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Glass ("Split"-und-"Unbreakable"-Sequel)

Begonnen von StS, 26 April 2017, 19:46:22

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Stefan M

Mit der offenkundigen Einstellung des SPIEGEL-Autors, der Film einer Trilogie müsse auch für sich allein funktionieren können, verbaut er sich übrigens auch den Spaß, den man als Kenner der Vorgängerfilme mit den zahlreichen Querverweisen bis in die Anfangsszene des mittlerweile ja fast 20 Jahre alten "Unbreakable" hinein haben kann (u.a. natürlich das Zugunglück oder kleine Nebensächlichkeiten wie das Hanteltraining und Shyamalans Cameo).
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Roughale

Seit wann muss man den Filmkrtiken im Spiegel ernst nehmen (bzw den Spiegel insgesamt)? Unnötig sich darüber den Kopf zu zerbrechen, der ist ja nicht aus Glas :king:

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

McClane

Stelle mir gerade vor wie der Autor "Lord of the Rings: Return of the King" schaut und laut meckert, dass er gar nicht versteht wer diese Hobbits sind, was die mit diesem komischen Ring wollen und wie die überhaupt nach Mordor gekommen sind.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

PierrotLeFou

LotR gibt sich aber auch im Titel als Fortsetzung zu erkennen. "Glass" hingegen knüpft an einen Film an, der einem jüngeren Publikum womöglich gar nicht mehr recht präsent ist, auch wenn der zweite Film ja am Ende den Bogen zu "Unbreakable" geschlagen hat... Da liegen bald zwei Jahrzehnte dazwischen. [Und was die Werbung betrifft: Nicht jeder Kinogänger schaut sich Trailer an, sondern wirft eben höchstens mal einen Blick in eine Zeitschrift.] Und eine Fortsetzung hat nun einmal die Möglichkeit, verständlich für diejenigen zu sein, die den Vorgänger nicht kennen... ;)
Insofern scheint mir das Argument nicht per se falsch zu sein, wobei ich nicht einschätzen kann, wie es bei "Glass" nun tatsächlich aussieht... Mich hält nicht zuletzt eine sinnige zweite Sichtung von "Unbreakable" vom Kinobesuch ab.

Die Frage, ob eine Fortsetzung auch für sich oder eben "nur" als Fortsetzung funktionieren muss, dürfte kaum zu klären sein. Was diese Film-Duos/-Trilogien mit unabgeschlossenen Einzelteilen betrifft (Kill Bill/LotR), bin ich sogar der Meinung, dass das ein ästhetischer/dramaturgischer Abstrich zugungsten der Einnahmen ist. Wenn die Geschichte es verlangt, dann hat ein Film halt 7 oder 13 Stunden lang zu sein wie bei Tarr oder Rivette... Den dann aufzuspalten und in Jahresabständen in die Kinos zu bringen, scheint mir der falsche Weg zu sein. Und daran messe ich einen LotR zu kleinen Teilen durchaus: Teil 1 ist der Film mit endlosen Begrüßungsszenen und abgebrochenem Ende, Teil 2 hat weder Anfang noch Ende und Teil 3 besteht zur Hälfte aus Abschiedsszenen. Keiner von denen funktioniert (selbst wenn man die Reihenfolge einhält) für sich allein: und auch, wenn man nur 10 Minuten und nicht ein Jahr zwischen die Teile als Pause packt, kommen nochmals 20 Minuten Abspann hinzu... Das ist einfach kein rundes Ganzes. (Und das gab es ja bereits zu Stummfilmzeiten: Dort mussten Zuschauer aber bloß Stunden, nicht Monate auf den Folgefilm warten... wobei von Langs "Nibelungen" tatsächlich jeder Teil wesentlich besser funktioniert als die LotR-Einzelteile, was aber auch der auffällig zerteilten Vorlage geschuldet ist...)
Da gibt es nun einmal höchst unterschiedliche, jeweils durchaus gerechtfertigte Ansichten.


Davon abgesehen: Im Spiegel erscheinen nicht bloß Verrisse. Blockbuster-Streifen und große Teile des Mainstreamfilms werden da halt oftmals skeptisch beäugt, dafür gibt es andere Felder, auf denen sie Filmen wesentlich gerechter werden. Damit kann man sich ja eigentlich auch arrangieren und muss nicht jedesmal aus allen Wolken fallen, wenn "seltsamerweise" wieder neue große Hollywood-Genrefilm-Unterhaltung geschmäht wird... :D Womöglich kommt es ja bei der Leserschaft insgesamt auch ganz gut an...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Stefan M

Zitat von: PierrotLeFou am 24 Januar 2019, 15:57:39
LotR gibt sich aber auch im Titel als Fortsetzung zu erkennen.
Bei genauerer Betrachtung kann man "Glass" auch als Fortsetzung deuten. So steht "Unbreakable" für den vermeintlich unkaputtbaren David Dunn, "Split" für den in seiner Persönlichkeit gespaltenen Kevin Wendell Crumb und "Glass" - na ja - für Elijah Price mit seinen Glasknochen, aber dazu muß man zugegebenermaßen natürlich auch zumindest zwei der Filme kennen, um die Gedankenkette "Dunn = Unbreakable", "Crumb = Split" und "Glass = ?" vervollständigen zu können. Sonst erschließt sich das nicht wirklich. ;)

Zitat"Glass" hingegen knüpft an einen Film an, der einem jüngeren Publikum womöglich gar nicht mehr recht präsent ist, auch wenn der zweite Film ja am Ende den Bogen zu "Unbreakable" geschlagen hat... Da liegen bald zwei Jahrzehnte dazwischen. [Und was die Werbung betrifft: Nicht jeder Kinogänger schaut sich Trailer an, sondern wirft eben höchstens mal einen Blick in eine Zeitschrift.] Und eine Fortsetzung hat nun einmal die Möglichkeit, verständlich für diejenigen zu sein, die den Vorgänger nicht kennen... ;)
Insofern scheint mir das Argument nicht per se falsch zu sein, wobei ich nicht einschätzen kann, wie es bei "Glass" nun tatsächlich aussieht... Mich hält nicht zuletzt eine sinnige zweite Sichtung von "Unbreakable" vom Kinobesuch ab.
Daß man "Split", ohne "Unbreakable" gesehen zu haben, goutieren kann, steht außer Frage, glaube ich. Im schlimmsten Fall hinterläßt die Schlußszene bei "Split" reichlich Fragezeigen bei denjenigen, die "Unbreakable" nicht kennen, aber bis dato waren Vorkenntnisse nicht nötig. Insofern funktionieren die beiden Filme auch so. Bei "Glass" sieht es tatsächlich ein wenig anders aus. Da verhält es sich ungefähr wie bei - sagen wir - "Zurück in die Zukunft 3", wenn man vorab die Rückblenden aus Teil 2 weggelassen hätte. Oder die "Saw"-Reihe, bei der es ja mit jedem fortgeschrittenen Teil schwieriger wurde, nicht zuletzt auch durch die später hinzukommenden verschiedenen Zeitebenen, die Handlungsfäden zu entwirren, wenn man nicht die Vorgänger kannte. Dort wie hier kann man der Handlung schon folgen, versteht aber so manche Rückbezüge vermutlich nicht auf Anhieb, weil die Hintergründe zu den einzelnen Figuren fehlen. Sie werden aber schon deutlich genug während des Verlaufs der Geschichte ausbuchstabiert, um der Handlung folgen zu können, aber es fällt ohne Vorkenntnisse sicherlich nicht ganz leicht, sich hineinzukämpfen.

ZitatDie Frage, ob eine Fortsetzung auch für sich oder eben "nur" als Fortsetzung funktionieren muss, dürfte kaum zu klären sein. Was diese Film-Duos/-Trilogien mit unabgeschlossenen Einzelteilen betrifft (Kill Bill/LotR), bin ich sogar der Meinung, dass das ein ästhetischer/dramaturgischer Abstrich zugungsten der Einnahmen ist. Wenn die Geschichte es verlangt, dann hat ein Film halt 7 oder 13 Stunden lang zu sein wie bei Tarr oder Rivette... Den dann aufzuspalten und in Jahresabständen in die Kinos zu bringen, scheint mir der falsche Weg zu sein. Und daran messe ich einen LotR zu kleinen Teilen durchaus: Teil 1 ist der Film mit endlosen Begrüßungsszenen und abgebrochenem Ende, Teil 2 hat weder Anfang noch Ende und Teil 3 besteht zur Hälfte aus Abschiedsszenen. Keiner von denen funktioniert (selbst wenn man die Reihenfolge einhält) für sich allein: und auch, wenn man nur 10 Minuten und nicht ein Jahr zwischen die Teile als Pause packt, kommen nochmals 20 Minuten Abspann hinzu... Das ist einfach kein rundes Ganzes. (Und das gab es ja bereits zu Stummfilmzeiten: Dort mussten Zuschauer aber bloß Stunden, nicht Monate auf den Folgefilm warten... wobei von Langs "Nibelungen" tatsächlich jeder Teil wesentlich besser funktioniert als die LotR-Einzelteile, was aber auch der auffällig zerteilten Vorlage geschuldet ist...)
Da gibt es nun einmal höchst unterschiedliche, jeweils durchaus gerechtfertigte Ansichten.
Da ich immer noch einer derjenigen bin, die die Teile 2 und 3 vom "Herrn der Ringe" nicht gesehen haben - ja, ich weiß, Hinterwäldler und so -, kann ich natürlich nichts Abschließendes dazu sagen, aber ich erinnere mich in der Tat an das eher unbefriedigende Ende des ersten Teils. "Glass" ist aber schon als Dreiakter konzipiert, mit richtigem Anfang und richtigem Schluß. (Wobei der Stand der Dinge nach dem Ende von "Glass" auch einen interessanten Film abgeben könnte.
Spoiler: zeige
Was würde mit der Menschheit passieren, wenn Superhelden und übernatürliche Kräfte nicht länger nur Bestandteil von Comics und Comic-Verfilmungen wären, sondern es sie auch in Wirklichkeit geben würde?
Hat was ähnlich Faszinierendes an sich wie "Signs", der ja die Frage, ob das ganze Leben vorbestimmt ist, in den Raum warf.)

Um es aber noch einmal klar zu sagen: Ich sehe es nach wie vor nicht als Shyamalans Problem an, wenn Kinogänger vergrätzt werden, weil sie vorher nicht mitbekommen haben, daß "Glass" der Abschluß einer Trilogie ist.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Wolfhard-Eitelwolf

25 Januar 2019, 14:38:56 #35 Letzte Bearbeitung: 25 Januar 2019, 14:42:36 von Wolfhard-Eitelwolf
Natürlich soll der Thread nicht abdriften und ich habe Glass noch nicht gesehen, aber man tut HdR Unrecht, wenn man gerade dem ersten Teil ein vernünftiges Ende abspricht. Die literarische Vorlage eines Dreiteilers zu kennen bzw. zumindest von deren Existenz zu wissen, kann bei HdR weit mehr vorausgesetzt werden als die tatsächlich nicht auf den ersten Blick erschließbare Zusammengehörigkeit dieser diskutierten Trilogie. Hier darf man zu Recht kritisch fragen, ob das von Anfang an so konzipiert gewesen ist (ich weiß es nicht) oder ob sich der Fortsetzungs- bzw Cash Cow-Gedanke erst im Laufe der Jahr(zehnt)e entwickelte.
Betrachtet man "Die Gefährten" genauer, so kann ganz zweifellos festgestellt werden, dass das Finale eines solchen absolut würdig ist (auch wenn Moria zuvor vielleicht visuell "mehr kann" - und andererseits ein solcher "Vor-Höhepunkt bei der Lauflänge auch Sinn macht, da er durch einen ""Heldentod"" der Spannungskurve eher zuträglich ist als einen Endpunkt zu setzen). Im Finale sterben Helden, unzählige Gegner werden verdroschen und die Aspekte "Mini-Happy End" und "Fortsetzungszwang" werden imo gut ausbalanciert unter einen Hut gebracht.

Das einzige, was dem Finale für den Prototypcharakter fehlt, ist ein visueller Knallereffekt. Aber ganz ehrlich - wir können froh sein, dass dies nicht so ist. Denn schon auf Blu Ray sehen die meisten Effekt(Massen)szenen schlicht gruselig aus! Da wären wir auch beim hinsichtlich Geschlossenheit zum Scheitern verurteilten Teil 2 und beim wieder etwas besser gealterten Abschluss (dessen Ende mir bei einer Sichtung vor zwei Wochen weit weniger penetrant breitgetreten vorkam als bei früheren Sichtungen). Auf 4K wird man gerade Teil 2 ohne Neurenderung jedenfalls so nicht bringen können...

Aber nun zurück zu Glass ;) bei mir läufts auf Heimkino hinaus, da das Inselkino derzeit geschlossen hat  :LOL:


Benny88

27 Januar 2019, 14:05:55 #36 Letzte Bearbeitung: 27 Januar 2019, 14:12:21 von Benny88
Ich habe einige Tage vor meinem Kinobesuch noch einmal "Unbreakable" (den ich für ein Meisterwerk halte) und "Split" (den ich ganz passabel finde) angesehen und war recht froh, dass ich das noch einmal als Auffrischung getan habe, da Shyamalan wirklich auf einige Situationen und Nebenfiguren der Vorgänger noch einmal explizit eingeht. Finde es aber auch legitim da auf das Kennen der Vorgängerfilme aufzubauen.

"Glass" ist wirklich ein schwieriger Film. Fand ihn größtenteils eher enttäuschend, insgesamt relativ misslungen und stellenweise doch extrem faszinierend und sogar bewundernswert. Ja, irgendwie seltsam: Da hat man drei solch großartig etablierte Charaktere aus den Vorgängerfilmen und weiss ne gute Stunde lang nichts weiter mit ihnen anzufangen,
Spoiler: zeige
als sie in eine sterile Psychiatrie einzusperren und wirres Zeug brabbeln zu lassen.
Nein, das ist nicht was ich erwartet habe und auch nicht das was ich mir gewüscht habe. Die Stille und Eleganz die "Unbreakable" vollzogen hat weicht hier leider zu oft einer Inszenierung, die dem effekthascherischem Finale von "Split" ähnelt.

Trotzdem hat es "Glass" in seiner letzten dreiviertel Stunde noch einmal enorm geschafft mein Interesse zu wecken:
Spoiler: zeige
Als die Pläne von Elijah Price gelüftet werden und das riesige Gebäude eingeweiht wird, erwartet man als Zuschauer förmlich, dass sich der Showdown dort mit viel Theater und Action abspielt, man ist es schließlich so aus Comicverfilmungen gewohnt. Dass dann alles auf dem Parkplatz vor der Psychiatrie stattfindet ist so ein richtiger Schlag in die Fresse für alle Zuschauer, die schon dachten zu wissen was passieren wird.
Wie Shyamalan hier total das Gegenteil serviert von dem was man als Zuschauer erwartet, finde ich geradezu brilliant.

Spoiler: zeige
Auch dass Shyamalan wirklich den Mut hat hier alle seine drei Protagonisten über die Klippe springen zu lassen - und - schlimmer noch: Bruce Willis nicht den Heldentod sterben zu lassen, sondern ihn einfach nur in einer Pfütze ertrinken zu lassen ohne dass er sich noch einmal von seinem Sohn verabschieden kann - echt Respekt und Hut ab, Mr. Shyamalan! Bei dem Twist um die Figur von Sarah Paulson bin ich mir noch nicht sicher was ich davon halten soll..


Die letzten paar Minuten des Films sind Fluch und Segen zugleich:
Spoiler: zeige
Auf der einen Seite eine äußerst spannende Situation, die drei verbliebenen Identifikationsfiguren unserer drei Hauptfiguren als neues Superheldentrio aufzubauen. Auf der anderen Seite funktioniert es überhaupt nicht. Ich denke nicht, dass es in der heutigen Zeit von Youtube jemanden beeindruckt oder es jemand ernst nimmt, dass da ein Bruce Willis Stahl verbiegt oder ein James McAvoy über die Wiese huscht. Das soll ein Nachweis für Superhelden sein? Ich würde das Video unbeeindruckt schließen wenn ich sowas sehen würde. Im übrigen halte ich es für eher unglaubwürdig, dass die Figur von Elijah Price das wirklich so kalkulieren kann, dass alle drei am Schluss ermordet werden.


Man muss das Endergebnis nicht mögen (tu ich auch nicht), aber eins muss man einfach sagen: Eier hat er, der M. Night Shyamalan!

McClane

Zitat von: PierrotLeFou am 24 Januar 2019, 15:57:39
Davon abgesehen: Im Spiegel erscheinen nicht bloß Verrisse. Blockbuster-Streifen und große Teile des Mainstreamfilms werden da halt oftmals skeptisch beäugt, dafür gibt es andere Felder, auf denen sie Filmen wesentlich gerechter werden. Damit kann man sich ja eigentlich auch arrangieren und muss nicht jedesmal aus allen Wolken fallen, wenn "seltsamerweise" wieder neue große Hollywood-Genrefilm-Unterhaltung geschmäht wird... :D Womöglich kommt es ja bei der Leserschaft insgesamt auch ganz gut an...

Wobei der Spiegel - ähnlich wie manch anderes Organ der deutschen Filmpublizistik damit immer noch an dieser dünkelhaften Unterscheidung zwischen U- und E-Kultur festhält, die man eigentlich für überwunden hielt. Dabei gibt es ja durchaus Autoren (etwa Dietmar Dath bei der FAZ oder Sascha Westphal bei epd film), die da wesentlich weiter sind.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

Roughale

Der Spiegel taugt halt nichts, damit ist doch alles erlärt ;)

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

StS

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Mr. Blonde

30 Januar 2021, 00:37:47 #40 Letzte Bearbeitung: 30 Januar 2021, 02:28:10 von Mr. Blonde
Nachdem ich "Unbreakable" wieder aufgefrischt habe und begeistert war, wie gut der Twist noch funktioniert und "Split" noch gut in meiner Erinnerung manifestiert war, habe ich mir nun "Glass" gegeben und bin enttäuscht.
Spoiler: zeige
Der Film gaukelt mehrere Twists vor, die eigentlich keine sind. Dass hier eine Geheimorganisation agiert, ist bereits am Anfang klar, da die "Helden" ja systematisch gefangengehalten, untersucht und deren Schwächen als Folterinstrument eingesetzt werden. Wo ist da der Twist? Jeder Comicfan weiß doch sofort, dass hier mindestens eine Geheimorganisation der Regierung federführend ist. Und jeder sehende Mensch erblickt doch, dass diese Anstalt nicht normal ist und über Apparatschaften verfügt, zu der nur der Zugang hat, der verdeckt mit der Regierung oder einer Schattenregierung kooperiert. Wir befinden uns in einer abgeschotteten Anstalt, die eher einer Isolierstation und einem Gefängnis gleicht und nicht einer normalen Anstalt. Die Pfleger sind eiskalte Arschlöcher und schikanieren die Patienten. Sarah Paulson ist wieder im eiskalten, psychopathischen Sarah-Paulson-Modus. Samuel L. Jackson soll per Laser "lobotomiert" werden. Ich versteh nicht, wieso das-ist-alles-ein-böser-Geheimbund als Twist verkauft wird. Und dass Glass, der bereits vorab einige Male als Computerhacker gezeigt wurde, im Jahr 2019, in dem Smartphones und Streams allgegenwärtig sind, die zu Beginn explizit angesprochenen Überwachungskameras "hacken" und streamen wird, war halt auch absolut logisch und habe ich so erwartet. Wo ist hier der Twist? Es entspricht doch klar Glass' Charakter, dass er nichts dem Zufall überlassen würde. Dass Kevins Vater auch im Zug saß, wirkt extrem konstruiert und dämlich. Dass Willis in der Pfütze sterben wird, ist bereits in dem Moment klar, in dem die Pfütze kontextlos am Anfang gezeigt wird. Chekhov's gun hatten wir bereits in "Unbreakable". Nichts wird grundlos gezeigt, später wird auf solche Details in dramatischer Weise wieder eingegangen. Kennt man aus hunderten Filmen. Welche Figur steht mit Wasser in Verbindung? Welche Figur wird mit dem Geräusch des Wasserhahns eingeführt? Dunn. Also wird er in der Pfütze enden. Weil Syhamalan sich so sehr in seinem simplen Symbolismus (Farben, Geräusche, Themen) verfängt, die einzig und allein auf einen jeweiligen Charakter geeicht sind, war auch Dunns Tod so erwartbar. Der einzige "Twist" ist der, dass ein Showdown "versprochen" wird, der dann nicht kommt und anstatt dramtatisch auf dem Wolkenkratzer endet alles auf dem Parpklatz. Aber auch das ist hervorsehbar, weil zum einen bereits "Unbreakable" als auch "Split" eine große Effekthascherei, die man mit üblichen Superheldenfilmen vergleichen könnte, völlig vermieden haben. Und da der gesamte Film bis zum Showdown nur in der Anstalt spielte, ohnehin sehr preisgünstig aussieht, erhärtet bereits vorab den Verdacht, dass es das grandiose Finale gar nicht geben wird. Es würde gar nicht in diesen filmischen Mikrokosmos passen. Natürlich mag ich Filme, die die Erwartungshaltung der Zuschauer zerstören, aber von Shyamalan erwarte ich zumindest bei der erstmaligen Sichtung einen echten Twist und keine Entwicklung, die jeder Mensch, der die Seele einer Filmreihe sowie einfachste Mechanismen des Filmemachens verstanden hat, nicht ohnehin schon erwarten würde. Der Film hat keinen Twist. Vielleicht ist das der Twist. Vielleicht ist das genial?


Trotzdem teilweise nett, da Willis zeitweise ein bisschen was für seine Gage macht, McAvoys Figuren immer noch amüsieren und faszinieren, ja und dazu eben der Samuel L. Jackson Bonus. Im grunde drei faszinierende Charaktere. Wenn Actionfilme mittlerweile preisgünstig im Ostblock gedreht werden, dann ist "Glass" das Äquivalent dazu. Kraftlos, günstig gedreht und unmotiviert. "Split" war vielversprechend, aber das hier ging ins Leere. Sowas passiert halt, wenn man auf Biegen und Brechen eine Trilogie zusammenschustern will, die keine sein sollte. Hatten wir ja erst bei "Cloverfield".


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