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Innovation vs. Kasse

Begonnen von .sixer., 24 April 2006, 15:33:55

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.sixer.

Ja! Es darf gemeckert werden. Aber bitte anständig.

Hollywood ist weitesgehend tot was innovative Filmerlebnisse angeht. Das wissen wir. Unter den ganzen Remakes, Sequels und Prequels findet sich selten mal etwas potenziell Neues und außer Michael Mann scheint es auch niemand wirklich zu schaffen auf altbewährte Mittel zurückzugreifen, diese aufzupolieren und immernoch saugut zu unterhalten....und mehr.

Es ist also kein Zufall, dass unter uns Filmfreunden immer mehr Richtung Asien und Europa schauen und das Popcorn langsam aber sicher hinter sich lassen. Im fernen Osten haben wir Größen wie Takeshi Kitano und Ki-Duk und im europäischen Raum begeistern unter anderem Lars v. Trier mit seinen Dogma-Produktionen und Gaspar Noé. Das asiatische Kino ist nicht wirklich mein Gebiet aber aus Europa kommen wunderbare Produktionen aller Genres. Und anstatt sich Hollywood mal Gedaken über was WARUM macht, reitet man sich immer weiter die die filmische Scheiße. Und ich denke, dass sogar viele Zuschauer des teilweise gehirnamputierten Massenpublikums keine Lust mehr auf 08/15 Kino haben. Asiatisches und europäisches Kino hält Einzug in die deutschen Kinos und Videotheken. Wer hätte das vor 10 Jahren gedacht?

Will sagen: Eurasien vor! Noch ein Tor!

Der Trend gefällt. Was meint ihr?
"How do you know I'm mad?" said Alice
"you must be," said the cat, "or you wouldn't have come here."

Wir ham kein Strom,
wir ham kein Geld,
wir sind der geilste Club der Welt.

StS

Im Prinzip denke ich genauso, sehe das aber letztendlich nicht so eng. Wenn mich Remakes wie "the Hills have Eyes" (etc) oder Sequels wie "Saw 2" bzw "MI:3" (um nur wenige zu nennen) allerdings im Kino zu unterhalten vermögen, ist das schon okay so. Was nützt es mir, wenn Kitano vielleicht kreativer sein mag, seine Filme mir aber nicht zusagen? Im Endeffekt kann es uns als Filmfans doch egal sein, denn wir haben schließlich die Wahl, selbst zu entscheiden. Wer dann "Fluch der Karibik 2" nicht schauen möchte, kann gern seine Aufmerksamkeit gen Asien oder Europa zwecks Alternativen ausrichten. Hollywood war schon immer Hollywood - so neu ist das nicht, die Unkreativität. Man darf nur nicht so faul sein, alles ungefiltert zu konsumieren, was man vorgesetzt bekommt. Ein Blick in die amerikanische Indie-Szene reicht da oftmals schon aus - da findet man dann auch Perlen wie "Hard Candy", "Fun" oder "One po1nt 0". Im Prinzip ist das wie bei der Musik: Man kann Charts-Musi hören oder sich durch die Oberfläche graben. Gerade heutzutage besitzt man da die nötige Flexibilität und sollte sich nicht bloß darüber beschweren, was man vorgesetzt bekommt, also nicht nur so faul sein und auch mal aktiv tätig werden. So ist es doch überall im Leben... 
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Moonshade

Ich habe auch nichts gegen ein breites Spektrum, wobei ich besonders dem britischen und französischen Markt zugetan bin und mich auch vor Asiaten nicht scheue, die aber bisweilen ihre Ideen auch bis zum gehtnichtmehr breittreten.

Der Kniff ist wirklich, ein bißchen tiefer zu graben, denn unter der zuschauerintensiven Schicht populären Blockbusterkinos produziert auch der Us-Markt noch diverse hervorragende Filme, die natürlich nur für ein spezielles Publikum funktionieren oder kleine Kasse machen.
Hilfreich ist es natürlich, wenn man noch Kinos in der Nähe hat, die diese Filme auch spielen, also auf Kommerz nicht so achten.

Aber grundsätzlich kann das Weltkino ruhig weiter aufholen.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

.sixer.

Zitat von: StS am 24 April 2006, 15:46:07
Gerade heutzutage besitzt man da die nötige Flexibilität und sollte sich nicht bloß darüber beschweren, was man vorgesetzt bekommt, also nicht nur so faul sein und auch mal aktiv tätig werden. So ist es doch überall im Leben...

Das war auch nicht als Beschwerde gedacht. Im Gegenteil. Es soll mehr eine positive Auseinandersetzung mit dem aktuellen Trend sein.

@Moonshade
Es läge mir nichts ferner als zu behaupten, dass vom US-Markt nurnoch Schrott kommt. Allein Walk the line und Capote reißen einige Patzer der letzten Jahre wieder heraus. Und das sind beides Großproduktionen und keine Indie-Schinken. Und hoffentlich führt The new world das auch weiter.

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Es geht mir auch nicht unbedingt darum mich über den vielzitierten Remake-Wahn auszulassen. Viele der schon in der Pre-Produktion verhassten Remakes wussten zu Unterhalten. Remakes sind auch nicht grundsätzlich schlecht.
Vielmehr finde ich die aktuelle Entwicklung sehr interessant und positiv. Nämlich weg von 08/15 und hin zur Innovation.
R.I.P. "Deutsche Filme sind schlechter als Hollywoodfilme"-Threads
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tåkeferd

Was mir vor allem auffällt ist, dass die Filme zwar immer teurer werden, aber dafür, in meinen Augen, immer schlechter. Ich denk mal, wenn man einigen "Independenttalenten" nur mal 10% das Budget eines sogennanten "Blockbusters" gäbe, könnten sie richtig gute Filme machen. Aber mittlerweile ist ein Name mehr wert als Qualität. Und sobald mal ein Film ein wenig Erfolg hat wird es gleich platt getreten. Anstatt neuer Ideen werden dann ständig neue Teile gedreht, zwar kommen auch gute Ergebnisse zustande, aber es zeigt, dass es an Ideen fehlt.
Allerdings muss man auch sehen, dass es wirklich schwer ist, neue Sachen zu erfinden, da es schon fast alles gibt.
Der Irrsinn ist bei Einzelnen etwas seltenes - aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel. (Friedrich Nietzsche)

Urfaust

Ich denke mal, Hollyood hat sich da ein paar Eigentore geschossen die letzten Jahre, hauptsächlich in Bezug darauf dass die Filme immer harmloser, oberflächlicher und jugendgerechter werden mussten. Potenziell interessante Produktionen wurden schon im Vorfeld verwässert, weil die Produzenten mehr drauf aus sind das Maximum an Gewinn wieder einzufahren. Man will ja kein Risiko eingehen und einen Film zeigen der die Leute verwirren könnte. Später kommt dann auch noch die obligatorische niedrige Freigabe hinzu, bei manchen Produktionen wohl damit überhaupt noch jemand reingeht. Tja und irgendwann wird auch der letzte Zuschauer -ob jetzt in Amerika oder hier in Europa- gemerkt haben dass diese Art Film einem nix mehr gibt. Die Filme sind zu kalkuliert und sich optisch wie inhaltlich einfach zu ähnlich. Es ist natürlich verständlich dass irgendein Jim Carry Film gleich 70 Millionen kostet, weil sich der feine Herr Carrey 25 Millionen davon erstmal selbst in die Tasche steckt, ehe er auch nur einen Fuss auf ein Set setzt.

Dass Hollywood in einer Krise steckt, merkt man IMHO an "16 Blocks". Vor 10 Jahren sah ein Zusammentreffen von einem Actionstar wie Bruce Willis und einem Actionregisseur wie McTiernan in NY noch so aus wie "Die hard with a vengeance: Harte, rüde und teils pompöse Actionszenen (die spektakuläre Sprengung des Einkaufszentrums gleich am Anfang), man bemerkte das hohe Budget, die vielen Kulissen und das Staraufgebot. Heutzutage treffen wieder 2 Actiongaranten aufeinander, nur ist der Regisseur diesmal Richard Donner, aber das Resultat ist doch so unterschiedlich. Die Action ist entschärft, harmlos, wenig bis gar nicht vorhanden, genau wie das Budget. Ein Glück dass Richard Donner das schnell erkannt hat und seinen Film von vorne herein eher als Charakterdrama ausgelegt hat, denn als Actionfilm. Und obwohl "16 Blocks" jetzt noch ein passabler Vertreter des aktuellen Hollywood Kinos ist, merkt man aber schon was der Film hätte werden können, wenn er früher gedreht worden wäre.

Ich denke nicht dass man unbedingt bis nach Asien schauen *muss* um interessante Filme zu finden. Gerade in der hollywoodschen Indieszene gibt es immer noch genug sehenswerte Filme, man denke nur an "Donnie Darko" oder "The Cooler". Und auch in den US-Serien werden mittlerweile deutliche grössere Geschütze aufgefahren als jeder Hollywood Film es sich momentan trauen würde. Also ich mag "Lost", "CSI : Miami", und co.  :icon_cool:

.sixer.

Zitat von: Algonquin am 24 April 2006, 16:57:21
Ich denke mal, Hollyood hat sich da ein paar Eigentore geschossen die letzten Jahre, hauptsächlich in Bezug darauf dass die Filme immer harmloser, oberflächlicher und jugendgerechter werden mussten. Potenziell interessante Produktionen wurden schon im Vorfeld verwässert, weil die Produzenten mehr drauf aus sind das Maximum an Gewinn wieder einzufahren. Man will ja kein Risiko eingehen und einen Film zeigen der die Leute verwirren könnte. Später kommt dann auch noch die obligatorische niedrige Freigabe hinzu, bei manchen Produktionen wohl damit überhaupt noch jemand reingeht. Tja und irgendwann wird auch der letzte Zuschauer -ob jetzt in Amerika oder hier in Europa- gemerkt haben dass diese Art Film einem nix mehr gibt. Die Filme sind zu kalkuliert und sich optisch wie inhaltlich einfach zu ähnlich. Es ist natürlich verständlich dass irgendein Jim Carry Film gleich 70 Millionen kostet, weil sich der feine Herr Carrey 25 Millionen davon erstmal selbst in die Tasche steckt, ehe er auch nur einen Fuss auf ein Set setzt.

Dass Hollywood in einer Krise steckt, merkt man IMHO an "16 Blocks". Vor 10 Jahren sah ein Zusammentreffen von einem Actionstar wie Bruce Willis und einem Actionregisseur wie McTiernan in NY noch so aus wie "Die hard with a vengeance: Harte, rüde und teils pompöse Actionszenen (die spektakuläre Sprengung des Einkaufszentrums gleich am Anfang), man bemerkte das hohe Budget, die vielen Kulissen und das Staraufgebot. Heutzutage treffen wieder 2 Actiongaranten aufeinander, nur ist der Regisseur diesmal Richard Donner, aber das Resultat ist doch so unterschiedlich. Die Action ist entschärft, harmlos, wenig bis gar nicht vorhanden, genau wie das Budget. Ein Glück dass Richard Donner das schnell erkannt hat und seinen Film von vorne herein eher als Charakterdrama ausgelegt hat, denn als Actionfilm. Und obwohl "16 Blocks" jetzt noch ein passabler Vertreter des aktuellen Hollywood Kinos ist, merkt man aber schon was der Film hätte werden können, wenn er früher gedreht worden wäre.

Ich denke nicht dass man unbedingt bis nach Asien schauen *muss* um interessante Filme zu finden. Gerade in der hollywoodschen Indieszene gibt es immer noch genug sehenswerte Filme, man denke nur an "Donnie Darko" oder "The Cooler". Und auch in den US-Serien werden mittlerweile deutliche grössere Geschütze aufgefahren als jeder Hollywood Film es sich momentan trauen würde. Also ich mag "Lost", "CSI : Miami", und co. :icon_cool:

Also ich denke nicht, dass die Gagen der Darsteller ein Problem in Hollywood darstellen. Zumal Carrey da sogar ein recht schlechtes Bsp. ist. Der Mann ist imho unterfordert (siehe Der Mondmann und Die Truman Show). Der Grundgedanke ist allerdings richtig. Die größte Rolle spielt das liebe Geld.
Richtig ist auch, dass Hollywood mehr und mehr verweichlicht. Das Bsp. mit Die hard with a vengeance ist goldrichtig gewählt.
Diesen ganzen CSI-Kram gucke ich nicht aber vom reinschnuppern kann ich berichten, dass es dort teilweise heftig zur Sache geht.
Nach Asien gucke ich selbst eher kaum, da mein Interesse sich auf jeden Fall auf das europäische Kino konzentriert und hier haben wir in den letzten Jahren so einiges an gutem Stoff gesehen.
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StS

Zitat von: Algonquin am 24 April 2006, 16:57:21Man will ja kein Risiko eingehen und einen Film zeigen der die Leute verwirren könnte. Später kommt dann auch noch die obligatorische niedrige Freigabe hinzu, bei manchen Produktionen wohl damit überhaupt noch jemand reingeht.

"Dank" dem Internet "müssen" die Produzenten aber auch versuchen, möglichst viele Zuschauerschichten anzusprechen. Sicher ist das ein zweischneidiges Schwert, aber eine Ideallösung sehe ich persönlich ebenfalls nicht.
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Neo

In Bezug auf Hollywood darf nicht vergessen werden, das die Blockbuster Erfolge unbedingt nötig sind, um einen Teil des Independent-Marktes zu finanzieren, denn jedes größere Studio hat i.d.R. eine Abteilung für die Indiefilme. Wirtschaftlich ist es so, dass einer von 10 Filmen eines Studios ein finanzieller Erfolg wird und somit die "kleinen" Filme finanziert bzw. erst möglich macht. Stirbt also der Blockbuster Film, stirbt der Independentmarkt mit.

Das ist natürlich keine Rechtfertigung für die immer wieder hochbeschworene Abnahme des Hollywood "Niveaus", aber eine Erklärung, WARUM die Studios gerne auf sicher gehen und Konzepte wie Themen (Sequels, Remakes) aufwärmen, die sich als erfolgreich herausgestellt haben.

Ich persönlich mag momentan sehr den thailändischen Film. Okay, sie haben keine wirklich neuen Ideen oder Konzepte, aber ihre Bildästetik und ihren rasanter Schnitt finde ich frisch und innovativ. Das sie auch international erfolgreicher werden zeigt die zunehmende Anzahl deutscher Veröffentlichungen thail. Filme oder sogar Kinoauswertungen (Tom Yum Goong). Letztlich ist der Zuschauer der Gewinner, der aus einer immer größeren Zahl internationaler Produktionen eine größere Auswahl hat - Qualität wird sich dabei immer durchsetzen und davon profitiert dann auch der deutsche Film.

Neo

zaroff

Als Filmfan und -sammler passe ich mich sowieso nicht jedem Trend an sondern schaue einfach nur die Filme die ich schauen möchte. Es gibt ja auch gutes Popcorn-Kino oder gute Remakes die man sich gelegentlich anschaut. Richtig ist aber, dass aus Asien zunehmend gute Filme kommen, was im Rahmen der Globalisierung aber zu erwarten war. Gute Filme gab es da schon immer (Kurosawa, Shaw-Brothers), aber wie bei Autos oder im Fußball sind die Asiaten schwer im Kommen. Beim Fußball find ich es nicht so toll aber die Filme sind eine klare Bereicherung für den Filmfan.

.sixer.

Zitat von: zaroff am 29 April 2006, 07:35:32
Als Filmfan und -sammler passe ich mich sowieso nicht jedem Trend an sondern schaue einfach nur die Filme die ich schauen möchte. Es gibt ja auch gutes Popcorn-Kino oder gute Remakes die man sich gelegentlich anschaut. Richtig ist aber, dass aus Asien zunehmend gute Filme kommen, was im Rahmen der Globalisierung aber zu erwarten war. Gute Filme gab es da schon immer (Kurosawa, Shaw-Brothers), aber wie bei Autos oder im Fußball sind die Asiaten schwer im Kommen. Beim Fußball find ich es nicht so toll aber die Filme sind eine klare Bereicherung für den Filmfan.

Das ist sicherlich alles richtig. Ich selbst bin nicht so der Asia-Freak aber aus Europa kommen ja auch immer mehr Filme, die auch beim Massenpublikum gut ankommen. Für einen großen Fan der europäischen Filmwirtschaft sind das natürlich sehr positive Signale.
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