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Autoren-Thread: McKenzie

Begonnen von McKenzie, 17 Februar 2007, 17:27:29

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McKenzie

4 Juni 2008, 23:23:23 #630 Letzte Bearbeitung: 5 Juni 2008, 00:13:08 von McKenzie
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ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Chili Palmer


Das ist doch jetzt nicht wahr, oder? Trügen mich meine Augen? McKenzie sprachlos?

Vince, das rahmen wir uns ein! Wir haben etwas vollbracht, was noch niemandem auf diesem Planeten gelungen ist.

Und das bei 22 Uhr, 23 Minuten und 23 Sekunden Ortszeit! Fast schon illuminatisch!

:LOL:
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Mr. Vincent Vega

DREAMCATCHER ist schon sehr übel, aber er hat seine Momente, seine alltime-Gags (ist der gay?) und auch einen gewissen Trash-Appeal, nur: Wenn man bedenkt, dass der von Lawrence Kasdan ist, dann geht das so eigentlich alles mal gar nicht.

McKenzie

Zitat von: Mr. Vincent Vega am  5 Juni 2008, 02:22:45
DREAMCATCHER ist schon sehr übel, aber er hat seine Momente, seine alltime-Gags (ist der gay?) und auch einen gewissen Trash-Appeal, nur: Wenn man bedenkt, dass der von Lawrence Kasdan ist, dann geht das so eigentlich alles mal gar nicht.

Warum denn nicht? Hat der nicht auch mit Steven Spielberg gearbeitet?  ;) :icon_twisted:

Im übrigen **... ach, lassen wir das, heute nicht mehr. *

* Heute zum dritten Mal "Psycho" gesehen - Herr, dieser Film ist so hemmungslos überschätzt, das macht mich tatsächlich beinahe sprachlos. Von 9/10 auf 8/10 abgerutscht.

** Rajko, du hattest Erfolg. Auch wenn ich "Once upon a Time in America" sehr mochte, irgendwie fand ich den doch ein klein wenig zu... misogyn. Ich hasse dich, warum musst du mich kontaminieren?  :icon_lol:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Mr. Vincent Vega

Kasdan ist großartig, da kommst du auch noch hinter. :icon_cool:

Und wie kann DIR denn etwas ZU misogyn sein? ;)

Vor allem, wenn es um Leone geht. DEM Regisseur unter den Regisseuren. :icon_lol:

Crumby Crumb & the Cunty Bunch

Und wie kann einem das jetzt erst auffallen, Leone arbeitet in der Beziehung ja nicht grade unterschwellig...
'Are you talkin' to me? You talkin' to me?' - Raging Bull, Pacino. Love that movie!

Mr. Vincent Vega

Kenzie hat den Film aller Filme von dem Regisseur aller Regisseure ja gerade erst das erste Mal gesehen. Obwohl es sich afaik um einen seiner langjährigen Lieblingsregisseure handelt. :icon_lol:

Crumby Crumb & the Cunty Bunch

Ja, ne?! Schon klar...:rofl:
'Are you talkin' to me? You talkin' to me?' - Raging Bull, Pacino. Love that movie!

McKenzie

5 Juni 2008, 13:40:17 #638 Letzte Bearbeitung: 5 Juni 2008, 13:46:27 von McKenzie
Zitat von: Mr. Vincent Vega am  5 Juni 2008, 12:58:23
Kasdan ist großartig, da kommst du auch noch hinter. :icon_cool:

Aber hat der nicht für Steven Spiel... Ach, egal.  :icon_twisted: Jaja, "Wyatt Earp", "French Kiss", "Bodyguard" - alles "großartige" Filme...  :icon_cool:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am  5 Juni 2008, 12:58:23
Und wie kann DIR denn etwas ZU misogyn sein? ;)

Stimmt eigentlich, wo ich mir doch quasi täglich auf "Die Rache des Paten" einen *****hole und dabei an dich denke.

Zitat von: Der Crumb am  5 Juni 2008, 13:11:04
Und wie kann einem das jetzt erst auffallen, Leone arbeitet in der Beziehung ja nicht grade unterschwellig...

Ich empfinde das nur bei AMERICA so...

Zitat von: Mr. Vincent Vega am  5 Juni 2008, 13:16:57
Obwohl es sich afaik um einen seiner langjährigen Lieblingsregisseure handelt. :icon_lol:

... denn ich sollte vielleicht noch kurz konkreter werden: Frauenfeindlich oder -verachtend ist vielleicht etwas übertrieben, ich würde es eher "abwertend" nennen in dem Sinne, das mit der Figur der Deborah tatsächlich sehr ungerecht bzw. undankbar verfahren wird im Anschluss an die Vergewaltigung  durch Noodles, das sie im Endeffekt vom Drehbuch abserviert wird und das Verhalten von Noodles keine moralische "Verdammung" erfährt (ja, ich bin Moralist, ich gestehe) und ebenso wenig ihr im Anschluss ein wenig Raum vom Drehbuch gewährt wird - die spätere Sequenz in ihrer Garderobe mit Noodles reicht in meinen Augen nicht aus. Das hat mich tatsächlich getroffen und mir zu denken gegeben, lässt sich m. E. auch nicht durch die Behauptung, der Film würde sich nur auf Noodles alleine als Charakter fixieren und seine Perspektive wiedergeben, aus der Welt räumen. Den Charakter von Tuesday Weld hingegen fand ich überhaupt nicht anstößig (und der ist es ja vermutlich, der dir so aufstößt), es sei denn, man gehört zu den Menschen (und dazu gehörst du sicherlich), die schon das Klischee von der Hure mit dem goldenen Herzen abstößt. Im Endeffekt ist sie in diesem Milieu eine naheliegende Frauenfigur, so etwas wie die weltgewandte aber immer noch unreife Variante von Fassbinders "Martha" die sich die Erniedrigung zwar gefallen lässt, sich aber gleichzeitig vollkommen freiwillig und auch eigennützig mit den Umständen, in denen sie lebt, arrangiert.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am  5 Juni 2008, 13:16:57
Kenzie hat den Film aller Filme von dem Regisseur aller Regisseure ja gerade erst das erste Mal gesehen.

Zitat von: Der Crumb am  5 Juni 2008, 13:32:31
Ja, ne?! Schon klar...:rofl:

Leone ist nicht mein Lieblingsregisseur - aber "Spiel mir das Lied vom Tod" der Film, den ich immer dann nenne, wenn mich Menschen, die nicht wissen, was diese Frage für einen Cineasten bedeutet, nach meinem Lieblingsfilm fragen. Also der Film aller Filme, ja.  :king:
Und ich vertrete nach wie vor die Meinung, das er fast schon pro-emanzipatorisch ist.  :icon_cool:

Im übrigen halte ich Hitchcock immer noch (bzw. seit der Dritt-Sichtung von "Psycho" gestern noch mehr) für tendenziell chauvinistisch, aber das ist ja mein Bier, nicht wahr?
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Chili Palmer


Heilige und Hure, das ist so'n Katholikending, weißte.  :icon_mrgreen:
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

McKenzie

Zitat von: Chili Palmer am  5 Juni 2008, 13:46:09

Heilige und Hure, das ist so'n Katholikending, weißte.  :icon_mrgreen:

Irgendwoher muss es ja kommen bei Freund Rajko. Ich kann damit, je nach dem, doch noch d'accord gehen.  :icon_mrgreen:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Mr. Vincent Vega

Zitat von: McKenzie am  5 Juni 2008, 13:40:17
Den Charakter von Tuesday Weld hingegen fand ich überhaupt nicht anstößig (und der ist es ja vermutlich, der dir so aufstößt)

Falsch. Dreh- und Angelpunkt ist auch bei mir die von dir beschriebene Figur, die aber nur bezeichnend ist für Leones generellen Umgang mit Frauen. Alles weitere siehe Fastmachines Thread, zum Thema habe ich mich nunmehr wirklich erschöpfend geäußert.

Und Hitchcock ist nach heutigen Gender-Kategorien sicher als chauvinistisch einzuordnen, aber du scheinst gerne zu verkennen, dass der Mann einige Jahrzehnte vor Leone zu arbeiten angefangen hat und mitunter jenes Frauenbild bediente, das zu Zeiten Leones längst als überholt galt, was ihn nicht daran gehindert hat, es zu reproduzieren. Leone war ja auch unfähig, anders als seine großartigen Regie-Landsmänner vor ihm, die misogyne Erziehung und Sozialisierung mal zu reflektieren. Vielleicht hätte er einmal "Otto e Mezzo" schauen sollen. Im Übrigen war Hitchcock meines Erachtens niemand, der Frauen gehasst, sondern sie nicht verstanden hat. Das machte er zum Gegenstand vieler seiner Filme, teils fragend, selbstreflexiv und psychologisch komplex (an VERTIGO könnte ein Sozialwissenschaftler gut und gerne mehrere Semester arbeiten), und schon das unterscheidet ihn von Leone, der immer und immer wieder ein reduziertes Frauenbild entwarf, das von Aversion bestimmt war.

PSYCHO solltest du vielleicht künftig meiden, du scheinst ihn von Mal zu Mal weniger zu verstehen. :icon_twisted: :icon_mrgreen:

Hedning

Zu Franco/D'Amato:

Beide haben ja eine unüberschaubare Filmographie hinterlassen, wobei D'Amato aufgrund dreier wirklich beunruhigender und auf jeglichen befriedigenden moralischen Ausgleich verzichtender Horrorfilme - Buio Omega, Anthropophagus und Rosso Sangue - bei mir etwas höher im Kurs steht als Franco. Franco hatte das große Glück, eine Schauspielerin wie Soledad Miranda zur Verfügung zu haben, und irgendwie scheint ihm das schon Substanz genug für Filme wie Vampyros lesbos, Sie tötete in Ekstase oder Eugenie de Sade zu sein. Ich habe gerade bei diesen Filmen den Eindruck einer gewissen Hilflosigkeit oder Willenlosigkeit, mit dem der Regisseur seinen zweifellos ansprechenden Motiven gegenübersteht. Jess Franco ist für mich zumindest bei diesen Filmen jemand, der sich den Eindrücken in passiver Bewunderung hingibt und keinen konsequent gestaltenden Zugriff auf sie findet. Ein totaler Fehlgriff sind meiner Ansicht nach die Bühneneinlagen bei Vampyros Lesbos, bei denen die wunderschöne Miranda für eine Stripshow niedrigster Klasse geopfert wird - das tut weh. Sicher können diese Filme szenenweise unter Umständen eine berauschende Wirkung entfalten, aber für mich wirken sie auf Dauer etwas schlaff und unentschlossen (auch Paroxismus und Eugenie). Mir gefallen seine konventioneller erzählenden Filme wie Justine, Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne und Jack the Ripper besser, auch wenn sie nicht so ein unverkennbares Franco-Flair entfalten. Sehr gut finde ich allerdings auch Blue Rita, wo sich aus Elementen wie optisch verfremdeten Frauenkörpern, blinkenden Lämpchen und weißem Betäubungsnebel ein wirklich funktionierendes Gesamtkonzept ergibt.

McKenzie

10 Juni 2008, 06:13:38 #643 Letzte Bearbeitung: 10 Juni 2008, 07:32:40 von McKenzie
Zitat von: Mr. Vincent Vega am  5 Juni 2008, 15:25:49
Falsch. Dreh- und Angelpunkt ist auch bei mir die von dir beschriebene Figur, die aber nur bezeichnend ist für Leones generellen Umgang mit Frauen.

Aber du wirst doch nicht behaupten wollen, das Leone Deborah mit den Füßen tritt. Er fertigt sie quasi ungerecht ab und behandelt sie nachlässig, aber er verachtet sie nicht, es manifestieren sich in ihr keine Eigenschaften, die auf Ablehnung von Seiten des Regisseurs hin schließen lassen, eher auf ein Unverständnis oder eine Hilflosigkeit, auf diese Figur (also vielleicht auf weibliche Charaktere im Allgemeinen) einzugehen.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am  5 Juni 2008, 15:25:49
Und Hitchcock ist nach heutigen Gender-Kategorien sicher als chauvinistisch einzuordnen, aber du scheinst gerne zu verkennen, dass der Mann einige Jahrzehnte vor Leone zu arbeiten angefangen hat und mitunter jenes Frauenbild bediente, das zu Zeiten Leones längst als überholt galt, was ihn nicht daran gehindert hat, es zu reproduzieren.

Du denkst für meinen Geschmack zu oft zu zeitgebunden, zu historisch. Ich wiederhole es noch einmal, dein häufiges "dated" ist ein Unding. Gewisse Verhaltens- und Denkweisen verschwinden nicht einfach, es wird vielleicht im Wandel der Zeit mit ihnen reflektierter umgegangen oder sie moralisch stärker gewertet, aber deswegen verschwinden sie noch lange nicht. Es gab auch vor dem 28. 6. 1969 schon Menschen, die nichts gegen Homosexuelle hatten.  :icon_twisted: Deine Argumentation liest sich so, als "könne" Hitchcock nichts dafür, weil er es nicht anders erlebt habe während Leone (Jahrgang '29!) es ja eigentlich schon besser "vorgeführt" bekommen hätte. Das ist sehr dünn, aber wahrscheinlich habe ich dich missverstanden und du wirst das gleich noch differenzieren.  ;)

Zitat von: Mr. Vincent Vega am  5 Juni 2008, 15:25:49
Leone war ja auch unfähig, anders als seine großartigen Regie-Landsmänner vor ihm, die misogyne Erziehung und Sozialisierung mal zu reflektieren.

Gewagte Behauptung.  Die Darstellung der Beziehung zwischen Claudia Cardinale und Henry Fonda in "Spiel mir das Lied vom Tod" spricht m. E. Bände - und zwar genau im Sinne einer solchen Hinterfragung der ""italienischen"" Geschlechterhierarchie. Ausführung bei Bedarf.
Ich verweise weiterhin auf die Szene in "Once Upon A Time in America", in der Noodles und Max mit ihren Kumpanen die Babies im Krankenhaus vertauschen und dabei an die Stelle des Sohnes des Polizeipräsidenten ein Mädchen legen. Die darauffolgende Sequenz ist an Deutlichkeit kaum zu überbieten: Die drei Töchter des Präsidenten sitzen in Reih und Glied, aufgemacht wie Puppen, nebeneinander und werden von ihm, der sich wie ein Kind darüber freut, ENDLICH einen SOHN bekommen  ("Vincent! The Girls!" - "The Girls!!! [man beachte die abfällige Betonung im Film] Sooner or later, they have to learn that after me, the boss in the house is him! He's got balls like his Papa") zu haben, völlig ignoriert (die Schnitte sind hier sehr... pointiert...). Als er das vermeintlich männliche Baby wickeln will, folgt jene Extremreaktion bei Ansicht der Vagina: "WHAT is this?!". Diese Szene ist so sarkastisch und süffisant inszeniert - wie könnte man sie sonst auffassen?

Zitat von: Mr. Vincent Vega am  5 Juni 2008, 15:25:49
Vielleicht hätte er einmal "Otto e Mezzo" schauen sollen.

Hast du "Casanova" und "Stadt der Frauen" schon gesehen?!

Natürlich ist Fellini das Gegenteil von misogyn, aber er hat mit der Emanzipationsbewegung durchaus seine Probleme gehabt, wie es mir scheint.  :icon_mrgreen:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am  5 Juni 2008, 15:25:49
Im Übrigen war Hitchcock meines Erachtens niemand, der Frauen gehasst, sondern sie nicht verstanden hat. Das machte er zum Gegenstand vieler seiner Filme, teils fragend, selbstreflexiv und psychologisch komplex (an VERTIGO könnte ein Sozialwissenschaftler gut und gerne mehrere Semester arbeiten), und schon das unterscheidet ihn von Leone, der immer und immer wieder ein reduziertes Frauenbild entwarf, das von Aversion bestimmt war.

Bzgl. Hitchcock hast du natürlich recht, Aversion bei Leone, das ist allerdings Blech. Leone tut es Hitchcock im Grunde gleich, nur kommt er dabei nicht so "weit" wie sein (natürlich als Regisseur größerer und selbstreflexiverer) Kollege. Etwas stur, etwas ungerecht, ja - aber Hass? Nein. Dafür möchte ich dann doch noch eine Begründung haben, wenn er wirklich ein "Frauenhasser" wäre, dann würde die Figur der Deborah in AMERICA sicherlich ganz anders aussehen. Er überhöht sie [die Frauenfiguren] mythologisch (Deborah, die Figur von Marianne Koch in "Für eine Handvoll Dollar") oder dämonisiert sie (Carol in AMERICA) weil er die Frauen nicht versteht und das verbittert ihn offensichtlich auch, aber er hasst sie nicht.
So gesehen, da die Figur des Noodles in AMERICA durchaus eine Art alter Ego von Leone darstellt, warum sollte er ihre "Ehre" (und trotz des oft behaupteten Antihelden-Schemas bei Leone besitzen seine Figuren immer diese gewisse Würde) durch diese Vergewaltigung so beschmutzen? Denn diese in der Tat schwer zu ertragende Sequenz SOLL doch schockieren, abstoßen, es kommt niemals der Eindruck auf das Noodles "im Recht" wäre oder Deborah ihn gereizt hätte, letztlich ist der Nachgeschmack dieser Handlung durchaus bitter, negativ und das gewollt. Nur dass Leone sich nicht groß darum zu scheren scheint, was für Folgen diese Handlung für Deborah haben könnte und sich sofort wieder seinem armen, gebrochenen Protagonisten zuwendet. Das macht für mich aber noch keine explizite Frauenfeindlichkeit aus - zumal die Beziehung des Zuschauers zu Noodles im Regelfall nach diesem Vorfall sicherlich eine nicht unbedingt günstige Veränderung erfahren dürfte - somit hat sich Leone also "keinen Gefallen getan" damit.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am  5 Juni 2008, 15:25:49
PSYCHO solltest du vielleicht künftig meiden, du scheinst ihn von Mal zu Mal weniger zu verstehen. :icon_twisted: :icon_mrgreen:

Eher umgekehrt, gerade weil ich ihn von Mal zu Mal mehr "durchschaue" finde ich ihn wesentlich platter und weniger vielschichtig / interessant als z. B. "Marnie", "Vertigo", "Frenzy", "Spellbound", "Rebecca" oder "I confess" (um hier in diesem Kontext mal einige Hitchcocks zu nennen, die mir mehr am Herzen liegen). Da ist es mir auch vollkommen gleichgültig, wieviele profunde Essays und Abhandlungen es dazu gibt, manche Filme werden totgeschrieben, obwohl sie es nicht verdienen, nur weil sie einflussreich / innovativ und doch erfolgreich waren. "Citizen Kane", "Außer Atem" oder "Der andalusische Hund" sind auch Beispiele dafür. Übrigens zählte "Psycho" m. W. auch nicht unbedingt zu Hitchs eigenen Lieblingen, er wusste schon warum. (manche Regisseure haben eine bewundernswerte Gabe zur Selbsteinschätzung, Kubrick hat auch ganz richtig angemerkt das "Eyes Wide Shut" sein bester Film ist.)

Meine Lieblingsszenen in "Psycho" sind übrigens der Büro-Dialog, die Sequenz, in der Janet Leigh ihren Koffer im Hotelzimmer auspackt, bevor sie mit Anthony Perkins isst, sowie der Dialog zwischen John Gavin und Perkins während Vera Miles die Villa durchsucht.


@ Hedning:

Interessante Punkte bzgl. Franco, komme ich noch zu!  :icon_razz:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

McKenzie

10 Juni 2008, 06:53:43 #644 Letzte Bearbeitung: 10 Juni 2008, 08:44:28 von McKenzie
Wie oft sieht man einen Film, der die nach Jahren intensiver "Liebe" ( :icon_mrgreen:) relativ gefestigte eigene Sichtweise auf die Kunstform von ihrem Fundament zu heben droht? Nicht oft, sehr selten wie ich finde. Daher musste ich etwas zu "Traumstadt" schreiben, auch wenn die Phrase "Dieser Film lässt sich nicht in Worte fassen" hier ausnahmsweise einmal wirklich passend ist. Dieser Film hat mich nachhaltig beeindruckt, geschockt, zum Nachdenken gebracht und verunsichert wie kaum ein anderer jemals. Das sind zwar die "üblichen" Superlative, aber ich meine es in diesem Fall ganz ernst.
Vermutlich habe ich auch noch nie einen Text geschrieben, der derart verquast und wirr ist. Doch ich wollte das Schwindelgefühl, mit dem mich dieser beispiellose Film, dieses Monument, zurückgelassen hat, aufs Papier und zumindest irgend etwas zuwege bringen, den Film für den ein oder anderen OFDb-Besucher interessanter zu machen - denn es sollte ihn jeder, JEDER sehen. Ich schäme mich nicht dafür, dass der Text schlecht ist, ich möchte erst einmal jemanden sehen, der es fertig bringt, hierzu etwas vernünftiges zu schreiben, ohne dabei eindimensional zu werden.

http://www.ofdb.de/review/61045,300267,Traumstadt

Da ich vor allem versucht habe, meine Gefühle nach der Sichtung zu beschreiben und auf den Inhalt nicht direkt eingehe (also keine Spoiler [was auch immer damit gemeint sein kann]...) - im Grunde sperrt sich dieser Film jeder Analyse, es ist m. E. gar nicht möglich, ihn auseinanderzunehmen - hoffe ich irgendwo heimlich still und leise, das vielleicht irgend jemand irgend eine Art von Feedback verlauten lässt da ich aus irgendeinem Grund irgendwie hoffe, das dieser kurze Text auf andere Leser irgendwie so wirken könnte wie irgend etwas an diesem Film irgendwie ziemlich merkwürdig auf mich gewirkt hat, irgendwann letzte Woche.  :icon_eek:  Das wäre der bestmögliche Effekt und ich hätte mich schön billig aus der Affäre gemogelt.  :icon_lol:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
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Bretzelburger

ich habe von dem Film schon gehört, aber noch nie gesehen - weshalb auch eine Reaktion auf deine Review schwer möglich ist. Schade, dass man einen solchen Film nicht auf DVD oder wenigstens einem Video bekommt.

McKenzie

10 Juni 2008, 16:14:14 #646 Letzte Bearbeitung: 10 Juni 2008, 16:18:00 von McKenzie
Zitat von: Bretzelburger am 10 Juni 2008, 11:52:51
ich habe von dem Film schon gehört, aber noch nie gesehen - weshalb auch eine Reaktion auf deine Review schwer möglich ist. Schade, dass man einen solchen Film nicht auf DVD oder wenigstens einem Video bekommt.

Das ist es allerdings, eigentlich schon beinahe ein mittelschwerer Skandal, berücksichtigt man die Stellung die der Film - auch jenseits meiner persönlichen Wertung  ;) - im neuen deutschen Film einnimmt. Soviel ich weiß, wurde er, wenn überhaupt, auch nur einige wenige Male im Fernsehen gesendet (Wieder einmal hört man es mancherorts, kann aber keine definitiven Informationen finden).

Ich hoffe, du bekommst ihn irgendwann zu sehen, für ein Review von dir würde ich einen Finger geben.  :icon_twisted: ;)
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Mr. Vincent Vega

Geht mir übrigens genauso. Würde den ebenso gern sehen, scheint aber nicht möglich zu sein. Deshalb kann ich jetzt auch nichts zu deinem ersten Review seit längerer Zeit beisteuern.

McKenzie

Wenn ihr so wie ich Einfluss nehmen könnt auf irgendein Programmkino - der Film ist seit kurzem wieder im Verleih bei NEUE VISIONEN.  ;)

Übrigens würdest du, Rajko, den Film mit ziemlicher Sicherheit hassen oder zumindest nicht mögen. Eigentlich kann ich aber auch nicht behaupten, dass ich ihn im eigentlichen Sinne mag  :icon_mrgreen:, dafür ist er zu erschöpfend.
Kann ich noch mit einer Antwort auf mein obiges Beinahe-Monsterposting rechnen?

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Mr. Vincent Vega

Das sehe ich grad zum ersten Mal.

McKenzie

Ich wollte "Traumstadt" und die Leone-Diskussion trennen, ist anscheinend nach hinten losgegangen.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
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Mr. Vincent Vega

Mir fällt ehrlich gesagt dennoch nichts mehr ein. Einerseits machst du mich mit deiner Erklärungswut fertig (wie ein Kind, das immer mehr und mehr wissen will), andererseits habe ich ja oben schon gesagt, dass zum Thema AMERICA von meiner Seite aus alles geschrieben wurde. Wenn ich jetzt noch einmal auf deine Punkte eingehen würde, was ich gar nicht könnte, da ich den Film so aktuell nicht auf dem Kasten habe, führte das sicher nur zu Kreisbewegungen.

Die Frage aber, ob ich CASANOVA und STADT DER FRAUEN (den du völlig zu Unrecht SO gut findest :icon_twisted:) gesehen hätte, ist wohl eine Unverschämtheit, ich habe dir beim Treffen doch wohl genug über Fellini vorgeschwärmt.

McKenzie

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 10 Juni 2008, 17:01:43
Die Frage aber, ob ich CASANOVA und STADT DER FRAUEN (den du völlig zu Unrecht SO gut findest :icon_twisted:) gesehen hätte, ist wohl eine Unverschämtheit, ich habe dir beim Treffen doch wohl genug über Fellini vorgeschwärmt.

Ich war mir nicht sicher, ob wir auch über diese beiden gesprochen haben. Natürlich erinnere ich mich noch an das Gespräch  :icon_rolleyes:, nur hat Fellini ja nicht gerade wenige Filme gedreht und wir haben über viele dieser vielen Filme gesprochen.

Im übrigen: Warum ist meine hohe Meinung von STADT DER FRAUEN ungerechtfertigt? Ist der Film grandios oder ist er grandios? Vor allem dir müsste er doch zusagen, aufgrund seiner Thematik und deren Bearbeitung.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 10 Juni 2008, 17:01:43
Mir fällt ehrlich gesagt dennoch nichts mehr ein. Einerseits machst du mich mit deiner Erklärungswut fertig (wie ein Kind, das immer mehr und mehr wissen will), andererseits habe ich ja oben schon gesagt, dass zum Thema AMERICA von meiner Seite aus alles geschrieben wurde. Wenn ich jetzt noch einmal auf deine Punkte eingehen würde, was ich gar nicht könnte, da ich den Film so aktuell nicht auf dem Kasten habe, führte das sicher nur zu Kreisbewegungen.

Nein, gerade jetzt wird es interessant denn einige der Punkte, die ich oben erwähnt habe, sind, wie ich finde, sehr stichhaltig und nicht ohne weiteres entkräftbar. Wenn du dich jetzt nicht mehr dazu äußerst, muss ich dich in meinem Buch unter "feiges Stück" eintragen und bin maßlos enttäuscht, dass man mit dir einfach nicht diskutieren kann.  :icon_twisted: Stelle dich dem Dämon und sprich!

Und, äh, Erklärungswut? Noch gab es hierzu kein Monsterposting von mir, ich habe versucht, mich aus Rücksichtnahme auf dich möglichst kurz zu fassen damit DU keine Monsterpostings fabrizieren musst denn das magst du ja nicht.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 10 Juni 2008, 17:01:43
Wenn ich jetzt noch einmal auf deine Punkte eingehen würde, was ich gar nicht könnte, da ich den Film so aktuell nicht auf dem Kasten habe, führte das sicher nur zu Kreisbewegungen.

Zweitsichtung, ick hör dir trapsen.  :icon_mrgreen:
Im Ernst, wenn du einen Film beim ersten Mal ablehnst, scheint ein bestimmtes Stichwort gespeichert zu werden dass dann stets als Begründung herhalten muss, auf Abruf bereit, der Rest wird gelöscht. Das fiel mir schon in Berlin auf: Zu vielen deiner Hassfilme kannst du keine ernstzunehmende Begründung liefern (sondern wiederholst immer und immer wieder die entsprechenden Schlagworte) was verbal sicherlich einfacher wäre als in einer Kritik.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Hedning

Zitat von: McKenzie am 10 Juni 2008, 06:13:38
@ Hedning:

Interessante Punkte bzgl. Franco, komme ich noch zu!  :icon_razz:


Ich bitte darum.

Kümmere dich bei Gelegenheit auch bitte wieder um deinen "Deutsche Horrorfilme"-Thread, das ist ja ein überaus interessantes Thema.

Satch

McKenzie, wo kommt denn auf einmal die 10er-Wertung von Pulp Fiction her  :question:

Happy Harry mit dem Harten

Zitat von: Satch am 14 Juni 2008, 16:33:29
McKenzie, wo kommt denn auf einmal die 10er-Wertung von Pulp Fiction her  :question:

Die hab ich auch schon entdeckt. Hat eine erneute Sichtung einen klareren Blick auf die zeitlosen Qualitäten dieses Meisterwerkes ermöglicht? Wie auch immer, mich freut es, das du Tarantino doch was abgewinnen kannst...

McKenzie

Zitat von: Satch am 14 Juni 2008, 16:33:29
McKenzie, wo kommt denn auf einmal die 10er-Wertung von Pulp Fiction her  :question:
Zitat von: COPFKILLER am 14 Juni 2008, 19:17:11
Die hab ich auch schon entdeckt. Hat eine erneute Sichtung einen klareren Blick auf die zeitlosen Qualitäten dieses Meisterwerkes ermöglicht? Wie auch immer, mich freut es, das du Tarantino doch was abgewinnen kannst...

Nein, mein Blick IST klar und ich bin nach wie vor der Meinung, das dieser Film eine penetrant-eitle Pfauen-Balz von Tarantino ist und ich bleibe bei meinen 3/10, diese 10er-Wertung ist eine Manipulation eines Freundes, der zufällig kurz nach mir einen Sprung in die OFDb gemacht hat und meine Vergesslichkeit (ich hatte mich nicht ausgeloggt) für diese Manipulation ausgenutzt hat.  :anime:

Und zeitlose Qualitäten? Wenn das die zeitlosen Qualitäten unserer Kino-Ära sind, dann gute Nacht. Klauen wo es nur geht, die eigene Cleverness abfeiern bis zur Ohnmacht ohne entsprechende kreative Eigenleistungen einzubringen, Zynismus in coole Sprüche verpacken, etc. - der Unterhaltungswert eines Filmes ist nicht mit seiner Qualität zu verwechseln, meiner Meinung nach.

Abgesehen davon mag ich Tarantino doch, "Kill Bill" (beide Teile, ungeachtet ihres teilweise etwas übertriebenen, ebenfalls eitlen Raubbaus an Eastern- und Italo-Klassikern) mochte ich sehr und "Death Proof" steht nach inzwischen 6 Sichtungen kurz vor der Aufwertung auf 10.  :love:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Happy Harry mit dem Harten

14 Juni 2008, 22:29:49 #657 Letzte Bearbeitung: 14 Juni 2008, 22:31:28 von COPFKILLER
Zitat von: McKenzie am 14 Juni 2008, 21:54:31
Nein, mein Blick IST klar und ich bin nach wie vor der Meinung, das dieser Film eine penetrant-eitle Pfauen-Balz von Tarantino ist und ich bleibe bei meinen 3/10, diese 10er-Wertung ist eine Manipulation eines Freundes, der zufällig kurz nach mir einen Sprung in die OFDb gemacht hat und meine Vergesslichkeit (ich hatte mich nicht ausgeloggt) für diese Manipulation ausgenutzt hat.  :anime:

Und zeitlose Qualitäten? Wenn das die zeitlosen Qualitäten unserer Kino-Ära sind, dann gute Nacht. Klauen wo es nur geht, die eigene Cleverness abfeiern bis zur Ohnmacht ohne entsprechende kreative Eigenleistungen einzubringen, Zynismus in coole Sprüche verpacken, etc. - der Unterhaltungswert eines Filmes ist nicht mit seiner Qualität zu verwechseln, meiner Meinung nach

Tut mir leid, aber diese Argumentation ist mir zu typisch für die Gegner Tarantinos (auch wenn du keiner bist, hier sprichst du wie einer) und einfach zu schwach. Eitelkeit und Selbstherrlichkeit lassen sich fast allen großen regisseuren unterjubeln und grade bei Tarantino passt mir das einfach nicht. Er tritt ganz bescheiden auf als ewiger Fanboy, als Film-Geek. Wer sich derartig offenherzig und ehrlich zu seinen Einflüssen bekennt und ihnen liebevolle Denkmäler zu setzen, dem kann ich das IMO doch nicht als Eitelkeit vorwerfen. Wollte jetzt auch eigentlich keine Diskussion lostreten, konnte ja nicht ahnen, das deine Bewertung manipuliert wurde. 3 Punkte sind natürlich ohnehin indiskutabel... ;)

Zitat von: McKenzie am 14 Juni 2008, 21:54:31
Abgesehen davon mag ich Tarantino doch, "Kill Bill" (beide Teile, ungeachtet ihres teilweise etwas übertriebenen, ebenfalls eitlen Raubbaus an Eastern- und Italo-Klassikern) mochte ich sehr und "Death Proof" steht nach inzwischen 6 Sichtungen kurz vor der Aufwertung auf 10.  :love:

DEATH PROOF hat die 10 verdient, obwohl ich da auch neun Punkte noch so grade in Ordnung finde. Und natürlich sollte man die Qualität eines Films nicht mit seinem Unterhaltungswert gleich setzen - sehr wohl aber mit seinen Ambitionen und Erwartungen an sich selbst...

McKenzie

14 Juni 2008, 23:03:35 #658 Letzte Bearbeitung: 14 Juni 2008, 23:10:16 von McKenzie
Zitat von: COPFKILLER am 14 Juni 2008, 22:29:49
Tut mir leid, aber diese Argumentation ist mir zu typisch für die Gegner Tarantinos (auch wenn du keiner bist, hier sprichst du wie einer) und einfach zu schwach. Eitelkeit und Selbstherrlichkeit lassen sich fast allen großen regisseuren unterjubeln und grade bei Tarantino passt mir das einfach nicht.

Das ist natürlich ein Stück weit korrekt, allerdings kann ich aus "Pulp Fiction" einfach keinen filmischen Nährwert ziehen - der Film spielt mit Genre-Versatzstücken, Konventionen, Charakterisierungen u. ä. herum, wild und ungezügelt, nur: was bleibt am Ende übrig? Eine [Mr. Vincent Vega-Ätz-Modus an] postmoderne, selbstreferenzielle Ego-Wichserei die sich in ihrer eigenen (nicht wirklich vorhandenen!) Raffinesse suhlt [Mr. Vincent Vega-Ätz-Modus aus]. Ich finde nicht, das der Film irgend etwas wirklich innovatives besitzt, Tarantino macht hier doch nur das gleiche was vor ihm z. B. schon Godard in "Außer Atem", Lynch in "Wild at Heart" und "Blue Velvet", Corrado Farina in "Baba Yaga" oder Seijun Suzuki in "Tokyo Drifter" und "Branded to Kill" gemacht haben - und das nicht einmal ansatzweise so (ausge)reif(t) und wagemutig wie die meisten dieser Filme. M. E. können nur Menschen, bzw. konnten ihn damals nur Menschen als Innovation, als bahnbrechend preisen, die sich im internationalen Genre-Autorenkino (komischer Begriff, ich mag ihn aber) nicht auskennen, bzw. kannten. "Pulp Fiction" lässt mich genauso unberührt und uninspiriert (ja, uninspiriert - das trifft auf "Death Proof" z. B.  keineswegs zu - aber hier labern ja auch andauernd nur irgendwelche unsympathischen, arroganten Tussen, es gibt kaum Action und keine markigen Oneliner, deswegen der schwächste Tarantino, der glaubt wohl, er kann sich jetzt alles erlauben, bla bla bla... Die Kommentare in der IMDb sind wirklich unglaublich... entlarvend...) zurück wie die meisten Filme der Coen-Brüder inklusive "No Country for old Men" - der beweist, dass Tarantino trotz seiner nerdigen, jugendlichen und unbedarften Attitüde den Coens durch seine inzwischen gewonnene Selbstironie einen ganzen Schritt voraus ist. Dazu kommt noch die unschöne Hintergrund-Geschichte mit Roger Avary, der angeblich weit mehr zum Drehbuch von "Pulp Fiction" (und auch zu "Reservoir Dogs") beigetragen hat und dem Tarantino ein Stück weit die Lorbeeren gestohlen hat. Das kann ich nicht verifizieren durch ein Interview o. ä. aber es hält sich relativ hartnäckig und wird allerorts immer wieder erwähnt.

Nun, wie vertrauenswürdig dieser Auszug aus dem Plani-Review zu "My best Friend's Birthday" ist, weiß ich nicht, aber ich halte es für glaubwürdig und vor allemr realistisch:

Zitater distanzierte sich von seinem ehemaligen Jugendkumpel, weil dieser laut Eigenaussage ihm seine Ideen klauen würde

Erst mit "Death Proof" hat Tarantino für mich bewiesen, das er auf eigenen Beinen stehen kann - im Gegensatz zum aus Lieblingsfilmen zusammengebastelten "Kill Bill" hat er sich mit "Death Proof" ein ganzes Stück weiter emanzipiert von seiner Fanboy-Filmerei und benutzt den Grindhouse-Rahmen und die klassischen Vorbilder nur als Aufhänger für etwas eigenes, souveränes - eigentlich hat er erst mit "Death Proof" den Film gedreht, den viele in "Pulp Fiction" sehen. Den Vorwurf vieler (u. a. auch von Mr. Vincent Vega), der Film würde dem "Grindhouse"-Konzept nicht gerecht, empfinde ich als unsinnig, Tarantino wollte keinen Schundfilm drehen und hat, viel mehr als die meisten, die jenen Vorwurf äußerten, begriffen, welchen künstlerischen Wert viele der äußerlich als "Schund" verrufenen Filme jener Zeit haben. Wer daran nicht glaubt und mit "Grindhouse" ausschließlich billige Exploitation assoziiert, der kann natürlich nicht zu einem solchen Resümee kommen. Und, ganz abgesehen davon, in "Death Proof" versucht Tarantino auch nicht mehr, sich selbst als "Genie" auszustellen, der Film ist geerdet und ehrlich, das fehlt seinen vorherigen Filmen m. E. - ganz so, als hätte er erst jetzt das Gefühl, sich zurücklehnen und Spaß haben zu können ohne dabei auf Erwartungen Rücksicht zu nehmen. Andererseits befürchte ich bei seinem nächsten Film, "Inglorious Bastards" eine unglaubliche Anbiederung an seine Fans. Wir werden sehen...

Zitat von: COPFKILLER am 14 Juni 2008, 22:29:49
Wer sich derartig offenherzig und ehrlich zu seinen Einflüssen bekennt und ihnen liebevolle Denkmäler zu setzen, dem kann ich das IMO doch nicht als Eitelkeit vorwerfen.

Doch, weil er in "Pulp Fiction" eben diese ganze Zitiererei als Eigenwerk ausstellt und stolz damit protzt - nur das hier noch keinerlei Souveränität vorhanden ist. Die zeigt "Jackie Brown" m. E. in einem weit höheren Maß, nur das "Jackie Brown" wiederum darunter leidet, das Tarantino eben zu diesem Zeitpunkt noch nicht genug "auf der Weide" war und in seinen formalen und dramaturgischen Mitteln noch recht hölzern und limitiert. Teilweise hat es den Anschein, als versuche Tarantino, "Jackie Brown" mithilfe des Samuel L. Jackson-Charakters irgendwie zu retten - für jenes Mainstream-Publikum, das "Pulp Fiction" so hemmungslos feierte.

Nein, "Pulp Fiction" ist, ebenso wie "Psycho", "Citizen Kane" oder De Palmas "Scarface", einer der meistüberschätzten amerikanischen Filme ever.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Happy Harry mit dem Harten

Zitat von: McKenzie am 14 Juni 2008, 23:03:35
Nein, "Pulp Fiction" gehört, ebenso wie "Psycho", "Citizen Kane" oder "Scarface", einer der meistüberschätzten amerikanischen Filme ever.

Leider muss ich gleich zur Arbeit und hab noch Dinge nebenbei zu erledigen, sonst würde ich sofort antworten. Kommt aber, spätestens wenn ich morgen ausgeschlafen habe.

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