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Autoren-Thread : Bretzelburger

Begonnen von Bretzelburger, 26 Januar 2007, 03:22:54

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Crumby Crumb & the Cunty Bunch

ZitatDie ersten Minuten, wenn Milla Jovovich als "Alice" in Mannschaftsstärke das Hauptquartier in Tokio angreift, lassen noch ein wenig vom ursprünglichen Computerspiel erahnen, dass einmal Vorbild für die Saga um die einsame, bakteriell kampftauglich gemachte Amazone war.

Das machste gerne - nicht weil Du es nicht besser weißt, sondern weil es bei Dir (wie bei mir auch) vermutlich schon in Fleisch und Blut übergegangen ist, "das" nach einem Komma automatisch als Konjunktion zu verwenden. ;)
'Are you talkin' to me? You talkin' to me?' - Raging Bull, Pacino. Love that movie!

Mr. Hankey

15 September 2010, 20:32:40 #1621 Letzte Bearbeitung: 15 September 2010, 20:35:16 von Mr. Hankey
Das nenne ich ja mal wieder Ironie. Rene und ich kotzen sich im Auto über "Bis aufs Blut" aus und Du sagst nur "Also ich fand ihn nicht so schlecht"! Und nun? Nun ist Deine Wertung sogar noch unter der von Rene und mir angesiedelt! Du bist schon ein komischer Kautz! :king: Aber recht hast du mit Deiner Kritik!

Scar:
Zitatund Jeder, der an diesem Werk Freude empfindet, muss schon sehr genau argumentieren, um den Eindruck zu verwischen, dass es nicht daran lag, dass hier ausschließlich Frauen gequält werden
Freue mich schon die ganze Zeit auf den Film und jetzt erst recht... :icon_mrgreen: ;)
Ich leg mir meine Argumente schon mal bereit! Die von STS klingen ganz gut! :icon_mrgreen:

Damit haste wohl Deinen fragwürdigen Film des Jahres 2010 gefunden! ;)
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Bretzelburger

Nun ja, besser als 5 Punkte war ich bei "Bis aufs Blut" nie. Mir ist allerdings erst im nachhinein aufgefallen, dass nur Tommy eine komplexe Betrachtung zuteil wurde. Das mit den Blutsbrüdern nimmt der Film also nicht wirklich ernst, indem er nur Sule als Sündenbock stehen lässt. Das hat meinen Eindruck, dass der Film etwas positiv wollte, ziemlich zunichte gemacht. Was mich nur wundert, dass du das kauzig findest. Ich halte es dagegen immer für seltsam, wenn Jemand nach einem Kinobesuch dauerhaft die selbe Meinung vertritt, die er schon beim Verlassen des Saals angenommen hatte.

über "Sacr" will ich mich gar nicht weiter äußern. Der Film ist auch ohne die Frauenquälerei schon totaler Müll - unlogisch, fantasielos und null spannend. Wenn man seine Misogynie aber ausleben will, sieht man vielleicht darüber hinweg.

Mr. Hankey

ZitatWas mich nur wundert, dass du das kauzig findest. Ich halte es dagegen immer für seltsam, wenn Jemand nach einem Kinobesuch dauerhaft die selbe Meinung vertritt, die er schon beim Verlassen des Saals angenommen hatte.
Na ja, das mit dem kautzig war ja auch nurn Spaß. Natürlich formt sich eine Meinung im Laufe der Zeit. Und das nicht selten schon in den Stunden nach dem Kinobesuch. Nur bist Du IMO ein gutes Beispiel derer, bei denen sich die Meinung nicht selten binnen weniger Stunden und Tage noch so extrem formt, dass sich die Meinung manchmal noch komplett ändert zwischen Kino und Kritik. Das meine ich keinenfalls negativ, also bitte nicht angegriffen fühlen. Ist mir halt bloß mal so aufgefallen... ;)

ZitatDer Film ist auch ohne die Frauenquälerei schon totaler Müll - unlogisch, fantasielos und null spannend. Wenn man seine Misogynie aber ausleben will, sieht man vielleicht darüber hinweg.
Tja, dem einen sein "From Paris with Love", dem anderen sein "Scar"! :icon_mrgreen: Na ja, mal sehen wie er am Ende wirklich ist. Sehen will ich den auf alle Fälle, kann aber schon durchaus sein, dass Du recht hast.

Nur wundert es mich, warum Du dir solche Folterfilmchen überhaupt anschaust. Die waren doch noch nie so Dein Fall. Jedenfalls hoffe ich, dass du "Saw 3D" links liegen läßt oder dir zumindest Teil 2-6 noch vorher anschaust. Denn ohne Kenntnis derer machst Du dir IMO definitiv, auf mehreren Ebenen, keinen Gefallen!
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Mr. Vincent Vega

Bretzel, du weißt: Ich mag dich. Sehr sogar. Aber immer, wenn ich über eine deiner Kritiken stolpere (zuletzt äußerte ich mich hier bezüglich PREDATORS), dann gewinne ich den Eindruck, zumindest seit geraumer Zeit, dass du da mit einer unglaublich gelangweilt wirkenden, ja, auch langweiligen, Wischiwaschi-Methodik vorgehst. Lauter Allgemeinplätze, kaum angreifbare Thesen, nichts Diskursives. Mir ist mittlerweile klar, dass dein Herzblut in Texte zum unterschlagenen Film fließt, aber dann verzichte künftig doch lieber auf Reviews zu Mainstreamfilmen, die wirken auf mich nur noch wie inspirationslose Auftragstexte (spreche aus Erfahrung).

Beziehe mich hier übrigens auf RESIDENT EVIL: AFTERLIFE.

PierrotLeFou

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 16 September 2010, 02:40:04
Bretzel, du weißt: Ich mag dich. Sehr sogar. Aber immer, wenn ich über eine deiner Kritiken stolpere (zuletzt äußerte ich mich hier bezüglich PREDATORS), dann gewinne ich den Eindruck, zumindest seit geraumer Zeit, dass du da mit einer unglaublich gelangweilt wirkenden, ja, auch langweiligen, Wischiwaschi-Methodik vorgehst. Lauter Allgemeinplätze, kaum angreifbare Thesen, nichts Diskursives. Mir ist mittlerweile klar, dass dein Herzblut in Texte zum unterschlagenen Film fließt, aber dann verzichte künftig doch lieber auf Reviews zu Mainstreamfilmen, die wirken auf mich nur noch wie inspirationslose Auftragstexte (spreche aus Erfahrung).

Beziehe mich hier übrigens auf RESIDENT EVIL: AFTERLIFE.

Also ich muss sagen, dass ich diese Kritik sehr okay finde... gewiss gibt es bessere vom Bretzel, aber da sie durchaus überdurchschnittlich ist im Vergleich mit "Konkurrenz"-Kritiken zu solchen Popcorn-Genrefilmchen, sehe ich da keinen Grund zum meckern...
ich glaube, Bretzel kann aus so einem Film nicht mehr rausholen, was nicht an ihm, sondern am Film liegt...
Mir selbst würde zum Film auch nichts weiter einfallen... (ich würde wohl auf das "Regenschirme von Cherbourg"-Zitat zu Beginn hinweisen, das vor dem Hintergrund des Umbrella Unternehmens ja gleich ein doppelter Gag ist, einzig und allein in der Hoffnung ein paar wenige Resident Evil Fans dazu anstiften zu können, sich dieses tolle Musical reinzuziehen... dafür wäre mir die "Prison Break" Geschichte entgangen, weil ich "Prison Break" nicht kenne...)

Ich muss sagen, dank der Kürze des Reviews in Verbindung mit den kurzen Statements zu Geschichte, Insidergags & Stil ist die Kritik doch kurz und knackig und so aussagekräftig ausgefallen, wie der Film es erlaubt...

Außerdem finde ich es gut, dass gerade jemand mit breit gefächertem Geschmack sich auch aktueller Mainstreamfilme annimmt und nicht auf seinem Steckenpferdchen hocken bleibt - einfach weil ich die (vielleicht nicht völlig berechtigte, weil zu optimistische und - was den Stellenwert von Reviewautoren betrifft - eitele) Hoffnung habe, dass einige der in erster Linie dem Mainstream zugeneigten Zuschauer unter den Lesern (das soll jetzt natürlich nicht für alle Leser gelten) über den Reviewautoren und seine anderen Reviews auf unbekanntere und lohnenswerte Filme stoßen, die sie sonst vielleicht nicht (so schnell) entdeckt hätten... (und die bloße Bekanntheit der Filme selbst liegt mir dabei nicht weniger am Herzen...)

Ich glaube zwar nicht, dass Bretzel solch eine Taktik verfolgt (weil es einfach nicht dazu passen würde, dass er meine Verweiswut eher skeptisch beäugt, wenn ich ihn da richtig in Erinnerung habe), hoffe aber, dass sich sowas dennoch ereignet...


Lange Rede, wenig Sinn: ich mochte das Review und würde Bretzel alleine deswegen nicht von dieser Art Filmbesprechung abraten, weil mir gerade breit gefächerte Review-Autoren gefallen...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Bretzelburger

Danke erst einmal für die zwei gegensätzlichen Statements - zu Rajko : Deine Kritik an meinem "Predators"-Text habe ich mir durchaus zu Herzen genommen. Mehr noch als "RE4" habe ich meinen Text über Stallones letzten Film fast völlig weg vom Inhaltsangaben-Gemeinplätze-Ich finde in geil/nicht geil-Kritiken Gewusel entworfen. Merkwürdigerweise fand ich ihn in dieser Hinsicht auch inhaltsreicher als den neue Resident Evil. Du hast insofern recht, bei diesen Kritiken handelt es sich auch um Auftragsarbeiten, aber Niemand schreibt mir diese inhaltlich vor (oder korrigiert sie). Aber ganz ohne Herzblut habe ich sie nicht geschrieben, denn ich mag Andersons optisch/musikalischen Stil, auf den er hier endlich mal wieder zurückgekommen ist, seit "Shopping".

Mr. Vincent Vega


Mr. Hankey

Nette Kritik zu "Piranha 3D"! Jedoch ist dir ein kleiner Fehler unterlaufen. Du schreibst:

Zitatin aktueller 3D Technik gedrehtes Remake

Das stimmt aber nicht so ganz. Denn "Piranha 3D" war zwar von Anfang an als 3D-Film gedacht, jedoch wurde er trotzdem in 2D gedreht und dann zu 3D konvertiert. (Zugegeben das ziemlich gelungen)
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Bretzelburger

Ich mache es ja schon seit Jahren nicht mehr, hier auf eine meiner Reviews hinzuweisen, aber diesmal möchte ich einen Text doch speziell Interessierten ans Herz legen.

Es handelt sich um meine Besprechung des Films "Il caso Mattei", der mit dem Industriellen und Manager Enrico Mattei eine Person behandelt, die 1962 bei einem Flugzeugabsturz starb. Man muss nicht lange drum herum reden - eine Person, die in unseren Breitengraden kaum Jemand kennt. Der Film ist ähnlich sperrig, wie die Thematik klingt, halb-dokumentarisch und sehr gesprächslastig, dazu von Francesco Rosi sehr lakonisch und ohne emotionales Schüren umgesetzt, obwohl das Thema erhebliches Potential dafür bietet. Die Beschäftigung mit dem Film hat einiges bei mir an neuem Wissen hinzugefügt. So ahnte ich nicht einmal, dass der Film quasi die Grundlage für die italienischen Polit-Thriller der 70er Jahre lieferte und in seiner Analyse unglaublich weitsichtig ist. Und letztlich über alle die Filme dieses Genres noch hinaus geht, egal in welchem Land sie produziert wurden, denn Rosis Beschäftigung mit einem Tod, der zur Entstehungszeit des Films schon 8 Jahre zurück lag, hatte den konkreten Mord an einem Journalisten zur Folge, der von Rosi beauftragt worden war, für das Drehbuch zu recherchieren.

Deshalb greifen Kritiken wie "prätentiös" oder "artifiziell" bei diesem Film zu kurz (wie sie gerne von McKenzie gegenüber Rosis Filmen behauptet werden) und tatsächlich wünschte man sich, mehr Menschen würden sich mit einem solchen Film beschäftigen. Ich habe versucht, wegzukommen von einer üblichen Filmkritik, und habe bewusst sowohl filmische als auch historische Zusammenhänge hergestellt. Herausgekommen ist ein längerer Text (in meinem Blog noch mit Bildern), den ich Interessierten an Italiens Geschichte im Speziellen, aber auch an politischen Entwicklungen nach dem Krieg im Allgemeinen ans Herz lege - und Interessierten an besonderen Filmen.

http://www.ofdb.de/review/22416,442555,Der-Fall-Mattei


McKenzie

24 Januar 2011, 05:38:50 #1630 Letzte Bearbeitung: 24 Januar 2011, 05:57:49 von McKenzie
Zitat von: Bretzelburger am 24 Januar 2011, 01:42:12
Deshalb greifen Kritiken wie "prätentiös" oder "artifiziell" bei diesem Film zu kurz (wie sie gerne von McKenzie gegenüber Rosis Filmen behauptet werden) und tatsächlich wünschte man sich, mehr Menschen würden sich mit einem solchen Film beschäftigen.

:scar:

Tatsächlich wünschte "man" sich, du würdest dich mal richtig mit einem Menschen wie mir beschäftigen. :icon_twisted:

Da ich gerade keinen Bock habe, nach den entsprechenden Postings in meinem AT zu suchen und dir außerdem gerne dein vorwurfsvolles Wasser abgraben würde, du Weisheitsgreiser B*****gs*****r, zitiere ich mich selbst an anderer Stelle (unserem Blog, wo sich der wahre McKenzie eher offenbart als hier), vor einem Jahr (ich gehe jetzt schon nicht mehr d'accord damit, da sich meine Vorstellungen von "idealem" politischen Kino seitdem wieder einmal erheblich verändert haben. Veränderungen muss man sich ergeben, wenn sie denn kommen. Wenn. Manchen Menschen offenbaren sie sich ab einem bestimmten Alter nicht mehr, was dann oft sehr schade ist, weil man nicht mit ihnen wachsen kann.):

Zitat(...) erinnert mich eher an die mit blutunterlaufenen Augen wütend observierenden, unbändig aufschreienden Filme von Elio Petri, ist aber natürlich viel surrealer (auch wenn LA CLASSE OPERAIA VA IN PARADISO – zu dem ich hier ja auch bereits etwas schrieb – selbst ebenfalls schon relativ surreal ist. Meiner bescheidenen Meinung nach ist eine surreale Überhöhung die einzige effektive Herangehensweise an derartige Themen weswegen der von mir als unfassbar enervierend empfundene Francesco Rosi mit seinem verkopften, bis zur Diabetes ausgenüchtertem Ansatz beispielsweise nur Zuschauern mit einem ausgeprägten politischen Bewusstsein und einem gewissen Intellekt etwas mitteilen wird. Gerade eine solche Unzufriedenheit sollte eigentlich nicht zu spießigen oder bildungsbürgerlichen Filmen führen – aber in dieser Hinsicht bin ich ja ohnehin sehr extrem. Würde ich einen politischen Film machen käme dabei höchstwahrscheinlich eine unfassbar geschmacklose Exploitationgranate heraus...)

Zitat(...) Bezüglich Rosi stimme ich dir auch zu – dieser mahnende Gestus hat ihn mir nach nur zwei Filmen (CADAVERI ECCELLENTI und LUCKY LUCIANO) vorerst verleidet aber früher oder später werde ich mir sicherlich doch noch LE MANI SULLA CITTÀ und UOMINI CONTRO ansehen. Mir persönlich sagt eben ein Ansatz, der die verhandelten Konflikte emotional erfahrbar macht, am meisten zu – von sentimentaler Verschleierung zu sprechen, wie gerade die lieben Linksradikalen es ja gerne taten und tun, empfinde ich als doppelmoralische Hochstapelei und habe meinem Unmut darüber auch schon in dem kurzen Text zu LA CLASSE OPERAIA VA IN PARADISO Luft gemacht. Letztlich zeugt der Rosische Ansatz m. E. von einem Mangel an Vertrauen in die Urteilsfähigkeit des Zuschauers.

Abschließend möchte ich dir in einem großen Suppenteller folgendes servieren: L'ULTIMA ORGIA DEL III REICH von Cesare Canevari ist für mich eine der ehrlichsten, vielschichtigsten, umsichtigsten, komplexesten und moralisch ambivalentesten, reifesten filmischen Auseinandersetzungen mit dem Holocaust, die ich je gesehen habe.

Eine Entdeckung für mich. Das so etwas geht und das dieser Film so etwas möglich macht, dass er nicht nur ein Exploitation-Film ist. Eine echte Überraschung. Du scheinst sehr überrascht zu sein von IL CASO MATTEI, und das, obwohl du doch schon seit Jahren auf Rosi herumreitest. Weißt du, Udo - der wesentliche Unterschied zwischen uns beiden ist wahrscheinlich, dass ich es sehr mag, wenn Dinge nicht unmittelbar greifbar sind, nicht unmittelbar erklärbar, sich der argumentativen Analyse entziehen, unauffällige Mysterien bleiben, in denen für mich der größte Realismus und die größte Wahrheit, die einzig mögliche Perfektion überhaupt liegt. Du hingegen schätzt es eben, wenn ein Film einen klar nachvollziehbaren Diskurs entfaltet, sich auf konkrete Thesen, Ereignisse, Kulturen und Stilistiken bezieht, anhand derer du die erzählerische und menschliche Schlüssigkeit des Ganzen gerne erklärst und säuberlich (ich bin versucht zu schreiben: pedantisch)  strukturiert untersuchst. Du geht dabei sehr gewissenhaft, ordentlich und irgendwie auch journalistisch, meinem Empfinden nach auch immer sehr sachlich und sehr gehemmt unpersönlich, ohne erkennbare Obsession vor - was sich zwangsläufig auch in deinen cineastischen Präferenzen spiegeln muss. Ich hingegen bin nunmal ein Mann fürs Chaos, fürs Unstrukturierte, fürs Lose, fürs Halbfertige, irgendwo vielleicht doch meiner Liebe zum Genrekino (die eine ausgesprochen intellektuelle Basis hat, sei dir dessen versichert) zum Trotz auch des Uneindeutigen, gerne auch des bewusst Uneindeutigen. Und ich suche mir Filme nicht immer nach Themen aus.

Und hier hakt es bei mir und Rosi: Rosi empfinde ich als enorm gewissenhaft, nachvollziehbar, ordentlich, irgendwie auch journalistisch, immer aber sehr beherrscht, sehr kontrolliert, weit entfernt von Unschärfen, Verschiebungen von Rhythmus und Perspektive, ohne impulsive Ausfälle, ohne Zufälle, ohne Begierde, ohne ein gesundes Maß an Sentiment, ohne Mut, sich seinen Figuren zu nähern (ich meine hier nicht solche Schlock-Kategorien wie "Identifikationspotenzial") sondern immer auf ängstlicher Distanz aus Angst vor den "Menschen" und ihrer Manipulierbarkeit, immer unbeirrbar auf sein Ziel hinarbeitend - und alles Unwägbare, alle Wahrheit, die im Ausrutscher, im Versprecher (des Regisseurs) oder im Nebulösen, Unklaren zu finden wäre, beharrlich außen vor haltend.

Manchmal wird Rosi auf Bressoneske Art spirituell, d. h. er verstrickt sich in etwas trashigen katholizistischen Subtexten, besonders bemerkenswert bei Lino Venturas Charakter in CADAVERI ECCELLENTI. Das ist dann interessant, weil sich plötzlich etwas Persönliches offenbart, doch das nimmt sich in der ungeheuren Kälte von Rosis Filmen auch noch unangenehm aus.

Den Text, den du da verlinkt hast, werde ich vielleicht demnächst einmal zur Brust nehmen - habe nach einigen Enttäuschungen bei Lektüre deiner Texte leider schon lange keinen Mut mehr gehabt, es wieder einmal zu versuchen und da du diesen Text besonders hervorhebst und ich selbstverständlich Interesse an italienischer Geschichte und Politik habe (noch mehr in diesem Moment allerdings daran, was Udo Rothenberg daran mit solch unnachgiebigem, bzw. schlicht obsessivem Drang umtreibt und warum ich davon in seinen Texten meist nichts finde und spüre. Und z. B. daran, ob er Ornella Muti oder doch eher Laura Antonelli scharf findet.) wie auch am italienischen Kino, wird er mein Neuversuch sein.

Andererseits wäre es sicherlich schön, wenn du, nach zwei oder drei Jahren ohne Lektüre irgendeines Textes von mir (du hast mir ja einst geschrieben, warum du Probleme mit meinen Texten hast - sei dir gewiß, dass es nicht "besser" sondern viel, viel schlimmer geworden ist und meine jüngeren Texte jede Klarheit und Nachvollziehbarkeit vermissen lassen und sich in esoterischen Assoziationseskapaden ergehen), dafür aber indirektes und sinnentstellendes Zitieren irgendwelcher  wurmstichiger, alter Postings, die zu 75 % aus angenervter Polemik bestehen dürften, wieder einmal etwas von mir lesen würdest (das Ende meiner OFDb-Karriere ist das Ende meiner Schreiberei gewesen), nur um vielleicht zu erkennen, dass ich vielleicht doch ein klein wenig mehr bin als nur ein grüner Knilch, dem das nötige Feingespür und die nötige Geduld fehlt, um sich auf Rosi einzulassen. Ich will dir deine Begeisterung nicht absprechen, Udo - auch wenn es vielleicht im ersten Moment danach klingen mag. Ich will nur nicht von dir aufgezeigt bekommen, warum ich deiner Einschätzung nach mir nicht gut genug überlegt habe, warum ich Francesco Rosis Filme nicht mag.  Ich mochte, nur so nebenbei bemerkt, auch SEDUTO ALLA DESTRO von Valerio Zurlini nicht - und das obwohl er seinen Diskurs mit all den Dingen führt, die ich mag - Ausrutscher, Unwägbarkeiten, Unschärfen, etc. pp - ich fand ihn trashig. Es geht also von beiden Seiten bei mir.
Du kannst mir widersprechen, aber so brauchst du mir nicht zu kommen:

Zitat von: Bretzelburger am 24 Januar 2011, 01:42:12
Deshalb greifen Kritiken wie "prätentiös" oder "artifiziell" bei diesem Film zu kurz (wie sie gerne von McKenzie gegenüber Rosis Filmen behauptet werden)

Wahrscheinlich war die Zeit, die ich in diesen Post investiert habe, sowieso Verschwendung, weil mir quasi der Kragen geplatzt ist. Von dir auch mal einen platzenden Kragen zu bekommen, das wäre mal was.

Fährst du dieses Jahr wieder zu Berlinale? Wenn ja, würde ich mich gerne dort persönlich mit dir batteln.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Mr. Vincent Vega

Hoffentlich wirst du bei diesem Battle dann ein kleines bisschen weniger forsch, um nicht zu sagen: frech, sein - denn irgendwie wirkt dein Tonfall schon arg unverhältnismäßig agressiv, lieber McKenzie, was besonders vor dem Hintergrund deiner etwas eitlen und zunehmend unironischeren Selbststilisierung zum filmischen Revolutionary, also quasi dem "Mann fürs Chaos, fürs Unstrukturierte, fürs Lose, fürs Halbfertige" (:icon_rolleyes:), irgendwie einen unangenehmen Beigeschmack bekommt. Mir kommt es manchmal so vor, als würdest du dich gar nicht mehr auf die Filme konzentrieren, sondern mehr darauf, wie du sie findest - Rezeption als Disposition. No offense.

pm.diebelshausen

Naja, muss ja mal zu McKenzies Verteidigung und seiner Aufgeregtheit sagen, dass ich mich auch sehr gewundert habe, warum es Bretzel in seinem kleinen Werbeposting nötig hat, einen Nebensatz in Klammern dafür zu nutzen, Jemandem so konkret ans Bein zu pissen. Empfand ich als völlig deplatziert und unnötig und bricht die ansonsten positive Motivation, den beworbenen Text zu schreiben, durch die Negativmotivation, McKenzie runterzuputzen. Die beiden haben ihre Geschichte, aber - schulterzuck - get over it.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Bretzelburger

Ich gebe zu - ich bin überrascht. Ich hätte gar nicht gedacht, dass Christoph auf diese popelige Bemerkung überhaupt reagiert, nachdem er weder auf meine Antwort in meinem Blog, noch auf eine schon vor einem Jahr gestellte Frage reagiert hatte. So ein dolles "ans Bein pissen" hatte ich hinter meiner Bemerkung, die ja nur eine frühere Diskussion nochmals zitierte, gar nicht vorgehabt. Es war ja nicht einmal eine Provokation, da ich weder übertrieben hatte, noch etwas falsches behauptete.

Mir ging es schlicht darum, hinter Rosis sicherlich sehr korrektem, disziplinierten Stil auch den Wagemut zeigen zu wollen. Es ging mir um den Mord an dem Journalisten, der für ihn beim Drehbuch mitarbeitete, und der verdeutlicht, dass Rosis sehr ausgewogener, seriöser Stil als Gefahr angesehen wurde, vielleicht mehr, als ein künstlerisch mutigerer, im Detail sogar konkreterer Stil, der oft den Nachteil hat, nur Diejenigen zu erreichen, die sowieso schon mit dem Regisseur konform gehen.

Überhaupt verstehe ich den ganzen Angriff und die Vorstellung eines "Battle" nicht, da in mir keine Ressentiments gegenüber McKenzie schlummern, dessen Stil und Engagement ich immer bereichernd fand. Ich lese deshalb auch nach wie vor seine Kritiken - und zwar in seinem Blog. Mein Italo - Blog wäre deutlich eingeschränkter und weniger umfassend, wenn ich durch Christoph nicht auf wesentliche Bereiche des Italo-Films aufmerksam gemacht worden wäre, die mir bis dahin völlig unbekannt waren. Das mein Stil, Filme zu besprechen, völlig anders ist, vielleicht auch weniger emotional und aufwühlend, steht gar nicht zur Diskussion - viel mehr frage ich mich, wo das Problem liegt? - Gerade sein Blog - in Zusammenarbeit mit den anderen Autoren - ist ja signifikant für die Freiheit, die jedem Einzelnen in seiner Ausdrucks- und Meinungsfreiheit gewährt wird. Das sie untereinander größere Schnittmengen haben, als zu mir 50jährigem, liegt in der Natur der Sache, nur ist mein Stil nicht weniger authentisch als Mckenzies, geprägt von einer bildungsbürgerlichen Erziehung in den 60er und 70er Jahren, weshalb ich die ganze Aufregung zwar nicht verstehe, sie aber allemal spannender finde, als das sonstige Nichts hier.

pm.diebelshausen

Zitat von: Bretzelburger am 24 Januar 2011, 13:01:00
Ich gebe zu - ich bin überrascht. Ich hätte gar nicht gedacht, dass Christoph auf diese popelige Bemerkung überhaupt reagiert, nachdem er weder auf meine Antwort in meinem Blog, noch auf eine schon vor einem Jahr gestellte Frage reagiert hatte. So ein dolles "ans Bein pissen" hatte ich hinter meiner Bemerkung, die ja nur eine frühere Diskussion nochmals zitierte, gar nicht vorgehabt. Es war ja nicht einmal eine Provokation, da ich weder übertrieben hatte, noch etwas falsches behauptete.

Mir ging es schlicht darum, hinter Rosis sicherlich sehr korrektem, disziplinierten Stil auch den Wagemut zeigen zu wollen. Es ging mir um den Mord an dem Journalisten [...]

Für mich als Bretzel-McKenzie-Italo-Außenstehendem, den Deine Ankündigung zu Deinem neuen Text echt neugierig gemacht hat, passte halt dieser Satz zu McKenzie so gar nicht. Oder anders gesagt: wenn Du den einen Namen so explizit nennst (hättest ihn ja auch weglassen können, ohne dass Deine Argumentation bezüglich der zu kurz greifenden Rosi-Kritiken irgendetwas verloren hätte!), dann geht es Dir anscheinend neben den von Dir genannten Dingen doch offenbar auch um McKenzie. Warum tippst Du also eine, wie Du sagst, "popelige Bemerkung" in einen ansonsten schönen, engagierten und neugierig machenden "Werbetext" und zeigst Dich danach überrascht, wenn sich Leute bezüglich eben dieser Bemerkung doch sehr wundern? Ohne Eure sonstigen Diskussionen sonderlich zu kennen, überrascht es mich keineswegs, dass McKenzie darauf eingeht und das etwas ungehalten - sagte er ja auch selbst.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Bretzelburger

Nun ja, prinzipiell hast du recht, aber in diesem Fall habe ich nur McKenzies frühere Worte wiederholt, welche zugegebenermaßen lange zurückliegen und nicht exakt diesen Film betrafen, und dann neigt McKenzie ja persönlich auch eher zur großen Keule als zum Streichholz. Ich habe mich deshalb ihm gegenüber weniger eingeschränkt.

McKenzie

26 Januar 2011, 02:53:02 #1636 Letzte Bearbeitung: 26 Januar 2011, 10:50:57 von McKenzie
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 24 Januar 2011, 07:43:03
Hoffentlich wirst du bei diesem Battle dann ein kleines bisschen weniger forsch, um nicht zu sagen: frech, sein

Hör mal wer da sticht (aka "Look who's talking!")! :pidu:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 24 Januar 2011, 07:43:03
denn irgendwie wirkt dein Tonfall schon arg unverhältnismäßig agressiv, lieber McKenzie, was besonders vor dem Hintergrund deiner etwas eitlen und zunehmend unironischeren Selbststilisierung zum filmischen Revolutionary, also quasi dem "Mann fürs Chaos, fürs Unstrukturierte, fürs Lose, fürs Halbfertige" (:icon_rolleyes:), irgendwie einen unangenehmen Beigeschmack bekommt.

Das ist dein persönlicher Eindruck, bitte sehr. Ich bin nicht eitel sondern geschädigt von jahrelangen Attacken (u. a. von dir), die in mir einen misstrauisch-aggressiven Verteidigungsreflex gefestigt haben, dem ich ganz besonders dann anheim falle, wenn ich, wie im vorliegenden Fall, hinter Kritik an meinen Äußerungen, bildungsbürgerliches Naserümpfen wittere. Dabei bin ich leider paranoid, keine Frage. Aber vieles davon spielt sich auch jenseits dieses Forums ab, vieles, was meine Feindseligkeit gegenüber dieser Haltung (die ich Udo vielleicht auch zu unrecht unterjuble, wer weiß?) über längere Zeit wachsen hat lassen. Konsens ist der Anfang der Normierung und die Normierung ist der Anfang des Faschismus. Zu extrem formuliert? Vielleicht. Aber so empfinde ich das nicht selten.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 24 Januar 2011, 07:43:03
Mir kommt es manchmal so vor, als würdest du dich gar nicht mehr auf die Filme konzentrieren, sondern mehr darauf, wie du sie findest - Rezeption als Disposition. No offense.

Darüber zu anderer Zeit an einem anderen Ort mehr (auch wenn ich gerade dir meine intimsten cinemenschlichen Geheimnisse eigentlich wahrlich oft genug offenbart habe), aber: Anders geht das meines Erachtens gar nicht. Filme entstehen nun einmal zweimal: Zum ersten Mal in der Produktion, zum zweiten Mal in der Rezeption. Leider drehe ich derzeit noch keine Filme, sonst ginge es mir vielleicht mehr um Filme. So bin ich unglücklicherweise dazu verdammt, alle Energie in die Rezeption zu investieren, denn nur in dieser kann sich mein Verhältnis zum Film offenbaren. Ich dachte, das wäre bei dir auch so. Wenn es bei dir aber eher um Film geht und du daher mit einer Kamera durch die Gegend läufst oder dich statt in eine Decke zum Schlafen in Filmmaterial einwickelst, sei dir das ja gegönnt. Bei mir spielt sich das eben eher innerlich ab. Film ist für mich eben Rezeption. Sorry. Film als Produktion ist aber sicherlich auch dufte.

Zitat von: Bretzelburger am 24 Januar 2011, 13:01:00
Ich gebe zu - ich bin überrascht. Ich hätte gar nicht gedacht, dass Christoph auf diese popelige Bemerkung überhaupt reagiert, nachdem er weder auf meine Antwort in meinem Blog, noch auf eine schon vor einem Jahr gestellte Frage reagiert hatte.

Das glaube ich dir nicht.  :icon_twisted:

Zitat von: Bretzelburger am 24 Januar 2011, 13:01:00
So ein dolles "ans Bein pissen" hatte ich hinter meiner Bemerkung, die ja nur eine frühere Diskussion nochmals zitierte, gar nicht vorgehabt. Es war ja nicht einmal eine Provokation, da ich weder übertrieben hatte, noch etwas falsches behauptete.

Das auch nicht. Du implizierst ja schließlich, meine "Kritik" (die keine wahr, nur ein bischen angenervtes Gesabber zu einem Regisseur, der mir am A**** vorbei geht) greife zu kurz und du weißt, dass ich hier immer noch das Meiste mitverfolge, wenn auch passiv.
Darüber hinaus übertreibst du vielleicht nicht, reißt aber wohl zwei Adjektive einfach aus einem Zusammenhang, den du wesentlich ernster genommen hast als ich. "Prätentiös" hat bei mir sowieso eine eigene Bedeutung und "artifiziell" ist kein Schimpfwort (und das Rosi artifiziell ist, daran ändern auch seine "realen" Themen nichts - die räumliche Stilisierung der finalen Szenen von CADAVERI ECCELLENTI ist doch wohl mal total prätentiös artifiziell, fast so extrem wie auch bei deinem geliebten Visconti. Ich mag Derartiges auch tendenziell und greife in diesem Zusammenhang oft zu dem Wort "Schangel".  :icon_mrgreen:). Trotzdem werde ich das aus deinem Mund nicht akzeptieren, da du ein Intentionalist bist und all deine mir bekannten Texte (und da kommt schon einiges zusammen) immer auteuristisch argumentieren. Ich habe keinen Bedarf und verspüre keine Verpflichtung, nachzuprüfen, ob das, was ich Rosi "unterstelle", der Wahrheit entspricht oder zu erklären, warum ich so empfinde. Es könnte auch alles die Schuld des Kameramannes oder des Tonmischers sein. Take it or leave it.

Zitat von: Bretzelburger am 24 Januar 2011, 13:01:00
Mir ging es schlicht darum, hinter Rosis sicherlich sehr korrektem, disziplinierten Stil auch den Wagemut zeigen zu wollen.

Ist ja in Ordnung und völlig legitim. Mir ist schon klar, dass Rosi mit seinen Filmen etwas riskiert hat. Trotzdem: Siehe oben. Leider bist du ja nicht eingegangen auf das, was ich nochmal und schon wieder zu Rosi geschrieben habe - die Gründe, warum er mir nichts gibt. Bei aller Nüchternheit und Klarheit seines Stils ist er m. E. nicht offen, nicht souverän genug, offen zu sein, ist er anmaßend in seiner Pedanterie und seiner Erklärungswütigkeit, die trotz der Wortkargheit seinen mit bedeutungsvollen Gesten überladenen Filmen innewohnt.

Zitat von: Bretzelburger am 24 Januar 2011, 13:01:00
Es ging mir um den Mord an dem Journalisten, der für ihn beim Drehbuch mitarbeitete, und der verdeutlicht, dass Rosis sehr ausgewogener, seriöser Stil als Gefahr angesehen wurde, vielleicht mehr, als ein künstlerisch mutigerer, im Detail sogar konkreterer Stil, der oft den Nachteil hat, nur Diejenigen zu erreichen, die sowieso schon mit dem Regisseur konform gehen.

Alles ohne jeden Zweifel sehr interessant, Udo (wirklich) - aber vielleicht gehört das eher in umfangreichere Essays in ein zukünftiges Buch über das politische italienische Kino (du beklagst schließlich selbst ständig den Mangel an entsprechender deutscher Sekundärliteratur), das du dringend schreiben solltest, statt im Rahmen einzelner Filmtexte den Guido Knopp (und diesen Beigeschmack hat das durchaus) zu geben und dich mit aufklärerischem Gestus als Volker Schlöndorff der Online-Filmkritik zu profilieren.
Das der kalte und auch humorlose Stil Rosis und seine Differenziertheit als gefährlicher empfunden wurden als Elio Petris Surrealismen oder Damianis aufpeitschende Sarkasmen, verwundert nicht. Es besteht ja nicht mehr der "abmildernde" Unterhaltungsfaktor (die "Gefahr" der Unterhaltung, siehe auch youtube.com/watch?v=4BXEG6AznuM ) und aus der informativen Tristesse könnte sich den Leuten plötzlich die Wahrheit offenbaren. Die Filmdienst-Logik.

"Ausgewogen" ist Rosi in meinen Augen überhaupt nicht. Ich kann keine wesentlichen ideologischen / politischen Unterschiede zwischen ihm und Damiani / Petri erkennen, nur dass er selbst zu glauben scheint, seine Filme seien neutraler und würden ohne Knalleffekt analytisch die Strukturen von Korruption und Machtgefügen offen legen - im Endeffekt ist er aber genauso verbissen und links wie die anderen beiden auch, dabei aber wesentlich penetranter, stock-im-arschiger, bürgerlicher und unpersönlicher. Er scheint mir vorstellbar, dass er auch einer von denen war, die Petris ARBEITERKLASSE als zu plakativ und laut kritisiert haben.

Jedenfalls erreicht Rosi heute auch nur diejenigen, die mit ihm konform gehen. Also beispielsweise Leute wie dich. Ich bezweifle, dass das jemals anders war und das Rosis Filme jemals von einem anderen Publikum als einem bürgerlichen wirklich gesehen wurden. Das bürgerliche Publikum, dass sich auch so sehr für die Probleme des kleinen Mannes interessiert und dafür gerne in die Kinemathek pilgert.

Zitat von: Bretzelburger am 24 Januar 2011, 13:01:00
Überhaupt verstehe ich den ganzen Angriff und die Vorstellung eines "Battle" nicht, da in mir keine Ressentiments gegenüber McKenzie schlummern, dessen Stil und Engagement ich immer bereichernd fand.

Aha.

Zitat von: Bretzelburger am 24 Januar 2011, 13:01:00
Ich lese deshalb auch nach wie vor seine Kritiken - und zwar in seinem Blog. Mein Italo - Blog wäre deutlich eingeschränkter und weniger umfassend, wenn ich durch Christoph nicht auf wesentliche Bereiche des Italo-Films aufmerksam gemacht worden wäre, die mir bis dahin völlig unbekannt waren.

Das ist mir neu und klingt zunächst irgendwo auch schmeichelhaft. Davon wäre ich allerdings nicht ausgegangen, nachdem du mir einst erklärt hast, warum dich meine Texte nicht ansprechen. Ich bin daher davon ausgegangen, dass du von mir keine Texte mehr liest, u. a. auch, da du ja, ähnlich wie Rajko, nicht zu Filmen zu lesen pflegst, die du noch nicht kennst. Übrigens auch keine Haltung, die ich ernstlich nachvollziehen kann, aber gut. Mir ging es bei dieser Anmerkung vor allem darum, dass es vielleicht nicht verkehrt wäre, wenn du ungefähr darüber im Bilde wärest, von wem du hier eigentlich angegriffen wirst.

Zitat von: Bretzelburger am 24 Januar 2011, 13:01:00
Das mein Stil, Filme zu besprechen, völlig anders ist, vielleicht auch weniger emotional und aufwühlend, steht gar nicht zur Diskussion - viel mehr frage ich mich, wo das Problem liegt?

Für mich in deiner Attitüde.

Zitat von: Bretzelburger am 24 Januar 2011, 13:01:00
- Gerade sein Blog - in Zusammenarbeit mit den anderen Autoren - ist ja signifikant für die Freiheit, die jedem Einzelnen in seiner Ausdrucks- und Meinungsfreiheit gewährt wird. Das sie untereinander größere Schnittmengen haben, als zu mir 50jährigem, liegt in der Natur der Sache, nur ist mein Stil nicht weniger authentisch als Mckenzies, geprägt von einer bildungsbürgerlichen Erziehung in den 60er und 70er Jahren, weshalb ich die ganze Aufregung zwar nicht verstehe, sie aber allemal spannender finde, als das sonstige Nichts hier.

Das ist doch mal eine Ansage. Leider wird sie das Generationengefälle und meinen Kampf gegen den über 50jährigen Muff unter den Cine-Talaren nicht aufhalten, aber es ist zumindest eine ehrliche Ansage. Ich kann nicht behaupten, dass ich deinen Stil spannend finde, da er für mich nur Rezeptionsansätze, Geschmacksuniformitäten und Qualitätsvorstellungen bestätigt, die ich an der Filmkritik der alten Schule pausenlos kritisiere, aber unsere Auseinandersetzung ist vielleicht schon spannend, auch wenn sie mich selbst schon ähnlich ermüdet wie ein Rosi-Film.

Abschließend, alter Mann, möchte ich dennoch fragen, ob du dir

Zitat von: Bretzelburger am 24 Januar 2011, 13:01:00
Das sie untereinander größere Schnittmengen haben, als zu mir 50jährigem, liegt in der Natur der Sache

diese Bemerkung gut überlegt hast oder damit nur auf die Tatsache anspielst, dass unser Blog aus einem Freundeskreis entstanden ist. Ich wittere da schon wieder so ein "neue Generation, neuer Geschmack", womit ich mich hoffentlich auf dem Holzweg befinde.

Um meine Gemeinheit von eben noch einmal konkreter und "künstlerischer" zu formulieren: Für mich bist du Opas Filmkritik, Udo - und eine kleine Nouvelle Vague täte dir echt mal richtig gut. Ein Wink mit dem Zaunpfahl, aber einen solchen haben die "Cahiers"-Leute ja auch an altgediente Regisseure wie Clouzot oder Delannoy ausgeteilt. Clouzot versuchte daraufhin, die Ultrakunst mit L'ENFER zu offenbaren, verschied dabei aber leider. Da wünsche ich mir natürlich nicht, aber Bretzelburgers LA CIEL wäre schon dufte.

Zitat von: Bretzelburger am 24 Januar 2011, 21:07:21
...und dann neigt McKenzie ja persönlich auch eher zur großen Keule als zum Streichholz. Ich habe mich deshalb ihm gegenüber weniger eingeschränkt.

:algoschaf: :pidu:


ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Chili Palmer


Ey, ich will den pissenden Affen wiederhaben!  :icon_mrgreen:
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

McKenzie

26 Januar 2011, 03:08:45 #1638 Letzte Bearbeitung: 26 Januar 2011, 03:10:50 von McKenzie
Zitat von: Chili Palmer am 26 Januar 2011, 03:00:55

Ey, ich will den pissenden Affen wiederhaben!  :icon_mrgreen:


Ich hab ihn rauseditiert um zu signalisieren, dass ich doch nicht SO angepisst war, wie es oben vielleicht klang. Allerdings generell schon - und so. :piss:

Btw, most insignificant comment of the year, Chili.  :algo:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Chili Palmer

26 Januar 2011, 03:12:06 #1639 Letzte Bearbeitung: 26 Januar 2011, 03:17:08 von Chili Palmer

Ah, okay. Hatte den Eindruck, du wolltest Opa letztlich doch ein wenig schonen.

Und "insignificant" war da gar nix. Deine Haltung kann man doch ganz grob auf "es muss mehr Wagemut und Wahn in Filmen belohnt werden, solche Faktoren müssen endlich Einzug halten ins Lexikon filmischer Rezeption bildungsbürgerlicher Sauertöpfe" runterbrechen. Und der Affe sollte mit seiner rüden Herumpinkelei nun dem armen Guido Bretzelknopp zeigen, woran es deiner Ansicht nach bei ihm mangelt. So hatte ich das verstanden. Und den Rückzieher fand ich dann dementsprechend inkonsequent.

Signifikant genug?
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Mr. Vincent Vega

Alter Schalter, McKenzie. Sarah K. ist ja nichts gegen dich. Ich hoffe jemand wird dir dein vorlautes Mäulchen noch mal irgendwann gehörig stopfen, und zwar nicht in deinem Sinne. ;)

Zitatund dich mit aufklärerischem Gestus als Volker Schlöndorff der Online-Filmkritik zu profilieren

:icon_lol:

Bretzelburger

Ich fasse mal zusammen, weil ich a) zu bequem bin, einzeln zu zitieren, b) mich halbwegs kurz fassen will und c) weder den pissenden Affen, noch die anderen Zeichen zurück haben will (Opa eben). Zuerst mal - auch wenn ich verstehe, dass du überall den Angriff witterst - ich hatte nicht vor, dergleichen bei dir zu machen. Meine damalige Aussage (zwar nur halb so alt, wie von dir zu Rosi), dass ich deine Texte nicht lese, war auch nur ein Reflex auf damaliges "Battle"-Getümmel, denn ich bin natürlich tief in mir nicht weniger paranoid. Meine andere Aussage, dass ich keine Texte zu Filmen lese, die ich noch nicht gesehen habe, gilt nur aktuellen Filmen, die ich vorhabe zu sehen, ist also kein grundsätzlicher Affront. Ich will nur in meiner Meinung möglichst unbeeinflusst bleiben. Umgekehrt haben mich interessante Reviews schon häufig dazu gebracht, mich bestimmten Regisseure und deren Filmen zu widmen.

Nochmal zu Rosi - auch das habe ich schon häufig erwähnt - ich schätze ihn sehr, aber ich liebe andere deutlich mehr (Damiani, Petri, skurrilerweise Pietrangeli, um nur ein paar italienische zu nennen, sicher auch Visconti, wie von dir erwähnt). Aber mehr noch als Regisseure, liebe ich Filme, manchmal welche, von deren Regisseuren ich noch nie etwas gehört habe. Ich will das hier nicht weiter ausführen, sondern nur damit sagen - mich stört es nicht, wenn du Rosi kritisierst - du kennst ihn wenigstens und hast eine Meinung zu ihm, womit du dich schon im Promille-Bereich befindest. Das er eine klare Meinung hatte, letztlich auch Niemanden erreichte, der nicht sowieso seiner Meinung war (und ist) und schon damals mit "Il caso mattei" nur Wenige erreichte, steht so auch wörtlich in meiner Kritik. Deshalb - so blöd es klingt - habe ich diese Bemerkung gemacht oben. Es war eigentlich nur ein doofer Spruch von mir...

Und damit komme ich zum Eigentlichen - zur "Opa"-Kritik. Es mag blöd klingen und könnte von dir wieder Richtung bürgerlichem Gruppendenken angesehen werden (wie du mir zu Unrecht unterstellst), aber das fasse ich quasi als Lob auf (ich weiß, dass es von dir nicht so gemeint war). Es stimmt, am liebsten schriebe ich irgendeinen langweiligen Wälzer über die ganzen politischen Verflechtungen Italiens nach dem Krieg und deren Widerhall im Film, aber ich weiß natürlich, dass das Niemanden interessiert. Mein Blog läuft bei mir unter "persönlicher Freiheit" und hegt keinen Anspruch auf Modernität oder große Zuspruchszahlen (über kleine freue ich mich aber schon). Den "Guido Knopp"-Vergleich mag ich natürlich nicht, aber nur, weil ich dessen Ruf kenne und daher weiß, wie er arbeitet - angesehen habe ich mir seine "Dokumentarfilme" noch nie. Der Einfluss auf mich geschah also nicht konkret. Andererseits kenne ich im Net, außer vielleicht die speziellen Filmseiten, die sich aber hauptsächlich dem modernen Film widmen, kaum Jemanden, der sich wirklich intensiv mit einer bestimmten Film-Thematik auseinander setzt. Deshalb sehe ich auch keinen Grund für eine "nouvelle vague", weil das dem ständigen Prinzip des Internet entspricht - ich bin deshalb gerne altmodisch.

Entscheidend aber ist doch sowieso der enorme Unterschied zwischen geschriebenem Wort und gesagten. An anderer Stelle im Forum gab es schon häufig diese Diskussion, dass man die hier niedergeschriebenen Zeilen wesentlich besser einschätzen kann, wenn man den Verfasser persönlich kennt. Ich führe ja fast täglich Diskussionen über Filme (leider allerdings nur über die aktuellen) und zwar fast ausschließlich mit Vertretern jüngerer Generationen. Die mögen ein moderneres Vokabular haben, aber engagiertere und fanatischere Filmseher sind sie nicht. Im Gegenteil spürt man nur selten so etwas wie echte Begeisterung, die einer individuellen Haltung entspricht - das erlebe ich am ehesten mit meinen Kindern. Dass ist aber keine Kritik an deiner Generation - Gesprächspartner in meiner Generation finde ich noch wesentlich seltener. Was ich damit sagen will ist, dass ich - wenn ich mich an manche Diskussionen nach einer Sneak z.B. erinnere - immer Derjenige bin, der sich - zumindest manchmal, oft sind die Filme nicht der Rede wert - wie Rumpelstilzchen aufregt oder vor Begeisterung in die Knie geht. Die Jüngeren sind da oft viel gemäßigter und ruhiger - war ja schließlich nur ein Film. Alt fühle ich mich in solchen Momenten nicht.

Und damit komme ich zu dir. Ich bin ernsthaft froh, dass ich jemanden wie dich hier kennengelernt habe. Jemanden, dem ich es zu verdanken habe, Filme, ja ganze Filmbereiche erst erfahren zu haben. Ich bin froh, dass es so bekloppte Filmfreaks wie dich (und glücklicherweise noch ein paar Andere hier, aber ich spreche gerade mit Christoph) gibt ( und deine Kumpanen, in eurem Blog), denn Opa, nouvelle vague, Bildungsbürgertum, Stock im Arsch hin oder her - ihr seit mir viel näher als Irgendjemand sonst in den "vor Internet-Jahrzehnten". Ich hoffe, dass du darin nicht wieder eine Anspielung negativer Art erkennst, denn ich meine es ernst.

Vince

Was ne Diskussion. Da kriegt man ja fast wieder Bock, selbst wieder aktiver zu werden.  ;)

Fastmachine

Auf welcher Seite?

Bzw. wie alt fühlst du dich?  ;)
Ich mag keine Filme; die verblöden nur. (Alfons d. Ä.)

Vince

Zitat von: Fastmachine am 26 Januar 2011, 17:44:37
Auf welcher Seite?

Bzw. wie alt fühlst du dich?  ;)

Filmdiskussionstechnisch eigentlich schon zu alt und eingerostet, um mit den Kenzie-Gehirnknoten mitzuhalten, aber hey, man sollte es wenigstens versucht haben. ;)

Mr. Hankey

Nachdem ich mir gerade Rajkos Verriss zu "Hereafter" durchgelesen habe, habe ich mir nun endlich auch mal Deine Kritik dazu durchgelesen (hatte ich bisher noch nicht geschafft) und nun gerade darauf gespannt. Rajkos Kritik gibt ehrlich gesagt fast wieder, was ich, trotz Eastwood, bei der Thematik "Leben nach dem Tod" befürchten würde. Deine Kritik macht aber doch unglaublich Mut, dass dem nicht so sein wird und das Eastwood selbst diese Thematik perfekt umzusetzen weiß. Bin mal gespannt. Nächste Woche gehts da rein. :D

BTW: Wirds von Dir auch noch ne Kritik zu "Love and other Drugs" geben? (Die Frage geht auch an Rajko)
Ofdb-Filmsammlung
Aus visueller Sicht, das vielleicht beste BD-Erlebnis ever: Klick

Mr. Vincent Vega


Bretzelburger

Warum auch? - ist doch nicht nötig.

Mr. Hankey

Zitat von: Bretzelburger am 30 Januar 2011, 11:08:42
Warum auch? - ist doch nicht nötig.
Stimmt! Die aktuelle Ofdb-Kritik von DJIrgendwas kann man ja auch kaum noch toppen...
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Crumby Crumb & the Cunty Bunch

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 30 Januar 2011, 08:15:03
Zitat von: Mr. Hankey am 28 Januar 2011, 22:13:24(Die Frage geht auch an Rajko)

Niemals.

Das wäre jetzt die Stelle gewesen, an der Du bei mir Punkte gut machst, in dem Du auf meine Kritik hinweist, die alle Deine möglichen Worte redundant erscheinen lassen würde.
'Are you talkin' to me? You talkin' to me?' - Raging Bull, Pacino. Love that movie!

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