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Autoren-Thread: PierrotLeFou

Begonnen von PierrotLeFou, 23 September 2008, 20:46:39

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Mr. Vincent Vega

Oh wei, CRUISING mausert sich ja offenbar zu dem Diskurs-Film des Autorenbereichs schlechthin.

Wenn McK nach der neuerlichen Sichtung bald in euren Kanon einstimmen wird (ich weiß es einfach), werde ich hier endgültig als letzter wahrer Ideologiekritiker ein einsames Dasein f(r)isten. :icon_mrgreen:

Aber danke für die vielen Seitenhiebe, Copfi.

Zitat von: COPFKILLER am 22 Dezember 2008, 09:58:50
Gerade wegen der eklatanten Fehleinschätzung der beiden genannten Kollegen, deren Meinung ich sonst sehr schätze, bin ich dankbar, das nun aus ein homosexueller Autor meine Einschätzung des Films unterstreicht.

Ach, PierrotLeFou ist eine Schwester?

Das hätte ich jetzt nicht gedacht, wenn ich mir den politisch korrekten CRUISING-Text so durchlese.

Happy Harry mit dem Harten

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 22 Dezember 2008, 14:03:45
Oh wei, CRUISING mausert sich ja offenbar zu dem Diskurs-Film des Autorenbereichs schlechthin.

Ist auch immer noch ein heißes Eisen. Der Film polarisiert noch heute, das habe ich bei der letzten Sichtung noch mal bestätigt bekommen. 

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 22 Dezember 2008, 14:03:45
Wenn McK nach der neuerlichen Sichtung bald in euren Kanon einstimmen wird (ich weiß es einfach),

Naja, es besteht Hoffnung, das er endlich einen klaren Blick auf den Film bekommt.  :icon_twisted:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 22 Dezember 2008, 14:03:45werde ich hier endgültig als letzter wahrer Ideologiekritiker ein einsames Dasein f(r)isten. :icon_mrgreen:

Na, in dem Fall liegste einfach falsch. Aber ist ok, auch ein sehendes Huhn verfehlt mal ein Korn.  :icon_mrgreen:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 22 Dezember 2008, 14:03:45
Aber danke für die vielen Seitenhiebe, Copfi.

och, nichts zu danken. Immer wieder gern.  ;) :king:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 22 Dezember 2008, 14:03:45
Ach, PierrotLeFou ist eine Schwester?

Das hätte ich jetzt nicht gedacht, wenn ich mir den politisch korrekten CRUISING-Text so durchlese.

Ich hab nicht explizit nachgefragt, aber ich meine es aus einem Posting hier im Forum entnommen zu haben. Kann auch sein das ich mich irre aber er gibt PINK NARCISSUS 8 Punkte. Und wie hast du so schön gesagt? Bei dem Film trennt sich Hetero-Spreu vom Homo-Weizen...  ;)

PierrotLeFou

Zitat von: COPFKILLER am 22 Dezember 2008, 09:58:50
Gerade wegen der eklatanten Fehleinschätzung der beiden genannten Kollegen, deren Meinung ich sonst sehr schätze, bin ich dankbar, das nun aus ein homosexueller Autor meine Einschätzung des Films unterstreicht. 08/10 ist mir eigentlich etwas zu niedrig gegriffen, aber nun gut - die blanke Note ist ja eher von geringer Bedeutung.
:D ich bezeichne mich ja dann doch eher als bi und die größere Rolle spielen dann doch eher weibliche Wesen :icon_mrgreen: (außerdem halte ich es nicht für hilfreich damit zu argumentieren, dass Betroffene einer bestimmten Argumentation folgen und als Betroffene automatisch auch richtiger liegen müssen ;))

ZitatTHE BOYS IN THE BAND Hast du den eigentlich gesehen?
Leider nicht, aber mein Interesse ist geweckt :icon_mrgreen:


ZitatDie recht stimmige und relativ unverklemmte Schilderung der S/M-Gay-Szene (inklusive Schilderung des titelgebenden Cruisings) ist sehr sinnlich und erotisch geraten - vorausgesetzt man hat damit nicht so seine Probleme und sieht darin ein Sündenbabel oder "Inferno"(3) wie es beim wie fast immer bedenklichen Filmdienst der Fall war.

Was der Film-Dienst geschrieben hat weiß ich leider nicht aber du bringst es hier auf den Punkt: Hat man bereits ein schlechtes Bild von der Szene mag sich eine Bestätigung heraus lesen lassen aus den doch sehr expliziten Bildern.

wobei ich dem filmdienst hier womöglich unrecht antue, schließlich schreiben die, Cruising Stelle die Szene als ein Inferno da und nicht, die Szene sei ein Inferno.... allerdings läuft es dann letztlich für mich doch auf das gleiche hinaus, da ich auch schon probleme damit habe, wenn jemand in dieser Darstellung ein Inferno sieht....

ZitatAbsolut deiner Meinung. :exclaim:

Schönen Gruß und weiter so. :respekt: Auch wenn du einen weiteren Text von mir gnadenlos deklassiert hast.  :icon_redface:
Vielen Dank für die Blumen und diese umfangreiche Stellungnahme.... :love: und keine falsche Bescheidenheit hier, dein Review ist doch sehr gelungen und garantiert nicht schwächer als mein review :nono:
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

McKenzie

19 Januar 2009, 22:35:18 #33 Letzte Bearbeitung: 19 Januar 2009, 22:41:14 von McKenzie
Zitat von: COPFKILLER am 22 Dezember 2008, 14:16:59
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 22 Dezember 2008, 14:03:45
Wenn McK nach der neuerlichen Sichtung bald in euren Kanon einstimmen wird (ich weiß es einfach),

Naja, es besteht Hoffnung, das er endlich einen klaren Blick auf den Film bekommt.  :icon_twisted:

http://www.ofdb.de/view.php?page=bewertung_detail2&fid=496&note=8  ;)

@ PierrotLeFou:

Da Copfkiller das meiste schon geschrieben hat, wollte ich mich nur auch noch einmal für dein Review bedanken. Ich hätte es zwar gerne noch etwas umfangreicher gesehen aber andererseits bestünde dann die Gefahr der Redundanz und der bist du in deinem Text geschickt ausgewichen. Was mich allerdings gewundert hat: Du gehst kaum auf die Figur des Ted (Don Scardino) ein, m. E. könnte man allein anhand einer Analyse seiner Szenen und seines äußerst differenziert dargestellten Charakters die vermeintliche Homophobie des Films - denn tatsächlich ist es ein Film über Homophobie und Friedkin, sicherlich einer der größten Sarkasten des amerikanischen Kinos der jüngeren Vergangenheit, macht sich eben völlig zurecht einen ironischen Spaß daraus, diese Homophobie am "Extrembeispiel" der SM-Szene zu studieren - weitgehend widerlegen. Ted schafft es innerhalb von Minuten, Burns aus der Reserve zu locken weswegen die häufig vertretene (von mir aber nicht geteilte) Theorie, der finale Mord an Ted gehe auf Burns' Konto, sicherlich einiges für sich hat und überhaupt baut Burns Umgang mit den nun folgenden Situationen in der Szene mehr oder minder wesentlich auf seiner Begegnung, bzw. seinen Begegnungen mit Ted auf.
Letztlich demaskierst du die Hetze um den Film in dem von Copfkiller besonders hervorgehobenen Absatz sehr prägnant - meine ursprüngliche Haltung dem Film gegenüber würde ich heute tatsächlich so erklären, dass ich damals einfach blind vor den Kopf geschlagen war von dem schwül-schmuddeligen Eindruck, den alleine die Schauplätze auf mich machten und der tatsächlich nicht auf ihre Inszenierung zurückzuführen ist. Als "frisch geouteter" und noch unsicherer, junger Schwuler möchte man seine um Bestätigung heischende sexuelle Identität eben so nicht in einem Mainstream-Film, der obendrein noch einen DER Testosteron-Götter des durchschnittlichen Hetero-Filmguckers in der Hauptrolle zeitg, sehen.  ;) Natürlich ist diese Besetzung eigentlich Friedkins größter Clou und gleichzeitig ein beinahe subversiver Brückenschlag eben zum heterosexuellen, männlichen Publikum, dass vermutlich die meisten anderen Stars der damaligen Zeit in dieser Rolle wohl kaum akzeptiert hätte (man stelle sich nur einmal John Travolta in diesem Part vor  :icon_mrgreen:). Schön auch die Hinweise auf die formalen Aspekte der Inszenierung und im besonderen die Farbdramaturgie. Diese grünlichen Straßenleuchten über Burns Treffen mit Stuart, dieses bürgerliche beige in Nancys Wohnung, alles sehr anregend.  :icon_lol:

PS:

Nach diesem Credo aus deinem Profil

Zitat
-Jeder Film ist Kunst.

-Kunst sagt nichts über die Qualität von den jeweiligen Gegenständen [Gegenstände sind hier nicht materielle Dinge sondern Gegenstand der Untersuchung; im Falle des KunstWerks wird jedoch ein materielles DaSein vorausgesetzt] aus, sondern grenzt sie nur von den Gebieten Natur und Technik ab, wobei nicht ausgeschlossen ist (beim Film ist das immer der Fall), dass ein Gegenstand neben einer künstlerischen Seite auch eine technische Seite aufweist.

dem ich voll und ganz, ohne Bedingungen, jederzeit und immer zustimmen würde, besser gesagt: Das ich selbst regelmäßig genau so vertrete, enttäuscht es mich sehr, dass ich bisher noch keine positive Besprechung deinerseits z. B. zu einem Jess Franco-Film lesen konnte.  ;) :icon_mrgreen:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Happy Harry mit dem Harten

Zitat von: McKenzie am 19 Januar 2009, 22:35:18
m. E. könnte man allein anhand einer Analyse seiner Szenen und seines äußerst differenziert dargestellten Charakters die vermeintliche Homophobie des Films - denn tatsächlich ist es ein Film über Homophobie und Friedkin, sicherlich einer der größten Sarkasten des amerikanischen Kinos der jüngeren Vergangenheit, macht sich eben völlig zurecht einen ironischen Spaß daraus, diese Homophobie am "Extrembeispiel" der SM-Szene zu studieren - weitgehend widerlegen.

Sehr richtig. Schön, das du das erkannt hast und dem Film eine angemessene Bewertung verpasst hast.  ;)

Zitat von: McKenzie am 19 Januar 2009, 22:35:18
Letztlich demaskierst du die Hetze um den Film in dem von Copfkiller besonders hervorgehobenen Absatz sehr prägnant - meine ursprüngliche Haltung dem Film gegenüber würde ich heute tatsächlich so erklären, dass ich damals einfach blind vor den Kopf geschlagen war von dem schwül-schmuddeligen Eindruck, den alleine die Schauplätze auf mich machten und der tatsächlich nicht auf ihre Inszenierung zurückzuführen ist. Als "frisch geouteter" und noch unsicherer, junger Schwuler möchte man seine um Bestätigung heischende sexuelle Identität eben so nicht in einem Mainstream-Film, der obendrein noch einen DER Testosteron-Götter des durchschnittlichen Hetero-Filmguckers in der Hauptrolle zeitg, sehen.

Gut möglich und sicher auch teilweise verständlich. Vega wird es wohl auch so ergangen sein.  :icon_twisted: ;)

Die Besetzung Pacinos gibt dem Film wirklich den letzten Schliff da er genau der richtige ist für diese zunächst so eindeutig erscheinende Figur, die immer mehr ins Wanken gerät- womit er auch seine schauspielerische Klasse unter Beweis stellt.


McKenzie

Zitat von: COPFKILLER am 19 Januar 2009, 23:39:48
Die Besetzung Pacinos gibt dem Film wirklich den letzten Schliff da er genau der richtige ist für diese zunächst so eindeutig erscheinende Figur, die immer mehr ins Wanken gerät- womit er auch seine schauspielerische Klasse unter Beweis stellt.

Ich bin kein ausgesprochener Pacino-Fan und war von seiner Performance in THE GODFATHER PART II, den ich vorgestern erstmalig gesehen habe, etwas enttäuscht (im Gegensatz zu seiner Leistung im ersten Teil), muss aber gestehen, dass ich wohl die Filme, die ihn zum "Markigkeits-Gott" erhoben haben, gar nicht kenne oder würdige - als Schauspieler imponiert mir Pacino bisher wirklich vor allem in emotional distanzierten, unsicheren und stillen Rollen, schließlich fühlt man sich in CRUISING auch sofort an den Michael Corleone des ersten PATEN erinnert.
Nun ja, HEAT ist natürlich toll (und total m., nicht wahr, Rajko?).  :icon_mrgreen:

Zitat von: COPFKILLER am 19 Januar 2009, 23:39:48
Gut möglich und sicher auch teilweise verständlich. Vega wird es wohl auch so ergangen sein. 

Möglicherweise. Immerhin ist es ja auch schon ein paar Jährchen her, dass er den Film gesehen hat.  :icon_twisted: Aber einmal böse, immer böse, so ist das.

ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Happy Harry mit dem Harten

Zitat von: McKenzie am 19 Januar 2009, 23:48:18
Ich bin kein ausgesprochener Pacino-Fan und war von seiner Performance in THE GODFATHER PART II, den ich vorgestern erstmalig gesehen habe, etwas enttäuscht (im Gegensatz zu seiner Leistung im ersten Teil), muss aber gestehen, dass ich wohl die Filme, die ihn zum "Markigkeits-Gott" erhoben haben, gar nicht kenne oder würdige - als Schauspieler imponiert mir Pacino bisher wirklich vor allem in emotional distanzierten, unsicheren und stillen Rollen, schließlich fühlt man sich in CRUISING auch sofort an den Michael Corleone des ersten PATEN erinnert.
Nun ja, HEAT ist natürlich toll (und total m., nicht wahr, Rajko?).  :icon_mrgreen:

Gerade das zeigt ja seine Vielseitigkeit - das er in der Lage ist, überzeichnete Macho-Figuren ebenso glaubwürdig zu verkörpern wie "stille und unsichere" Rollen. Bin aber der Letzte, der Pacino in den Himmel loben will - am besten gefallen hat er mir in CRUISING aber auch in SERPICO, DOG DAY AFTERNOON, CARLITOS WAY, HEAT, ANY GIVEN SUNDAY und mit Abstrichen in IM AUFTRAG DES TEUFELS. Der Mann ist gut, wenn auch entfernt davon einer der größten Darsteller überhaupt zu sein, wozu er ja gerne gemacht wird von seinen Fans...

Und die Pate-Reihe ist natürlich überschätzt. ;) Insbesondere der dritte Teil ist eine Demaskierung sondergleichen...

psychopaul

Zitat von: COPFKILLER am 20 Januar 2009, 00:00:07
am besten gefallen hat er mir in CRUISING aber auch in SERPICO, DOG DAY AFTERNOON, CARLITOS WAY, HEAT, ANY GIVEN SUNDAY und mit Abstrichen in IM AUFTRAG DES TEUFELS.

Aber die Rolle aller Rollen hast du unterschlagen...my little friend!   ;)
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PierrotLeFou

Zitat von: McKenzie am 19 Januar 2009, 22:35:18
PS:

Nach diesem Credo aus deinem Profil

Zitat
-Jeder Film ist Kunst.

-Kunst sagt nichts über die Qualität von den jeweiligen Gegenständen [Gegenstände sind hier nicht materielle Dinge sondern Gegenstand der Untersuchung; im Falle des KunstWerks wird jedoch ein materielles DaSein vorausgesetzt] aus, sondern grenzt sie nur von den Gebieten Natur und Technik ab, wobei nicht ausgeschlossen ist (beim Film ist das immer der Fall), dass ein Gegenstand neben einer künstlerischen Seite auch eine technische Seite aufweist.

dem ich voll und ganz, ohne Bedingungen, jederzeit und immer zustimmen würde, besser gesagt: Das ich selbst regelmäßig genau so vertrete, enttäuscht es mich sehr, dass ich bisher noch keine positive Besprechung deinerseits z. B. zu einem Jess Franco-Film lesen konnte.  ;) :icon_mrgreen:

Danke erstmal für die Blumen... und das mit Ted stimmt natürlich, da hätte man noch drauf eingesehen sollen/können/müssen... ich habe den beim Betrachten trotz seiner recht großen Rolle - grob formuliert - einfach in die "es gibt ,gute' Homos wie ,schlechte Heteros' und umgekehrt"-Schiene gesteckt und bin dann nicht weiter drauf eingegangen....

Zum Franco: Das stimmt, eine wirklich lobende franco-Rezension gibt es von mir noch nicht und leider haben viele seiner Filme die ich sehr genre mag auch wieder genug Fehler.... "Küss mich Monster" hat ein bemerkenswertes Rhythmus-Gefühl, ansonsten finde ich den eher enttäuschend... "Necronomicon - Geträumte Sünden" ist trotz schöner Szenen und einer undurchsichtigen Handlung (die ich sehr begrüße) leider mit schlechten Kopien von Fellini- und Godardszenen durchtränkt und wirkt in seiner Verrbeugung vor solch großen Namen etwas bemüht und einfältig-ehrfürchtig... "Jack the Ripper" ist wirklich toll, mir dann aber wieder eine Spur zu konventionell und der erste Dr. Orloff ist hübsch in seiner RKO/Universal-Tradition, aber inhaltlich recht belanglos... "Sie tötete in Begierde" mag ich wegen der Farben und der Ausstattung und der geschickt-sinnlosen Einsatzes von Tappert aber auch hier krankt alles wieder ein wenig an der handlung....
umgekehrt weisen auch viele schwächere seiner Filme noch ganz große Szenen auf: Lust für Frankenstein enthält diese tolle Engelsszene :)

Eventuell könnte ich eins über Vampyros Lesbos schreiben das sich ziemlich positiv liest.... und ich will mir mal Venus in Furs zulegen, da verspreche ich mir auch sehr viel von...

ansonsten ist es bei Franco wohl eher so dass er mir gefällt gerade weil er ein hohes Maß an Einsatz und kreativität mit einer gerüttelten Inkompetenz verbindet und daraus hübsche eigene Filme schafft wie man sie sonst nur selten findet (Ähnlich stehe ich vielleicht sonst nur noch zu "Nuda per satana").... Die gesamtwertung berücksichtigt dann trotz meiner Zuneigung dann wohl aber immer beides, so dass er meistens im gehobenen Mittelmaß liegt....

:00000109:

mal schauen welcher Franco als nächstes kommt....
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

PierrotLeFou

http://www.ofdb.de/review/126544,339916,Island-of-the-Living-Dead

So, seit Mattei verstorben ist, wollte ich ihn eigentlich mal mit wenigstens einem Review würdigen.... damit habe ich jetzt endlich Italiens Plagiator Numero (Br)Uno abgehakt :icon_lol:


allerdings komme ich etwas zu "spät", funeralthirst hat mittlerweile schon alles wichtige gesagt... nur die Wertung scheint mir deutlich zu hoch zu sein, aber das ist wohl der Nostalgiebonus eines Fans von bester Italo-schmodder-tradition :love:
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

McKenzie

21 Januar 2009, 11:31:37 #40 Letzte Bearbeitung: 21 Januar 2009, 11:39:33 von McKenzie
Zitat von: PierrotLeFou am 20 Januar 2009, 14:10:27
Zum Franco: Das stimmt, eine wirklich lobende franco-Rezension gibt es von mir noch nicht und leider haben viele seiner Filme die ich sehr genre mag auch wieder genug Fehler....

Fragt sich hier eben, was man als "Fehler" ansieht - ich bin in dieser Hinsicht sehr radikal und vertrete die Auffassung, das Aspekte wie Handlung(saufbau), handwerkliche Qualität (oder was man darunter eben gemeinläufig versteht), Schauspielleistungen, etc. nur bedingt, bzw. mit größter Vorsicht als Kriterium herangezogen werden sollten. Besonders ersteres halte ich nach wie vor für Gift in den Gebeinen der Filmkritik, aber damit zähle ich wohl zu einer Minderheit. Auch das häufige Argument, ein Film müsse, wenn er sich schon offensichtlich auf eine Handlung stützt und teilweise dramaturgisch / narrativ operiert, sich diesem Erzähl- / Inszenierungskonzept von vorne bis hinten konsequent "ergeben", empfinde ich immer als etwas lästig. Letztlich halte ich es für eine völlig legitime Sache, mit einem konfusen, kümmerlichen Etwas von Handlung, eine Vielzahl einzelner Szenen / Abschnitte zu verknüpfen, die jedoch aus sich heraus etwas erzählen, aussagen, vermitteln ohne dabei auf die Unterstützung einer Handlung angewiesen zu sein.

Jess Franco ist natürlich alles andere als ein guter Geschichtenerzähler, seine Filme sind im besten Fall anderweltliches Traum-Kino, fiebrige Collagen aus surrealistischen, psychedelischen und improvisiert-experimentellen Fetzen, im schlimmsten Falle eben biederes Exploitation-Kino wie z. B. die meisten seiner Dietrich-Produktionen (mit Ausnahme vielleicht von DIE MARQUISE VON SADE).

Das ist eben auch wieder etwas, was mich etwas an dir stört, dass du sehr streng und um Objektivität bemüht (manch anderen würde ich dafür sofort auf die Blacklist setzen  ;)) Filme quasi nach "Mindest-Qualitäten" abklopfst und dabei eben auch nach festen Kriterien vorzugehen scheinst - einem Film eine mangelhafte oder inkohärente Handlung vorzuwerfen, das sollte m. E. eigentlich nur sehr selten geschehen, wenn man es für wirklich offensichtlich hält, dass hier uninspiriert an einer dünnen Storyline entlang gearbeitet wird und Station für Station abgehakt werden. Das kann man einem SIE TÖTETE IN EKSTASE eigentlich kaum vorwerfen, weil er, seinem vermeintlichen Plot nur sporadisch und uninteressiert folgend, eine Zusammenstellung bizarren Frühsiebziger-Chics (eine noch konsequentere Fortsetzung dieses ästhetischen Experiments ist BLUE RITA) in Francos eigener, pop-artiger Interpretation, und surreal-sinnlicher Absurditäten darstellt (wie du ja selbst schon angemerkt hast)  - da wirkt die kriminalistische Auflösung durch Horst Tappert dann noch am lästigsten und unnötigsten. Man muss sich natürlich davon einnehmen, sich völlig treiben lassen und dem Instinkt statt dem Kopf vertrauen - Franco ist immer ein echtes Abenteuer.  :icon_mrgreen:

Zitat von: PierrotLeFou am 20 Januar 2009, 14:10:27
und ich will mir mal Venus in Furs zulegen, da verspreche ich mir auch sehr viel von...

Zurecht. In meinen Augen einer der fünf besten Francos (ich kenne bisher ingesamt 28 Filme von ihm), sehr stimulierend und - als Beruhigung für dich - handwerklich sehr gediegen.  :icon_mrgreen:

Zitat von: PierrotLeFou am 20 Januar 2009, 14:10:27
ansonsten ist es bei Franco wohl eher so dass er mir gefällt gerade weil er ein hohes Maß an Einsatz und kreativität mit einer gerüttelten Inkompetenz verbindet und daraus hübsche eigene Filme schafft wie man sie sonst nur selten findet.

Warum ist Franco inkompetent? Er hat im Verlauf seiner Karriere sehr unterschiedliche Qualitätsstufen beschritten, das stimmt. Nur ist es dann aber auffällig, welche Hochglanz-Cinemascope-Ästhetik er in DIE JUNGFRAU UND DIE PEITSCHE zustande bekommen und mit dem gleichen Kameramann, weniger Budget und weitaus mehr künstlerischer Freiheit einige Monate später in EUGENIE DE SADE, den ich als sein absolutes Meisterwerk erachte, ein zweifellos versponnenes, merkwürdiges, inkohärentes und sehr kostengünstig wirkendes Juwel erotischer Avantgarde gedreht hat. EUGENIE DE SADE ist überhaupt einfach... ein melancholisch-spirituelles Meisterwerk.  :love:  :icon_mrgreen: Ich habe ihn im Verlauf des letzten Jahres allein dreimal gesehen und kann mich daran nicht sattsehen, für mich ist dieser Film der Optimal-Franco, in dem er seine rastlose Kreativität, Improvisations-Wut, Spontaneität und Obsessionen (sowie, nicht zuletzt, seine sporadische Fähigkeit aus Nichts, bzw. Mist Gold zu machen) in pure Poesie verwandelt hat - die über dramaturgische oder narrative Mechanismen natürlich gar nicht funktioniert, funktionieren kann - und deren semidokumentarisches Handkamera-Gewackel man natürlich als reizvolles Stilmittel (das es, wie ich meine, durchaus ist) und nicht als Inkompetenz empfinden muss, um daran Gefallen zu finden.

Nun ja, ich werde nicht müde, Jess Francos Autorenfilmer-Qualitäten anzupreisen weil ich es als sehr ungerecht empfinde, wie dieser Mann, zweifellos auch der Urheber zahlloser filmischer Fragwürdigkeiten, nur auf eben jene reduziert wird und somit seine wirklichen Höhenflüge als solche gar nicht mehr erkannt werden, weil man generell bei Franco "zwei Titten vor den Augen" hat. Und nicht zuletzt ist auch Franco nicht so allmächtig, dass er mit Minimal-Budgets ohne weiteres großes Kino machen könnte - es ist nicht schwer, beim Blick auf NACHTS, WENN DRACULA ERWACHT, zu erahnen, was für eine großartige, atmosphärische Verfilmung das hätte werden können, hätte Franco nur das dreifache Budget, wesentlich mehr Zeit, bessere Darsteller, bessere Ausstattung und eben all das haben können. So blieb ihm eben nur eines: Zoomen, zoomen, zoomen. Und eine spanische Hügelgegend mit ihren Pinien, bei Tag mit Nachtfiltern gedreht, als Karpaten-Pass auszugeben. :icon_lol:

Neben VENUS IN FURS und EUGENIE DE SADE würde ich dir noch NIGHTMARES COME AT NIGHT, THE DIABOLICAL DR. Z und eben DAS FRAUENHAUS empfehlen, je nach Kenntnisstand.

PS:

Zitat von: PierrotLeFou am 20 Januar 2009, 14:10:27
"Necronomicon - Geträumte Sünden" ist trotz schöner Szenen und einer undurchsichtigen Handlung (die ich sehr begrüße) leider mit schlechten Kopien von Fellini- und Godardszenen durchtränkt und wirkt in seiner Verrbeugung vor solch großen Namen etwas bemüht und einfältig-ehrfürchtig...

Ich nahm eigentlich persönlich eher an, dass Franco mit diesen Momenten (wo du da Fellini siehst, würde mich interessieren, Godard ist aber natürlich offensichtlich) eher den vielbeschworenen Umbruch des europäischen Kinos, insbesondere eben durch die Front der französischen Intellektuellen, ironisch-frivol kommentiert, bzw. persifliert - Ehrfurcht sehe ich da zumindest keine, schon eher das Gegenteil. Immerhin hat sich ja sogar der große Fritz Lang auf der Berlinale '68 lobend über den Film geäußert, quasi der endgültige Ritterschlag.  ;)

Übrigens widerspreche ich mit dieser Meinung doch eigentlich auch nicht meiner Sicht auf Franco, den Trash-Gott, der uns deliranten, mörderisch unterhaltsamen Über-Schlock wie DER TEUFEL KAM AUS AKASAVA, DIE SÄGE DES TODES oder EINE JUNGFRAU IN DEN KRALLEN VON FRANKENSTEIN geschenkt hat.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

PierrotLeFou

Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 11:31:37
Fragt sich hier eben, was man als "Fehler" ansieht - ich bin in dieser Hinsicht sehr radikal und vertrete die Auffassung, das Aspekte wie Handlung(saufbau), handwerkliche Qualität (oder was man darunter eben gemeinläufig versteht), Schauspielleistungen, etc. nur bedingt, bzw. mit größter Vorsicht als Kriterium herangezogen werden sollten. Besonders ersteres halte ich nach wie vor für Gift in den Gebeinen der Filmkritik, aber damit zähle ich wohl zu einer Minderheit.
Ich muss ja sagen, dass ich mich eher an den Schauspielerleistungen orientiere, auch wenn ich es jetzt gerade im letzten review mal wieder gemacht habe.... (vermutlich fällt es mir bei Amateur- und Low-Budget-Direct-to-video-Produktionen leichter, weil man durch und durch auf zustimmung stoßen dürfte) in der Regel vermeide ich das wirklich ganz gerne und typisches Tom Cruise oder brad Pitt Bashing nervt mich eigentlich immer, auch wenn mir beide menschlich nicht gerade sympathisch sind....
Mit handwerklicher Qualität ist es so ne Sache.... ich habe nichts gegen verrauschte, verwackelte Bilder, gegen grobkörniges & extrem kontrastreiches s/w, gegen "unbeholfene Schnitte" wie Frank Trebbin sie in "Küss mich Monster" sieht - tatsächlich halte ich gerade diese für einen Höhepunkt des Films.... ich richte mich da eher an Anschlussfehlern aus solange diese nicht bewusst für etwas genutzt werden und ich stoße mich auch mal an digitaler Nachbearbeitung um das Budget etwas zu verschleiern, wenn man mit der zeit und dem geld noch anderes hätte machen können etc... in der regel lobe ich aber auch wohl mehr besonders herausragende handwerkliche qualitäten als dass ich Mängel runtermache... (glaube ich zumindest, überprüft hab ich es nicht...)
Zum Handlungsaufbau: Mich stört es wohl, wenn ein Film als narrativer Film angelegt ist und dann derartig viel experimentelle Einschübe enthält, dass die "eigentliche" Handlung gestört wird... Und bei Logikfehlern ist es wie mit Anschlussfehlern: solange die nicht irgendwie "genutzt" werden (und damit bewusst angelegt worden sein müssten) kann ich die nicht so ganz verdauen....

Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 11:31:37Auch das häufige Argument, ein Film müsse, wenn er sich schon offensichtlich auf eine Handlung stützt und teilweise dramaturgisch / narrativ operiert, sich diesem Erzähl- / Inszenierungskonzept von vorne bis hinten konsequent "ergeben", empfinde ich immer als etwas lästig. Letztlich halte ich es für eine völlig legitime Sache, mit einem konfusen, kümmerlichen Etwas von Handlung, eine Vielzahl einzelner Szenen / Abschnitte zu verknüpfen, die jedoch aus sich heraus etwas erzählen, aussagen, vermitteln ohne dabei auf die Unterstützung einer Handlung angewiesen zu sein.

Jess Franco ist natürlich alles andere als ein guter Geschichtenerzähler, seine Filme sind im besten Fall anderweltliches Traum-Kino, fiebrige Collagen aus surrealistischen, psychedelischen und improvisiert-experimentellen Fetzen, im schlimmsten Falle eben biederes Exploitation-Kino wie z. B. die meisten seiner Dietrich-Produktionen (mit Ausnahme vielleicht von DIE MARQUISE VON SADE).

Naja, bisher war es mir dann eben doch immer noch zuviel Handlung und zuwenig Experiment.... aber ansonsten stimme ich dir durchaus zu und die entsprechenden Francos bewerte ich eigentlich auch immer mit guten 6/10 bis guten 7/10 wenn ich das jetzt richtige überblicke....
aber nur mal ein Beispiel: wenn ich mit El Conde Dracula einen seiner wieder konventionelleren Streifen nehme und dann Portabellas Version "Vampir Cuadecuc" danebenstelle (womöglich kommt bald mal ein Doppelreview von mir - wer nicht anders an den Film gerät sollte ihn sich ruhig mal auf Youtube anschauen, der Film lohnt sich wirklich) dann nehme ich da doch eine riesige qualitative Kluft wahr...

Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 11:31:37Das ist eben auch wieder etwas, was mich etwas an dir stört, dass du sehr streng und um Objektivität bemüht (manch anderen würde ich dafür sofort auf die Blacklist setzen  ;)) Filme quasi nach "Mindest-Qualitäten" abklopfst und dabei eben auch nach festen Kriterien vorzugehen scheinst - einem Film eine mangelhafte oder inkohärente Handlung vorzuwerfen, das sollte m. E. eigentlich nur sehr selten geschehen, wenn man es für wirklich offensichtlich hält, dass hier uninspiriert an einer dünnen Storyline entlang gearbeitet wird und Station für Station abgehakt werden. Das kann man einem SIE TÖTETE IN EKSTASE eigentlich kaum vorwerfen, weil er, seinem vermeintlichen Plot nur sporadisch und uninteressiert folgend, eine Zusammenstellung bizarren Frühsiebziger-Chics (eine noch konsequentere Fortsetzung dieses ästhetischen Experiments ist BLUE RITA) in Francos eigener, pop-artiger Interpretation, und surreal-sinnlicher Absurditäten darstellt (wie du ja selbst schon angemerkt hast)  - da wirkt die kriminalistische Auflösung durch Horst Tappert dann noch am lästigsten und unnötigsten.

Ich verstehe deinen Standpunkt und sehe die Situation eigentlich nicht wirklich anders... Es ist weniger so, dass ich Sie tötete in Ekstase als inhaltlich katastrophal erzählte Gurke abtun will, es ist nur so, dass er mir auf inhaltlicher Ebene nichts zu bieten hat, außer dass mit den Erwartungshaltungen gespielt wird was den Tappert-Ermittler betrifft, der letztlich KEINE Funktion für die handlung erfüllt.... das war sehr witzig und irgendwo geschickt, ansonsten ist es eher ein Film der Bilder.... Die finde ich sehr schön, aber nicht so extrem herausragend dass aus dem Film in meinen Augen ein Meisterwerk werden würde... Satte 6/10 gebe ich gerne, ich könnte mich auch mit 7/10 anfreunden (Diese Punktebewertungen finde ich - obwohl sie mich wahnsinnig faszinieren und ich diese funktion nur zu gerne nutze - immer etwas seltsam, weil sie so tun als gäbe es nur 10 Qualitätsstufen während die Übergänge ja fließend und unendlich sind) und das ist für mich keine schlechte bewertung...



Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 11:31:37
Zitat von: PierrotLeFou am 20 Januar 2009, 14:10:27
und ich will mir mal Venus in Furs zulegen, da verspreche ich mir auch sehr viel von...

Zurecht. In meinen Augen einer der fünf besten Francos (ich kenne bisher ingesamt 28 Filme von ihm), sehr stimulierend und - als Beruhigung für dich - handwerklich sehr gediegen.  :icon_mrgreen:
Dass der Film von dir und Björn Last seine 9/10 bekommen hat, macht mich neugierig :)

Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 11:31:37
Zitat von: PierrotLeFou am 20 Januar 2009, 14:10:27
ansonsten ist es bei Franco wohl eher so dass er mir gefällt gerade weil er ein hohes Maß an Einsatz und kreativität mit einer gerüttelten Inkompetenz verbindet und daraus hübsche eigene Filme schafft wie man sie sonst nur selten findet.

Warum ist Franco inkompetent? Er hat im Verlauf seiner Karriere sehr unterschiedliche Qualitätsstufen beschritten, das stimmt. Nur ist es dann aber auffällig, welche Hochglanz-Cinemascope-Ästhetik er in DIE JUNGFRAU UND DIE PEITSCHE zustande bekommen und mit dem gleichen Kameramann, weniger Budget und weitaus mehr künstlerischer Freiheit einige Monate später in EUGENIE DE SADE, den ich als sein absolutes Meisterwerk erachte, ein zweifellos versponnenes, merkwürdiges, inkohärentes und sehr kostengünstig wirkendes Juwel erotischer Avantgarde gedreht hat. EUGENIE DE SADE ist überhaupt einfach... ein melancholisch-spirituelles Meisterwerk.  :love:  :icon_mrgreen: Ich habe ihn im Verlauf des letzten Jahres allein dreimal gesehen und kann mich daran nicht sattsehen, für mich ist dieser Film der Optimal-Franco, in dem er seine rastlose Kreativität, Improvisations-Wut, Spontaneität und Obsessionen (sowie, nicht zuletzt, seine sporadische Fähigkeit aus Nichts, bzw. Mist Gold zu machen) in pure Poesie verwandelt hat - die über dramaturgische oder narrative Mechanismen natürlich gar nicht funktioniert, funktionieren kann - und deren semidokumentarisches Handkamera-Gewackel man natürlich als reizvolles Stilmittel (das es, wie ich meine, durchaus ist) und nicht als Inkompetenz empfinden muss, um daran Gefallen zu finden.
So böse war das "inkompetent" gar nicht gemeint :icon_mrgreen: ...aber die extreme Farbverfremdungen in Lady Dracula 3 oder solch unglaubliche Heuler wie "Christineeeeeeee.... christineeeeeee" *christine folgt dem Rufen ihres Vaters* ""Christineeeee.... du hättest mir nicht folgen dürfen" oder das ewige Ausreizen von Blutperlen auf nackten Frauenleibern, am liebsten (übertrieben gesprochen) gezoomt und in Zeitlupe ist mir zwar auch irgendwo sympathisch, aber ich finde dass hier eben doch Genie und Wahnsinn beieinanderliegen oder meinetwegen der gute Wille und das geringe budget.... (das ist ja ähnlich bei Edward D. Wood jr., dessen Glen or Glenda ich ja auch ganz gerne mag, wenngleich er für mich kein Meisterwerk ist)



Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 11:31:37Nun ja, ich werde nicht müde, Jess Francos Autorenfilmer-Qualitäten anzupreisen weil ich es als sehr ungerecht empfinde, wie dieser Mann, zweifellos auch der Urheber zahlloser filmischer Fragwürdigkeiten, nur auf eben jene reduziert wird und somit seine wirklichen Höhenflüge als solche gar nicht mehr erkannt werden, weil man generell bei Franco "zwei Titten vor den Augen" hat. Und nicht zuletzt ist auch Franco nicht so allmächtig, dass er mit Minimal-Budgets ohne weiteres großes Kino machen könnte - es ist nicht schwer, beim Blick auf NACHTS, WENN DRACULA ERWACHT, zu erahnen, was für eine großartige, atmosphärische Verfilmung das hätte werden können, hätte Franco nur das dreifache Budget, wesentlich mehr Zeit, bessere Darsteller, bessere Ausstattung und eben all das haben können. So blieb ihm eben nur eines: Zoomen, zoomen, zoomen. Und eine spanische Hügelgegend mit ihren Pinien, bei Tag mit Nachtfiltern gedreht, als Karpaten-Pass auszugeben. :icon_lol:
Neben VENUS IN FURS und EUGENIE DE SADE würde ich dir noch NIGHTMARES COME AT NIGHT, THE DIABOLICAL DR. Z und eben DAS FRAUENHAUS empfehlen, je nach Kenntnisstand.
Ach, Franco hatte doch neulich erste seine 80-Filme-Retroperspektive in der Cinematheque gehabt.... In den richtigen kreisen wird er ja nun nicht nur auf seinen schmuddelkrams reduziert :icon_mrgreen:


Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 11:31:37PS:

Zitat von: PierrotLeFou am 20 Januar 2009, 14:10:27
"Necronomicon - Geträumte Sünden" ist trotz schöner Szenen und einer undurchsichtigen Handlung (die ich sehr begrüße) leider mit schlechten Kopien von Fellini- und Godardszenen durchtränkt und wirkt in seiner Verrbeugung vor solch großen Namen etwas bemüht und einfältig-ehrfürchtig...

Ich nahm eigentlich persönlich eher an, dass Franco mit diesen Momenten (wo du da Fellini siehst, würde mich interessieren, Godard ist aber natürlich offensichtlich) eher den vielbeschworenen Umbruch des europäischen Kinos, insbesondere eben durch die Front der französischen Intellektuellen, ironisch-frivol kommentiert, bzw. persifliert - Ehrfurcht sehe ich da zumindest keine, schon eher das Gegenteil. Immerhin hat sich ja sogar der große Fritz Lang auf der Berlinale '68 lobend über den Film geäußert, quasi der endgültige Ritterschlag.  ;)
Fellini sehe ich glasklar in dieser Orgienszene... vergleich die mal mit der entsprechenden Szene aus la Dolce Vita, sogar das Figurenarsenal ist sich sehr ähnlich, ebenso etliche verhaltensweisen.... naja, und da Godard mit Robbe-Grillet, Dreyer, Hitchcock und Fritz Lang in einem Atemzug auf der Tonspur beim Namen genannt und gelobt wird, denke ich nicht, dass sich Franco hier lustig machen wollte.... ich sehe eigentlich viele Parallelen zwischen Franco und Godard, der ihm von allen Filmemachern vielleicht sogar am nächsten steht (Franju womöglich noch...) Zumindest entsprechen Godards Genre-Variationen der frühen Phase hier und da doch vergleichbaren Francos in gewissen Szenen und ich denke nicht von ungefähr gibt es diesen österreichischen Experimentalfilm der Franco und Godard gewidmet ist (Titel ist mir entfallen, er wird aber bei Frank Trebbin aufgeführt, das weiß ich totsicher)....
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Mr. Vincent Vega

Zitat von: PierrotLeFou am 21 Januar 2009, 15:53:30
Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 11:31:37Zurecht. In meinen Augen einer der fünf besten Francos (ich kenne bisher ingesamt 28 Filme von ihm), sehr stimulierend und - als Beruhigung für dich - handwerklich sehr gediegen.  :icon_mrgreen:

Dass der Film von dir und Björn Last seine 9/10 bekommen hat, macht mich neugierig :)

:rofl: :rofl: :rofl: :hacki:

McKenzie

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 21 Januar 2009, 15:57:08
Zitat von: PierrotLeFou am 21 Januar 2009, 15:53:30
Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 11:31:37Zurecht. In meinen Augen einer der fünf besten Francos (ich kenne bisher ingesamt 28 Filme von ihm), sehr stimulierend und - als Beruhigung für dich - handwerklich sehr gediegen.  :icon_mrgreen:

Dass der Film von dir und Björn Last seine 9/10 bekommen hat, macht mich neugierig :)

:rofl: :rofl: :rofl: :hacki:

Ruhe. Geh' mit E.T. spielen oder Luke Skywalker schmusen.

@ PierrotLeFou:

Bevor ich auf dein Posting eingehe vielleicht abgegrenzt eine Zwischenfrage: Was hältst du von Jean Rollin? Auch einer meiner Lieblingsregisseure und m. E. einer, den man wesentlich eindeutiger und einfacher als Auteur ohne große "qualitative Schwankungen" und mit deutlichen thematischen "roten Fäden" in seinem Schaffen annehmen kann. (zufällig höre ich gerade den wunderbaren Score von LA ROSE DE FER)
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Mr. Vincent Vega

Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 16:03:41
Ruhe. Geh' mit E.T. spielen oder Luke Skywalker schmusen.

Was anderes wird mir wohl auch nicht übrig bleiben, jetzt nach deinem Ritterschlag durch Bamako-König Plani I. und deiner treuen Dienerschaft, die sich in regelmäßigen Übereinstimmungen zahlreicher Kunstprätentionen oder verprätentierter Mainstreamgurken offenbart. :icon_sad:

Ich gründe dann meinen eigenen Inselstaat voller bescheidener unp. Cinemenschen, denen noch nicht die Bodenhaftung und der Mut zum Spielberg-Bekenntnis abhanden gekommen sind.

McKenzie

21 Januar 2009, 17:15:30 #45 Letzte Bearbeitung: 21 Januar 2009, 17:18:45 von McKenzie
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 21 Januar 2009, 16:45:20
Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 16:03:41
Ruhe. Geh' mit E.T. spielen oder Luke Skywalker schmusen.

Was anderes wird mir wohl auch nicht übrig bleiben, jetzt nach deinem Ritterschlag durch Bamako-König Plani I. und deiner treuen Dienerschaft, die sich in regelmäßigen Übereinstimmungen zahlreicher Kunstprätentionen oder verprätentierter Mainstreamgurken offenbart. :icon_sad:

Ich gründe dann meinen eigenen Inselstaat voller bescheidener unp. Cinemenschen, denen noch nicht die Bodenhaftung und der Mut zum Spielberg-Bekenntnis abhanden gekommen sind.

:LOL: :rofl: :algo: :LOL: :wallbash: :rofl: :icon_mrgreen: :LOL:

Hauptsache, du hast deinen Spaß und ich stehe über den Dingen.

Und in Bamako war ich jetzt schon seit ein paar Wochen nicht mehr wirklich, aber das hast du offenbar noch nicht zur Kenntnis genommen.
Außerdem spiele ich gerne mit dir, wie du weißt. Also, Kopf hoch und mutig dem Prätentionswahnsinn ins Auge sehen. Es ist dein großes Unglück, dass du inzwischen eben jemand kennen gelernt hast, der noch p. als ich ist. Was für ein Pech.  :D Und wenn du nicht p. bist, dann zumindest m. - und ob das besser ist, na ich weiß nicht...

@ PierrotLeFou:

Entschuldige, aber du kennst das inzwischen ja wahrscheinlich.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

PierrotLeFou

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 21 Januar 2009, 15:57:08
Zitat von: PierrotLeFou am 21 Januar 2009, 15:53:30
Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 11:31:37Zurecht. In meinen Augen einer der fünf besten Francos (ich kenne bisher ingesamt 28 Filme von ihm), sehr stimulierend und - als Beruhigung für dich - handwerklich sehr gediegen.  :icon_mrgreen:

Dass der Film von dir und Björn Last seine 9/10 bekommen hat, macht mich neugierig :)

:rofl: :rofl: :rofl: :hacki:
Gut, die 9/10 für L'Aldila hab ich nie so ganz verstanden, daher genieße ich das ja auch mit Vorsicht, aber interessiert bin ich trotzdem  :D
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

PierrotLeFou

Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 16:03:41
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 21 Januar 2009, 15:57:08
Zitat von: PierrotLeFou am 21 Januar 2009, 15:53:30
Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 11:31:37Zurecht. In meinen Augen einer der fünf besten Francos (ich kenne bisher ingesamt 28 Filme von ihm), sehr stimulierend und - als Beruhigung für dich - handwerklich sehr gediegen.  :icon_mrgreen:

Dass der Film von dir und Björn Last seine 9/10 bekommen hat, macht mich neugierig :)

:rofl: :rofl: :rofl: :hacki:

Ruhe. Geh' mit E.T. spielen oder Luke Skywalker schmusen.

@ PierrotLeFou:

Bevor ich auf dein Posting eingehe vielleicht abgegrenzt eine Zwischenfrage: Was hältst du von Jean Rollin? Auch einer meiner Lieblingsregisseure und m. E. einer, den man wesentlich eindeutiger und einfacher als Auteur ohne große "qualitative Schwankungen" und mit deutlichen thematischen "roten Fäden" in seinem Schaffen annehmen kann. (zufällig höre ich gerade den wunderbaren Score von LA ROSE DE FER)


Ja, Rollin mag ich auch recht gerne... besonders Regiuem pour un Vampire (8/10), Frisson des Vampires (8/10, ganz toller Soundtrack :love:) und auch Rose de Fer, wobei ich da immer zwischen 7 und 8 schwanke, aber tendenziell mag ich den noch sehr gerne....

von seinen reinen Sexfilmen kenne ich jedoch leider nichts (aber das "wichtigste" habe ich) :(
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Schlombie

Hi Pierrot!

Herzlichen Glückwunsch zu Deinem erneuten Auftauchen bei den "Review-Klassikern"! Dein Text zu "Leichenhaus der lebenden Toten" gehört da auch hin, er hat mir gut gefallen.

Noch besser fand ich allerdings Deine "Freitag der 13."-Besprechung, die ich erst jetzt sehr spät entdeckte. Etwas zweigeteilt bin ich über Deine lange Einleitung jeden Freitagteil zuvor anzureißen. Es war ein geglückter Rückblick, dürfte aber sicher auch einige etwas ungeduldigere Leser zu Recht vertrieben haben. *g

Insgesamt war die Besprechung aber sehr informativ und alles wichtige wurde aufgegriffen. Trotzdem finde ich Deine Punktevergabe mit aufgerundet 7 Punkten recht großzügig. Ich finde häufig wird das glaubhafte Verneigen vor den Originalen verwechselt mit dem Zwang der Verantwortlichen dies in ihre Filme einbringen zu müssen. Und das Friday-Remake macht mir eigentlich gar nicht den Eindruck, die Originalreihe ehren zu wollen. Beim Lesen Deines Textes könnte man meinen, mit den Verweisen auf die Reihe würde eine gewisse Form von Ehrfurcht auftreten. Das sorgt in meinen Augen für eine falsche Erwartungshaltung. Denn ob man den Film nun unterhaltsam fand oder nicht, er ist in seiner Umsetzung einfach plump zu nennen, gerade wenn er versucht Respekt vor den Originalen vorzuheuscheln.

Aber das siehst Du sicher anders, sonst hättest Du Deinen Text ja nicht so geschrieben. *g

Bis auf meine kleinen Kritikpunkte am Rande wie gehabt ein guter Text in gewohnter LeFou-Qualität. Weiter so!

Gruß
Schlombie

PierrotLeFou

Zitat von: Schlombie am 18 April 2009, 13:13:52
Hi Pierrot!

Herzlichen Glückwunsch zu Deinem erneuten Auftauchen bei den "Review-Klassikern"! Dein Text zu "Leichenhaus der lebenden Toten" gehört da auch hin, er hat mir gut gefallen.
Dankeschön :D

ZitatNoch besser fand ich allerdings Deine "Freitag der 13."-Besprechung, die ich erst jetzt sehr spät entdeckte. Etwas zweigeteilt bin ich über Deine lange Einleitung jeden Freitagteil zuvor anzureißen. Es war ein geglückter Rückblick, dürfte aber sicher auch einige etwas ungeduldigere Leser zu Recht vertrieben haben. *g
Ja, ich hatte auch erst überlegt, dass zu kürzen oder gar wieder zu streichen, ich habs aber drin gelassen (und überhaupt erst geschrieben), weil ich am liebsten ALLE Friday-Filme besprechen würde, das Ganze dann aber doch für zu unergiebig hielt... so habe ich halt trotzdem alle Filme abgehandelt und mich auf den aktuellsten konzentriert :icon_mrgreen:

ZitatInsgesamt war die Besprechung aber sehr informativ und alles wichtige wurde aufgegriffen. Trotzdem finde ich Deine Punktevergabe mit aufgerundet 7 Punkten recht großzügig.
naja, es sind ja abgerundete 6,5/10 :icon_mrgreen: (nur zuer erklärung: ich möchte bei x,5-wertungen nicht zwangsweise aufrunden müssen.... ich runde mal auf, mal ab und würde das damit rechtfertigen, dass es einmal ne 6,49 und einmal ne 6,50 wäre... ich hätte auch schreiben können "satte 6/10 mit tendenz nach oben")
Ne gerundete 7/10 wäre er mir dann doch nicht wert gewesen

ZitatIch finde häufig wird das glaubhafte Verneigen vor den Originalen verwechselt mit dem Zwang der Verantwortlichen dies in ihre Filme einbringen zu müssen.
Ehrlich gesagt verlange ich keine Verneigung... wie viele Fans will auch ich bloß immer wieder den selben Film sehen, und da ist es mir egal, dass die produzenten mich befriedigen während sie auf mein geld schauen, hauptsache sie geben mir das was ich will :icon_lol:

ZitatUnd das Friday-Remake macht mir eigentlich gar nicht den Eindruck, die Originalreihe ehren zu wollen. Beim Lesen Deines Textes könnte man meinen, mit den Verweisen auf die Reihe würde eine gewisse Form von Ehrfurcht auftreten. Das sorgt in meinen Augen für eine falsche Erwartungshaltung. Denn ob man den Film nun unterhaltsam fand oder nicht, er ist in seiner Umsetzung einfach plump zu nennen, gerade wenn er versucht Respekt vor den Originalen vorzuheuscheln.

Aber das siehst Du sicher anders, sonst hättest Du Deinen Text ja nicht so geschrieben. *g

Wie gesagt: ich weiß zwar schon, dass man versucht hat den Geschmack einer möglichst breiten Masse zu treffen und nicht, eine Hommage an einen Splatterklassiker zu inszenieren (auch wenn ich Nispel durchaus glauben würde, dass er die reihe schätzt), aber das ist mir egal, solange mir das resultat gefällt....
Ich mag übrigens den Jason der teile 2-4 selbst viel lieber als den späteren und daher gefiel mir diese Zurück-zu-den-Wurzeln-Version (leider im Look der Gegenwart, was mir persönlich missfällt, weil ich ja den Look der 60er, 70er und 80er lieber mag, ich dem film aber nicht anlasten möchte) recht gut....

ZitatBis auf meine kleinen Kritikpunkte am Rande wie gehabt ein guter Text in gewohnter LeFou-Qualität. Weiter so!

Gruß
Schlombie
Auch hier nochmal ein dickes Dankeschön :love:
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Schlombie

Hi!

Dein Review zu "Scary Movie" lockt mich diesmal in Deinen Thread. Ich selber mag den Film, kann aber jeden verstehen, dem es so geht wie Dir. "Scary Movie" ist Unterhaltung auf niedrigstem Niveau, aber ich lache häufig auch auf diesem, also was soll's.

Allerdings fehlt mir in diesem Text etwas, das Dir entweder an den Filmen nicht aufgefallen ist, oder das Du mit mir nicht teilen wirst:

Generell hast Du recht, dass die Masse der Darsteller über keinerlei hervorzuhebendes Schauspieltalent verfügen. Die weibliche Hauptrolle der vier Teile stellt in meinen Augen jedoch eine Ausnahme da. Und da geht es mir weniger darum wie stark nun ihr schauspielerisches Talent ist, sondern viel mehr um ihre Haltung. Man sieht Anna Faris den Spaß am Quatsch machen an. Zum einen ist sie sich für nichts zu schade (was man sowohl positiv als auch negativ auslegen kann), aber sie zieht ihre Nummer mit einer solch lockeren Haltung durch, dass man sieht wie sichtlich Spaß es ihr macht, einfach mal herumzublödeln. Ich kann mir vorstellen, dass viele andere Darsteller da eher ihr Pflichtprogramm durchgezogen hätten, oder aber sich für so etwas zu schade/zu fein gewesen wären.
Meine Haltung zu dem Film/der Reihe macht viel am unverkrampften und experimentierfreudigen Spiel von Faris aus. Und ich denke, dass es auch in einem Verriss wie Deinem ein freies Plätzchen gegeben hätte, diese mutige und natürliche Art ihres Herumblödelns anzuerkennen.

Gruß
Schlombie

PierrotLeFou

hm.... ich halte das für so ne frage des mögens bzw. nicht-mögens (ich mag es eher nicht so - was nicht an ihr, sondern an der rolle liegt) und nicht für ein qualitätsmerkmal, dass da wirklich was reißt... zumal ich auch keinen wirklichen unterschied zu vielen anderen darstellerleistungen sehe, die ich ebenfalls durchaus als ausgelassen beschreiben würde... ich weiß jetzt also nichtmal, ob es mir nicht aufgefallen ist oder ob ich deine sichtweise bloß nicht teile.... :00000109: jetzt bin ich verwirrt
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

McKenzie

Das Anna Faris einiges kann, muss man ihr aber schon zugestehen. Ein Blick auf den tragisch unterschaetzten MAY... oder auf die Tatsache, dass eben jene Darstellerin aus SCARY MOVIE ploetzlich in BROKEBACK MOUNTAIN auftauchte.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

PierrotLeFou

Da ich weder BM noch May je gesehen habe (was sich sicherlich über kurz oder lang beides noch ändern wird) kann ich über ihr Talent wenig sagen... In Scary Movie ist es mir zumindest nicht unbedingt entgegengesprungen.....

Aber ein als schlecht empfundener Film mit einer dem Zuschauer sympathischen Besetzung, die hier jedoch kaum oder nicht gefordert wird und dennoch mit Freude bei der Sache ist, schließt sich ja nicht aus.... mir kommen da jetzt etliche Beiträge aus der Filmographie von Herbert Fux in den Sinn :icon_mrgreen: da weiß man halt wenigstens WARUM man sich solch schlechte Filme überhaupt anschaut, aber schlecht kann man sie dann ja trotzdem noch finden...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Schlombie

"May" ist ein kleiner Geheimtipp und wirklich zu empfehlen, wenn auch nicht gerade unbedingt wegen Faris. Interessant ist dort z.B. wie gut die Hauptdarstellerin spielt, und wie schlecht sie dagegen in der ähnlichen Hauptrolle im Remake von "Carrie" wirkt.

Schlombie

Hi Pierrot!

Schönes Review zu "H20" mit kleinen SChönheitsfehlern, deshalb bin ich hier. *g

Zum einen wäre es schön, wenn vor der Enthauptung Michaels und vor dem Tode von Lauries Partner eine Spoilerwarnung eingefügt würde. Weiter oben hast Du es zu einem anderen Thema ja auch gemacht.

Was Deine zwei Betonungen darüber, dass man Curtis bewegen konnte mitzumachen, betrifft: Ich habe seinerzeit gelesen, dass Jamie Lee Curtis sogar die treibende Kraft gewesen sein soll, das Projekt überhaupt zu starten. Dementsprechend musste sie gar nicht erst an Bord geholt werden.

Und zu guter letzt: In die Aufzählung der kleinen Spielereien des Filmes würde ich vielleicht noch den Auftritt des ersten Psycho-Opfers nennen, der ja immerhin die Mutter von Curtis ist, und in einer Szene so etwas sagen darf wie: "Wenn ich mich mal kurz mütterlich geben darf...".

Ansonsten eine schöne Besprechung, bei der mir jedoch nicht ganz klar wird, warum der Film nur eine 7/10 erhält. Der Text selber klingt wesentlich positiver.

Gruß
Schlombie

Hedning

Zitat von: Schlombie am  4 Mai 2009, 08:22:19
"May" ist ein kleiner Geheimtipp und wirklich zu empfehlen, wenn auch nicht gerade unbedingt wegen Faris. Interessant ist dort z.B. wie gut die Hauptdarstellerin spielt, und wie schlecht sie dagegen in der ähnlichen Hauptrolle im Remake von "Carrie" wirkt.

Kann ich überhaupt nicht unterschreiben. In der Rolle fand ich sie ebenfalls klasse. Problem ist nur, dass der ganze Rest ziemlich billig wirkt. Insbesondere natürlich die Billig-CGI-Orgie am Ende.

PierrotLeFou

21 Mai 2009, 04:17:30 #57 Letzte Bearbeitung: 21 Mai 2009, 05:32:06 von PierrotLeFou
Zitat von: Schlombie am 20 Mai 2009, 10:40:27
Hi Pierrot!

Schönes Review zu "H20" mit kleinen SChönheitsfehlern, deshalb bin ich hier. *g

Zum einen wäre es schön, wenn vor der Enthauptung Michaels und vor dem Tode von Lauries Partner eine Spoilerwarnung eingefügt würde. Weiter oben hast Du es zu einem anderen Thema ja auch gemacht.

Was Deine zwei Betonungen darüber, dass man Curtis bewegen konnte mitzumachen, betrifft: Ich habe seinerzeit gelesen, dass Jamie Lee Curtis sogar die treibende Kraft gewesen sein soll, das Projekt überhaupt zu starten. Dementsprechend musste sie gar nicht erst an Bord geholt werden.

Und zu guter letzt: In die Aufzählung der kleinen Spielereien des Filmes würde ich vielleicht noch den Auftritt des ersten Psycho-Opfers nennen, der ja immerhin die Mutter von Curtis ist, und in einer Szene so etwas sagen darf wie: "Wenn ich mich mal kurz mütterlich geben darf...".

Ansonsten eine schöne Besprechung, bei der mir jedoch nicht ganz klar wird, warum der Film nur eine 7/10 erhält. Der Text selber klingt wesentlich positiver.

Gruß
Schlombie

Eine Spoilerwarnung kommt doch gleich zu Beginn bevor ich ein wort über die story verliere :00000109:

Oh, dass Curtis die treibende kraft war, war mir nicht bekannt... klingt aber auch etwas seltsam in meinen Augen (edit: Ohren), ein Sequel wäre doch sicherlich so oder so entstanden... ich ändere es mal in ein unverfängliches "bereit war" und bedanke mich für den Hinweis.... (edit: Hm, da müsste ich den satz etwas stärker umbasteln.... ich lasse es einfach mal so, da ich davon ausgehe, dass Curtis sich trotzdem noch verweigert hätte, wäre das Drehbuch letztlich schwächer ausgefallen und füge ein paar Worte hinzu: "Für die Rolle der Laurie Strode konnte man Curtis - die sich engagiert für ein das Original würdigendes Sequel zum Jubiläumszeitpunkt einsetzte - zur Rückkehr..." ...habe mal nachgeschlagen und den Hinweis auch gefunden....)

Hmmmm, vielleicht habe ich zu extrem Lob verschüttet :icon_mrgreen: Für mich ist es ein überdurchschnittlich guter Slasher ohne innovative Ansätze.... in eine Liga mit Halloween (8/10), Scream (8/10) oder Friday the 13th (7,5/10) mag ich ihn nicht stellen und 7/10 ist ungefähr das, was mir für solch einen Film vorschwebt... Aber über die Punktewertungen mag ich eh nicht wirklich streiten.... in meinen Augen sind 7/10 bereits deutlich über dem Durchschnitt angesiedelt...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Schlombie

Ups! Die Spoilerwarnung habe ich überlesen, da sie so früh im Absatz erwähnt wird, sorry!

Und bei den 7/10 ging es mir weniger um eine Punkterechtfertigung deinerseits im Thread als viel mehr darum, im Review die Haltung etwas zu verdeutlichen. Deine gute Begründung im Thread (nicht innovativ genug) würde ich im fertigen Text noch einfügen (falls noch nicht getan).

Gruß
Schlombie

PierrotLeFou

So, ich habe nach meinem Julia und die Geister Review endlich mal mein altes 8 1/2 Review überarbeitet, damit ich auch meinen Lieblingsfilm mal hier unterbringen kann....

Das überarbeitete Review http://www.ofdb.de/review/19331,361094,Achteinhalb sah vorher übrigens so aus:

Zitat"8 1/2" ist Fellinis bester Film überhaupt, der zu Recht den Oscar für den besten ausländischen Film erhalten hat und zeigt Marcello Mastroianni als Fellinis Alter Ego in seiner besten Rolle - bei seiner Beerdigung spielte man in den Straßen dann auch Nino Rotas musikalisches Leitmotiv aus "8 1/2".

Als Fellini in einer peinigenden Schaffenskrise steckte, kam ihm der Gedanke daraus einen Film zu schaffen (Der Titel weist darauf hin dass es sich dabei um Fellinis "achteinhalbten" Film handelt) der trotz melancholischer Grundstimmung nicht zuletzt auch eine Komödie sein sollte. Mastroianni spielt den Regisseur Guido Anselmi, der in einer tiefen Schaffenskrise steckt und sich in einem Kurort erholen will. Dort jedoch wird er schon bald von Produzenten, Kritikern, Reportern, Schauspielern und Freunden belagert die ihn mit Fragen zum nächsten Film bedrängen, deren Antworten er jedoch selbst nicht kennt. Das Werk, in das er am liebsten alles hineinbringen möchte (persönliche Erinnerungen an die Kindheit, das streng katholische Internat, kaum verschleierte Affären und Seitensprünge etc. neben ganz allgemeingültigen Sinnfragen) nimmt keinerlei Formen an während zeitgleich die Produzenten immer mehr Geld hineinstecken und eine für ihn schon gar nicht mehr verwertbare, himmelhoch emporragende Abschussrampe produziert haben. Der gewaltige Druck nimmt zu als gleichzeitig seine Ehefrau und seine Geliebte auf der Bildfläche auftauchen. Und während Anselmi diese Eindrücke in bösen Albträumen und realitätsfernen Wunschträumen verarbeitet, verkommt er auf realer Ebene zu totaler Hilflosigkeit... während er in einem bizarren Haremstraum dutzendweise Frauen herumkommandiert und jeden Aufruhr brutal und unnachgiebig niederpeitscht, sieht er sich in der Realität den Spötteleien und Angriffen seiner Ehefrau ausgesetzt. Daher verbirgt er immer häufiger sein Gesicht hinter schwarzen Sonnenbrillen und hält unsicher die Zeitung beim Sprechen vor den Mund. Die bösen Träume überhöhen die für ihn kaum noch erträgliche Realität enorm und mehr und mehr flieht er in Tagträume. Nach einer unerträglichen Pressekonferenz bei der er ganz einfach gar nichts zu sagen hat und wehrlos den sinnlosen Fragen einer riesigen Reporterschar gegenübersteht, folgt schließlich doch ein kreativer Schub und das Filmprojekt nimmt tatsächlich Formen an - doch weisen mehrere Details auf eine endgültige Flucht in die heilsame Scheinwelt des Traums hin und so wirkt das fröhliche Happy End sehr ambivalent...

Nahezu alles ist perfekt in diesem Meisterwerk: die beeindruckende Kameraführung, die opulente Ausstattung, die durch und durch guten Darsteller (Horrorikone Barbara Steele ist auch dabei), Nino Rotas abwechselungsreiche Musik und natürlich das stimmige Drehbuch, das leichtfüßig zwischen Erinnerungen, Visionen, Tagträumen, Albträumen und Realität hin und herspringt und in der völlig subjektiven Darstellung erstmals den Inneren Dialog auch konsequent auf die Leinwand bringt.
Um der Kritik zu entgehen, eine Zusammenstellung persönlicher Erinnerungen geschaffen zu haben die niemandem etwas bringen, lässt Fellini diese Kritik bereits im Film selbst durch einen Kritiker an Anselmi vornehmen und zieht sie gekonnt ins Lächerliche - damit war er selbst schließlich mehr oder weniger vor solcher Kritik geschützt.
Diese Mischung aus Drama, Komödie, Metafilm und phantastischem Film erzeugt bei dem Betrachter auch ein ganzes Spektrum an Stimmungen: Beklemmung folgt auf Heiterkeit, Trauer auf Zorn, eine leise Melancholie wird zur lauten Verzweifelung... Damit ist Fellini ein absoluter Geniestreich gelungen, der weltweit ausgiebig gewürdigt wurde. Der Film, dessen Geschichte "bloß" eine eindringliche, mitreißende Charakterstudie ist, die aber keine gesellschaftlich relevanten Fragen stellt oder gar beantwortet, wurde sogar von Kommunisten überschwenglich gefeiert (auch wenn sie es sich nicht nehmen ließen auf den "fehlenden" sozialen Gehalt zu verweisen).

Nachdem dieses Meisterwerk der Filmgeschichte (und mit Abstand mein persönlicher Lieblingsfilm), das Kritiker immer wieder unter die 10 besten Filme aller Zeiten gewählt haben, hierzulande viel zu selten im Fernsehen gezeigt wurde und auf VHS/DVD gar nicht erst erhältlich war, hat Arthaus eine schön gestaltete 2-DVD-Special-Edition herausgebracht. Die Criterion-DVD enthält allerdings auf einer zweiten DVD noch Fellinis TV-Produktion ,,A Director's Notebook" (Arthaus bietet nur eine nicht völlig überzeugende Doku an) und ist daher eher zu empfehlen (wenn man auf deutsche Sprachoptionen verzichten kann) - zumal sie auch das schönere Cover besitzt. (Die UK-DVD von Nouveaux Pictures kommt mit schlecht lesbaren Untertiteln daher....)
10/10

Das ist auch schon knapp 4 Jahre alt, mittlerweile schreibe ich doch etwas.... zumindest geschwätziger :icon_mrgreen:
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

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