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Napola

Begonnen von Jessica, 10 Januar 2005, 14:32:52

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Jessica

Ich hab vor Kurzem den Film "Napola" in einer Vorpremiere gesehen und denke immernoch darüber nach. Napolas waren Elite-Internate zur Zeit des 2. Weltkriegs, in denen eine Herrschafts-Elite geschult werden sollte. Der Film gibt Einblick in den 2. Weltkrieg aus der Perspektive einer jungen Generation, die manipuliert und verführt wurde. Ein typischer Kriegsfilm ist Napola nicht, sondern eher ein Drama um Freundschaft, Mut und Selbstbehauptung in einer schwierigen Zeit. Lohnt sich!

Hedning

Na ja, klingt irgendwie nach Guido Knopp im Kinoformat :roll:

Mitrochondrium

Das Ende des Zweiten Weltkriegs jährt sich dieses Jahr zum 60ten Mal, wovon auch die Filmproduzenten Wind bekommen haben. So kommt auch bald ein Film über Sophie Scholl ins Kino und ich bin sicher,daß die Amis noch irgendeinen Kriegsfilm nachschieben. Wahrscheinlich selbstbeweihräuchernd nach dem Motto "Wir haben euch Europäern vor 60 Jahren den Arsch gerettet also hütet euch, uns von wegen Irak zu kritisieren".

Man sollte die deutsche Nazi-Vergangenheit im Kino aufarbeiten, wenn das nicht getan wird, gerät sie in Vergessenheit und die  z.B. britischen Deutschenhasser habe einen Grund mehr, uns das Büßerhemd aufzuzwingen. Daß das dann auch zu Übersättigunserscheinungen führt ( mir geht TV-Nazihistoriker Guido Knopp auch langsam auf die Nerven, so informativ seine Sendungen auch sind) ist klar. Es sei noch anzumerken ,daß die amerikanische  Presse ziemlich gelassen, die französiche und britische recht verschreckt auf "Der Untergang" reagiert hat. Na ja, die mediale Auseinandersetzung mit dem Hitler-Regime ist eine schwierige Gradwanderung und manchen wird man es wohl nie recht machen können.

Ciao

Ice-Lee

Hab grad den Trailer gesehen. (Gibts auf www.napola.film.de)
Der Trailer ist sehr vielversprechend!
Und es scheint, als könnte Tom Schilling endlich zeigen was für Potential in ihm steckt!
Bin ich mal gespannt! Wird auf jedenfall angeschaut!

Klaus Jr.

Zitat von: HedningNa ja, klingt irgendwie nach Guido Knopp im Kinoformat :roll:

Beschäftige dich mal näher mit dem Film. Das ist alles andere als ne lahme Geschichtsstunde. Ich würde "Napola" sogar dem "Untergang" vorziehen, der halt doch nicht mehr als die "Darf man Hitler als Mensch darstellen"-Diskussion zu bieten hatte.

Filmdienstkritik ist hier zu lesen:

Napola im Filmdienst


"Pisse vom Opa trinken geht gar nicht, damit ist der Film für mich durch. Schade um die Titten"

ben_marl

Moralist Guido Knopp und sein Geschichtsverständnis sind dabei wie immer mehr als peinlich!

Aber das passt ja nunmal ins ZDF wie der Moosi in die Daisy  :twisted:

heldderarbeit

naja popcornkino,

nichts wirklich aufregendes oder emotionen rührendes.

n paar ganz gute ansätze, aber alle angedachten konflikte zw. den characteren wurden nicht fortgeführt, der gleiche film hätte in der tat in jeder zeit in jedem land spielen können. son richtiger schocker, nach dem motto nationalsozialsmus war doof, ist leider nicht dabei gewesen, obwohl dies eigentlich auch nicht immer bei jeden film, der in der zeit spielt der fall sein muß, aber man merkt, daß der regisseur das eigentlich ausdrücken wollte insofern ist es ihm mißlungen.

el_espiritu

War gestern in dem Film und fand ihn ganz gut. Sehr talentierte Schauspieler und eine interresante Handlung.
Fazit: Nichts wirklich aufregendes, aber kann man sich auf jeden Fall ansehen.  :respekt:

Sheriff Hobbes

Man sollte "Napola" nicht als Geschichtsfilm ansehen, sondern als Science-Fiction-Reißer. Wer wirklich wissen möchte, wie es in den Napolas zuging, sollte Zeitzeugenberichte lesen.

el_espiritu

Zitat von: Sheriff HobbesMan sollte "Napola" nicht als Geschichtsfilm ansehen, sondern als Science-Fiction-Reißer.
Na klar, und "Der Untergang" ist eine frei erfundene Novelle.....
Das Napola keine Dokumentation ist sondern auch eine frei erfundene Handlung hat sollte wohl jedem klar sein, aber ihn als Science-Fiction Reißer abzutun ist ja wohl lachhaft. Wo lebst du denn...?  :doof:

Wolfhard-Eitelwolf

Gibts eigentlich irgendwelche Infos zu einer DVD-Auswertung? Bei Amazon und DVDinside hab ich jedenfalls nichts gefunden...

Fäb

Zitat von: Sheriff HobbesMan sollte "Napola" nicht als Geschichtsfilm ansehen, sondern als Science-Fiction-Reißer. Wer wirklich wissen möchte, wie es in den Napolas zuging, sollte Zeitzeugenberichte lesen.

Das mit dem Sci-fi ist natürlich Blödsinn, aber dass der Film nicht die tatsächlichen Verhältnisse der Napola-Schulen wiederspiegelt, ist nunmal einfach so! Wir hatten diese Woche Mittwoch einen Zeitzeugen  -ein Opa von jemanden aus meinem Jahrgang war auf einer Napola im Osten, hab den Namen vergessen- im Geschichts LK (mit dem ganzen Kurs waren wir nämlich auch im Film Napola drin) und der hat so einiges richtig gestellt.

Unter anderem blieb mir in Erinnerung:

- das mit dem Gauleiter ist Blödsinn, die hatten mit Napola nix am Hut.
- die haben nich mit scharfen Handgranaten rumhantiert, Kleinkaliberschiessen war das heftigste in der "vormilitärischen Ausbildung".
- Boxmeisterschaften gab es nicht.
- ohne Vitamin B kommt nicht einfach ein normaler Junge auf die Schule, es musste eine schwere Aufnahmeprüfung gemacht werden (die gabs im Film nich oder? Bin mir da grad nich mehr sicher)
- ... na war noch mehr, mein mir Abilernen vollgestopftes Hirn lässt mich gerade im Stich (btw: heut den letzten Schultag gehabt, nächste Woche Abi - das passt aber nu gar nich hierhin ;) )


Allerdings muss man evtl. auch kritisch anmerken, dass der werte Herr Zeitzeuge meiner Meinung nach teilweise etwas beschönigt hat, nicht dass er die Nazis nicht aufs Schärfste verurteilt hat, aber manches ist einfach unwiderlegbar bewiesen, wo er dennoch auf seinem Standpunkt blieb. So hat er beispielsweise den Eindruck entstehen lassen, als wenn die Napola eher eine noch dem alten Kaiser treue Kadettenschule war udn nicht direkt der NSDAP untergeordnet. Was natürlich Halbwahrheiten sind, z.B. haben ganze Jahrgänge an der Reichkristallnacht bei Verwüstungen von Jüdischen Läden teilgenommen - logischerweise auf Befehl von "oben" hin. Außerdem ist seine Napola am Geburtstag Hitlers nach Berlin gefahren und einige ham ihm persönlich die Hand geschüttelt...  Naja man muss dem guten Mann einfach zu gute halten, dass das alles schwer zu verarbeiten ist, er hat schreckliches erlebt im Krieg (darauf will ich nicht weiter eingehen, betrifft nich die Napola und würde zu lang werden) und muss damit irgendwie fertig werden. Außerdem war er trotzdem selbstkritisch und keineswegs verbohrt oder dergleichen, nur manchmal halt etwas "schwammig" in seinen Erklärungen.

So, das dazu. Jedenfalls hat dieses Zeitzeugen-Gespräch nochmal einen Punkt in der Bewertung des Films gekostet. Runter von 7 auf 6 Punkte, da nur noch das Drama um das Schicksal der jungen Leute bleibt und leider bei den Geschichtlichen Hintergründen doch einiges zu bemängeln ist.

gruss

gr!nch

Wolfhard-Eitelwolf

Andererseits kann man auch nicht alles für bare Münze nehmen, was ein Ex-Napola-Schüler sagt. Da sind schon genauere Betrachtungen von Nöten und ein Studium der Fachliteratur ist unerlässlich. Erinnerungen werden schlicht zu leicht verfälscht und individuelle Eindrücke spielgeln insbesondere im jungen Alter selten die volle Realität wieder - sehe das ja selbst bei meinem Oppa.

Sheriff Hobbes

Zeitzeugen beschreiben die Erziehungsmethoden auf den Napolas als "hart, aber gerecht". Auch die Ausbildungsschwerpunkte lagen ganz anders als dargestellt, z.B. wurde viel Wert auf musikalische Bildung gelegt. Das alles wird in dem Film so verzerrt und falsch dargestellt, daß es mit den wirklichen Napolas nicht mehr viel zu tun hat.
Das meinte ich, als ich von einem SciFi-Reißer sprach.

gr!nch,

die Wochenzeitung Junge Freiheit sucht Zeitzeugenberichte für eine Sonderbeilage zum 8. Mai 1945. Ermutige den Opa doch mal, etwas zu schreiben.

E-Mail: redaktion@jungefreiheit.de
Einsendeschluß: 25.4.

mightymaze

Zitat von: Sheriff Hobbes
die Wochenzeitung Junge Freiheit sucht Zeitzeugenberichte für eine Sonderbeilage zum 8. Mai 1945. Ermutige den Opa doch mal, etwas zu schreiben.

E-Mail: redaktion@jungefreiheit.de
Einsendeschluß: 25.4.
Na da hast du dir ja ne feine Zeitung ausgesucht, welche natürlich eine völlig "unvoreingenommene" Berichterstattung zu diesem Thema betreibt! :doof:

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