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Django Unchained (Tarantino/Waltz)

Begonnen von blade2603, 2 Mai 2011, 12:21:26

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Rollo Tomasi

Kein Trailer hat mich bisher überzeugt.
Aber das ging mir auch bei den Trailern von "Inglorious Basterds" so und der war besser als gedacht.
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
"Stellen sie sich einmal vor, es gäbe keine Autos, es gäbe keine Telefone und es gäbe keine Computer .... sie würden doch den ganzen Tag fernsehen, oder?" (Hagen Rether)

Mr. Blonde

165 Minuten Tarantino gefällig?

http://www.comicbookmovie.com/fansites/GraphicCity/news/?a=70728#FROhLgWW9k8sGqrB.01

Denke, da braucht man sich durch die Trailer nicht abschrecken lassen. Bei der Laufzeit kann so einiges passieren und die Trailer vermitteln wahrscheinlich wieder ein gänzlich anderes Bild. Ich erwarte jedenfalls keinen funky Western mit lustigen Sprüchen mehr.


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Bluefox

Ich bin mal gespannt, ob es ein typischer Tarantino wird. Vom Stil her. Da ja bereits vor einiger Zeit seine Cutterin Sally Menke gestorben ist, ist das auch der Grund, warum sich so hartnäckig Gerüchte halten, daß QT aufhören will, Filme zu drehen. Jedenfalls war Sally Menke maßgeblich für den Tarantinostyle verantwortlich.

Graf Zahl


McClane

"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

Dexter

Der Titelsong ist doch 'Django' von Luis Bacalov, jedenfalls wenn man nach der OST Trackliste geht.

McClane

My bad, hab mich vertan, ist nur die lead single des Soundtracks.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)



Bluefox

Finde ich zu diesem Zeitpunkt angemessen!

Ein 12 Minuten langes "Behind the Scenes" Special:

http://www.filmstarts.de/nachrichten/18476406.html

Stefan M

"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Bluefox

Wer hat diese Kritik geschrieben und erdreistet sich gleichzeitig, IB einen schlechten Film zu nennen? Manche Leute müssten wirklich nur ihre eigenen Seiten lesen dürfen  :icon_evil:

Mr. Blonde

ZitatQT-Fans seien ermutigt, QT-Kritiker gewarnt.

Wuff, welch Erkenntnis.  :icon_lol:


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Bretzelburger

Zitat von: Stefan M am 19 Dezember 2012, 22:57:40
Eine Kritik beim Wortvogel: http://wortvogel.de/2012/12/movie-mania-2012-53-kino-kritik-django-unchained/

Das Problem bei Wortvogel liegt darin, dass er schlicht keine Ahnung hat. Wer "Django" für ein nihilistisches Werk hält, dazu noch mit einer Botschaft, hat den Film entweder nie oder zuletzt mit 15 gesehen. Diese Bezeichnung hat Corbuccis "Il grande silenzio" verdient, aber bestimmt nicht "Django", bei dem es sich um einen moralischen Kerl handelt, der letztlich ganz brav ist und bei dem die Geschichte übrigens auch gut ausgeht. Allein darin zeigt sich schon, das Wortvogel nur irgendetwas nachplappert, aber nicht selbst kennt - aus meiner Sicht ein Armutszeugnis für einen Filmkritiker. In einem Punkt hat er aber recht, der Film ist nicht typisch Tarantino. Und er orientiert sich nicht an dem Original "Django", was er auch gar nicht behauptet. Wer weiß, dass unzählige Filme "Django" heißen, die mit dem Original nichts zu tun haben, kapiert, dass Tarantino hier nur die Marke "Django" wieder aufleben lässt, die Jeder kennt, auch wenn er keinen der Filme gesehen hat.

Gerade weil "Django" kein typischer Tarantino ist, keine verschachtelte Story erzählt, sondern alles in einen realistischen, höchst kritischen Hintergrund einbettet, halte ich ihn fast für seinen besten Film, nahe an der 10. Das Wortvogel diesen realistischen Bezug nicht anmerkt, sondern nur von Italo-Western labert, ist fast schlimmer als seine geringen Kenntnisse.


Mr. Blonde

Och Mist, in meinem Geschreibsel von 2005 habe ich Django noch als nihilistischsten Western bezeichnet, muss Dir aber mittlerweile zustimmen, dass "Leichen pflastern seinen Weg" deutlich stärker in diese Kerbe schlägt. In Django hat ja wenigstens noch das Sterben einen Wert.  :icon_lol:


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Bretzelburger

Zitat von: Mr. Blonde am 20 Dezember 2012, 00:26:03
Och Mist, in meinem Geschreibsel von 2005 habe ich Django noch als nihilistischsten Western bezeichnet, muss Dir aber mittlerweile zustimmen, dass "Leichen pflastern seinen Weg" deutlich stärker in diese Kerbe schlägt. In Django hat ja wenigstens noch das Sterben einen Wert.  :icon_lol:

Es ist ja nicht nur das - bis auf die Symbolik mit dem Sarg und dem Maschinengewehr ist "Django" ein fairer Pistolero, der sogar eine tragische Geschichte verarbeiten muss. Dagegen ist Clint Eastwood viel cooler, wenn er in "Für eine Handvoll Dollar" zusieht, wie ein Wehrloser zusammen geschlagen wird. so etwas gibt es bei "Django" nicht. Abgesehen davon gewinnt er doch am Ende und erschießt die Bösen - was will man mehr? - Und wo liegt das Problem von Wortvogel?

Mr. Blonde

Damit hast Du herrlich den Kreis geschlossen. (Stimme Dir zu, dass Djangos Figur in Corbuccis Film moralische Vorstellungen hat. Würde aber der Stimmung des Films nach wie vor den Nihilismus-Stempel aufdrücken.)

Zitat von: Bretzelburger am 20 Dezember 2012, 00:34:47
Und wo liegt das Problem von Wortvogel?

Zitat von: Bretzelburger am 20 Dezember 2012, 00:10:51
Das Problem bei Wortvogel liegt darin, dass er schlicht keine Ahnung hat.

:icon_mrgreen:

Die Kritik habe ich nur überflogen und das hat gereicht.


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Stefan M

@ Bretzelburger: Zu deinen Ausführungen gibt es nicht viel zu ergänzen. Der Wortvogel knallt ja stets mit großem Selbstbewußtsein seine Meinung heraus und verteidigt diese im gleichen Maße, auch wenn er sich gewaltig vertun sollte. Ich habe "Django" vor Ewigkeiten das letzte Mal gesehen, aber auch ich meine mich zu erinnern, daß der wortkarge Titelheld erst zu der Waffe griff, als es nicht mehr anders ging - und als ganz so nihilistisch und hoffnungslos habe ich das Ende auch nicht empfunden. Der Titelsong, der sofort nach dem Finale aus den Lautsprechern plärrt, hat eigentlich sogar eine befreiende Wirkung, so als habe Django sich gerade aller Sorgen erledigt. Ich gehe davon aus, daß er "Django" gesehen hat, dies allerdings schon eine ganze Weile her ist. Jedenfalls scheint es, daß er seine Gedanken ans Original nicht noch einmal aufgefrischt hat, bevor er an Tarantinos Version ging.

Was mich dabei insbesondere stört, ist, daß hier die Meinung durchschimmert, Tarantino hätte sich an Corbucci orientieren müssen, weil er nun einmal dessen Helden neu verwendet. Kein Regisseur ist verpflichtet, sich daran zu halten, sondern es steht jedem frei, mit der Vorlage das zu machen, was er will, am besten natürlich dann auch gut bis sehr gut. "Inglourious Basterds" ist auch keine Neuauflage von "Ein Haufen verwegener Hunde" - und muß es auch nicht sein. Er hat seine ganz eigene Version geschaffen, die mich sehr überzeugt hat. Schon bei "Halloween 3" haben einige ja fürchterlich geflucht, daß darin kein Michael Myers vorkommt, aber doch gefälligst einer drin zu sein habe - und spätestens mit "Halloween II" hat Rob Zombie ja Myers auch anders angelegt, als Carpenter und seine Nachfolger es getan haben - und auch das war vielen nicht recht. Das ist eine Denke, die ich nicht nachvollziehen kann. Man muß einen Film aus einer Reihe auch losgelöst betrachten. Trotzdem kann er noch funktionieren, selbst wenn auf der Packung was anderes draufsteht. 

Deine sehr positive Bewertung - sogar die Bezeichnung als möglicherweise besten Tarantino - läßt mich hoffen, daß mir auch dieser Film wieder gefallen könnte und den Kinobesuch rechtfertigt, den ich vorhabe.  ;)
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

McClane

Zitat von: Bretzelburger am 20 Dezember 2012, 00:10:51
In einem Punkt hat er aber recht, der Film ist nicht typisch Tarantino.

Da würde ich widersprechen, ich sehe "Django Unchained" als weiteres Glied in einer Kette von Entwicklungen. Wenn man ausufernde Dialoge über Popkultur als "typisch Tarantino" versteht, dann kann man das sicher behaupten, aber schon bei "Inglorious Basterds" brach er ja (mit Ausnahme des Gesprächs vorm Kino) mit diesem Konzept, setzte seine langen Dialogen zur Spannungsförderung ein - ähnlich, wie er es bei "Django Unchained" beim Abendessen macht. Sicher, in manchen Punkten ist "Django Unchained" etwas anders als vorige Tarantino-Filme, gerade im recht geradlinig und plot-driven erzählten ersten Drittel, aber auf der anderen Seiten stehen jede Menge typische Tarantino-Elemente, sei es der Einsatz von zig Stammschauspielern, der zusammengesampelte Soundtrack und das ironische Spiel mit Genremechanismen.

Den Film an sich fand ich stark, aber nicht so stark wie "Inglorious Basterds", den ich persönlich für Tarantinos großes Meisterwerk halte. Interessant sind die Filme natürlich im Vergleich: Beispielsweise spielt Waltz in beiden Filmen einen deutschsprachigen kultivierten Profi, der mit dem Leben anderer Menschen handelt und über Leichen geht, doch wo er in IB der Karrierist schlechthin ist, da entwickelt er sich in "Django Unchained" mehr und mehr zum moralischen Gewissen des Films. Ansonsten wirkt der Film bei mir stark nach, würde ihn mittlerweile (die PV ist zwei Tage her) bei guten 8/10 sehen. Zwei empfindliche Schwachstellen hat der Film IMO. Zum einen wäre in der ersten Hälfte
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die Kapuzendiskussion. Ein ohnehin schon eher flacher Gag, der zu einer mehrminütigen Laberei ausgewalzt wird, welche die eigentliche Geschichte nicht bereichert, sondern ausbremst.
Grauenhaft. Ebenfalls etwas unnötig erscheint der letzte Schlenker kurz vorm Finale in der Rückschau, wobei das gleichzeitig mit den Kunstgriffen Tarantinos übereinstimmt: Der Film baut (Genre-)Erwartungen auf, zerstört sie mal, bekräftigt sie an anderer Stelle, weshalb man gar nicht ahnen kann, wie er ausgeht.
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Ich wäre vielleicht etwas enttäuscht, aber noch nicht einmal überrascht gewesen, hätte der Film tatsächlich mit dem Freikaufen von Djangos Frau geendet.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

blade2603

Onkel Ben´s spielt auch mit und er scheint sauer zu sein :-D

"Jedes Publikum kriegt die Vorstellung, die es verdient." -Mario Barth
◾ Originalzitat von: Curt Goetz

(aus den Känguru Büchern)

StS

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Mr. Blonde

Samuel L. Jackson Insists Reporter Say N-Word in 'Django Unchained' Interview

:icon_lol:

Ich liebe es, wie der Interviewer sich an den Stuhllehnen festkratzt, als er das Wort sagen soll.  :LOL:


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DisposableMiffy

Großartig. *LOL*

Die FSK hat übrigens ner 16er Freigabe verordnet.

http://www.schnittberichte.com/news.php?ID=4749
letterboxd.com

Dumm geboren, nichts dazu gelernt und die Hälfte davon vergessen.

Hearing only what you wanna hear and knowing only what you've heard.

uboot

17 Januar 2013, 01:37:19 #203 Letzte Bearbeitung: 17 Januar 2013, 01:44:59 von uboot
Komme gerade aus der OV, es war einfach nur überragend. Quentin did it again! Der beste Film seit Kick-Ass für mich. :dodo: Django Unchained ist nahe an der Perfektion, alleine die Musikauswahl ist schon wieder Weltklasse. Sollte aber auf jeden Fall im Original gesichtet werden - der "Son of a Bitch" Count ist grandios. ;)
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 Der Shootout am Ende ist zudem jetzt schon legendär - ungefähr eine Ebene mit der Lobbyszene aus Matrix.
9,5/10.

Edit: Ach, und FSK16 ist nen Witz. Das ist sowas von FSK 18.  :doof: Die 16- und 17-jährigen werden sich freuen. :)

Pinhead_X

Kann mich nur anschließen GROSSARTIG!!

10/10
We'll never stop, we'll never quit, 'cause we're Metallica!!!
Meine Musik

Hitfield

Vom US-Einspiel her übrigens schon nach zwei Wochen der bislang erfolgreichste Film von Tarantino (allerdings auch der teuerste).
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

Mr. Blonde

17 Januar 2013, 04:44:32 #206 Letzte Bearbeitung: 17 Januar 2013, 04:47:23 von Mr. Blonde
Zitat von: McClane am 20 Dezember 2012, 10:30:51
Zum einen wäre in der ersten Hälfte
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die Kapuzendiskussion. Ein ohnehin schon eher flacher Gag, der zu einer mehrminütigen Laberei ausgewalzt wird, welche die eigentliche Geschichte nicht bereichert, sondern ausbremst.
Grauenhaft.

Für mich sind genau diese Szenen, die quasi die Geschichte nicht weiterbringen, ein Markenzeichen Tarantinos und meist sehr witzig. Dialoge über Hamburger, Apfelstrudel und dergleichen haben die anderen Filme storytechnisch auch "aufgehalten", allerdings in ihrer Absurdität genau getroffen. Das Gangster über alltägliches reden oder sich ein hyperintelligentes Nazimonster über fehlende Schlagsahne echauffiert, während sein Opfer am Tisch innerlich aufgewühlt sein muss, wie man sich das gar nicht vorstellen kann, macht den Charme auch aus. Sicherlich ist die
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"Bag"-Szene
nur eingebaut, um Humor unterzubringen, aber für mich ist das der gleiche "Ballpark" ^^
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Ein Lynchmob, der sich mal eben minutenlang über die miserablen Sicht durch die Säcke aufregt,
passt da gut rein. Dennoch ist die Szene vielleicht einen Moment zu lange ausgewalzt und wirkt in dem sonst so gradlinigen Film durch den harten Schnitt und das plötzliche aufpoppen erstmal verwirrend. Andererseits liegt da für mich wieder die Komik, wenn uns der Teppich unter den Füßen weggezogen wird. Das die ganze Szene einen merwürdig comichaften Charakter hat, der fast gar nicht zum recht ernsten Ton des Films passt, würde ich aber zugeben.

So ganz umgehauen wurde ich diesmal nicht. Der Film wirkte nicht so rund, wie ich mir das gewünscht hätte. Tatsächlich zieht er sich sogar etwas hin, was ich aber gar nicht auf die Laufzeit schieben würde. IB geht jedenfalls immer wie im Flug vorbei, ist kurzweiliger und nur unwesentlich kürzer. Vielleicht ist mir das Prinzip des Films auch zu simpel gehalten oder ich wurde durch die
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chronologische
Erzählstruktur nicht so gefordert, wie sonst. Ich weiß es nicht.

Natürlich sind die Darstellerleistungen erneut überragend: Tarantino hat mal wieder die Spielfreude aus seinen Schauspielern rausgekitzelt, was vor allem in der Darstellung von DiCaprio erkennbar ist. Der lässt richtig die Sau raus, auch wenn er teilweise etwas zum Overacting neigt. Spaß macht es in jedem Fall.  Sam Jackson hat mich richtig schmunzeln lassen, er überzeichnet seine Figur wirklich blendend, ohne dabei an Bösartigkeit einzubüßen.  Über Waltz brauchen wir gar nicht zu reden, er ist die geheime Sympathiefigur mit den meisten Lachern auf seiner Seite und in jedem Fall mehr Hauptrolle, als ihm die Academy zugestehen möchte.

Am Ende fehlt mir ein wenig die Tiefe der Figuren, was bei IB noch deutlich besser gelang. Dort hatte ich nicht das Gefühl, dass mir bei den wichtigen Figuren bestimmte Facetten fehlten, hier war Django nur Sklave, Schultz nur ein schrulliger Kopfgeldjäger mit herrlichem Zahnarztgimmick und Candie eben ein Comicbösewicht. Ich hätte mir mehr Background gewünscht, so war es merkwürdig eindimensional, was in Kill Bill Vol. 1 noch super funktionierte, da der Film keinerlei realistischen Anspruch hatte. (Hier ist das aber etwas anderes, durch den historischen Background.) Die Rückblenden, die der Film sehr spärlich serviert, zeigen auch nur das, was wir bereits wissen. Tarantino hat ja von einem "Expanded Pack" gesprochen, der sicherlich nicht kommen wird, aber doch einiges zu meinen gunsten aufwerten könnte. *hoff*

Das ist natürlich Kritik auf hohem Niveau, denn ansonsten wurde das meiste richtig gemacht. Der Humor stimmt, die Spannung wird von tollen Dialogen unterstützt und audiovisuell ist das wieder ein Zitatefeuerwerk, wie ich es mag. Die Megazooms (60s Style), die teilweise untersaturierten Rückblenden etc. waren jedenfalls absolut mein Ding. Irgendwann war ich fast böse, keinen
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Spencer/Hill
-Song gehört zu haben, als der Film dann doch mit
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"Die rechte und die linke Hand des Teufels"
endet. Sehr schön. Sehr schön auch die
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"The good, the bad and the ugly"-Spitze, als Sam Jacksons Gefluche mitten im Satz unterbrochen wird.
Musikalisch gibt es auch keinen Grund zu murren, der Rückblick, als
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Django und Broomhilda flüchten
, mit "Freedom" untermalt, ist Kinomagie. Die "I like the way you die Boy"-Sequenz, inklusive dramatischem Anschwellen von
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Original-Djangos "La Corsa"
, brachte absolute Gänsehaut. Also wie immer alles beim alten in Tarantinos Plattenschrank. :)

Die Gewalt ist teilweise extrem und hyperstilisiert, so wie wir das gewohnt sind, allerdings hätte ich auch mit einer abgemilderten Variante vorlieb genommen. Das
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splatterhafte Ende wirkte wie angetackert, als müsse QT nach IB Django Unchained noch blutiger enden lassen. Dieses infernalische Blutbad hätte auch vermieden werden können, hätte Schultz nicht absolut unlogisch gehandelt. Natürlich war da etwas faul, als Candie auf den Handschlag bestand, aber die Reaktion von Schultz, der quasi die ganze Sache gefährdet hat, erschließt sich mir nicht. Django und Broomhilda hätten vielleicht durch seinen Fehler elendig sterben müssen. Das meine ich auch, wenn ich sage, dass der Film nicht so ganz rund ist, vielleicht ja auch beabsichtigt. "When you're in the act, you never break charakter". Irgendwie tut er genau das.


Letztendlich ein guter Film, der vielleicht mehr Feinschliff und Tiefe hätte vertragen können, aber durchweg super unterhält und ein diebisches Vergnügen ist. Einen Tarantino-Western hätte ich mir trotzdem ganz anders vorgestellt, aber das ist ja irgendwie auch schön, völlig an der Nase herumgeführt zu werden.
7,5/10


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McClane

Zitat von: Mr. Blonde am 17 Januar 2013, 04:44:32
Zitat von: McClane am 20 Dezember 2012, 10:30:51
Zum einen wäre in der ersten Hälfte
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die Kapuzendiskussion. Ein ohnehin schon eher flacher Gag, der zu einer mehrminütigen Laberei ausgewalzt wird, welche die eigentliche Geschichte nicht bereichert, sondern ausbremst.
Grauenhaft.

Für mich sind genau diese Szenen, die quasi die Geschichte nicht weiterbringen, ein Markenzeichen Tarantinos und meist sehr witzig. Dialoge über Hamburger, Apfelstrudel und dergleichen haben die anderen Filme storytechnisch auch "aufgehalten", allerdings in ihrer Absurdität genau getroffen. Das Gangster über alltägliches reden oder sich ein hyperintelligentes Nazimonster über fehlende Schlagsahne echauffiert, während sein Opfer am Tisch innerlich aufgewühlt sein muss, wie man sich das gar nicht vorstellen kann, macht den Charme auch aus. Sicherlich ist die
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"Bag"-Szene
nur eingebaut, um Humor unterzubringen, aber für mich ist das der gleiche "Ballpark" ^^
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Ein Lynchmob, der sich mal eben minutenlang über die miserablen Sicht durch die Säcke aufregt,
passt da gut rein. Dennoch ist die Szene vielleicht einen Moment zu lange ausgewalzt und wirkt in dem sonst so gradlinigen Film durch den harten Schnitt und das plötzliche aufpoppen erstmal verwirrend. Andererseits liegt da für mich wieder die Komik, wenn uns der Teppich unter den Füßen weggezogen wird. Das die ganze Szene einen merwürdig comichaften Charakter hat, der fast gar nicht zum recht ernsten Ton des Films passt, würde ich aber zugeben.

Lange Dialoge sind ein Markenzeichen Tarantinos? Mach Sachen! Spaß beiseite: Das ist mir auch bewusst, nur unterscheidet sich besagte Szene in Tonfall und Stil IMO sehr von ähnlichen Tarantino-Momenten, da sie mich eher an eine 08/15-Blödelkomödie erinnert hat.

Zu Schultz:
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Ich würde die Stelle einfach so sehen, dass er die Gräuel einfach nicht mehr ertragen. Candie begreift ja bis zum Schluss nicht, dass sich Schultz wirklich um die Schwarzen schert, nicht bloß sauer ist, dass Candie "klüger" war als er. Er bricht da klar mit seinem Charakter und wird für diesen Fehler ja umgehend bestraft. Gleichzeitig entschuldigt er sich ja auch bei Django, dass er es sich nicht verkneifen konnte. Und vermutlich hatte er angesichts der wenigen Bewacher damit gerechnet, dass Django diese überwältigen kann (oder er überlebt und helfen kann) - auch wenn das natürlich nur Spekulation ist. Mich persönlich hat das nicht gestört, auch vollkommen zu dem Charakter gepasst. Zuvor hatte sich Schultz ja auch in ähnlich brenzlige Situationen begeben, etwa wenn der Sheriff erschießt - da konnte er ja auch nicht wissen, ob der Lynchmob tatsächlich nicht auf ihn schießt.


Ich würde zudem empfehlen "Django Unchained" noch ein paar Tage wirken zu lassen. Direkt nach der Sichtung war ich auch noch nicht ganz so angetan wie jetzt, hätte den auch eher bei 7/10 verortet, aber nachdem ich nach der PV noch mit anderen darüber diskutiert hatte und den Film noch ein paar Tage gedanklich auf mich wirken lassen habe, ist der auf gute 8/10 bei mir geklettert.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

vodkamartini

17 Januar 2013, 10:11:02 #208 Letzte Bearbeitung: 17 Januar 2013, 15:30:04 von vodkamartini
Würde ich insgesamt ähnlich analysieren. Über zwei Stunden lang ist das trotz seiner ernsten Thematik (die im historischen Kontext eher noch untertreibt) der bis dato witzigste Tarantino. Diesmal gibt es untypischwerweise keine verschachtelte Erzählstruktur, trotzdem eine Menge Tarantino-typischer Elemente (u.a. Referenzen auf dutzende Lieblingsfilme des Regisseurs, ein cleveres Spiel mit Genre-Erwartungen, auf höchst unterhaltsame Art geschwätzige Dialoge, Auftritte teilweise längst vergessener Stars - u.a. Bruce Dern, Don Johnson - sowie oft unvermittelt hereinbrechende Gewaltexzesse).

Leider hält Tarantino das Niveau diesmal nicht bis zum Ende und irritiert mit einem mindestens halbstündigen Schlussakt der angeklebt wirkt und irgendwie nicht so recht mit dem Rest des Films harmoniert. Natürlich ist der Ausgang der Geschichte klar, das ist aber nicht das Problem. Unnötigerweise inszeniert Tarantiono gleich zwei Showdowns die beide erheblich zu lang geraten sind (gefühlt 100 Gegner hätte Django nicht abballern müssen und die "Überredung" der "Transporteure" wirkt seltsam bräsig).
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Zudem ist Christoph Waltz Abgang unbefriedigend und auch erzählerisch nicht überzeugend.


Herrausragend sind dagegen wiederum einige Darstellerleistungen. Allen voran Waltz, der zwar teilweise Landa neu auflegt, aber der Figur dennoch eine Menge neuer Facetten abgewinnen kann. Di Caprio als schillernd-schmieriger PLantagenbesitzer ist ebenfalls grandios und wird nur noch übertroffen von Samuel L. Jackson´s perfiden Rassisten. Jamie Foxx dagegen spielt wie immer und bleibt vergleichsweise blass in der Titelrolle, das hätten auch andere so, oder ähnlich hingebracht.

Insgesamt wegen des unausgegorenen Schlussakkords definitiv schwächer als Inglourious Basterds (7-8 Punkte)
www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

Stefan M

@ vodkamartini: Schwärze doch bitte nachträglich den letzten Satz des zweiten Absatzes. Ich habe mich bereits vor einer Woche über Peter Twiehaus, der in seiner einminütigen Einschätzung im "ZDF-Morgenmagazin"
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Christoph Waltz' Abgang
verriet, sehr geärgert.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

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