretend für die begeisterte Aust-Eichinger-Fan-Komplex:
ZitatLiest man den Baader Meinhof Komplex, und sieht sich dann den Film an, weiß man wirklich über die RAF bescheid.
Der Vergelich Film - Buch war sogar ein Thema der letztjährigen Seminararbeit in der Schule.
Wurmt dann schon nicht wenig, wenn solch überbordene Machwerke als non-plus-ultra-Dokumentation abgefeiert werden.


Grusler

Zitat von: Deer Hunter am 26 November 2009, 09:57:19
Zitat von: Grusler am 26 November 2009, 04:12:54Man lacht doch sehr oft mit den Terroristen und der deutsche Staat kommt einem "hilflos-faschistisch" bis lächerlich vor, dazu noch die Gewaltszenen, in denen die Opfer einfach gesichtslos umfallen wie in Delta Force, alles eingebettet in eine comichafte Inszenierung. Nun ist es ja ein Film aus der Sicht der Täter, entlarvend...oder so ähnlich. ;) 

Oh Mann... :icon_rolleyes:

Und genau solch ein Eindruck sollte gerade bei diesem Thema beim Zuschauer nicht entstehen. Comichafte Inszenierungen gehören in einen anderen Kontext und nicht in einen, in dem Entführungen, Gewalt und Mord nach wahren Begebenheiten thematisiert werden.
Ich hasse den Film nicht, nur bin der Meinung, dass er so auf diese Weise nicht funktionieren darf. Unterhaltung gut und gerne, aber nicht auf Kosten der Opfer dieser Verrückten. Dann hätte man lieber eine fiktive Geschichte erzählen sollen, in der der Staat und seine Unfähigkeit gegenüber der Bekämpfung von Terroristen die Hauptthemen sind. Ohne Bezug auf reale Ereignisse.

Ist schon erstaunlich, dass man den Film dann doch so gemacht hat bzw. damit durchgekommen ist. Opfer bzw. deren Verwandte sollten sich den Film wirklich besser nicht anschauen, das stimmt wohl. Ob ein Film so nicht sein darf, weiß ich nicht, ich bin der Meinung Film darf alles.

Zitat von: Vlad am 26 November 2009, 12:37:39
Ich kann momentan auch beim besten Willen keine Szenen erinnern, in denen Opfer Personen irgendwie gesichtslos hinfallen, sondern eher das Gegenteil (Petra Schelm, Jürgen Ponto, Schleyer-Entführung, Botschaft in Stockholm).   :00000109:

Mir kam das Szenario in der Botschaft fast genau wie in Delta Force vor, da wird der Kerl sekundenweise vorgeführt, darf kurz verhandeln und dann wird er von einem psychotischen Terroristen ausgeknipst. Die Schleyer-Entführung ist eher wie in einem Hongkong-Action-Film und die Exekution irgendwie ne Art Schlussgag des Filmes, sozusagen hip in Szene gesetzt. Ich finde den Film ja auch gut, weil er so radikal ist, gleichzeitig finde ich es aber auch ziemlich derb.
ROCK 'N' ROLL WIRD NIEMALS STERBEN, IHR SCHEISSER!
 -Rollie LeBay


Ko(s)misches Sein.

Travelling Matt

Zitat von: Grusler am 26 November 2009, 18:18:09
Ich finde den Film ja auch gut, weil er so radikal ist, gleichzeitig finde ich es aber auch ziemlich derb.

Naja, "radikal" kommt ja von "Wurzel", und an die Wurzel geht der Film ziemlich genau nirgends. Weder warum auf staatlicher (oder mainstream-gesellschaftlicher) Seite einiges "falsch gelaufen" ist bzw. sogar polizeistaatlich agiert wurde und agiert werden konnte, noch warum auf Seiten der RAF (und Umfeld) zu so extremen (und eben nicht radikalen) Mitteln gegriffen wurde. Und die Postionen, die beide Seiten selbstbewusst und radikal abgelehnt haben, kamen schon gar nicht vor (IIRC), z.B. die Mescalero-Affäre hätte sich da ja angeboten (bietet ihrerseits aber auch schon genug Stoff für einen ganzen Film).

Was ich bezeichnend fand: der Film sollte laut Aussage der Produzenten ja "Diskussionen auslösen". Und während es hier vorher tatsächlich rege Diskussionen gab, hat da ab Erscheinen niemand mehr ein Wort drüber verloren...

Chili Palmer


Ab da war halt klar, dass das einfach nur ein Actionreißer ist, und den mit Diskussionen über Gewalt in der modernen Gesellschaft zu adeln wäre dann doch zuviel gewesen.
Die Reflektionen konnte man sich besser für Batman aufsparen, der das wesentlich gelungener thematisierte (dass ich das mal schreiben würde). 
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Wolfhard-Eitelwolf

Nach dem zweiten Teil der Langfassung macht sich doch etwas Ernüchterung breit. Gerade zum Deutschen Herbst 77 hin hätte man einiges doch deutlich ausführlicher gestalten können. Stattdessen doch eher unnütze Handlungsverlängerungen, schade. Dass es zum Ende hin auch jetzt nicht mal eine Texttafel gibt, ist schon skandalös!
Was in jedem Fall stimmt: Wer sich mit dem Thema nicht auskennt, kann kaum den Überblick behalten. Wer jedoch eingearbeitet ist (Examensklausur geschrieben dazu), der entdeckt zumindest viele wichtige Details, die aber meist kaum über Anspielungsformat hinauskommen und quasi beiläufig erwähnt und vom normalen Zuschauer womöglich erst garnicht registriert werden.
Dass der Film darüberhinaus natürlich alles historisch lockerer angeht und mal zugunsten der Dramatik leicht abändert, ist halt dem Mainstream-Kinoformat zuzuschreiben. Geschichtsstunden locken keine Millionen ins Kino und vor den TV...
Ein Verdienst des BMK ist in jedem fall, dass er das Thema einer breiten Öffentlichkeit präsentiert hat und wieder ins Bewusstsein gerufen hat. Und fundamentale Fehldarstellungen konnte ich nicht wirklich entdecken...

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