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American Sniper (von Clint Eastwood)

Begonnen von StS, 3 Oktober 2014, 09:55:43

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Riddick

1 März 2015, 20:19:09 #60 Letzte Bearbeitung: 1 März 2015, 20:21:05 von Riddick
Zitat von: Wolfhard-Eitelwolf am  1 März 2015, 10:20:37
Ich glaube, langsam driftet der Thread hier in billiges Bashing aus ideologischen Gründen ab - inbesondere da offenbar mehrere Poster hier den Streifen noch nichtmal gesehen haben.

Das ist leider bei allen amerikanischen Kriegsfilmen so (siehe "Herz aus Stahl"). Da werden plötzlich alle zu Moralaposteln. Und diese Patriotismus- oder Heldentum-Vorwürfe finde ich inzwischen nur noch klischeehaft und lächerlich bzw. ich nehme sie gar nicht mehr für ernst. Zudem sollten die Kritiker hier mal beachten, dass der Film ja für ein amerikanischen Publikum gemacht ist und nicht für deutsche Experten. Wenn in Filmen wie "Raid" oder "Joch Wick" durchweg Leute auf menschen-verachtende Weise abgeschlachtet werden, ist das "toll","kultig" und "der beste Actionfilm seit langem", aber bei Kriegsfilmen verachten dann plötzlich alle die Gewalt.

Wie dem auch sei, ich fand "American Sniper" ebenfalls großartig.
"Schnell rennt das kriminelle Element,wenn es Dieter Krause kennt." - Tom Gerhardt (Hausmeister Krause)

Eric

Zitat von: Riddick am  1 März 2015, 20:19:09
Wenn in Filmen wie "Raid" oder "Joch Wick" durchweg Leute auf menschen-verachtende Weise abgeschlachtet werden, ist das "toll","kultig" und "der beste Actionfilm seit langem", aber bei Kriegsfilmen verachten dann plötzlich alle die Gewalt.

Wie dem auch sei, ich fand "American Sniper" ebenfalls großartig.

+1  :respekt:
Liebe Ursula,
wünsch dir frohe Ostern, nen tollen Namenstag und nen guten Rutsch ins Jahr 1978!
Grüsse aus der Alzheimergruppe, deine Tante Günther!

Ich hasse Menschen, Tiere + Pflanzen. Steine sind ok.

RoboLuster

Tztztz, er gibt also zu, dass es ihm gefallen hat Menschen zu erschießen. Sprechen dann wenigstens die anderen Sniper vor jedem Einsatz ein Tischgebet und geißeln sich danach?
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

vodkamartini

Zitat von: Riddick am  1 März 2015, 20:19:09
Wenn in Filmen wie "Raid" oder "Joch Wick" durchweg Leute auf menschen-verachtende Weise abgeschlachtet werden, ist das "toll","kultig" und "der beste Actionfilm seit langem", aber bei Kriegsfilmen verachten dann plötzlich alle die Gewalt.
Das ist der klassische Äpfel-Birnen-Vergleich.
www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

PierrotLeFou

Zitat von: Riddick am  1 März 2015, 20:19:09Zudem sollten die Kritiker hier mal beachten, dass der Film ja für ein amerikanischen Publikum gemacht ist und nicht für deutsche Experten.
Das ist ein seltsames Argument... der Patriotismus wird ja in der Regel nicht kritisiert, weil man keinen Zugang findet, sondern weil er bisweilen als zweischneidige bis gefährliche Angelegenheit betrachtet wird. Da macht doch die Tatsache, dass etwas für Leute gemacht worden ist, die genau damit etwas anfangen können, nichts daran, dass man es aus guten Gründen weiterhin kritisieren kann.

ZitatWenn in Filmen wie "Raid" oder "Joch Wick" durchweg Leute auf menschen-verachtende Weise abgeschlachtet werden, ist das "toll","kultig" und "der beste Actionfilm seit langem", aber bei Kriegsfilmen verachten dann plötzlich alle die Gewalt.
Wenn man mal die "Taken"-Reihe hinzunimmt oder einen "Full Metal Jacket", dann geht diese Gleichung bereits nicht mehr auf... ;) (Zudem habe ich eher den Eindruck, dass viele - nicht alle! - Zuschauer Antikriegsfilme genießen, weil da so packende Kampfhandlungen und Gewalttätigkeiten stattfinden, die man guten Gewissens goutieren darf, weil ja eine Antikriegs-Botschaft vermittelt wird... zumindest ist es auffällig, dass Antikriegsfilme ohne jede Kampfhandlung kaum ihr Publikum finden.)

Davon abgesehen macht es ja auch Unterschiede, ob sich Gewaltorgien möglichst entpolitisiert präsentieren, oder ob sie reale und womöglich sogar aktuelle Themen aufgreifen...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

PierrotLeFou

1 März 2015, 20:47:18 #65 Letzte Bearbeitung: 1 März 2015, 21:13:43 von PierrotLeFou
Zitat von: RoboLuster am  1 März 2015, 20:26:58
Tztztz, er gibt also zu, dass es ihm gefallen hat Menschen zu erschießen. Sprechen dann wenigstens die anderen Sniper vor jedem Einsatz ein Tischgebet und geißeln sich danach?

Die Frage ist eher: gehen die damit hausieren, dass sie große Freude am Töten hatten und den Gegner gerne krepieren sahen? Und: wird dieser Punkt im Biopic adäquat wiedergegeben oder beispielsweise ausgespart?

Wie es jetzt beim gewöhnlichen (oder auch überaus talentierten) Sniper aussieht, weiß ich nicht... aber generell ist es nicht gerade unüblich, dass Überlebende, die in Kriegen aus Notwehr oder prophylaktisch oder auf Befehl andere Menschen getötet haben, mit Scham, Reue, Zweifeln, Alpträumen, Mitleid usw. reagieren. Dass jemand vom Spaßfaktor spricht, ist jetzt nicht unbedingt die Regel...
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RoboLuster

1 März 2015, 20:56:00 #66 Letzte Bearbeitung: 1 März 2015, 21:04:06 von RoboLuster
Achso, wusste nicht das es ne Regel gibt, hatte mich bisher noch nicht mit Snipern befasst. Bin halt davon ausgegangen, dass Sniper nach ihrer Tauglichkeit ausgewählt werden. Die müssen schließlich auch funktionieren.


ps: warüm amüsiert mich jetzt eigentlich der Gadanke an depressive Sniper? (hab zu viele Buddy Movies gesehen.)^^
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

vodkamartini

Wie der Einzelne psychisch auf den Ersntfall reagiert bzw. im Nachhinein damit fertig wird, ist nur sehr schwer vorherzusehen, weil praktisch nicht zu testen.
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RoboLuster

1 März 2015, 21:34:46 #68 Letzte Bearbeitung: 1 März 2015, 22:18:33 von RoboLuster
Ja, das ist klar. Aber die werden ja nicht nur ausgewählt und dann mal machen lassen.^^


Hoffentlich wird noch ne Sniper Parodie Reihe gedreht, eine wie Police Academy, es geht um eine Gruppe Sniper, bestehend aus Sunny Boys, Profikillern die mit ihrem Gewehr schlafen, Sexbomben, Stimmenimitatoren, Psychopathen und Schwerst-Depressiven. Einsätze erfolgen in 2er Teams. Filmtitel:  Funny Money - Sie taten es für Geld ,  Deadshot - Mord im Blut ,  Derelict Snipers

https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
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Discostu

Mal nochmal so ein paar Einwürfe zu ein paar komischen Argumenten, die hier auftauchen:

1. Dass es sich um einen amerikanischen Film handelt, ist überhaupt kein Argument für irgendetwas. Das ist "Full Metal Jacket" z.B. auch und er macht nichts von den Dingen, die hier kritisiert wurden.

2. Ein Vergleich zwischen einem Film, der eine historische Person und einen echten Krieg als Thema hat und fiktiven Actionfilmen ist unsinnig. "American Sniper" stellt sowohl die Person als auch den Krieg extrem verfälschend, an Propaganda grenzend, dar.  Eastwood macht aus Kyle einen mitfühlenden, vom Krieg traumatisierten Mann und den Irak-Krieg zu einem Krieg der guten Amerikaner gegen böse Terroristen. Beides ist mindestens extrem einseitig, zum Teil (z.B. dass beim ersten Einsatz bereits Al Kaida im Land gewesen sei) schlicht falsch. Das sind Vowürfe, die man "The Raid" überhaupt nicht machen kann.

3. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wie wirklich nur sehr am Rande vorkommende Traumatisierungen und Kriegsverletzungen schon ausreichen sollen, um einen Anti-Kriegsfilm zu erschaffen. Im Gegenteil: Sie werden als notwendige Opfer für einen guten Zweck inszeniert. Um Anne Helen Petersen zu zitieren: "Watching American Sniper in the theater is an immersive, ultimately cathartic experience — but it shouldn't be. Every war movie should make you feel like shit."

Private Joker

Zitat von: RoboLuster am  1 März 2015, 20:56:00
Achso, wusste nicht das es ne Regel gibt, hatte mich bisher noch nicht mit Snipern befasst. Bin halt davon ausgegangen, dass Sniper nach ihrer Tauglichkeit ausgewählt werden. Die müssen schließlich auch funktionieren.



Ich habe seinerzeit bei der Bundeswehr auch mal einen einwöchigen Scharfschützenlehrgang gemacht, ohne dass ich da der Überschütze gewesen wäre. Mit dem was der Typ da leisten konnte, war das nicht mal ansatzweise zu vergleichen, wir hatten nicht mal spezielle Scharfschützengewehre (nur gut eingeschossene G3 mit extra Zielfernrohr) und mussten halt statt auf 300 auf 600 Meter oder so etwas treffen.

Irgendwelche moralische Bedenken hatte ich damals keine; wobei eine reale Kriegssituation seinerzeit (mitten im kalten Krieg) auch recht unwahrscheinlich war. Ob ich als normaler Schütze auf einen lebenden Feind in normaler Kampfdistanz ziele oder über eine Entfernung, auf die der mich im Regelfall nicht treffen kann, machte so gesehen allenfalls einen praktischen Unterschied (also das zweite war mir da eher lieber).
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Roughale

Zitat von: Eric am  1 März 2015, 19:36:22
...
Nichts desto trotz bleibt AMERICAN SNIPER für mich eher ein Anti-Kriegsfilm als ein kriegsverherrlichender Film.

Das wird immer das Problem sein, wo man das Antoi ansetzen kann und wo nicht - das hängt sehr stark vom einzelnen Rezipienten ab. Ich sehe zum Beispiel in vielen sogenannten Anti-Kriegsfilmen (ab jetzt AKF) eine gewisse Huldigung des Militärs ansich, Betonung der Kameraderie und so (zB in Black Hawk Down, da musste ich raus, als der Hubsi abgestürzt war und das Kameradengelaber für mich unerträglich wurde), das wirkt für mich kontraproduktiv... Ich kenne nur ganz wenige Filme als für mich funktionierende AKF, besonders The Deer Hunter (Die Durch die Hölle Gehen) fällt mir da ein, der dadurch auffällt weil er sehr wenig eigentliches Kriegsgeschehen zeigt - oder den deutschen Klassiker Die Brücke... Das mag daran liegen, dass ich allgemein nichts mit Militär am Hut habe und zum Glück ein alter Sack aus dem ehemaligen West-Berlin bin, der nicht gezogen wurde, aber auch wenn, wär ich sicher nicht gegangen ;)

Die Zwiegespaltenheit Kyles mag man sehen, aber man kann sie auch übersehen und besonders die letzten Minuten, machen das alles zunichte, weil
Spoiler: zeige
die Trauerfeier so extrem heroisch rüber kommt, dass jeder eventuell aufgekommene Zweifel entfernt wurde
...

Der Trailer hat mich mehr erwarten lassen, weil ich den Film als interessant abgespeichert hatte, habe ich nichts weiter im Voraus gelesen und war dementsprechend auch nicht der Authentizität des Ganzen bewusst - hätte ich das gewusst, wär der Film eventuell an mir vorbeigegangen, weil ich die Sneak verlassen hätte...

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

Kerry

@Roughale
Stimme Dir zu.
Grandios finde ich auch "Wege zum Ruhm" von Kubrick. Hier wird auch überdeutlich, dass im Töten und Sterben absolut nichts heldenhaftes liegt.
Problematisch wird es für mich immer, wenn ein simples Gut/Böse Schema vorhanden ist. Hier die "guten" Amerikaner, dort die "bösen" xxx (beliebig austauschbar).
Kaum zu glauben, dass von Eastwood auch "Letters from Iwo Jima" stammt.

Tito

Mit einem ideologischen Bashing hatte mein Post gar nichts am Hut, sondern ist mein Eindruck von AS. Der kann einem gefallen oder nicht, man kann ihm beipflichten oder nicht, aber es ist meine Meinung zum Film. Und ich bin bestimmt kein "Verächter" von (Anti-)Kriegsfilmen. Es gibt da sehr viele gute Vertreter, die aber ihr Hauptaugenmerk darauf richten, die Schrecken, den Unsinn, die Unmenschlichkeit, Brutalität usw. des Krieges aufzuzeigen. Der Sniper dagegen dient in meinen Augen nur als Rechtfertigung für den Irak-Krieg und den "Kampf gegen den Terror" - "Der Zweck heiligt die Mittel"

Natürlich wird es da einem US Amerikaner eine Ehre sein, diesen "Helden" zu spielen. Auch die ganzen aufgezeigten Veteranen, nicht dass die USA sich besonders gut um diese a. D. kümmern würde, sind für mich nur wieder dieses "seht her, unsere armen Jungs, wir verteidigen uns nur". Zweifler müssen davon überzeugt werden, dass der American Way of Democray and Freedom der richtige ist. Auch deshalb redete ich von Märtyrertum und Propaganda, denn die Botschaft die verbreitet wird, ist in meinen Augen eine falsche, die von den heroischen Terrorbekämpfern und einzigen wahren Verfechtern der Demokratie. 'Tschuldigung, aber da kann ich nur "Pfui" sagen. Da gilt es wirklich, zwischen gesunden und glorifizierenden Patriotismus zu unterscheiden.

Und dass Sodaten Mörder sind, habe ich so nie gesagt und behauptet, ich sprach bewusst von Scharfschützen und "legitimierten Mord". Ein Soldat geht die Verpflichtung ein, zu dienen. Er soll verteidigen und in bestimmten Fällen Hilfe leisten. Auch in Friedenszeiten kann sein Beitrag hilfreich und wichtig sein. Den Scharfschützen gibt es für mich nur aus einem Grund: er soll sein Ziel ausschalten. Da wird nicht einmal mehr von Feind oder Gegner gesprochen... aber vor allem macht einen guten Soldaten aus, dass er nur tötet, wenn es sein muss, es nicht genießt und wenn er mitbekommt, wann er einen Befehl verweigern sollte. Gut, es mag auch Sniper geben, die es nicht wie Kyle genossen haben zu töten und auch nicht gerne den Abzug betätigt haben oder ihre Ziele als bloße Bestien ansehen. Aber im Großen und Ganzen ändert es nichts daran, dass für mich Scharfschützen nur zu einem Zweck ausgebildet werden. Und ob man diesen glorifizieren muss, ich sehe es jedenfalls nicht als großartige Leistung oder Ehrenhaftes, jemanden aus sicherer Entfernung ein Projektil durch den Leib zu jagen.

Dass der Film nur für ein amerikanisches Publikum gedreht wurde halte ich als Argument auch für weit hergeholt. Und es werden sich bestimmt nicht nur "deutsche Kritiker" an diesem Film stören. Ich bin übrigen zum Teil Ami, ist der jetzt für mich gemacht oder nicht  :thinking:

May The Fleas Be With You
Wir sind Polizeibeamte, für Gewalttätigkeiten wurden wir nicht ausgebildet.

Jayo

eigentlich mag ich Kriegsfilme sehr gern, Black Hawk down ist einer meiner Lieblingsfilme, aber American Sniper fand ich einfach nur schlecht.

Die Typen sind allesamt unsympathisch und wollen einfach ein paar von diesen "Savages" abknallen, die Kriegsszenen sind nicht mal gut gemacht, alle Iraker sind ganz böse Typen und die Story ist unrealistisch und schlecht (
Spoiler: zeige
die Story mit dem Olympia Sniper.....
)

2.5/10
schon fast ein gefährlicher Film, wenn man bedenkt, dass der Durchschnittsami jetzt noch mehr Blut sehen will.
"Es gibt keine Sieger. Jeder Mensch ist leicht zerstörbar." (Bruce Lee)

StS

Zitat von: Jayo am  3 März 2015, 09:28:30
schon fast ein gefährlicher Film, wenn man bedenkt, dass der Durchschnittsami jetzt noch mehr Blut sehen will.

Natürlich will der "Durchschnittsami"das jetzt.   :icon_rolleyes:
Ist in etwa so als würde man jeden "Durchschnittsossi" als ausländerfeindlichen Pegida-Angänger bezeichnen...
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Jayo

3 März 2015, 11:26:26 #76 Letzte Bearbeitung: 3 März 2015, 11:34:40 von Jayo
da kann ich überhaupt nicht zustimmen. Ich bin überzeugt, dass dieser Film viele Leute davon überzeugt oder bestätigt, dass man diese Leute alle töten muss und das der Einmarsch sowieso das richtige war und das auch die Kinder und Frauen dort Terroristen sind und den Tod verdient haben. Dazu ist in dem Film noch vieles drin, was so gar nicht geschehen ist und der Film will eben nicht nur Fiktion sein.

hier sind einige Ausschnitte aus dem gleichnamigen Buch:

https://storify.com/RaniaKhalek/american-sniper-chris-kyle-in-his-own-words


hier ein ein Auszug von jemandem der dort war:

"What I can report from Falluja is that there is no ceasefire, and apparently there never was. Iraqi women and children are being shot by American snipers. Over 600 Iraqis have now been killed by American aggression, and the residents have turned two football fields into graveyards. Ambulances are being shot by the Americans. And now they are preparing to launch a full-scale invasion of the city.

All of which is occurring under the guise of catching the people who killed the four Blackwater Security personnel and hung two of their bodies from a bridge."

http://www.antiwar.com/orig/jamail.php?articleid=2303
"Es gibt keine Sieger. Jeder Mensch ist leicht zerstörbar." (Bruce Lee)

StS

3 März 2015, 12:52:53 #77 Letzte Bearbeitung: 3 März 2015, 13:17:45 von StS
Jip, der Film füttert offenbar die "Propaganda" auf beiden Seiten.  ;)

Bei den einen führt das Anschauen zu noch stärkerem Hass gegen die "Wilden", da sie sich durch das Gesehene legitimiert sehen - und die anderen nutzen den Film, um ihre Punkte zu untermauern und ihn als "gefährlich" darzustellen...   ;)
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
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(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Jayo

Mit anderen Kriegsfilmen habe ich keine Probleme, aber dieser Film will autobiografisch und wahr sein.



"Es gibt keine Sieger. Jeder Mensch ist leicht zerstörbar." (Bruce Lee)

tenderman

Ein großes Problem des Films sind m.E auch die Trailer. Hier wird gar kein Zweifel daran gelassen, dass es sich um einen kritischen Beitrag bzgl. Krieg und den Auswirkungen auf die Psyche eines Soldaten etc. handelt und es wird eine andere Erwartungshaltung geweckt. Der Film selbst handelt die Sachen aus dem Trailer dann einfach ab - hält sich nicht länger bei den Szenen auf und nimmt sich so die Chance, hier etwas tiefer einzusteigen.
Spoiler: zeige
Als Kyle vor der Glotze sitzt und die Kriegsgeräusche vernimmt, hätte ich noch eine Wende erwartet. Aber spätestens nach dem m.E. total banalen Besuch beim Psychiater (Checkliste: Psychater... erledigt) war das dann auch vertan.


Zum Vergleich bekam man bei Lone Survivor genau das geliefert, was man erwartet hat. Einen Film aber, wie im Falle von AS, als kritischen Beitrag zu bewerben und dann so was zu liefern, hat schon ein bisschen was von Etikettenschwindel.
"Aspirin gab´s nicht, da hab ich dir Zigaretten mitgebracht" (Homer Simpson)

Jayo

hier noch etwas, dass ein anderer US Sniper geschrieben hat:

http://www.salon.com/2015/02/01/i_was_an_american_sniper_and_chris_kyle%E2%80%99s_war_was_not_my_war/

During my combat tour I never saw the Iraqis as "savages." They were a friendly culture who believed in hospitality, and were sometimes positive to a fault. The people are proud of their history, education system and national identity. I have listened to children share old-soul wisdom, and I have watched adults laugh and play with the naiveté of schoolboys. I met some incredible Iraqis during and after my deployment, and it is shameful to know that the movie has furthered ignorance that might put them in danger.
"Es gibt keine Sieger. Jeder Mensch ist leicht zerstörbar." (Bruce Lee)

EvilErnie

So nun waren wir auch im AS!
Nun ja, der Film funktioniert als Action-Drama ganz gut, mir hat da jedenfalls einiges gefehlt! Mir hat da Atmosphäre und Spannung gefehlt. Auch fehlte mir mehr Screentime als er zuhause war zw. den Einsätzen (da kam viel zu wenig Kälte & Traumata rüber). Desweiteren sehe ich Häuserkämpfe nicht so gerne, hat mir bei Black Hawk Down schon nicht gefallen. Bradley Cooper spielt gewohnt gut, oscarwürdig war das imo jedoch nicht! Ja und angeblich war ja Chris Kyle einer, der mit seinen Taten herum prahlte (angeblich behauptete er, er habe 2 Autodiebe & 30 Plünderer erschossen, was dementiert wurde). Im Film wurde er eher zurückhaltend und nicht heroisch dargestellt! Ich bin wegen solchen Aussagen und weil ein Mensch wegen über 160 Kills verehrt wird, mit gemischten Gefühlen ins Kino gegangen. Für mich war der Film nur solides Mittelmaas. 5,5/10 Punkte
,,Der Director's Cut erweist sich nicht nur als die filmisch bessere Version, sondern auch als die einzig logische." (Blade Runner)

Behandel´ne Königin wie `ne Hure und `ne Hure wie `ne Königin, dann kann nichts schiefgehen! (Alien 3 SE)

Ich hab ne Sprengkapsel im Kopf! Du musst mich töten sonst sterb ich! (Ethan Hunt)

Shodan

Gesehen und für schlecht befunden. Die Taten Kyles werden zu keinem Zeitpunkt kritisch hinterfragt. Die Kotzgrenze war bei mir bei folgenden Dingen erreicht:
Spoiler: zeige
 Der böse Sniper hat bei Kyles verschiedenen Einsätzen durchgängig ein und dieselben Klamotten an, damit man ihn auch ja wiedererkennt. Stereotypischer Bullshit. Die Alte vom Sniper reißt es für die Vermenschlichung von ihm auch nicht raus. Dann der finale Schuss.... dieses blöde Gelaber vorher "Ich seh was auf 2.000 Meter Entfernung...(...)" und dann noch die in Zeitlupe austretende Patrone. Und die ganzen Fahnen am Ende. Furchtbar! Hört doch auf!

RoboLuster

12 März 2015, 16:25:55 #83 Letzte Bearbeitung: 12 März 2015, 16:35:23 von RoboLuster
Ich würde gerne mal wissen, ob dieser Kyle ein amoklaufender Psychogangster war, oder ob er Befehle ausgeführt hat? So wie hier geschrieben wird, muss das ja ein ganz übles, außer Kontrolle geratenes Massenmördermonsterschwein gewesen sein. :icon_rolleyes:


Kritisch, sollte hier wohl eher nicht der Sniper betrachtet werden, IMO, sondern "alles" andere (auch diese "don't hate the game, hate the player" Einstellung). Oder ist er wirklich auf Gutdünken losgezogen?
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

Kerry

Zitat von: RoboLuster am 12 März 2015, 16:25:55
Ich würde gerne mal wissen, ob dieser Kyle ein amoklaufender Psychogangster war, oder ob er Befehle ausgeführt hat? So wie hier geschrieben wird, muss das ja ein ganz übles, außer Kontrolle geratenes Massenmördermonsterschwein gewesen sein. :icon_rolleyes:
Auch ein Soldat ist nicht vom eigenen Denken befreit und sollte ein eigenes Gewissen haben. Ein Weltbild wie "ich bin gut, alle Iraker sind Böse und haben es verdient von mir erschossen zu werden" ist dann doch ein wenig simpel.
Ich denke nicht, dass irgendjemand Kyle hätte zwingen können zu tun, was er getan hat. Erst hat recht hat ihn niemand dazu gezwungen, dies auch noch - wie er selber schreibt - zu genießen.

StS

Gibt es eigentlich irgendeine verlässliche Angabe oder Info, dass er auch Unschuldige getötet hat (bzw. eine Zahl dazu)?
Oder waren das alles tatsächliche feindliche Kombattanten?
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RoboLuster

Hört sich für mich alles danach an, dass Töten im Krieg ok ist, solange man nach jedem Abschuss einen Zettel in den Kummerkasten wirft und Nachts ganz schlimme Gewissensalpträume hat. Und das jemand Spaß bei der Arbeit hat, soll am besten auch nicht sein.

Jeder Scharfschütze ist quasi ein Mörder, und wer diesen Beruf ausüben will, muss mit der Arbeit iwi auch klarkommen. Jetzt hat mal einer die Wahrheit gesprochen, und dafür schiebt man ihm den Schwarzen Peter unter (wie immer). Lasst ihn doch denken das es Wilde sind, er muss sie ja schließlich auch abschießen. :icon_lol:
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

Kerry

Zitat von: RoboLuster am 12 März 2015, 20:57:20
Hört sich für mich alles danach an, dass Töten im Krieg ok ist, solange man nach jedem Abschuss einen Zettel in den Kummerkasten wirft und Nachts ganz schlimme Gewissensalpträume hat. Und das jemand Spaß bei der Arbeit hat, soll am besten auch nicht sein.

Jeder Scharfschütze ist quasi ein Mörder, und wer diesen Beruf ausüben will, muss mit der Arbeit iwi auch klarkommen. Jetzt hat mal einer die Wahrheit gesprochen, und dafür schiebt man ihm den Schwarzen Peter unter (wie immer). Lasst ihn doch denken das es Wilde sind, er muss sie ja schließlich auch abschießen. :icon_lol:
Nein, dass jemand Spaß daran findet andere Menschen zu erschießen, sollte wirklich nicht sein.
Und das Töten ist für mich auch im Krieg nicht ok, ganz und gar nicht.
Insbesondere wenn ich daran denke, aus welchen Gründen der Irakkrieg geführt wurde. Und ja, auch von einem Soldaten erwarte ich zu hinterfragen, warum er da eigentlich andere ihm völlig unbekannte Menschen abknallt.
Würden dies alle Soldaten tun: die Welt wäre eine Bessere.

RoboLuster

12 März 2015, 21:16:17 #88 Letzte Bearbeitung: 12 März 2015, 21:32:35 von RoboLuster
Ja, das stimmt ja... nur so funktioniert es eben nicht. Befehlsverweigerung gilt als schweres Verbrechen (da denkt man auch erstmal an die eigene Familie, die man ernähren muss). Desweiteren, werden Soldaten darauf getrimmt, eben kein Gewissen zu haben, und das Denken den Vorgesetzten zu überlassen. Wer nicht dazu geignet ist Menschen zu töten, und wer deswegen ein schlechtes Gewissen hat, der funktioniert nicht, und wird ganz sicher nicht lange im Einsatz bleiben. Das Töten ansich wird imo auch nicht besser, wenn man zum Beichten in die Kirche läuft und alles vergeben bekommt, oder sich so "dezent ehrenhaft" benimmt wie ein Totenbestatter. Sniper (und viele viele andere Menschen) sind Killer, die mögen was sie machen und danach werden die auch ausgewählt. Bisher hat nur jeder die Klappe darüber gehalten. Daher; don't hate the player, hate the game.


ps:  Ich will ja gar nicht behaupten, dass Chris Kyle ein ganz feiner Kerl ist, aber ich kann ihm (alleine) wirklich nicht böse sein. (Vorallem mit einer Gesellschaft, die Massen und Serienmörder sonst ganz offen verehrt.)
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
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PierrotLeFou

Zitat von: RoboLuster am 12 März 2015, 20:57:20Und das jemand Spaß bei der Arbeit hat, soll am besten auch nicht sein. :icon_lol:

Spaß an der Arbeit muss nicht sein, die Arbeit wird ja immerhin mit Geld entlohnt. Spaß an der Arbeit ist eine feine Sache, aber es gibt Tätigkeiten, da verbietet sich Spaß an der Arbeit. Wer als Pfleger einen Entmündigten mit allen möglichen Einverständniserklärungen gegen seinen Willen (gemeinsam mit einem Kollegen) fixiert, der hat in diesem Beruf eigentlich nichts zu suchen, sobald es ihm Spaß zu machen beginnt... (zumindest, solange es nicht bloß kurzzeitige Anflüge sind, denen Anschluss Reue folgt...)

Dass das Töten von Menschen in Kriegssituationen ein extremer Sonderfall ist (vielleicht der extremste, den man sich denken kann) und dass es immer eine Kluft zwischen einem wünschenswerten Idealzustand und einer pragmatischen Notlösung geben wird, ändert dann aber nichts daran, dass ein Spaß-Eingeständnis zur Zielscheibe von Kritik werden darf...

Und wenn ein Film solch eine Person zum leidenden Helden erklären sollte - ich selbst habe ja noch keine Gewissheit, dass dem in diesem Fall so ist -, dann darf auch er kritisiert werden.

Natürlich sollte man immer schauen, dass man als "Moralapostel" nicht Stellvertreter und Sündenböcke bloßstellt... Charles Graner und Lynndie England, die Bundeswehr-Soldaten, die in Afghanistan mit Totenschädeln posiert haben usw., sind sicherlich schuldig geworden, aber man sollte da vor allem auch immer das Umfeld aus Stress, Gruppendynamik usw. bedenken. Natürlich sind sie schuldig geworden, aber nicht allein aus sich heraus...
Im Fall von Kyle ist die (ohnehin nur moralische) Schuld auf die Äußerung des Spaßes am Töten und des Genießens der Todeskämpfe zurückzuführen. Das ist widerlich, aber zugleich wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, wie viele Leser des Buches, wie Clint Eastwood und Cooper und viele Kinogänger damit umgehen. Natürlich: wenn sich Haltung, dass einem alles, was 1.) erlaubt und 2.) notwendig ist, zugleich auch immer Spaß machen dürfte, ist es kein Wunder, dass jemand mit Freude am Leid anderer im Kriegsgeschehen teilnimmt und anschließend voller Stolz auf seine Erfolge und seine Gefühle davon berichtet.
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

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