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Inglourious Basterds - QT's Kriegsfilm

Begonnen von Newendyke, 16 Februar 2005, 09:52:18

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Anderssen

Da würde ich in einigen Punkten widersprechen. Schauspielerisch gibt es hier und da Macken, aber die sind mir gar nicht mal so störend aufgefallen.
Über die Auswahl der Personen, die überlebt haben und die gestorben sind, lässt sich auch debattieren. Wobei mir hingegen
Spoiler: zeige
das Überleben von Waltz durchaus gefallen hat, die Markierung
aber nicht. Das kam mir eher wie ein ziemlich kindischer, unnötiger Blödsinn vor, ohne künstlerisch oder dramaturgisch guten Effekt. Da hätte der Tarantino stattdessen ein viel ansprechenderes, diabolisches Ende draus machen können.

Was ich aber ganz anders sehe, ist die vermeintliche Länge oder das mangelnde Tempo des Films. Tarantino ist einer der wenigen Regisseure (neben David Fincher und noch ganz wenigen anderen), die es schaffen, Personen in einer relativ ruhigen Kameraeinstellung zu zeigen, wie sie einfach "nur" reden, und dabei gekonnt über mehrere Minuten Interesse und Spannung aufbauen können.

Wenn es dann zu der Action kommt, scheint Tarantino hier tatsächlich überraschender Weise einige Schwächen zu zeigen; das ist mir allerdings auch erst rückblickend aufgefallen und nicht so sehr während des Films. Man kann sich danach aber durchaus fragen: Waren die Szenen denn wirklich so gelungen? (Zumindest im Vergleich zu seiner früheren Arbeit).

pm.diebelshausen

30 August 2010, 19:11:26 #841 Letzte Bearbeitung: 30 August 2010, 19:13:44 von pm.diebelshausen
Die Schauspielerleistungen haben mich überhaupt nicht gestört. Ich finde sonst sowohl Til Schweiger, als auch Diane Kruger, als auch Eli Roth (selbst in Interviews) doof, unüberzeugend, was auch immer - brauch ich nicht. Ich verstehe auch durchaus, was Deer Hunter meint, oder was einem am Schauspiel mancher nicht gefallen kann. Aber in Tarantinos Film funktionierten sie für mich sehr gut. Warum? Wahrscheinlich, weil der Film eben eine sehr spinnerte eigene Welt aufbaut und vor allem, weil er als Nazi-Film sozusagen in zweiter oder dritter Reihe geparkt ist: ein Abziehbild vom Abziehbild von der vergangenen Wirklichkeit. Das ist dann auch, was mit bedingt, dass mir der Film gefällt: dass er eben nicht das ehrenvolle, aber auch lächerliche Anliegen mit sich schleppt, das große Thema '33-'45 zu verarbeiten. "Inglourious Basterds" ist Kino und sonst nichts, aber das in Reinform.

Als zu lang erlebte ich ihn die beiden Male, die ich ihn bisher gesehen habe, auch nicht. Dafür sind die (übrigens gar nicht vielen, aber sehr ausgebreiteten Szenen) dramaturgisch zu intensiv (zumindest wirken sie so auf mich). Der ganze Blabla-Vorlauf im Keller vor dem Shootout, bei dem es dann kurz aber enorm heftig kracht, ist durchgehend verhängnisschwanger, ebenso die langen Dialoge mit Landa - für mich war das Hochspannung. Damit zusammen hängt diese absolut unglaubliche und unvergleichliche Figur Landa: was ist das überhaupt für einer? Eine Nazi-Bestie - auf jeden Fall. Ein Witzbold - auf jeden Fall, solange es nicht sein Galgen ist auch mit Galgenhumor. Ein Menschenverachter - yup. Eine Karikatur - mindestens genauso. Zu überzogen, um ernst genommen zu werden, zu lebensbedrohlich, um als reine Parodie zu gelten. Da gefällt mir sehr gut (und erinnert mich ein wenig an Helge Schneiders Hitler). So sicher bin ich mir da gar nicht, ob ich Landa am Ende auch was wünsche, was Schlimmeres, ob ich zu diesen "man" gehöre.

Wo ich absolut zustimme, was mir aber weniger sauer aufstößt, ist die Konstruktion des Films als Ganzes: er ist ohne Zweifel holperig, ruppig, nicht wirklich rund und das liegt auch an den weit auseinanderliegenden Handlungssträngen, die nicht so richtig zu ihrem jeweiligen Recht kommen. Vielleicht kann man das sogar "Fehler" nennen, oder dass Tarantino filmisch alles falsch gemacht habe. Was soll ich sagen: mir hat es trotzdem Spaß gemacht. Am Ende fragte ich mich zwar auch: was war denn das? Dennoch machte mir in diesem Fall diese Frage kein Problem beim Filmgenuss. Unterm Strich hat der Film Unikum-Qualitäten und außerdem so vieles so ungewöhnlich richtig gemacht (auch im Humor), dass die Kritikpunkte weniger ins Gewicht fallen.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Deer Hunter

Landa ist für mich das personifizierte Böse der Shoa, das Unbegreifliche, das Ausufernde, die Verzweiflung, die rohe Gewalt des Nationalsozialismus. Gleichzeitig aber auch selbstironisch dargestellt, um den Spagat zwischen der historischen Realität und dem Kinofilm zu schaffen, der im Prinzip unmöglich ist zu bewältigen und nur in Form eines solchen Charakters annähernd zu bewältigen ist.
Waltz ist genial und holt wirklich alles aus dieser Figur raus und ich will meine Aussage zwar nicht relativieren (dass man ihm den Tod wünscht) aber präzisieren: Tarantino hätte ein anderes Ende für ihn wählen müssen, ansonsten verliert die Figur an Intensität. Die Feigheit am Ende passt zu ihm, aber lediglich SPOILER: "gemarkt" ENDE zu werden, ist einfach nur lahm. Damit stellt ihn Tarantino auf eine Stufe mit dem Nazischergen vom Anfang des Films.
Er hätte auch nicht sterben müssen, aber dieses Ende zeugt nur von Ideenlosigkeit. Landa hätte ein perfideres Ende verdient gehabt. Wie das auszusehen hat, weiß ich (noch :icon_razz:) nicht.
"Das nächste Lied heißt eigentlich 'Ich bin so wie ich bin' aber weil Bela "auch" ein bisschen mitsingt, heißt es 'FICKEN'!"

zartcore
Ah, tweed. Fabric of the eunuch.

Stefan M

Zitat von: Deer Hunter am  1 September 2010, 16:16:12
Waltz ist genial und holt wirklich alles aus dieser Figur raus und ich will meine Aussage zwar nicht relativieren (dass man ihm den Tod wünscht) aber präzisieren: Tarantino hätte ein anderes Ende für ihn wählen müssen, ansonsten verliert die Figur an Intensität. Die Feigheit am Ende passt zu ihm, aber lediglich SPOILER: "gemarkt" ENDE zu werden, ist einfach nur lahm. Damit stellt ihn Tarantino auf eine Stufe mit dem Nazischergen vom Anfang des Films.
Er hätte auch nicht sterben müssen, aber dieses Ende zeugt nur von Ideenlosigkeit. Landa hätte ein perfideres Ende verdient gehabt.

SPOILER: Dafür hat er ja Aldo Rays persönlich schönstes Hakenkreuz, sein Meisterstück, spendiert bekommen.  :icon_mrgreen:SPOILER-ENDE
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Mr. Blonde

1 September 2010, 18:06:14 #844 Letzte Bearbeitung: 2 September 2010, 13:33:50 von Mr. Blonde
Spoiler: zeige
Außerdemi ist Landa, von seiner Position in der SS abgesehen, für die Basterds eben nur ein weiterer Nazi - mehr nicht. Also bekommt der auch keine Sonderbehandlung, sondern eben nur, dass tiefschürfenste Geschenk.

Deer Hunter

2 September 2010, 11:32:56 #845 Letzte Bearbeitung: 2 September 2010, 11:38:37 von Deer Hunter
Zitat von: Mr. Blonde am  1 September 2010, 18:06:14
Spoiler: zeige
Außerdemi ist Landa, von seiner Position in der SS abgesehen, für die Basterds eben nur ein weiterer Nazu - mehr nicht. Also bekommt der auch keine Sonderbehandlung, sondern eben nur, dass tiefschürfenste Geschenk.


Ein großes Versäumnis von Tarantino, wie ich finde. Wenn schon solch eine Figur erschaffen wird, die eine westernepische Einführung spendiert bekommt, dann erwarte ich als Zuschauer eine ähnliche "Endkampf"- Szenerie, die der Anfangssequenz Sinn verleiht und sie somit zu einem würdigen Abschluss bringt.
Allein schon die Tatsache, SPOILER:

dass Shosanna keine Möglichkeit eingeräumt wird, ihre Familie zu rächen oder generell den beiden Figuren kein Handlungsstrang gewidmet wird, der die Anfangssequenz irgendwie rechtfertigt, ist schon enttäuschend genug.

ENDE!!

Aber egal, ich bleibe bei meiner Meinung und habe mich wohl das letzte Mal auf einen QT- Film gefreut.
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zartcore
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Dracula

Warum wird Shosanna (wunderschöner Name übrigens) und Landa keine Handlung gewidmet?
Und warum erhält sie denn keine Möglichkeit sich zu rächen? Verstehe jetzt nicht so ganz wie Du das meinst...
Wenn Steven Seagal ins Wasser springt wird er nicht nass, aber das Wasser wird Steven Seagal...

Into each generation, a slayer is born.   

THIS IS WHO WE ARE

pm.diebelshausen

Na, der Kerl, der ihre Familie auf dem Gewissen hat,
Spoiler: zeige
bleibt am Leben = keine Rache an ihm.


Auf jeden Fall hat Deer Hunter doch Recht, dass der Film nicht das bietet, was er eigentlich nach den Gesetzen des Filmschaffens und den entsprechend geschulten Erwartungen der Zuschauer bringen müsste. Und das macht ihn wertfrei gesagt "ruppig" erscheinend, mit Bewertung je nachdem dann als "schlecht durch Fehler" oder "grandios durch Unkonventionalität". Ich kann schon gut verstehen, warum einem der Film missfallen kann, mir hat er Spaß gemacht, "grandios" - nun, damit bin ich erstmal noch vorsichtig, aber mindestens nimmt sich der Film, glaube ich, weniger Ernst als Deer Hunter es tut.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Dracula

Ja ok, aber das weiß die Shosanna ja nicht. Das mit dem Kino ist für sie schon ne super Rache, oder?
Und Handlungsstrang halte ich mit dem Treffen im Cafe und dem Kino für diese Beziehung als ausreichend. Ist aber nur meine Meinung  ;)
Wenn Steven Seagal ins Wasser springt wird er nicht nass, aber das Wasser wird Steven Seagal...

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Anderssen

Ich denke schon, dass sie das weiß. Möglicherweise hat sie ihn im Haus zwar nicht gesehen, aber sie muss gehört haben, wie er sich vorgestellt hat.

Deer Hunter

Zitat von: pm.diebelshausen am  2 September 2010, 18:08:28...aber mindestens nimmt sich der Film, glaube ich, weniger Ernst als Deer Hunter es tut.

Das will ich so auch nicht unbedingt stehen lassen. Mir ist schon bewusst, dass der Film überzogen, grotesk und auch gewissermaßen abstrakt ist. Nur sollte er trotzdem einer gewissen Grundlinie treu bleiben und auch das ordentlich verarbeiten, was thematisch aufgebaut wurde.
Landa und Shosanna bekommen im Grunde keinen gemeinsamen (!) Handlungsstrang geschenkt. Das kurze Treffen im Cafe zähle ich nicht und der daraus resultierende Plan ebensowenig. Das Ende der Figur Shosanna ist im Grunde genommen vollkommen verheizt worden. Warum gab es kein finales Aufeinandertreffen der beiden? Wenn wir schon beim Grundmotiv Western sind, warum dann keine finale Erkenntnis bei Landa, dass es sich um Shosannas Familie gehandelt hat, die er umgebracht hat. Sie hat ihn erkannt, warum nicht umgekehrt. Das ist halbbacken, ungar, unvollständig. Und das ist schade.

Vielleicht nehme ich ihn doch einfach zu ernst. Doch das sind eben Dinge, die mich stören. Und Tarantino messe ich nun mal gerne an seinen alten Filmen und kritisiere ebensogerne seine zahlreichen Versäumnisse. Damit muss er leben. ;)
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pm.diebelshausen

Warum bist Du Dir so sicher, dass Landa Shosanna nicht erkannt hat? In dem Zusammenhang solltest Du die Cafe-Szene, die Du kurz findest, auch nicht unter den Teppich fallen lassen ("zähle ich nicht"): die Szene ist gar nicht so kurz und sie atmet dieselbe unterschwellige, doppelbödige Bedrohlichkeit, die auch in den anderen, längeren Landa-Szenen vorherrscht: bis Shosanna am Ende nach Luft schnappt, als wäre sie beinahe erstickt - eine direkte Verknüpfung mit der Eröffnungszene mit ihr und ihrer Familie unter den Bodendielen versteckt, wo sie sich die Münder zuhalten müssen, weil jedes Atemgeräusch verräterisch wäre. Ob Landa weiß, wen er da im Cafe vor sich hat, bleibt mindestens offen, ich glaube persönlich sogar eher, dass er sie erkennt und mindestens ohne weiteres erkennt, dass er eine "heimliche" Jüdin vor sich hat. Die Frage ist auch, wie wichtig ihm Shasanna (noch) ist, oder ob er inzwischen nicht anders als in der zurückliegenden Eröffnungsszene, eine andere Haltung gegenüber seiner Rolle im Nazi-Reich hat: es geht im den Großteil des Films vielleicht schon mehr darum, selber, opportunistisch, glimpflich aus der mittlerweile aussichtslosen Nazi-Geschichte zu kommen - zumindest am Ende erklärt er sich den verbliebenen Basterds gegenüber so.

Und nochmal: "ordentlich" ist der Film echt nicht, er geht nicht "ordentlich" mit dem um, was er anfängt. Das ist für mich nicht an sich schon schlecht und falsch - ist halt mal ein Film, der auf hohem Niveau mit der erwarteten Ordentlichkeit anders umspringt und einen damit sogar mehr vor den Kopf stößt, als manches ordentliche Nazi-Drama, dass sich die Geschichtsbewältigung auf die Fahnen schreibt und recht ordentlich mit den Filmgesetzen umgeht.
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Dracula

4 September 2010, 01:25:08 #852 Letzte Bearbeitung: 4 September 2010, 01:27:36 von Dracula
Ich hab nicht gemeint dass sie ihn nicht kennt/erkennt. Natürlich tut sie das.
Ich hab gemeint sie weiß nicht dass er lebend aus dem Kino raus ist und nicht darin gestorben ist.
Dass Landa ne heimliche Jüdin vor sich hat merkt er vielleicht schon, aber wie soll er denn wissen dass das Shosanna ist? Er hat sie doch nie von vorne gesehen und es ist ja auch schon ne Zeit lang her.
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THIS IS WHO WE ARE

Deer Hunter

Zitat von: pm.diebelshausen am  3 September 2010, 16:58:00
Warum bist Du Dir so sicher, dass Landa Shosanna nicht erkannt hat?

Das war mein persönliches Empfinden. Es gab keinen pointierten Hinweis, dass auch Landa wusste, wen er vor sich hat. Dass er eine untergetauchte Jüdin vor sich hatte, war ihm sicherlich bewusst, aber dass es sich um jene Shosanna handelte, denke ich, wusste er nicht. Deine Argumentation ist aber schlüssig, vielleicht war es ihm auch mittlerweile egal, bzw. sie war ihm nicht mehr so wichtig, da sich die Umstände der NS- Herrschaft stark verändert hatten und er wohl mehr damit beschäftigt war, aus der ganzen Sache glimpflich herauszukommen.
Letztlich sind wir uns aber einig, dass der Film holprig und nicht gerade ordentlich inszeniert wurde. Im Gegensatz zu dir empfinde ich diesen Umstand aber als störend und bin der Meinung, dass ein talentierterer Regisseur Unordentlichkeit besser inszeniert hätte, als Tarantino. Bei ihm kommt es ungewollt rüber, so, als ob er am Ende gemerkt hätte, dass der Film holprig ist und es nun als Stilmittel verkaufen will. ;)
"Das nächste Lied heißt eigentlich 'Ich bin so wie ich bin' aber weil Bela "auch" ein bisschen mitsingt, heißt es 'FICKEN'!"

zartcore
Ah, tweed. Fabric of the eunuch.

Karotte84

Vielleicht wurde die Frage schon gestellt (Suchfunktion hab ich versucht zu nutzen): Sollte "Stolz der Nation"  in die ofdb eingetragen werden? Wenn nicht, welche Gruende sprechen dagegen?

pm.diebelshausen

9 Januar 2011, 01:15:15 #855 Letzte Bearbeitung: 9 Januar 2011, 01:20:15 von pm.diebelshausen
Dagegen spricht, dass es den Film nicht gibt.

"Nation's Pride" ist ein Segment in Tarantinos "Inglourious Basterds", das im Rahmen der Produktion dieses Films mit einer 2nd Unit (Regie Gabriel Roth) gedreht wurde. Das auf den VÖs von "Inglourious Basterds" enthaltene Zusatzmaterial (die 6-Minuten "Nation's Pride") soll einen da nicht durcheinander bringen: ein Spielfilm dieses Titels existiert nicht, ein Kurzfilm wurde nie produziert und schon gar nicht mit den Credits der Leute, die bei den Dreharbeiten für das Basterds-Segment beteiligt waren. Es handelt sich lediglich um Material, das in der Basterds-Kino-Szene als Projektion eines angeblichen Spielfilms verwendet werden konnte.

Würde man den eintragen, wäre es ungefähr so, als trage man "Machete" aufgrund seines Fake-Trailers ein (vor der Produktion des Spielfilms "Machete") oder als glaube man, irgendwelche Nachrichtensendungen in einem Science-Fiction-Film seien real. Genausowenig ist z.B. der Fake-Seduce-and-Destroy-Werbespot von Frank Mackey (Tom Cruise) in "Magnolia" ein Werbespot: er ist als für den Film produziertes Segment ein Teil dieses Films.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Intergalactic Ape-Man

Aber Eli Roth ist bei IB gar nicht als Regisseur eingetragen, was er ohne Credit für das Segment Stolz der Nation durchaus ist. Ich stoß das mal an.

pm.diebelshausen

Nicht Eli, sondern Gabriel Roth (2 Jahre jüngerer Bruder?). Und der ist in der IMDB als "Gabriel Roth....additional director (segment "Nation's Pride") (uncredited)" unter 2nd Unit (und unter Special Thanks, auch im Abspann, meine ich) eingetragen. Aber 2nd-Unit-Regisseure werden doch sowieso üblicherweise nicht als Co-Regisseure geführt, weder in der IMDB noch in der OFDb, oder?
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Intergalactic Ape-Man

Eh ja, aber Eli Roth hat Stolz der Nation ja komplett allein als Film-im-Film-Gastregisseur gedreht. Das behauptet nun nicht nur die IMDb. Sonst hätte bspw. Tarantino auch nix mit Sin City zu tun, oder? :icon_lol:

pm.diebelshausen

Ah, verstehe. "Komplett allein" zwar anscheinend nicht, wenn er einen Additional Director hatte, aber ok. N bissl grenzwertig von wegen 2nd Unit oder eigenständig oder was, aber das ist bei der Clique ja immer so.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Intergalactic Ape-Man

Allein im Sinne von "ohne Tarantino". Man könnte jetzt natürlich drüber diskutieren, ob dieser Teil des Films Teil des Films genug ist, um eine zusätzliche Regie anzuerkennen, weil man dann ja z.B. auch Hitchcocks Sabotagematerial berücksichtigen könnte. Da Stolz der Nation aber speziell für Inglourious Basterds entstanden ist und Eli Roth diesen Posten eben bewußt aus der Cliquenwirtschaft heraus bekleidet, auch wenn er keinen Credit dafür bekommen hat, nenne ich bewußt diesen und Hitchcock (Archivmaterial) eben nicht.

Discostu

Ich denke einen eigenständiger Eintrag sollte nie für Film-im-Film-Segmente gelten. Wo sollte das enden? Ist das Video in "The Ring" auch ein eigenständiger Film, weil es Leute gab, die speziell an diesem Segment gearbeitet haben? Und wo zieht man die Grenze zu "normalen" 2nd-Unit-Aufnahmen wie Establishing Shots der Stadt in der die Handlung spielt, Flughäfen wenn ein Protagnost verreist usw.? Eine Geschichte die eine Figur in einem Buch erzählt ist ja auch kein eigenes Buch.

PierrotLeFou

Zitat von: Discostu am  9 Januar 2011, 23:19:55
Ich denke einen eigenständiger Eintrag sollte nie für Film-im-Film-Segmente gelten. Wo sollte das enden? Ist das Video in "The Ring" auch ein eigenständiger Film, weil es Leute gab, die speziell an diesem Segment gearbeitet haben? Und wo zieht man die Grenze zu "normalen" 2nd-Unit-Aufnahmen wie Establishing Shots der Stadt in der die Handlung spielt, Flughäfen wenn ein Protagnost verreist usw.? Eine Geschichte die eine Figur in einem Buch erzählt ist ja auch kein eigenes Buch.
In diesem Fall aber ist es doch so, dass die Film-im-Film-Szenen mit wenigen Minuten Restmaterial zusammenmontiert und auf (zumindest der dt.) DVD unter den Extras als "kompletter Film" beworben, also als offizieller Kurzfilm präsentiert werden... ein holperiges Etwas als Gimmick für die Fans...

Und das ist ja eigentlich nicht die Regel, bei irgendwelchen "Filmen-im-Film" - dass sie hinterher in verlängerter Form als Kurzfilm auf einer Veröffentlichung des eigentlichen Hauptfilms enthalten sind...

(Wie verhält es sich denn mit der Entstehungsgeschichte des Zeichentrickfilms, der in der Langfassung von "Watchmen" enthalten ist? Wurde der ursprünglich als eigenständiger Kurzfilm gedreht, oder ursprünglich für den Watchmen-Film?)
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Discostu

Zitat von: PierrotLeFou am 10 Januar 2011, 01:10:09
Und das ist ja eigentlich nicht die Regel, bei irgendwelchen "Filmen-im-Film" - dass sie hinterher in verlängerter Form als Kurzfilm auf einer Veröffentlichung des eigentlichen Hauptfilms enthalten sind...

Die Regel vielleicht nicht, aber selten ist es auch nicht. Die fiktiven Nachrichtensendungen in "The Dark Knight" befinden sich z.B. auch in verlängerter Form auf der 2-Disc-Edition.

Graf Zahl

Und der "Ring-Film", also "das Video" ist auch auf der DVD als Bonus enthalten!

pm.diebelshausen

10 Januar 2011, 17:28:27 #865 Letzte Bearbeitung: 10 Januar 2011, 17:30:08 von pm.diebelshausen
Aber ist das denn überhaupt so, dass die genannten Segmente und konkret "Stolz der Nation" aus verlängertem bzw. mit Restmaterial zusamenmontiert wurden? Oder ist es nicht andersherum so, dass diese Segmente (z.B. auch unzählige Nachrichtensendungen, die als Hauptbild integriert werden oder im Hintergrund in einem Fernseher zu sehen sind) hergestellt wurden, sie dann bei Dreh bzw. Montage des Spielfilms benutzt wurden, so wie es die Auflösung der betreffenden Szene bzw. der Rhythmus etc. des Schnitts es dann sinnvoll machten, und im Endeffekt verbleiben dann nur Teile des Segmentes im fertigen Spielfilm? Z.B. meine ich (kann mich aber täuschen), dass bei Basterds die im Kino von den Nazis gesehenen Sequenzen aus "Stolz der Nation" in ihrer Reihenfolge nicht mit der "Komplett"-Fassung wie sie auf DVD veröffentlicht ist, übereinstimmen. Vielleicht eine Frage nach Henne und Ei. Da wäre es doch sinniger, das Segment als Teil des Spielfilms zu verstehen und ihm keinen separaten Eintrag zu gönnen.
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Intergalactic Ape-Man


Captain_Chaos.ONE

Zitat von: PierrotLeFou am 10 Januar 2011, 01:10:09

(Wie verhält es sich denn mit der Entstehungsgeschichte des Zeichentrickfilms, der in der Langfassung von "Watchmen" enthalten ist? Wurde der ursprünglich als eigenständiger Kurzfilm gedreht, oder ursprünglich für den Watchmen-Film?)

Was genau meinst du jetzt? In der Langfassung ist doch afaik lediglich, neben den zusaetzlichen Szenen aus dem DC, das Material des "Black Freighter" Zeichentrickfilms integriert worden. Eben so, wie es in der Graphic Novel eingebunden ist. Und "BF" gibt es doch als eigenestaendigen Film!?

PierrotLeFou

Zitat von: Captain_Chaos.ONE am 12 Januar 2011, 04:42:13
Zitat von: PierrotLeFou am 10 Januar 2011, 01:10:09

(Wie verhält es sich denn mit der Entstehungsgeschichte des Zeichentrickfilms, der in der Langfassung von "Watchmen" enthalten ist? Wurde der ursprünglich als eigenständiger Kurzfilm gedreht, oder ursprünglich für den Watchmen-Film?)

Was genau meinst du jetzt? In der Langfassung ist doch afaik lediglich, neben den zusaetzlichen Szenen aus dem DC, das Material des "Black Freighter" Zeichentrickfilms integriert worden. Eben so, wie es in der Graphic Novel eingebunden ist. Und "BF" gibt es doch als eigenestaendigen Film!?

Naja, darauf lief meine Frage ja hinaus, ob dieser Trickfilm jetzt für den Spielfilm gedreht und nachträglich - als eigenständiger Trickfilm - als solcher vermarktet worden ist (was ja quasi ein wenig dem IB-Abfallprodukt "Nation's Pride" entspricht, solange man da die "kompletter-Film"-Version unter den Extras der DVD als Kurzfilm auffasst), oder ob er von vorn herein als solcher geplant war und erst nachträglich in den Spielfilm integriert worden ist... (was den Vergleich dann freilich zunichte macht...)
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Captain_Chaos.ONE

12 Januar 2011, 07:38:21 #869 Letzte Bearbeitung: 12 Januar 2011, 07:39:57 von Captain_Chaos.ONE
Zitat von: PierrotLeFou am 12 Januar 2011, 05:56:23
Zitat von: Captain_Chaos.ONE am 12 Januar 2011, 04:42:13
Zitat von: PierrotLeFou am 10 Januar 2011, 01:10:09

(Wie verhält es sich denn mit der Entstehungsgeschichte des Zeichentrickfilms, der in der Langfassung von "Watchmen" enthalten ist? Wurde der ursprünglich als eigenständiger Kurzfilm gedreht, oder ursprünglich für den Watchmen-Film?)

Was genau meinst du jetzt? In der Langfassung ist doch afaik lediglich, neben den zusaetzlichen Szenen aus dem DC, das Material des "Black Freighter" Zeichentrickfilms integriert worden. Eben so, wie es in der Graphic Novel eingebunden ist. Und "BF" gibt es doch als eigenestaendigen Film!?

Naja, darauf lief meine Frage ja hinaus, ob dieser Trickfilm jetzt für den Spielfilm gedreht und nachträglich - als eigenständiger Trickfilm - als solcher vermarktet worden ist (was ja quasi ein wenig dem IB-Abfallprodukt "Nation's Pride" entspricht, solange man da die "kompletter-Film"-Version unter den Extras der DVD als Kurzfilm auffasst), oder ob er von vorn herein als solcher geplant war und erst nachträglich in den Spielfilm integriert worden ist... (was den Vergleich dann freilich zunichte macht...)


Also ich denke schon, dass Snyder seinerzeit Wert darauf gelegt hat, dass auch dieser Teil der Vorlage umgesetzt wird, sicher auch mit der Absicht BF sowohl eigenstaendig zu vermarkten als auch fuer die Nerdfans die LF machen zu koennen. Dass die BF Sequenzen in der KF und im DC fehlen geht meiner Meinung nach vollkommen klar. Abgesehen davon funktionieren ja beide Sachen, also Watchmen und BF, fuer sich auch eigenstaendig. Es ist halt schon noch etwas anderes als Nations Pride. Ein aehnliches "Problem"* koennten h ja auch diese Mob/Webisoden zu diversen US-Serien darstellen, die ja mitunter auch nur erweiterungen zu regulaeren Episoden darstellen.

*Edit: Bin gerade nicht auf dem aktuellsten Stand wie solche Produktionen in der OFDb behandelt/erfasst werden. ;)

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