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American Beauty Verständnisfrage

Begonnen von Elric, 8 Juli 2004, 06:50:45

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Elric

Am Ende als der ziemlich kaputte Armytyp Kevin Spacy umarmt und küsst, sagt Spacy das er das falsch sieht.
Aber warum erschiesst der Typ ihn, bzw. wie hat er diese Ablehnung verstanden ?
Denkt er einfach nur Spacy steht nur auf junge Typen, hat seinen Sohn verführt und will von ihm nichts wissen, oder hat er seinen Fehler erkannt und dreht deswegen ab  ?
What do you think, brother ?
Too much blood, or not enough ?

John Jaspers
Faust

MY PRECIOUSSS

Klaus Jr.

Vielleicht hat er selbst jahrelang seine Neigungen unterdrückt und konnte sie nun zum ersten Mal zulassen. Nun zurückgewiesen zu werden hat ihn wahrscheinlich durchdrehen lassen. Er wollte wohl auch verhindern, dass jemand etwas über diese Szene erfährt.


"Pisse vom Opa trinken geht gar nicht, damit ist der Film für mich durch. Schade um die Titten"

Moonshade

Das mit den Neigungen dürfte so stimmen.
Nicht die Ablehnung wird der Grund für den Schuß sein, sondern eine Kurzschlußhandlung, angetrieben durch eine Mischung aus Selbsthaß, Selbstekel, Verleugnung, Zusammenbruch des eigenen Weltbilds.

Es gab schon mehrere Filme, in der für homosexuell Veranlagte ohne coming out und bei gleichzeitiger Ablehnung desselben die direkte Konfrontation oder der erste Schritt zu agressiven Kurzschlußhandlungen führte. Siehe auch : The Celluloid Closet/Gefangen in der Traumfabrik"

Damit ist der Film übrigens nicht schwulenfeindlich - das einzige wirklich glückliche Paar weit und breit in A.B. ist schwul...
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

Elric

Hmm, so was in der Richtung hab ich mir auch schon gedacht.
Mich interessiert nur ob er sich bewusst ist, das er die ganze Sache falsch verstanden hat oder glaubt er immer noch das Kevin Spacy schwul ist.
What do you think, brother ?
Too much blood, or not enough ?

John Jaspers
Faust

MY PRECIOUSSS

Moonshade

Das spielt für ihn in diesem Moment wohl keine Rolle, da er wohl nur an seine eigene persönliche Schande denkt.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

SutterCain

Da es laut Forumssuche keinen "normalen" American Beauty-Thread gibt, poste ich mein Anliegen hier rein.

In der heutigen Ausgabe der Süddeutschen befindet sich dieser Artikel, in dem ein Lehrer, der zur Filmanalyse im Englischunterricht promoviert hat, erklärt, American Beauty eigne sich nicht für die Behandlung im LK-Englisch. Ihm sind Figuren und Handlung offenbar zu düster und wenig vorbildhaft für Schüler eines LKs. Der Film ist vom nordrheinwestfälischen Schulministerium für das Abitur 2011 als verbindliche Materie im Themenfeld "Amerikanischer Traum" vorgegeben worden. Nun regt sich also Widerstand. Das kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Und schon gar nicht mit dieser Begründung.

Mich würde eure Meinungen dazu interessieren!

a deer

Ganz ganz peinlicher Artikel imo, mal darvon abgesehen, dass min. die Hälfte aller Abiturienten den Film eh kennt und man Bürgern, die zu diesem Zeitpunkt eh entweder volljährig werden oder es schon sind doch ein wenig mehr zutrauen sollte (wobei, bei der heutigen Jugend.... ;)) klingt aus dem Artikel ja wohl wirklich ne Menge Unverständnis für den Film heraus, was imo für sich bzw. den Autor spricht....

ZitatEs wird das Geheimnis des Ministeriums bleiben, warum keiner der Filme berücksichtigt wurde, die Kritiker als didaktisch geeignete Alternativen vorgeschlagen haben: die Filme "Erin Brockovich", "The Cider House Rules", "Finding Forrester". Die Hauptfiguren dieser Filme zeigen, wie ein Leben gelingen kann, wenn Selbstvertrauen, Verantwortungs- und Anstrengungsbereitschaft das Leben leiten....

:kotz:

spricht eigentlich für sich oder, derselbe Schman, der überall propagiert wird und imo in Anbetracht der Gesamtumstände unserer Gesellschaft latent faschistisch ist....

Und das momentane (Zentral)abitur ist eh ein Thema für sich....

Dionysos

ZitatDie zuständige Abteilung des Ministeriums begründete die Auswahl von "American Beauty" mit dem Argument, der Film stelle die Brüchigkeit des amerikanischen Traums beispielhaft dar.

Zitat(...) "Erin Brockovich", "The Cider House Rules", "Finding Forrester". Die Hauptfiguren dieser Filme zeigen, wie ein Leben gelingen kann, wenn Selbstvertrauen, Verantwortungs- und Anstrengungsbereitschaft das Leben leiten.

Für mich klingt die Argumentation des Autoren so, als würde er Schüler der gymnasialen Oberstufe nicht zumuten wollen, sich mit der in "American Beauty" dargestellten "Brüchigkeit des amerikanischen Traums" auseinanderzusetzen. Er kritisiert, dass AB diese Thematik teilweise in drastischen Szenen und mit (vergleichsweise) harter Sprache rüberbringt. Dies setzt natürlich voraus, dass die Schüler diese erzählerischen Mittel von vorn herein als satirisch überspitzt wahrnehmen, um die Intention des Films überhaupt zu verstehen. Und genau das scheint der Autor den heutigen Schülern nicht zuzutrauen, was nicht nur unfair, sondern im höchsten Maße engstirnig ist. Seine vorgeschlagenen Alternativen sprechen dabei für sich; alles Filme, in denen genau diese kritische Betrachtung des amerikanischen Traums nicht vorgenommen wird und die eher die von Obama entfachte "Yes We Can"-Mentalität widerspiegeln:
ZitatObama hat den amerikanischen Traum definiert als ein "Versprechen, dass jeder von uns durch harte Arbeit und Opferbereitschaft seine eigenen Träume verwirklichen kann"
In der Schule auf diese Weise Optimismus und Lebensmut zu vermitteln ist sicher nichts verwerfliches, auf der anderen Seite aber auch etwas naiv und weltfremd. Sinnvoll wäre es vielleicht, beide Betrachtungsweisen (die positive UND die negative) im Unterricht zu behandeln. My two cents, aber ich bin ja auch kein Pädagoge...
God doesn't make the world this way. We do. - Watchmen

Sometimes, I guess there just aren't enough rocks. - Forrest Gump

It doesn't take much to see that the problems of three little people don't amount to a hill of beans in this crazy world. Someday you'll understand that. - Casablanca

Crumby Crumb & the Cunty Bunch

29 Juni 2009, 12:35:51 #8 Letzte Bearbeitung: 29 Juni 2009, 12:38:08 von Der Crumb (awesomer Dummschwätzer)
Ich finde es bedenklich, daß jetzt Filme vorgegeben werden; auf meinem Rahmenplan standen noch Bücher...
Und sein Gegenbeispiel "Cider House Rules" verfehlt sein angestrebtes Ziel doch ziemlich: Ein Junge, der sich mit aller Macht wehrt, in die Fußstapfen seines "Vaters" zu treten, um nach einem gescheiterten  Ausbruchsversuch zurückzukehren ist alles andere als die Verwirklichung des amerikanischen Traumes. Ich verstehe aber sowieso nicht, wieso er überhaupt positive Beispiele heranziehen will; schließlich ist es wesentlich vorbildhafter, den Schülern zu zeigen, daß der amerikanische Traum eben nur ein Traum ist, damit sie nicht mit lächerlichen Vorstellungen ins Leben entlassen werden.
In Zeiten, wo jeder meint, sich 5 Minuten im TV auf die Bühne stellen zu können, und dann mit einem Plattenvertrag das Studio verläßt, ist es wichtig, daß zumindest die Schule auf dem Boden der Realität bleibt.
'Are you talkin' to me? You talkin' to me?' - Raging Bull, Pacino. Love that movie!

Roughale

Ich frage mich sowieso, was das überhaupt bringen soll - geht es da um die rein analytischen Fertigkeiten der Schüler und wie sie das nachher in eigene Worte packen? Oder ist der "american dream" so wichtig für die kommenden Schulabgänger der höchsten Stufe? Ich war nie ein Fan der Lehrpläne, als Schüler nicht, als Studierender nicht  (auch wenn mich da die gymnasiale Richtung nur streifte, wo es sicvh nicht vermeiden lies und nun geht mir das eigentlich am Allerwertesten vorbei, aber wenn ich sowas lese, was ich nicht für uninterssant halte, auch wenn ich denn Sinn nicht erkennen kann.

Der "American Dream" also als Thema - gut, aber die Frage stellt sich: In welcher Zeit? Und wer träumt? Wenn man das zum Thema macht, dann sollte man mit den Anfängen der "Go West, Young Man" Zeiten anfangen und dann später, neben den genannten Filmen auch sowas wie Fear and Loathing in Las Vegas, Apocalypse Now und so einbauen - oder gar einen der schwülstigen WTC Filme? OK, das sprengt vielleicht den Anspruch, aber wenn man sich schon in die amerikanische Mentalität einlernen soll, warum dann nicht ausgewogener und vollständiger?

PS: Der zweite Artikel in der SZ aus jüngster Zeit (höhere Eintrittspreise für Blockbuster war der andere), der meine verhaltene Meinung zu diesem hochgelobten Papierwerkes unterstreicht...

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

SutterCain

29 Juni 2009, 17:54:21 #10 Letzte Bearbeitung: 29 Juni 2009, 18:21:44 von SutterCain
Ich verstehe die Einwände des Herrn Schneider ebenfalls nicht. Zum Teil aus den genannten Gründen aber insbesondere auch, weil Schneider den Fehler begeht, den er selbst sicherlich schon manch einem Schüler im Unterricht vorgehalten hat: Nämlich dass von den Figuren in einem Drama/Roman/Film zu abstrahieren ist. Schneider setzt Handlungen und Figuren mit der Intention des Regisseurs gleich. Gerade aber die moralisch fragwürdigen Elemente von American Beauty machen ihn doch interessant, künsterlisch wertvoll und ermöglichen im Englischunterricht viele bedeutsame Gesprächsanlässe zwischen den Schülern.

Zitat von: Roughale am 29 Juni 2009, 14:38:51
Der "American Dream" also als Thema - gut, aber die Frage stellt sich: In welcher Zeit? Und wer träumt? Wenn man das zum Thema macht, dann sollte man mit den Anfängen der "Go West, Young Man" Zeiten anfangen und dann später, neben den genannten Filmen auch sowas wie Fear and Loathing in Las Vegas, Apocalypse Now und so einbauen - oder gar einen der schwülstigen WTC Filme? OK, das sprengt vielleicht den Anspruch, aber wenn man sich schon in die amerikanische Mentalität einlernen soll, warum dann nicht ausgewogener und vollständiger?

Wenn ich das recht überblicke, stellt American Beauty lediglich einen Aspekt des Themenfeldes 'American Dream' dar. Man kann also davon ausgehen, dass sie, wenn sie den Film behandeln, bereits grundlegende Kenntnisse besitzen. Aber was dort genau behandelt wird, ist beim Zentralabi sowieso vorgeschrieben und chronischer Zeitmangel unterbindet normalerweise eine thematische Erweiterung nach eigenem Gusto...

Roughale

Zentralabi suck big donkey dick :king:

Danke für die Erklärung, aber stand da in dem Artikel nicht, dass AB als einziger Film vorgesehen war und dann der Great Gatsby als Alternative nachgeschoben wurde? Wie gesagt: Vom Lehrplan habe ich noch nie viel gehalten ;)

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

a deer

Das Zentralabitur kann man imo eh nur in die Tonne kloppen, erstens wegen der Themen, die vorgegeben werden und durch fehlende Variationsmöglichkeiten und Zeit den Schülern kaum Platz für wirkliches "sich Gedanken machen lassen" und noch mehr zum stupiden nachplappern bzw. vorher natürlich in gehobener Sprache umformulieren verleitet, als es sich schon ohnehin anbietet, wenn man einen guten NC haben möchte um das zu studieren, was man möchte... Die Lehrer lehren dann einen eh die Hälfte der Zeit etwa, wofür es denn die Punkte gibt und das man es so und nicht anders machen muss, ansonsten gibts halt keine Punkte und man verschwendet Zeit....
Vielleicht funktioniert es woanders besser, aber das, was ich an der Schule erlebt habe konnte man wirklich in die Tonne kloppen und hat mich nachhaltig geprägt....

Ich hab zwar generell die meiste Zeit meiner Jugend, falls ich das schon schreiben darf ein Problem mit dem Wesen der Schule gehabt und hätte es wahrscheinlich auch noch, wenn sich elementare Dinge ändern würden, aber das Zentralabitur ist echt eine Klasse für sich, "pädagogisch" auf jeden Fall NICHT wertvoll....

barryconvex

Zitat von: SutterCain am 29 Juni 2009, 11:44:27
Da es laut Forumssuche keinen "normalen" American Beauty-Thread gibt, poste ich mein Anliegen hier rein.

In der heutigen Ausgabe der Süddeutschen befindet sich dieser Artikel, in dem ein Lehrer, der zur Filmanalyse im Englischunterricht promoviert hat, erklärt, American Beauty eigne sich nicht für die Behandlung im LK-Englisch. Ihm sind Figuren und Handlung offenbar zu düster und wenig vorbildhaft für Schüler eines LKs.

Mich würde eure Meinungen dazu interessieren!


Bitte um Nachsicht, wenn das ideologisch über das Ziel hinausschießt, aber das klingt nach einer bedingungslosen Kapitulation. Schule sollte Spaß am eigenen Denken und das Vertrauen in eigenen Fähigkeiten fördern. "Zu wenig vorbildhaft" da läuft es mir kalt den Rücken herunter. Kultur wird dann vermutlich so aussehen, daß man einfach etwas "Erhabenes" wiederholen läßt, in der Hoffnung, daß es irgendwie auf den Konsumenten durchsuppt, und man dann "Minderwertiges" wie Comics und "Gewaltfilme" sofort erkennt.

barryconvex

Außerdem ist es auch und gerade bei us-amerikanischen Filmwissenschaftlern der übliche Standpunkt, daß der American Dream in der Form, wie ihn Hollywood meistens präsentiert rassistisch, frauen- und schwulenfeindlich und kapitalistisch geträumt wird.
(Das ist jetzt sehr stark verkürzt, aber deswegen nicht weniger richtig, die Schwerpunkte sind einfach gender, race und Ideologie in Form von Kapitalismus.)
Da wäre ein Gegenentwurf oder eine kritische Haltung wie in American Beauty sicherlich nicht der schlechteste Gradmesser, um Intelligenz zu testen.

Crumby Crumb & the Cunty Bunch

Und als hätte die USA den Artikel gelesen, läuft dort eine Serie an, die das Thema American Dream so lächerlich unironisch zelebriert, daß selbst dieser Lehrer die Vorteile von American Beauty erkennen sollte. Wobei der vielleicht wieder an dem eigentlichen Thema der Serie kleben bleiben könnte :rofl:
'Are you talkin' to me? You talkin' to me?' - Raging Bull, Pacino. Love that movie!

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