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Der Wolkenatlas (Cloud Atlas) Tom Tykwer, Tom Hanks, Wachowskis

Begonnen von Shodan, 4 August 2011, 18:59:31

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Shodan

ZitatHamburg/Los Angeles: Hinter der Kamera stehen gleich drei Regisseure: Für die Verfilmung des Bestsellers "Der Wolkenatlas" (im Original "Cloud Atlas") hat sich Regisseur Tom Tykwer mit den Geschwistern Andy und Lana Wachowski zusammengetan. Die Regisseure der "Matrix"-Trilogie und der deutsche Filmemacher, der für deinen Film "Drei" Anfang April den Deutschen Filmpreis für die beste Regie erhalten hat, werden das Buch von David Mitchell in Szene setzen.

Der verschachtelte Roman erstreckt sich über mehrere Jahrhunderte bis in die ferne Zukunft und erzählt in sechs Kapiteln die Schicksale verschiedener Männer. Tykwer und die Wachowskis werden die Episoden untereinander aufteilen und gemeinsam das Drehbuch schreiben.

Die Dreharbeiten sollen im September beginnen und das Team auch nach Deutschland führen. Tykwer hatte bereits vor über zwei Jahren über eine mögliche Zusammenarbeit mit den Wachowskis gesprochen. Damals war auch über eine Beteiligung von Oscar-Preisträgerin Natalie Portman ("Black Swan") spekuliert worden. Zur Details der Besetzung hat sich das ungewöhnliche Regie-Kollektiv noch nicht geäußert - nur eins ist klar: Tom Hanks wird die Hauptrolle spielen. Der zweifache Oscar-Preisträger ("Forrest Gump") sei in verschiedenen Rollen zu sehen, das teilte die Produktionsfirma X-Filme am Mittwoch mit.


Quelle: spiegel.de


Link bei imdb: http://www.imdb.com/title/tt1371111/


Hört sich sehr interessant an und die Konstellation der Filmemacher ist auch sehr ungewöhnlich.
Ich werde mir mal das Buch zu Gemüte führen.

Angelus Mortis

Finde ich auch, klingt sehr interessant. Ich bin noch ein wenig vorsichtig bei den Wachowskis, von denen fand ich nur den ersten "Matrix" gut, die beiden anderen und "Speed Racer" hatten für mich allerhöchstens nette Schauwerte zu bieten. Tykwers Filme finde ich dafür allerdings nur um so ansprechender, dementsprechend ... mal gucken, was draus wird. :D

Hana-Bi

Lange bevor der Film überhaupt im Gespräch war habe ich mir den Roman von David Mitchell gekauft (weil mir bereits Chaos sehr gut gefallen hat). Gelesen habe ich das recht dicke Buch immer noch nicht. Aber wenn ich jetzt hier den Thread sehe bekomme ich Lust das nachzuholen. Steht direkt nach "Never Let me Go" an.

Mal schauen wie sehr die nächste Adaption also bald wieder leiden muss. Mitchell ist ein spezieller Autor. Leider hat man schon länger nichts von ihm gehört. Wer aber was außergewöhnliches lesen will, absolute Empfehlung.

Und das geschätzte Budget von 140.000.000 Millionen Dollar ist ja echt der Wahnsinn.

blade2603

hört sich interessant an... Muss mir glaube ich auch mal das Buch zu Gemüte führen.

Bin zwar keine Leseratte aber der Stoffe hört sich gut an
"Jedes Publikum kriegt die Vorstellung, die es verdient." -Mario Barth
◾ Originalzitat von: Curt Goetz

(aus den Känguru Büchern)

Shodan


Shodan

29 Dezember 2011, 14:17:44 #5 Letzte Bearbeitung: 29 Dezember 2011, 23:31:13 von Shodan
Ich habe das Buch nun gelesen. Aus meiner Sicht nicht herausragend. Man muß den Autor David Mitchell loben, wie er die einzelnen Geschichten miteinander verknüpft. Teilweise leidet aber auch die Handlung darunter, da das Ganze dann zu konstruiert wirkt. Alles in allem eine nette SciFi-Story.

Hier ein paar Bilder von collider.com
Concept Art




Sonmi-451


Und hier ein Bild vom Abschluss der Dreharbeiten:

Zu sehen sind Requisiten aus jedem Handlungsstrang, sowie Tom Tykwer, die Wachowskis, Autor David Mitchell (hinten sitzend) sowie ganz Links X-Filme Chef Stefan Arndt u.w.


Quelle: bereitsgesehen.de

blade2603

http://www.moviepilot.de/news/der-wolkenatlas-in-cannes-positiv-aufgenommen-115758

Der Wolkenatlas von David Mitchell ist eines der ambitioniertesten Projekte der deutschen Filmgeschichte. Regie führen Tom Tykwer und die Wachowski-Geschwister. In der Cannes präsentierten sie internationalen Käufern eine fast dreistündige Rohfassung.

Vom Segelschiff bis zum modernen Wolkenkratzer. Die Handlung von Der Wolkenatlas reicht von der Vergangenheit bis in die ferne Zukunft © Warner Bros.
Der Wolkenatlas klingt nach einem dem interessantesten Filmprojekte der letzten Jahre. Die drei namhaften und eigenwilligen Regisseure Tom Tykwer, Lana Wachowski und Andy Wachowski verfilmen den ungewöhnlichen gleichnamigen Roman von David Mitchell mit allerlei Starpower aus Hollywood in den Hauptrollen. Der Roman erzählt sechs Geschichten, die zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Orten spielen. Zeitlich reicht die Spanne von 1850 bis in die ferne Zukunft, räumlich von San Francisco bis Korea. Natürlich hängen alle Geschichten lose zusammen.

Beim Festival Cannes wurde internationalen Käufern nun eine Rohfassung des Filmes präsentiert. Bekannt wurde, dass der Film eine epische Länge von 2 Stunden und 44 Minuten erreicht. Anwesende haben ihn als äußerst vielversprechend beschrieben. Einen internationalen Vertrieb für Der Wolkenatlas zu finden, sollte angesichts der beteiligten Stars kein Problem sein. Mit Tom Hanks, Halle Berry, Hugo Weaving, Ben Whishaw, Susan Sarandon, Jim Broadbent oder Hugh Grant hat das Regisseur-Trio einige Argumente.

Wer jetzt einwendet, dass zu viele Köche den Brei verderben, sei beruhigt. Die einzelen Regisseure haben ihre Teile des Films weitgehend unabhängig und in verschiedenen Orten abgedreht. Dass dabei die Kontinuität und innere Stimmigkeit des Film verloren geht, ist ausdrücklich erwünscht. Die sechs Geschichten im Roman sind in völlig unterschiedlichen Stilen geschrieben.

Der Wolkenatlas wird von den deutschen Produktionsfirmen A Company und X Filme produziert. Mit einem Budget von mutmaßlich 100 Millionen Dollar handelt es sich um die teuerste deutsche Produktion aller Zeiten. Teile des Film wurden in den Filmstudios von Babelsberg gedreht. Neben Tom Tykwer als Regisseur, soll es in Nebenrollen weitere deutsche Beteiligungen geben. Das Budget beinhaltet im Übrigen auch Filmförderungmittel der Bundesregierung. Da soll noch einer sagen, unsere Steuergelder werden verschwendet.

In Cannes wurde erstmals auch der offizielle Kinostart angekündigt. Am 6. Dezember kommt Der Wolkenatlas in die amerikanischen Kinos. Ob der Film in Deutschland gleichzeitig startet oder ob wir uns länger gedulden müssen, ist noch nicht bekannt.
"Jedes Publikum kriegt die Vorstellung, die es verdient." -Mario Barth
◾ Originalzitat von: Curt Goetz

(aus den Känguru Büchern)

StS

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")


Hitfield

Das wird entweder ein moderner Klassiker oder der käsigste Kitsch aller Zeiten. Ich bin gespannt.
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

StS

Zum Trailer: WOW! Pretty crappy. Ich denke, das wird nix...
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Hana-Bi

Nun, dem allgemeinen Tenor kann ich mich nicht anschließen. Ich fand den Trailer teilweise ziemlich beeindruckend. Es wird vermutlich nicht belohnt werden, dass sich mal wer an ein solches Projekt gewagt hat, aber mein Interesse ist geweckt.

blade2603

Ich packs mal hier rein:

http://www.bild.de/unterhaltung/leute/regisseur/der-matrix-regisseur-ist-jetzt-eine-frau-hormontherapie-25438128.bild.html

Lange wurde in Hollywood gemunkelt, jetzt macht es Regisseur und Drehbuchautor Larry Wachowski (47) offiziell: Er ist neuerdings eine Frau! In einem Trailer zu ihrem aktuellen Film ,,Der Wolkenatlas" stellt sich die Filmemacherin erstmals als ,,Lana" vor.
Bekannt wurde Lana Wachowski als ein Er – Larry Wachowski drehte gemeinsam mit Bruder Andy den Welterfolg ,,Matrix". Kurz nach der Premiere von Teil 2 der Trilogie, ,,Matrix" – Reloaded" (2003) begann Larry sich bei kleineren Auftritten als Frau verkleidet zu zeigen. Zeitgleich soll er laut der britischen ,,Daily Mail" mit einer Hormontherapie begonnen haben.
Seit 2010 wird der Regisseur nur noch als Lana Wachowski in der Online-Filmdatenbank ,,IMDb" geführt. Wachowski hat sich zu den Gerüchten nie geäußert – bis jetzt!
In einem Video zu ihrem neuen Film ,,Der Wolkenatlas" (mit u.a. Tom Hanks, Halle Berry und Hugh Grant) grüßte sie das erste mal als Frau. ,,Hi, ich bin Lana", stellt sich die Filmemacherin im Clip ihren Fans vor.
Mit pinkfarbenen Dreadlocks, einem grauen Kleid und ohne Brille sieht sie ihrem ,,alten Ich" Larry kaum noch ähnlich.

http://www.imdb.de/name/nm0905154/
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◾ Originalzitat von: Curt Goetz

(aus den Känguru Büchern)

MMeXX

Sorry, aber die Nachricht ist ja nun wirklich mal A L T!

blade2603

"Jedes Publikum kriegt die Vorstellung, die es verdient." -Mario Barth
◾ Originalzitat von: Curt Goetz

(aus den Känguru Büchern)

Jared Kimberlain

Zitat von: MMeXX am  2 August 2012, 13:39:25
Sorry, aber die Nachricht ist ja nun wirklich mal A L T!

War an mir aber vorbei gegangen, somit danke an blade2603.  :grins:

Gruß,
J.K.
"Ich bin was ich bin."

Hitfield

Also, diese Nachricht ist wirklich uralt (etwa fünf Jahre). Siehe z. B. auch:
http://rated-m.blogspot.de/2007/08/larry-wachowskis-sex-change-is-complete.html

Noch nie darüber nachgedacht, warum sich die "Wachowski Brothers" vor einiger Zeit in "Wachowski Siblings" umbenannt haben?
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

blade2603

"Jedes Publikum kriegt die Vorstellung, die es verdient." -Mario Barth
◾ Originalzitat von: Curt Goetz

(aus den Känguru Büchern)

StS

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Drunterstehn

Hier gibts ja noch ein kleiner Interview mit den 3 Reggiseuren zum FIlm

Hab ja erst vor kurzem mitbekommen, dass sich der eine der WachowskiBüder mitlerweile zu einer Schwester umoperieren lassen hat.
Aber was eigentlich viel interessanter ist, das wenn man sich die 3 so anschaut und mal überlegt, mit welchem Film Tykwer so richtig bekannt geworden ist, das sich da ne echt schräge parallele auftut.  :icon_eek: :zwangsjacke:  :doof:

Zufall?


Cloud Atlas - Tom Tykwer, Lana Wachowski and Andy Wachowski Interview




Bluefox

Ist euch der deutsche Trailer nicht bekannt? Nachdem ich das Buch gelesen habe, freute ich mich umso mehr auf den Film. Es ist wie bei "Lord of the Rings". Alles wird man wohl nicht umsetzen können, aber der Trailer ist schon länger online und sehr interessant:

Cloud Atlas - Trailer (Deutsch | German) | HD

Drunterstehn

Eintrag 8 und 16 verweisen auf den Trailer, haben ihn nur nicht direkt eingebunden!

Reiben

Macht eher den Eindruck, als sollte man besser 3-5 Filme aus dem Stoff machen... Sieht aber auf jedenfall interessant aus!
.mirrorS arE morE fuN thaN televisioN

StS

Ich mochte ja schon die Trailer nicht - und damit bin ich wohl nicht allein...  ;)

ZitatCinemascore: C+; Metacritic score: 55; $9,400,000 in 2,008 theaters;

Flop.

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

elpadro

Lang und viel Text. Im Rasiersitz schwer zu überstehen.
Aber auch nette Action.
"Hey Asshole, I'm talking to you!"
"You're not, you're talking to yourself."
Moon 44

Bluefox

Da es jemand gewagt hat, diesen unerträglichen Kritiker Poenack und seine bei solchen Anlässen sich bahnbrechende Profilneurose ins Spiel zu bringen (die von Poenack), sei hier mal eine seriöse Kritik aus der FAZ erwähnt:

ZitatDie besetzungsästhetisch mit Bedacht vorgenommene Negation zahlreicher Rassenzuschreibungen und (sowohl biologischer wie sozialer) Geschlechter ist unübersehbar. Nörgeln ließe sich also, hier kämen - etwa wenn asiatische Rollen von trotz Maske relativ leicht zu identifizierenden Bleichgesichtern wie dem wölfischen Weaving verkörpert werden - das alte Blackfacing und die Minstrel Show zurück, mit denen das Andere und Fremde von den auf der sicheren Seite der Norm Befindlichen karikiert und nachgeäfft wurden, der Unterhaltung und Verblüffung halber.
Unberechenbare Casting-Choreographie

Damit wäre indes unzulässigerweise ausgeklammert, dass Halle Berry in ,,Cloud Atlas" eben auch eine Kaukasierin spielt, Doona Bae eine Mexikanerin und der sehr hübsche Ben Whishaw die attraktive Gattin einer der vielen abstoßenden Inkarnationen des urbösen Prinzips ,,Hugh Grant".

Die Casting-Choreographie ist also vor allem planvoll unberechenbar - im Laufe der drei Stunden, die das Ganze währt, entgeht dem Publikum mit Notwendigkeit die eine oder der andere. Man soll nämlich am Ende nicht mehr sicher sein, wer wohin gehört, wie sich Einzelgesicht und Typologie aufeinander beziehen.

Nur unter dieser Voraussetzung, einer scheinbar rein quantitativen, die bequeme Übersicht verhindert, wird die neue Qualität der Zuschreibungsaufhebung erreicht, die beabsichtigt ist: Typen sind kein Schicksal; Akte der Selbstermächtigung vorstellbar.
Erzählerische Transformationsmotoren

Um sie vor allem geht es diesem riskanten, manchmal unter der Last der Kostüme, des Phantastischen wie Mimetischen und seiner erzählerischen Transformationsmotoren ächzenden, sich aber stets nimmersatt, liebevoll, liebeshungrig und kunstwillig durch seine riesigen Themen fressenden Film: Menschen können Zuschreibungen wandeln.

Das funktioniert nicht notwendigerweise, wie im Hollywood-Idiom sonst üblich, heroisch individuell: ,,Alle Stimmen sind geschmolzen zu einer", sagt der postapokalyptische Hirte Tom Hanks, und in einer anderen Szene, einer anderen Zeit erleben wir dann, was das heißt: Als ein schwarzer Sklave wegen Unbotmäßigkeit ausgepeitscht wird, summen die anderen anwesenden Sklaven in einem Ton, der das Gewissen des Beobachters anspricht wie die schmerzhafte Hundepfeife das Tier, einen kollektiven Ton, der für die Ewigkeit des Unrechts steht und die Notwendigkeit des Widerstands dagegen. Kollektivität ist in ,,Cloud Atlas" freilich nicht einfach das Gegenteil von Individualität, sondern gibt den sonst unter irgendeine fremdbestimmte Kategorie subsumierten Einzelnen erst den Resonanzraum der Würde: Der Ausgepeitschte schlägt, während die Menge summt, die Augen auf und blickt dem weißen Zeugen, der das kaum ertragen kann, direkt ins Gesicht.
Rollenbruch als Regiestil

Tom Tykwer und die Geschwister Lana und Andy Wachowski haben in der Arbeit mit ihrem Ensemble den Rollenbruch gleichsam als absoluten Regiestil etabliert: Einmal weiß sich in der Komponistengeschichte der junge Mann, der Männer liebt, gegen den alten Mann, der alle Menschen gleichermaßen verachtet, nicht mehr anders zu helfen und richtet eine Pistole auf ihn - höhnisch prophezeit der homophobe Alte, der Junge werde nicht abdrücken, ,,das tut Ihresgleichen nämlich nie", Schwule sind ja bekanntlich feige und können kein Blut sehen. Aber der andere schießt, wenn auch nicht in Tötungsabsicht. Denn er ist nicht, wer er sein soll, und weder Memme noch Mörder.

Das weibliche Opfer der Korpokratie der Zukunft, das aus handzahmer Bewusstlosigkeit zu seiner eigenen Tragödie erwacht, macht aus den zahlreichen Strategien der Vermittlung von Rolle und Person, Kollektiv und Individuum, die der Film ausbreitet, eine Art Evangelium, wenn sie sagt: ,,Unsere Leben gehören nicht uns. Von der Wiege bis zur Bahre sind wir mit anderen verbunden." Vor der zähen Klebrigkeit einer Tageslosung aus dem Esoterik-Taschenkalender bewahrt diese und viele ähnliche Sentenzen im Film allein der Umstand, dass ihr Kontext kein Motivationsseminar ist und keine heitere Erbaulichkeitsrevue, ,,keine lachvolle Fabel" (wie man in der Zukunft sagt), sondern eine Verschränkung von Spekulation, Melodram und Historienmaskenzug, die, bevor es allzu versöhnlich wird, immer noch mal aus dem Predigen ins Erzählen entkommt.
,,Alles ist verbunden"-Credo

Das Dramatische, Komische (manchmal absichtlich zur Klamotte überdehnt), Pathetische oder Paradoxe ist jeder Moral, auch der progressiven, durchgängig übergeordnet - ,,the play's the thing" (Shakespeare), und dieses ,,play" kann sich sogar über seine eigenen transzendentalphilosophischen Ansprüche lustig machen - wenn etwa ein Verwirrter in der Handlung des Jahres 1973 über ,,so'n Vorleben-Ding, oder so'n Nachleben-Ding" bramarbasiert, als sei ihm aufgegeben, das ,,Alles ist verbunden"-Credo des Films für Bekiffte zusammenzufassen.

"Montage" ist für die Art und Weise, wie die Momente solchen Spiels einander umgarnen und narren, einem Satz selbstmischender Spielkarten gleich, fast ein zu schmales Wort: Das Erlebnis der einander antwortenden Szenen beim Bruch der aristotelischen Einheiten von Ort, Zeit und Handlung kennt das medial erzogene Publikum, das Tykwer und die Wachowskis voraussetzen, aus Film und Fernsehen, aber es braucht einige Gewöhnung, das Signal ,,dies ist der Höhepunkt, wo die scheinbar disparaten Dinge zusammenschießen", als durchgängiges Organisationsprinzip einer Drei-Stunden-Oper zu akzeptieren: Sind das dann alles Höhepunkte?
Gehetze und retardierende Momente

Hilfe vor dem Ertrinken in Bildern und Sounds bietet die Regie deshalb freundlich an - einerseits in Form von retardierenden Momenten (ein Zwiegespräch im Fahrstuhl, Landschaftsabtastungen) und andererseits mittels Ausbrechern ins Gehetzte (die Schießerei zwischen zwei Profis im Strang von 1973 weckt den Wunsch, den ganzen Thriller zu sehen, aus dem sie zitiert scheint; der Film enthält nicht wenige perfekte Trailer virtueller Werke).

Elegisches ins Hektische zu fummeln oder daraus hervorzuziehen, das Treibende komplex zu halten und das Monumentale lebendig, verlangt neben schwindelerregender Schnittdisziplin auch ein paar klanglich leitende und optisch blicklenkende Verfahren - der von Tykwer, Johnny Klimek und Reinhold Heil verantwortete Score orchestriert daher von Jazz über Symphonik bis zur Muzak seine Leitmotive als knifflige, aber einer manchmal notwendigen Sentimentalität nicht ausweichende Programmmusik, und der Lichtstil ist eine Art Umkehrung der Vorgehensweise, mit der die Wachowkis in ,,Speed Racer" (2008) brutalste Primärfarben als Überwältigungskeile gegen die Märchenskepsis des Publikums einsetzen.

Fläche ist in ,,Cloud Atlas" farblich nichts, Nuance alles - allein ,,Grün" hat sein eigenes Tiefenspektrum: Jadegrün in der Klon-Geschichte, Polizeigrün im Altersheimgarten, Pistaziengrün nach dem Weltuntergang.
Zahlreiche filmische Zitate

Wer Filme kennt und liebt, wird an viele denken, während ,,Cloud Atlas" sich ereignet, vom Atomdrama ,,Silkwood" (1983) bis zum Science-Fiction-Klassiker ,,The Time Machine" (1960), und es wird auch direkt auf derlei angespielt, etwa auf ,,Soylent Green" (1973) - die Stelle findet sich auch im (zutiefst cinephilen, aber ganz anders als der Film gearbeiteten) Buch von David Mitchell, auf dem die verzwickte Handlung beruht.

Hinter allen Verwandtschaften, den wahlweisen wie den unausweichlichen, die man hier sehen kann, auch hinter der von gemeinsamer Arbeit gestifteten Verwandtschaft zwischen Tykwer, den Wachowskis und Mitchell, steckt die von diesen Verwandten geteilte Sehnsucht nach einem erzählerischen (und damit sozialen) Zusammenhang, der nicht befohlen und erzwungen ist, sondern sich aus Spiel und Freiheit ergibt - einem, den man nicht annehmen muss, weil ihn Starke über Schwache verhängt haben, sondern den man so leben kann, dass die falsche Alternative ,,Einsamkeit oder Anpassung" in der Vielfalt der Liebesmöglichkeiten zerspringt wie das Porzellan, das in einer der besten ,,Cloud Atlas"-

Szenen zwei Männer, die einander lieben, gemeinsam zu Bruch gehen lassen. Scherben sind wunderschön, wenn man keine Angst mehr haben muss, sich daran zu verletzen, weil man einander beschützen kann.


"FAZ"

So eine Kritik setzt natürlich voraus, daß man sich mit dem Stoff beschäftigt und seine Bewertung nicht nur auf einem zwischen 2 Frühstückseiern gesehenem Trailer fußt.

Eric

Wenn ich mir die Kritik der FAZ so durchlesen behaupte ich jetzt einfach mal:
Cloud Atlas wird der teuerste deutsche Kino-Flop aller Zeiten!

Zitat daraus:
"Die Casting-Choreographie ist also vor allem planvoll unberechenbar - im Laufe der drei Stunden, die das Ganze währt, entgeht dem Publikum mit Notwendigkeit die eine oder der andere. Man soll nämlich am Ende nicht mehr sicher sein, wer wohin gehört, wie sich Einzelgesicht und Typologie aufeinander beziehen."

Juhuuuu, da macht ein Kinobesuch doch mal RICHTIG Spass.  ;)

Sorry, nichts gegen solche Filme, aber meiner Meinung nach ist das eher Stoff für ein Arthouse-Kino als für ein Cineplex wo die Massen hinrennen.
Aber, ..., schau mer mal, ..., ich werde ihn wohl doch erst auf Blu-ray sichten, ...
Liebe Ursula,
wünsch dir frohe Ostern, nen tollen Namenstag und nen guten Rutsch ins Jahr 1978!
Grüsse aus der Alzheimergruppe, deine Tante Günther!

Ich hasse Menschen, Tiere + Pflanzen. Steine sind ok.

Dionysos

Zitat von: Eric am 15 November 2012, 12:00:08
meiner Meinung nach ist das eher Stoff für ein Arthouse-Kino als für ein Cineplex wo die Massen hinrennen.
Mag wohl sein. Hier in Hannover ist man aber immerhin so konsequent, dass der Film im Multiplex UND im Arthousekino gezeigt wird  :icon_mrgreen:
God doesn't make the world this way. We do. - Watchmen

Sometimes, I guess there just aren't enough rocks. - Forrest Gump

It doesn't take much to see that the problems of three little people don't amount to a hill of beans in this crazy world. Someday you'll understand that. - Casablanca

Roughale

Aha, Bluefox spioniert mir nach, aber das mit Poenack habe ich woanders gesagt, also calm down, denn er hat Recht und wenn man im kühlen Norden ihn nicht mag, dann ehrt ihn das, zuviel humorloses Pack hier oben :LOL:

Der Film interessiert mich nicht die Bohne, seit ich den Trailer gesehen habe und die teilweise miesen Masken, weiss ich,. dass 170 Minuten im Kino zur Qual werden, vielleicht irgendwann mal zuhause, vielleicht aber auch nicht...

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

mali

Zitat von: StS am 28 Oktober 2012, 19:35:04
Ich mochte ja schon die Trailer nicht - und damit bin ich wohl nicht allein...  ;)

Eher nicht. Gestern erstmals einen Trailer gesehen, der lief vor Skyfall und ging gefühlte 30 Min. Das ganze Kino sah sich nun also diesen Endlostrailer an, es wurde merklich ruhiger im ganzen Saal, über den Köpfen schwebte förmlich ein fast greifbares, riesiges

WTF???

und als der "Trailer" nach schier endlosen Minuten endlich vorbei war, blieb eine Hälfte des Saals ratlos ruhig und die andere kicherte und lachte vor sich hin. Grandios gescheiterter Trailer. Kinoflop predicted.

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