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Rundumschlag gegen PC- und Videospiele

Begonnen von DeathFX, 17 März 2009, 19:18:12

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DeathFX

Es sind seit Winnenden nicht nur die ,,Killerspiele" im Gespräch. Nein, auch das Thema der Cumputerspielsucht wird mal wieder breitgetreten: Gestern in Galileo und heute in Nano (ZDF Dokukanal). Beide Sendungen beantworten diese Frage mit einem eindeutigen JA. In Nano wurde es sogar mit Alkohol und Heroin verglichen (beides Drogen, die eine Körperliche Abhängigkeit hervorrufen).

Über die Killerspiele möchte ich jetzt nicht groß eingehen. Ich denke alle hier wissen, dass es reine Propaganda von Leuten ist, die keine Ahnung von der Materie haben.

Im Zusammenhang mit der Computerspielsucht werden die Stimmen aber im Moment wieder laut (auch wenn die Amokläufe nie mit Computerspielsuch in Verbindung gebracht wurde). Suchtgefährdende Spiele sollen grundsätzlich ab 18 eigestuft werden. Nur welche Spiele werden von unseren Politikern dazu eingestuft? Es wird zuerst die Onlinerollenspiele treffen. Allen voran World Of Warcraft. Doch dies könnte nur der Anfang sein.
Was ist mit Spielen wie Baldur's Gate, die mit Nebenquests teilweise weit über 100 Std. in Anspruch nehmen? Oder den Multiplayershootern, z.B. Battlefield oder Call of Duty, die viele auch mehrere Stunden am Tag spielen? Nicht zu vergessen das Online-Poker, welches seit ein paar Jahren enorme Zuwächse verzeichnet (ich rede in erster Linie von der Variante bei denen um Spielgeld gespielt wird). Werden alle diese Spiele ab 18 eingestuft (ich weiß, die Shooter sind meist schon ab 18, ist nur ein Beispiel)? Wie will man das kontrollieren? Und was ist mit den Dutzenden Online-Spielen die komplett Kostenlos sind? Im schlimmsten Fall gibt es wieder Stimmen die sich für ein Komplettverbot aussprechen.

Ich weiß, dass manche Spiele suchtähnliche Symptome verursachen und davor sollte man die Jugend schützen. Jedoch ist die sogenannte Computerspielsucht keine Sucht im eigentlichen Sinne. Die wenigsten sind tatsächlich süchtig. Die meisten haben Probleme mit ihrem Umfeld, haben kaum Freunde, können sich nicht richtig integrieren, kurz: es sind Außenseiter, die sich in Spiele retten um dort Anerkennung zu bekommen.
Und wer hat für Computerspielsucht mal wieder als erstes die ,,wahren Studien" und ,,wahren Ergebnisse"? Natürlich das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen! Die werten Herren um Christian Pfeiffer und das alles ,,zufällig" nicht mal eine Woche nach dem Amoklauf.
Es ist schon ein/zwei Jahre her als ich ein Studienergebnis einer holländischen Suchtklinik (ich weiß gerade den Namen nicht, es war aber die Klinik, die als ersten in Europa auch eine Abteilung für Computerspielsucht eingerichtet hat) gesehen habe, in der genau die Außenseiter-Rolle thematisiert wurde und diese sogenannten ,,Süchtigen" sehr schnell von Computerspielen weg waren, nachdem sie Freunde gefunden haben und sich ihr soziales Umfeld besserte.

In meinen Augen wird von Medien und Politik alles getan um den ach so bösen Computerspielen an den Kragen zu gehen, egal welche es sind, alle sind schlecht. Warum wird wohl sonst, nicht einmal eine Woche nach Winnenden, auf andere Bereiche der Computerspiele eingedroschen. Man will der Masse zeigen, dass fast alle Computerspiele böse sind und diese auch die Gründe sind warum bei unserer Jugend so viel schief läuft. Ich warte nur darauf, dass auch wieder Rennspiele wie Need For Speed an den Pranger gestellt werden. Wenn es nach dem Willen unserer Politiker geht sollten Computerspiele sowieso komplett verboten werden und da man es nicht komplett verbieten kann wollen sie nur noch Kinderspiele mit Barbie oder vom Ponyhof (Mario ist auch weg vom Fenster, da er ja niedlichen Pilzkreaturen durch einen Sprung auf den Kopf das Genick bricht). Falls alle Gesetzesänderungen und Verbotsforderungen jedoch nicht fruchten hat man es dennoch geschafft das Ansehen von Computerspielen weiter in den Dreck zu ziehen und der Masse wieder einen Schuldigen zu geben, der von den wichtigen Problemen in Deutschland ablenkt. 

Hier mal ein paar Links zu dem Thema (alle zwischen dem 14. und 16. März 2009 veröffentlicht):
http://www.netzeitung.de/internet/spiele/1300240.html
http://www.die-topnews.de/studie-ueber-14000-neuntklaessler-computerspielsuechtig-341527
http://www.radiobremen.de/nordwestradio/sendungen/nordwestradio_journal/computerspielsuchtstudie100.html

shellat

Ironiemodus: "ON":

Mich beschleicht so langsam das Gefühl das die Politik gegen die Computerspiele wettert, weil:

- Computerspiele reine Zeitverschwendung sind und dem Ziel produktive arbeitsame Menschen (Dronen) für die Gesellschaft zu produzieren, im Weg stehen.

- Computerspiele dafür verantwortlich sind das Menschen in Deutschland sich nicht mehr fortpflanzen.

- Gewinne aus dem Ertrag eines erfolgreichen Spieles meist ins Ausland abwandern, vorzugsweise in japanische Taschen.

... und einige abstruse Begründungen mehr!

Ironiemodus: "OFF"

Wir werden sehen wie sich das alles noch entwickelt, bin gespannt!
"Elucidarium: Dino-Idiotica"

http://elucidarium.bplaced.net/

RoboLuster

Zitat von: DeathFX am 17 März 2009, 19:18:12
Ich weiß, dass manche Spiele suchtähnliche Symptome verursachen und davor sollte man die Jugend schützen.

Das ist Aufgabe der Erziehungsberechtigten, und sollte nicht als Problem der Allgemeinheit zugeschoben werden. Es gibt imo noch Spieler, die nicht süchtig sind. ;)
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

Roughale

Zitat von: old_silence am 18 März 2009, 01:43:23
Zitat von: DeathFX am 17 März 2009, 19:18:12
Ich weiß, dass manche Spiele suchtähnliche Symptome verursachen und davor sollte man die Jugend schützen.

Das ist Aufgabe der Erziehungsberechtigten, und sollte nicht als Problem der Allgemeinheit zugeschoben werden. Es gibt imo noch Spieler, die nicht süchtig sind. ;)

Und da die Erziehung immer mehr scheitert und die Politik offensichtlich ratlos istm, da was zu ändern (oder eher zu geizig!), muss man halt anders an die Sache - ist doch nichts neues - leider!

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

uk501

18 März 2009, 15:12:50 #4 Letzte Bearbeitung: 18 März 2009, 15:16:31 von uk501
kaufhof verkauft keine USK 18 spiele mehr  :doof:

http://www.pcgames.de/aid,679158/Galeria-Kaufhof-Ab-April-2009-keine-USK-18-Spiele-mehr-im-Sortiment/PC/News/

oh man oh man,

in einer gesellschaft wo die medien nur von krieg, gewalt und verbrechen berichten soll es an spielen, filmen etc. liegen :doof:
VHS Sammler... nur VHS ist Original!

Tito

Tja, was wir brauchen ist ein Verbot... ALLEN unseren Politikern müsste man verbieten, weiter Politik zu betreiben und die dann "leeren" Stellen in Regierung, Bundestag, Ministerien... mit frischem, jungen Blut füllen. Menschen die mit den heutigen Medien aufgewachsen sind und sich mit der Materie auskennen. Stattdessen haben wir über 60% Politiker (grob geschätzt), die das Internet für eine Autobahn halten, bei Filmen an die "Wochenschau" denken und in Spielen nur ein gefährliches Mittel zur "Selbstbefriedigung" sehen. Abends sitzen die dann in ihren Villen und träumen von 1960.

Klar Roughale, da hast Du Recht. Die Politik ist machtlos und ohnmächtig. Statt dafür zu sorgen, dass Eltern mit einem oder auch jeweils einem Job die Familie ernähren können, damit sie auch die Zeit finden "ALLES" zu kontrollieren was ihr Sprößling so macht (SARKASMUS) suchen sie verzweifelt nach Sündenböcke, schieben ihnen die Schuld zu und entwerfen dämliche, unnütze Gesetze dagegen.

Bei Steuerhinterziehung, Steuerparadiesen, biometrischen Ausweisen und Schwarzarbeit brennt ihnen förmlich der Hintern. Aber sich mal Gedanken für die Zukunft machen, Fehlanzeige.

Ich frage mich ernsthaft warum einige Spiele und Filme verboten werden sollten, aber keine z.B. Hannibal Lecter-Literatur (auch in Büchern gibt es viel Gewalt) oder Hip-Hop und Gangsta-Rap, die ja auch oft genug ein gewisses Maß an Gewalt beinhalten. Weil nunmal das PC-Spiel an allem Schuld hat!

Wenn sie gegen die Volksverdummung wirken wollen, dann könnte man ja bei "Big Brother", "DSDS", "Germany's Next Top Blondie" und Co. anfangen und diesen Stuss ebenso wie die "Bild-Zeitungen" und unseriöse "Privatsender-Schmierbaltt-Magazine" verbieten.

May The Fleas Be With You
Wir sind Polizeibeamte, für Gewalttätigkeiten wurden wir nicht ausgebildet.

Roughale

Ganz austauschen würde ich die Politiker aber nicht, eine bessere Mischung aller Generationen, halte ich für sinnvoll. Vielleicht sollte man sogar überlegen, Jugendliche zumindestens beratend miteinzubeziehen. Aber ich wundere mich auch immer, wo die ganzen Politiker sind, wenn Sitzungen sind, gerade jetzt steht ja eien Debatte über Massnahmen nach dem Amoklauf an, noch läuft eine zähe Fragestunde, aber ich sehe viel blau (Sitzbezug der leeren Sessel)...

esta es la mejor mota
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pm.diebelshausen

Für einen Menschen, der suchtgefährdet ist, kann letztlich alles Suchtpotential haben. Punkt. Es ist nicht das Objekt der Sucht, es ist das Subjekt, in dem das Problem liegt und auch die Möglichkeit einer Lösung.

Und "Need for Speed": ja, klar, bei jedem Verkehrsdelikt sollte man mal hinterfragen, ob der Falschparker, Drängler oder was auch immer nicht vielleicht auf seinem PC die einschlägigen Rennspiele installiert hat - inklusive dem inspirierenden "Autobahnraser".  :dodo:

Da fällt mir ein, dass es für die Wii doch ein Chirurgenspiel gibt, ach ja: Trauma Center. Na dann Prost Mahlzeit, ich sehe Jack the Ripper auferstehen...

Ich glaube, wir haben in Deutschland ein mächtiges Generationenproblem. Was die Kids interessiert, bleibt den Oldies schnuppe und umgekehrt. Ich habe es in einem anderen Thread schon gesagt: in Amerika zocken 60jährige mit den Teenagern und Familienvätern online-shooter. In D-Land undenkbar.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

McHolsten

Zitat von: pm.diebelshausen am 18 März 2009, 17:23:27
Ich glaube, wir haben in Deutschland ein mächtiges Generationenproblem. Was die Kids interessiert, bleibt den Oldies schnuppe und umgekehrt. Ich habe es in einem anderen Thread schon gesagt: in Amerika zocken 60jährige mit den Teenagern und Familienvätern online-shooter. In D-Land undenkbar.

Lass mal noch - sagen wir max. 20 Jahre - vergehen; dann sind die ganzen "Nazi-Opas" unter der Erde und die Leute die in den 80er Jahren die goldene Ähre des Splatterfilms miterlebt haben auch alle Rentner.
Mal schauen wie dann die Karten neu gemischt werden...  :andy:
Gore on!

psychopaul

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Rollo Tomasi

So, dann will ich zumimdest mal ein paar doofe Fragen in die Runde werfen und ein paar Sachen sagen, über die man vielleicht diskutieren kann.
Ich weiß nicht, ob das Posting nicht doch besser im Thread zu dem Amoklauf aufgehoben wäre, aber ich schreib ihn erst mal hier rein, denn irgendwie hat der Thread ja auch mit dem Amoklauf zu tun.

1. Für mich steht es außer Frage, dass Killerspiel eine Rolle bei dem Amoklauf gespielt haben. Bei allen Amokläufern war das der Fall.
2. In der US-Armee werden solche Kampfsimulationen zum Abbau von Hemmungen eingesetzt. Warum soll dann das stundenlange Spielen solcher Spiele nicht auch die Hemmungen eines depressiven Außenseiters herabsetzen (denn auch das ist klar: Die Killerspiele reichen nicht aus, um jemanden zu so einer Tat zu bringen, da müssen mehrere Faktoren zusammen kommen, wie eben Depressionen, Erziehung usw.).

Mir wurde kürzlich die Frage gestellt, wofür die Menschheit solche Killersppiele braucht?
Was bringen die?
Ich war so verdutzt, dass mir keine Antwort eingefallen ist.
Aber sicher wird man mir hier jede Menge Gründe liefern, warum wir diese Spiele unbedingt brauchen.

Und in der Diskussion ging es noch weiter.
Es kamen die folgenden Fragen auf:
Warum brauchen wir privat Waffen, wenn sie nicht beruflich erforderlich sind?
Was ist der Sinn eines Schützenvereins, in dem mit Waffen auf Ziele geschossen wird?

Ich brachte dann noch das Argument, dass Schießen auch olympisch ist.
Aber im Grunde ist das ja auch kein Grund dafür, dass man Waffen hat oder sie in Vereinen benutzt.

So, jetzt habt ihr die Gelegenheit, mir die Welt zu erklären.
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
"Stellen sie sich einmal vor, es gäbe keine Autos, es gäbe keine Telefone und es gäbe keine Computer .... sie würden doch den ganzen Tag fernsehen, oder?" (Hagen Rether)

Eric

19 März 2009, 13:46:39 #11 Letzte Bearbeitung: 19 März 2009, 13:49:10 von Eric (Entenmann)
Zitat von: Rollo Tomasi (Telly Savalas) am 19 März 2009, 13:29:45

Mir wurde kürzlich die Frage gestellt, wofür die Menschheit solche Killersppiele braucht?
Was bringen die?
Ich war so verdutzt, dass mir keine Antwort eingefallen ist.
Aber sicher wird man mir hier jede Menge Gründe liefern, warum wir diese Spiele unbedingt brauchen.

MEINE Meinung dazu:
Weil es SPASS macht einfach mal die "Sau" rauszulassen und Sachen zu machen, die man im wahren Leben niemals machen würde.
Beispiel FAR CRY 2.
Einfach mal ne Tankstelle in die Luft jagen und die Steppe niederbrennen! (uaaaaaaaaaa macht Laune!)
Als weitere Beispiele könnte ich hier jetzt aber auch MARIO KART nennen (Seine Gegner von der Strecke rammen. Mache ich im Berufsverkehr ja auch nicht)
Genauso könnte ich aber fragen warum die Welt WORLD OF WARCRAFT braucht. Oder warum Personen FINAL FANTASY spielen, ...

Spiele dienen dazu der Realität für einen gewissen Zeitraum zu entfliehen.
(Genauso wie auch Bücher oder Filme. Oder Drogen, aber das gehört hier nicht her)

Zitat von: Rollo Tomasi (Telly Savalas) am 19 März 2009, 13:29:45
Und in der Diskussion ging es noch weiter.
Es kamen die folgenden Fragen auf:
Warum brauchen wir privat Waffen, wenn sie nicht beruflich erforderlich sind?
Was ist der Sinn eines Schützenvereins, in dem mit Waffen auf Ziele geschossen wird?

Private Waffen braucht man nicht und Schützenvereine sind eigentlich überflüssig. Was hat heutzutage denn ein Schützenverein noch mit Tradition zu tun??
Naja, egal, .., ich war beim Bund und durfte mit richtig großen Waffen schießen. Das hat mir gereicht.

Liebe Ursula,
wünsch dir frohe Ostern, nen tollen Namenstag und nen guten Rutsch ins Jahr 1978!
Grüsse aus der Alzheimergruppe, deine Tante Günther!

Ich hasse Menschen, Tiere + Pflanzen. Steine sind ok.

Rollo Tomasi

19 März 2009, 14:05:24 #12 Letzte Bearbeitung: 19 März 2009, 14:07:09 von Rollo Tomasi (Telly Savalas)
Okay, es macht Spaß, mal die Sau raus zu lassen.
Das das ist klar.

Aber das ist im Prinzip auch kein Grund dafür, warum man diese Spiele braucht.
Im Grunde ist es doch so: Man braucht sie nicht!
Oder?

Die Sau raus lassen kann man auch anders, z. B. beim Sport, von mir aus auch beim Kampfsport, z. B. Judo oder was weiß ich.

Als ich 17 war, gab es den C64 und auch diese Spiele gab es schon.
Aber dass man da jetzt stundenlang alleine davor sitzt, wäre uns doch nie in den Sinn gekommen??
Daran hatten wir gar kein Interesse.

Ist es denn nicht so, dass man sich durch das extreme Fokussieren auf diese Spiele wirklich isoliert?
Die Sozialisation geht einem doch da ein Stück weit verloren.
Oder?

Und ich war auch beim Bund und würde auch sagen, es hat Spaß gemacht, in den Übungen mal ein bißchen rumzuballern.
Ich war in einem Wachbattalion und wir hatten scharfe Munition.
Und ich war in der glücklichen Lage, nur ei einziges Mal an einem scharfen Alarm teinhaben zu müssen.
Das war dann schon weniger schön.
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
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Roughale

Zitat von: Eric (Entenmann) am 19 März 2009, 13:46:39
...Spiele dienen dazu der Realität für einen gewissen Zeitraum zu entfliehen.
...

Da ist dem Entenmann ja mal ein richtig guter Satz rausgerutscht (was nicht heissen soll, dass das selten vorkommt - das war ein Lob du Knubbelnase ;o)) Ich habe mal die vier Zentralworte fett hervorgehoben. Wenn man sich da nicht Grenzen setzt (was man von Kindern und Jugendlichen auch nicht erwarten kann) oder gesetzt bekommt, dann kann man darin leicht "verloren gehen". Wo andere übermässige Spasstätigkeiten zu körperlichen Schäden führen können (nicht nur das was ihr denkt ;)), so sind hier eher geistige Schäden die Folge, oder können es zumindestens sein. Dazu kommt noch eine Verkümmerung der sozialen Fähigkeiten, man sackt also immer mehr in die Einsamkeit und sieht irgendwann die anderen als Feinde an. Somit haben Spiele wirklich ein Gefahrenpotential, ob es da wichtig ist, dass man Leute killt, oder ob man pausenlos nach vollen Häusern jagt, glaube ich nicht mal, viel schjlimmer ist es, dass man Aussenseiter wird und das immer mehr zunimmt. Somit sind die Spiele ein Faktor, aber es gibt etliche weitere. Wie kommt es überhaupt dazu? Warum merkt das keiner? Wo sind die Eltern? Warum gibt es nicht aus Mitschülerbereich Interesse einen solchen "Absteiger" davor zu bewahren? Das sind Fragen, die man anscheinend nicht beantworten will, weil man da an Sachen rücken müsste, die unseren Staat aufrecht zu halten scheinen, zum einen das Konsumverhalten, der Drang dazu, immer schön exklusiv auffallen zu müssen, weil man sonst nicht dazu gehört (Klamotten sind da besonders schlimm! Aber auch Handies, etc...). Oder man müsste Wege schaffen, wie man dafür sorgt, dass nicht beide Eltern arbeiten gehen müssen. Oder auch bessere Erziehung und Ausbildung im Allgemeinen, mehr Erzieher / Lehrer und ein weites Freizeitangebot. All das sind langfristig anzusehende Lösungsansätze, leider denkt man heute in der Politik nur immer bis zur nächsten Wahl... Ausserdem sind die alle eher kostspielig, das würde ein grösseres Minus im Haushalt bringen, als eine Einbusse in Computerspielverkäufen - eigentlich ein trauriges Indiz für ein scheiterndes System...

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

Eric

@ROLLO:
Ich verstehe deine Argumente schon. Ich denke einer der Hauptgründe ist die "fehlende Kreativität" der heutigen Jugend.

Bin zum Teil aufm Land groß geworden, da konnten wir uns den ganzen Tag draussen beschäftigen ohne das uns langweilig wurde.

Für den Personenkreis über 25 Jahren ist, das behaupte ich jetzt einfach mal, das Zocken ein schöner Zeitvertreib. Egal ob online Schach, Counterstrike, Far Cry oder ZELDA. "Paar Stunden zoggn und man hat sich abreagiert".

Für Jugendliche stellt ihr PC zum Teil doch die einzige Verbindung zu ihrer "realen Welt" dar,. (Chatten, WoW, andere Onlinegames, ...) irgendwie fehlt denen die Perspektive mal nach draussen zu gehen. (Hört sich blöd an, aber mal ehrlich, ..., wann habt ihr zum letzten mal Kinder auf der Strasse spielen sehen?? Bei mir damals was das noch gang und gäbe)
Liebe Ursula,
wünsch dir frohe Ostern, nen tollen Namenstag und nen guten Rutsch ins Jahr 1978!
Grüsse aus der Alzheimergruppe, deine Tante Günther!

Ich hasse Menschen, Tiere + Pflanzen. Steine sind ok.

pm.diebelshausen

@rollo

Es ist nunmal so: es macht Spaß. Die Sau lasse ich bewusst dabei weg. Denn: spielen macht Spaß. Ich will hier nichts erzählen von Dingen, die man bei jedem Spiel nebenbei lernen kann (und ich meine nicht das hemmungslose Abballern von Bots oder Mitspielern). Aber wenn das Argument ist: wouzu brauchen wir das?, dann, mein Lieber, kannst Du nicht nur die Ballerspiele in die Tonne kloppen. Wozu brauchen wir eigentlich Skat? Und wozu Eishockey? Wozu brauchen wir Räuber und Gendarm? Wozu Anno 1503? Wozu Spiele? Ich meine noch nicht mal den Profisport, aber selbst den kannst Du dann vergessen. Und beinahe die gesamte Kulturgeschichte einschließlich Sphinx, Zauberflöte und Pulp Fiction. Wenn Du das ohnehin so siehst, dann hast Du für meinen Geschmack ein ödes Leben, aber das ist Ansichtssache - no offense! Spielen gehört seit jeher zum Menschen.

Und zu dem Punkt, alle Amokläufer spielten solche Spiele: da fehlt mir immernoch die Logik. Die hatten alle Hosen an, also sind die Hosen mitbeteiligt? Schön, dass man sich landläufig zumindest einig ist, dass nicht jeder Shooter-Spieler zum Amokläufer werden kann, geschweige denn wird. Ich verstehe nur nicht, mit welchem Beleg die Behauptung untermauert wird, dass das Spiel einen direkten Einfluss habe. Weil es inhaltliche Überschneidungen gibt zwischen der jeweiligen Spielwelt und der jeweiligen Amokrealität? Wie weit geht diese Überschneidung denn? Waffen und andere abschießen. Mehr ist da nicht auszumachen. Wird den äquivalent auch der ein oder andere labile Wirtschaftssimulations-Spieler aufgrund des Spiels zum Broker? Und wären die Amoks ohne ihre Spiele harmlos geblieben? Für mich sind Aussagen wie "der war so nett und still", "das hätte ich nie von ihm gedacht" usw. pure Dummheit, denn sie lassen darauf schließen, dass der Sprecher weder vom Menschen allgemein, noch von der betreffenden Person auch nur die geringste Ahnung hat. Derlei zeugt von genau dem Desinteresse, das die Amoks so sehr sich selbst überlässt...
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Rollo Tomasi

@Roughale
Ich stimme dir da absolut zu.
Im Grunde kann man solche Amokläufe nicht verhindern.
Die Eltern kümmern sich nicht um die Kinder, weil sie arbeiten oder unfähig sind, leben ihnen etwas vor, was die Außenseiterolle verstärkt.
Die Schul-Psychologen können solche Defekte nicht erkennen und wenn sie etwas vermuten: Sollen die den Betreffenden dann an den Pranger stellen?
Die Waffengesetze sind schon sehr scharf in Deutschland, aber wenn man hört, dass es insgesamt 40 Mio. Waffen in Deutschland geben soll (Eine unfassbare Zahl!), davon 30 Mio. illegal, wird einem schon übel.
Man kann die Waffen auch nicht unzugänglich vor Leuten aufbewahren, die an die Waffen wollen.
Und die Eltern wissen oft nicht, was ihre Kinder für Spiele spielen oder Videos schauen.
Und selbbst wenn sie die Kinder kontrollieren, bleibt dann immer noch der Freund oder zumindest das Handy des Freundes.
Wie du schon sagst: Das Problem ist die Gesellschaft und die wird sich eher noch weiter in eine Einzelkämpfer-Gesellschaft verwandeln.

Zitat von: Eric (Entenmann) am 19 März 2009, 14:40:43
@ROLLO:
Ich verstehe deine Argumente schon. Ich denke einer der Hauptgründe ist die "fehlende Kreativität" der heutigen Jugend.
Bin zum Teil aufm Land groß geworden, da konnten wir uns den ganzen Tag draussen beschäftigen ohne das uns langweilig wurde.
Für den Personenkreis über 25 Jahren ist, das behaupte ich jetzt einfach mal, das Zocken ein schöner Zeitvertreib. Egal ob online Schach, Counterstrike, Far Cry oder ZELDA. "Paar Stunden zoggn und man hat sich abreagiert".
Für Jugendliche stellt ihr PC zum Teil doch die einzige Verbindung zu ihrer "realen Welt" dar,. (Chatten, WoW, andere Onlinegames, ...) irgendwie fehlt denen die Perspektive mal nach draussen zu gehen. (Hört sich blöd an, aber mal ehrlich, ..., wann habt ihr zum letzten mal Kinder auf der Strasse spielen sehen?? Bei mir damals was das noch gang und gäbe)

Genau so sieht es doch aus!
Und ich hab das auch nicht geschrieben, weil es sich im Grunde blöd anhört:
Die Kinder gehen kaum noch raus zum Spielen oder beschäftigen sich mal mit einem Buch oder was weiß ich.
Wenn die Elternm das nicht fördern (egal ob die reich und beschäftigt oder arm und desinteressiert sind), lernen die Kinder das nicht.
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
"Stellen sie sich einmal vor, es gäbe keine Autos, es gäbe keine Telefone und es gäbe keine Computer .... sie würden doch den ganzen Tag fernsehen, oder?" (Hagen Rether)

Rollo Tomasi

Zitat von: pm.diebelshausen am 19 März 2009, 16:22:17
@rollo
Es ist nunmal so: es macht Spaß. Die Sau lasse ich bewusst dabei weg. Denn: spielen macht Spaß. Ich will hier nichts erzählen von Dingen, die man bei jedem Spiel nebenbei lernen kann (und ich meine nicht das hemmungslose Abballern von Bots oder Mitspielern). Aber wenn das Argument ist: wouzu brauchen wir das?, dann, mein Lieber, kannst Du nicht nur die Ballerspiele in die Tonne kloppen. Wozu brauchen wir eigentlich Skat? Und wozu Eishockey? Wozu brauchen wir Räuber und Gendarm? Wozu Anno 1503? Wozu Spiele? Ich meine noch nicht mal den Profisport, aber selbst den kannst Du dann vergessen. Und beinahe die gesamte Kulturgeschichte einschließlich Sphinx, Zauberflöte und Pulp Fiction. Wenn Du das ohnehin so siehst, dann hast Du für meinen Geschmack ein ödes Leben, aber das ist Ansichtssache - no offense! Spielen gehört seit jeher zum Menschen.

Du wirst lachen, das Argument, dass man dann auch keinen Fußball oder ähnliches braucht, habe ich genau so gebracht.
Aber, mein Lieber  ;), es geht hier nicht um Spiele allgemein, sondern um Ballerspiele, Killerspiele, in denen von aller Art Waffen Gebrauch gemacht wird, in denen es das Ziel ist, Gegner zu töten.
Und es geht um den "Schießsport".
Bei beidem nimmt man (virtuell oder real) eine Pistole oder ein Gewehr in die Hand.
Und wozu sind Pistole und Gewehr da?
Was ist deren eigentlicher Zweck?
Und warum muss ich das haben?
Was hab ich davon, alle Gegner virtuell getötet zu haben?

Aber ich stimme dir absolut zu, wenn du sagt, dass spielen und sich messen zum Leben dazu gehört.
Ich spiele sehr gerne, jede Art von Spiel.

Zitat von: pm.diebelshausen am 19 März 2009, 16:22:17
Und zu dem Punkt, alle Amokläufer spielten solche Spiele: da fehlt mir immernoch die Logik. Die hatten alle Hosen an, also sind die Hosen mitbeteiligt? Schön, dass man sich landläufig zumindest einig ist, dass nicht jeder Shooter-Spieler zum Amokläufer werden kann, geschweige denn wird. Ich verstehe nur nicht, mit welchem Beleg die Behauptung untermauert wird, dass das Spiel einen direkten Einfluss habe. Weil es inhaltliche Überschneidungen gibt zwischen der jeweiligen Spielwelt und der jeweiligen Amokrealität? Wie weit geht diese Überschneidung denn? Waffen und andere abschießen. Mehr ist da nicht auszumachen. Wird den äquivalent auch der ein oder andere labile Wirtschaftssimulations-Spieler aufgrund des Spiels zum Broker? Und wären die Amoks ohne ihre Spiele harmlos geblieben? Für mich sind Aussagen wie "der war so nett und still", "das hätte ich nie von ihm gedacht" usw. pure Dummheit, denn sie lassen darauf schließen, dass der Sprecher weder vom Menschen allgemein, noch von der betreffenden Person auch nur die geringste Ahnung hat. Derlei zeugt von genau dem Desinteresse, das die Amoks so sehr sich selbst überlässt...

Ich verstehe die Logik deines Hosen-Arguments nicht, aber lassen wir das.
Und natürlich wird nicht jeder Shooter-Spieler zum Amokläufer.
Aber nur ein einziger ist schon einer zu viel!

Natürlich spielen da eine ganze Reihe anderer Faktoren mit rein, die alle zusammen kommen müssen, damit einer ausrastet.
Das stellt auch niemand in Frage.

Ich habe auch nicht von direktem Einfluss der Spiele auf den Amoklauf gesprochen.
Es ist aber nun mal Fakt, dass alle Amokläufer exzessiv diese Spiele gespielt haben.
Und da muss man dann schon mal den Schluss ziehen, dass diese Spiele zumindest einen Teil zum Entschluss, einen solchen Amoklauf durchzuführen, beitragen.
Wie groß der Einfluss wirklich ist, kann keiner sagen, aber man kann ihn nicht leugnen, finde ich.

Diese "Überschneidung", wie du sie nennst geht für mich so weit, dass die Henmmungen herabgesetzt werden, abzudrücken.
Der Wirtschaftssimulations-Spieler, der zum Broker wird, ist nicht so gefährlich ... obwohl ....   ;) .... man sieht ja heutzutage, wie gefährlich auch die sein können.
Und meiner Meinung nach haben diese Ballerspiele im Vergleich zu einer Wirtschaftsimulation auch den entscheidenden Nachteil, dass sie Suchtpotential haben.
Die Aussagen, die du ansprichst, bringen nichts, ganz klar, sie sind nur Ausdruck von Hilflosigkeit und vielleicht auch von der Schuld, dass man selbst nix gemerkt hat.
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
"Stellen sie sich einmal vor, es gäbe keine Autos, es gäbe keine Telefone und es gäbe keine Computer .... sie würden doch den ganzen Tag fernsehen, oder?" (Hagen Rether)

MMeXX

19 März 2009, 17:39:44 #18 Letzte Bearbeitung: 19 März 2009, 17:41:46 von MMeXX (Fischkutter)
Zitat von: Rollo Tomasi (Telly Savalas) am 19 März 2009, 14:05:24
Aber das ist im Prinzip auch kein Grund dafür, warum man diese Spiele braucht.
Im Grunde ist es doch so: Man braucht sie nicht!
Oder?

Richtig. Alles was über Essen, Schlafen, Fortpflanzung hinausgeht ist Luxus. Und wer es sich leisten kann, kauft sich eben was ihm Spaß macht. Der Eine kauft sich 'n Wasserbett, der Andere ein Gemälde von Picasso. Der nächste kauft sich eine CD von ABBA und hinter ihm steht einer in der Schlange, der sich ein Spiel der GTA-Reihe kauft, weil es ihm Spaß macht virtuell seine Triebe auszuleben in dem er Autos klaut, Fußgänger überfährt, Häuser sprengt und so weiter und so fort. Aber im Normalfall ist der Besitzer einigermaßen ordentlich erzogen worden und kennt nicht nur den Unterschied zwischen Realität und Kunst, sondern auch solche Dinge wie Recht und Unrecht. Fehlt die ordentliche Erziehung oder gibt es einen Mangel in der Unterscheidung von Realität und virtueller Welt, kann dies natürlich schief gehen. Daher müssen Kinder von ihren ELTERN ordentlich erzogen werden. Und wenn die Eltern arbeiten müssen und daher keine Zeit haben, sollten sie ihre Kinder in Kindergärten, den Hort o.ä. Einrichtungen bringen. Wenn hierfür nicht genug Plätze vorhanden sind, bzw. die vorhandenen Plätze zu teuer sind, hat der Staat daür zu sorgen, dass sich diese Situation bessert.
Kurz, das Problem sind nicht Ego-Shooter oder sonstige Spiele, sondern eine ordentliche Erziehung (ordentlich hierbei u.a. im Sinne von gesetztestreu). Daher bin ich bspw. nach wie vor dafür, dass der Vater weggesperrt wird.

pm.diebelshausen

@MMeXX
Danke, Du hast nochmal gesagt, was ich denke, aber anders und vielleicht besser.

@rollo
Wenn es um Ballerspiele geht, dann bitte ein ballerspezifisches Argument. Ich habe ja gerade versucht, zu zeigen, dass das Argument des Sinns und Wozu nicht nur Ballerspiele betrifft und somit nicht taugt für eine ballerspielspezifische Debatte. Daran mangelt es nebenbei bemerkt generell: wir neigen dazu, einzelne Symptome zu behandeln, statt in die Tiefe der wirklichen Ursache für viele, viele verschiedene Symptome zu gehen und dort zu intervenieren. Obwohl letzteres wesentlich effektiver wäre. Naja.

Und zum Töten in Spielen: Du hast es später selbst geschrieben: "virtuell töten". Da gibt es Riesenunterschiede, wie z.B. das sofortige Auferstehen des Getöteten, egal ob ich es selbst bin, oder mein Online-Gegenspieler. Ich bezweifle nicht, dass ein Ballerspiel auf Personen mit z.B. agressiverer Charakterstruktur das ganze Spiel anders wahrnehmen als eine gelassenere und reflektiertere Person. Dennoch bin ich ziemlich sicher, die Amokläufer glaubten gerade nicht, dass ihre Opfer um die nächste Ecke respawnen, wie das so schön heißt. Ein Amoklauf ist ein erweiterter Selbstmord, die Selbsttötung steht als Höhepunkt da, die Hinrichtungen anderer zuvor ist das Fanal, aufgrund dessen man endlich mal nicht vergessen wird. All dies, und es ist meines Erachtens das Wichtigste bei der Ausübung eines Amoklaufs, kann man in keinem (PC-) Spiel lernen.

Moderne Medien waren zu jeder Zeit der jeweils neue Satan. Egal ob die Romane in der Antike oder später am Ende des Mittelalters (vgl. die Geschichte von Don Quichotte, der Phantasie nicht von realität unterscheiden kann, weil er zu viele Ritterromane gelesen hat), das Fernsehen, der Videorekorder, das Internet: jedes Medium sah sich bereits einer Debatte um seine Verdorbenheit ausgesetzt.

Ich würde mit Dir soweit mitgehen, als dass ich jedem anraten würde, sich slebst zu fragen: "Warum brauche ich dies und jenes?". Aber als Gesellschaft haben wir das gefälligst nicht zu reglementieren!
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Rollo Tomasi

19 März 2009, 17:56:42 #20 Letzte Bearbeitung: 19 März 2009, 18:03:24 von Rollo Tomasi (Telly Savalas)
Zitat von: MMeXX (Fischkutter) am 19 März 2009, 17:39:44
Kurz, das Problem sind nicht Ego-Shooter oder sonstige Spiele, sondern eine ordentliche Erziehung (ordentlich hierbei u.a. im Sinne von gesetztestreu). Daher bin ich bspw. nach wie vor dafür, dass der Vater weggesperrt wird.

und das Posting passt auch ganz gut zu dem von pm.diebelshausen!

Okay!
Ganz klar:
Hätte der Junge eine ordentliche Sozialisation gehabt, wäre es vielleicht nicht zu dem Amoklauf gekommen.
Hier kamen allerdings noch Depressionen hinzu, die auch für sehr verantwortungsvolle Eltern nicht so einfach in den Griff zu kriegen sind geschweige denn für den Betroffenen.
Zusammenfassung noch einmal:
Es müssen viele Faktoren zuammen kommen, dass so etwas passiert.

Ich will mir das aber nicht so einfach machen, den Zusammenhang zwischen Killerspielen und den Amokläufen wegzudiskutieren.
Ich kann es nicht sagen, ob es den Amoklauf nicht gegeben hätte, wenn es keine Killerspiele gäbe, aber die Möglichkeit besteht.
Und so lange ich diese Möglichkeit nicht völlig ausschließen und an dieser Stellschraube relativ einfach drehen kann (Einfacher z. B. als an der Stellschraube Gesellschaft und Kindererziehung!): Warum soll ich nicht an der Stellschraube drehen?
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
"Stellen sie sich einmal vor, es gäbe keine Autos, es gäbe keine Telefone und es gäbe keine Computer .... sie würden doch den ganzen Tag fernsehen, oder?" (Hagen Rether)

MMeXX

19 März 2009, 18:02:51 #21 Letzte Bearbeitung: 19 März 2009, 18:11:27 von MMeXX (Fischkutter)
Zitat von: Rollo Tomasi (Telly Savalas) am 19 März 2009, 17:56:42
Warum soll ich nicht an der Stellschraube drehen?

Eben weil du es dir damit zu leicht machst. Oder glaubst du, mit einem Verbot der angeprangerten Spiele gibt es keine Amokläufe mehr!? Zumal es eigentlich auch klare gesetzliche Richtlinien gibt, wer ab welchem Alter welche Produkte legal erwerben darf. "Eigentlich" deshalb, weil wir alle hier ja nur zu gut wissen, wie häufig die Verkäufer diese Gesetze brechen.

EDIT: Ist es dir lieber, die Ursache eines Problems zu beheben oder nur die Auswirkung zu bekämpfen?

EDIT 2: Ich stemme mich ja weiterhin gegen diese Bezeichnung "Killerspiel". Was genau versteht ihr eigentlich darunter? Etwa jedes Spiel in dem man etwas (Mensch, Tier, Monster,...) töten kann?

Rollo Tomasi

@pm.diebelshausen (Aber als Gesellschaft haben wir das gefälligst nicht zu reglementieren!):
Die Gesellschaft MUSS das IMO reglementieren!
Denn die Menschen sind leider nun mal so, dass sie zum Missbrauch der ihr gegebenen Freiheit neigen.
Wenn jeder in Deutschland Waffen an der Theke kaufen könnte, hätten wir die desolaten Zustände der USA.

Zitat von: MMeXX (Fischkutter) am 19 März 2009, 18:02:51
Eben weil du es dir damit zu leicht machst. Oder glaubst du, mit einem Verbot der angeprangerten Spiele gibt es keine Amokläufe mehr!? Zumal es eigentlich auch klare gesetzliche Richtlinien gibt, wer ab welchem Alter welche Produkte legal erwerben darf. "Eigentlich" deshalb, weil wir alle hier ja nur zu gut wissen, wie häufig die Verkäufer diese Gesetze brechen.
EDIT: Ist es dir lieber, die Ursache eines Problems zu beheben oder nur die Auswirkung zu bekämpfen?

Nein, ganz im Gegenteil.
Ich würde auch lieber die Ursache bekämpfen.
Aber was soll ich denn machen?
Ich kann die Kindererziehung halt nun mal nicht überwachen.
Das will ein Staat ja auch gar nicht.
Er will den Menschen ja ihre eingene Verantwortung überlassen.
Aber es ist nun halt mal so, dass viele Eltern überfordert sind, berufstätig oder desinteressiert.
Das ist ein gesellschaftliches Problem, das niemand lösen kann.
Also muss ich mir Stellschrauben suchen, mit denen ich zuminest versuchen kann, die Situation zu verbessern.
Das hat nichts damit zu tun, dass ich es mir leicht machen will.
Ich hab nur keine andere Möglichkeit.

Und kann natürlich nicht sagen, dass es ohne Ballerspiele kein Amokläufe mehr geben wird.
Aber vielleicht hätte es ja weniger gegeben?
Kann ich das mit Sicherheit verneinen?
Das kann ich nicht.
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
"Stellen sie sich einmal vor, es gäbe keine Autos, es gäbe keine Telefone und es gäbe keine Computer .... sie würden doch den ganzen Tag fernsehen, oder?" (Hagen Rether)

MMeXX

Zitat von: Rollo Tomasi (Telly Savalas) am 19 März 2009, 18:17:42
Nein, ganz im Gegenteil.
Ich würde auch lieber die Ursache bekämpfen.
Aber was soll ich denn machen?
Ich kann die Kindererziehung halt nun mal nicht überwachen.
Das will ein Staat ja auch gar nicht.
Er will den Menschen ja ihre eingene Verantwortung überlassen.
Aber es ist nun halt mal so, dass viele Eltern überfordert sind, berufstätig oder desinteressiert.
Das ist ein gesellschaftliches Problem, das niemand lösen kann.

Wie schon geschrieben, sehe ich hier (an zweiter Stelle nach den Eltern) den Staat schon in der Verantwortung. Die "richtige" Erziehung (die es meines Erachtens ohnehin nicht geben kann) ist in erster Linie eben Aufgabe der Eltern.
Überfordert? Fachliche Hilfe zu Rate ziehen.
Berufstätig? Plätze in Kindertagesstätten suchen.
Desinteressiert? Wozu haben die überhaupt Kinder?

Möglichkeiten des Staates (jetzt mal aus dem Stegreif):
- NICHT beim Punkt Bildungspolitik den Rotstift ansetzen
- Förderung/Ausbau von Kindertagesstätten verbunden mit der Ausbildung qualifizierter Fachkräfte (wäre dann wieder Bildung, also Schule und Uni)


Zitat von: Rollo Tomasi (Telly Savalas) am 19 März 2009, 18:17:42
Und kann natürlich nicht sagen, dass es ohne Ballerspiele kein Amokläufe mehr geben wird.
Aber vielleicht hätte es ja weniger gegeben?
Kann ich das mit Sicherheit verneinen?
Das kann ich nicht.
Diese Argumentation halte ich für schlecht. Da könnte ich ja einfach sagen, wir schließen ALLE Schulen in Deutschland, schließlich sind die Amokläufer immer in ihrer ehemaligen Schule unterwegs gewesen. Habe ich keine Schulen mehr, habe ich keine Amokläufe mehr.

.sixer.

19 März 2009, 20:58:47 #24 Letzte Bearbeitung: 19 März 2009, 21:12:00 von Dr. Schreck
@Rollo
Ich habe keine Ahnung, ob solche Spiele "gebraucht" werden. Genausowenig weiß ich, ob Bücher, Filme, Hörspiele, etc. "gebraucht" werden. Unterhaltungsmedien generell zu verbieten, weil sie nicht dem eigenen Geschmack oder den eigenen Idealen entsprechen ist Entartung. In Unseren Geschichtsbüchern sieht man z.B. am 10. Mai 1933 wozu sowas führt. Kannst du dich mit dem Gedanken anfreunden, dass sowas im Hinblick auf Computerspiele wieder vorkommt? Wie du sicher weißt, ist das deutsche Grundgesetz aus dem Gedanken heraus entstanden, dass etwas wie der Nationalsozialismus in Deutschland nie wieder entstehen kann. Unter anderem deswegen ist Kunstfreiheit ist ein Grundrecht. Befürworter von derartigen Totalverboten, Vorratsdatenspeicherung, Kameraüberachung, etc. sollten sich vielleicht mal die Frage stellen warum solche Dinge in Deutschland glücklicherweise nicht ohne weiteres umzusetzen sind. Die Antwort liefern wieder die Geschichtsbücher und die scheinbar nie enden wollende Liste totalitärer Staaten.
Zu den von dir genannten Studien: Die wurden in der letzten Zeit öfter im TV genannt. Die Quellen leider nie. Das gewaltätige Computerspiele Hemmungen bis hin zum brutalen Mord abbauen, halte ich zumindest für fragwürdig. Ist es nicht eher seltsam, dass es in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern verhältnismäßig viele solcher Schul-Amokläufe gibt. Mehr als in wesentlich liberaleren Ländern, hinsichtlich des Jugendschutzes?
Ich weiß, dass Spieler solcher Spiele nicht grundsätzlich gewalttätig sind. Genausowenig sind Schützenvereinler grundsätzlich bereit auf Menschen zu schießen. Neben den Computerspielen gibt es noch weitere gemeinsame Nenner bei den Amokläufen: Schützen, Schule, Internet, uvm. Was wird wohl verboten wenn es keine brutalen Computerspiele mehr gibt und trotzdem jemand amok läuft? Schützenvereine? Schulen? Internet? Wie viele Menschen wurden schon mit Küchenmessern umgebracht? Sollten wir nicht jegliches Schneidewerkzeug für immer aus der Küche verbannen? Und würde sich jeder daran halten? Ob Verboten oder nicht, die Menschen kamen immer an das was sie wollten. Seien es nun Drogen, Waffen oder Computerspiele. Hat die Alkohol-Prohibition etwas gebracht? Bringt die Cannabis-Prohibition etwas? Kann eine "Killer-Spiel"-Prohibition etwas bringen?
Vielleicht hast du ja ein paar Antworten auf meine ganzen Fragen.

EDIT (noch ein paar Fragen ;)):
Du hast oben etwas von Kampfsport geschrieben. Wie kannst du etwas empfehlen was lehrt wie man einen Menschen verletzt oder sogar tötet? Immerhin lernt man in allen Kampfsportarten nicht nur die Verteidigung, sondern auch den Angriff.
Du warst also beim Bund. Dort werden vom Staat Menschen zu tausenden u.a. zum Töten ausgebildet. Ist das so für dich in Ordnung?
"How do you know I'm mad?" said Alice
"you must be," said the cat, "or you wouldn't have come here."

Wir ham kein Strom,
wir ham kein Geld,
wir sind der geilste Club der Welt.

DeathFX

Ich habe diesen Thread nicht in erster Linie wegen den "Killerspielen" (oh Gott, ich hasse dieses Wort) aufgemacht. Deswegen bin ich auch nicht sonderlich darauf eingegangen, sonder eher auf die Computerspielsucht.
Ich denke halt, dass der Amoklauf eine wilkommene Gelegenheit für Medien und Politik war, Computerspiele weiter zu verteufeln. Man hört immer nur von weiteren Verboten. Ich bin selbst in einer ländlichen Gegend aufgewachsen und da hat man sich in seiner Freizeit viel in Freien und mit Freunden aufgehalten. Ich spiele auch nicht sonderlich viel am PC, trotzdem betrachte ich es als Hobby. Es ist halt mal abschalten von allem anderen.

Und nochmal zur Sucht: die Spiele können dazu beitragen, ABER der Hauptgrund ist nicht in Spielen zu suchen. Es werden immer mehr Freizeitangebote für Jugendliche beschnitten, z.B. weniger Bolzplätze und weniger Jugendhäuser. Zudem werden sowohl von Eltern, Lehrern oder den Medien keine sozialen Kompetenzen vermittelt (zumindest in den meisten Fällen). An diesem Punkt sollte die Politik ansetzen und auch mehr Geld investieren, nur wenn ich lese, dass jedes Jahr die Länder weniger Geld in Bildung stecken kann das nicht funktionieren. Ein weiterer Grund ist, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht und Jugendliche in sozialen Brennpunkten haben keine Chancen und verwahrlosen (das ist in jedem Land so). Zwar kamen die Amokläufer aus angeblich gutem Haushalt, jedoch denke ich, dass viele Kinder und Jugendliche in wohlhabenderen Familien zu wenig Aufmerksamkeit von den Eltern bekommen und alles versucht wird die elterliche Liebe mit Geld auszugleichen. Mit meiner letzten Aussage möchte ich niemanden angreifen, nur ich kenne selbst Beispiele und es trifft auch bei weitem nicht auf alle zu.

Zu den Killerspielen: Ich Spiele diese Spiele nicht in erster Linie wegen der Gewalt und sie gehören definitiv nicht in die Hände von Kirndern und Jugendlichen. Trotzdem ist es nicht schlecht wenn es zur Atmosphäre beiträgt (anders ist es in Filmen auch nicht). Außerdem bringen Gesetzesänderungen nichts. Wir haben ein hervorragendes Jugendschutzgesetz, nur bringt dieses nichts wenn es weder Kontrollen noch brauchbare Kontrollmechanismen gibt. Hier sollte die Politik ansetzten. Internet mal außen vorgelassen, undsere Kiddies kommen doch auch in Läden problemlos an Gewaltspiele und Filme. Ob es nun ältere Freunde, unwissende Eltern oder unfähige Kassiererinnen sind.

Mir macht nur die Entwicklung sorgen. Man versucht nur einfache und schnelle Lösungen zu finden, die den Staat möglichts wenig Kosten. Dann wird mir von unwissenden Personen Vorgeschrieben was ein Killerspiel sein soll und welches Spiel suchtgefährdend ist.

Dann hört man, dass die Politik keine Gesetzesverschärfungen wollen, aber nur in Bezug auf das Waffengesetz. Ich bin auch dagegen wenn Leute Waffen zu Hause haben (Ausnahme: Beruflich notwendig, z.B. Jäger). Aber die Waffenlobby ist einfach zu stark und die Spielelobby hat zu wenig Unterstützung.

Tito

Wozu brauchen wir das alles?!?

Nun Rollo:
zunächst bräuchten wir hier wirklich eine Definition von "Killerspielen", wie schon vorher jemand angemerkt hat. GTA, Counter Strike? Vielleicht auch Metal Gear Solid und Call of Duty? Civilization und Autobahnraser? In den meisten Spielen ist ein gewisses Aggressionspotential vorhanden, selbst in Sportspielen (oder warum foule ich meine Gegenspieler dort so oft, was ich auf dem Sportplatz nicht tue?!).

Außerdem denke ich nicht, dass Du das Argument anderer "Spiele" und "Sportrichtungen" einfach ausgrenzen kannst:
ZitatAber, mein Lieber  icon_wink, es geht hier nicht um Spiele allgemein, sondern um Ballerspiele, Killerspiele, in denen von aller Art Waffen Gebrauch gemacht wird, in denen es das Ziel ist, Gegner zu töten. Und es geht um den "Schießsport".
Wozu trainiert jemand Boxen oder Judo? Klar, zur Selbstverteidigung. Das zeigt mir auch immer das Straßenbild, wenn ein Typ mal wieder "schräg angeguckt" wurde oder 12jährige auf dem Bürgersteig sich aus Spaß schlagen und treten, um zu zeigen was sie schon drauf haben. Auch der Profi-Boxsport dient lediglich der "Selbstverteidigung". Somit musst Du zugeben, dass jeglicher "Luxus" (wie ein Vorredner treffend bemerkt hat) verzichtbar ist.
Wozu brauchen wir Fernsehen? Regenbogenpresse? Profisport? Zigaretten? Alkohol? Süßigkeiten? Filme? Gemälde? I-Pods? Mobiltelefone? Satin-Unterwäsche? Edelrestaurants? Romane? 5-LAGIGES TOILETTENPAPIER? Kurz: Auf das alles könnte man verzichten und "normal" weiterleben.

Warum faszinieren uns Waffen? Aus dem selben Grund, warum um uns Technik, Abenteuer, Extremsportarten, Fliegen, Fortpflanzung und zig andere Dinge faszinieren. Was die meisten anscheinend vergessen ist, dass auch der Mensch eine Art "Tier" ist, mit Reflexen und Instinkten. In der Steinzeit waren es die Keulen, im Mittelalter Schwerter und Äxte, in der Industriezeit Schusswaffen und heute allesamt.
Warum spielen Kinder (zuminedest wir taten es) Räuber und Gendarm, Cowboy und Indianer, Ritter und Eroberer, Barbar und Magier? Weil es die menschliche Fantasie beflügelt. Aus diesen Grund lesen wir auch Fantasieromane, spielen Dungeons & Dragons, schauen Sci-Fi und Fantasy und noch viel mehr. WOHLWISSEND, dass wir damit unsere Fantasie ausleben, um der Realität einen kurzen Augenblick zu entkommen und davon zu träumen, der große Held zu sein. Und auch um einfach mal Dampf abzulassen. Wer den reellen Kick braucht, springt mit einem Gummiseil von einer Brücke, springt mit einem Snowboard aus dem Helikopter, macht Paragliding oder fährt einfach Achterbahn. Es ist alles eine Frage der Hormone und der zu regulierenden Triebe. Das ist der aktuelle Stand der Forschung, wenn Du genaueres wissen willst, musst Du schon ein paar Soziologie- und Psychologiefachbücher zu Rate ziehen. Ich habe den Wehrdienst gehasst und musste auch den Krieg miterleben, dennoch spiele ich hin und wieder mal gerne ein Spiel wie GTA oder Splinter Cell (wobei mir Adventures und Strategie lieber sind). Du warst bei der Bundeswehr, warum war das toll "rumzuballern"? Warum erzählst Du das hier auch noch mit Stolz?
Ich zu meinem Teil "erkläre" gerne meinem virtuellen Gegner "den Krieg". Ich liebe es mich als großer General mit taktischen Geschick beweisen zu können, eben so wie in einem anderen Spiel wiederum Rätsel zu lösen. Ich erschiesse den Soldaten vor mir mit meiner Schrotflinte... ALLES im BESTEN WISSEN, dass NIEMAND zu Schaden kommt, Mal um mich abzureagieren, Mal um einfach abzuschalten. Und einige Forscher haben bereits rausgefunden, dass bestimmte soziale Strukturen (nicht nur Computerspiele, auch Horror- und Actionfilme, sogar Prostitution) sogar als Abdruckventil fungieren. Naja, es ist eher eine Theorie der Forscher, aber es ist eine genauso plausibel wie die von Dir aufgeworfene Theorie der Enthemmung. Praktisch das Gegenteil. Außerdem gab es in den USA auch eine wissenschaftliche Studie, wo das von Dir genannte Phänomen genau entgegengesetzt genutzt wurde. Die z.T. sehr aggressiven Probanten (sogenannte "Problemjugendliche") wurden übermäßiger Gewalt ausgesetzt (in Spielen und im TV), teilweise auch durch Kriegsberichterstattungen. Das Ergebnis: die Hemmschwelle wurde nicht herabgesetzt, sie ging nach oben. 8 von 10 hatten nicht einmal mehr das Verlangen zu streiten. Wenn mich nicht alles täuscht, hat dieses Ergebnis in den USA sogar Schule gemacht (mit diesen "Ausbildungscamps", wo "gefährdete" Jugendliche in eine Art ziviles Militärcamp gesteckt werden).
Die Aggressionen und Triebe in Menschen haben einen tiefen Ursprung, doch ist jeder "normal entwickelte" Mensch in der Lage, sich zu kontrollieren. Um "auszurasten" oder "Amok zu laufen" müssen wohl zig-viele Faktoren zusammentreffen. Allem voran ein geschädigtes soziales Umfeld. Du glaubst doch nicht wirklich, dass durch ein Verbot von einigen Spielen so etwas nicht vorkommt, oder wie Du meintest, "einmal weniger" vorkommt?!? Bestenfalls kann das Spiel nur eine Art "Muse" sein, wie es gemacht wird, aber nicht DAS ES GEMACHT WIRD. Wenn nicht nach "Counter-Strike-Manier", dann eben ala Rambo oder Jack the Ripper. Es gibt Millionen von Möglichkeiten und Vorbilder, von Bücher und Filmen über Spiele bis hin zu "Nachahmungen" aus der Realität. Ich sehe es so, wie es die Gesetzgeber damals sahen, als sie das Strafgesetzbuch verfassten und das Kapitel Körperverletzung, Mord und Totschlag erarbeiteten. Danach ist es so, dass ein bereits gefasster Plan im Zusammenhang mit dem Ausführen der ersten Tathandlung die volle Schwere der Schuld erfasst. Wenn also jemand einen anderen töten will und er plant ihn mit einer Pistole zu erschießen, ist es völlig irrelevant, wenn sein Kumpel ihm stattdessen ein Schwert reicht und der Täter sein Opfer nur ersticht. Die Parallele sollte offensichtlich sein, WENN jemand psychisch labil oder gestört IST und einen Amoklauf plant, dann lässt er sich nicht abhalten. Und wenn er keine Anregungen aus einem Computerspiel bekommt, holt er sie sich halt wo anders, nötigenfalls aus seiner Fanatsie. Den Entschluss zur Tat fasst er bestimmt nicht erst beim Spielen oder durchs Spiel, oder willst Du das behaupten?! Dann müsste es weit mehr Amokläufer geben, aber wie Du schon sagtest, nicht jeder Spieler wird zum Mörder. Selbst wenn das Spiel mehr Einfluss haben sollte, dann jedenfalls nicht mehr als einen Bruchteil wie sämtliche andere Faktoren. Dann müssten aber auch viele andere Sachen verboten und kontrolliert werden: nämlich das ganze soziale Umfeld des Täters und alles Negative, was er je zuvor gemacht hat. Um diese ABSURDITÄT mal auf die Spitze zu treiben: selbst seine Eltern gehören allein deswegen bestraft, weil sie ihn gezeugt haben. Hätten die KEIN Kind gehabt, hätte es keine Tote gegeben.

Du findest es faszinierend, dass jeder der Täter irgendwie mit "Killerspielen" seine Zeit vertrieben hat? Seien wir mal ehrlich, welcher Jugendliche bzw. Gamer (wir sind ja nicht alle mehr so jung) hat zu Hause nicht mindestens EIN SPIEL rumliegen, das man als "Killerspiel" bezeichnen könnte?! Und sei es nur dieses BRUTALE Super Mario, der durch Sprünge anderen Kreaturen das Genick bricht, Alien Invadors oder der alles und jeden fressende PacMan.
Aber du meinst ja auch, dass sie besonders viel Zeit mit den Spielen verbringen. Und wieder: KAPUTTES SOZIALES UMFELD. Da man davon ausgehen kann, dass in fast jedem Gamer-Haushalt ein "Killerspiel" zu finden ist, muss ja eins gefunden werden, wenn man danach sucht. Das ein "Durchdreher" nur noch zu Hause ist und in eine der Röhren schaut (TV und PC) ist ja sonnenklar. Hätte er Freunde, andere Hobbys, eine/n Geliebte/n wäre das soziale Umfeld ja nicht geschädigt, der Täter käme nicht auf eine solche Idee und hätte keine anderweitigen psychischen Probleme.
Wenn man also Antworten auf das WARUM haben will, muss man weiter forschen (oder forschen lassen). Mit der Benennunng von den üblichen "Begleiterscheinungen" (desinteressierte Eltern, Alkoholgenuss, Horrorvideos, Killerspiele) wird nichts begründet, einige davon können sogar ein Resultat der sozialen Störung selbst sein. WIE man es VERHINDERN kann? Gar nicht. Dann müsste von Geburt an unser Genom geändert werden, damit wir alle hörige Maschinen sind und selbst das klappt nur so lange, bis unsere Gene von selbst mutieren. Das einzige was man tun kann, ist das Zwischenmenschliche zu verbessern. Eltern zu Kindern, Freunde zu Freunde, Fremde zu Fremde. Wenn sich jeder jederzeit um einen kümmern würde, ein offenes Ohr hätte, nicht einfach wegschauen würde, mal nachfragen würde. Ich glaube ihr versteht schon was ich meine. Stattdessen macht es sich jeder leicht. Nicht mein Problem, keine Zeit, der Nachbar hat immer so freundlich gegrüßt! Und wenn was passiert waren alle anderen Schuld und alles andere hatte Schuld, nur man selber nicht.
Das Spiele im Fokus von Presse und Politik sind, verdanken wir, wie auch schon gesagt wurde, der Angst und Ignoranz einiger vor neuen Medien und der Übersensibilisierung der Bevölkerung durch diese. Man kennt es nicht, es gefällt einem nicht, also ist es BÖSE. Mein Gott, ich laufe auch nicht herum und erschieße Menschen während ich einen JAMBAA-Klingelton summe oder nehme Geiseln und fordere die Exekution von Tokio Hotel. Doch die breite Masse ist empfänglich für alles, was ihnen untergesetzt wird und sie sind dankbar für einen "bösen Teufel", so trifft sie keine Schuld. So war es schon immer, mal mit Personen, mal mit Glaubensrichtungen und mal mit Filmen und Spielen. Und Dank einer ausgezeichneten unseriösen deutschen Presse, die alles tut um das Thema präsent zu halten, glauben auch immer mehr an einen wahren Kern. Ein Verbot brächte gar nichts, wir wären einer unserer modernen Freizeitkulturen beraubt und die nächsten Amokläufe wären Schuld der nächstbesten Sache. Ob nun Film, Literatur, Gangsta-Musik oder der Weltwirtschaftskrise.
Und ehrlich, mir persönlich grauts mehr vor den Nachrichten und den Bildern die dort manchmal gezeigt werden, als vor einem virtuell erschossenen Gegner, der dabei noch nicht mal Blut verliert.

Das Thema Sucht ist allerdings ein anderes. Doch Sucht ist ein ein Problem des Subjekts, nicht des Objekts. Man kann nicht einfach das Objekt der Sucht verbieten und meinen, dass man damit ein Problem löst. Fettsucht, Spielesucht, Alkoholsucht, Sexsucht... kann sich jemand eine Welt ohne Schokolade, Pizza, Bier, Wein oder Sex vorstellen?!? UND JA: Brauchen tut man nichts davon um zu leben (außer der Fortpflanzung natürlich  :icon_lol: )

May The Fleas Be With You
Wir sind Polizeibeamte, für Gewalttätigkeiten wurden wir nicht ausgebildet.

Rollo Tomasi

20 März 2009, 10:07:51 #27 Letzte Bearbeitung: 20 März 2009, 10:10:06 von Rollo Tomasi (Telly Savalas)
Also, ich hab leider nicht die Zeit, die Postings alle im Einzelnen durchzugehen und möchte nur nioch mal sagen, dass das, was ich so geschrieben habe, nicht unbedingt meiner Meinung entspricht.
Ich habe nur versucht, ein paar Fragen in den Raum zu werfen, bei denen ich mir selbst nur unzureichend über eine Antwort im Klaren bin.
Diese Fragen sind halt nach dem Amoklauf in verschiedenen Gesprächen aufgetaucht.
So halte ich das Verbot von irgendwelchen Spielen oder Videos für fragwürdig.
Es gibt aber vielleicht keine andere Lösung, die kurzfristig Erfolg bringen kann.

Es gibt ja in Deutschland den Index, auf den fragwürdige Spiele und Videos gesetzt werden und das ist auch gut so.
Und es gibt in Deutschland recht gute Waffengesetze.
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
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Rollo Tomasi

Zitat von: Dr. Schreck am 19 März 2009, 20:58:47
@Rollo
Ich habe keine Ahnung, ob solche Spiele "gebraucht" werden. Genausowenig weiß ich, ob Bücher, Filme, Hörspiele, etc. "gebraucht" werden. Unterhaltungsmedien generell zu verbieten, weil sie nicht dem eigenen Geschmack oder den eigenen Idealen entsprechen ist Entartung. In Unseren Geschichtsbüchern sieht man z.B. am 10. Mai 1933 wozu sowas führt. Kannst du dich mit dem Gedanken anfreunden, dass sowas im Hinblick auf Computerspiele wieder vorkommt? Wie du sicher weißt, ist das deutsche Grundgesetz aus dem Gedanken heraus entstanden, dass etwas wie der Nationalsozialismus in Deutschland nie wieder entstehen kann. Unter anderem deswegen ist Kunstfreiheit ist ein Grundrecht. Befürworter von derartigen Totalverboten, Vorratsdatenspeicherung, Kameraüberachung, etc. sollten sich vielleicht mal die Frage stellen warum solche Dinge in Deutschland glücklicherweise nicht ohne weiteres umzusetzen sind. Die Antwort liefern wieder die Geschichtsbücher und die scheinbar nie enden wollende Liste totalitärer Staaten.

Ich stimme dir da absolut zu und möchte noch mal sagen, dass ich eigentlich auch nicht dafür bin, solche Spiele oder Videos zu verbieten.
Aber Kunstfreiheit so auszulegen, sinnfreie Gewaltvideos auf den Markt zu bringen oder ähnlich sinnlose Ballerspiele, wird glücklichweise ja doch hinterfragt.

Zitat von: Dr. Schreck am 19 März 2009, 20:58:47
Zu den von dir genannten Studien: Die wurden in der letzten Zeit öfter im TV genannt. Die Quellen leider nie.

Ich habe selbst ein Buch zu dem Thema zu Hause stehen. Da ging es um den Einflus von Gewaltvideos.

Zitat von: Dr. Schreck am 19 März 2009, 20:58:47
Das gewaltätige Computerspiele Hemmungen bis hin zum brutalen Mord abbauen, halte ich zumindest für fragwürdig.

Ich weiß, dass solche Simulationen bei Armen zum Abbau von Hemmungen eingesetzt werden.
Und da ligegt die Vermutung nahe, dass diese Spiele den gleichen Effekt haben können.

Zitat von: Dr. Schreck am 19 März 2009, 20:58:47
Ist es nicht eher seltsam, dass es in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern verhältnismäßig viele solcher Schul-Amokläufe gibt. Mehr als in wesentlich liberaleren Ländern, hinsichtlich des Jugendschutzes?
Ich weiß, dass Spieler solcher Spiele nicht grundsätzlich gewalttätig sind. Genausowenig sind Schützenvereinler grundsätzlich bereit auf Menschen zu schießen. Neben den Computerspielen gibt es noch weitere gemeinsame Nenner bei den Amokläufen: Schützen, Schule, Internet, uvm. Was wird wohl verboten wenn es keine brutalen Computerspiele mehr gibt und trotzdem jemand amok läuft? Schützenvereine? Schulen? Internet? Wie viele Menschen wurden schon mit Küchenmessern umgebracht? Sollten wir nicht jegliches Schneidewerkzeug für immer aus der Küche verbannen? Und würde sich jeder daran halten? Ob Verboten oder nicht, die Menschen kamen immer an das was sie wollten. Seien es nun Drogen, Waffen oder Computerspiele. Hat die Alkohol-Prohibition etwas gebracht? Bringt die Cannabis-Prohibition etwas? Kann eine "Killer-Spiel"-Prohibition etwas bringen?
Vielleicht hast du ja ein paar Antworten auf meine ganzen Fragen.

Ist ein interessanter Punkt.
Darüber habe ich auch schon nachgedacht.
Die meisten Amoklaüfe findfen in den USA und in Deutschland statt.
Ich habe keine Erklärung dafür.

Ich kann nicht sagen, ob das Verbot von Killerspielen dazu führt, dass keine Amokläufe mehr stattfinnden.
Realistisch ist das nicht, aber ausschließen kann man es auch nicht.

Zitat von: Dr. Schreck am 19 März 2009, 20:58:47
EDIT (noch ein paar Fragen ;)):
Du hast oben etwas von Kampfsport geschrieben. Wie kannst du etwas empfehlen was lehrt wie man einen Menschen verletzt oder sogar tötet? Immerhin lernt man in allen Kampfsportarten nicht nur die Verteidigung, sondern auch den Angriff.

Na ja, ich hab es ja nicht empfohlen, sondern als Alternative angeboten zu den Spielen.
Und ich habe geschrieben "von mir aus auch Kampfsport", also so richtig doll finde ich die Alternative auch nicht.
Aber hier kann man zumindest soziale Kontakte knüpfen und Disziplin lernen.

Zitat von: Dr. Schreck am 19 März 2009, 20:58:47
Du warst also beim Bund. Dort werden vom Staat Menschen zu tausenden u.a. zum Töten ausgebildet. Ist das so für dich in Ordnung?

Also, ich wurde beim Bund überhapt nicht zum Töten ausgebildet.
Ich denke auch nicht, dass es beim Bund in erster Lionie darum geht, Leute zum töten auszubilden.
Da spielt so was wie Landesverteidigung eine Rolle.
In der letzten Zeit hat die Bundeswehr im Ausland wichtige Dienste geleistet und für andere den Kopf hingehalten.
Ich selbst hatte beim Bund die schlimmste Zeit meines Lebens und würde das nie mehr durchmachen wollen.
Aber die Zeit hat mir auch ne Menge gebracht.
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
"Stellen sie sich einmal vor, es gäbe keine Autos, es gäbe keine Telefone und es gäbe keine Computer .... sie würden doch den ganzen Tag fernsehen, oder?" (Hagen Rether)

MMeXX

Zitat von: Rollo Tomasi (Telly Savalas) am 20 März 2009, 10:07:51
Und es gibt in Deutschland recht gute Waffengesetze.

Finde ich nicht. Gut wäre es meines Erachtens, wenn niemand im privaten Haushalt überhaupt Schusswaffen besitzen dürfte. (Bei Hieb- und Stichwaffen sehe ich das etwas kompliziert, da ich nicht genau wüsste, wie man die Grenze zwischen bspw. Küchenmessern und für andere Zwecke gedachte Messer ziehen sollte/kann.)

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