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No Country for Old Men (Coen Brüder)

Begonnen von Dexter, 18 Juli 2007, 14:59:00

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KeyserSoze

Zitat von: Roughale am  5 März 2008, 17:52:09
Zitat von: KeyserSoze am  5 März 2008, 17:28:05
SPOILER



Chigurh hat den Koffer. Er hat im Hotelzimmer, in dem er die Mexikaner erschossen hat, doch die Schleifspuren des Koffers im Schacht gesehen. Und mit dem Wissen hat er dann den Koffer, im Zimmer wo Moss erschossen wurde, gefunden. Zum Schluß sieht man doch das Gitter des Lüftungsschachtes am Boden, und Chigurh versteckt sich im Schrank.

Klar, er bezahlt ja auch einen der Jugendlichen mit Geld, dass aus dem Koffer stammen müsste, das ändert aber immer noch nichts an meiner Sichtweise, dass das Geld nicht mehr wichtig ist, für den Film nicht und für die hauptakteure nicht, das unterstreichen die Coens damit, dass der Koffer nicht mehr gezeigt wird.


Ich gratuliere dir zum längsten Satz der Welt.:icon_twisted:

"You're so beautiful, like a tree or a high-class prostitute."

Phil

Zitat von: KeyserSoze am  5 März 2008, 17:57:21
Ich gratuliere dir zum längsten Satz der Welt.:icon_twisted:
zumal er den Inhalt schon 10 mal kundgetan hat  :icon_mrgreen:
aber so isser unser Roughhale...und dürfen, darf er ja eh alles.

Amazon listet die UK HD ja sogar schon für den 12.05.  :icon_razz: na bitte
traue nie SB, denn es tut Dir weh :(
became MINGed!

ZitatCloverfield refers to the field formerly known as Central Park. Clovers are usually prone to grow at places after bombing. Thus the term "Clover" and "field" referring to park.

KeyserSoze

Zitat von: Phil am  5 März 2008, 18:00:57
Zitat von: KeyserSoze am  5 März 2008, 17:57:21
Ich gratuliere dir zum längsten Satz der Welt.:icon_twisted:
zumal er den Inhalt schon 10 mal kundgetan hat  :icon_mrgreen:
aber so isser unser Roughhale...und dürfen, darf er ja eh alles.

Amazon listet die UK HD ja sogar schon für den 12.05.  :icon_razz: na bitte


Fandest du den nicht scheisse? Liest sich als ob du dir den holen willst.

"You're so beautiful, like a tree or a high-class prostitute."

Phil

Zitat von: KeyserSoze am  5 März 2008, 18:06:42
Fandest du den nicht scheisse? Liest sich als ob du dir den holen willst.
jeder verdient eine 2. Chance.
Ich werde mir den Film selbstverständlich nochmals in ruhe zu hause ansehen.
traue nie SB, denn es tut Dir weh :(
became MINGed!

ZitatCloverfield refers to the field formerly known as Central Park. Clovers are usually prone to grow at places after bombing. Thus the term "Clover" and "field" referring to park.

Roughale

Zitat von: Phil am  5 März 2008, 18:00:57
Zitat von: KeyserSoze am  5 März 2008, 17:57:21
Ich gratuliere dir zum längsten Satz der Welt.:icon_twisted:
zumal er den Inhalt schon 10 mal kundgetan hat  :icon_mrgreen:
aber so isser unser Roughhale...und dürfen, darf er ja eh alles.

Amazon listet die UK HD ja sogar schon für den 12.05.  :icon_razz: na bitte

Ja, lenk du mal schön von deinem Unverständnis des Films ab ^^

Ich habe das hier nur nochmal wiederholt, weil sich die Diskussion etwas stark von dem verabschiedet hatte, was ich geschrieben hatte, aber ursprüglich darauf basierte, da darf man dochmal eingreifen, oder?

@KeyserSoze: Lang? Hast du eine Ahnung, das war regelrecht Steno ;)

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

Rollo Tomasi

Zitat von: KeyserSoze am  5 März 2008, 17:28:05
SPOILER

Chigurh hat den Koffer. Er hat im Hotelzimmer, in dem er die Mexikaner erschossen hat, doch die Schleifspuren des Koffers im Schacht gesehen. Und mit dem Wissen hat er dann den Koffer, im Zimmer wo Moss erschossen wurde, gefunden. Zum Schluß sieht man doch das Gitter des Lüftungsschachtes am Boden, und Chigurh versteckt sich im Schrank.

ja, das klingt einleuchtend!  :icon_razz:
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
"Stellen sie sich einmal vor, es gäbe keine Autos, es gäbe keine Telefone und es gäbe keine Computer .... sie würden doch den ganzen Tag fernsehen, oder?" (Hagen Rether)

Suge Knight

Nach dem zweiten Anschauen (diesmal in der englischsprachigen Fassung und, natürlich, wieder auf der großen Leinwand) ist es noch deutlicher geworden: der wahrscheinlich beste Film seit Jahren. Nebenbei jeder einzelne Oscar hochverdient, ja, eigentlich noch mehr, denn Roger Deakins wurde wieder mal übergangen (auch wenn der Award für "There Will Be Blood" - im Gegensatz zu NCFOM leider nicht das erhoffte Meisterwerk - zumindest in dieser Kategorie nachvollziehbar ist)...und Kelly Macdonald hätte anstelle von z.B. Ruby Dee auch durchaus eine verdient.

Eine ausführliche Rezension wird, je nach Lust, noch folgen.
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You come at the king, you best not miss

McKenzie

Zitat von: Suge Knight am  7 März 2008, 04:44:02
"There Will Be Blood" - im Gegensatz zu NCFOM leider nicht das erhoffte Meisterwerk

Ich sehe es genau umgekehrt, zu meinem Bedauern ist es den Coens wieder einmal mehr nicht gelungen, mich auf ihre Seite zu ziehen. Was vielversprechend beginnt und vielversprechend endet wird von einem Herzstück auf den Boden gezerrt, das bei aller brillanten Inszenierung, atmosphärischer Dichte und großartigen Darstellerleistungen (fast ausnahmslos - ein Traum von einem Type-Casting) doch nicht mehr ist als Genre-Kino. Oder eigentlich: Genre-Genre-Kino. Denn wie üblich - und das hier auch noch mit dezent selbstverliebtem / prätentiösen Kunstanspruch - abstrahieren, reflektieren, ironisieren und überhöhen die Coens Genre-Bauklötze zu einer hochinteressanten, aber vollkommen unreifen Mischung aus philosophischem Turmbau zu Babel und sublim moralistischer Jungs-Unterhaltung. Eigentlich wirkt NCFOM bitterernst, durch und durch. Doch immer dann, wenn man dem Film vertrauen und das Anliegen der Regisseure ernst nehmen möchte, schlagen sie mit ihrem Süffisanz-Hammer kaputt, was sie zum ersten Mal erwachsen (WIRKLICH erwachsen!) wirken hätte lassen können. So rutscht der Film in der zweiten Hälfte, insbesondere mit dem Auftreten von Woody Harrelson (der ausgezeichnet spielt), endgültig aus dem selbst kreierten Muster (wenn er überhaupt so etwas besitzt) und verkommt zur bloßen postmodernen Gangsterfilm-Poserei nach Brian De Palma-Art und der Camp, der Pulp, die Ironie sowie der typisch-ätzende (weil affektierte) Zynik-Humor der Coens bricht vehement und unangenehm durch. In den letzten 20 Minuten versucht man hinter der Kamera dann noch einmal die Kurve in Richtung Anspruch, Selbstreflexivität und erzählerische Perfektion zu kratzen was aber nicht gelingt und nur dadurch abgemindert wird, das die Coens immerhin den Film mit einer Einstellung und einem Schlussappell enden lassen, der einerseits konsequent ist und zum anderen die Erwartungshaltung vieler überrollen dürfte.

So ungemein fesselnd, inszenatorisch virtuos und vereinnahmend NCFOM auch ist, sein Oscar-Gewinn gegenüber dem souverän strahlenden Meisterstück "There Will Be Blood" ist - besonders in der Kategorie "Bestes Drehbuch" (  :00000109::rofl:) ein ungerechter Supergau denn auf dem Plateau, auf dem sich ihr natürlicher Kollege Paul Thomas Anderson bewegt, sind die selbstherrlichen und zuvorkommenden Cineasten-Counterstriker Coen noch lange nicht angekommen (eher in ihrer eigenen Luft-Burg). Gleiches gilt auch für Javier Bardems göttliche Monster-Schau die zwar zweifellos den Atem verschlägt, in Qualität und Eigenanspruch des Schauspielers mit Casey Afflecks Hauptrolle in "The Assassination of Jesse James..." jedoch keinesfalls konkurrieren kann (Roger Deakins Kameraarbeit ist aber in beiden Filmen gleich fantastisch).

FAZIT: Der Rundum-Gewinn dieses Films bei der Oscar-Verleihung zeigt erneut auf, wie politisch und oberflächlich über die Vergabe der ohnehin wertlosen Trophäe entschieden wird. (6,5 von 10)

PS: Man sollte ihn übrigens unbedingt auf der großen Leinwand und auf englisch sehen, synchronisieren lässt sich dieses groteske Gemurmel (Untertitel sind ein Segen) wohl kaum auch nur annähernd adäquat...
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

whitesport

Der Begriff Arthouse ist mit Sicherheit noch unglücklicher gewählt als das tolle Modewort "prätentiös". Klingt für mich ehrlich gesagt, nach dem verzweifelten Versuch, nicht vorhandene Schwächen aufzudecken...

Mr. Vincent Vega

@McKenzie:

100% d'accord. Wundert mich ja, dass du das auch nahezu genauso siehst. Habe mich ja schon ein paar Seiten vorher darüber ausgelassen. Der Film ist handwerklich absolut umwerfend, man möchte das immerzu bewundern und bestaunen, aber immer dann, wenn man sich denkt, was das für ein toller Film ist, dann kommt wieder die Spielerei durch, der große Joke. Ist für mich letztlich eine formal begnadete, aber seelenlose, unmenschliche, selbstverliebte Kaspernummer, die sich nicht ernst nimmt und auf sich selbst als Referenzsystem verweist. Nichts, über das ich länger nachdenken möchte, das mich irgendwie berührt. Und damit wie alle Coen-Filme.

Dass Andersons THERE WILL BE BLOOD in einer ganz anderen Liga spielt, ist ja nun ohnehin keine Frage. Wenn man den später mal als Kinomeilenstein entdeckt, dann ist NO COUNTRY doch längst vergessen als ein weiterer Eintrag in der langen Liste postmoderner Augenzwinkerfilme.

EvilErnie

NCFOM ist ein geniales Thriller Drama. Bestens gespielt, und dichte Atmo! Hab ihm 8/10 Punte gegeben. Ein weiterer genialer Film der Coen Brüder, die in letzter Zeit eher Mist drehten!
,,Der Director's Cut erweist sich nicht nur als die filmisch bessere Version, sondern auch als die einzig logische." (Blade Runner)

Behandel´ne Königin wie `ne Hure und `ne Hure wie `ne Königin, dann kann nichts schiefgehen! (Alien 3 SE)

Ich hab ne Sprengkapsel im Kopf! Du musst mich töten sonst sterb ich! (Ethan Hunt)

Dr. STRG+C+V n0NAMe

Wenn ihr hier Kritiken zu Filmkritiken anbringen wollt, dann macht das doch bitte im Autorenforum.

Gruß

n0NAMe
Aktueller Rang: Sergeant of the Master Sergeants Most Important Person of Extreme Sergeants to the Max
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Carpenter Brut - Le Perv
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Carpenter Brut - Obituary
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Pertubator - Miami Disco

AcidMitsu

Ich bin total zwiegespalten!! Auf der einen Seiten sicherlich einer der besten Filme den ich in letzter Zeit gesehen haben, aber manche Stelle waren für mich einfach nur "was soll das jetzt?, wozu das?" Das so gut wie keine Musik da war, fand ich sehr gut, besonders in den spannenden Szene wo ich wirklich mitgezittert habe. Was Tommy Lee Jones aber dort machte frage ich mich bis heute noch  :icon_rolleyes:
Aber ich gehe davon aus, dass er sich mir beim zweiten oder dritten mal anschauen voll erschließen wird.

Chili Palmer

12 März 2008, 13:46:34 #73 Letzte Bearbeitung: 12 März 2008, 20:19:08 von Chili Palmer

Der Film ist leichter wegzustecken als "Blood", was seine Bevorzugung bei den Oscars, wo doch eigentlich die Meisterwerke mit dem langen Atem ausgezeichnet werden sollen, seltsam erscheinen lässt.
Über den typischen Coen-Effekt bin ich mir hier noch nicht ganz klar; habe eher das Gefühl, als ob die Brüder hier wirklich ihren ersten nicht-verspielten Film abliefern wollten. Dafür spricht das sehr offen gestaltete Ende, das zumindest einen eigenen Ansatz ermöglicht, um aus der Sphäre des Films auszubrechen. Das gab es bei den Coens meines Wissens vorher nie. Wieviel davon McCarthys Vorlage geschuldet ist, kann ich nicht sagen, würde aber Erläuterungen von Kennern der Vorlage begrüßen.
Dass hier letztlich auch der gewohnte Coen-Humor in sehr bissigem Gewand regiert, ist dem Film für sich dann auch gar nicht anzulasten, im Gegenteil; selten so einen dichten Thriller mit ebenso garstig-passendem Humor gesehen.
Nur könnte der oben erwähnte lange Atem dem Film gerade dadurch womöglich ausgehen, weil er durch seine Dichte und seine schnörkellose Erzählung auf sehr viele Überraschungseffekte setzt, die schon beim zweiten Ansehen nicht mehr gegeben sind.
Ich hoffe, dass "No Country" dann mehr in der Hinterhand hat als seine Atmosphäre.
Die, um das noch mal herauszustellen, wirklich meisterhaft ist. Die erste (Kino!)-Sichtung des Films kann einen nur umhauen.

"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

nickpicker

14 März 2008, 00:39:35 #74 Letzte Bearbeitung: 14 März 2008, 00:41:22 von nickpicker
Zitat von: Chili Palmer am 12 März 2008, 13:46:34
Der Film ist leichter wegzustecken als "Blood", was seine Bevorzugung bei den Oscars, wo doch eigentlich die Meisterwerke mit dem langen Atem ausgezeichnet werden sollen, seltsam erscheinen lässt.
Im Gegenteil, das passt doch wunderbar ins Bild: Ein letztendlich seichter Film mit wenigen Kanten, aber irgendwie doch mit gefühlter Bedeutung - da kann man die Oscars gut verteilen, ohne einen wirklich kritischen Ton (There Will Be Blood) unterstützen zu müssen. Die Oscarjury besteht wohl aus Konsensbärchis.

Ach so: No Country bekommt nach heutiger Sichtung 7/10.

vodkamartini

Sehe ich ähnlich. Der Film ist nur vordergründig düster bzw. tiefgründig. Der typische Coen-Humor passt diesmal nicht zur anfangs erzeugten Stimmung und schadet dem Film letztlich. Irgendwie schwingt dabei Hochnäsigkeit mit nach dem Motto: Da seid ihr uns aber wieder mal ganz schön uf den Leim gegangen. Ist doch alles nicht ernst gemeint. Als Zuschauer fühlt man sich irgedwie nicht ermst genommen. Handwerklich ein Meisterwerk, keine Frage. Von der Aussage her aber eher zwiespältig. Der Auftritt v.a. von Ethan Coen bei den diesjährigen Academy Awards passt dazu wie die Faust aufs Auge.
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There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

psychopaul

14 März 2008, 17:36:57 #76 Letzte Bearbeitung: 14 März 2008, 17:38:29 von Bettwurst
Was heißt denn immer nicht "ernst gemeint"? No Country for old men ist vor allem ein spannender Thriller, im Roman vertieft durch die Gedankenwelt des Sheriffs. Film seh ich vermutlich morgen endlich, aber ich nehme an, dass diese Gedankenwelt und damit auch der vorhandene "Tiefgang" des Stoffes ordentlich reduziert wurde. Dadurch wird der Film noch mehr bloß ein schnörkelloser Thriller sein, ein Film, der seinen größten Reiz aus der Spannung zieht...damit stimme ich schonmal jenen zu, die sich über den Oscar aufregen wegen mangelnden Tiefgangs, andererseits versteh ich wieder das Nörgeln an den Coens nicht, sie meinen es nicht ernst usw. usf..

Filme wie "Ein einfacher Plan" oder meinetwegen "Auf der Flucht" sind für mich vergleichbar und auch toll..würde man denen den gleichen Vorwurf machen, dass es nicht "ernst gemeint" ist? Das kann man dann aber über jeden zweiten Hollywoodfilm behaupten, der eine überzogene Spannungsdramaturgie oder Coolness der Hauptfiguren beinhaltet, von daher verstehe ich nicht mal so eine Argumentation..
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Three little devils jumped over the wall...

vodkamartini

Der Vergleich mit The Fugitive ist m.E. völlig unpassend. Das ist ein astreiner Popcorn Mainstreamthriller, der nur eine Intention hat: Unterhaltung. Und das schafft er meisterlich. In seinem Genre für mich klare 9 Punkte.

No country for old men ist eben kein Unterhaltungsthriller für die Masse. Die zutiefst pessimistische und düstere Weltsicht gepaart mit einer gegen den Strom des Massengeschmacks schwimmenden, bewussten erzählerischen Bedächtigkeit erweckt den Eindruck "mehr zu sagen zu haben". Die Coens torpedieren diesen Anspruch aber wieder selbst mit ihrem typischen schwarzen Humor, der hier m.E. aufgesetzt wirkt. Zudem wirkt der Schlussteil - ich will hier nicht spoilern - unausgegoren und etwas schludrig.
Ein sehr guter Thriller, aber eben nicht mehr. Für den besten Film des Jahres ein bißchen dürftig.
Trotz seiner extrem düsteren Thematik kommt man genauso entspannt aus dem Kino wie nach Auf der Flucht. Für eine schwarzhumorige Satire ist der Film allerdings viel zu ernst. Hier stimmt ganz einfach die Mischung nicht (6,5 Punkte)
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There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

psychopaul

Okay, das mit Mainstream und gegen den Strom kann ich nachvollziehen. :)

Aber warum ein grundsätzlich düsterer und bedächtiger Stil gleich den Eindruck erweckt, mehr sagen zu wollen, verstehe ich nach wie vor nicht. Das ist ganz einfach eine andere Grundstimmung als bei einem Mainstreamthriller mit Happy End, okay. Aber gerade wegen des schwarzen Humors will der Film vielleicht gar nicht so anspruchsvoll sein, wie du ihm das unterstellst :icon_razz: ..sondern ähnlich wie "The Fugitive" auch nur unterhalten..(halt auf seine Weise) 
Vielleicht passt auch "lakonischer Thriller" am besten.

na gut, aber ich halte mich noch zurück, bis ich ihn gesehen habe (vor allem liegst du ja vielleicht doch richtig mit deinem Tiefgangargument, weil die Romanvorlage ja zumindest etwas von diesem besitzt  - trotz des (Dialog)Humors, der sich auch schon darin findet  ;) )
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Three little devils jumped over the wall...

vodkamartini

Schau ihn dir einfach an. Als lakonischer Thriller funktionbiert der Film ganz gut. Mir war das aber irgendwie zu wenig und für einen lakonischen Thriller insgesamt zu humorlos. Wie gesagt, die Mischung stimmt hier m.E. nicht. Trotz allem wird man ordentlich unterhalten. Manche Sequenzen sind von kinsternder Spannung und das ganz ohne das übliche "Thriller-Gedöns" der Mainstreamware.
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There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

McKenzie

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 11 März 2008, 14:27:13
Der Film ist handwerklich absolut umwerfend, man möchte das immerzu bewundern und bestaunen, aber immer dann, wenn man sich denkt, was das für ein toller Film ist, dann kommt wieder die Spielerei durch, der große Joke.

Kurz, prägnant und wahr. Mehr muss eigentlich nicht gesagt werden. Könnte man "There Will Be Blood" mit einem Satz umschreiben? Ich glaube kaum...

@ vodkamartini:

Ich begrüße es sehr, das ein weiterer populärer OFDb-Autor den Film angemessen rezensiert hat.   :respekt: Ich hatte schon fast daran gezweifelt, das der (etwas streng duftende) Über-Konsens hier noch gebrochen würde...


...daher finde ich es auch sehr bedauerlich, das hier einige Postings zensiert, bzw. schlicht entfernt wurden. Mein Kommentar oben ist mitnichten eine Kritik und die Antworten darauf hätten eventuell in einer interessanten Film-Diskussion mit ungewohnter Perspektive münden könne, daher verstehe ich nicht, was hier vor sich gegangen ist. Ordnung und Spam-Schutz hin oder her, keines von beidem war hier der Fall.

@ Paul:

Dir wird der Film gefallen, ganz bestimmt.  :D Allerdings appelliere ich trotzdem an den Rest deines guten Geschmacks: Versuche, den vereinnahmenden Oberflächenreizen des Films weit genug zu widerstehen, um hinter die Eierschachteln zu gucken.  :icon_lol:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Chili Palmer

Zitat von: McKenzie am 15 März 2008, 02:45:27
Könnte man "There Will Be Blood" mit einem Satz umschreiben? Ich glaube kaum...

Klar, man braucht sogar nur zwei Wörter: "Monolithic, baby!"  :icon_twisted:

Zitat von: McKenzie am 15 März 2008, 02:45:27
...daher finde ich es auch sehr bedauerlich, das hier einige Postings zensiert, bzw. schlicht entfernt wurden. Mein Kommentar oben ist mitnichten eine Kritik und die Antworten darauf hätten eventuell in einer interessanten Film-Diskussion mit ungewohnter Perspektive münden könne, daher verstehe ich nicht, was hier vor sich gegangen ist. Ordnung und Spam-Schutz hin oder her, keines von beidem war hier der Fall.

Da ich ebenfalls "Aufräumopfer" wurde, hatte ich schon um Antwort gebeten und sie auch bekommen: Unsere Postings waren zu kurz.
Kurze Postings führen zu weiteren kurzen Postings führen zu einem langen Thread. Which is not gern gesehen.

@ Paul: Lass' dich bloß von den vereinnahmenden Oberflächenreizen packen, sonst entgeht dir ja der ganze Spaß.  :icon_mrgreen:

"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

McKenzie

15 März 2008, 03:03:50 #82 Letzte Bearbeitung: 15 März 2008, 03:05:32 von McKenzie
Zitat von: Chili Palmer am 15 März 2008, 02:52:48
Zitat von: McKenzie am 15 März 2008, 02:45:27
Könnte man "There Will Be Blood" mit einem Satz umschreiben? Ich glaube kaum...

Klar, man braucht sogar nur zwei Wörter: "Monolithic, baby!"  :icon_twisted:

Tu doch nicht so einfältig!  :icon_twisted:
Hatte Mr. Palmer schon das Vergnügen mit Andersons Meisterwerk? (Die Sache mit der vermeintlichen  Reminiszenz an den schwarzen Stein geistert ja schon ein wenig länger herum...)

Zitat von: Chili Palmer am 15 März 2008, 02:52:48
Da ich ebenfalls "Aufräumopfer" wurde, hatte ich schon um Antwort gebeten und sie auch bekommen: Unsere Postings waren zu kurz.
Kurze Postings führen zu weiteren kurzen Postings führen zu einem langen Thread. Which is not gern gesehen.

Ich hatte eigentlich vor, ein recht langes Posting als Antwort auf diese beiden kurzen zu schreiben um damit eine Diskussion ins Laufen zu bringen. Aber *zack* und weg waren sie... :icon_confused:

(Vor allem: "Prätentiös" ein Modewort... Kaschieren nicht vorhandener Schwächen... habe ich mich oben etwa nicht deutlich genug zum Ausdruck gebracht?  :icon_mrgreen: Für ein ausführliches Review hat mich der Film nicht ausreichend inspiriert...)

Zitat von: Chili Palmer am 15 März 2008, 02:52:48
@ Paul: Lass' dich bloß von den vereinnahmenden Oberflächenreizen packen, sonst entgeht dir ja der ganze Spaß.  :icon_mrgreen:

Ich hatte trotzdem meinen Spaß damit, die Nachwirkungen waren aber eher sodbrennend... Während man im Kino sitzt steht man zwar unter Strom aber danach fühlt man sich plötzlich wie ein Altenpfleger in einem Country for old Men. Einfach ein bisserl schal...

Aber was sage ich, mir hat sogar "Ein unmöglicher Härtefall" zugesagt (den mochten ja die wenigsten) während ich "The Big Lebowksi" ziemlich sch***e finde).
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Chili Palmer

15 März 2008, 03:22:14 #83 Letzte Bearbeitung: 15 März 2008, 03:23:46 von Chili Palmer
Zitat von: McKenzie am 15 März 2008, 03:03:50
Tu doch nicht so einfältig!  :icon_twisted:

Ach, immer werde ich missverstanden.  :icon_lol:
Der Film ist einfach ein Zelluloid-Monolith, unverrückbar und zeitlos, diese Behauptung maße ich mir jetzt einfach mal schon an, der Monolithen-Querverweis spielt natürlich auch auf Kubricks Werk an, das ein ebensolches Deutungsfüllhorn wie "Blood" darstellt, und "Baby" ist einfach ein dermaßen amerikanischer Ausdruck, dass er zu diesem Themenkomplex passt wie der Käse auf den Cheeseburger.

Zitat von: McKenzie am 15 März 2008, 03:03:50
Hatte Mr. Palmer schon das Vergnügen mit Andersons Meisterwerk?

Er hatte.

Zitat von: McKenzie am 15 März 2008, 03:03:50
Für ein ausführliches Review hat mich der Film nicht ausreichend inspiriert...)

Nicht verzagen, Chili fragen.

"Intolerable Cruelty" finde ich auch toll.
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

vodkamartini

Zitat von: McKenzie am 15 März 2008, 03:03:50
Ich hatte trotzdem meinen Spaß damit, die Nachwirkungen waren aber eher sodbrennend... Während man im Kino sitzt steht man zwar unter Strom aber danach fühlt man sich plötzlich wie ein Altenpfleger in einem Country for old Men. Einfach ein bisserl schal...

Das trifft den Nagel auf den Kopf. Mir erging es exakt genauso. Im Kino "Hui", entwickelt sich der Film in der Nachbetrachtung zumindest partiell zum "Pfui". Wobei das "Pfui" eigentlich schon zu viel aussagt, da man eher gar nichts empfindet. Letzlich lediglich toller Thrill ohne emotionalen oder gedanklichen Nachhall. Für den "besten Film des Jahres" m.E. eindeutig zu wenig.
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There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

psychopaul

Zitat von: Chili Palmer am 15 März 2008, 02:52:48
@ Paul: Lass' dich bloß von den vereinnahmenden Oberflächenreizen packen, sonst entgeht dir ja der ganze Spaß.  :icon_mrgreen:

Keine Sorge, ich hab mit sowas nie Probleme, ich brauche auch bei derartigen Filmen keinen besonderen Nachhall um sie als "gelungen" zu empfinden und kann sie auch als reine Unterhaltung genießen.  :king: also ohne Ironie jetzt.

Wobei ich andererseits durch die Kenntnis der Romanvorlage sicher auch etwas kritischer hinschauen werde..

Aber dieses im Nachhinein als "pfui" empfinden, das kenne ich gar nicht, ich bewerte meistens eher das Gefühl währenddessen.
Filme, die nachhallen und mir mehr geben, stehen dann die eine Stufe drüber, aber deswegen werte ich Filme, die mich in dem Moment vorzüglich unterhalten, nicht nachträglich ab.  :icon_smile:

(allerdings werd ich es auch heute voraussischtlich wieder nicht schaffen..  :icon_rolleyes:)
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Mr. Vincent Vega

Zitat von: McKenzie am 15 März 2008, 02:45:27
@ vodkamartini:

Ich begrüße es sehr, das ein weiterer populärer OFDb-Autor den Film angemessen rezensiert hat.   :respekt: Ich hatte schon fast daran gezweifelt, das der (etwas streng duftende) Über-Konsens hier noch gebrochen würde...

Geht mir ganz ähnlich. Kann nur jedes Wort unterschreiben.

Die Gewichtung ist dann sicher Auslegungssache, ich habe mich bei 7/10 eingependelt, aber Meisterwerk ist für mich dann doch was anderes, etwas, das sich zumindest ein wenig ernster nimmt.

vodkamartini

@Mr. Vincent Vega
@McKenzie

Mir ist auch schon aufgefallen, dass man mit einer differenzierteren Betrachtung bzw. einer kritischeren Auseinandersetzung hier nicht auf allzu viel Gegenliebe stößt. Ich habe erst gestern wieder im Freundeskreis über den Film diskutiert und bin v.a. beim Thema "Humor" und "mitschwingende Überheblichkeit" auf härteren Widerstand gestoßen.
NCFOM ist für mich als Gesamtkonstrukt einfach nicht stimmig und obendrein ein "Meisterwerk mit etwas zu deutlicher Ansage".
Ich habe mich inzwischen übrigens ebenfalls zu 7 Punkten "hochgearbeitet" (die 6,5 bleiben allerdings stehen), was ja nun wirklich keine Demontage ist. Für 8 Punkte wiegen die genannten Defizite aber einfach zu schwer.
www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

Rollo Tomasi

18 März 2008, 18:00:26 #88 Letzte Bearbeitung: 18 März 2008, 19:24:38 von Rollo Tomasi
Klar, dass ich manches davon nicht so stehen lassen kann.  ;)

Zitat von: McKenzie am 10 März 2008, 21:42:07
Was vielversprechend beginnt und vielversprechend endet wird von einem Herzstück auf den Boden gezerrt, das bei aller brillanten Inszenierung, atmosphärischer Dichte und großartigen Darstellerleistungen (fast ausnahmslos - ein Traum von einem Type-Casting) doch nicht mehr ist als Genre-Kino. Oder eigentlich: Genre-Genre-Kino.

Du schreibst von einem vielversprechenden Beginn.
Was meinst du damit?
Die Anfangssequenz in der Wüste?
Was ist daran im Unterschied zum "Herzstück" vielversprechend?
Ich kann da keinen Qualitätsunterschied erkennen.

Und du schreibst von einem vielversprechenden Ende?
Meiner Ansicht nach verspricht das Ende gar nichts, lässt bewusst viele Fragen offen und unterscheidet sich darin entscheidend von Genrekino.

Als Genrekiono bezeichnest du dann ja das "Herzstück"?
Was meinst du hier konkret mit Herzstück?
Die Sequenz um das Hotelzimmer?
Wenn dem so ist, kann ich dir teilweise zustimmen, wenn auch das typische Genrekono immer wieder durch verwirrende, neue Dimensionen öffnende Einwürfe oder Fragestellungen gebrochen wird.
Und selbst wenn es "nur" Genrekino ist, ist es dennoch das beste Genrekino seit Jahren.

Zitat von: McKenzie am 10 März 2008, 21:42:07
Denn wie üblich - und das hier auch noch mit dezent selbstverliebtem / prätentiösen Kunstanspruch - abstrahieren, reflektieren, ironisieren und überhöhen die Coens Genre-Bauklötze zu einer hochinteressanten, aber vollkommen unreifen Mischung aus philosophischem Turmbau zu Babel und sublim moralistischer Jungs-Unterhaltung.

Was wird in "No country for old men" dann abstrahiert oder ironisiert oder sogar überhöht?
Reflektiert wird aber auf jeden Fall, da stimme ich zu.
Das ist halt Teil des Coen-Stiles, das sehe ich nicht unbedingt als Nachteil an.

Zitat von: McKenzie am 10 März 2008, 21:42:07
Eigentlich wirkt NCFOM bitterernst, durch und durch. Doch immer dann, wenn man dem Film vertrauen und das Anliegen der Regisseure ernst nehmen möchte, schlagen sie mit ihrem Süffisanz-Hammer kaputt, was sie zum ersten Mal erwachsen (WIRKLICH erwachsen!) wirken hätte lassen können.

Ich sehe ein, dass man, wenn man Filme wie "The big Lebowski" oder "Fargo" berücksichtigt, durchaus an der Ernsthaftigkeit der Absichten der Coens hinsichtlich der Vermittlung einer ernsthaften Botschaft zweifeln könnte, aber vieles spricht entscheidend gegen diese Zweifel, vor allem der Schlussteil des Films.
Der Film ist bis auf zwei, drei Lacher bitterernst!
An welchen Stellen schlagen sie denn mit dem Süffisanz-Hammer drauf?
Ich kann mich da an keine einzige Stelle erinnern!
Der Schluss spricht für meine Begriffe erheblich für erwachsenere Coens!

Zitat von: McKenzie am 10 März 2008, 21:42:07
So rutscht der Film in der zweiten Hälfte, insbesondere mit dem Auftreten von Woody Harrelson (der ausgezeichnet spielt), endgültig aus dem selbst kreierten Muster (wenn er überhaupt so etwas besitzt) und verkommt zur bloßen postmodernen Gangsterfilm-Poserei nach Brian De Palma-Art und der Camp, der Pulp, die Ironie sowie der typisch-ätzende (weil affektierte) Zynik-Humor der Coens bricht vehement und unangenehm durch.

Mal abgesehen davon, dass die Figur von Woody Harrelson die schwächste der Hauptfiguren ist (über seine schaupspielerische Leistung kann man angesichts der wenigen Szenen ohnehin fast nichts sagen), kann ich diesen Satz mit nichts aus "No country for old men" in Verbindung bringen.
Mir scheint, als ob der Satz zu einem völlig anderen Film gehört.
"Postmoderne Gangsterfilm-Poserei"? Bei DEM Schluss?
"typisch-ätzender Zynik-Humor bricht vehement und unangenehm durch"? An welchen Stellen?

Zitat von: McKenzie am 10 März 2008, 21:42:07
In den letzten 20 Minuten versucht man hinter der Kamera dann noch einmal die Kurve in Richtung Anspruch, Selbstreflexivität und erzählerische Perfektion zu kratzen was aber nicht gelingt und nur dadurch abgemindert wird, das die Coens immerhin den Film mit einer Einstellung und einem Schlussappell enden lassen, der einerseits konsequent ist und zum anderen die Erwartungshaltung vieler überrollen dürfte.

Gerade auf erzählerische Perfektion wird doch im Schlussteil eben nicht wert gelegt!

Zitat von: McKenzie am 10 März 2008, 21:42:07
So ungemein fesselnd, inszenatorisch virtuos und vereinnahmend NCFOM auch ist, sein Oscar-Gewinn gegenüber dem souverän strahlenden Meisterstück "There Will Be Blood" ist - besonders in der Kategorie "Bestes Drehbuch" (  :00000109::rofl:) ein ungerechter Supergau denn auf dem Plateau, auf dem sich ihr natürlicher Kollege Paul Thomas Anderson bewegt, sind die selbstherrlichen und zuvorkommenden Cineasten-Counterstriker Coen noch lange nicht angekommen (eher in ihrer eigenen Luft-Burg). Gleiches gilt auch für Javier Bardems göttliche Monster-Schau die zwar zweifellos den Atem verschlägt, in Qualität und Eigenanspruch des Schauspielers mit Casey Afflecks Hauptrolle in "The Assassination of Jesse James..." jedoch keinesfalls konkurrieren kann (Roger Deakins Kameraarbeit ist aber in beiden Filmen gleich fantastisch).

Nun, zu dem Vergleich mit "There will be blood" und zu "The Assasination .." kann ich noch nix sagen, da ich beide Filme nicht gesehen habe bisher.
"There will be blood" habe ich bisher gemieden, weil mich die Story um einen Öl-Machtmenschen einfach nicht sio richtig interessiert.
Und über Javier Bardems Leistung braucht man sich nun wirklich nicht zu streiten, da ist sicher nur schwer ran zu kommen.
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
"Stellen sie sich einmal vor, es gäbe keine Autos, es gäbe keine Telefone und es gäbe keine Computer .... sie würden doch den ganzen Tag fernsehen, oder?" (Hagen Rether)

McKenzie

Zitat von: Rollo Tomasi am 18 März 2008, 18:00:26
Du schreibst von einem vielversprechenden Beginn.
Was meinst du damit?
Die Anfangssequenz in der Wüste?
Was ist daran im Unterschied zum "Herzstück" vielversprechend?
Ich kann da keinen Qualitätsunterschied erkennen.

Der Anfang erstreckt sich bei mir bis zu dem Zeitpunkt, an dem Josh Brolin seine Ehefrau im Bus zurücklässt und sich auf die Flucht "begibt". Bis zu diesem Zeitpunkt wird lakonisch, einfühlsam und vielschichtig mit den Figuren verfahren und ihre Antriebsfeder, ihre aufkommenden Konflikte und Positionen in dem anschließenden "Rollenspiel" sowie ihre symbolische Bedeutung als Stereotypen (denn das sind sie trotz alledem) für eine Geschichte über eine Empfindung der amerikanischen Gesellschaft Anfang der 80iger anaylisiert und durch Konfrontation gespiegelt.

Was danach folgt (etwa ab dem Zeitpunkt, an dem Javier Bardem die Verfolgung aufnommt)...

Zitat von: Rollo Tomasi am 18 März 2008, 18:00:26
Was ist daran im Unterschied zum "Herzstück" vielversprechend?
Ich kann da keinen Qualitätsunterschied erkennen.

Als Genrekiono bezeichnest du dann ja das "Herzstück"?
Was meinst du hier konkret mit Herzstück?
Die Sequenz um das Hotelzimmer?

... ist eine außerordentlich fesselnd und effizient inszenierte Hatz von lähmender Spannung - in deren Verlauf (und sie hält doch schließlich, von kleinen und leider nicht sonderlich ins Gewicht fallenden Aussetzern, bis etwa 20, 25 Minuten vor Schluss an) all diese faszinierenden Konflikte, Charaktere, Deutungsmöglichkeiten und Reflexionen über Genre-Gesetze und -Klischees ziemlich unter die Räder gerät und schließlich nicht mehr vorhanden ist. Hier wird auf das Spannungsmoment hin inszeniert, alles andere schein egal zu sein. Nur das eben bewusst mit bekannten Mitteln und eben klischeeisierten Genre-Situationen darauf hingearbeitet wird. Und um sich dabei keine "einfallslose" Blöße zu geben demonstriert man unzweideutig, das man sich über die eigene Verfahrensweise, deren Gefahren und Inspirationsquellen doch voll und ganz im klaren ist und löst, säuberlich Abschnitt für Abschnitt, das Ganze mit Ironie auf...

Zitat von: Rollo Tomasi am 18 März 2008, 18:00:26
Der Film ist bis auf zwei, drei Lacher bitterernst!
An welchen Stellen schlagen sie denn mit dem Süffisanz-Hammer drauf?
Ich kann mich da an keine einzige Stelle erinnern!

... wie in den Dialogen zwischen Tommy Lee Jones und seinem Assisstenten, der Szene, in der Javier Bardem ein Auto in die Luft sprengt um an Verbandsmaterial zu kommen, der Schwenk von dem umgeworfenen Milchteller der Katze über den Hoteltresen hinter dem der tote Empfangsmensch liegt, in der Szene in der Javier Bardem (eigentlich der Inbegriff für diese ironische Distanz vom eigenen Vorgehen in diesem Film, seine Figur ist purer Pulp) mit einem Polizeiwagen flüchtet und sich dann durch einen Mord einen unscheinbaren Wagen aneignet und natürlich am Schluss, wenn Bardem nach dem Mord an Brolins Frau einem Jungen auf der Straße sein Hemd abkauft. Vor allem allerdings in den Dialogen. So ein paar coole One-Liner hier und da können doch nie schaden. Oder?

Ich bin zwar eigentlich schon darauf eingegangen aber zur Sicherheit nochmal dazu...

Zitat von: Rollo Tomasi am 18 März 2008, 18:00:26
Was wird in "No country for old men" dann abstrahiert oder ironisiert oder sogar überhöht?
Reflektiert wird aber auf jeden Fall, da stimme ich zu.

Versatzstücke des Western- und Gangsterfilm-Genres, insgesamt. Natürlich aber auch publikumsattraktive und heute entweder vergessene oder generalüberholte Szenen(reihen-)folgen und Szenenübergänge (sehr auffällig z. B. in der Szene, in der Bardem in Brolins Hotelzimmer eindringt oder am Ende, als der Tod von Brolins Frau nicht gezeigt wird sondern nur Bardem, wie er aus dem Haus tritt.), die Retro-Ästhetik, die Zurückhaltung bei der Musik-Untermalung (sicherlich nicht nur, um hier irgendwie besonders subtil zu sein), der spezifische schwarze Humor dieser Genres, der hier minimiert und auf seine tragische Ausgangssituation (Merke: Humor entsteht nie ohne Tragik) zurückgeführt wird - allerdings eben nicht immer. Ferner natürlich die Charaktere (hier hat man nur das beste vom besten aus den Klassikern des Genres zusammengeführt) sowie der gesamte Plot, einfach alles. "No Country for old Men" will, ebenso wie oft auch Tarantino, beweisen dass das Genre-Kino früher besser war (ich muss mir das nicht beweisen lassen, bin ohnehin davon überzeugt), allerdings finden sie dabei noch weniger als Tarantino eine Einheit zwischem diesem cineasten Vexierspiel und ihrem eigenen, selbstverliebten Streben nach etwas größerem, etwas anspruchsvolleren, etwas anerkennenswerteren. In gewisser Weise ist NCFOM ein Film, der sich das Grindhouse-Outing nicht traut.

Daher kann man den Coens nur mit zwei blauen Augen eine souveräne eigene, schöpferische Leistung attestieren, die Prädikate wie diese...

Zitat von: Rollo Tomasi am 18 März 2008, 18:00:26
Und selbst wenn es "nur" Genrekino ist, ist es dennoch das beste Genrekino seit Jahren.

...ermöglicht. Die Vorstellung, das irgendwann eine neue Generation von Filmemachern anfängt, dieses Kino der filmhistorischen und Genrespezifischen Reflexion und Überzeichnung / "Neu-Mischung" wiederum aufs neue reflektiert, verarbeitet (um nicht zu sagen "verwurstet"), ironisch bricht und überhöht, verursacht mit eher Übelkeit und die Welle von Tarantino-Nachahmungen aus den Händen von Leuten, die gar nicht wissen, wie der gute Quentin auf seine Filme gekommen ist bestätigt diese Horrovorstellung.

Ach ja, die erwachsenen Coens stellen sich eben deswegen...

Zitat von: Rollo Tomasi am 18 März 2008, 18:00:26
Der Schluss spricht für meine Begriffe erheblich für erwachsenere Coens!

"Postmoderne Gangsterfilm-Poserei"? Bei DEM Schluss?

...nicht als so erwachsen heraus, denn ihr Schluss wirkt so, als müssten sie schnell noch ein Stück Besonnenheit und Anspruch hinterherreichen, das sie während besagten Herzstücks vergessen haben, anzubasteln. Tommy Lee Jones Reise ins Ich in den letzten 20 Minuten wirkt affektiert, unehrlich und geradezu grotesk überambitioniert, vom Korpus des Films losgelöst. Dass aber das, worum es in diesen 20 Minuten geht, zum interessantesten und wichtigsten gehört, das haben die Coens anscheinend selbst nicht begriffen. Dieser Part des Films strahlt eine Menschlichkeit aus, die dem übrigen Geschehen fehlt.

Zitat von: Rollo Tomasi am 18 März 2008, 18:00:26
Nun, zu dem Vergleich mit "There will be blood" und zu "The Assasination .." kann ich noch nix sagen, da ich beide Filme nicht gesehen habe bisher.

Nachholen, so schnell wie möglich!!!  :icon_eek: Beide Filme besitzen die erhabene, unabhängige und wie selbstverständlich vorhandene, also nicht forcierte Größe, die NCFOM anstrebt aber nicht erreicht.

Zitat von: Rollo Tomasi am 18 März 2008, 18:00:26
Und über Javier Bardems Leistung braucht man sich nun wirklich nicht zu streiten, da ist sicher nur schwer ran zu kommen.

Javier Bardem hat seine ungeheure natürliche Präsenz als Grundkapital sowie einen Charakter, der relativ unbeweglich auf einer geraden Linie fährt. Keine besondere Herausforderung an ihn, er hat genug Vorgaben, an die er sich halten kann und seine Ausstrahlung.

Dann aber Casey Affleck in "The Assassination...". Ein junger Schauspieler, dessen natürliche Präsenz sich eher in Grenzen hält und der seinem mystischen Charakter Dinge einverleiben muss und Facetten veräußern muss für die ihm kein Regisseur und kein Drehbuch eine ausreichende Vorgabe bieten können, die er selbst entwickeln und sich erarbeiten muss, eine Rolle, in die sich der Schauspieler weit mehr einbringen muss als Javier Bardem in der Rolle von Chigurh. Bardem ist ein begnadeter Schauspieler und macht seine Sache großartig, hat mir in beinahe jeder seiner Szenen Gänsehaut verursacht. Aber kein Vergleich zu Casey Afflecks an die Grenzen gespielter Darstellung gehenden Performance.

Was deine übrigen Punkte angeht, so hoffe ich, die Antwort im obigen Posting mitgeliefert zu haben, deine Fragen decken sich ja teilweise nahezu vollkommen.  ;)

Hätte ich doch nur ein dreiseitiges Review geschrieben.  :icon_mrgreen: :scar:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

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