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Autoren-Thread: Happy Harry mit dem Harten

Begonnen von Happy Harry mit dem Harten, 11 Januar 2007, 22:06:49

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psychopaul

ZitatAm schlimmsten ist aber, dass dieses Remake erstmals die prätentiösen Schwächen des Originals für mich ersichtlich gemacht hat. Dass dies gerade durch den Mann geschah, dessen ,,Funny Games" mir vor Jahren das Blut in den Adern gefrieren ließ – dafür sollte sich Michael Haneke schämen.

Den Part verstehe ich einfach nicht, auch in Verbindung mit dem Kommentar hier, das Original würde dir gefallen.  :00000109: Ja was denn nun? Und was genau sollen diese "prätentiösen (AAAAHHH  :icon_mrgreen:) Schwächen" denn sein, die sprichst du im Review nicht an oder hab ich das nicht gefunden?
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Happy Harry mit dem Harten

2 Juni 2008, 22:39:14 #481 Letzte Bearbeitung: 2 Juni 2008, 22:44:37 von COPFKILLER
Zitat von: Bettwurst am  2 Juni 2008, 21:20:01
Den Part verstehe ich einfach nicht, auch in Verbindung mit dem Kommentar hier, das Original würde dir gefallen.  :00000109: Ja was denn nun?

Das Original gefällt mir nach wie vor aber wie Bretzelburger auch sagte, ich kann die Kritik von Mr. VV irgendwie schon verstehen. Deshalb rutschte der Film nach der letzten Sichtung von 10 auf 9 Punkte - und tatsächlich hat mich schon immer ein wenig gewundert, wie ich einen Film mit derartiger Aussage gut finden kann.

Aber dafür funktioniert er einfach zu clever, einen emotional aufwühlenderen Film habe ich selten gesehen - und diese heftige Provokation, die den Film ausmacht, die schätze ich einfach. Zudem die brillanten Schauspieler, die innere Konsequenz und Hanekes unverstellte Botschaft. Die hat mir zwar noch nie richtig geschmeckt, einen wahren Kern will ich aber bestimmt nicht absprechen.

Letztlich zählt für mich aber nicht wirklich was Haneke mit seinem Originalfilm ausdrücken will, sondern wie er das eben vermittelt. Und unter anderem dank der genannten Kriterien schätze ich den Film. Du kennst das sicher auch, nach einigen Jahren verändert sich oftmals der Blick auf die Filme. FUNNY GAMES halte ich immer noch für herausragend auf seine Weise, aber nicht mehr für das Meisterwerk, das er bei mir früher ganz klar war.

Nicht nur die Argumentation von Mr. VV ist in sich schlüssig, auch an allen möglichen anderen Stellen wirft man derzeit einen wesentlich kritischeren Blick auf das Original. Und als ich den Film neulich wieder nach langer Zeit sah, da habe ich schon eine Ahnung davon bekommen, warum man den Film eventuell nicht mag. Haneke ist mir mit seinem US-Film doch etwas unsympathisch geworden, denn sein neuester Streifen ist echt mal selbstgefällig ohne Ende. Die Schauspieler tun mir da richtig leid, denn die können nicht das Geringste dafür.

Zitat von: Bettwurst am  2 Juni 2008, 21:20:01Und was genau sollen diese "prätentiösen (AAAAHHH  :icon_mrgreen:) Schwächen" denn sein, die sprichst du im Review nicht an oder hab ich das nicht gefunden?

Ich wollte mir noch etwas offen lassen falls ich zum ersten Teil eine Kritik schreibe.  ;)

Zitat von: Mr. Hankey am  2 Juni 2008, 21:01:29
ZitatUnd das der Film seine Wirkung durchaus entfalten kann wenn man das Original nicht kennt, sollte kein Argument zur Verteidigung eines gänzlich überflüssigen Films sein
Immer diese unterschwelligen Angriffe auf anderes denkende Review-Schreiber! Tststs... ;)

War aber nicht wirklich auf dich gemünzt, zumindest nicht bewusst. Habe von vielen Seiten ähnliche Kommentare gehört, aber das ist mir irgendwie zu schwach um über die mangelnde Existenzberechtigung hinweg zu sehen. Naja, aber ich habe auch mit mir gerungen, denn während des Films fand ich ihn echt gut. Von 7 Punkten bin ich dann über 5 auf einen einzigen gekommen, was natürlich eher Symbolcharakter hat für die Überflüssigkeit des Films. Eine objektive Bewertung ist das ganz sicher nicht, dessen bin ich mir bewusst. Nach längerem Überlegen bin ich aber drauf gekommen, das eine objektive Bewertung eigentlich kaum möglich ist und je mehr ich über den Film nachdenke, mein Eindruck verändert sich stetig zum Negativen.

psychopaul

2 Juni 2008, 23:12:08 #482 Letzte Bearbeitung: 2 Juni 2008, 23:15:03 von Bettwurst
Zitat von: COPFKILLER am  2 Juni 2008, 22:39:14
Aber dafür funktioniert er einfach zu clever, einen emotional aufwühlenderen Film habe ich selten gesehen - und diese heftige Provokation, die den Film ausmacht, die schätze ich einfach. Zudem die brillanten Schauspieler, die innere Konsequenz und Hanekes unverstellte Botschaft. Die hat mir zwar noch nie richtig geschmeckt, einen wahren Kern will ich aber bestimmt nicht absprechen.

Letztlich zählt für mich aber nicht wirklich was Haneke mit seinem Originalfilm ausdrücken will, sondern wie er das eben vermittelt. Und unter anderem dank der genannten Kriterien schätze ich den Film.

Schön gesagt, das kann ich im Prinzip nur unterschreiben. Der Film hat einfach was Besonderes, er geht durch Mark und Bein, vermutlich mehr als jeder andere Terrorschocker, den es gibt, gerade weil er so nüchtern und grausam inszeniert ist, wenn man es mal von den Mätzchen getrennt betrachtet.

ZitatDu kennst das sicher auch, nach einigen Jahren verändert sich oftmals der Blick auf die Filme. FUNNY GAMES halte ich immer noch für herausragend auf seine Weise, aber nicht mehr für das Meisterwerk, das er bei mir früher ganz klar war.

Ja, klar, Und ich führe diese Diskussion auch ohne den Film frisch in Erinnerung zu haben, da ich ihn glaub ich sogar nur einmal gesehen habe und das vor vermutlich ungefähr 5 Jahren. Nach den ganzen Diskussionen würde oder werde ich den wohl beim zweiten Mal auch gezwungenermaßen etwas anders betrachten...aber ich weiß gar nicht, ob man diesen Film öfter als einmal, höchstens zweimal auf Lebenszeit sehen braucht.  ;)

Außerdem verliert doch jeder Film seinen Reiz, wenn man ihn nochmal sieht, aber geht es nicht auch in erster Linie darum, wie er wirkt, wenn man ihn das erste und vielleicht sogar das einzige Mal sieht. Im Falle Funny Games würde ich einfach jedem Film- oder Gewalt  ;) begeisterten raten, sich den mal anzusehen, diese intensive Erfahrung und der "Anschiß von Haneke  :icon_mrgreen: " sind es definitiv wert.

Aber klar dass sich der Charakter, die Lebensansichten jedes einzelnen über die Jahre hinweg, gerade bei uns Jungen, deutlich ändern und verschieben können und somit ist auch logisch, dass es da auch zu Änderungen der Sichtweise kommt, kann bei mir auch passieren, klar. Trotzdem hat sich die Erinnerung an diese erste Seherfahrung bei mir stark eingebrannt; wo andere heute noch nostalgisch von Star Wars oder Indy schwärmen  :icon_mrgreen: , die für mich einfach gute Unterhaltung waren, aber von mir einfach unabhängig ihrer Qualitäten und des Spaßfaktors als "Nonsense" abgespeichert wurden, sind es eben Filme wie Funny Games, Der siebte Kontinent oder Bennys Video (bzw. Lynch usw..), die sich eingeprägt und mich nachhaltig beeindruckt haben. Ich werde wohl, auch wenn ich die Filme irgendwannmal vielleicht als weniger toll einstufen sollte, immer ein Haneke Fanboy bleiben.  :rofl:
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Zitat von: Bettwurst am  2 Juni 2008, 23:12:08
Ja, klar, Und ich führe diese Diskussion auch ohne den Film frisch in Erinnerung zu haben, da ich ihn glaub ich sogar nur einmal gesehen habe und das vor vermutlich ungefähr 5 Jahren. Nach den ganzen Diskussionen würde oder werde ich den wohl beim zweiten Mal auch gezwungenermaßen etwas anders betrachten...aber ich weiß gar nicht, ob man diesen Film öfter als einmal, höchstens zweimal auf Lebenszeit sehen braucht.  ;)

Stimmt schon, einmal sehen reicht hier völlig, der Effekt des Films erschöpft sich gerade durch die Unvorbereitung auf das Dargebotene. Das Gleiche nochmal abzuspulen und das unter einem moralischen Deckmantel - das bedeutet doch, das Haneke der Ansicht ist, man würde seinen Film gleich in doppelter Ausführung brauchen. Trotz allem: Hanekes Filme sind meistens beeindruckend und FUNNY GAMES US war imo der erste richtige Fehltritt.

Diese Nostalgie empfinde ich natürlich auch bei etlichen Filmen und kann sie daher verstehen. Aber soweit ich gesehen habe vergibst auch du (McKenzie und Der Mann mit dem Plan ebenfalls) "nur" 9 Punkte. Dabei bleibt es wahrscheinlich auch auf etwas längere Sicht, eine absteigende Tendenz habe ich nicht empfunden.

Wie gesagt, auch wenn ich seine Ansichten nicht teilen mag - Haneke dreht durchaus hochwertige, eigenwillige und ambitionierte Filme. Gerade deswegen hat mir sein neuer halt nicht gefallen, von all dem ist da kaum was zu spüren...

Stefan M

2 Juni 2008, 23:53:40 #484 Letzte Bearbeitung: 3 Juni 2008, 00:01:10 von Stefan M
Zitat von: Bettwurst am  2 Juni 2008, 23:12:08
Zitat von: COPFKILLER am  2 Juni 2008, 22:39:14
Aber dafür funktioniert er einfach zu clever, einen emotional aufwühlenderen Film habe ich selten gesehen - und diese heftige Provokation, die den Film ausmacht, die schätze ich einfach. Zudem die brillanten Schauspieler, die innere Konsequenz und Hanekes unverstellte Botschaft. Die hat mir zwar noch nie richtig geschmeckt, einen wahren Kern will ich aber bestimmt nicht absprechen.

Letztlich zählt für mich aber nicht wirklich was Haneke mit seinem Originalfilm ausdrücken will, sondern wie er das eben vermittelt. Und unter anderem dank der genannten Kriterien schätze ich den Film.

Schön gesagt, das kann ich im Prinzip nur unterschreiben. Der Film hat einfach was Besonderes, er geht durch Mark und Bein, vermutlich mehr als jeder andere Terrorschocker, den es gibt, gerade weil er so nüchtern und grausam inszeniert ist, wenn man es mal von den Mätzchen getrennt betrachtet.

Dem schließe ich mich dann auch noch einmal an. Ich betrachte "Funny Games" ebenfalls losgelöst von seiner Aussage und fühle mich jetzt auch nicht persönlich beleidigt, wenn Haneke alle Leute, die den Film bis zum Ende durchgehalten haben, als Gewalt- und Blutorgienfreaks bezeichnet. Soll er doch - das ist seine Meinung, die soll er ruhig haben. Ich habe meine, an der kann der Herr auch nix rütteln.

"Funny Games" hat es einfach geschafft, mich mitten in der Magengrube zu treffen. Habe gerade letzten Samstag, als er auf TELE 5 lief, teilweise wieder reingezappt und es hat sich nichts an diesem unangenehmen Gefühl, das er bei mir auslöst, geändert. Das fängt schon mit der Szene an, in der Peter die Eier fallen und das Telefon ins Wasser plumpsen läßt, obwohl da ja noch nichts Aufsehenerregendes passiert, und setzt sich fort bis zum wahrhaft grausamen Ende auf dem Boot. Ich kann mich täuschen, aber seitdem ich den bitteren Ausgang der Geschichte kenne, hat sich die verstörende Wirkung noch einmal verstärkt.

Zum Remake stehe ich, ohne es gesehen zu haben (und heiß drauf bin ich auch nicht), ähnlich wie zu den Remakes von "Psycho" oder "Freeze - Alptraum Nachtwache": überflüssig wie ein Kropf und wenig reizvoll. Da ist die Frage, ob das wirklich nötig war, absolut berechtigt. Insofern kann ich die harte 1/10-Wertung schon verstehen. Ich würde in diesem Fall wahrscheinlich nicht so hart urteilen, weil es offenbar zu viele Aspekte gibt, die zu positiv sind - du erwähnst die guten Schauspieler, was ich dir ohne weiteres glaube und für mich schon Grund genug wäre, auf mindestens 3/10 zu gehen -, um ihn auf eine Stufe mit Z-Müll wie "'Manos' - Hands of Fate" zu stellen, aber das ist wie immer Ansichtssache und wird von mir im vollen Umfang akzeptiert. ;)

Die Kritik dazu ist ohnehin wichtiger als so eine blöde Bewertungszahl und die gefällt mir. Nun würde ich mir noch eine zum Original wünschen.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

psychopaul

Zitat von: COPFKILLER am  2 Juni 2008, 23:21:51
Das Gleiche nochmal abzuspulen und das unter einem moralischen Deckmantel - das bedeutet doch, das Haneke der Ansicht ist, man würde seinen Film gleich in doppelter Ausführung brauchen.

Ich denke, man muß das hier schon als etwas ganz Eigenes betrachten. Haneke will ja auch vermutlich gar nicht, dass die, die den Film schon kennen, die US Version auch noch sehen (wobei, hier hätte er konsequent sein sollen und eine Kinoauswertung in Europa untersagen  :icon_lol: Ich finde diese ganze Vorgehensweise ja auch als Haneke Sympathisant höchst seltsam).

Weiters ist die Tatsache, dass er sich nicht reinreden hat lassen wie z.b. ein Björnedal(??) beim Nightwatch Remake oder Sluizer bei Spurlos, für mich schon ein sehr positiver Aspekt, alleine dadurch wäre bei mir eine niedrige Wertung einfach nicht gerechtfertigt, aber egal.

Den Seesslen Text hab ich jetzt auch gelesen...und die Frage ob es jetzt der gleiche oder doch ein anderer Film sei, finde ich schon witzig.  :D
Naja, jetzt wollte ich noch irgendwas anmerken, hat sich aber wieder verflüchtigt der Gedanke. Jedenfalls finde ich es eigenartig, wenn du sagst, es ist im neuen nichts davon zu spüren, obwohl er doch das Gleiche macht. Außer du meinst, dass genau das eben die Hochwertigkeit und Ambition vermissen lässt. (O Mann  :icon_lol:)

@ Stefan: guter Post, gutes Statement:
ZitatSoll er doch - das ist seine Meinung, die soll er ruhig haben. Ich habe meine, an der kann der Herr auch nix rütteln.

So soll man das sehen und sich nicht von Haneke komplett fertig machen oder was sagen lassen und den Film für sich verarbeiten, gilt ja für jeden anderen Filmemacher auch. Und Haneke sieht es selbst ja auch so, in dem einen Interview hat er ja betont, er sagt am liebsten gar nix dazu und lässt sie einfach wirken.
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Vince

Zitat von: Bettwurst am  3 Juni 2008, 00:14:57
@ Stefan: guter Post, gutes Statement:
ZitatSoll er doch - das ist seine Meinung, die soll er ruhig haben. Ich habe meine, an der kann der Herr auch nix rütteln.

So soll man das sehen und sich nicht von Haneke komplett fertig machen oder was sagen lassen und den Film für sich verarbeiten, gilt ja für jeden anderen Filmemacher auch. Und Haneke sieht es selbst ja auch so, in dem einen Interview hat er ja betont, er sagt am liebsten gar nix dazu und lässt sie einfach wirken.

Interessant, dass ihr das ansprecht, genau das hab ich nämlich an anderer Stelle auch mal mit jemandem diskutiert, der den Film (also das Original) total verrissen hat. Und das auf nachvollziehbare Art, bei allen Kritikpunkten konnte ich ihm zustimmen. Und dennoch, die immense WIRKUNG ist unleugbar und stellt ganz gewiss eine Qualität dar. Es wird dem Zuschauer halt Differenzierungsvermögen abverlangt - wenn auch ungewollt, da Haneke ja gar nicht will, dass man seinen Film gut findet bzw. weil er genau das als Symptom dafür erachtet, dass der Umgang mit Gewalt nicht stimmt. Aber das sind Dimensionen, die Haneke nun mal, wie ihr richtig sagt, nichts mehr angehen. Unabhängig davon, auf welche Art Haneke sein Medium einsetzen möchte: wie dieses Medium letztendlich rezipiert wird, liegt nicht mehr in der Hand des Regisseurs, sondern logischerweise im Kopf des Rezipienten. Das ist ja überhaupt erst die Quintessenz der Filmkritik. Und wenn man das bedenkt, finde ich es vermessen, einen ganzen Film nur aufgrund der Intention des Regisseurs zu verurteilen. Das würde der Intention mehr Bedeutung zuweisen als sie eigentlich verdient hat.

psychopaul

3 Juni 2008, 00:34:14 #487 Letzte Bearbeitung: 3 Juni 2008, 00:37:18 von Bettwurst
Sehr schön, das sollten sich gewisse Herren (und ich meine auch diverse "hochrangige", professionelle Kritiker  :icon_razz:) mal übers Bett hängen.


Wobei diese Ansicht (Intention des Regisseurs wenig Bedeutung zumessen) sicher auch sehr umstritten ist, sag ich jetzt einfach mal. ;)
Würde das vielleicht in anderen Fällen sogar wieder anfechten...  :icon_eek:
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Vince

3 Juni 2008, 00:39:39 #488 Letzte Bearbeitung: 3 Juni 2008, 00:43:37 von Vince
Zitat von: Bettwurst am  3 Juni 2008, 00:34:14
Wobei diese Ansicht (Intention des Regisseurs wenig Bedeutung zumessen) sicher auch sehr umstritten ist, sag ich jetzt einfach mal. ;)
Würde das vielleicht in anderen Fällen sogar wieder anfechten...  :icon_eek:

Ist natürlich alles relativ und ich würde diese These auch nicht allgemeingültig vertreten, aber du weißt ja, wie es in diesem Fall gemeint ist. ;)

EDIT: Der Begriff "Intention" ist hier vielleicht etwas schwammig. Drücken wir es so aus: Man sollte dem, was der Regisseur mit seinem Werk erreichen will, nicht zu viel Bedeutung beimessen. Das legt einen anderen Schwerpunkt als der allgemeine Begriff der "Intention", die natürlich in alle Bereiche des Films einfließt.

psychopaul

Okay, mit diesen Relativierungen kann ich nun auch wieder mit der Ursprungsthese d'accord gehen.  ;)
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Mr. Vincent Vega

3 Juni 2008, 01:09:25 #490 Letzte Bearbeitung: 3 Juni 2008, 01:14:36 von Mr. Vincent Vega
Dann will ich die Eierschaukelei auch gar nicht weiter unterbrechen, obwohl ich mir jetzt die Finger wund schreiben könnte, so sehr ich hier bei allem widersprechen wollen würde.

Interessant finde ich einzig Copfkillers Begründung, die für mich nicht nur schlüssig ist, sondern mir nachvollziehbar erklärt, warum man den Film durchaus kritisch hinterfragen und dennoch ansprechend finden kann. Vor allem den Aspekt, dass die Zweitsichtung ihm da andere Sichtweisen eröffnet habe, kann ich nachvollziehen: Beim ersten Sehen fand ich Hanekes Belehrungsstück auch noch "beunruhigend" oder "beklemmend", bei der erneuten Sichtung kürzlich reichte es nur noch für müdes Kopfschütteln, bis ich schließlich laut loslachen musste, als Arno Frisch da diesen statischen Killer nach Hanekes Anweisung gibt, wie peinlich und plump das an CLOCKWORK ORANGE angelehnt ist und wie durchschaubar und flach ich seine filmischen Mittel empfand. Aber den Kubrick-Gewaltfilm mag ich ja auch nicht, liegt wohl daran, dass ich - wie Hankey in seinem Thread feststellte - nichts mit dem "Genre" "kontroverser Film" anfangen kann. (keinen weiteren Kommentar zu diesem Irrsinn)

Es lohnt sich für mich jedenfalls nicht, weiter über Haneke zu diskutieren. Mir fällt es wirklich schwer, eure Rezeption da nachzuvollziehen, ich finde sie verstellt und ich finde auch, ihr betreibt Schönrederei und lasst euch bevormunden von einem völlig hysterischen Autorenfilmer, aber an FUNNY GAMES wird sich wohl einfach weiterhin das aufmerksame Auge reiben - was, nebenbei bemerkt, noch absolut kein Indiz für die etwaige Qualität dieses Films ist, wie an anderer Stelle behauptet wurde.

Zuletzt will ich mich mal noch ganz Hankeyesk hinter anderen verstecken.

psychopaul

3 Juni 2008, 01:21:10 #491 Letzte Bearbeitung: 3 Juni 2008, 01:28:53 von Bettwurst
Der Clockwork Orange Einwand hat auf jeden Fall etwas. Allerdings ist Kubricks Film doch viel mehr als Satire angelegt (was nicht heißt, dass er nicht auch schockierend wäre und für besser als FG halte ich ihn eh), während der Haneke als Kammerspielthriller die Beklemmung hervorruft. Klar, der Grat ist immer schmal, lächerlich kann man gerade bei drastischem und düsterem Kino überall was finden (ich sag nur Blair Witch, den magst du ja ebenso wie ich, da müssen auch viele lachen  ;) ).


Aber interessant, dass du meinst, wir lassen uns bevormunden, obwohl wir gerade festgestellt haben, dass dem nicht so ist.  :icon_eek:
(oder meinst du, es geschieht unterbewußt?)

Hysterisch? Haneke? Der gelassene (Chilismus:) Gandalf unter den Autorenfilmern?

Der verlinkte Text ist doch nur peinlich.  :icon_rolleyes:
(die Metal- und sonstige Polemik, was in aller Welt hat Henry mit Funny Games zu tun??? der Verweis auf ästhetische Mittel, auf die ja Haneke aus gutem Grund verzichtet, usw..)

Genau solche Sätze lese ich überall
Zitatschließlich sind es ja wir als Publikum, die so geil sind auf Gewalt, und nicht etwa Michael Haneke, der sie wieder und wieder so gern inszeniert.
und die sind einfach Blödsinn. Wenn ein Lynch sagt, seine Filme (LH, MD) ergäben keinen Sinn, obwohl es definitiv sinnvolle Fäden gibt, nimmt das doch auch keiner für hundertpro bare Münze oder? Aber wenn Haneke, vielleicht auch nur ironisch anmerkt, dass jeder vernünftige Zusachauer den Film nicht zu Ende sehen würde, wird dies gleich als einzig gültige Lesart aufgefasst? Neenee, das kann es echt nicht sein.  ;)
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Mr. Vincent Vega

Für mich ist das Hysterie, eine stille zwar, eine, die sich eher in der Filmsprache als im Regisseursgestus fetsetzt, aber eine sehr deutliche. Was mich bei FUNNY GAMES am Meisten aufregt, ist sein Pauschalurteil über Mediengewalt, und das lässt sich auch mit der modifizierten Rezeption, die ihr hier als Modell vorgestellt habt, nicht entkräftigen. Dass wir Gewalt konsumieren, obwohl sie ja nicht konsumierbar sei(n dürfe), und damit zu potentiellen Gewalttätern würden, ist ein Fürspruch zur verheerenden und nicht bewiesenen These bzw. eher fadenscheinigen Annahme, die selbsternannte Moral- und Jugendschützer dazu befähigt, Verbote von Kunst auszusprechen.

Den verlinkten Text finde ich alles andere als peinlich. Der enthält trotz Polemik weitaus tiefgründigere Ansätze und Feststellungen als das meiste, was hier über FUNNY GAMES geschrieben wurde. Das hier zum Beispiel:

ZitatLetztlich aber wohl das größte Problem von FUNNY GAMES ist, daß Hanekes angebliche Absicht, der Gewalt im Kino wieder ihren Schmerz zurückzugeben, schon deswegen scheitern muß, weil der Regisseur offenbar nicht sonderlich an Menschen interessiert ist. Die Charaktere sind für ihn nicht mehr als Labortiere in einer Versuchsanordnung. Wenn die Opfer die Sympathie des Publikums auf ihrer Seite haben, dann höchstens weil die Alternative zu unerfreulich wäre. Leben oder Wärme hat Haneke ihnen jedenfalls nicht mitgegeben.

Und das könnte ich gar nicht mehr unterschreiben:

ZitatImmerhin: einmal fängt der Film für ein paar Momente zu funktionieren an. Die bübischen Bösewichte räumen zwischenzeitlich das Feld, und minutenlang beobachtet die Kamera statisch und distanziert aus der Wohnzimmerecke, wie die Eltern versuchen, den Tod des Kindes und die ihnen angetanen Quälereien zu fassen.

Wäre der Film hier zu Ende gewesen, hätte er tatsächlich verstörend wirken können. Doch Haneke kann es nicht genug sein lassen: Die lustigen Spiele gehen bald weiter, bis auch die Eltern den Löffel abgegeben haben. Denn wie im schlechtesten Krimi darf erst Schluß sein, wenn Closure erreicht ist, wenn keine losen Fäden übrigbleiben; wenn eben die Gewalt doch wieder in einem geschlossenen System eingefangen ist und in der Welt des Filmes sich keiner mehr Gedanken über die Auswirkungen machen muß.

psychopaul

3 Juni 2008, 01:45:37 #493 Letzte Bearbeitung: 3 Juni 2008, 01:49:35 von Bettwurst
ZitatDass wir Gewalt konsumieren, obwohl sie ja nicht konsumierbar sei(n dürfe), und damit zu potentiellen Gewalttätern würden

Warte mal. Wann sagt der Film, dass die Mediengewalt die Leute gewalttätig werden lässt? Das ist deine Interpretation, nicht mehr. Haneke nimmt 2 "böse Typen", die er nicht weiter erklärt oder? Gleichzeitig ist aber der gesamte Film ein Experiment mit dem Publikum, wie Gewalt in Film (und Medien) gezeigt und aufgenommen und verarbeitet wird.
Ich betrachte diese 2 Aspekte jedenfalls getrennt, warum die Typen die Familie attackieren bleibt außen vor.
Die Symbolik mit den Medien ist dagegen Richtung Publikum gerichtet, auf einer zweiten Ebene.

Was du kritisierst, wäre natürlich auch völlig daneben, aber ist diese These überhaupt haltbar? Ich denke nicht (aber vielleicht können das andere beurteilen, die den Film besser komplett in Erinnerung haben).


ZitatLetztlich aber wohl das größte Problem von FUNNY GAMES ist, daß Hanekes angebliche Absicht, der Gewalt im Kino wieder ihren Schmerz zurückzugeben, schon deswegen scheitern muß, weil der Regisseur offenbar nicht sonderlich an Menschen interessiert ist. Die Charaktere sind für ihn nicht mehr als Labortiere in einer Versuchsanordnung. Wenn die Opfer die Sympathie des Publikums auf ihrer Seite haben, dann höchstens weil die Alternative zu unerfreulich wäre. Leben oder Wärme hat Haneke ihnen jedenfalls nicht mitgegeben.

Wie so oft, mit so einem Ansatz kann ich nada anfangen, worauf fußt diese eigenartige Ansicht? Labortiere. Aha. Ein Film, der eine Extremsituation thematisiert, in der es primär um den nackten Überlebenskampf geht, soll also mehr auf die Charaktereben zielen oder wie? Entweder versteh ich es nicht oder was ich eher glaube, das ist einfach nur eine Ansammlung von hohlen Phrasen, die man dem im gleichen Text positiv vermerkten TCM sicher genauso anheften könnte.

"Er hat ihnen kein Leben mitgegeben." Ich bitte dich, wie lächerlich ist das denn??

ZitatWäre der Film hier zu Ende gewesen, hätte er tatsächlich verstörend wirken können. Doch Haneke kann es nicht genug sein lassen: Die lustigen Spiele gehen bald weiter, bis auch die Eltern den Löffel abgegeben haben.

Was soll das sein?? Das ist doch lächerlich hoch 10. Warum muß denn ausgerechnet dann Schluß sein? Was soll daran besser sein? (Jaja, FRAGEN, aber sie sind rhetorisch zu betrachten, weil es auch gar keine sinnvolle Antwort darauf geben kann)
Dass erst Schluß ist, wenn Schluß ist, ist also schlecht, aha. Sagt der Typ. Sagst du. Ich sage, gut, dass erst dann Schluß ist, wenn Schluß ist. Und nu?  :rofl:  :icon_mrgreen:

Das ist für mich alles fadenscheinige Pseudokritik, die sicher lustig sein kann, wenn man es ähnlich sieht aber in einer ernsthaften Diskussion nichts bringt.
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Zitat von: Bettwurst am  3 Juni 2008, 01:45:37
ZitatDass wir Gewalt konsumieren, obwohl sie ja nicht konsumierbar sei(n dürfe), und damit zu potentiellen Gewalttätern würden

Warte mal. Wann sagt der Film, dass die Mediengewalt die Leute gewalttätig werden lässt? Das ist deine Interpretation, nicht mehr. Haneke nimmt 2 "böse Typen", die er nicht weiter erklärt oder? Gleichzeitig ist aber der gesamte Film ein Experiment mit dem Publikum, wie Gewalt in Film (und Medien) gezeigt und aufgenommen und verarbeitet wird.
Ich betrachte diese 2 Aspekte jedenfalls getrennt, warum die Typen die Familie attackieren bleibt außen vor.
Die Symbolik mit den Medien ist dagegen Richtung Publikum gerichtet, auf einer zweiten Ebene.

Was du kritisierst, wäre natürlich auch völlig daneben, aber ist diese These überhaupt haltbar? Ich denke nicht (aber vielleicht können das andere beurteilen, die den Film besser komplett in Erinnerung haben).

Der Film kommt nach einer Reihe fadenscheiniger Fragestellungen (ans Publikum) zum Ergebnis, dass konsumierte, mediale Gewalt nur zu wirklicher Gewalt führen kann, was sich im Schlussmonolog des Killers äußert, der über einen Sci-Fi-Film sinniert und schließlich die Grenzen zwischen Fiktion und Realität als nicht-existent erklärt, so wie es Haneke auch tut. Das ist es, was ich damit ausdrücken wollte, ich habe es nur polemisch "weitergedacht".

Zitat von: Bettwurst am  3 Juni 2008, 01:45:37Dass erst Schluß ist, wenn Schluß ist, ist also schlecht, aha. Sagt der Typ. Sagst du. Ich sage, gut, dass erst dann Schluß ist, wenn Schluß ist. Und nu?  :rofl:  :icon_mrgreen:

:LOL:

Zitat von: Bettwurst am  3 Juni 2008, 01:45:37Das ist für mich alles fadenscheinige Pseudokritik, die sicher lustig sein kann, wenn man es ähnlich sieht aber in einer ernsthaften Diskussion nichts bringt.

Nein, Paule, die Kritik weist bei aller Grobheit eine Differenzierung auf und setzt sich mit dem Film als sinnästhetisches Produkt auseinander. Der Autor beurteilt FUNNY GAMES auf Grundlage dessen, was er sein will und wie er sich darbietet. Das sollte man für mein Empfinden übrigens immer, zumindest aber bei so stark autorenorientierten Filmen wie diesem tun, und nicht die eigene Rezeption so alternativ gestalten, dass sie mit der Intention des Gegenstands so gar nichts mehr zu tun hat (wie ihr es für meine Begriffe tut - und nur so ist diese Scheuklappensicht auch zu erklären :icon_mrgreen:).

psychopaul

3 Juni 2008, 11:49:26 #495 Letzte Bearbeitung: 3 Juni 2008, 12:26:22 von Bettwurst
Ich hab gestern noch, quasi vom Bett aus, die DVD eingeworfen und mir das Ende des Films sowie ein Haneke Interview dazu angesehen.

Erstmal ist es einfach nicht richtig, diesem "Schlußmonolog", der so dermaßen nebenbei und beiläufig geführt wird und darüberhinaus ja weniger etwas über die Täter aussagt, sondern eher auf der anderen Ebene, eine derartige Bedeutung beizumessen. Diese Lesart ist für mich einfach zu simpel und gerade wenn ein "Intellektueller" wie Haneke so einen Film macht, der ja kein dummer Mensch ist, falsch. Erstens sagt Haneke, dass die Gewaltverbrechen, die ihn zu dem Film inspiriert hätten, nicht erklärbar seien und zweitens betont er auch, dass die Figuren selbst pure Fiktion sind, dazu Clowns, er erzählt auch von der Mischung von Komödie und Tragödie im Film und zusätzlich gibt er auch noch an, dass er sich bewußt sei, dass seine Haltung sarkastisch wäre.

Also das beschreibt alles das, worauf ich hier
ZitatDiese Aussage, jeder der den Film verstehen würde, würde ihn nicht zu Ende schauen, ist doch auch ein wenig ironische Koketterie wie mir scheint.
schon ein wenig hinaus wollte. Ich fand Haneke in diesem Interview auch wieder eher unsympathisch, weil er so süffisant rüberkommt und auch angibt, bewußt provozieren zu wollen.

Wenn du also davon sprichst, diesen Film so zu bewerten, wie er sein will, dann sollte man eben trotzdem auch alle Aspekte dessen erfassen und sich nicht auf einen versteifen, sondern den Film als Ganzes betrachten und da liegt doch der Fehler dieser Art der Kritik am Film, wie du und dieser Willmann Fuzzi und sonst noch wer (lies mal den Thread zum Remake auf FF, da würdest du deine helle Freude dran haben  :icon_rolleyes:  :icon_mrgreen:) ihn begeht.

Alleine, um das nochmal herauszugreifen, dass Haneke selbst angibt, mit den Elementen der Komödie und Clowns!! zu arbeiten, lässt doch schon Argumentationen über den versteiften, todernsten "Belehrer" ins Leere laufen, findest du nicht?
Der Film ist sehr wohl von einem sehr sarkastischen, zynischen Augenzwinkern begleitet, nur eben in Verbindung mit einem ultraharten, bierernsten Thema.

In der Szene mit dem Zurückspulen geht es ihm anscheinend in erster Linie einfach nur darum, die Zuschauer kräftig zu verarschen.  :icon_mrgreen:
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Mr. Vincent Vega

Ich sehe, wir drehen uns im Kreis und es gelingt mir nicht, dich auch nur ansatzweise aus deinem patriotischen österreichischen, postmodern medial geprägtem Haneke-Modus zu befreien. :icon_mrgreen:

Wo ist eigentlich Adam Kesher, wenn man ihn mal braucht?

psychopaul

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Vince

ZitatWo ist eigentlich Adam Kesher, wenn man ihn mal braucht?
Geknebelt und gefesselt habe ich ihn, mit Golfhandschuhen, in seinem eigenen Haus, auf dass er dir nicht zur Hilfe kommen möge.

Vince, manipulated by M. Haneke

FURANKENSHUTAIN

Hast ne sehr schöne Kritik zu einem sehr schönen Film geschrieben. Befasse dich mal bei Gelegenheit bitte etwas mehr mit "SAM" !

Happy Harry mit dem Harten

4 Juni 2008, 03:49:10 #500 Letzte Bearbeitung: 4 Juni 2008, 03:50:49 von COPFKILLER
Zitat von: FURANKENSHUTAIN am  4 Juni 2008, 03:46:35
Hast ne sehr schöne Kritik zu einem sehr schönen Film geschrieben. Befasse dich mal bei Gelegenheit bitte etwas mehr mit "SAM" !

Gerne doch, ich hab ALFREDO GARCIA im Auge.  ;)

Danke fürs Lob!!

Wolltest du mir nicht nochmal deine Daten schicken? Hab es aber bisher ohnehin nicht nach Berlin geschafft...

Happy Harry mit dem Harten

4 Juni 2008, 03:49:34 #501 Letzte Bearbeitung: 4 Juni 2008, 04:06:01 von COPFKILLER
Zitat von: Stefan M am  2 Juni 2008, 23:53:40
Dem schließe ich mich dann auch noch einmal an. Ich betrachte "Funny Games" ebenfalls losgelöst von seiner Aussage und fühle mich jetzt auch nicht persönlich beleidigt, wenn Haneke alle Leute, die den Film bis zum Ende durchgehalten haben, als Gewalt- und Blutorgienfreaks bezeichnet.

Genau so sollte man mit FUNNY GAMES umgehen. Nach der Zweitsichtung sehe ich das nicht nur als möglich an sondern sogar als nötig.

Zitat von: Stefan M am  2 Juni 2008, 23:53:40
Zum Remake stehe ich, ohne es gesehen zu haben (und heiß drauf bin ich auch nicht), ähnlich wie zu den Remakes von "Psycho" oder "Freeze - Alptraum Nachtwache": überflüssig wie ein Kropf und wenig reizvoll. Da ist die Frage, ob das wirklich nötig war, absolut berechtigt. Insofern kann ich die harte 1/10-Wertung schon verstehen. Ich würde in diesem Fall wahrscheinlich nicht so hart urteilen, weil es offenbar zu viele Aspekte gibt, die zu positiv sind - du erwähnst die guten Schauspieler, was ich dir ohne weiteres glaube und für mich schon Grund genug wäre, auf mindestens 3/10 zu gehen -, um ihn auf eine Stufe mit Z-Müll wie "'Manos' - Hands of Fate" zu stellen, aber das ist wie immer Ansichtssache und wird von mir im vollen Umfang akzeptiert. icon_wink

Wie gesagt hat die Bewertung eher symbolischen Charakter und ist alleine schon wegen den Schauspielern nicht fair. Nüchtern betrachtet ist der Film aber ein Ärgernis, ähnlich wie die von dir angesprochenen Filme. Die stammen aber nicht von Regisseuren, die einen derart hohen künstlerischen Anspruch an sich selbst stellen.

Zitat von: Stefan M am  2 Juni 2008, 23:53:40
Die Kritik dazu ist ohnehin wichtiger als so eine blöde Bewertungszahl und die gefällt mir. Nun würde ich mir noch eine zum Original wünschen.

Schön das die die Kritik gefällt, das freut mich zu hören. Mal sehen was sich bezüglich zum Originalfilm machen lässt, auf meiner langen Liste steht er aber.

Zitat von: Bettwurst am  3 Juni 2008, 00:14:57
Weiters ist die Tatsache, dass er sich nicht reinreden hat lassen wie z.b. ein Björnedal(??) beim Nightwatch Remake oder Sluizer bei Spurlos, für mich schon ein sehr positiver Aspekt, alleine dadurch wäre bei mir eine niedrige Wertung einfach nicht gerechtfertigt, aber egal.

Den Seesslen Text hab ich jetzt auch gelesen...und die Frage ob es jetzt der gleiche oder doch ein anderer Film sei, finde ich schon witzig.  :D
Naja, jetzt wollte ich noch irgendwas anmerken, hat sich aber wieder verflüchtigt der Gedanke. Jedenfalls finde ich es eigenartig, wenn du sagst, es ist im neuen nichts davon zu spüren, obwohl er doch das Gleiche macht. Außer du meinst, dass genau das eben die Hochwertigkeit und Ambition vermissen lässt. (O Mann  :icon_lol:)

NIGHTWATCH und SPURLOS sind selbstverständlich auch Katastrophen, aber wenn Haneke sich nicht reinreden lässt, dann heißt das ja nicht, das er unbedingt eine selbstverliebte eins-zueins-Kopie anfertigen muss. Der Feinschliff in kleinen Details reicht imo nicht aus, da hätte schon ein neuer Aspekt einfließen müssen. In 10 Jahren überdenkt man doch seine Ansichten und lässt sie reifen, Haneke will einfach nur das mitteilen, was er schon so lange zu sagen hat. Das ist für mich zu wenig.

Seeßlen schreibt wie immer argumentativ sehr stichhaltig und interpretiert sehr sinnig, den veränderten Effekt, den er feststellt, konnte ich aber persönlich nicht ausmachen. Für mich war das der gleiche Film, der die gleichen Emotionen auslösen will und die gleichen Ansichten vermittelt wie das Original.

Zitat von: Bettwurst am  3 Juni 2008, 00:14:57
So soll man das sehen und sich nicht von Haneke komplett fertig machen oder was sagen lassen und den Film für sich verarbeiten, gilt ja für jeden anderen Filmemacher auch. Und Haneke sieht es selbst ja auch so, in dem einen Interview hat er ja betont, er sagt am liebsten gar nix dazu und lässt sie einfach wirken.

Diese Haltung erscheint mir sehr sinnvoll und ich habe Haneke ja gewiss nicht abgeschrieben nur wegen FUNNY GAMES US. Dafür kann der Mann einfach zu viel, das hat er mir oft genug bewiesen...

Zitat von: Vince am  3 Juni 2008, 00:26:35
Interessant, dass ihr das ansprecht, genau das hab ich nämlich an anderer Stelle auch mal mit jemandem diskutiert, der den Film (also das Original) total verrissen hat. Und das auf nachvollziehbare Art, bei allen Kritikpunkten konnte ich ihm zustimmen. Und dennoch, die immense WIRKUNG ist unleugbar und stellt ganz gewiss eine Qualität dar. Es wird dem Zuschauer halt Differenzierungsvermögen abverlangt - wenn auch ungewollt, da Haneke ja gar nicht will, dass man seinen Film gut findet bzw. weil er genau das als Symptom dafür erachtet, dass der Umgang mit Gewalt nicht stimmt. Aber das sind Dimensionen, die Haneke nun mal, wie ihr richtig sagt, nichts mehr angehen. Unabhängig davon, auf welche Art Haneke sein Medium einsetzen möchte: wie dieses Medium letztendlich rezipiert wird, liegt nicht mehr in der Hand des Regisseurs, sondern logischerweise im Kopf des Rezipienten. Das ist ja überhaupt erst die Quintessenz der Filmkritik. Und wenn man das bedenkt, finde ich es vermessen, einen ganzen Film nur aufgrund der Intention des Regisseurs zu verurteilen. Das würde der Intention mehr Bedeutung zuweisen als sie eigentlich verdient hat.

Genau so ist das und daher lässt sich FUNNY GAMES imo kaum als schlecht bezeichnen, dafür lässt er dem Zuschauer zu viele Möglichkeiten zur eigenen Interpretation. Darin ähnelt er sehr dem seltsamen, vieldeutigen BREAKING THE WAVES von Lars von trier. Manche Filme können im Kopf des Zuschauers zu sehr viel mehr werden als es sich vielleicht die jeweiligen Regisseure oder Autoren vorgestellt haben. Und wenn mir ein Denkanstoß gegeben wird durch einen besonderen Dialog oder eine einzelne Einstellung, die Gestaltung einer Figur, etc. - dann kann das doch nicht falsch sein, nur weil der sich dahinter verbergende Gedanke nicht unbedingt darauf abgezielt hat.

Eben diese Funktion der Filmkritik macht es doch umso spannender, sich überhaupt tiefer mit Film zu beschäftigen. Das es dabei auch mal zu abwegigen Interpretationen kommt ist normal, vor allem weil es nur selten leicht ist, die emotionale Wirkung auch textlich ausdrücken zu können.

FURANKENSHUTAIN

Mach mal, ALFREDO ist mein absoluter "PECKINPAH" Favorit. Achte mal darauf wie Warren Oates drauf ist!

Happy Harry mit dem Harten

Zitat von: FURANKENSHUTAIN am  4 Juni 2008, 04:22:47
Mach mal, ALFREDO ist mein absoluter "PECKINPAH" Favorit. Achte mal darauf wie Warren Oates drauf ist!

Mach ich, aber den zu reviewen wird ein hartes Stück Arbeit. Bei mir kommt der auf Platz 2 nach CABLE HOGUE und noch vor BILLY THE KID und THE WILD BUNCH und GETAWAY. Werde mich Bloody Sam demnächst wieder mehr widmen, nach CABLE HOGUE habe ich wieder richtig Lust bekommen. Die ein oder andere Kritik müsste ich auf jeden Fall hinkriegen...


Adam Kesher

4 Juni 2008, 19:11:33 #505 Letzte Bearbeitung: 4 Juni 2008, 19:13:50 von Adam Kesher
Zitat von: Mr. Vincent Vega am  3 Juni 2008, 12:29:30Wo ist eigentlich Adam Kesher, wenn man ihn mal braucht?

Ich habe mit Vince Räuber und Gendarm gespielt.

Da ich die Neuverfilmung nicht gesehen habe, kann ich leider nur ein paar allgemeine Einschätzungen zum Thema abgeben. Im Prinzip sehe ich es ähnlich wie du, denn ich halte auch nicht sonderlich viel von dieser akribischen Gewaltversachlichung, wie sie Haneke, Noé und Konsorten betreiben. Da wird so betont nüchtern und mit akademischem Eifer von den finstersten Winkeln der menschlichen Seele gesprochen, als ob je ein Reisender von dort zurückgekehrt wäre, der anders als im Schock oder in intensivster Erregung davon berichten könnte, dass ich mich schon frage, woher die Herren überhaupt so genau wissen wollen, wie es da aussieht. Und selbst wenn sie es doch herausgefunden haben sollten: Was haben wir davon zu erfahren, dass die Gewalt laut den Messinstrumenten ganz anders beschaffen sein müsste als bislang angenommen, wenn wir der unliebsamen Gefährtin ohnehin nie auf den geraden Fluren der Akademien begegnen, sondern immer nur auf den verschlungenen Pfaden unerforschter Regionen? Da stehe ich plötzlich mit einem Kompass in einem Land, das nicht einmal einen Norden hat, und soll noch behaupten, ich wüsste den Weg.

Mr. Hankey

ZitatZuletzt will ich mich mal noch ganz Hankeyesk hinter anderen verstecken.
Dann bin ich fair und mach das auch mal! ;)

ZitatAber den Kubrick-Gewaltfilm mag ich ja auch nicht, liegt wohl daran, dass ich - wie Hankey in seinem Thread feststellte - nichts mit dem "Genre" "kontroverser Film" anfangen kann. (keinen weiteren Kommentar zu diesem Irrsinn)
Solltest du mit damit meine Behauptung meinen, kann ich nur sagen: Na jetzt mal nicht den kleinen Schwanz einziehen! ;)

Wiederlege meine Behauptung! Kannst du das nicht (wie auch, es gibt ja keinen kontroversen Film den du gut findest), dann beweist das nur, das ich recht habe! :icon_mrgreen:
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McKenzie

Doch, er mag "Die 120 Tage von Sodom". Ist ja auch der beste Film der KK-Reihe (sieh dir mal ein wenig Pasolini an, David, das bekommt dir sicherlich gut;-). Kontroverse Filme gibts übrigens auch außerhalb dieser Reihe.  :icon_twisted: Aber "Brokeback Mountain" ist sowieso der kontroverseste Film überhaupt und Tim Burton der größte aller Autorenfilmer.  :icon_razz:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

FURANKENSHUTAIN

Ähm ADAM, besser geht's kaum! Du sprichst mir aus der Seele ....

Mr. Vincent Vega

Zitat von: Mr. Hankey am  4 Juni 2008, 19:27:23
Wiederlege meine Behauptung! Kannst du das nicht (wie auch, es gibt ja keinen kontroversen Film den du gut findest), dann beweist das nur, das ich recht habe! :icon_mrgreen:

Welche Behauptung? Meinst du diese absurde Unterstellung, ich würde das "Genre" des "kontroversen Films" nicht mögen? Nein, stimmt. Denn dieses Genre existiert nicht. Und was ist überhaupt ein "kontroverser Film"? Ein Film, der für Kontroverse gesorgt hat? Wo denn, in den Boulevardmedien? Ein Film, der Leute verstört hat? Welche denn, neo-bürgerliche Grünwähler? Filme, die bei Legend vertrieben werden? Das ist doch völlig albern. Ihr betreibt hier Rezeptionskonstruktion, auf die ich gar nicht erst eingehen werde.

Zitat von: McKenzie am  4 Juni 2008, 20:30:21
Aber "Brokeback Mountain" ist sowieso der kontroverseste Film überhaupt und Tim Burton der größte aller Autorenfilmer.  :icon_razz:

Deine Definition von Autorenfilmer, die afaik so ausfällt, dass ein Autorenfilm das Produkt aus Schreibe und Regie ein- unn derselben Person sei, ist übrigens arg bedenklich und unsinnig, filmgeschichtlich zudem falsch und unter filmwissenschaftlichen Gesichtspunkten der Autorentheorie ebenso nicht korrekt.

Und deine Polemik prallt natürlich an mir ab. Wenn bei euch alles kontrovers ist, was ein wenig zu schocken und provozieren gedenkt, dann viel Spaß. Ich kann jedenfalls nur jedes Wort von Adam Kesher bezüglich FUNNY GAMES (und Noé, das ist bei euch wahrscheinlich ein "kontroverser Regisseur", nehme ich an *würg*) unterschreiben, wie ich dem ganzen Posting symptomatisch für die Diskussion zustimmen möchte.

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