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Brutale Gewalt

Begonnen von S.w.a.p, 23 Mai 2007, 13:48:56

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S.w.a.p

Hallo, dieser Thread begründet sich auf folgende Erfahrung der letzten Monate in meinem Umfeld:

Die Leute gehen automatisch in einen FSK 18 Film weil er brutalharte Action verspricht oder ein Horrorfilm immer sadistischer und gemeiner sein muss, quasi als Kick, da spielt die Story fast keine Rolle mehr. Oft reicht es wenn man weiß, jemand wird mit der Axt gespalten und schon muss man es gesehen haben. Je ausgefallener und goriger die Szenen umso besser.

Ich spreche hier weder für noch gegen Jugendschutz oder "Verrohung", mich interessiert nur ob für Euch ein reißerischer Titel bzw. Inhalt/Bilder schon ein Beweggrund mehr sind, bzw. ihr auch der Meinung seid, je umstrittender und brutaler desto besser.

Ich persönlich habe schon einiges gesehen (keine Real-Filme), und muss sagen mich kann irgendwie nichts mehr schocken. Da wirken Filme mit entsprechender Dramatik und nicht detailreicher Gewalt für mich fesselnder. Vielleicht hab ich aber auch schon zuviel gesehen, dass es schon "standard" ist.

Immer wieder höre ich nach dem Kinobesuch "das war ja noch nichts, warten wir mal bis die Unrated kommt, die wird viel härter"

Als ehemalige Videotheken-Aushilfe wurde ich ein dutzend Mal verzeifelt gefragt, ob ich nicht irgendwoher Freitag der 13 Teil 3+4 auftreiben könne. Dabei finde ich z.B Teil 3 unspekatkulär und teilweise eher unfreiwillig lustig, ganz zu schweigen von der unverständlichen Beschlagnahmung.

Wie seht ihr das? Ist der Gewaltgehalt in Filmen für euch wichtig, bzw. fürs Volk ein klarer Kassenmagnet?

Akayuki

Ich muss sagen, das mir der Trend in diese Richtung schon seit geraumer Zeit aufgefallen ist. Aber es scheint ja wirklich immer extremer zu werden. Filme wie Hostel oder Saw III sind in meinen Augen reine Exploitationsfilme die aber an den Kassen stark abräumen. Mir geht es in Filmen hauptsächlich darum unterhalten zu werden, und diese Filme erfüllen dabei nicht ihren eigentlichen Zweck. Vielmehr wird auf selbstzweckhafte Gewalt gezielt die in meinen Augen einfach nur überflüssig ist.
Das soll jetzt nicht heißen das ich Gewalt in Filmen generell ablehne. Im Gegenteil. Filme wie Braindead oder Story of Ricky wissen schon zu gefallen, alldings wird da ja auch nicht diese scheinheilige Exploitation in den Vordergrund gestellt.

Naja ich denke mal über dieses Thema kann man sich streiten...
Original Zitat: "Ey Leute, Hard Boiled ist besser als Sex! Da hast du zwei Stunden pure Äckschen!"


Eric

... da ich kein 14-jähriges "Splatter-Kiddie" mehr bin lautet die Antwort:
Mir ist der Splatter-/Gewaltanteil AUCH BEI HORRORFILMEN mittlerweile vollkommen egal geworden!!

Wie gesagt, bin kein "Kiddie" mehr, was sich Filme ausschliesslich nach dem Gewaltinhalt kauft!

Daher wird ein schlechter Film auch durch ne Unrated/uncut/Director's Cut Fassung (Was zusätzliche Härte/Gewalt betrifft) nicht besser.

Weniger ist oftmals mehr lautet daher seit Jahren meine Devise.


MFG


ERIC
Liebe Ursula,
wünsch dir frohe Ostern, nen tollen Namenstag und nen guten Rutsch ins Jahr 1978!
Grüsse aus der Alzheimergruppe, deine Tante Günther!

Ich hasse Menschen, Tiere + Pflanzen. Steine sind ok.

Moonshade

Ich denke, da muß man unterscheiden, wer so etwas von sich gibt.

Das Blockbusterkino und die technischen Möglichkeiten haben sicherlich viele dahingehend beeinflußt, daß nur noch größere Tricks, heißere Thrills und apokalyptischerer Splatter einigen Volksgruppen noch einen gewissen Kick geben kann.

Teenager gehören sicher alters- und entwicklungsbedingt dazu, es gibt aber eine gewisse geistige eher stumpfe Masse, die sich für immer mehr Härte begeistern kann - deswegen mutieren wir nicht alle zu Psychopathen, angenehm sind diese Leute, die die Gegenposition (ohne Sensation) überhaupt nicht mehr genießen können, aber nicht.

Für mich ist das alles kein Beweggrund mehr, aber ich bin einerseits auch schon alt und abgeklärt und ich schätze das Geschichtenerzählen des Kinos, nicht die Reizüberflutung.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

Pinhead_X

Zitat von: Eric am 23 Mai 2007, 14:07:58
... da ich kein 14-jähriges "Splatter-Kiddie" mehr bin lautet die Antwort:
Mir ist der Splatter-/Gewaltanteil AUCH BEI HORRORFILMEN mittlerweile vollkommen egal geworden!!

Wie gesagt, bin kein "Kiddie" mehr, was sich Filme ausschliesslich nach dem Gewaltinhalt kauft!

Daher wird ein schlechter Film auch durch ne Unrated/uncut/Director's Cut Fassung (Was zusätzliche Härte/Gewalt betrifft) nicht besser.

Weniger ist oftmals mehr lautet daher seit Jahren meine Devise.


MFG


ERIC

Richtig. Nur Frage ich dann warum alle dann schon im VORFELD Die Hard 4 abschreiben weil nicht genug Gewalt zu sein wird. Scheint für einige dann eine größere Rolle zu spielen.
Ich muß sagen das die heutigen Horrorfilme nur auf optische Gewalt hinausläuft. Sobald ein Psychohorror ins Kino kommt müsste man ja mitdenken und das ist beim heutigen Publikum im Kino mal gar nicht gefragt. Hauptsache genug Gore und dann war der Film geil. Mein Erlebnis nach SAW 3 war, das ich jemanden gefragt hatte ob Dina Meyer wieder mit dabei gewesen ist. Antwort: "Weiß ich nicht aber in einer Szene haben sie dem Typen den Schädel aufgeschnitten..." Ähm ja.
Solange genug Gorehounds in solche Filme gehen, wird es auch keine Besserung geben. In einigen Fällen allerdings muß ich sagen das ein Film mit einem gewissen Gewaltfaktor einfach besser rüberkomt. Hills Have Eyes 2006 beispielsweise ist meiner Ansicht nach um Welten besser als das überschätzte Original. Und ich habe beide zuhause. Ich schaue mir auch mal gern einen Film aller Hostel an aber ich bewerte dann nicht die Goreszene sondern die Atmo. Atmo ist für mich das wichtigste in einem Horrorfilm. Splatter ist nur die Sahne auf dem Kuchen.
We'll never stop, we'll never quit, 'cause we're Metallica!!!
Meine Musik

S.w.a.p

Danke für die Beteiligung, ich möchte nur nochmals erwähnen, dass es mir nicht um die möglichen Folgen (Psychotäter) geht, nur abgegrenzt um die "Popularität" der Gewalt.

Sicherlich sind Leute (ob jung oder alt) etwas abgestumpft, wenn sie sich "freuen" dass wieder ein Film mit noch mehr Härte kommt. Für mich persönlich ist ein gewisser Härtegrad ok. Früher musste ich auch alle Horrorfilme haben, hauptsache uncut und hauptsache viele Tote.

Mittlerweile sind es die technisch gutgemachten Fime, (ob brutal oder nicht), immer häufiger auch mal nicht effektverhaschte, sondern anspruchsvolle (dramatische) Filme. Z.B Platoon finde ich sehr hart, und da geht es nicht um einen Killer der wahllos Teenies abschlachtet oder um ständige explizite Gewalt.

Solche Aussagen wie "bei der Unrated von Saw 3 sieht man ja bei dem Schwarzen am Ende noch 2-3 Knochen mehr splittern- geil" lassen mich halt etwas zweifeln, obwohl ich mir selbst wohl auch die längste Fassung anschaffen würde. Das liegt aber eher daran, dass ich Zensur nicht leiden kann, und weniger am aufgeilen von zusätzlichem Härtegrad.


Moorsoldat

vorweg: für mich ist er eigentlich unwichtig.

aber ich denke man muss in der hinsicht wohl auch zwischen 2 Arten der Gewalt unterscheiden: übertriebene Gewalt die jedem Realismus weit entfernt ist und "realer" Gewalt, also der Form von Gewaltdarstellung wie sie real häufig vorkommt.

Bilder sind dann für mich interessant wenn es nach der ersten von mir erwähnten Art von Gewalt geht - d.h. wenn die Chance besteht das sich dahinter etwas Spaßiges versteckt was sich nicht zu ernst nimmt.
Wenn ich aber das Gefühl habe hinter dem Film steckt nur Gewaltdarstellung in verbindung mit einer "pseudorealistischen" Geschichte lass ich den Film links liegen - ein Grund wieso ich kaum Actionfilme mag.

Ich möchte nämlich nicht von den "schockierenden" oder "brutalen" Bildern unterhalten oder geschockt werden, sondern aus den situationen in dennen diese entstehen. Ich finde einen Film wie z.B. Das Experiment, Cube, Sieben oder SAW 1 in der 16er Fassung immer noch härter als Braindead. Sie sind einddringlicher und um einiges bedränglicher als die "brutalität" in Braindead. Braindead hat eben seinen Unterhaltungsfaktor nicht aus dem schlachten sondern aus dem Verhalten der Progatonisten - auch wenn ich weis das es viele anders sehen. Aber vielleicht ist es ja gerade das was du angesprochen hast ;)

zum abschluß möchte ich aber noch sagen das es in Europa und den USA zum Glück noch keine Japanische Ausmaße an nimmt. Filme wie Hostel oder SAW III sind zwar hart an der Grenze, aber mit gutem Willen kann man noch von einer Story reden, obwohl ich finde das SAW III nicht so Gewaltfixiert ist wie viele behaupten, da fand ich SAW II schlimmer - das liegt aber wohl auch an meiner "Gabe" fast jedem Film eine Story anzudichten ...

Aber dann gibt es noch Filme die nicht durch Story oder Schauspieler überzeugen sondern wie schon  erwähnt durch die Atmosphäre. zum Beispiel ist das Remake im Prinzip von Hills have Eyes im Prinzip auch nicht der Überflieger, aber er hat es zumindest bei mir geschafft das ich mich unwohl fühle genauso wie The Descent. Diese Filme "wirken" einfach egal ob brutal oder nicht ...

Moorsoldat

Zitat von: S.w.a.p am 23 Mai 2007, 14:26:03
Solche Aussagen wie "bei der Unrated von Saw 3 sieht man ja bei dem Schwarzen am Ende noch 2-3 Knochen mehr splittern- geil" lassen mich halt etwas zweifeln, obwohl ich mir selbst wohl auch die längste Fassung anschaffen würde. Das liegt aber eher daran, dass ich Zensur nicht leiden kann, und weniger am aufgeilen von zusätzlichem Härtegrad.

da werfe ich mal frei in den Raum das viele "Zensuren" gewollt sind um später einen eben "ULTRAHARTEN DIRECTOR'S ULTMATIVE AMERICA PRODUCERS SPECIAL EDITIONS UNRATED UNCUT LANGFASSUNGS CUT" auf den Markt zu werfen ... somit hat das für mich nix mehr mit klassischer Zensur zu tun ...

S.w.a.p

Moorsoldat du musst aber auch die Tatsache sehen, dass viele Filme geschnitten werden müssen, weil sie schon in den USA ein "X-Rating" bekämen würden. Dies gilt es zu vermeiden um möglichst viele Kinobesucher anzulocken. Deswegen wird es natürlich extra so gemacht, 2 Wege, ein Ziel -> Vermarktung.

Deshalb sind doch die meisten 18er Releases "offiziell ungeschnitten", vom Regisseur aber ursprungs härter gedacht, ob jetzt noch Ausgangsmaterial besteht oder nicht.

Roughale

23 Mai 2007, 17:57:52 #9 Letzte Bearbeitung: 23 Mai 2007, 18:01:38 von Roughale
Guter Thread, mal ein Anlass sich zurückzulehnen und nachzudenken, warum man sich mit Vorliebe solch Drecksfilme ansieht - ehrlich gesagt, glaube ich es nicht zu wissen, aber schauen wir mal in meinem Kopf, dazu nehmen wir diese Kettensäge, starten sie *GRRRRRRRRR*, setzen sie an der Schläfe an, durchsägen kreisförmig den Schädel. Nun die Säge aus, vorsichtig den "Deckel" anheben und hoppla, da fällt ja der merkzettel auf dem "Do not translate!" steht raus, den dürfen wir nachher nicht vergessen... beim Wühlen entstehen kurzzeitige Tippprobleme...warten bis alles durchwühlt ist...

Also das Fazit ausser der nervig juckenden Stirn ist eigentlich recht logisch - ich liebe Filme im Kino zu sehen. Der optische Reiz ist nur im Kino voll gegeben, daher geht man immer wieder hin, natürlich muss man sich Lieblingsgenres aussuchen und da kamen mir damals die Filme die mich irgendwie emotional regten am liebsten, zuerst komisch (Hill & Spencer und so'n Kram), dann später das gruslige und spannende, das artete bei den harten Streifen definitiv in die Richtung Mutprobe aus und die Filme wo man lieber hinterm Stuhl sich verkrochen hätte sind heute noch meine absoluten Favoriten (Zombie - Dawn of the Dead besonders). Natürlich bleibt die Liebe hängen, daher schaue ich mir immer noch solch Filme gerne an, auch wenn der Thrill so gut wie weg ist, klar ist man abgehärtet - leider! Also wird man auch kritischer, ein Film der einfach nur versucht auf Goreebene alles zu toppen und dabei alles andere was zu einem guten Film gehört ignoriert fällt durch (z.B. Saw 3), ebenso kann  das bei extrem unoriginellen Filmen passieren...

Die Auswahl der neuen herausragenden Horrorfilme wird somit immer geringer, man macht dann schon mal Kompromisse und bewertet einen Film hoch, der auf einer der Ebenen neben dem Gore funktioniert hat (bei mir TCM:TB)...

Interessant finde ich halt nur dass die ganze Horror- und Gorewelle wieder stark boomt während die Amis kräftig im Ausland eins auf die Mütze bekommen, damals Vietnam, heute Irak - ehrlich gesagt: Dann lieber keine solchen Filme mehr...

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

Indy

Also zunächst mal möchte ich vorwegschicken, dass ich mir einen Film nicht ansehe/kaufe nur weil er besonders viel Gewalt enthält. Wäre dem so, dann müsste ich ja jeden Van Damme/Lundgreen/Dudikoff-Streifen hier im Regal stehen haben.

Was die Horror/Gore-Welle angeht, da kann ich nix zu sagen, dass war nie so mein Metier, mal abgesehen von den paar Klassikern wie "Nightmare on Elm Street", "Exorzist" usw.!

Man wird ja mit dem Alter (hoffentlich) auch reifer und während ich mich bei "Jaws" als 9-Jähriger fast zu Tode gefürchtet hab begeistert mich der Film heute wegen seines dramaturgischen Aufbaus. Habe ich mich damals als 17-Jähriger noch wegen der schönen Splatteraction in "Starship Troopers" "geschlichen" so find ich diese heute zwar immer noch genial, aber Verhoevens Anspielungen auf verschiedene Aspekte unserer Gesellschafts- und Weltanschauung sind einfach die besseren Argumente sich den Film immer mal wieder anzusehen.

Allerdings muss ich schon sagen, dass ich verwöhnt bin, was weitestgehend sinnfreie Blockbuster wie den kommenden "Stirb langsam 4" angeht. In solche Filme gehe ich nur der Action (was nicht gleich Gewalt sein muss) und der Sprüche wegen rein, dementsprechend muss beides gestaltet sein. Ich weiß nicht, ob mich die Action vom 1. Teil heute noch vom Hocker reißen würde.

Bleibt die Frage, warum ich mir trotzdem die FSK18 kaufe bzw. darauf warte ob/bis es eine gibt. Ganz einfach: die Angst möglicherweise etwas zu verpassen. Mal abgesehen davon, dass ich mir (meiner Meinung nach) nur gute Filme bzw. Klassiker kaufe stört mich ganz einfach die Vorstellung, dass es eine längere/andere (was beides nicht unbedingt mit besser gleichzusetzen ist) Fassung des Films gibt. Deswegen juckt mich die derzeitige VÖ-Politik der Studios (Steelbook usw.) auch immer erst dann, wenn es tatsächlich eine inhaltlich andere oder eine qualitätsmäßig erheblich aufpolierte Fassung des Films ist. Die Verpackung oder 3 Minuten mehr Extras interessieren mich nicht.


"Have no fear, Vlad is here!"

"Not A Problem!"

"Here was a generation...grown up to find all gods dead, all wars fought, all faith in man shaken."

S.w.a.p

23 Mai 2007, 20:11:33 #11 Letzte Bearbeitung: 23 Mai 2007, 20:14:13 von S.w.a.p
Freut mich, dass sich doch so viele an dem Thema beteiligen.

Ich muss zugeben, ich habe ziemlig alle Van Damme + Stallone Streifen, ok das war als "Kind" das Größte, aber inhaltlich sind halt die Darstellungen (vor allem in frühen werken wie Cyborg, City-Cobra) für mich doch mittlerweile ein zweischneidiges Schwert.

Ich gebe zu mir die Cobra DVD auch erst besorgt zu haben, weil ich wusste der Schlitzer verbrennt gegen Ende ein paar Sekunden länger, aber eben weil die Fassung dann komplett und nicht cut ist. Bei Cyborg z.B wird die gewalt ja förmlich personifiziert, und der Bösewicht muss natürlich am Ende nochmals aufgespießt und verdroschen werden.

Dennoch finde ich die Filme nach wie vor Klassiker des Genres und schau sie auch noch gern an. Ich kann aber nicht sagen, dass ich die Gewalt brauche oder die Filme deswegen anschaue. Es gehört halt irgendwie dazu ...? Man stelle sich Hard Boiled ohne krasse Shoot-Outs vor, das ist halt John Woo und gehört dazu.

andikova

23 Mai 2007, 20:30:57 #12 Letzte Bearbeitung: 23 Mai 2007, 20:33:13 von andikova
Ich habe auch so einen Spezi im Bekanntenkreis, der die Qualität eines Filmes tatsächlich nach der FSK-Freigabe bewertet- Hauptsache nicht jugendfrei, Hauptsache Blut Blut Blut. Finde so eine Einstellung vollkommen vernadelt- zudem die Person auch schon 42 Jahre jung ist.

Bei einigen Filmen ist die erwartende Gewalt für mich bestimmt ein Grund für eine Kaufentscheidung, wobei der ganze Rest aber auch stimmen sollte.
Wie schon geschrieben wurde- sie gehört irgendwie dazu.. in gewisse Genres.

Wenn ich allerdings spüre, das auf Krampf Gewalt geboten wird, was alles vorherige überbieten soll, winke ich dankend und gelangweilt ab (Saw 2, THHE 2 z.B.). Die jetzige Entwicklung sehe ich sehr skeptisch, zudem wenn ich sehe, was alles in den Startlöchern ist.

Ich glaube aber, das dieser Trend auch demnächst sein Ende finden wird, wenn der Zuschauer vom ganzen Gesteche, Gesäge und Gehaxle ermüdet ist. Dann bleiben auch bei einem  Hostel 4 die Kinos leer.
Gott ist tot - und wir haben ihn umgebracht!

S.w.a.p

23 Mai 2007, 20:43:57 #13 Letzte Bearbeitung: 23 Mai 2007, 20:47:20 von S.w.a.p
Völlig richtig, ehrlich gesagt wollte ich in Hills have eyes 2 gar nicht mehr rein, weil was wird noch geboten? Man hat wirklich schon alle Varianten gesehen, ob Familien oder Teenager dezimiert werden.

Ich denke eine gesunde Ansicht könnte so aussehen:

Van Damme Streifen ohne harte Klopperszenen sind kein van Damme, aber wenn sich jemand (wie z.B ich) auch gerne Filme wie Schindlers Liste oder einfach actionarme, realistische Dramen mit hohem Anspruchfaktor ansieht...

Es gibt natürlich selbst da auch Spezies die enttäuscht sind, wenn etwa bei American History x der Antiheld sich wandelt, und desweiteren hoch erfreut sind wenn sie eine Bordsteinszene zu sehen bekommen -> "Geil der hat ihm den Kopf zu Brei getreten". Dieser Film z.B braucht aber einen Gewaltanteil um realistisch zu wirken.

Wenn man alles im Ganzen betrachtet, sind vorwiegend Streifen mit Selbstjustiz oder wirklich selbstzweckhafter (sinnloser) Gewalt ab 18 bzw. indiziert. Sehr viele Kriegsfilme oder Thriller sind stellenweise auch recht hart aber oft FSK 16.


Auslöser für den Thread war zuletzt eine Bemerkung eines Bekannten über Shooter mit Mark Wahlberg. Zitat: "Geil ab 18 da müssen wir unbedingt rein", da hatte er noch nichtmal den Inhalt gelesen.

andikova

Wie schon erwähnt, ich finde es traurig, nur aufgrund der Freigabe z.B. nur in "The Shooter" zu gehen. Diese Person scheint dann wohl auch nicht Film als richtiges Hobby zu haben. Und wer bei der Bordsteinszene ein begeistertes "YOAH" schreit, dem ist glaube ich nicht mehr zu helfen.

((obwohl ich muss zugeben, dass ich mir auch einmal nur aufgrund Vorabberichten von heftigsten Gewalt- und Tabubrüchen den Film Subconscious Cruelty  gekauft habe - aber auch diese Gewalt war nicht zum "aufgeilen", der Film hat mich mehr oder weniger psychisch fertiggemacht.)
Gott ist tot - und wir haben ihn umgebracht!

VIRUS

Der momentane brutalo-hype ist doch an und für sich nichts neues, grade jugendliche haben doch schon immer versucht, sich gegenseitig zu übertrumpfen, wer am wochenende den krassesten film gesehen hat.. in den 80ern waren das die x-ten heimkopien von TdT, Sado oder Zombie, heute halt (semi-)blockbuster wie hostel oder saw 3. die filmwirtschaft schläft eben nicht, und wenn sich mit mehr gore mehr cash einfahren lässt, sind die produzenten natürlich dabei.
auch wenn die filme ne 18er-freigabe haben... ich meine mit 18 ist man auch noch nicht "ausgereift" und lässt sich doch leichter hinreissen, sich was aus sensationsgeilheit oder prahlerei anzuschauen als in einem höheren alter. da spreche ich halt zum teil aus eigener erfahrung.
als ich mit 18 meine ersten videothekenkarten hatte, hab ich mir erstmal alles reingezogen, was den ruf hatte, total übel zu sein... Zombie, Cannibal Holocaust, Braindead, Freitag der 13te (was war ich enttäuscht :D), die ganzen fulcis and so on. zwar war ich nie jemand, der sich durch die gewaltdarstellung nen "kick" geholt hat, das hat mich immer ziemlich kalt gelassen, oder auch nicht, um danach auf  dem schulhof damit rumzuprahlen, sondern viel eher, um sich selbst davon zu überzeugen, was an den mythen um einige Filme dran ist.
Und ich muss sagen, dass aus diesem Grund auch später noch einige Filme in die Sammlung gewandert sind, die ich mir sonst evtl nicht gekauft hätte. Manche erwiesen sich als gute filme, andere als totaler schrott, den ich mir am ende lieber nicht gekauft hätte.
Heute guck ich mir den ganzen Italo-Schmodder halt nicht an, weils darin splädd0rt bis zum umfallen, sondern wegen der trashig-naiven machart und dem damit verbundenen spaß oder evtl mit der wirklich netten atmosphäre.
Als ich letztens bei nem kollegen Hostel geschaut habe, wusste ich schon einigermaßen aus dem netz, was mich erwartet, und fand den film auch alles in allem sehr unnötig.
ich glaube, je mehr "hartes" zeug man gesehen hat, umso besser ist man in der lage, das eigene sehverhalten zu hinterfragen und auch seinen focus bei einem film weg von der gewalt hin zu story und umsetzung zu lenken. der boom momentan lebt glauibe ich hauptsächlich von den jüngeren zuschauern und von der tatsache, dass man heute wesentlich leichter an die filme rankommt als noch in den 90ern bzw. auch einfach mehr davon produziert wird.

Mein bratwurst has a first name, it´s F-R-I-T-Z, mein bratwurst has a second name it´s S-C-H-N-A-C-K-E-N-P-F-E-F-F-E-R-H-A-U-S-E-N...

S.w.a.p

Ja, du sprichst mir aus der Seele, mit 16 hatte ich auch den Ausweis des größeren Bruders gemoppt, und mir so ziemlig alles geholt was "verboten, indiziert, umstritten etc.." war.

Und mal ehrlich: Freitag der 13 ist doch echt nicht wirklich so krass, vor allem nicht der beschlagnahmte dritte. Aber es war eben was besonderes, Sachen zu sehen und zu besitzen, die man eigentlich noch nicht sehen durfte.

Ich finde die ganzen alten Slasher einfach kultig, deshalb besitze ich sie auch, aber bei mir hat der Brutalo-Hype längst nachgelassen. Es ist halt ab und an noch interessant was einem bisher vorenthalten wurde, oder wie der Film auf einen wirkt, das wurde ja bereits geschrieben.

Roughale

Zitat von: andikova am 23 Mai 2007, 21:01:57...((obwohl ich muss zugeben, dass ich mir auch einmal nur aufgrund Vorabberichten von heftigsten Gewalt- und Tabubrüchen den Film Subconscious Cruelty  gekauft habe - aber auch diese Gewalt war nicht zum "aufgeilen", der Film hat mich mehr oder weniger psychisch fertiggemacht.)

Lag das psychisch fertig machen bei Sucksdonkeydick Cruelty nicht eher daran, dass der Film abgrundtiefster Mist ist? :king:

esta es la mejor mota
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Eric

Zitat von: VIRUS am 23 Mai 2007, 21:27:24
Der momentane brutalo-hype ist doch an und für sich nichts neues, grade jugendliche haben doch schon immer versucht, sich gegenseitig zu übertrumpfen, wer am wochenende den krassesten film gesehen hat.. in den 80ern waren das die x-ten heimkopien von TdT, Sado oder Zombie, heute halt (semi-)blockbuster wie hostel oder saw 3. die filmwirtschaft schläft eben nicht, und wenn sich mit mehr gore mehr cash einfahren lässt, sind die produzenten natürlich dabei...

... als ich mit 18 meine ersten videothekenkarten hatte, hab ich mir erstmal alles reingezogen, was den ruf hatte, total übel zu sein... Zombie, Cannibal Holocaust, Braindead, Freitag der 13te (was war ich enttäuscht :D), die ganzen fulcis and so on. zwar war ich nie jemand, der sich durch die gewaltdarstellung nen "kick" geholt hat, das hat mich immer ziemlich kalt gelassen, oder auch nicht, um danach auf  dem schulhof damit rumzuprahlen, sondern viel eher, um sich selbst davon zu überzeugen, was an den mythen um einige Filme dran ist.
Und ich muss sagen, dass aus diesem Grund auch später noch einige Filme in die Sammlung gewandert sind, die ich mir sonst evtl nicht gekauft hätte. Manche erwiesen sich als gute filme, andere als totaler schrott, den ich mir am ende lieber nicht gekauft hätte.
Heute guck ich mir den ganzen Italo-Schmodder halt nicht an, weils darin splädd0rt bis zum umfallen, sondern wegen der trashig-naiven machart und dem damit verbundenen spaß oder evtl mit der wirklich netten atmosphäre...

*word*
Obwohl ich auch sagen muss, dass ich früher (zu einer Zeit, in der es noch KEIN I-Net oder Download Plattformen gab und KEINER in meiner Altergruppe ein Handy hatte!!) leichter zu beeindrucken war.

Dein Argument bezüglich einiger "Fehlkäufe" weil UNCUT auf dem Cover stand, lasse ich einfach mal so stehen, da mir das auch schon mehrmals passiert ist. ;o)

Ich decke einfach es ist momentan relativ schwer noch irgendeine "Grenze" zu übertreten, daher werden die verschiedenen Medien (egal ob Film, Musik oder Game) mit immer radikaleren Szenen und Texten versehen um überhaupt noch irgendwie aus der Masse hervortreten zu können.

Aber es wird so kommen, wie es schon immer gekommen ist: Irgendwann hat sich JEDER an den Szenen satt gesehen und man kommt wieder zum Kern der Sache! Nämlich dass Handlung und Storyaufbau wesentlich wichtiger sind als eine reine Aneinanderreihung von F/X.


MFG


ERIC
Liebe Ursula,
wünsch dir frohe Ostern, nen tollen Namenstag und nen guten Rutsch ins Jahr 1978!
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S.w.a.p

Es gibt doch auch irgendein Abklatsch von Hostel wo drauf steht: "Härter als Hostel, noch grausamer, noch blutiger...". Irgendwie fehlen aber wirklich innovative Filme, wo man mit eingeschränkter Erwartungshaltung hingeht und danach mit einem WOW das Kino verlässt.

Phil

da muss ich mich (ausnahmsweise) mal Roughale anschließen...wenn er sagt:
Zitat von: Roughale am 23 Mai 2007, 17:57:52
Also das Fazit ausser der nervig juckenden Stirn ist eigentlich recht logisch - ich liebe Filme im Kino zu sehen. Der optische Reiz ist nur im Kino voll gegeben, daher geht man immer wieder hin...
genauso sehe ich das auch. Von daher versuche ich auch möglichst viel im Kino zu sehen. Ich bin kein Sneaker (was aber mehr an den SneakZeiten liegt), aber auch meine Filmauswahl ist sehr breit gefächert und es gibt eigendlich kein Genre, welches ich nicht im Kino besuchen würde...
für mich jedenfalls, beeinflusst die Freigabe absolut nicht die Film-Auswahl. Ich bin auch kein Freund davon Filme zu zerreissen, die ich nicht gesehen habe und ich würde niemals einen Film aufgrund dessen meiden, weil entweder "die breite Masse" oder auch ein einzelner (hoch geschätzter) Reviewer einen Film nicht mag.

z.B.
Zitat von: Roughale am 23 Mai 2007, 17:57:52Die Auswahl der neuen herausragenden Horrorfilme wird somit immer geringer, man macht dann schon mal Kompromisse und bewertet einen Film hoch, der auf einer der Ebenen neben dem Gore funktioniert hat (bei mir TCM:TB)...
ich persönlich habe mich auch an der KF erfreut und war sehr froh drin gewesen zu sein...

wenn ich aber einen Film auf DVD kaufe, dann achte ich natürlich schon drauf, die Längste Fassung zu bekommen.
traue nie SB, denn es tut Dir weh :(
became MINGed!

ZitatCloverfield refers to the field formerly known as Central Park. Clovers are usually prone to grow at places after bombing. Thus the term "Clover" and "field" referring to park.

Klaus Jr.

Im letzten Film-Dienst gab es zu dem Thema nen recht intressanten Artikel. Unter dem Aspekt dass Film immer auch ein Spiegel der Realität ist, lohnt es sich schon, sich mal näher mit dem Thema zu befassen:


ZitatTorture Porn"      artikel / aus hollywood
   
Folterszenen in Film und Fernsehen werden zum heissen Eisen
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Der Sunset Boulevard, die scheinbar endlos lange Straße, die sich kurvenreich von Hollywood durch Beverly Hills und Brentwood bis zur Pazifikküste hinzieht, ist nicht nur als Sammelpunkt der Vergnügungsindustrie und begehrte Millionärsadresse bekannt geworden, sondern auch als spektakuläres Aushängeschild der Filmstudios. Wo das legendäre Chateau Marmont und die neuerdings leer stehenden Filialen des dank Internet-Konkurrenz in Konkurs gegangenen Platten- und Videohändlers Tower Records den Verlauf der Straße beherrschen, da thronen hoch über den Köpfen der Vorbeifahrenden Dutzende von überlebensgroßen Werbetafeln, Wahrzeichen von Stars und Sternchen. Auf ihnen spiegelt sich seit Jahrzehnten wider, was die Film-, Musik- und Fernsehstudios an Attraktionen anzubieten haben. Derzeit ähnelt eine Fahrt über den Sunset Boulevard einer Achterbahn des Grauens: Als gäbe es überhaupt nichts anderes mehr, starren einem nur noch Horrorbilder entgegen: von Warner Brothers' ,,The Reaping" bis zu Universals ,,Dead Silence", von den Folterszenen aus ,,Captivity" bis zum blutspritzenden Titel des Hit-Films ,,300". Die Renommierstraße Kaliforniens als Schaufenster der Gewalt.

Die Folgen von Abu Ghraib?

Der Eindruck ist gar nicht falsch, wirft man einen Blick auf die Spielpläne der amerikanischen Kinos oder schaltet man das Abendprogramm des amerikanischen Fernsehens ein. Seit Monaten überschwemmt eine Welle von Gewalt-, Schock- und Folterszenen die Leinwände und Bildschirme. Die Zeitungen sind voll davon; im Rundfunk wird darüber diskutiert; nicht nur besorgte Pädagogen, sondern auch hartgesottene Militärs haben sich zu Wort gemeldet; Regierungsstellen sind aktiv geworden. Es gibt ein Datum, mit dem das alles anfing: der 29. Oktober 2004, als der erste ,,Saw"-Film Premiere hatte. Auf diesen Tag haben sich jedenfalls die Diskutanten der gegenwärtigen Brutalitätswelle geeinigt. David Edelstein, Filmkritiker des ,,New York Magazine", hat einen Namen für solche Filme erfunden, der inzwischen zum Schlagwort geworden ist. Er spricht von ,,Torture Porn". Was die neuen Horror- und Gewaltfilme von früheren Generationen des Genres unterscheidet, ist das Ausmaß an Sadismus und Glorifizierung, das sie auf die Leinwand bringen. Und es ist die Art und Weise, wie das Publikum reagiert. ,,Die Frage ist nicht, ob die Leute Folterszenen sehen wollen, sondern wie sie auf Folter reagieren, wenn sie sie sehen", sagte Scott Hamrah, Autor eines viel beachteten Artikels unter dem Titel ,,We Love to Torture".

Es ist kaum von der Hand zu weisen, dass Folterszenen in Film und Fernsehen eskalierten, seit Geschehnisse wie Abu Ghraib, Guantanamo oder der Genozid in Ruanda bekannt wurden. Wieder einmal scheint sich die Theorie zu bestätigen, dass Gewalt in den Medien ein Reflex auf reale Ereignisse ist. In den 1950er- und 1960er-Jahren wurde die Furcht vor dem Kommunismus dafür verantwortlich gemacht, in den 1970er-Jahren der Vietnam-Krieg. Die ,,Watchdogs" des besonders aktiven Parents Television Council glauben, solche Zusammenhänge sogar anhand von Zahlen nachweisen zu können. Zwischen 1996 und 2001, sagen sie, habe es im Hauptabendprogramm der amerikanischen Fernsehsender 102 Folterszenen gegeben, in den Jahren zwischen 2002 und 2005 hingegen 624. Allein die höchst populäre Serie ,,24" sei während ihrer ersten fünf Staffeln für 67 solcher Szenen verantwortlich gewesen.

Was 2004 bei einer Live-Übertragung des Super Bowl die entblößte Brust von Janet Jackson war, das ist heute der CIA-Agent Jack Bauer aus ,,24". Die puritanischen Erbsenzähler, die jedes ,,indezente" Foto zu zensieren suchen, haben ein wenig Ruhe vor dem Zorn der Filmemacher und des Publikums, weil Sex derzeit kein Thema ist. Die Aufregung der amerikanischen Öffentlichkeit konzentriert sich auf Gewalt und innerhalb dieses Spektrums hauptsächlich auf das Thema Folterung. Dort wird nach Auffassung zahlreicher Beobachter nicht zu viel, sondern zu wenig zensiert. Verweise auf die gänzlich entgegengesetzten Empfindlichkeiten in europäischen Ländern mehren sich und beginnen, sich Gehör zu verschaffen. Trotz der Massierung von Gewaltakten in den finanziell erfolgreichsten Kinofilmen dieses Frühjahrs ist es immer wieder die Fernsehserie ,,24", die in der raumgreifenden Diskussion als Hauptbeispiel herangezogen wird. Kein Wunder, wenn man sich vor Augen führt, dass sich deren Held Woche für Woche gleichermaßen als Zielscheibe und Verursacher jeder erdenklichen Art von Folter profiliert, während regelmäßig rund 14 Mio. Amerikaner zusehen.

Der Staat meldet sich zu Wort

Gleich zu Beginn der sechsten Staffel von ,,24" gab es wieder eine Sequenz, die typisch ist für das Serienkonzept des selbstpropagierten politischen Rechtsaußen Joel Surnow, der das Programm für das amerikanische Fox-Network des Medienzars Rupert Murdoch produziert: Jack Bauer unterwirft seinen eigenen Bruder unaussprechlichen Torturen, die so ziemlich alles übertreffen, was es auf US-Bildschirmen in dieser Hinsicht bislang zu sehen gab. Eine Gruppe von Erwachsenen, von der man gemeinhin vermuten würde, sie ließe sich nicht so leicht von Fernsehdarstellungen beeinflussen, sind die Kadetten der Militärakademie von West Point. Obwohl den Kadetten während ihrer Ausbildung immer wieder eingebläut wird, dass Folterung gegen das Gesetz und in den meisten Fällen auch ineffektiv sei, sehen sich die Rangoberen von West Point inzwischen von Jack Bauer konterkariert. ,,Das Programm ,24' hat den Effekt, die militärische Disziplin zu untergraben", heißt es in einer Stellungnahme. Deshalb machte sich der Dean von West Point, Brigadegeneral Patrick Finnegan, im vorigen Herbst nach Hollywood auf, um seine Bedenken persönlich anzumelden. Die Serie ,,24", versuchte er klar zu machen, habe Gräben zwischen den militärischen Vorgesetzten auf der einen Seite und Kadetten und Soldaten auf der anderen aufgerissen. Doch Produzent Surnow schützte einen Terminkonflikt vor und blieb dem Treffen fern. ,,Es ist, als ob ein Fernsehprogramm den Platz der jüdisch-christlichen Moraltradition übernommen hätte", kommentierte die Webseite ,,American Affairs".

Wen überrascht es da, dass sich offizielle Regierungsstellen aufgefordert sehen, dem Phänomen ihre Aufmerksamkeit zu widmen? Die Federal Communications Commission (FCC) hat eine Eingabe vorbereitet, die verlangt, dass der Kongress die FCC autorisiere, verpflichtende Regeln für die Darstellung von Gewalt auszuarbeiten, so wie sie bereits für sogenannte Obszönitäten existieren. Die Federal Trade Commission (FTC) arbeitet an einem Bericht über das Marketing von gewalttätigen Filmen und Video Games für Minderjährige. Nach der Bluttat an der Columbine High School vor sieben Jahren entging die Filmindustrie einer staatlichen Reglementierung um Haaresbreite. Die Regierung beließ es bei der bestehenden Selbstkontrolle. Sollte die neue Studie der FTC angesichts der jetzigen Brutalitätswelle allerdings zu dem Ergebnis kommen, dass diese Selbstkontrolle nicht ausreicht, so gerät Hollywood in einem politischen Klima, das die einstige Empfindlichkeit in Sachen Sex durch erhöhte Wachsamkeit in Sachen Gewalt ersetzt, in Not. Die Präsidentschaftskandidaten beider Parteien, die in den kommenden Monaten versuchen werden, sich gegenseitig in populären Themen zu übertreffen, haben ihr Augenmerk bereits auf den Themenkreis Gewalt in Film und Fernsehen gerichtet.
Franz Everschor


"Pisse vom Opa trinken geht gar nicht, damit ist der Film für mich durch. Schade um die Titten"

lastboyscout

Als ich noch kein Internet hatte, ging ich nur auf die Freigaben, weil ich mir dadurch einen besseren Film erhoffte.
Aber eigentlich nicht, weil ich total geil auf Gewalt war.
Mich stoerte es einfach nur, wenn ich nen Film im TV sah und merkte, das dort was fehlte.
Ich bekam schon sehr frueh dafuer ein Gespuer, und wenn ich einen Schnitt bemerkte, verging mir die ganze Lust auf den Film.
Und ich war natuerlich entsprechend enttaeuscht, wenn nichtmal die Videothekenfassung dann hielt, was ich mir von ihr versprach.
Ich liebte schon als Junge spannende Filme, aeltere Thriller und so, wo es nicht ausschlieslich um Gewalt ging.
Als ich als Zehnjaehriger das erste Mal "Der Pate" sah, war ich hin und weg.
Seitdem LIEBE ich Filme, die im Gangster-Milieu spielen, einfach nur herrlich.
Das kam nicht erst seit ich Internet habe.

Viele Filme, wie "Hostel" oder so sehe ich mir aus reiner Neugier an, das wars aber auch schon.
Und bestimmte Filme wie "Scrapbook" oder "Subconscious Cruelty" sehe ich mir nichtmal aus Neugier an.
Ich brauche keine Gewalt, um einen Film gut zu finden.
Er muss mich einfach unterhalten / fesseln / begeistern / zum Lachen oder Weinen bringen.
DANN ist es ein guter Film.
Die Gewalt spielt dabei garkeine Rolle.

Und ich kann Indy nur zustimmen.
Wenn man aelter wird, sieht man die Filme auch mit anderen Augen.
Man kann, wenn man die Filme wieder sieht, besser nachvollziehen, was der Regisseur manchmal meinte, welche symbolischen Bedeutungen hinter manchen Szenen stecken, welche Parallelen zwischen manchen Filmen herrschen usw.

Aber ich finde, wenn die Zukunft der Kinofilme nur noch aus Hostel 8, Saw 7, See No Evil 4 und so weiter besteht, dann werde ich wohl keine neuen Filme mehr anschauen.
Denn auf Dauer wird diese Materie sehr ermuedend, was ich zum Beispiel bei Gangsterfilmen oder Martial Arts-Streifen nicht behaupten kann.
I`m a tragic hero in this game called life,
my chances go to zero, but I always will survive.
( Funker Vogt - Tragic Hero )

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Hedning

24 Mai 2007, 16:28:58 #23 Letzte Bearbeitung: 24 Mai 2007, 16:31:04 von Hedning
Ich möchte mich mal als überzeugter Anhänger der Katharsis-Theorie zu Wort melden (deren Richtigkeit seit "Mama, Papa, Zombie" immer wieder ohne jegliche Argumente verneint wird: "heute glaubt man das nicht mehr" - ja, warum denn?) Also mir hilft zynische und nihilistische Gewaltdarstellung in Filmen oft, um unverarbeitete Aggressionen aufzulösen. Daher habe ich nichts gegen harte Kost aus Italien und Japan ebensowenig wie "The hills have eyes" 2006, SAW III usw., wobei ich "Hostel" mal ausnehmen möchte, dieser Film ist nur dumm und schlecht und ich ärgere mich darüber, dass er mit den zuvor genannten immer in einer Reihe genannt wird.
Ich denke, dass es vielen Leuten ebenso geht (also katharsismäßig) und dass die mit einem Brett vor dem Kopf versehenen Sittenwächter, die ständig Filme, Computerspiele und anderes zensieren wollen, einem fatalen Irrtum unterliegen. Wenn ein amoklaufender Jugendlicher gewalthaltige Filme, Spiele usw. im Schrank hatte, dann brauchte er diese als Ausgleich für seine woanders herrührenden Aggressionen - er hatte sie, um einer Eskalation entgegenzuwirken. Wenn er dann trotzdem Amok läuft, dann nicht, weil ihn besagte Medien dazu angeregt haben, sondern weil auch sie ihm nicht mehr geholfen haben, seine Agressionen, Depressionen usw. zu steuern.
Bei mir ist es zum Glück noch nicht soweit ;) sondern ich schätze auch den Zynismus und Nihilismus gewalthaltiger Filme, weil mir der ganze Mainstream mit seinem Liebesschmalz und seiner Happy-End-Seligkeit verhasst ist, ebenso wie intellektuelles Gutmenschen-Randgruppenkino. Zudem schätze ich gute handgemachte blutige Effekte sozusagen als eine interessante Form des Kunsthandwerks. Hingegen bin ich auch schnell zu begeistern für tragische Historienfilme, überwältigende Landschaftspanoramen und alles, was Pathos (schmalziges US-Pathos mal ausgenommen) und Atmosphäre hat. 

Roughale

Ich glaube Hostel wird hier nur immer wieder erwähnt, weil er mit diesem Brutalo Image wirbt, oder als Referenzfilm von anderen Filmen benutzt wird (Turistas, oder? IMHO sinnloser Abklatsch...)

Die Katharsistheorie finde ich interessant, habe ich noch nicht so reflektiert, ob das bei mir auch eine Rolle spielt, unterbewusst bestimmt irgendwie... Mir geht es ja immer meist primär um Unterhaltung (was ja einige Kritiker schon angemosert haben, das geht aber an mir vorbei, weil es mich selten unterhält ;)), irgendwie findet doch bei vorhandenenr Unterhaltung auch Katharsis statt, oder? Also wenn mich dann ein Horrorfilm, oder ein Film mit brutaler Gangart unterhält, dann würde auch Katharsis stattfinden...

Na klar begibt man sich dabei in eine Randgruppe, klar, die denen so ein Film nichts bringt, die sehen das natürlich eher als abartig an, aber anstatt mal drüber zu reden, stempelt man die anderen lieber ab - so funktioniert der Mensch leider. Da sind wir ja wieder bei unseren Lieblingsmoralaposteln, die würden doch am liebsten Läden die Kilerspiele oder Horrorfilme verkaufen mit einem Symbol kennzeichnen würden - traditionsbewusst halt...

Ich schweife schon wieder ab, tja, der heftige Konsum des ganzen Schmutzes muss sich ja irgendwie zeigen...

Nur noch eins für den Moment: Erwähnt doch bitte nichtmehr diesen abartig miesen Kunstfilm, dessen Nme ich mich weigere nochmal zu nennen, der ist in keinster Weise brutal und passt hier nicht rein...

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

Klugscheisser

24 Mai 2007, 23:12:49 #25 Letzte Bearbeitung: 24 Mai 2007, 23:14:46 von Klugscheisser
Mal ein paar Worte zur Katharsistheorie:

Kritisch sollte angemerkt werden, dass in dieser Theorie der Gewaltdarstellung eine geradezu "sozialhygenische" Funktion zugesprochen wird, da sie ja quasi zum Abfluss schädlicher Triebe führe. Auch kann die Theorie von Personen herangezogen werden, die aus beruflichen oder wirtschaftlichen Gründen ein Interesse haben, gewalttätige Darstellungen zu verbreiten.

Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es einfach keine empirische Absicherung, dass es durch Mediengewalt zu einer Aggressivitätsminderung kommt, herbeigeführt durch einen Abfluss des Aggressionstriebs.

Deshalb macht es schon Sinn, Abstand von dieser Theorie zu nehmen.

rs007

Zitat von: Klugscheisser am 24 Mai 2007, 23:12:49
Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es einfach keine empirische Absicherung, dass es durch Mediengewalt zu einer Aggressivitätsminderung kommt, herbeigeführt durch einen Abfluss des Aggressionstriebs.

Ich persönlich fühle mich nach dem Glotzen purer Gewaltvideos überhaupt nicht erholt, sondern eher niedergeschlagen. Ich schau ja auch gern Zombiefilme, aber da hat man wenigstens im Hinterkopf, daß es nur Fiktion ist; bei realistischen Gewaltfilmen fühlt man schon eher mit den Protagonisten mit.
Man kann natürlich jeden Schund aus Marketinggründen mit irgendeiner Theorie begründen, aber so eine Katharsistheorie scheint mir doch weit hergeholt.
Im Gegenteil, wenn ich Aggressionsabbau betreiben will, schau ich eher ruhige Filme an oder Liebesfilme.

Zur Eingangsfrage: ich schau nicht nen Film an, nur weil der Gewalt-Gehalt hoch ist; ich denke, das tun eher jüngere Semester oder einfache Gemüter; wobei ich mit 16 natürlich auch gern Carpenter guckte (aber das ist ja kein Vergleich mehr zu heutigen Gewaltfilmen)




Klugscheisser

Zitat von: rs007 am 25 Mai 2007, 00:57:50
Ich persönlich fühle mich nach dem Glotzen purer Gewaltvideos überhaupt nicht erholt, sondern eher niedergeschlagen.
Man kann natürlich jeden Schund aus Marketinggründen mit irgendeiner Theorie begründen, aber so eine Katharsistheorie scheint mir doch weit hergeholt.
Im Gegenteil, wenn ich Aggressionsabbau betreiben will, schau ich eher ruhige Filme an oder Liebesfilme.

Und das kommt ja noch dazu: Jeder Mensch ist anders.
Außerdem gibt es ja neben der Katharsistheorie noch diverse andere Theorien, wie nun Gewaltdarstellung auf das Individuum wirkt, die sich durchaus auch widersprechen, allerdings nie wirklich in öffentlichen Diskussionen zu finden sind.
Aber das führt jetzt ein bisschen am Thema vorbei (aber falls Bedarf besteht...  ;))...

Zum Thread-Thema:
Ob nun Gewalt überhaupt in Filmen gezeigt werden muss, sei nun mal dahingestellt. Persönlich gibt es für mich Genres, die einfach nach einem gewissen Gewaltgrad verlangen, aber nicht, weil es irgendwie "geil" oder unterhaltsam wäre, sondern zum Milieu, historisch Hintergrund, Genre, was auch immer, dazugehören.
Ich schließe mich andikova an: Irgendwann wird sich die Gewaltschraube einfach überdrehen (ich glaube, diese Formulierung habe ich von Grusler aus einem anderen Thread geklaut...  ;)) und die Leute sind einfach gelangweilt, bzw. der Markt gesättigt. Dann kommt wieder was anderes groß in Mode und Film...  :icon_lol:

andikova

Zitat von: Roughale am 24 Mai 2007, 11:11:22
Lag das psychisch fertig machen bei Sucksdonkeydick Cruelty nicht eher daran, dass der Film abgrundtiefster Mist ist? :king:

Da kann man geteilter Meinung sein- SC ist ja keine stumpfe Aneinanderreihung von Gewaltsequenzen (die enthaltenen sind aber schon recht extrem), sondern schon irgendwie Kunst. Hussein hat besonders in der ersten Episode sehr schöne Bilder eingefangen und löst mit seiner Erzählstruktur ganz schönes Unbehagen aus.
Gott ist tot - und wir haben ihn umgebracht!

lastboyscout

Zitat von: rs007 am 25 Mai 2007, 00:57:50
Man kann natürlich jeden Schund aus Marketinggründen mit irgendeiner Theorie begründen, aber so eine Katharsistheorie scheint mir doch weit hergeholt.
Im Gegenteil, wenn ich Aggressionsabbau betreiben will, schau ich eher ruhige Filme an oder Liebesfilme.

Also hier kann ich dir zumindest auf mich bezogen vehement widersprechen.
Wenn ich zum Beispiel einen beschissenen Tag auf der Arbeit hatte, dann sehe ich mir sehr gerne nen Martial Arts-Film an.
Wenn dann, zum Beispiel wie in "Ong Bak", der Endgegner in einem fulminanten Kampf besiegt wird, ist das so eine Art Ventil fuer mich und ich fuehle, wie meine Anspannung bzw. Aggression von der Arbeit her schwindet.
Also ich wuerde fuer mich selber sagen, das diese Katharsistheorie wunderbar funktioniert.
Okay, meine zweite Methode fuer Aggressionsabbau ist einfach, mich im Fitness-Studio komplett zu verausgaben oder einfach mal 25 Meilen mit dem Mountainbike durchzupowern.
Das wirkt ebenfalls.
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