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"Munich" von Spielberg über das Geiseldrama´72

Begonnen von StS, 25 Juli 2005, 20:34:59

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StS

"Munich"

ZitatSource: Universal Pictures, DreamWorks Pictures
July 25, 2005

Universal Pictures and DreamWorks Pictures jointly announced today that the upcoming film being directed by three-time Academy Award®-winning director/producer Steven Spielberg will be titled Munich.

Munich is an historical thriller set in the aftermath of the 1972 massacre of 11 Israeli athletes at the Munich Olympics. Universal Pictures will release the film in the United States and Canada on December 23, 2005; DreamWorks Pictures will handle international marketing and distribution. Munich recounts the dramatic story of the secret Israeli squad assigned to track down and assassinate 11 Palestinians believed to have planned the 1972 Munich massacre -- and the personal toll this mission of revenge takes on the team and the man who led it. Eric Bana (Troy) stars as the Mossad agent charged with leading the band of specialists brought together for this operation.

Inspired by actual events, the narrative is based on a number of sources, including the recollections of some who participated in the events themselves. The script is the first feature film written by Tony Kushner, winner of the Pulitzer Prize, the Tony Award and many other awards for his epochal Broadway drama Angels in America as well as its Emmy Award-winning adaptation for HBO. The film is produced by Kathleen Kennedy, Barry Mendel, Spielberg and Colin Wilson.

The international cast also includes Daniel Craig (Layer Cake), Geoffrey Rush (Shine), Mathieu Kassovitz (Birthday Girl), Hanns Zischler (Walk on Water) and Ciaran Hinds (Andrew Lloyd Webber's The Phantom of the Opera).

ZitatDas Trauma heilen
Streit um Steven Spielbergs Filmprojekt über das Olympia-Massaker 1972

Von Jan Schulz-Ojala

Es ist eine Geschichte aus dem bösen alten Terrorismus: keine feige und anonym gelegten Bomben wie soeben in London, kein Massen-Attentat, dessen menschliche Lenkwaffen sich der Vergeltung durch Selbstmord entziehen. Am 5. September 1972, es war der 11. Tag der Olympischen Spiele in München, nahmen acht palästinensische Terroristen elf israelische Sportler als Geiseln, töteten zwei von ihnen und forderten die Freilassung von 232 Palästinensern in israelischer Haft. Israel verhandelte nicht, und bei einem chaotischen Befreiungsversuch durch die Polizei auf dem Fürstenfeldbrucker Flughafen wurden die restlichen neun Geiseln, fünf der Terroristen und ein Polizist erschossen. Drei Terroristen kamen in deutsche Haft und wurden später – nach der Entführung einer Lufthansa-Maschine – freigelassen.

Der israelische Geheimdienst Mossad tötete in der Folge jahrelang gezielt Hintermänner des Attentats. Dabei auch Unbeteiligte. Die Ermordung eines unschuldigen marokkanischen Kellners in Norwegen, missglücktes Element einer damals von Israels Ministerpräsidentin Golda Meir entworfenen und im Kern bis heute in Israel gültigen Vergeltungsstrategie, ist als ,,LillehammerAffäre" in die Terrorismus-Geschichte eingegangen.

Soeben hat Steven Spielberg begonnen, diesen dramatischen Stoff zu verfilmen – und seine Konzentration weniger auf die Thriller-Elemente des Attentats als auf die Gewissensbisse jener Leute, die in die Mossad-Vergeltungsaktionen verwickelt waren, erweist sich bereits als hoch brisant. Keinen fernen ,,Krieg der Welten" wie in seinem jüngst angelaufenen Science-Fiction-Film, sondern den konkreten Dauerkrieg zwischen Israel und den Palästinensern hat Spielberg im Visier – einen Krieg, der nach dem Tod des PLO-Chefs Arafat und dem politischen Schwenk von Israels Ministerpräsident Scharon – vielleicht – endlich durch Frieden und die Gründung eines palästinensischen Staates abgelöst wird. Die ,,New York Times" jedenfalls bezeichnete den Film, der in den USA oscar-gerecht kurz vor Weihnachten ins Kino kommen soll, schon vorab als ,,Spielbergs politischstes Projekt".

Die Crux dabei: Der für seine filmischen Beiträge zum Holocaust gerühmte Regisseur will, so weit Details über das erste Drehbuch des Theaterautors Tony Kushner durchsickern, das Prinzip Vergeltung, mit dem Israel sich seiner Feinde erwehrt, moralisch problematisieren. Sollte – so fragen Israelis heute – Spielberg, der mit seinem KZ-Film ,,Schindlers Liste" (1993) und seiner Shoah Foundation die Welt so wirkungsvoll für das Trauma Holocaust sensibilisierte wie wohl kein zweiter Regisseur, nun Israel in den Rücken fallen wollen? Der ,,New York Times" zufolge hat Spielberg mit seinem zeitgeschichtlichen Stoff allerdings nichts weniger im Sinn als eine moralische Parallelisierung des palästinensischen Angriffs auf das Olympische Dorf mit den späteren israelischen Vergeltungsaktionen. Wohl aber will er, wie sein Berater und einstiger Clinton-Nahostbeauftragter Dennis Ross formuliert, die ,,menschliche Dimension" von Terror und Vergeltung zeigen – mithin die traumatisch selbstzerstörerische Seite für alle an diesem Kampf Beteiligten ins Zentrum seines Filmes stellen.

In Israel hat die Debatte über Spielbergs cineastisches Friedensprojekt, das sich auf die in George Jonas' Buch ,,Vengeance" dokumentierte Biografie eines damals beteiligten Mossad-Killers stützt, bereits mit einiger Schärfe eingesetzt. Schön, wenn auch die palästinensischen Terroristen nach dem Töten einmal so sensible Zweifel hätten, meinen einige Kommentatoren – und der Historiker Michael B.Oren (,,Sechstagekrieg") argumentiert bereits sarkastisch: ,,Sie sehen nie schuldbeladene Killer in anderen Völkern. Nur bei den Juden. ,Dirty Harry' jedenfalls hat keine Gewissensbisse."

Nichts gegen Clint Eastwoods einstiges filmisches Alter ego, aber vielleicht sollte man sich angesichts dieses hochpolitischen Stoffs vom puren Vergleich mit dem Genre-Thriller lösen. Das Autorenkino ist da schon weiter – bei den Palästinensern und in Israel. Hany Abu-Assads ,,Paradise Now", der auf der jüngsten Berlinale gefeierte palästinensische Beitrag, konfrontiert zwei Selbstmordattentäter, deren Anschlag misslingt, behutsam mit dem erneuerten Geschenk ihres eigenen Lebens. Und ,,Walk on Water" des Israelis Eytan Fox, der soeben im Kino lief, erzählt von einem Mossad-Mann, der nicht mehr töten will und kann. Steven Spielberg dürfte, wie es seine Art ist, in seinem noch titellosen Großprojekt die Botschaften dieser beiden kleinen Filme wuchtig im Mainstream vereinen. (www.tagesspiegel.de)
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")


.sixer.

Geschlossen, da es bereits einen Thread zum Thema gibt.

Bitte dort weiterposten.

Danke.
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