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American Sniper (von Clint Eastwood)

Begonnen von StS, 3 Oktober 2014, 09:55:43

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MDGeist

Danke für deinen Beitrag Glod.
Mittlerweile ist es so, dass sobald ein Amerikanischer Kriegsfilm erscheint alle Ober-linken-pazifisten-hippies aus ihren Löchern kommen und unqualifizierte Kommentare abgeben.
Noch nie ne Kaserne von innen gesehen, keine Minute in einer Armee verbracht geschweige denn in einem Kriegs-, Kampf- / Kriseneinsatz gewesen aber auf dem Gebiet einen auf Schlaumeier machen.
BMW - Freude am Fahren

Glod

Ich denke, kaum einer hier wird je in einem echten Gefecht gewesen sein. Meine BW-Zeit habe ich so gut es ging auf der Abseiler-Schiene verbracht (war 'eh alles Bullshit) und geschossen habe ich auch nur auf Pappkameraden (nicht ZU menschenähnlich, damit meine zarte Seele keinen Schaden nimmt bzw. das in mir schlummernde Nazi-Massenmörder-Gen nicht einkickt).
Ich würde hier auch nicht so abfällig von linken Wasweißich-Hippies sprechen. Es ist nun mal eine Tatsache, dass gerade in den USA das eigene politische Treiben nicht sonderlich reflektiert wird. Und das spiegelt sich auch oft in Filmen wieder. Da gibt es weiß Gott mehr als genug Beispiele und insofern kann ich die Kritiker da schon verstehen.
Ich denke eher, das Problem ist, dass auch bei den wirklich guten US-Kriegsfilmen zusammenhanglos Dinge kritisiert werden, die bei den wirklichen Heulern die großen Aufhänger waren, bei den guten Filmen aber in einem völlig anderen Kontext stehen. Beste Beispiele dafür sind Black Hawk Down und We were Soldiers, die hierzulande geradezu verrissen wurden, obwohl kein einziger dieser Hurra-USA-Kritikpunkte auch nur im Ansatz zutraf. Lone Survivor ist auch so ein Ding, wobei hier zumindest die Heldenverehrung für die S.E.A.L.s ziemlich herb raussticht (imo aber berechtigt).
Es wird kritisiert, dass Soldaten, die dort im Gefecht gezeigt werden, keine permanent heulenden Wracks sind, die an allem zweifeln. Stattdessen regt man sich über jeden zynischen Spruch und über jedes "Kein Mann bleibt zurück" auf, als wäre das irgendwas völlig Hanebüchenes, was auf keinem Schlachtfeld der Welt zu finden wäre.
Weiterhin wird kritisiert, dass die Charaktere in den Filmen nicht über Dinge sinnieren, die ihnen zum Zeitpunkt der Handlung noch gar nicht bekannt gewesen sein können. Und was ja gar nicht geht ist, dass Soldaten tatsächlich an das glauben, was sie da tun. Aber wie sonst soll denn ein Soldat bitteschön diesen ganzen riesigen Haufen gepresste Krümelkacke überstehen, wenn er permanent nur am Wimmern und Zweifeln ist?
"Er wird mir eine Kugel verpassen und dann Selbstmord begehen." -Nina Meyers-

"Wir passen schon auf, dass er keinen Selbstmord begeht." -Jack Bauer-

Glod

Zitat von: PierrotLeFou am 31 März 2015, 16:41:58
Nö, aber hinterher könnte man etwas besonnener auftreten... wenn das nicht der Fall ist (und man vom Spaß am Töten spricht und trotz aller anfänglichen Beteuerungen, dass man nichts gegen Iraker habe, um dann später trotzdem ganz undifferenziert die Iraker zu beleidigen), kann man sich fragen, wieso einer Person dennoch soviel Sympathie und Bewunderung entgegengebracht wird...

Was das Auftreten angeht, so hast du völlig Recht. Aber ich würde eben stark die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass Chris Kyle nach all seinen Runden im Irak und all dem Müll, den er zwangsläufig durch sein Scope sah und auch verursacht hat, mächtig einen an der Klatsche hatte. Kann natürlich auch sein, dass ihm das alles nix machte und er ergo ein ziemlich ignoranter und hochgradig zynischer Mensch mit dem Weltbild eines Dreijährigen war (ist nicht viel besser). Aber so oder so - ganz sauber war der imo nicht.

Die Bewunderung, die ihm entgegenschlägt entspringt allerdings auch nicht seinen Äußerungen gegenüber den Irakern, sondern eben seinem Tun im Krieg. Amerika betrachtet seine Soldaten anders als wir...zumindest solange sie noch aktiv im Dienst sind. Als ich 2010 in Kaliforniern war, da hingen dort in den Außenbezirken von L.A. die Straßen voll mit riesigen Schildern. Auf jedem Schild war das Portrait eines Soldaten/einer Soldatin zu sehen. Darunter standen Rang und Name. Das waren die Leute aus der Gegend, die da gerade im Irak oder in Afghanistan kämpften.
Wie es der Zufall auch so wollte, waren wir ausgerechnet am Veteran's Day in Las Vegas. Alter, sowas hast du noch nicht gesehen. Die haben dort auf dieser riesigen Leuchtreklame-Dingsbums-Anzeige, die da irgendwo an der Decke hängt, die Namen sämtlicher gefallener Soldaten seit dem Vietnam-Krieg durchlaufen lassen. Dazu lief eine Musik, dass es einem die Fußnägel hoch rollte. Und die Leute standen dort die ganze Zeit andächtig da und haben sich die Namen angeschaut. Diese Nummer dauerte ca. 30 - 45 Minuten.
Die USA lieben ihre Helden. Und je krasser diese Jungs drauf waren, desto mehr lieben sie sie. Wir regen uns hier über Kyle auf, weil er die Iraker als Wilde bezeichnet. Das interessiert dort drüben keine Sau. Dort war er ein Held, der 160 bestätigte Abschüsse erreicht hat. Das ist es, was dort zählt. Das mag uns arg befremdlich erscheinen, aber bis zu einer gewissen Grenze finde ich das sogar besser als das, was hierzulande abgeht. Hier muss man sich ja schon fast schämen, wenn man Soldat ist und ein Gefallener in der Familie ist fast so, als hätte sich einer mit 10 verschiedenen Geschlechtskrankheiten angesteckt. Unsere Politiker schicken Soldaten in den Krieg und weigern sich dann jahrelang, überhaupt von einem Krieg zu sprechen. Unseren Jungs wird die Rübe von irren Handtuchköpfen weggeballert und im Bundestag faseln sie was von einer Friedens- und Aufbaumission. Aber wehe in dem Krieg passiert tatsächlich mal was Kriegerisches (Tanklaster). Da wird dann ein irres Juhu angestimmt und nach Konsequenzen geschrien, weil es ja nicht sein kann, dass im Krieg Unbeteiligte umkommen und - Gott bewahre - fragwürdige Entscheidungen getroffen werden. Weil, ein paar hundert Sesselfurzer in Berlin wissen es natürlich besser als ein Kommandeur vor Ort.
Nee, nee - Amerika's Liebe zu seinen Soldaten mag hier und da auch Grenzen überschreiten und sich ins Groteske verkehren. Aber lieber so rum, als diese ignorante Behandlung, die unsere Soldaten erfahren.
"Er wird mir eine Kugel verpassen und dann Selbstmord begehen." -Nina Meyers-

"Wir passen schon auf, dass er keinen Selbstmord begeht." -Jack Bauer-

Roughale

@Glod: Gerade erst deine Antwort auf meinen Post gesehen, weil ich dem aus meiner Sicht wertlosen Fetzen Kriegspropaganda nicht allzuviel Zeit widmen möchte ;)

Wir haben da offensichtlich eine ganz andere Ansicht und das kann gerne auch so sein, den anderen zu überzeugen bringt da eh nichts... Ich gebe mir auch gern die Schuld, dass da meine komplette Ablehnung des Militärs ansich eine wichtige Rolle spielt und wenn das so abgefeiert wird und dann auch noch mit mMn faschen Argumenten (wenn Cooper Oscar-reif gespielt hat, dann war auch die Babypuppe einen Oscar wert :LOL:), dann halte ich nun mal dagegen... Und dein Argument, dass man zum Zeitpunkt des Geschehens nichts von den Machenschaffen der Obrigen wusste, kann ich nicht akzeptieren, weil es aber zum Zeitpunkt des Entstehen des Films bekannt war und somit für mich  nicht erkenntlich ist, was Eastwood mit diesem Film uns mitteilen möchte... Ein zugegeben krasser Vergleich wär es zum Beispiel, wenn ein deutscher Regisseur einen Film über KZs macht und sich dort nur auf den Alltag beschränkt und die Vernichtung komplett weglässt, was man auch begründen könnte, weil man als Aussenstehender ja nichts gewusst haben soll - das ist naiv und stinkt nach gewollter Verfälschung der Fakten. Und dass Eastwood eine nationale Socke auf Seiten der Republikaner ist, sollte ja bekannt sein - das hat mich bisher weniger gestört, weil sich das in seinen Filmen, die ich gesehan habe, bisher nicht störend aufgefallen ist, das ärgert mich doppelt, denn hätte da nicht sein Name im Vorspann gestanden, dann wär ich bestimmt früher genervt rausgegangen, so blieb ich sitzen und wartete auf mehr und es kam nicht und wurde eher noch schlimmer - das Ende war für mich regelrecht zum Kotzen...

Das ist nun mal meine Sicht, die kann und will ich nicht ändern, aber deine will ich dir auch nicht nehmen - falsch ist bestimmt keiner...

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

Mr. Blonde

2 April 2015, 18:23:43 #124 Letzte Bearbeitung: 2 April 2015, 18:32:11 von Mr. Blonde
Zitat von: MDGeist am  2 April 2015, 09:05:49
Danke für deinen Beitrag Glod.
Mittlerweile ist es so, dass sobald ein Amerikanischer Kriegsfilm erscheint alle Ober-linken-pazifisten-hippies aus ihren Löchern kommen und unqualifizierte Kommentare abgeben.
Noch nie ne Kaserne von innen gesehen, keine Minute in einer Armee verbracht geschweige denn in einem Kriegs-, Kampf- / Kriseneinsatz gewesen aber auf dem Gebiet einen auf Schlaumeier machen.

Wenn man alles selbst erlebt haben müsste, um darüber diskutieren zu dürfen, wäre das Leben wohl ziemlich nutzlos. Dann darf man keine Filme mehr schlechtfinden, man müsste nämlich selbst mal einen drehen, um das beurteilen zu können. Neues Popalbum ist scheiße? Mach mal selbst erst ein besseres. Steak schmeckt nicht? Geh doch selbst in die Küche im Restaurant. etc.


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Riddick

Zitat von: MDGeist am  2 April 2015, 09:05:49
Mittlerweile ist es so, dass sobald ein Amerikanischer Kriegsfilm erscheint alle Ober-linken-pazifisten-hippies aus ihren Löchern kommen und unqualifizierte Kommentare abgeben.
Noch nie ne Kaserne von innen gesehen, keine Minute in einer Armee verbracht geschweige denn in einem Kriegs-, Kampf- / Kriseneinsatz gewesen aber auf dem Gebiet einen auf Schlaumeier machen.

Sehe ich ganz genau so. Eine ähnliche Diskussion gab es ja auch schon bei "Herz aus Stahl".
"Schnell rennt das kriminelle Element,wenn es Dieter Krause kennt." - Tom Gerhardt (Hausmeister Krause)

pm.diebelshausen

Zitat von: MDGeist am  2 April 2015, 09:05:49
Mittlerweile ist es so, dass sobald ein Amerikanischer Kriegsfilm erscheint alle Ober-linken-pazifisten-hippies aus ihren Löchern kommen und unqualifizierte Kommentare abgeben.
Noch nie ne Kaserne von innen gesehen, keine Minute in einer Armee verbracht geschweige denn in einem Kriegs-, Kampf- / Kriseneinsatz gewesen aber auf dem Gebiet einen auf Schlaumeier machen.

Sehr schade, dass damit andere Meinungen zum Thema "Genre Kriegsfilm" einfach diskreditiert und weggewischt werden, denn das verhindert jede Diskussion, für die ein Forum wie dieses hier eigentlich da ist, und macht die Position pro "American Sniper" nicht stärker, sondern schwächer.

@McClane: tatsächlich interessant, denn das öffnet den Blick auf das Spannungsfeld zwischen Intention oder Wirkung eines Films einerseits und rein filmhandwerkliche Qualität andererseits. Die Frage ist auch, ob und wozu eine Geschichte, selbst wenn sie ein Ausschnitt der Wirklichkeit wäre (schwieriges Thema, denn es geht hier um Film, nicht um Abbild oder gar Wirklichkeit an sich), überhaupt erzählt wird/werden "muss". Dass da Probleme entstehen, die nicht nur Hippies haben, zeigen zahlrreiche selbst Anti-Kriegsfilme, die abhängig von dem, der sie sieht, ihre ursprüngliche Intention verlieren und mindestens in die Nähe von Rekrutierungsproduktionen rücken können.

Generell zum Streit: warum man Meinungen kundgibt, um die gleichzeitig zu relativieren, indem man sich auf "ist halt meine Meinung, jeder kann eine andere haben" zurückzuziehen, werde ich wohl nie verstehen. Die hier kontrovers gebrachten Meinungen sind doch wertvoll, davon gehe ich einfach aus, denn sonst bräuchte man sie gar nicht erst raushauen.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

PierrotLeFou

Zitat von: Glod am  2 April 2015, 14:20:24Was das Auftreten angeht, so hast du völlig Recht. Aber ich würde eben stark die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass Chris Kyle nach all seinen Runden im Irak und all dem Müll, den er zwangsläufig durch sein Scope sah und auch verursacht hat, mächtig einen an der Klatsche hatte. Kann natürlich auch sein, dass ihm das alles nix machte und er ergo ein ziemlich ignoranter und hochgradig zynischer Mensch mit dem Weltbild eines Dreijährigen war (ist nicht viel besser). Aber so oder so - ganz sauber war der imo nicht.
Das mit der Klatsche (und den womöglich nachvollziehbaren Gründen für diese) will ich auch überhaupt nicht ausschließen. Ich finde es bloß "unheimlich", dass weniger diese Klatsche, als vielmehr die hohe Trefferquote von vielen angeführt wird...

ZitatDie Bewunderung, die ihm entgegenschlägt entspringt allerdings auch nicht seinen Äußerungen gegenüber den Irakern, sondern eben seinem Tun im Krieg. Amerika betrachtet seine Soldaten anders als wir...zumindest solange sie noch aktiv im Dienst sind. [...]
Die USA lieben ihre Helden. Und je krasser diese Jungs drauf waren, desto mehr lieben sie sie. Wir regen uns hier über Kyle auf, weil er die Iraker als Wilde bezeichnet. Das interessiert dort drüben keine Sau. Dort war er ein Held, der 160 bestätigte Abschüsse erreicht hat. Das ist es, was dort zählt. Das mag uns arg befremdlich erscheinen, aber bis zu einer gewissen Grenze finde ich das sogar besser als das, was hierzulande abgeht. Hier muss man sich ja schon fast schämen, wenn man Soldat ist und ein Gefallener in der Familie ist fast so, als hätte sich einer mit 10 verschiedenen Geschlechtskrankheiten angesteckt.
Ich denke, dass beides nicht optimal ist... ;) aber im Zusammenhang mit dem neuen Eastwood gehörte nunmal der erste Punkt zum Thema und ich würde den auch nicht über den anderen Punkt abschwächen wollen oder mir gar jede Kritik verkneifen, weil es hierzulande ebenfalls (andere) Probleme gibt...

Beides finde ich als Thema für einen Film allerdings spannender und ergiebiger als ein Biopic über einen fragwürdigen amerikanischen Helden. :icon_mrgreen:


Zitat von: Riddick am  2 April 2015, 19:17:51
Zitat von: MDGeist am  2 April 2015, 09:05:49
Mittlerweile ist es so, dass sobald ein Amerikanischer Kriegsfilm erscheint alle Ober-linken-pazifisten-hippies aus ihren Löchern kommen und unqualifizierte Kommentare abgeben.
Noch nie ne Kaserne von innen gesehen, keine Minute in einer Armee verbracht geschweige denn in einem Kriegs-, Kampf- / Kriseneinsatz gewesen aber auf dem Gebiet einen auf Schlaumeier machen.

Sehe ich ganz genau so. Eine ähnliche Diskussion gab es ja auch schon bei "Herz aus Stahl".
Ich denke ja, dass man sich - wenn man die unqualifierten Kommentare über das Biopic eines Mannes, der nicht nur mit seiner Trefferquote, sondern auch mit seinen unqualifizierten Kommentaren von sich reden machte, entschieden ablehnt - mal ganz gepflegt an die eigene Nase fassen darf, wenn man im gleichen Atemzug "Ober-linke[]-pazifisten-hippies" mit Würmern, Mäusen, Ratten etc. gleichsetzt... ("aus Löchern gekrochen kommen") :andy:
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

RoboLuster

Das ist echt nicht nett, die armen Ratten.
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

PierrotLeFou

Zitat von: RoboLuster am  2 April 2015, 21:20:24
Das ist echt nicht nett, die armen Ratten.

Um (fehlende) Nettigkeit ging es mir ja gar nicht... :icon_razz:
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Reiben

Zitat von: MDGeist am  2 April 2015, 09:05:49
Danke für deinen Beitrag Glod.
Mittlerweile ist es so, dass sobald ein Amerikanischer Kriegsfilm erscheint alle Ober-linken-pazifisten-hippies aus ihren Löchern kommen und unqualifizierte Kommentare abgeben.
Noch nie ne Kaserne von innen gesehen, keine Minute in einer Armee verbracht geschweige denn in einem Kriegs-, Kampf- / Kriseneinsatz gewesen aber auf dem Gebiet einen auf Schlaumeier machen.

Eine der größten Dummheiten, die ich je in einem Forum gelesen habe.

Amerikanische Kriegsfilme sind seit dem 11. September nunmal im wesentlichen apologetisch und kriegsverherrlichend. Da muss man kein oberlinker Pazifisten-Hippie sein, um das abzulehnen, sondern lediglich ein denkender Mensch. Was eine persönliche Vergangeheit beim Militär mit der Fähigkeit oder der Berechigung zu tun hat, einen Kriegsfilm zu bewerten entzieht sich mir auch vollständig. Aber das ist die alte Frage nach äußeren und innneren Beobachtern. Beide benötigt es nunmal, aber das ist eine Erkenntnis, die innere Beobachter meist gerne ablehnen.

Jeder der sich ein bisschen mit Kriegsfilmen auskennt, weiß, dass es selten darum geht ein authentisches Bild von Krieg o. ä. zu zeigen, sonder darum bestimmte Erfahrungen und Ideologie künstlerisch zu verarbeiten und dem Zuschauer filmisch erfahrbar zu machen. Dafür ist ein objektiver Blick von außen viel besser geeignet, als ein durch persönliche Erfahrungen beeinflusstes Bild. Ich würde dir mal einen Blick in die medienwisenschaftliche Diskussion zum Kriegsfilm empfehlen, um dein Verständnis zur Thematik etwas zu schärfen. Aber wer Leute die offensichtliche Kriegspropaganda ablehnen als OLPHs bezeichnet, bei dem habe ich meine Zweifel, ob er fähig und willens ist sich mit Wissenschaft auseinanderzusetzen.
.mirrorS arE morE fuN thaN televisioN

RoboLuster

Wer redet denn hier über den Film (außer Roughi)?^^
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

Tito

Ich tat es... kurzfristig  :icon_mrgreen:

May The Fleas Be With You
Wir sind Polizeibeamte, für Gewalttätigkeiten wurden wir nicht ausgebildet.

Hitfield

Zitat von: Reiben am  3 April 2015, 11:48:21
Da muss man kein oberlinker Pazifisten-Hippie sein, um das abzulehnen, sondern lediglich ein denkender Mensch. Was eine persönliche Vergangeheit beim Militär mit der Fähigkeit oder der Berechigung zu tun hat, einen Kriegsfilm zu bewerten entzieht sich mir auch vollständig.
Selbst US-Soldaten, Ex-Marines und Kollegen von Kyle sehen den Film ja nicht ausschließlich positiv und kritisieren die einseitige und kriegsverfälschende Darstellung einerseits sowie Chris Kyle als verurteilten Lügner andererseits.

Jesse Ventura: Chris Kyle Is No Hero, He's a Liar (The Hollywood Reporter)

American Liar (Slate)

I was an American sniper, and Chris Kyle's war was not my war (Salon)
Sehr schön vor allem folgender Abschnitt:

Zitat"My war was completely different than Chris Kyle's war. That doesn't mean his war is wrong, and mine was right. But it does mean that no one experience is definitive.

The movie depicts compounded action scenes with very little political and regional context. It was a conscious decision by Clint Eastwood, apparently, to leave out the cause of the U.S. invasion and subsequent occupation of Iraq. [...] Audience members are mistaking Chris Kyle's view of the war as "the" story about the war."

Interview With Former Marine & War Correspondent David J. Morris
speziell von 6:50 bis 7:40

Ex-Marine Speaks Out Against "Perpetual" Iraq War

Iraq War History Lesson
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

Kerry

Zitat von: Glod am 31 März 2015, 16:38:22
Nein, ich niete die Type um, denn wenn ich es NICHT tue, dann erwischt es etliche von MEINEN Leuten.
Genau dies ist das Problem.
Die einen denken, sie würden "Typen umnieten", die anderen, dass sie einen Menschen erschießen.

RoboLuster

12 April 2015, 22:04:16 #135 Letzte Bearbeitung: 12 April 2015, 22:20:51 von RoboLuster
Oh nein, dagegen muss aber wirklich mal was getan werden. Kann ja nicht sein, dass Menschen nur umgenietet werden.

edit:
Ich finde diesen Wunsch nach moralischem Kriegsverhalten immer noch befremdlich. Ja, das wäre ganz toll, aber wenn man sich schon utopisches Wünscht, warum dann nicht den Weltfrieden?
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
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Roughale

Zitat von: RoboLuster am  3 April 2015, 14:40:51
Wer redet denn hier über den Film (außer Roughi)?^^

War ein Versehen, sorry  :rofl:

Und was zu den beleidigenden, rechtspopulistisch anmiutenden Posts zu sagen wär, verbietet mir meine Erziehung, aber mein grüner Freund bringt es auf den Punkt ->  :doof:

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

McClane

30 Juli 2015, 10:15:35 #137 Letzte Bearbeitung: 9 Oktober 2015, 08:16:02 von McClane
Ich habe den Film jetzt mal auf DVD gesehen und der ist alles andere als ein Antikriegsfilm, andrerseits sehe ich aber auch nicht das Rekrutierungsvideo in ihm, zu dem er teilweise gemacht wird. Vielmehr fällt es mir schwer irgendeine klare Haltung in dem Film zu seiner Hauptfigur zu erkennen. Ich habe mich mit den Äußerungen Chris Kyles nicht groß beschäftigt, kenne nur die Zitate aus dem Thread hier und aus der Tagespresse; seine Freude am Töten zeigt der Film nicht, wohl aber sein einfaches Weltbild, das nur Gut und Böse kennt, die Gegner zu Wilden stilisiert. Das begründet der Film mit einer Erziehung (Indoktrination?) durch den Vater, der die Welt auf drei Gruppen runterbricht: Schafe, Wölfe und Schäferhunde. Ob der Film das als Beeinflussung oder gesundes Weltbild darstellt? Schwer zu sagen. Vieles wirft hingeworfen, Momente, die man als kritisch sehen kann (etwa die Entfremdung von der Familie, die schwere Entscheidung über Leben und Tod, der Besuch beim Psychologen), bleiben nicht weiter entwickelte Ansätze, so wie auch potentiell zelebrierende Momente (etwa die Tatsache, dass Kyle nach einer PTSD-Phase wieder ein "normaler" Familienvater wird) auch nur kurz angerissen werden. Auch Coopers (in meinen Augen recht gutes) Spiel finde ich in dem Zusammenhang uneindeutig: Wenn Kyles Bruder beim Abzug seines Trupps aus dem Irak sagt, dass er nur noch weg aus der Scheiße und ab nach Hause wolle, dann guckt Kyle bloß als habe der Mann Unmögliches/Unverständliches gesagt - und wieder weiß ich nicht, ob der Film Kyle da nun als besonders weltfremd oder besonders heroisch herausstellen will.
Es macht allerdings den Anschein, dass Eastwood und sein Drehbuchautor Jason Hall Chris Kyles Leben allein wohl doch nicht für interessant genug hielten und deshalb den Sniper der Gegenseite einbauen, den es in der Realität nicht gab. Tatsächlich gibt es auch hier nicht uninteressante, aber viel zu kurze Momente, etwa die Szene, in der man ihn bei Frau und Kind sieht und somit eine Parallele zum ebenfalls daheim vor allem als Vater gezeigten Kyle hergestellt wird, die aber nie wieder aufgegriffen wird. So schwankt der Film zwischen Biopic und klassischem Erzählen ohne einen der beiden Pole richtig zu bedienen, alle Nebenfiguren, egal ob Ehefrau, Bruder oder bester Freund, sind bloß Stichwortgeber und trotz der Fixierung auf den Scharfschützen habe ich nicht das Gefühl irgendetwas über Chris Kyle gelernt zu haben. Inszenatorisch ist das nicht brillant, aber von guter Eastwood-Qualität, geht aber manchmal in Richtung eines banalen Kriegsactioners, was angesichts des Biopic-Anspruchs aber schon ziemlich im Getriebe knirscht. Dabei finde ich es übrigens okay, wenn der Film sich auf die Froschperspektive seiner Hauptfigur beschränkt und die großen Zusammenhänge ausblendet, doch wie das ausgewogener, galubwürdiger und konsequenter geht, das hat Kathryn Bigelows artverwandter und in jeder Hinsicht überlegener "The Hurt Locker" gezeigt. "American Sniper" bleibt hingegen, kompetenter Regie und Darsteller zum Trotz, reichlich leer. (5/10)
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

PierrotLeFou

Gerade bei Freunden gesehen...

Zitat von: McClane am 30 Juli 2015, 10:15:35seine Freude am Töten zeigt der Film nicht, wohl aber sein einfaches Welt, das nur Gut und Böse kennt, die Gegner zu Wilden stilisiert. Das begründet der Film mit einer Erziehung (Indoktrination?) durch den Vater, der die Welt auf drei Gruppen runterbricht: Schafe, Wölfe und Schäferhunde. Ob der Film das als Beeinflussung oder gesundes Weltbild darstellt? Schwer zu sagen.
Sehe ich auch so!

ZitatInszenatorisch ist das nicht brillant, aber von guter Eastwood-Qualität, geht aber manchmal in Richtung eines banalen Kriegsactioners, was angesichts des Biopic-Anspruchs aber schon ziemlich im Getriebe knirscht.
Das sehe ich etwas anders... Handwerklich ist das mMn (gut ausgestattetes) Mittelmaß mit einigen höchst unbefriedigenden Effekten, inszenatorisch ist es nicht einmal das: Erhöhung der Schnittfrequenz und dynamischere Kameraarbeit bei Actionszenen wirken hier erschreckend konzeptlos, ansonsten dominieren unbeeindruckende Großaufnahmen und eine ausgesprochen simple Montage den Film... Eastwood ist mir als Regisseur in vielerlei Hinsicht schon seit einigen Jahren zu 08/15-mäßig und klebt zu sehr an konventionellen Mitteln... hier hat er vielleicht seinen Tiefpunkt erreicht.
Und das Drehbuch bringt Privatleben und Kriegsalltag nur sehr ungeschickt unter einen Hut: kaum ein Charakter gewinnt Tiefe, Beziehungen und Empfindlichkeiten sind halt einfach da und das funktioniert nur deshalb halbwegs, weil man die vielen Klischees des Films bausteinmäßig zum altbekannten Gesamteindruck zusammensetzen kann... Mit dem Unterschied, dass die Hauptfigur hier im Grunde vergleichsweise gut mit ihren Kriegserlebnissen zurechtkommt...

Einseitiger Film voller Klischees, höchst mittelmäßig dargeboten und keinem wirkungsvollen Spannungsbogen folgend.

Wo Eastwood die Antikriegsfilm-Momente seines Films gegeben sieht, weiß ich nicht... selbst bei der ersten Beerdigung schließt an die Verlesung eines kritischen Briefes ja sogleich der Trompetenspieler an, der zu Salutschüssen vor der Sonne stehend in gleißendem Licht erscheint: verklärender geht es gar nicht mehr, da werden schon die ältesten filmischen Mittel zur Überhöhung & Glorifizierung aufgeboten.

Berührt hat mich der Film nur einmal, als einem Kind in den Oberschenkel und in den Schädel gebohrt wird... aber nicht, weil das sonderlich verstörend wirken würde, sondern weil es ziemlich billig & geschmacklos ist, mit solch einer Kinderfolterszene hausieren zu gehen, während eine emotionale Vereinnahmung ansonsten kaum jemals angestrebt wird. Da hat selbst Uwe Boll in "Darfur" schon geschmackssicherer gearbeitet...


Würde der Film nicht von Eastwood stammen und gäbe es das Chris-Kyle-Vorbild nicht, so hätte er sicherlich nicht diese Aufmerksamkeit (uns so grotesk hohe Bewertungen) bekommen... Seit "Tal der Wölfe" habe ich keinen so mäßigen & einseitigen Film aus dem Action-, Kriegs- & Dramen-Sektor gesehen. :icon_neutral:
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Lobsisdorett

Ich hatte auch sehr stark den Eindruck des klassisch patriotischen Pathos. Der ganze Film wirkt auf mich daher immer total verstörend und ich hatte kaum einmal das gefühl, dass an irgendeiner Stelle mal irgendetwas kritsich hinterfragt wird. Der Film wird in keiner Szene dem Können eines Clint Eastwood in keinster Weise gerecht. Sehr schade eigentlich...

tenderman

"Amr Salama" :question::question: plant jetzt das Gegenstück zum amerikanischen Scharfschützen:
http://www.filmstarts.de/nachrichten/18514386.html
"Aspirin gab´s nicht, da hab ich dir Zigaretten mitgebracht" (Homer Simpson)

Roughale


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