Die letzte Sichtung: Serien & Dokus

Begonnen von StS, 21 Juli 2022, 10:11:06

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Private Joker

6 März 2023, 14:33:42 #30 Letzte Bearbeitung: 6 März 2023, 19:08:28 von Private Joker
The Rig (Amazon Prime)

Zu viel Spekulation, wenn man unterstellt, dass Amazon hier das potentielle "Schwarm"-Publikum vorab ein wenig abholen will?

Wäre allerdings kein allzu tolles Omen, denn der Versuch geriet vor allem technisch schwach. Klar, keine Filmproduktion diesseits von James Cameron kann mal eben eine Ölplattform bauen oder mieten und dann partiell oder ganz schrotten. Dieserhalb und desterwegen gibt es viel Ölbohrtechnik in CGI-Ausführung, die dann qualitativ eigentlich beständig zwischen "mittelmäßig" und "katastrophal" schwankt; vor allem in der letzten Folge sind ein paar Shots drin, bei denen man sich schon fragt, warum die sich nicht mal Hilfe von ein paar Jungs geholt haben, die das beruflich machen. Die Aufnahmen der "Viren/Aliens/Wasauchimmer" sehen minimal besser aus, ist aber auch kein Riesenkunststück, so wie die designed wurden.

Auch inhaltlich eher zwiespältig. So richtig entscheiden mochte man sich nicht zwischen der erwähnten und offenbar copyrightfreien "Schwarm-"Grundidee und dem klassischen "ein paar Typen aus der Besatzung könnten infiziert sein und wir tunken irgendwas in deren Blut, um die zu überführen" (wer's nicht erkannt hat, sollte das Filmumschreibungsquiz meiden, war natürlich "Das Ding aus der anderen Welt"). In dem Umfeld holpert die Handlung durch und möchte uns noch gerne ein paar Öko-Botschaften unterjubeln, da waren sie aber jedenfalls bei mir nicht an der richtigen Adresse.

Nicht unbedingt "gerettet", aber vor dem Totalabsturz bewahrt wird das Ganze durch einen nicht völlig uninterssanten Personalbestand und ein paar dazugehörige Konkfliktsituationen; auch die nicht ganz unprominente Besetzung (u.a. Iain Glen und "AC-12-Cop" Martin Compston) lasse ich mal als Pluspunkt durchgehen.

Das superoffene Ende hätten die sich auch klemmen können. Insgesamt sehr blass. 4/10.

Und aus der Abteilung "mal reingeschaut"

Timeless
(Netflix)

Kurz vor bzw. wegen der Aussortierung noch mal in die "most watched"-Liste des Streamers gerutscht, da habe ich auch nicht widerstehen können. Zumal ich es nie ganz verkehrt ist, vorab schon zu wissen, dass das zu einem vernünftigen Ende kommen wird.

Ob ich es bis dahin schaffen werde, ist zeitlich und qualitativ aber fraglich. Aus einer gut abgehangenen Grundidee hat man ein letztlich fades Procedural gemacht, das auch abseits der eh fernliegenden Prämisse reichlich panne ist. Wenn ich - Minimalspoiler ahead - eine Zeitmaschine habe und Amerikas Geschichte whyever ins Negative drehen wil, reise ich doch wohl kaum zu eh schon negativen Höhepunkten der Geschichte (Alamo, Lincolns Ermordung), um die ein bisschen schlimmer zu machen. Und gebe der mich verfolgenden Taskforce natürlich immer genug Zeit, das zu verhindern. Also mal als Anregung aus dem Grundkurs Bösesein: Kurz vor die Haustür von Roosevelt, Eisenhower, Einstein in deren jungen Jahren reisen, zwei Schüsse abgeben und dann ab zum nächsten. Dass "unsere" Jungs auch eher im Elefantenmodus durch den Porzellanladen "Zeitveränderung" tapern, sei nur am Rande vermerkt.

Technisch blasser Durchschnitt, Ausstattung und Akteure strikt im Kanada-Schmalspurmodus. Dass die erste Folge mit passabler Vergangenheitskulisse und -ausstattung etwas mehr versprach, sei angemerkt, aber danach war das Budget wohl zu 60 % aufgebraucht.

Vorbehaltlich eines Krachers, der noch kommen mag, rund um 5/10.

Und für alle, die mal was anderes sehen wollen, zB Zombies im Maorieland: The Dead Lands (WoW) lässt ein paar vorkoloniale neuseeländische Muskelmänner zwischen zwei Hakas gegen Untote antreten. Nach zwei Folgen: Jo, kann man mal weiterschauen, die Action ist jedenfalls nicht ganz unknackig, auch wenn das Synchro-Hochschuldeutsch mit den archaischen Gebärden und Kampfschreien etwas arg heftig kontrastiert.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Hitfield

Hat hier noch keiner die "Schwarm"-Serienadaption vom ZDF gesehen, die inzwischen zur Hälfte über die Mediathek abrufbar ist?

Das Buch war vor fast 20 (!) Jahren eine Sensation, aber ich habe so meine Bedenken bei den 8 Folgen. Mit 40 Mio. Euro eine der teuersten deutschen Serien-Produktionen, aber für über 6 Stunden Gesamtspielzeit erscheint mir das Budget trotzdem sehr niedrig. Außerdem eine unbekannte Besetzung und zahlreiche Änderungen im Vergleich zur Buchvorlage (klar, das ist unumgänglich, wenn man von einem Medium ins andere adaptiert)... Ich befürchte hier eine Art deutsche "Surface"-Serie - tolle Prämisse, super Zutaten, aber als Endergebnis weit hinter den Erwartungen und Möglichkeiten... :denk:
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

Private Joker

Zitat von: Hitfield am  6 März 2023, 19:52:05Hat hier noch keiner die "Schwarm"-Serienadaption vom ZDF gesehen, die inzwischen zur Hälfte über die Mediathek abrufbar ist?


Habe mal kurz drüber nachgedacht, die vorzuziehen, aber unter dem Strich seh ich bei der Mediathek keine großen Vorteile gegenüber einem sauber programmierten Receiver. Die Bildqualität ist im Regelfall (Ausnahme: die seltenen 4K-Specials wie neulich bei diesem Post-WW2-Polizeifilm mit der Hoss) immer noch schlechter, und einmal gedankenlos gezappt, und man darf da siebenmal herumklicken und lange spulen, um weiterzumachen.

Das große Event, das war im Vorfeld klar, wird es eh nicht werden. Schätzing kritisch, Budget vermutlich wirklich untere Grenze, massive Umschreibungen.

Ich fand die Folgen 1-2 dann auch rechtschaffend dröge und mit den vielen Figuren/Schauplätzen auch leicht anstrengend. Alles ohne große Höhepunkte, die Kamera immer schön weit weg zB von dem Touristenboot, ehrlicherweise auch jetzt kein Totalausfall oder ein wirklicher Ausreißer nach unten. Störend mal wieder der unterschiedliche Duktus der synchronisierten und der muttersprachlichen Schauspieler, und generell wird das alles irgendwie unengagiert gespielt, viele lustlos heruntergespulte Beratungen, Konferenzen etc. Und was macht der Heuer-Umlauf da drin, außer einem unbeteiligten Gesicht ?
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Moonshade

Zitat von: Hitfield am  6 März 2023, 19:52:05Hat hier noch keiner die "Schwarm"-Serienadaption vom ZDF gesehen, die inzwischen zur Hälfte über die Mediathek abrufbar ist?


Wir haben angefangen, stehen jetzt bei 5 von 8 Folgen.
Ich kenn die Vorlage nicht, meine Frau kann sich nicht mehr groß erinnern.
Insgesamt ist mir die Sache zwar aktuell, aber zu betulich inszeniert. Aus den etwas verqueren Charakteren (das hab ich aus einer Kritik) hat man (das ist auch so auffällig) eine Menagerie aus Jungdarstellern in Wissenschaftsrollen gemacht, einzig Barbara Sukowa gibt die ergraute Expertin im gewohnten grumpy style. Irgendwie überzeugt sich mich das alles nur so mittel: die junge Seeforscherin auf den Shetlands, die strafversetzt ihren Kopf durchsetzen will, der sehr junge Walwissenschaftler aus dem Inuitbereich, die italienische Toxikologieexpertin, Sukowas YA-Team, dazu gerade mal ein Ex-Militär und ein auch noch sehr frischer Superexperte a la Drosten (in aller Bedächtigkeit)
Die Kamera und die Landschaften sind zwar Hammer, aber die Erzählweise kommt nicht so recht auf den Punkt, tatsächlich tauchten bisher in jeder Folge die "Anomalien der Woche" am Anfang auf - die sich dann irgendwann zu einer globalen Bedrohung zusammen finden sollen, bisher sind sie aber immer noch nicht wirklich soweit, obwohl man sich diesem Ziel nähert.
Die Tricks sind okay, aber auch nicht eben schubkarrenweise geliefert, während die Wale stimmen, sind die Krabbeninvasionen ziemlich kostengünstig mit CGI kreiert.

Was mich - wie Schätzing - stört, ist, dass nach einem Zusammenfindungbeginn dann plötzlich diese ganzen Beziehungs-Chosen einfließen und nach 4 Folgen eigentlich alles etwas stagniert (das kolportierte "Pilchern"). Es geht jetzt wohl langsam los, aber es ist alles nicht zwingend und das zeitweise komplette Fehlen von Musik macht die Entwicklungen auch nicht eben dramatischer.

Ich hoffe die letzten 3 Folgen bringen noch mehr, aber wenn sie jetzt wirklich den Buchrest in diese 120 Minuten proppen, dann bleibt die Adaption nur eine Ruine.
Ansonsten nette 5/10, aber wirklich für typische ZDF-Zuschauer gemacht (also älter), wobei die Abrufzahlen in der Mediathek wohl auch durch die Decke gehen. Aber die passende Serie zur Klima/Umweltkatastrophe.
Am Ende von Folge 5 kommt dann der große Klops - und das bringt mich zu dem Schluss, dass diese 8 Folgen vermutlich NICHT das Buch abbilden, sondern ggf. nur so eine Art Staffel 1 bilden, denn der Punkt an dem wir jetzt sind, entspricht gemäß der Wiki-Beschreibung erst den ersten von fünf Abschnitten.
Das große OFDB- Aufräumen: noch 18.263 Filme ohne IMDB-Link (Stand: 09.01.2018 -  2212 Neulinks)!

"Guten Tag, führen Sie Bücher über Paranoia?" - "Ja, die stehen alle hinter Ihnen!"

"3.Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Cobalt

Soweit ich weiß, war die Serie auf 4 Staffeln mit insgesamt 32 Folgen ausgelegt. Zumindest vor Corona. - Ich hab damals das Buch angefangen, kam aber gar nicht damit zurecht und habe die Lektüre abgebrochen. Konnte mir den großen Hype überhaupt nicht erklären. Gestern Abend mal kurz überlegt, ob ich mir die Verfilmung geben soll und letztlich doch Abstand genommen.

Moonshade

Da die Mediathek ja aktuell die letzten 2 Folgen warumauchimmer zurückhält, muss ich bei 6 von 8 erstmal bremsen, aber es fällt auch nicht schwer.
Was Barbara Eder da zusammen regisseurt, schreddert ganz stark einer Mischung aus Katie Fforde, Filmhochschule und kleinem Fernsehspiel introspektiv entlang - die Frau ist meiner Meinung nach für so eine Produktion nicht geeignet. Sie hat auch zugegeben, dass man es bewusst anders als typisch in Sachen Plot-, Charakterentwicklung usw gemacht hat. Naja, muss man wohl mögen, in Folge 6 ist die Serie ganz kurz vor der totalen Erstarrung im emotionalen Ausnahmezustand, es gibt noch nicht mal eine neue Katastrophe - und kaum zu glauben: von dem ultrazerstörerischen Tsunami in Folge 5 gibt es eine (1!!!) halb vernuschelte TV-Nachricht OHNE IRGENDWELCHE BILDER, ohne Beschreibung, wo er gewütet hat, wie viele Tote es gab, es gibt nicht mal eine Nachbetrachtung, das wird abgehakt und tschüss...aber es gibt mindestens drei Szenen, in den Scientist Sigur trauernd-brütend neben seinem Notebook liegt oder sitzt.

Wie das Skript und Eder übrigens den dramaturgischen Elfmeter ohne Torwart vergeigen, als die 6-7 zentralen Figuren das erste Mal zusammen gerufen werden, ist schon ganz große Klippschule.
Alle werden telefonisch etc eingeladen. Dann sieht man wie sich in verschiedenen Teilen des Gebäudes 2x2 davon begegnen. Und dann kommt irgendwann ein Schnitt und alle sitzen gemütlich um irgendeinen Kleintisch und sind schon mitten in der Diskussion um irgendwas Wissenschaftliches, mit einem trödeligen Kamerakreisschwenk. Musik, Blicke, alle Helden erstmals in einem Raum - meine Güte, was lernen die eigentlich in der Filmhochschule?
Das ist so antidramatisch, so hochschuldeutsch, das geht vielleicht im "Tatort", aber nicht hier.

Bin wirklich gespannt auf die letzten Folgen und den Punkt, an dem es dann abbricht, ob das noch fortgesetzt wird, die Quoten sind ja prima, während die Kritiken lausig sind...
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Moonshade

9 März 2023, 11:44:07 #36 Letzte Bearbeitung: 9 März 2023, 11:49:49 von Moonshade
Ok, ich bin durch - und auch für die letzten beiden Folgen wurden bei uns ungläubige Blicke getauscht.

Über die Literaturadaption will ich lieber nicht urteilen, ich hab aber die Plotzusammenfassung des Buchs gelesen.
Was sie jetzt gemacht haben, ist : sie haben den ganzen politischen Konflikt, die auf Konfrontation ausgelegten Militärs, die mörderischen Hardliner alle aus der Serie gestrichen. Stattdessen (und anstatt praktisch im Verlauf den kompletten Cast umzubringen) hat man das brüchige Waffenstillstandsende in einer infantilisierten Version auf die Schnelle drangepappt, dabei noch eine Tüte "Abyss" etc reingerührt und das alles tatsächlich ohne Erklärung ,ohne Status, ohne Fazit, ohne definitive Entscheidung für den Zuschauer enden lassen.
Als Ersatz hat man dann noch einen Schlussgag drangepappt, der - im Fall der Doch-Fortsetzung - ein Türchen offen lässt, was dann aber mit Schätzings Buch vermutlich nix mehr zu tun hat.
Falls man meint, das hier SEI JETZT DIE VERFILMUNG, kann man es irgendwie so stehen lassen, aber wie gesagt: ohne Schlussfazit wie es denn nun weitergeht und was nun eigentlich los ist.

Die letzten beiden Folgen hatten dann noch reichlich WTF-Momente, viele miese CGI-Eisberge bei Nacht, den Tod von Klaas Häuser-Umlauf (der tatsächlich mit anderthalb Gesichtsausdrücken durch die 8 Folgen kam), wieder viele leere Blicke, gefühlige Momente, verschenkte Möglichkeiten und brav aufgesagte Dialoge, die jegliche Spannung vermissen ließen.

Als echte Sparfüchse wurden die globalen Katastrophen wieder fast komplett weggelassen, außer etwas offensichtlichem Stock Footage von einer Überschwemmung (angeblich in Nigeria), die dann ein Tsunami sein sollte.

Insgesamt ist die Chose ein brachiale Enttäuschung auch für Nichtkenner des Buches, es gibt zwar manchmal Lob für den nicht sensationsheischenden Anlass, aber ich fürchte, das sind Personen, die es sowieso bei der Unterhaltung nicht so laut mögen und das alles medidativ mögen.
Eigentlich könnte man den Murks bisweilen bei Schlefaz veralbern - und selbst ich der die Diversitätscastings eigentlich durchaus gut finde - hatte mit diesem Ausgewogenheits-Young-Scientist-X-Men-Team aus der Wissenschaftsbuchhaltung der Hölle so meine Probleme.

Kann man gucken, ist aber mehr ein Rührstück als ein Wissenschaftsthriller und in etwa so zwingend wie eine Soap im Nachmittagsprogramm. Als Event-TV sind das bei mir 3/10 und ich muss es einfach sagen: so etwas wird produziert und "1899" wurde gecancelt. :skeptisch2:  :bang:
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Moonshade

SurrealEstate

Abschließend noch mal zu den Geisterjägern...ich bin jetzt durch und hochzufrieden. In der besten Tradition von "Ghostbusters" meets "PSI Factor" mit ein bissl Humor hat die erste 10teilige Staffel ihre Stories zu einem runden Ende gebracht und mittendrin immer wieder mit Anknüpfungen gesorgt, dass Folgen inhaltlich verbunden waren oder wieder aufgegriffen wurden.
Mag für eine zu spröde und nicht laut genug sein, aber allein wie untypisch bspw damit umgegangen wird, das eine Figur offenbar zusätzlich übernatürliche Kräfte hat (außer der Hauptfigur) fand ich sehr schön.
Hätte man abgesetzt, wäre das ein rundes 98 Prozent-Ende gewesen (natürlich gibt es da ein kleines Schlussdilemma, aber keinen typischen Gag-Twist), aber so bekommt man noch eine Staffel als Fortsetzung.
Runde Sache, gute 8/10 für mich.
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Private Joker

23 März 2023, 11:50:01 #38 Letzte Bearbeitung: 23 März 2023, 13:21:32 von Private Joker
Zum Finale von "Der Schwarm" wurde hier ja schon einiges gesagt, dem ich mich weitgehend anschließen würde . Ohne die Details der Vorlage noch im Kopf zu haben (war da nicht ein veritabler Flugzeugträger im Finale?) - das war eine grobe Verwässerung, bei der die Schwächen der Vorlage sauber auf den Schirm transportiert wurden und ihre Stärken genauso sauber versenkt. Geschwätzig und auch technisch sehr mäßig - 3,5/10.

Timeless (ex-) Netflix

Habe ich nun doch vor der Aussortierung zu Ende gebracht. Und zeigt, dass ein von den Fans erbetteltes oder sonstwie angeklebtes Kurzfinale selten das Zeug zum Higlight oder auch nur zum runden Serienabschluss hat.

Aber mal vorweg: Staffel 2 bringt mehr vom gleichen, mischt Geschichtsstunde mit etwas Gruppendynamik, Verschwörung und Balleraction. Immerhin wird das Grundmodell in ein paar Folgen variiert (ganz putzig: die Kennedy-Episode), und auch die Ausstattung der (meisten) historischen Folgen sieht trotz erkennbar überschaubarem Aufwand hier eigentlich ganz brauchbar aus, obwohl für die bedeutsamen Figuren meist eher uncharismatische Allzwecknasen gecastet wurden. Und wie gehabt muss man mal wieder so einige Absurditäten schlucken, was die Macher für "Schlüsselpunkte" der US-Historie halten, am hergeholtesten wohl die Folge mit dem Blues-Musiker. Die Bösewichter, eher Popanz ("Rittenhaus" bekommt man de facto nie zu sehen) als reale Bedrohung, bleiben austauschbar, ziellos und unbedrohlich bis zum Schluss; der Wechsel von Višnjić ins Lager der Guten ist so ein Dreh der US-Majors, der seit Xena und Buffy zum Standard gehört und bei mir immer leichte Bauchschmerzen verursacht. Kleiner Pluspunkt, wenn man entsprechend mitfühlt - die kürzlich verstorbene Anne Wersching noch mal zu sehen, die ist immerhin angemessen böse, aber aben auch fast komplett solo auf der Fieslingsseite.

Ach ja: Das Finale - da wird dann wieder mächtig auf die Tränendrüse gedrückt, aber inhaltlich ist das nahe an der Vollkatastrophe. Die selbstgestellte Prämisse (nicht in die eigene Zeit reisen) wird fix über Bord geworfen, die Cliffhanger und Baustellen im Personal extrem kurz und zT unlogisch gelöst, die Bösen in Sekundenbruchteilen entsorgt. Und überhaupt - dass in Korea 1950 das Schicksal der Gegenwart entschieden wurde  - was man von einem Finale ja mindestens erwarten würde -, ist so absurd, dass die Macher es nicht einmal selbst antexten

Insgesamt: Obwohl ich mit Producer Eric Kripke durchaus ein paar positive Erinnerungen verbinde - Supernatural hat einen ja fast zwei Dekaden begleitet - das war nix. Stereoyp, undurchdacht, technisch durchschnittlich; da helfen auch die bekannten medialen Anspielungen hier gleich im Dutzend billiger ("Lando Calrissian"  :lol: ) nicht. Mit Sympathiebonus, aber mächtig Abzügen für das lahme Finale 4,5/10.

Und noch die First Look-Rubrik:

Red Rose (Netflix)

Die Faszination der Streamer mit der Figurengruppe 16-20 werde ich so schnell nicht verstehen, die dürften eher unterdurchschnittlich zur zahlenden (!) Kundschaft der Häuser zählen, und doch werden die zu Hauptfiguren von gefühlt 95% der Fantasy- und Gruselserien.

Hier in der GB-Version, was erst mal bedeutet, die sind nicht durchweg reich und schön und dürfen ein paar soziale Probleme repräsentieren - o.k., Gummipunkt. Und dann das Tech-Gimmick (Handy/App) als Hauptbedrohung; das hatten wir im Kino schon ein paar mal, und ganz ehrlich - soweit ich mich erinnere, ging das immer gründlich schief. Hier, schau an, funktioniert es auf Anhieb deutlich besser. Weil das im Ansatz durchaus plausibel ist (veränderte Chatverläufe als absoluter Sprengstoff im Teenagerleben), und weil die Mini-Schocks sitzen und ganz theoretisch sogar "wahr" sein könnnten (Stichwort KI, augmentierte Realität). So gesehen also topaktuell, die 100% RT scheinen mir zumindest nachvollziehbar. Werde da auf jeden Fall dranbleiben, sieht nach ganz ordentlicher Kost aus.

Big Sky
(Staffel 3) Disney+

Mit Numero Tre legt Kelley die meisten seiner Arcs aus S1 und S2 zu den Akten, was zT etwas schade ist, zT aber auch überfällig; nur "Donno" und Frauchen dürfen noch etwas mitspielen, die beiden sind aber auch echt drollig. Als Ersatz gibt es ein paar Einzelfälle und einen mal wieder leicht strangen Mini-Arc um einen Waldkiller und dessen "überfürsorgliche Mutter". Mit so was haben es die Macher aber auch, Ronald V 2.0 hätte ich echt nicht gebraucht. Wenn da nicht noch ein ganz genialer Dreh oder eine Verbindung zu größeren Dingen kommt, würde ich mal vorsichtig sagen: Haut nicht vom Hocker. Nett anzuschauen ist das Gesamtprodukt aber natürlich immer noch, und Ackles (mit der korrekten deutschen Stimme !) dabei zu haben, ist auch kein Fehler. Immer noch knapp um 6/10.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

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