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Bridge of Spies (Spielberg/Hanks)

Begonnen von StS, 5 Juni 2015, 22:13:58

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StS



ZitatA dramatic thriller set against the backdrop of a series of historic events, "Bridge of Spies" tells the story of James Donovan (Hanks), a Brooklyn lawyer who finds himself thrust into the center of the Cold War when the CIA sends him on the near-impossible task to negotiate the release of a captured American U-2 pilot. Screenwriters Matt Charman and Ethan Coen & Joel Coen have woven this remarkable experience in Donovan's life into a story inspired by true events that captures the essence of a man who risked everything and vividly brings his personal journey to life... (Comingsoon.net)

Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=3X5TH3KVEAg
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

MMeXX

Handwerklich versiert, teils unterschwellig, teils offen Botschaft vermittelnd (böse Russen/Ossis/Kommunisten, gute Amis/"freie" Welt), sehr angenehm ruhiges Tempo. Ein Film, der sich auf seine Figuren verlässt. Dazu einige (verkraftbare) Zuspitzungen/Übertreibungen, bspw. 1957 wäre heißeste Phase des Kalten Krieges gewesen. Knapp noch 7 Punkte.

Hitfield

17 Juni 2016, 05:38:23 #2 Letzte Bearbeitung: 17 Juni 2016, 05:41:16 von Hitfield
99¢ VoD-Erstsichtung

Trotz der langen Laufzeit nie langatmiges oder uninteressantes semibiografisches Politdrama mit einem ausgezeichneten Tom Hanks. Von der Machart einer der ungewöhnlichsten Steven Spielberg-Filme, die ich je gesehen habe: keine typischen temporeichen, fließenden Übergänge wie bei seinen ganzen Abenteuer-, Action-, Animations- und Science Fiction-Filmen, nicht ruppig wie "München" oder "Der Soldat James Ryan", keine Wendungen in der Spionage-Geschichte und zudem für ein Drama wenig emotional (wie "Schindlers Liste" oder auch "Always", "Im Reich der Sonne" und selbst "Gefährten"). Wie gesagt ruhiges Tempo ohne langweilig zu werden.

Dass der Film eine Seite klar bevorzugt würde ich gar nicht mal sagen. Zwar sieht Ostberlin abartig dreckig und bedrohlich aus (zudem wirken die deutschen Grenzsoldaten wie Nazis nebenbei bemerkt) und die Russen
Spoiler: zeige
springen mit ihren Gefangenen nicht zimperlich um
, dafür wird Hanks in Amerika aber
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von der CIA anfangs unter Druck gesetzt und seine eigenen Landsleute verüben immerhin einen Mordanschlag auf ihn und seine Familie
. Und der Oberrusse im Film, der
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in Wirklichkeit für den KGB arbeitet,
ist fast schon ein Sympathieträger, wenn man ihn mit dem CIA-Heini und Sebastian Koch als undurchsichtigen Anwalt vergleicht. Ich finde der Film stellt die gegenseitige Paranoia und das Mißtrauen während des Kalten Krieges sehr gut, nüchtern und - für Hollywood-Verhältnisse - ohne Pathos dar. Das Drehbuch der Coen-Brüder beweist außerdem gelegentlich Sinn für trocken-subtilen Humor, etwa bei der Darstellung von Hanks Absteige in Ostdeutschland und Hanks Reaktionen darauf. Oder wenn Hanks dem ostdeutschen Beamten die "kurze" Nachricht sagt, die er seinen Vorgesetzten ausrichten soll.

Oscar-würdig als bester Darsteller in einer Nebenrolle war Mark Rylance, der seit 30 Jahren als Schauspieler arbeitet, mir zuvor aber noch nie in irgendeiner Weise aufgefallen ist - wobei ich auch kaum einen seiner Filme gesehen habe.

Interessante Note am Rande, die in mein Interessengebiet fällt, aber im Film nicht ausgeführt wird: In einer Szene sprechen die Kinder von Hanks in der Schule das Treuegelöbnis Pledge of Allegiance. Da wir 1957 haben, sagen sie korrekt "eine Nation unter Gott". Der Gott wurde erst drei Jahre davor, 1954, in das Gelöbnis eingeführt, um die Frömmigkeit der Bevölkerung im Vergleich zur gottlosen Sowjetunion hervorzuheben.

Es gibt aber auch einige Kritikpunkte:
Dass der Kalte Krieg Ende der 1950 auf seinem Höhepunkt gewesen sein soll, halte ich für übertrieben, wenn man bedenkt, dass sich die USA und Russland in den 60ern mehrmals fast gegenseitig mit Atomschlägen vernichtet hätten. Zudem wird Hanks' Assistent in seiner Kanzlei groß und ausführlich eingeführt, verschwindet dann aber nach nur einer weiteren Szene (als er beim Dinner erscheint) völlig. Last but not least fehlte mir ein wenig der für einen Spielberg-Film typische Score von John Williams. Der Score von Thomas Newman ist recht belanglos und blieb nicht im Ohr.

Macht knappe 8 / 10. Wer die ruhigeren Genrebeiträge mag, sollte eine Sichtung riskieren.
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

Wolfhard-Eitelwolf

Mir hat Bridge of Spies auch gut gefallen. Wunderbar atmosphärisch und zunehmend düster bebildert sowie wenig hektisch erzählt verging die Zeit wie im Fluge - und das bei einem Film, der kaum Action, dafür umso mehr Dialog enthält. Das ist durchaus bemerkenswert, zumal ein bisher nur wenig im Kino präsenter, vermeintlich wenig attraktiver Zeitabschnitt portraitiert wird!

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