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Autoren-Thread : Bretzelburger

Begonnen von Bretzelburger, 26 Januar 2007, 03:22:54

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Hedning

Wenn man den so interpretiert, wird es eigentlich noch schlimmer  :icon_mrgreen:

Es ist ja wirklich die Frage, was die sich damals bei dem Film gedacht haben. Aber wenn man jemanden ohne verwerfliche Hintergedanken eine Wandertour mit der 15-jährigen Christine Kaufmann machen lassen konnte, dann wohl Heinz Erhardt.

McKenzie

Sowas wie die Lümmel-Filme bespricht Udo nicht - da ist keine Gesellschaftskritik oder Politik drin.  :icon_mrgreen:

@ Hedning:

Gut Ding will Weile haben... (bzgl. deiner Postings in meinem Thread).
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Hedning

13 Mai 2009, 20:03:48 #1412 Letzte Bearbeitung: 13 Mai 2009, 20:06:14 von Hedning
Zitat von: McKenzie am 13 Mai 2009, 19:35:25
Sowas wie die Lümmel-Filme bespricht Udo nicht - da ist keine Gesellschaftskritik oder Politik drin.  :icon_mrgreen:

Denkste, er findet schon was ;) Oder man schreibt mal über das Nichtvorhandensein dieser Dinge... Außerdem gibt es doch gleich im ersten Teil (glaube ich) die Auflehnung gegen den patriotischen Geschichtslehrer und sein Motto "Der Deutsche sucht eher den Tod, als dass er seine Ehre preisgibt" ;) Eine krassere Variante davon findet sich in dem Film "Plem, plem - die Schule brennt", in dem der Geschichtslehrer sich selbst mit Mühe vom Hitlergruß zurückhalten muss. Den Streifen muss man sich mal antun :icon_eek:

Zitat@ Hedning:
Gut Ding will Weile haben... (bzgl. deiner Postings in meinem Thread).

Deswegen brauchst du dir keinen Stress zu machen.

Mr. Hankey

15 Mai 2009, 19:18:37 #1413 Letzte Bearbeitung: 15 Mai 2009, 19:24:34 von Mr. Hankey
Nette und (teils) passende 2 Schwestern-Kritik! Witzig allerdings, dass Du Vergleiche zu den Originalen ziehst, die Du aber gar nicht kennst. :icon_lol:

Aber so isser halt. ;)
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Bretzelburger

Ich habe ja keinen detaillierten Vergleich gezogen, sondern mich an verbreitete Allgemeinkenntnisse gehalten. Die Aussage, dass der Film sehr amerikanisch und wenig asiatisch ist, halte ich auch ohne die Kenntniss der 4 Vorgängerfilme (Wer kennt die eigentlich alle ?) für wenig gewagt.

Bretzelburger

Obwohl schon vor knapp 2 Monaten in die Kinos gekommen, wurde "Die Herzogin" bis heute in der OFDB nicht besonders beachtet. Ob ich wohl auch Ärger bekommen hätte, wenn ich dem Film nur 1 Punkt gegeben hätte ?- Schon meine 3 Punkte zu "Defiance" (immerhin mit Daniel Craig) erzeugten hier keinen Widerspruch, aber der Film ist auch nicht so wichtig wie "Crank 2", ganz klar - das habe ich jetzt endlich kapiert  :doof:

http://www.ofdb.de/review/152419,359669,Die-Herzogin

Vinyard Vaughn

Zitat von: Bretzelburger am 18 Mai 2009, 03:17:18
Schon meine 3 Punkte zu "Defiance" (immerhin mit Daniel Craig) erzeugten hier keinen Widerspruch, aber der Film ist auch nicht so wichtig wie "Crank 2", ganz klar - das habe ich jetzt endlich kapiert  :doof:

Wieso sollte jemand da widersprechen? Du hast absolut recht oder besser: meiner Meinung nach bist du sogar noch viel zu nett zu diesem Dreckfilm. :kotz: Aber zu dem Thema äußer ich mich ohne Anwalt lieber nicht mehr...
Zitat von: ForenregelnMaximalgröße für Bildsignaturen: 400x133 Pixel, 50 kb – nicht animiert!

When I see her on the street
You know she makes my life complete

McKenzie

Zitat von: Bretzelburger am 18 Mai 2009, 03:17:18
Obwohl schon vor knapp 2 Monaten in die Kinos gekommen, wurde "Die Herzogin" bis heute in der OFDB nicht besonders beachtet. Ob ich wohl auch Ärger bekommen hätte, wenn ich dem Film nur 1 Punkt gegeben hätte ?- Schon meine 3 Punkte zu "Defiance" (immerhin mit Daniel Craig) erzeugten hier keinen Widerspruch, aber der Film ist auch nicht so wichtig wie "Crank 2", ganz klar - das habe ich jetzt endlich kapiert  :doof:

Warum echauffierst du dich denn immer noch so darueber? Inzwischen solltest du mit den Gegebenheiten hier doch vertraut genaug sein, um ueber so etwas mit keiner Wimper mehr zu zucken. Die meisten ziehen einen asozialen Action-Ritt eben einem getragenen Gesellschafts- und Sitten-Drama vor, das ist nun einmal so. Wieviel Fanboy-Potenzial hat THE DUCHESS schon im Vergleich mit CRANK 2? Und DEFIANCE ist (offenbar verdientermassen) im Allgemeinen untergegangen.
Dein Geschmack deckt sich eben nur sehr begrenzt mit dem der breiten OFDb-Masse, Udo und darueber hinaus ist soziales und politisches Bewusstsein bei der Filmrezeption gerade ueberhaupt nicht en vogue. [/Rajko-Modus aus] :icon_lol:

Uebrigens dachte ich mir, als ich vorgestern beim Blick ueber die sehr duerftige und geschmacksunsichere DVD-Sammlung meiner Gastfamilie, die allerdings auch THE DUCHESS (den ich mir noch ansehen werde) enthaelt: "Komisch, dass Udo den nicht besprochen hat, die Filmdienst-Kritik klang nach einem Bretzel-Film nach Mass, mit allem was dazu gehoert."
Da du in der Regel ja recht zeitig nach dem Kinostart zur Sache gehst, war meine Annahme, der Film waere an dir voruebergezogen, irrig - du hast mich nicht enttaeuscht und als ich auf der Startseite sah, dass jemand den Film besprochen hat, hielt ich fuer einen kurzen Moment den Atem an um dann erleichtert und befriedigt auszuatmen, als ich meine Vorahnung bestaetigt sah.  :icon_mrgreen:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Chili Palmer

Zitat von: McKenzie am 18 Mai 2009, 13:29:35
beim Blick ueber die sehr duerftige und geschmacksunsichere DVD-Sammlung meiner Gastfamilie

Und eben in diesem Rahmen müsst ihr Bretzels Entrüstung über so etwas wie "Crank 2" lesen lernen, denn wir alle hier sind seine geschmacksunsichere Gastfamilie, und dann und wann zwischen Mittagessen und Abendbrot unternimmt er zaghafte Versuche medienkultureller Erziehung.
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Bretzelburger

Ob das jetzt als Kompliment zu verstehen war oder nicht, lass ich mal außen vor. Tatsächlich ist die Anwesenheit des Films in der DVD-Sammlung deiner Gastfamilie nicht unbedingt ein Zeichen von Geschmackssicherheit, weswegen ich mir den Film lange nicht angesehen hatte. Zu vieles schien auf einen üblichen Historienschinken mit gemässigt kritischem Potential hinauszulaufen, wobei die Kritik an Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern (zumindest in der Vergangenheit) heutzutage risikolos ist. Alle dürfen sich emotional mokieren und hinterher geht es wieder zur Tagesordnung über mit dem Seufzer "Gut das wir das hinter uns haben". Da der Film auch noch als unglückliche Liebesgeschichte beworben wurde und schöne Kostüme und Drehorte vorweisen kann, ist der dezenten Unterhaltung der Weg bereitet worden. Ich war deshalb überrascht, dass der Film dank Fiennes' Rolle noch über andere Qualitäten verfügt, die ich in meiner Review zu betonen versuchte - sonst wäre dabei nur eine durchschnittliche Bewertung herausgekommen.

"Defiance" habe ich im Vergleich zu "Crank 2" erwähnt, weil beide Filme unterschwellig mit Vorurteilen arbeiten. Da aber "Defiance" weder lustig noch übertrieben actionhaft ist, sind sich alle in der Abqualifizierung des Films (zu recht) einig, während ich mir bei "Crank 2" eben ständig anhören musste, dass das alles doch nicht so wild ist und das man angesichts der unrealen Geschichte doch mal Fünfe gerade sein lassen sollte. Ich wollte mit meiner (zugegebenermassen nicht neuen) Bemerkung nochmals auf das zweierlei Mass hinweisen.

Chili Palmer


"Defiance" trat schon im Trailer mit dem Anspruch an mich heran, historische Aufklärungsarbeit leisten zu wollen, während "Crank 2" 5 Meilen gegen den Wind nach Schrott stinkt. Wenn da nicht zweierlei Maß, wo dann? Die Tatsache, dass beides Filme sind, ist mir als Vergleichs- und Bewertungskriterium dann doch zu allgemeingültig.
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Bretzelburger

ich weiß, dass ich mich da wiederhole, aber mir geht es nicht um den aufgeklärten Filmfan, der quasi am Produktionsaufwand schon die Zielrichtung erkennt und vorher weiß, was ihn erwartet. Für den Normalverbraucher sind es zwei Filme und damit sind sie für mich auch vergleichbar. "Defiance" ist für mich auch keinesfalls harmloser - er zielt nur auf eine andere Gruppe Seher ab, die hier weniger stark vertreten ist, aber die Mittel sind letztlich ähnlich.

Mr. Hankey

19 Mai 2009, 01:23:20 #1422 Letzte Bearbeitung: 19 Mai 2009, 02:25:11 von Mr. Hankey
Dennoch steht immer noch McKenzies Frage im Raum
ZitatWarum echauffierst du dich denn immer noch so darueber?

Langsam wissen wirs doch alle, was Du von "Crank 2" hälst und von dem, dir anscheinend nicht nachvollziehbarem, ungezwungenerem Umgang mit dem Film hier in der Ofdb und im GF, der die angesprochene Kritik an Deiner Kritik erzeugt hat! Du wirst auch bei der zehnten Erwähnung deines Ärgernisses niemanden davon überzeugen können darüber nachzudenken, ob an Deiner These nicht vielleicht etwas dran ist, wenn er sich schon bei der ersten Erwähnung dagegen entschieden hat! ;)

Also schon Deine Nerven! Bist schließlich nicht mehr der Jüngste! :icon_mrgreen: ;)

(Und besprich endlich mal "Kleine Verbrechen" :D)


Zitatwährend "Crank 2" 5 Meilen gegen den Wind nach Schrott stinkt.
Am Trailer schnüffeln und dann schon den Geruch des ganzen Films in der Nase haben, des hammer gerne! ;)
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Chili Palmer


Habe halt ein feines Näschen.  :icon_lol:
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Crumby Crumb & the Cunty Bunch

Es gibt Trailer, die ein anderes Bild bieten als der fertige Film, aber Crank 2 ist keiner davon; im Gegenteil - der Film ist noch wesentlich schrottiger.
'Are you talkin' to me? You talkin' to me?' - Raging Bull, Pacino. Love that movie!

McKenzie

Schrott ist toll. Wer das nicht anerkennt, verleugnet die menschliche Rasse, denn die ist in letzter Instanz leider eben doch der Schrott der Schoepfung. Als bekennender Menschenfreund bin ich somit auch ein Schrott-Liebhaber, der die ganzen kleinen Eigenheiten, die Schrott so an sich hat, ebenfalls gern hat und sich zumindest an dem ersten CRANK ergiebigst ergoetzt hat.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Crumby Crumb & the Cunty Bunch

Was anderes habe ich auch nicht behauptet. ;)
'Are you talkin' to me? You talkin' to me?' - Raging Bull, Pacino. Love that movie!

Bretzelburger

Es gab im Forum ja schon mehrfach eine Diskussion darüber, wie hilfreich Wikipedia in Sachen Information ist. Ich selbst greife oft darauf zurück, aber nur als zusätzliche Quelle, die ich nicht völlig unkritisch zitieren kann. Gerade hinsichtlich der insgesamt auch dort spärlichen Informationen über weniger populäre Filme der Zeit vor 1980, kann man - wenn man den Film selbst gesehen hat - oft Diskrepanzen in der Inhaltsangabe, aber auch in interpretatorischer Hinsicht feststellen (obwohl bei Wikipedia gar nicht interpretiert werden darf).

Zu "Bataillon der Verlorenen" von Francesco Rosi gibt es in Wikipedia einen erstaunlich umfangreichen Eintrag, der über einen Link auf der Filmseite aufgerufen werden kann, von einem Autoren, der neben dem Film offensichtlich auch die Buchvorlage kennt. Das und die Tatsache, dass kaum Jemand den Film kennt, hat ihn wohl dazu verleitet seine Meinung mit einzubeziehen. Vieles, was dort geschrieben steht ist richtig, aber im Detail gibt es Fehler (wie bei seinem Vergleich Buch zum Film). Er macht auch kein Geheimnis daraus, dass er das Buch deutlich besser findet, denn dass ihn die marxistische Einstellung Rosis stört, tropft aus fast jeder Zeile. Abgesehen davon, dass man das im 1970er Zeitkontext betrrachten sollte, versteigt er sich zu dem Statement, der Film wäre auch nur ein typischer Abenteuerfilm unter dem Deckmäntelchen des Anti-Kriegsfilms. Diese an keiner Szene des Films beweisbare Behauptung (die in einem Wikipedia-Text sowieso nichts zu suchen hat), widerspricht zudem dem ans Ende gestellten Zitat des "Lexikons des internationelen Films" :

Keine spektakuläre Schlachtenmalerei, vielmehr - an Hand einer authentischen Episode aus dem Ersten Weltkrieg - eine scharfe und parteiliche Analyse der Militärhierarchie als Spiegel gesellschaftlicher Machtverhältnisse, verbunden mit der Aufforderung zur Solidarität der Soldaten gegen die Unmenschlichkeit der Führer. Rosis erste und einzige Großproduktion, die dennoch in ihrer konsequenten moralischen Haltung fast intimen Charakter besitzt.

Sehr gut auf den Punkt gebracht, von mir aber noch (wie gewohnt) ausführlicher beschrieben :

http://www.ofdb.de/review/18908,360580,Bataillon-der-Verlorenen

McKenzie

25 Mai 2009, 19:44:32 #1428 Letzte Bearbeitung: 25 Mai 2009, 20:11:10 von McKenzie
Oh Mann, du hast wirklich starke Nerven. :icon_mrgreen: Ich habe letztes Jahr zwei Rosi-Filme gesehen (LUCKY LUCIANO und CADAVERI ECCELLENTI) und bin seither voellig gesaettigt von diesem restlos verkrampften, ausgebluteten, verbissen ernsten und auf aeusserst p. Art und Weise anti-dramaturgischen Stil, der sich sklavisch und gaenzlich verkopft seinem wichtigen Thema ergibt, alles bewusst haesslich gestaltet und tendenziell dem Zuschauer von oben herab erzaehlt, dass man politische Fadenscheinigkeit so ja nicht angehen kann. CADAVERI ECCELLENTI ist nicht ganz so trotzig wie LUCKY LUCIANO und formal wie strukturell durchaus faszinierend, insgesamt finde ich Rosi aber unfassbar unsympathisch, kalt und stur - danach wusste ich einmal mehr, was ich an der Leidenschaftlich- und ungekuenstelten Ehrlichkeit eines Damiano Damiani habe. Rosi fuehlt sich nicht echt an - wie ich dir schon schrieb, hatte ich vorgestern eine lange Unterhaltung mit zwei italienischen "Mitstudenten" ueber italienische Politik, die mafioesen Zusammenhaenge, die Camorra, Berlusconi, etc. - das hat mich in der Vermutung bestaerkt, dass Rosi vermutlich sehr weit  von der Wirklichkeit der italienischen Gesellschaft entfernt ist und wahrscheinlich in seinem Heimatland beinahe ausschliesslich von den dortigen (natuerlich vermeintlich linken) Bildungsbuergern goutiert wird.

Aber du scheinst damit ja wirklich aufzubluehen. ;) Je mehr Rosi, Pialat, Melville, Chabrol, etc. du besprichst, desto klarer wird mir, dass die Differenzen, die wir beide gelegentlich haben, schlicht und einfach darauf basieren, dass ich dir zu esoterisch bin und du mir nicht esoterisch genug. Folglich raufe ich mir die Haare ueber die von mir als Bildungsbuerger-Neurose empfundene Pseudo-Obsession mit Politik, Gesellschaftskritik, Bougeoisie-Satire, etc. waehrend es dir unangebracht vorkommt, dass ich eben das kritisiere. Tja.  :icon_mrgreen:
Anders ausgedrueckt: Waeren wir beide Regisseure, waere fuer dich wahrscheinlich der alles entscheidende Teil der Produktion das Drehbuch waehrend fuer mich die Arbeit mit Kamera und Schauspielern mehr Gewicht haette.  ;)

Rosi grossartig, aber Kubrick unemotional und distanziert finden... es will mir einfach nicht in den Kopf. :icon_neutral: Aber ich bin ja auch noch ein Gruenschnabel und kann mich noch aendern.  :rofl: :icon_twisted:

PS: Warum besprichst du statt der Rosi-PraetentionenFilme nicht mal einige der brillianten Elio Petri-Filme? Ich bin mir sicher dass Petri dir ein Begriff ist, er war neben Rosi und Damiani sicherlich einer der wichtigsten politischen Regisseure Italiens zu dieser Zeit und ERMITTLUNGEN GEGEN EINEN UEBER JEDEN VERDACHT ERHABENEN BURGER und DIE ARBEITERKLASSE KOMMT INS PARADIES halte ich beide fuer Meisterwerke und auch DAS ZEHNTE OPFER hat einen durchaus interessanten, gesellschafts- und medienkritischen Ansatz. Wuerde dir alles sicherlich ausgezeichnet gefallen.

Und warum besprichst du bei deiner Liebe zum franzoesischen Autorenkino nicht mal einen Bresson (Ich ahne, warum)? Und nach wie vor hoffe ich sehnsuechtig auf ein Tarkovsky-Review von dir. Und wie waere es mit einer kleinen Marco Ferreri-Exkursion oder einem spaeten Fellini? Und ein bischen Fassbinder hier und ein wenig (mehr) Kaeutner dort kann bestimmt auch nicht schaden.  Oder vielleicht Dreyer. Und David Lean. Oder Andrzej Zulawski. Einige Filme des "British free Cinema" vielleicht. Und die tollen Filme der tschechischen neuen Welle. Und ueberhaupt. :icon_cool:
Fragen ueber Fragen. Es ist in meinen natuerlich restlos selbstzufriedenen Augen schon interessant, welche Regisseure des europaeischen Autorenkinos du praeferierst und welche du eher links liegen laesst oder nur beilaeufig mitnimmst.  ;)
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Bretzelburger

Nett, dass du diverse Regisseure ansprichst, die ich noch nicht besprochen habe, denn damit erinnerst du mich an die ca. 100 Filme, die hier noch auf mich warten. "Uomini contro" hatte ich auch schon vor drei Monaten gesehen und war erst jetzt in der Lage, den Film zu besprechen, da ich mich ja auch gerne dem aktuellen Kino-Geschehen widme.

Kurz zu Rosi - mein Lieblingsfilm von ihm war seit Jugendzeiten immer "Die Hände über der Stadt", während ich "Lucky Luciano" nicht besonders mochte (weshalb ich ihn auch (als einzigen)nicht besitze). Der "hässliche" (wie du es nennst) Stil kommt gerade bei "Uomini Contro" gut zur Geltung, weil dadurch verhindert wird, dass trotz des großen Aufwands (es handelte sich um Rosis bis dahin teuersten Film) irgendeine Begeisterung für die militärische Aktion entsteht. Aber es stimmt - ich fahre voll auf dessen verkopften Stil ab, auch wenn ich Damiani noch mehr bevorzuge (was an Hand meiner Reviews unschwer zu erkennen ist). Übrigens steht Elio Petri auch auf meiner Liste.

Zu den anderen Regisseuren - du hast recht und unrecht zugleich. Zuletzt habe ich mich Filmen mit Marlon Brando gewidmet ("Endstation Sehnsucht" ist gerade in Arbeit), die ich gerade wegen ihrer wunderbaren Liebesgeschichten mag. Darunter auch "Der Besessene", der eigentlich von Kubrick gedreht werden sollte, was man dem Film in der Anlage auch anmerkt. Und das ich nicht mehr von Käutner besprochen habe oder etwa Fassbinder, liegt einfach an der mangelnden Zeit (auch von Rosi war es der erste Film, zu dem ich eine Review schrieb). Und auch wenn ich deine Einteilung zu zugespitzt empfinde, ist meine esoterische Seite eher schwächer ausgebildet (wenn man sie so nennen will) - Tarkowski, Bresson usw. sind mir tatsächlich eher fremd. Aber so komisch es für dich klingen mag - gerade politische, gesellschaftskritische Filme, die eher trocken in Szene gesetzt wurden, können bei mir (wenn sie denn entsprechend qualitativ sind) Emotionen auslösen - vielleicht ist das nur eine andere Form der Esoterik ?

McKenzie

Zitat von: Bretzelburger am 25 Mai 2009, 21:45:08
Nett, dass du diverse Regisseure ansprichst, die ich noch nicht besprochen habe, denn damit erinnerst du mich an die ca. 100 Filme, die hier noch auf mich warten.

Ich sprach ja auch von Praeferenzen, nicht wahr?  ;)

Zitat von: Bretzelburger am 25 Mai 2009, 21:45:08
"Uomini contro" hatte ich auch schon vor drei Monaten gesehen und war erst jetzt in der Lage, den Film zu besprechen, da ich mich ja auch gerne dem aktuellen Kino-Geschehen widme.

Klar, verstehe ich vollkommen. Ich bekomme ja schon seit zwei Jahren kaum noch etwas zustande und wenn ueberhaupt, dann nur wenig leserfreundliches, zerfahrenes Zeug. Gestern habe ich angefangen, eine Kritik zu David Leans THE PASSIONATE FRIENDS zu schreiben, bin allerdings schon wieder kurz davor, dass Blatt zu zerknuellen. Da ich dich um deine routinierte Produktivitaet durchaus beneide, mache ich mir manchmal eben falsche Vorstellungen.

Zitat von: Bretzelburger am 25 Mai 2009, 21:45:08
Kurz zu Rosi - mein Lieblingsfilm von ihm war seit Jugendzeiten immer "Die Hände über der Stadt", während ich "Lucky Luciano" nicht besonders mochte (weshalb ich ihn auch (als einzigen)nicht besitze).

I see. Soll ich dir meine TV-Aufnahme geben?  Ist in den englischen Szenen sogar im OmU. :icon_twisted:

Zitat von: Bretzelburger am 25 Mai 2009, 21:45:08
Der "hässliche" (wie du es nennst) Stil kommt gerade bei "Uomini Contro" gut zur Geltung, weil dadurch verhindert wird, dass trotz des großen Aufwands (es handelte sich um Rosis bis dahin teuersten Film) irgendeine Begeisterung für die militärische Aktion entsteht.

Ein wirklich guter / selbstbewusster Regisseur hat so etwas m. E. aber nicht noetig. Da reicht ein kurzer Blick auf THE THIN RED LINE, der zwar wunderschoen aussieht, trotzdem seine Wirkung zu keinem Moment verfehlt (im grossen und ganzen aber eben eher ein spiritueller denn ein kritischer Film ist).

Zitat von: Bretzelburger am 25 Mai 2009, 21:45:08
Aber es stimmt - ich fahre voll auf dessen verkopften Stil ab, auch wenn ich Damiani noch mehr bevorzuge (was an Hand meiner Reviews unschwer zu erkennen ist). Übrigens steht Elio Petri auch auf meiner Liste.

Bene.  ;)  Wenn du die Filme brauchst, die erwaehnten Petris habe ich in Deutschland auch herumliegen.

Zitat von: Bretzelburger am 25 Mai 2009, 21:45:08
Zu den anderen Regisseuren - du hast recht und unrecht zugleich. Zuletzt habe ich mich Filmen mit Marlon Brando gewidmet ("Endstation Sehnsucht" ist gerade in Arbeit), die ich gerade wegen ihrer wunderbaren Liebesgeschichten mag.



Brando habe ich erst vor kurzem zu meinem vorlaeufigen Lieblingsschauspieler erhoben und Elia Kazan in die Riege meiner Lieblingsregisseure (vielleicht hast du meine Versuche, ein wenig zu seinen Filmen hervorzubringen, mitbekommen).
Ich hoffe, du besprichst dabei auch ON THE WATERFRONT, den ich kuerzlich nach Jahren wiedergesehen und fuer wundervoll befunden habe, allerdings wuesste ich nicht, wie ich mich da schriftlich annaehern koennte.

Und A STREETCAR NAMED DESIRE ist sowieso... Ach... ein Meisterwerk. Allerdings weiss ich jetzt schon, dass du in deinem Review ganz andere Dinge hervorheben wirst als ich es wuerde. Mit anderen Worten: Wahrscheinlich wuerde ich das gleiche schreiben wie heute.  :icon_mrgreen:
VIVA ZAPATA! kannst du dir ja vielleicht auch vormerken, m. E. einer der unterschaetztesten Filme Brandos und Kazans, allerdings eine voellige Bankrotterklaerung der Idee von Politik.

Zitat von: Bretzelburger am 25 Mai 2009, 21:45:08
Und das ich nicht mehr von Käutner besprochen habe oder etwa Fassbinder, liegt einfach an der mangelnden Zeit (auch von Rosi war es der erste Film, zu dem ich eine Review schrieb).

Tatsaechlich? Hast du nicht kuerzlich einen anderen Rosi besprochen?   :00000109:

Zitat von: Bretzelburger am 25 Mai 2009, 21:45:08
Und auch wenn ich deine Einteilung zu zugespitzt empfinde, ist meine esoterische Seite eher schwächer ausgebildet (wenn man sie so nennen will) - Tarkowski, Bresson usw. sind mir tatsächlich eher fremd. Aber so komisch es für dich klingen mag - gerade politische, gesellschaftskritische Filme, die eher trocken in Szene gesetzt wurden, können bei mir (wenn sie denn entsprechend qualitativ sind) Emotionen auslösen - vielleicht ist das nur eine andere Form der Esoterik ?

Meine Aussagen klingen doch meist zugespitzter, als sie tatsaechlich sind, quasi mein unterbewusster Provokationstrieb. Das Tarkowsky dir eher fremd ist, ergibt sich beinahe zwingend aus deinem Ansatz denn er ist sicherlich einer der esoterischsten / spirituellsten Regisseur ueberhaupt (allerdings auch nicht unbedingt ein Liebling von mir, das aber aus anderen Gruenden). Bei Bresson kann ich mir nicht vorstellen, warum - bevor ich seine Film sah, stellte ich sie mir schrecklich vor, kalt, ganz und gar intellektuell, unmenschlich, distanziert, etc. - ich sehe sie inzwischen als wahrstes, purstes und poetischstes Kino, dessen Kuehle und Sperrigkeit vielmehr aus der Weise resultieren, in der die Figuren (und somit auch der Regisseur?) ihre Umwelt sehen (zufaellig war der erste Film, den ich hier in Cambridge im Kino sah, TAGEBUCH EINES LANDPFARRERS). Ich bin momentan davon so eingenommen, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, wie man vor Filmen wie TAGEBUCH, AU HASARD BALTHAZAR oder MOUCHETTE nicht in die Knie gehen kann.

Du hast sicherlich irgendwo einen Grund, hinter deinen Ansatz eine andere Form der Esoterik zu vermuten, allerdings tue ich mich hier ausgesprochen schwer - ein so ausgepraegtes soziales und politisches Bewusstsein in der Filmkritik kann m. E. nur schwerlich so benannt werden denn dahinter steckt doch zwangslaeufig eine Empathie fuer gesellschaftliche Vorgaenge und Konflikte - auch das kann im extremsten Fall egoistisch sein. Aber im Falle der Filmkritik vermute ich, misstrauisch wie ich bin, dahinter in der Regel eine Attituede, die ich nicht sonderlich schaetze, weil sie einer filmwissenschaftlichen Norm entspricht, die wie ein Autopilot eine derartige Rezeption als selbstverstaendliche oder ideale Prioritaet ansieht.
Anders gesprochen - ich habe ehrlich gesagt meine Augenbrauen gehoben, als ich das gelesen habe - weil es mir ebenso unbegreiflich und suspekt ist wie ein guter Freund von mir, der mir in den hoechsten Toenen von Straub / Huillets KLASSENVERHAELTNISS vorgeschwaermt hat als einem "wunderschoenen, total emotionalen Film".

Hinsichtlich des typischen bildungsbuergerlichen Filmkritikers ist das sicherlich Esoterik, weil persoenliche Geltungs- und Prestige-Triebe befriedigt werden, aber das kann bei dir nicht wirklich der Fall sein, daher versuche ich weiterhin, zum Kern des Bretzel-Raetsels vorzudringen...
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Bretzelburger

"On the Waterfront" habe ich mir auch erst vor wenigen Wochen (zum wievielten Mal eigentlich?) gegeben - kommt bestimmt, gehe da aber noch etwas in mich.

Hey_Yo

Herzlichen Glückwunsch und alles Gute zum Geburtstag!
"Wenn du die Augen schließt und dir etwas wünschst, dann ist Gott der, der dich ignoriert." ("The Island")

"My fortune cookie's empty... That's also the title of my autobiography." (Richard Karinsky, "Caroline in the City")

McKenzie

Zitat von: Hey_Yo am 30 Mai 2009, 06:01:19
Herzlichen Glückwunsch und alles Gute zum Geburtstag!

:eek: :exclaim:

Das wuensche ich dir natuerlich auch, und ganz besonders viel Esoterik und weniger verkopfte Gesellschaftskritik!  :icon_mrgreen:
Oh je... nur noch ein Usertreffen bis zum 50igsten....  :icon_cool:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Stefan M

Von meiner Seite natürlich auch alles Gute zum 49.!  :pidu:
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Bretzelburger

Erst einmal vielen Dank für eure Gratulationen, wobei ich vermute das Einer, der mir lieberweise telefonisch gratulierte, über meine nächtliche Kritik wenig begeistert sein wird.

Es hat, das muss ich zugeben, auch etwas von einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung, was aber wiederum zum Film passt, den ich in der Lieblosigkeit der Figurengestaltung und in der Liebe zur katholischen Kirche noch ausgeprägter als "Da Vinci Code" fand , weshalb ich einen halben Punkt weniger gab.

http://www.ofdb.de/review/169109,361641,Illuminati---Angels-&-Demons

Chili Palmer



Von mir auch noch alles Gute nachträglich.  :pidu:
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Mr. Vincent Vega

Meiner geringen Internetpräsenz ist auch geschuldet, wichtige Termine zu verpassen... aber alles Gute nachträglich will ich dem ofdb-Chefkritiker doch noch wünschen. :icon_mrgreen:

psychopaul

 :icon_eek:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 31 Mai 2009, 13:51:19
Meiner geringen Internetpräsenz ist auch geschuldet, wichtige Termine zu verpassen... aber alles Gute nachträglich will ich dem ofdb-Chefkritiker doch noch wünschen. :icon_mrgreen:

d.i.t.o.
:dodo: :pidu:
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Three little devils jumped over the wall...

Mr. Hankey

31 Mai 2009, 21:13:01 #1439 Letzte Bearbeitung: 31 Mai 2009, 23:30:49 von Mr. Hankey
Und ne witzige und zu 100% genau in dieser Art erwartete Kopfschüttel-Kritik mit WTF-Ansätzen zu "Illuminati" gibts zum Geburtstag noch oben drauf. (Zumindest für mich ;)) Auf Udo kann man sich verlassen! :king:

Verbeugung vor der katholischen Kirche: :icon_eek:
Die wird sich schön dafür bei Ron und Dan bedankt haben! Haben sie ja nach "Da Vinci Code" auch schon gemacht! :rofl: :rofl: :rofl:

Auch wenn "Illuminati" vielleicht nicht wirklich kirchenkritisch ist, dem Film ne Verbeugung vor der Kirche vorzuwerfen, ja sogar von Liebe zur Kirche zu sprechen, wahrscheinlich weil dem Ende leider die Schärfe fehlt, ist nun wirklich völlig überzogen!

Und selbst wenn da was dran sein würde, dann kommen diese Liebeserklärungen anscheinend nicht wirklich bei jedem im Vatikan an:

ZitatMonsignore Mennona, der 103 Jahre alte Bischof von Potenza, hält den Streifen für "hochgradig erniedrigend" und erstattete deshalb laut italienischen Nachrichten-Agenturen Anzeige gegen Film und Autor.
(Quelle: kleinezeitung.at)

(Solche "leicht" überzogenen Interpretationen erwarte ich eigentlich eher von Mr. VV! ;))


ZitatErst einmal vielen Dank für eure Gratulationen, wobei ich vermute das Einer, der mir lieberweise telefonisch gratulierte, über meine nächtliche Kritik wenig begeistert sein wird.

Nein, also wer kann das nur sein? :king:
Ofdb-Filmsammlung
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