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Filmanalyse im Jahrgang 12

Begonnen von jororo, 21 Mai 2005, 11:24:03

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jororo

HallO!
Bevor ich im Lehrerforum nachfrage auch mal an euch...
Ich bin, wie bereits erwähnt, Referendar in den Fächern Deutsch und Englisch. Gestern habe ich eine Kollegin gebeten, mich mit in ihrern 12er Deutsch Grundkurs zu nehmen. Die hat mir dann direkt eine Unterrichtsreihe Filmanalyse aufs Auge gefrückt (eigentlich ja eine feine Sache). jetzt frage ich mich nur- welcher Film??? Und weil ich nicht gerne allein mit Filmfragen dastehe, frage ich eben auch euch!
Der Film sollte
- genug Gehalt für eine Analyse haben
- deutsch sein oder zumindest in einer brauchbaren deutschen Synchro vorliegen
- auf DVD vorliegen und bezahlbar sein
- die Zielgruppe (12er Deutsch-Grundkurs) ansprechen
- nicht gerade Überlänge haben (sonst wäre ich für den kompletten Herr der Ringe in der SEE gewesen, aber das bekomme ich wohl nicht durch  :D  )
- gut didaktisierbar sein
Habt ihr Ideen? Ich habe z. Bsp. an "Das Experiment" gedacht. "Lola rennt" wäre eine Option, aber erstens find ich den jetzt nicht sooo pralle, und zweitens wäre das "the easy way out"- der steht in deren Deutschbuch...
Bin für Vorschläge dankbar!!
Was bringen die ganzen PISA-Studien, wenn das Hessenabitur schon als Behindertenausweis anerkannt wird? (S. Hieronymus)

https://www.youtube.com/watch?v=jQJ8Pofd_X8

Blade Runner

Blade Runner *gg*  Könnte man btw prima mit Hoffmanns "Der Sandmann" koppeln. Das Buch gehörte bei mir jedenfalls noch zur Pflichtlektüre. Interpretationsmöglichkeiten in Hülle und Fülle.   :D
Blade Runner, Gärtner des Hasses und Jünger Rambos


McClane

Ich habe in Englisch in der 12 oder 13 damals "American Beauty" analysiert, gepaart mit dem Unterrichtsthema American Dream bzw. American Nightmares. Gibt wirklich viel her (auch vom Filmischen her), passt aber wohl weniger in einen Deutsch LK.

Auf welche Aspekte soll denn Wert gelegt werden? Bei Optik würde sich ja "Die fabelhafte Welt der Amelie", bei Story "Chinatown" anbieten.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

Rollo Tomasi

"2001" hat zwar Überlänge, bietet aber mehr als genug Ansätze zur Filmanalyse.
Eigentlich sind alle Filme von Kubrick zur Filmanalyse sehr gut geeignet.

Ich habe selbst mal zum Spaß ein Filmanalyse-Seminar von Kubrick-Filmen mitgemacht und das war wirklich sehr interessant.
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
"Stellen sie sich einmal vor, es gäbe keine Autos, es gäbe keine Telefone und es gäbe keine Computer .... sie würden doch den ganzen Tag fernsehen, oder?" (Hagen Rether)

Squalus

Ich würde "Der Totmacher" von Romuald Karmakar vorschlagen.

1. Literatur zum realen Fall Fritz Haarmann ist verfügbar.
2. Karmakar schafft es (auch) mit Hilfe filmischer Mittel, den Zuschauer trotz der kammerspielartigen Aufbereitung bei der Stange zu halten.
3. Hervorragende Leistungen der Schauspieler.
Si tacuisses, philosophus mansisses.

DragonBay

Der Film, den man niemals wird zuende analysieren können, ist und bleibt Citizen Kane. Ist nur die Frage, inwieweit der vom Thema her in euern Deutschunterricht passt.

Ansonsten wäre imo auch Die Blechtrommel eine gute Wahl. Es gibt eine sehr bekannte Literaturvorlage, es liegt ein enger Bezug zur deutschen Geschichte vor und der Film hat dem deutschen Film allgemein viel Ansehen gebracht (Goldene Palme und Oscar!). Ein Schlöndorff, Fassbinder oder einer aus der Ära des Expressionismus sollte es aber schon sein, damit die Schüler auch ein Stück deutsche Filmkultur kosten können. Ich schätze, 80% der Schüler werden wohl keinen der genannten Namen jemals gehört haben, was eigentlich eine beschämende Vorstellung ist.

Man Behind The Sun

wir haben vor kurzem "falling down" mit michael douglas im deutsch LK analysiert. auf jeden fall eine sehr interessante unterrichtseinheit wie ich fand.

was ich persönlich immer wieder vorgeschlagen habe, allerdings nie richtig umsetzen konnte, war "funny games" von michael haneke zu analysieren. bei diesem film kann man sich mehr oder weniger "totinterpretieren".
allerdings gibt es momentan nur eine französische und eine tschechische (?) dvd, die allerdings beide ziemlich teuer sein dürften. zumindest als ich den film vor 2 jahren gekauft habe, musste ich knapp 25 euro blechen. das VHS tape dürfte man auch noch bekommen, allerdings zu ähnlichen konditionen..

auch immer wieder nett sind "moderne" klassiker, zu denen es auch eine buchvorlage gibt: "american psycho" fände ich persönlich hoch interessant zu analysieren, am besten noch im parallelen lesen mit dem buch im hinblick auf die gewalt im roman und im film oder wie beide medien mit der gesellschaftskritik umgehen. ist zwar sehr zeit - und kostenintensiv (das buch ist über 500 seiten dick und auch nicht grad billig) aber sofern der kurs größtenteils volljährig ist und mit dem derben thema umgehen kann, müsste das mehr als einen monat unterrichtsstoff geben :)
In heaven everything is fine.


sickBoy

Wenn ic h da mal an meine Schulzeit zurückdenke (auch schon 6 Jahre her), haben wir im Deutschunterricht "Im Westen nichts neues (1930)" parallel gelesen und Film geschaut und beides disskutiert. Es gab auch die Option die alte mit der  neuen (1979) Version zu Vergleichen (musste man sich dann aber privat anschauen). War sehr interessant, weil auch die Entstehungsgeschichte des Films bietet viel Disskussionsstoff.

In Englisch haben wir mal "Rain Man" geschaut und besprochen, der gibt finde ich nicht besonders viel her. Aber da fällt mir was ein. George Orwell. "Animal Farm" (im Englisch Unterricht gelesen) oper halt "1984" ich denke die zugehörigen Filme (AF: Zeichentrickversion) sind perfekt für den Deutschunterricht geeignet und bieten ausufernd Stoff zum Disskutieren und Analysieren.

Wenns unbedingt ein deutscher Film sein muss, wie wärs mit "Die innere Sicherheit" sehr interessantes Thema und toller Film (leider nicht so bekannt). Über "Der Untergang" könnte man auch mal nachdenken, aber das würd ich ehr in den Geschichtsunterricht stecken....

Not Surfing Charlie

Herr der Fliegen gibt sehr viel her. Interpretationen en masse.

Gollywomp

Wir haben damals im Deutschunterricht, nachdem wir uns ausgiebig mit Pasolinis "Edipo Re" beschäftigt hatten, auf meinen Wunsch hin, auch noch ein paar Stunden den Film "Reservoir Dogs" angesehen und besprochen.
Durch seine theaterhafte Inszenierung und vor allem durch das an Shakespeare erinnernde Ende , denke ich, bietet der Film genug Analysemöglichkeiten.

Das Buch "Quentin Tarantino" aus dem BERTZ-Verlag ist in diesem Bezug sehr informativ.
"Niemand verarscht Jesus!"

Hedning

Ich denke, man sollte in diesem Fall seine Schüler mal an einem klassischen deutschen Stummfilm (Nosferatu, Der müde Tod, Die Nibelungen...) kauen lassen. Diese Filme nicht zu kennen, ist meiner Ansicht nach ein ziemlicher Verlust.

Ansonsten bietet sich z. b. "Barry Lyndon" an (jedoch englischspr. Vorlage) oder als dt. Literaturverfilmung "Es geschah am hellichten Tag", den könnte man dann mit Dürrenmatts "Das Versprechen" vergleichen.

ChuckNorris

Also, ich als geplagter noch-Schüler (allerdings nur noch formal, Abi is inner Tasche) würde dich in Erinnerung an meine Tage auf der Schulbank bitten: Nicht Animal Farm, nicht 1984, keine Stummfilme und BITTE keine Schwarz-Weiß Filme. Auch die Blechtrommel dürfte ich im Unterricht bewundern. Wenn du wirklich die Aufmerksamkeit der Schüler willst, lass auch das. Sowas im Stile von "Falling Down" wäre super, habe ich mein Leben lang in der Schule nicht gemacht. Oder nimm einen Kubrick, dass kommt mit Sicherheit gut an. Ich kann nur aus Erfahrung sagen, dass man bei einem Film, der einen auch interessiert, wesentlich mehr mitmacht und was tut, als bei irgend einem alten Schinken (sorry Fanboys), der auf dem Lehrplan steht.

Squalus

Mich wundert, was hier teilweise vorgeschlagen wird. Es geht mit Sicherheit nicht darum, einen Film zur allgemeinen Klassenbelustigung vorzuführen, sondern sich im Rahmen des Unterrichts ernsthaft mit einer Filmanalyse auseinaderzusetzen. jororo steht als Referendar natürlich unter besonderer Beobachtung und sollte den Film sorgfältig aussuchen. Daher sollte es auch ein Streifen sein, der in einer gewissen Beziehung zum Unterrichtsfach steht. Es sollte also ein deutscher Spielfilm bzw. die Verfilmung einer deutschen Literaturvorlage sein. Seine Vorgesetzten werden das sicherlich positiv aufnehmen.

Warum es nun immer unbedingt hollywoodmäßig krachen muss (Vorschläge "Falling Down" oder Tarantino), ist mir ein wenig unverständlich. Von einem Schüler der Oberstufe sollte man eigentlich auch verlangen können, dass er sich mit einem Drama auseinandersetzen kann. Vor allen Dingen ist es so eventuell möglich, dem einen oder anderen Schüler Filme jenseits des Mainstream schmackhaft zu machen.

Ok, zugegeben, mich hat man damals im Deutschunterricht auch mit Luchino Viscontis "Tod in Venedig" ziemlich gelangweilt, allerdings brachte es mir den Stoff näher. Natürlich sollte bei der Filmauswahl darauf geachtet werden, dass die Schüler nicht schon nach fünf Minuten abschalten, aber ein bißchen Niveau kann auf keinen Fall schaden.

Ein Film, der mir aus meiner Schulzeit übrigens sehr positiv in Erinnerung geblieben ist: Volker Schlöndorffs "Die verlorene Ehre der Katharina Blum". Allerdings ist das schon etwa 20 Jahre her...

BTW:
Zitat von: ChuckNorrisNicht Animal Farm, nicht 1984, keine Stummfilme und BITTE keine Schwarz-Weiß Filme.
Was hat die Qualität eines Films bitteschön damit zu tun, ob er s/w oder in Farbe gedreht wurde???
Si tacuisses, philosophus mansisses.

Hedning

Eben, ich hatte auch zwei Lehrer, die dafür bekannt waren, im Unterricht aus Faulheit einfach unterhaltsame Filme laufen zu lassen, ohne daß irgendeine Art von Reflexion statt fand. Dadurch bringt man die Beschäftigung mit dem Medium Film in der Schule natürlich in Verruf. Es heißt dann jedesmal: Ach, der Herr Studienrat ist doch nur zu faul, Unterricht zu machen.
Im Referendariat sollte man hingegen schon Filme präsentieren, die sich die Schüler ansonsten eben NICHT anschauen würden, schließlich sind sie in der Schule und nicht zuhause auf'm Sofa, wo sie den Kopf abschalten können.

ChuckNorris

Ich dachte eigentlich, dass hier alle lesen können, aber das ist offensichtlich nicht der Fall. Mir ist schon klar, dass es auch und vielleicht gerade Meisterwerke im Bereich der von mir so genannten "alten Schinken" gibt, aber der durchschnittliche Schüler setzt sich mit der Materie nicht auseinander und schaltet bei Schwarz-Weiß und nem alten Film automatisch ab, und darauf muss man reagieren, egal ob man will oder nicht. Ich habe nirgendwo auf die Qualität irgendwelcher Filme geschlossen, egal ob alt oder Schwarz-Weiß oder was auch immer. Ich habe lediglich gesagt, dass die Schüler deutlich motivierter sein werden, wenn der Film sie interessiert, und das wird bei den von mir genannten Beispielen definitiv  nicht der Fall sein. "Falling Down" oder ein Kubrick sollten lediglich Beispiele sein, wobei ihr schon recht habt, dass sich der Film wohl mit dem aktuellen Thema des Kurses verknüpfen lassen muss, aber auch da sollte sich irgend etwas interessantes finden lassen. Und wer das, was ich hier schreibe anzweifelt, sollte mal wieder die Schulbank drücken ;).

MfG

FlamingMoe

Vor etwa einem Jahr wurde von ein paar Experten eine Liste mit "pädagogisch wertvollen" Filmen, die für die Vorführung & Besprechung in Schulen besonders geeignet sein sollen, zusammengestellt.
Da sollte eigentlich was für dich dabei sein: www.juma.de/2004/j4_04/image/t1415.pdf

Aber was s/w-Filme angeht, wäre ich auch eher skeptisch, da bei den meisten (auch in dem Alter!) wohl doch s/w = langweilig = geistig abschalten gilt, so traurig das auch sein mag...

McClane

Bei Kubrick wäre natürlich "Eyes Wide Shut" in Verbindung mit der Traumnovelle ne Idee, der Film ist aber sehr lang (so wie die meisten Kubricks). Von "2001" würd ich die Finger  lassen, so kunstvoll man den auch finden mag, mit Analyse ist nicht viel, da er zu schwammig ist. Oder wie Kubrick es selbst sagte: "Wenn jemand alle Fragen beantworten kann, die 2001 aufwirft, dann haben wir etwas falsch gemacht."
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

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sickBoy

Die Liste ist recht interessant, aber in Anbetracht der vorangegangen Disskussion, sind demnach anscheinend mehr ältere Filme pädagogisch wertvoll als neuere. Klar die Interessensbariere bei den Schülern wird bei einem Godard Film deutlich höher liegen. Ich würde eben aus diesen Gründen auch zu einem neueren Film neigen, denn es ist zwar traurig, aber man kann id eSchüler nicht dazu zwingen die Klassiker zu mögen.
Wenn alle Stricke reisen, kann man immer noch Homo Faber nehmen, der steht eh in jedem Lehrplan, nicht besonders kreative Lösung, aber eine die alle Anforderungen erfüllt.
Mit der Liste wär ich vorsichtig, der Eissturm zum Beispiel, wirklich toller Film, aber ich kann ihn mir beim besten Willen nicht in der Schule vorstellen, das passt nicht wirklich...

jororo

Hallo! Wir waren gestern renovieren, deshalb schaue ich erst jetzt wieder herein...
Ich zerbreche mir auch den Kopf. Mein Problem ist einfach, dass das Thema mir ZU nahe ist. Ich würe auch gerne "Freaks" (1932), "M" (liesse sich mit der aktuellen Diskussion verknüpfen) oder Ähnliches behandeln, aber das ist einfach von den Schülern zu weit weg.
Zum Verglich mit einer Vorlage werde ich keine Zeit haben, außerdem möchte ich das vermeiden- Filmanalyse heißt ja Auseinadersetzung mit dem Medium Film, und den Vergleich mit einem komplett anderen Medium möchte ich da raus lassen. Zumal die Reihe wirklich kruz werden muss.
"Die innere Sicherheit" kenne ich vom Namen her, klingt interessant
"Falling Down" wäre wirklich eine Idee
Kubrick ist zu hoch für einen Grundkurs, fürchte ich. Zumindest wenn man ihn "richtig" besprechen will. Bei "Clockwork Orange" z. Bsp. käme ich kaum über ein "die sind voll drauf und kloppen alles kurz und klein" heraus.
Auch über "MEmento" habe ich schon nachgedacht...
"Deutsch" ist nur ein "Sekundärkriterium", falls eine gute Synchro vorliegt. Nur Komödien, die auf Wortwitz basieren, fallen raus...
Ich bin für weitere Vorschläge dankbar!!!
Was bringen die ganzen PISA-Studien, wenn das Hessenabitur schon als Behindertenausweis anerkannt wird? (S. Hieronymus)

https://www.youtube.com/watch?v=jQJ8Pofd_X8

Rollo Tomasi

Zitat von: McClaneBei Kubrick wäre natürlich "Eyes Wide Shut" in Verbindung mit der Traumnovelle ne Idee, der Film ist aber sehr lang (so wie die meisten Kubricks). Von "2001" würd ich die Finger  lassen, so kunstvoll man den auch finden mag, mit Analyse ist nicht viel, da er zu schwammig ist. Oder wie Kubrick es selbst sagte: "Wenn jemand alle Fragen beantworten kann, die 2001 aufwirft, dann haben wir etwas falsch gemacht."

Mir ist es egal, ob und für welchen Film jororo sich entscheidet, aber da ich (aus gutem Grund) "2001" vorgeschlagen habe, möchte ich dazu noch was sagen:
Bei "2001" ist mit Analyse sehr wohl sehr viel!

Wie gesagt, ich habe selbst mal an einem Seminar teilgenommen, in dem sämtliche Kubrick-Filme analysiert wurden.

Natürlich wirft der Film Fragan auf, die nicht eindeutig geklärt werden können, aber vieles kann eindeutig zugeordnet werden.
So ist die Sequenz mit den Affen zu Beginn des Films eine sehr genau geplante Schilderung einer Gesellschaftsentwicklung, die damit endet das einer der Affen die Fähigkeit entwickelt, einen Knochen als Waffe zu benutzen.
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
"Stellen sie sich einmal vor, es gäbe keine Autos, es gäbe keine Telefone und es gäbe keine Computer .... sie würden doch den ganzen Tag fernsehen, oder?" (Hagen Rether)

jororo

Das erinnert mich an das erste Mal, als ich 2001 gesehen habe. Ich werde so 10-12 gewesen sein. Meine Eltern motzten nur rum "Was soll denn der Scheiss, keine Dialoge, was soll diese Pyramide, was machen die da mit dem Knocjhen?" ich : "Äh, zeigt das irgendwie, dass die Pyramide die Affen intelligenter macht und sie ihre Aggressivität jetzt ausleben können?"( Wortlaut nicht original, natürlich!!) Das war das erste Mal, das mir klar geworden ist, dass ich manche Sachen besser verstehe las ise...
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https://www.youtube.com/watch?v=jQJ8Pofd_X8

Rollo Tomasi

Zitat von: jororoDas erinnert mich an das erste Mal, als ich 2001 gesehen habe. Ich werde so 10-12 gewesen sein. Meine Eltern motzten nur rum "Was soll denn der Scheiss, keine Dialoge, was soll diese Pyramide, was machen die da mit dem Knocjhen?" ich : "Äh, zeigt das irgendwie, dass die Pyramide die Affen intelligenter macht und sie ihre Aggressivität jetzt ausleben können?"( Wortlaut nicht original, natürlich!!) Das war das erste Mal, das mir klar geworden ist, dass ich manche Sachen besser verstehe las ise...

Und wenn Du das schon mit 10-12 Jahren verstehst, was ich beachtlich finde, werden das Schüler aus der Jahrgangsstufe 12 wohl auch verstehen.
:D  :wink:
Aber wie gesagt, Du musst den Film mit den Schülern durchgehen, also muss Dir der Film auch liegen.
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Hedning

Zitat von: ChuckNorrisIch dachte eigentlich, dass hier alle lesen können, aber das ist offensichtlich nicht der Fall. Mir ist schon klar, dass es auch und vielleicht gerade Meisterwerke im Bereich der von mir so genannten "alten Schinken" gibt, aber der durchschnittliche Schüler setzt sich mit der Materie nicht auseinander und schaltet bei Schwarz-Weiß und nem alten Film automatisch ab, und darauf muss man reagieren, egal ob man will oder nicht.

Entgegen deiner Annahme ist bei mir die Fähigkeit zum Lesen immerhin ansatzweise vorhanden, falls du mich damit meintest.
Ich habe dir auch nicht das Banausentum gegenüber Filmklassikern unterstellt, wogegen du dich hier zur Wehr setzt, sondern ich habe ein Problem mit der Denkweise, daß Schüler sich in der Schule (zumindest in bestimmten Fächern) nur mit Sachen beschäftigen sollen, die ihnen Spaß machen.
Z. B. habe ich den Sportunterricht immer gehaßt, weil ich da nicht gut war und das vor allen anderen unter Beweis stellen mußte; das ist in der Schule eben so, kann man nichts machen. Aber in anderen Unterrichtsfächern, z. B. Deutsch und Latein, war ich den meisten anderen Schülern um einiges voraus. Aber gerade in den sprachlichen Fächern herrscht in letzter Zeit diese Spaß-Mentalität, da wird keine Leistung mehr verlangt, sondern den Schülern soll Unterhaltung geboten werden. Ich finde das zum Kotzen. Das ist so, als würde man im Physikunterricht ferngesteuerte Autos fahren lassen oder im Sportunterricht Tischfußball spielen und danach jeweils eine pseudomäßige lehrreiche Auswertung des  Modellautofahrens oder des Tischfußballs einschieben.
Wenn man im Unterricht z. B. einen Stummfilm zeigt, muß man meiner Ansicht nach natürlich Fragen zu dem Film stellen, und Schüler, die dann nicht aufgepaßt haben, sind selber schuld und werden dementsprechend schlechter bewertet.

Fazit:
Wenn im Sport- oder Matheunterricht jemand keine Leistung bringt, gibt es eine entsprechend schlechte Note.
Wenn jemand im Deutschunterricht keine Leistung bringt, heißt es: Oh, der arme Schüler wurde nicht genug unterhalten, wir müssen ihm mehr Spaß und Action bieten.

Ziemlich scheiße, wenn ihr mich fragt!

McClane

Zitat von: Rollo Tomasi
Zitat von: McClaneBei Kubrick wäre natürlich "Eyes Wide Shut" in Verbindung mit der Traumnovelle ne Idee, der Film ist aber sehr lang (so wie die meisten Kubricks). Von "2001" würd ich die Finger  lassen, so kunstvoll man den auch finden mag, mit Analyse ist nicht viel, da er zu schwammig ist. Oder wie Kubrick es selbst sagte: "Wenn jemand alle Fragen beantworten kann, die 2001 aufwirft, dann haben wir etwas falsch gemacht."

Mir ist es egal, ob und für welchen Film jororo sich entscheidet, aber da ich (aus gutem Grund) "2001" vorgeschlagen habe, möchte ich dazu noch was sagen:
Bei "2001" ist mit Analyse sehr wohl sehr viel!

Wie gesagt, ich habe selbst mal an einem Seminar teilgenommen, in dem sämtliche Kubrick-Filme analysiert wurden.

Jup, ich habe auch ein Seminar hinter mir. Ich meinte auch nicht, dass man ihn nicht analysieren kann, sondern dass man sich daran tot analysiert, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Da würde ich gerade in der Schule einen griffigeren Film wählen.
Mal ganz abgesehen davon, dass ich den Film persönlich für super gemacht, aber furchtbar langweilig und anstrengend halte (und derartige Äußerungen höre ich auch von Leuten, die ihn mögen). Für eine 12te Klasse wäre das IMO eine Zumutung
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Carnage

Zitat von: jororo- genug Gehalt für eine Analyse haben
- deutsch sein oder zumindest in einer brauchbaren deutschen Synchro vorliegen
- auf DVD vorliegen und bezahlbar sein
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Hi jororo,

zunächst einmal eine tolle Idee, hier im Forum nach Empfehlungen Ausschau zu halten. Ich hab mich mal in Deine Lage versetzt und mir ist aufgefallen, dass es so viele geeignete Filme gibt, das eine Wahl ziemlich schwer fällt. Recht machen kann man es leider nicht jedem...

Wenn ich mich nun in Deinem speziellen Falle entscheiden müsste, würde ich vermutlich "Einer flog übers Kuckucksnest" aufführen. Nicht nur, weil er die oben genannten Kriterien alle erfüllt, sondern auch und vermutlich gerade weil ich den selbst einmal im Englisch-Grundkurs gesehen habe und damals sehr begeistert war. Es ist eben ein toller, anspruchsvoller, mitreißender und v.a. dialoggeladener Film, der für eine Film und Dialoganalyse bestens geeignet ist. Zudem ist er vor allem durch die hervorragende Darstellung von Jack Nicholson ein sehr lebendiger und nicht allzu trockener Film, wie es so manchen s/w Filmen leider oft nachgesagt wird.

Für einen Grundkurs optimal! .. Es muss ja nicht gleich ein Kubrick oder Lynch sein :D :D :D

Aber gleich, für welchen Film Du Dich entscheidest, wünsche ich Dir viel Erfolg bei der richtigen Wahl :respekt:

MfG
Carnage

Rollo Tomasi

[quote="McClane]Jup, ich habe auch ein Seminar hinter mir. Ich meinte auch nicht, dass man ihn nicht analysieren kann, sondern dass man sich daran tot analysiert, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. [/quote]

Das würde ich so nicht sagen.
Und selbst wenn: Dass man zu keinem Ergebnis kommt, ist auch schon ein Ergebnis.

[quote="McClane]Da würde ich gerade in der Schule einen griffigeren Film wählen.[/quote]

Davon gibt es sicher eine Mange.

[quote="McClane]Mal ganz abgesehen davon, dass ich den Film persönlich für super gemacht, aber furchtbar langweilig und anstrengend halte (und derartige Äußerungen höre ich auch von Leuten, die ihn mögen).[/quote]

Das ist Deine persönliche Einschätzung.
Andere finden den Film alles andere als langweilig.

[quote="McClane]Für eine 12te Klasse wäre das IMO eine Zumutung[/quote]

Das würde ich auch nicht so sagen.
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
"Stellen sie sich einmal vor, es gäbe keine Autos, es gäbe keine Telefone und es gäbe keine Computer .... sie würden doch den ganzen Tag fernsehen, oder?" (Hagen Rether)

Hedning

Herr Tomasi, fügen Sie hinter den Namen der zitierten Personen bitte Anführungszeichen ein. :wink:

McClane

@ Rollo
Ist meine persönliche Meinung, aber ich kann dir sagen: Bei "2001" fangen mehr als die Hälfte der Schüler an zu malen, aus dem Fenster zu glotzen oder sonstwas zu machen. Dementsprechend wenig Leute werden dann bei der Analyse mitmachen. Das ist wirklich nicht böse gemeint oder weil mir der Film nicht gefällt, aber das sollte man in Betracht ziehen.

Ich würde "American Beauty" empfehlen, da er zum einen die Schüler wohl eher fesseln wird, zum anderen viele Möglichkeiten zur Interpretation gibt (Farbverwendung, wird eine Person von oben oder unten betrachtet usw.).
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
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DragonBay

Bei so vielen Filmvorschlägen darf nicht vergessen werden, dass nicht unbedingt der Film das Entscheidende ist, sondern die Art und Weise der Aufbereitung. Der Erfolg eines Filmexkurses ist imo sogar stärker von der Aufbereitung abhängig als von der Wahl des Filmes selbst. Wenn man sich als Lehrer einen Film mit der Klasse vollständig anschaut und anschließend mit den Schülern darüber diskutiert, versetzt man sich selbst den Todesstoß. PowerPoint ist wohl die Mindestanforderung für ein Filmseminar in der heutigen Zeit.

Mich würde mal interessieren, wie eure (Rollos und McClanes) 2001-Seminare gestaltet waren (Habt ihr euch den Film überhaupt zu Ende angeschaut oder nur Ausschnitte? Habt ihr zuallererst den Film geschaut oder erst ganz am Ende? Mit welchen Mitteln vermied der Referent, dass Langeweile aufkam, und trieb stattdessen das Publikum zur Diskussion an?), dass sie eben in dem einen Falle interessant war (Rollo) und in dem anderen Falle nicht zur Nachahmung in Schulklassen empfehlenswert war (McClane).

psychopaul

Also ich persönlich würde - bei aller Liebe zu 2001 z.B. - auch eher etwas "Griffiges" UND Gesellschaftskritisches a la "American Beauty" oder "Kuckucksnest" auswählen.

"Herr der Fliegen" kam bei uns in der Schule (allerdings in Englisch!) auch sehr gut an, weil hier neben der vielen kritischen Aussagen über Gruppendynamik etc. auch einiges an "coolen Gewaltszenen" ( :lol:  :wink: ) geboten wurde, das Ganze also insgesamt niemals langweilig erschien.  :wink:

Auch wenn ich es selber erschreckend finde, fand ich solche Schul-Film-vorführungen in DEM Alter oft sehr trocken und zu schwarzweiss.  :wink:
Also dieses Argument, dass manche Filme einfach zu trocken sind, um die Aufmerksamkeit zu erregen, sollte man wirklich beachten, zum Glück gibt es eben Filme, die genau die Kombination aus Kurzweiligkeit und Aussage/Niveau bieten, da würd ich im Zweifelsfall eben eher solche auswählen.

Kubrick und Lynch sind zwar großartig, aber wie schon gesagt, wenn du mit den Schülern analysieren mußt, wäre etwas "Bodenständiges" sicher konstruktiver.
Und einen "2001" kannst du dann in den beiden letzten Stunden vor den Ferien immer noch zeigen und die Schüler können sich selber zu Tode analysieren... :mrgreen:

BTW hab ich immer noch net verstanden, ob es jetzt um EINEN oder MEHRERE Filme geht?  :oops:  :?:
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