OFDb

Die letzte Sichtung: Serien & Dokus

Begonnen von StS, 21 Juli 2022, 10:11:06

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Private Joker

6 März 2023, 14:33:42 #30 Letzte Bearbeitung: 6 März 2023, 19:08:28 von Private Joker
The Rig (Amazon Prime)

Zu viel Spekulation, wenn man unterstellt, dass Amazon hier das potentielle "Schwarm"-Publikum vorab ein wenig abholen will?

Wäre allerdings kein allzu tolles Omen, denn der Versuch geriet vor allem technisch schwach. Klar, keine Filmproduktion diesseits von James Cameron kann mal eben eine Ölplattform bauen oder mieten und dann partiell oder ganz schrotten. Dieserhalb und desterwegen gibt es viel Ölbohrtechnik in CGI-Ausführung, die dann qualitativ eigentlich beständig zwischen "mittelmäßig" und "katastrophal" schwankt; vor allem in der letzten Folge sind ein paar Shots drin, bei denen man sich schon fragt, warum die sich nicht mal Hilfe von ein paar Jungs geholt haben, die das beruflich machen. Die Aufnahmen der "Viren/Aliens/Wasauchimmer" sehen minimal besser aus, ist aber auch kein Riesenkunststück, so wie die designed wurden.

Auch inhaltlich eher zwiespältig. So richtig entscheiden mochte man sich nicht zwischen der erwähnten und offenbar copyrightfreien "Schwarm-"Grundidee und dem klassischen "ein paar Typen aus der Besatzung könnten infiziert sein und wir tunken irgendwas in deren Blut, um die zu überführen" (wer's nicht erkannt hat, sollte das Filmumschreibungsquiz meiden, war natürlich "Das Ding aus der anderen Welt"). In dem Umfeld holpert die Handlung durch und möchte uns noch gerne ein paar Öko-Botschaften unterjubeln, da waren sie aber jedenfalls bei mir nicht an der richtigen Adresse.

Nicht unbedingt "gerettet", aber vor dem Totalabsturz bewahrt wird das Ganze durch einen nicht völlig uninterssanten Personalbestand und ein paar dazugehörige Konkfliktsituationen; auch die nicht ganz unprominente Besetzung (u.a. Iain Glen und "AC-12-Cop" Martin Compston) lasse ich mal als Pluspunkt durchgehen.

Das superoffene Ende hätten die sich auch klemmen können. Insgesamt sehr blass. 4/10.

Und aus der Abteilung "mal reingeschaut"

Timeless
(Netflix)

Kurz vor bzw. wegen der Aussortierung noch mal in die "most watched"-Liste des Streamers gerutscht, da habe ich auch nicht widerstehen können. Zumal ich es nie ganz verkehrt ist, vorab schon zu wissen, dass das zu einem vernünftigen Ende kommen wird.

Ob ich es bis dahin schaffen werde, ist zeitlich und qualitativ aber fraglich. Aus einer gut abgehangenen Grundidee hat man ein letztlich fades Procedural gemacht, das auch abseits der eh fernliegenden Prämisse reichlich panne ist. Wenn ich - Minimalspoiler ahead - eine Zeitmaschine habe und Amerikas Geschichte whyever ins Negative drehen wil, reise ich doch wohl kaum zu eh schon negativen Höhepunkten der Geschichte (Alamo, Lincolns Ermordung), um die ein bisschen schlimmer zu machen. Und gebe der mich verfolgenden Taskforce natürlich immer genug Zeit, das zu verhindern. Also mal als Anregung aus dem Grundkurs Bösesein: Kurz vor die Haustür von Roosevelt, Eisenhower, Einstein in deren jungen Jahren reisen, zwei Schüsse abgeben und dann ab zum nächsten. Dass "unsere" Jungs auch eher im Elefantenmodus durch den Porzellanladen "Zeitveränderung" tapern, sei nur am Rande vermerkt.

Technisch blasser Durchschnitt, Ausstattung und Akteure strikt im Kanada-Schmalspurmodus. Dass die erste Folge mit passabler Vergangenheitskulisse und -ausstattung etwas mehr versprach, sei angemerkt, aber danach war das Budget wohl zu 60 % aufgebraucht.

Vorbehaltlich eines Krachers, der noch kommen mag, rund um 5/10.

Und für alle, die mal was anderes sehen wollen, zB Zombies im Maorieland: The Dead Lands (WoW) lässt ein paar vorkoloniale neuseeländische Muskelmänner zwischen zwei Hakas gegen Untote antreten. Nach zwei Folgen: Jo, kann man mal weiterschauen, die Action ist jedenfalls nicht ganz unknackig, auch wenn das Synchro-Hochschuldeutsch mit den archaischen Gebärden und Kampfschreien etwas arg heftig kontrastiert.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Hitfield

Hat hier noch keiner die "Schwarm"-Serienadaption vom ZDF gesehen, die inzwischen zur Hälfte über die Mediathek abrufbar ist?

Das Buch war vor fast 20 (!) Jahren eine Sensation, aber ich habe so meine Bedenken bei den 8 Folgen. Mit 40 Mio. Euro eine der teuersten deutschen Serien-Produktionen, aber für über 6 Stunden Gesamtspielzeit erscheint mir das Budget trotzdem sehr niedrig. Außerdem eine unbekannte Besetzung und zahlreiche Änderungen im Vergleich zur Buchvorlage (klar, das ist unumgänglich, wenn man von einem Medium ins andere adaptiert)... Ich befürchte hier eine Art deutsche "Surface"-Serie - tolle Prämisse, super Zutaten, aber als Endergebnis weit hinter den Erwartungen und Möglichkeiten... :denk:
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

Private Joker

Zitat von: Hitfield am  6 März 2023, 19:52:05Hat hier noch keiner die "Schwarm"-Serienadaption vom ZDF gesehen, die inzwischen zur Hälfte über die Mediathek abrufbar ist?


Habe mal kurz drüber nachgedacht, die vorzuziehen, aber unter dem Strich seh ich bei der Mediathek keine großen Vorteile gegenüber einem sauber programmierten Receiver. Die Bildqualität ist im Regelfall (Ausnahme: die seltenen 4K-Specials wie neulich bei diesem Post-WW2-Polizeifilm mit der Hoss) immer noch schlechter, und einmal gedankenlos gezappt, und man darf da siebenmal herumklicken und lange spulen, um weiterzumachen.

Das große Event, das war im Vorfeld klar, wird es eh nicht werden. Schätzing kritisch, Budget vermutlich wirklich untere Grenze, massive Umschreibungen.

Ich fand die Folgen 1-2 dann auch rechtschaffend dröge und mit den vielen Figuren/Schauplätzen auch leicht anstrengend. Alles ohne große Höhepunkte, die Kamera immer schön weit weg zB von dem Touristenboot, ehrlicherweise auch jetzt kein Totalausfall oder ein wirklicher Ausreißer nach unten. Störend mal wieder der unterschiedliche Duktus der synchronisierten und der muttersprachlichen Schauspieler, und generell wird das alles irgendwie unengagiert gespielt, viele lustlos heruntergespulte Beratungen, Konferenzen etc. Und was macht der Heuer-Umlauf da drin, außer einem unbeteiligten Gesicht ?
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Moonshade

Zitat von: Hitfield am  6 März 2023, 19:52:05Hat hier noch keiner die "Schwarm"-Serienadaption vom ZDF gesehen, die inzwischen zur Hälfte über die Mediathek abrufbar ist?


Wir haben angefangen, stehen jetzt bei 5 von 8 Folgen.
Ich kenn die Vorlage nicht, meine Frau kann sich nicht mehr groß erinnern.
Insgesamt ist mir die Sache zwar aktuell, aber zu betulich inszeniert. Aus den etwas verqueren Charakteren (das hab ich aus einer Kritik) hat man (das ist auch so auffällig) eine Menagerie aus Jungdarstellern in Wissenschaftsrollen gemacht, einzig Barbara Sukowa gibt die ergraute Expertin im gewohnten grumpy style. Irgendwie überzeugt sich mich das alles nur so mittel: die junge Seeforscherin auf den Shetlands, die strafversetzt ihren Kopf durchsetzen will, der sehr junge Walwissenschaftler aus dem Inuitbereich, die italienische Toxikologieexpertin, Sukowas YA-Team, dazu gerade mal ein Ex-Militär und ein auch noch sehr frischer Superexperte a la Drosten (in aller Bedächtigkeit)
Die Kamera und die Landschaften sind zwar Hammer, aber die Erzählweise kommt nicht so recht auf den Punkt, tatsächlich tauchten bisher in jeder Folge die "Anomalien der Woche" am Anfang auf - die sich dann irgendwann zu einer globalen Bedrohung zusammen finden sollen, bisher sind sie aber immer noch nicht wirklich soweit, obwohl man sich diesem Ziel nähert.
Die Tricks sind okay, aber auch nicht eben schubkarrenweise geliefert, während die Wale stimmen, sind die Krabbeninvasionen ziemlich kostengünstig mit CGI kreiert.

Was mich - wie Schätzing - stört, ist, dass nach einem Zusammenfindungbeginn dann plötzlich diese ganzen Beziehungs-Chosen einfließen und nach 4 Folgen eigentlich alles etwas stagniert (das kolportierte "Pilchern"). Es geht jetzt wohl langsam los, aber es ist alles nicht zwingend und das zeitweise komplette Fehlen von Musik macht die Entwicklungen auch nicht eben dramatischer.

Ich hoffe die letzten 3 Folgen bringen noch mehr, aber wenn sie jetzt wirklich den Buchrest in diese 120 Minuten proppen, dann bleibt die Adaption nur eine Ruine.
Ansonsten nette 5/10, aber wirklich für typische ZDF-Zuschauer gemacht (also älter), wobei die Abrufzahlen in der Mediathek wohl auch durch die Decke gehen. Aber die passende Serie zur Klima/Umweltkatastrophe.
Am Ende von Folge 5 kommt dann der große Klops - und das bringt mich zu dem Schluss, dass diese 8 Folgen vermutlich NICHT das Buch abbilden, sondern ggf. nur so eine Art Staffel 1 bilden, denn der Punkt an dem wir jetzt sind, entspricht gemäß der Wiki-Beschreibung erst den ersten von fünf Abschnitten.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Cobalt

Soweit ich weiß, war die Serie auf 4 Staffeln mit insgesamt 32 Folgen ausgelegt. Zumindest vor Corona. - Ich hab damals das Buch angefangen, kam aber gar nicht damit zurecht und habe die Lektüre abgebrochen. Konnte mir den großen Hype überhaupt nicht erklären. Gestern Abend mal kurz überlegt, ob ich mir die Verfilmung geben soll und letztlich doch Abstand genommen.

Moonshade

Da die Mediathek ja aktuell die letzten 2 Folgen warumauchimmer zurückhält, muss ich bei 6 von 8 erstmal bremsen, aber es fällt auch nicht schwer.
Was Barbara Eder da zusammen regisseurt, schreddert ganz stark einer Mischung aus Katie Fforde, Filmhochschule und kleinem Fernsehspiel introspektiv entlang - die Frau ist meiner Meinung nach für so eine Produktion nicht geeignet. Sie hat auch zugegeben, dass man es bewusst anders als typisch in Sachen Plot-, Charakterentwicklung usw gemacht hat. Naja, muss man wohl mögen, in Folge 6 ist die Serie ganz kurz vor der totalen Erstarrung im emotionalen Ausnahmezustand, es gibt noch nicht mal eine neue Katastrophe - und kaum zu glauben: von dem ultrazerstörerischen Tsunami in Folge 5 gibt es eine (1!!!) halb vernuschelte TV-Nachricht OHNE IRGENDWELCHE BILDER, ohne Beschreibung, wo er gewütet hat, wie viele Tote es gab, es gibt nicht mal eine Nachbetrachtung, das wird abgehakt und tschüss...aber es gibt mindestens drei Szenen, in den Scientist Sigur trauernd-brütend neben seinem Notebook liegt oder sitzt.

Wie das Skript und Eder übrigens den dramaturgischen Elfmeter ohne Torwart vergeigen, als die 6-7 zentralen Figuren das erste Mal zusammen gerufen werden, ist schon ganz große Klippschule.
Alle werden telefonisch etc eingeladen. Dann sieht man wie sich in verschiedenen Teilen des Gebäudes 2x2 davon begegnen. Und dann kommt irgendwann ein Schnitt und alle sitzen gemütlich um irgendeinen Kleintisch und sind schon mitten in der Diskussion um irgendwas Wissenschaftliches, mit einem trödeligen Kamerakreisschwenk. Musik, Blicke, alle Helden erstmals in einem Raum - meine Güte, was lernen die eigentlich in der Filmhochschule?
Das ist so antidramatisch, so hochschuldeutsch, das geht vielleicht im "Tatort", aber nicht hier.

Bin wirklich gespannt auf die letzten Folgen und den Punkt, an dem es dann abbricht, ob das noch fortgesetzt wird, die Quoten sind ja prima, während die Kritiken lausig sind...
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Moonshade

9 März 2023, 11:44:07 #36 Letzte Bearbeitung: 9 März 2023, 11:49:49 von Moonshade
Ok, ich bin durch - und auch für die letzten beiden Folgen wurden bei uns ungläubige Blicke getauscht.

Über die Literaturadaption will ich lieber nicht urteilen, ich hab aber die Plotzusammenfassung des Buchs gelesen.
Was sie jetzt gemacht haben, ist : sie haben den ganzen politischen Konflikt, die auf Konfrontation ausgelegten Militärs, die mörderischen Hardliner alle aus der Serie gestrichen. Stattdessen
Spoiler: zeige
(und anstatt praktisch im Verlauf den kompletten Cast umzubringen)
hat man das
Spoiler: zeige
brüchige Waffenstillstandsende
in einer infantilisierten Version auf die Schnelle drangepappt, dabei noch eine Tüte "Abyss" etc reingerührt und das alles tatsächlich ohne Erklärung ,ohne Status, ohne Fazit, ohne definitive Entscheidung für den Zuschauer enden lassen.
Als Ersatz hat man dann noch einen Schlussgag drangepappt, der - im Fall der Doch-Fortsetzung - ein Türchen offen lässt, was dann aber mit Schätzings Buch vermutlich nix mehr zu tun hat.
Falls man meint, das hier SEI JETZT DIE VERFILMUNG, kann man es irgendwie so stehen lassen, aber wie gesagt: ohne Schlussfazit wie es denn nun weitergeht und was nun eigentlich los ist.

Die letzten beiden Folgen hatten dann noch reichlich WTF-Momente, viele miese CGI-Eisberge bei Nacht,
Spoiler: zeige
den Tod von Klaas Häuser-Umlauf
(der tatsächlich mit anderthalb Gesichtsausdrücken durch die 8 Folgen kam), wieder viele leere Blicke, gefühlige Momente, verschenkte Möglichkeiten und brav aufgesagte Dialoge, die jegliche Spannung vermissen ließen.

Als echte Sparfüchse wurden die globalen Katastrophen wieder fast komplett weggelassen, außer etwas offensichtlichem Stock Footage von einer Überschwemmung (angeblich in Nigeria), die dann ein Tsunami sein sollte.

Insgesamt ist die Chose ein brachiale Enttäuschung auch für Nichtkenner des Buches, es gibt zwar manchmal Lob für den nicht sensationsheischenden Anlass, aber ich fürchte, das sind Personen, die es sowieso bei der Unterhaltung nicht so laut mögen und das alles medidativ mögen.
Eigentlich könnte man den Murks bisweilen bei Schlefaz veralbern - und selbst ich der die Diversitätscastings eigentlich durchaus gut finde - hatte mit diesem Ausgewogenheits-Young-Scientist-X-Men-Team aus der Wissenschaftsbuchhaltung der Hölle so meine Probleme.

Kann man gucken, ist aber mehr ein Rührstück als ein Wissenschaftsthriller und in etwa so zwingend wie eine Soap im Nachmittagsprogramm. Als Event-TV sind das bei mir 3/10 und ich muss es einfach sagen: so etwas wird produziert und "1899" wurde gecancelt. :skeptisch2:  :bang:
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Moonshade

SurrealEstate

Abschließend noch mal zu den Geisterjägern...ich bin jetzt durch und hochzufrieden. In der besten Tradition von "Ghostbusters" meets "PSI Factor" mit ein bissl Humor hat die erste 10teilige Staffel ihre Stories zu einem runden Ende gebracht und mittendrin immer wieder mit Anknüpfungen gesorgt, dass Folgen inhaltlich verbunden waren oder wieder aufgegriffen wurden.
Mag für eine zu spröde und nicht laut genug sein, aber allein wie untypisch bspw damit umgegangen wird, das eine Figur offenbar zusätzlich übernatürliche Kräfte hat (außer der Hauptfigur) fand ich sehr schön.
Hätte man abgesetzt, wäre das ein rundes 98 Prozent-Ende gewesen (natürlich gibt es da ein kleines Schlussdilemma, aber keinen typischen Gag-Twist), aber so bekommt man noch eine Staffel als Fortsetzung.
Runde Sache, gute 8/10 für mich.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Private Joker

23 März 2023, 11:50:01 #38 Letzte Bearbeitung: 23 März 2023, 13:21:32 von Private Joker
Zum Finale von "Der Schwarm" wurde hier ja schon einiges gesagt, dem ich mich weitgehend anschließen würde . Ohne die Details der Vorlage noch im Kopf zu haben (war da nicht ein veritabler Flugzeugträger im Finale?) - das war eine grobe Verwässerung, bei der die Schwächen der Vorlage sauber auf den Schirm transportiert wurden und ihre Stärken genauso sauber versenkt. Geschwätzig und auch technisch sehr mäßig - 3,5/10.

Timeless (ex-) Netflix

Habe ich nun doch vor der Aussortierung zu Ende gebracht. Und zeigt, dass ein von den Fans erbetteltes oder sonstwie angeklebtes Kurzfinale selten das Zeug zum Higlight oder auch nur zum runden Serienabschluss hat.

Aber mal vorweg: Staffel 2 bringt mehr vom gleichen, mischt Geschichtsstunde mit etwas Gruppendynamik, Verschwörung und Balleraction. Immerhin wird das Grundmodell in ein paar Folgen variiert (ganz putzig: die Kennedy-Episode), und auch die Ausstattung der (meisten) historischen Folgen sieht trotz erkennbar überschaubarem Aufwand hier eigentlich ganz brauchbar aus, obwohl für die bedeutsamen Figuren meist eher uncharismatische Allzwecknasen gecastet wurden. Und wie gehabt muss man mal wieder so einige Absurditäten schlucken, was die Macher für "Schlüsselpunkte" der US-Historie halten, am hergeholtesten wohl die Folge mit dem Blues-Musiker. Die Bösewichter, eher Popanz ("Rittenhaus" bekommt man de facto nie zu sehen) als reale Bedrohung, bleiben austauschbar, ziellos und unbedrohlich bis zum Schluss; der Wechsel von Višnjić ins Lager der Guten ist so ein Dreh der US-Majors, der seit Xena und Buffy zum Standard gehört und bei mir immer leichte Bauchschmerzen verursacht. Kleiner Pluspunkt, wenn man entsprechend mitfühlt - die kürzlich verstorbene Anne Wersching noch mal zu sehen, die ist immerhin angemessen böse, aber aben auch fast komplett solo auf der Fieslingsseite.

Ach ja: Das Finale - da wird dann wieder mächtig auf die Tränendrüse gedrückt, aber inhaltlich ist das nahe an der Vollkatastrophe. Die selbstgestellte Prämisse (nicht in die eigene Zeit reisen) wird fix über Bord geworfen, die Cliffhanger und Baustellen im Personal extrem kurz und zT unlogisch gelöst, die
Spoiler: zeige
Bösen in Sekundenbruchteilen entsorgt
. Und überhaupt - dass in Korea 1950 das Schicksal der Gegenwart entschieden wurde  - was man von einem Finale ja mindestens erwarten würde -, ist so absurd, dass die Macher es nicht einmal selbst antexten

Insgesamt: Obwohl ich mit Producer Eric Kripke durchaus ein paar positive Erinnerungen verbinde - Supernatural hat einen ja fast zwei Dekaden begleitet - das war nix. Stereoyp, undurchdacht, technisch durchschnittlich; da helfen auch die bekannten medialen Anspielungen hier gleich im Dutzend billiger ("Lando Calrissian"  :lol: ) nicht. Mit Sympathiebonus, aber mächtig Abzügen für das lahme Finale 4,5/10.

Und noch die First Look-Rubrik:

Red Rose (Netflix)

Die Faszination der Streamer mit der Figurengruppe 16-20 werde ich so schnell nicht verstehen, die dürften eher unterdurchschnittlich zur zahlenden (!) Kundschaft der Häuser zählen, und doch werden die zu Hauptfiguren von gefühlt 95% der Fantasy- und Gruselserien.

Hier in der GB-Version, was erst mal bedeutet, die sind nicht durchweg reich und schön und dürfen ein paar soziale Probleme repräsentieren - o.k., Gummipunkt. Und dann das Tech-Gimmick (Handy/App) als Hauptbedrohung; das hatten wir im Kino schon ein paar mal, und ganz ehrlich - soweit ich mich erinnere, ging das immer gründlich schief. Hier, schau an, funktioniert es auf Anhieb deutlich besser. Weil das im Ansatz durchaus plausibel ist (veränderte Chatverläufe als absoluter Sprengstoff im Teenagerleben), und weil die Mini-Schocks sitzen und ganz theoretisch sogar "wahr" sein könnnten (Stichwort KI, augmentierte Realität). So gesehen also topaktuell, die 100% RT scheinen mir zumindest nachvollziehbar. Werde da auf jeden Fall dranbleiben, sieht nach ganz ordentlicher Kost aus.

Big Sky
(Staffel 3) Disney+

Mit Numero Tre legt Kelley die meisten seiner Arcs aus S1 und S2 zu den Akten, was zT etwas schade ist, zT aber auch überfällig; nur "Donno" und Frauchen dürfen noch etwas mitspielen, die beiden sind aber auch echt drollig. Als Ersatz gibt es ein paar Einzelfälle und einen mal wieder leicht strangen Mini-Arc um einen Waldkiller und dessen "überfürsorgliche Mutter". Mit so was haben es die Macher aber auch, Ronald V 2.0 hätte ich echt nicht gebraucht. Wenn da nicht noch ein ganz genialer Dreh oder eine Verbindung zu größeren Dingen kommt, würde ich mal vorsichtig sagen: Haut nicht vom Hocker. Nett anzuschauen ist das Gesamtprodukt aber natürlich immer noch, und Ackles (mit der korrekten deutschen Stimme !) dabei zu haben, ist auch kein Fehler. Immer noch knapp um 6/10.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Moonshade

13 April 2023, 11:16:02 #39 Letzte Bearbeitung: 13 April 2023, 11:18:12 von Moonshade
Sexify

Staffel 1 (2021):
Äh ja, das ist jetzt...moment...ah ja...das polnische "Sex Education".
Gut, sie haben es nicht kopiert und es spielt auch nicht an einer Schule, aber immerhin an einer Uni, die meisten Herumlaufenden sind entweder läufig oder untervögelt oder nerdig oder nymphoman oder unbefriedigt. You know the direction...
Eine sozial besonders unterentwickelte Streberin sieht ihre Felle wegschwimmen und wechselt für ihr Projekt als Thema von schlaf zu sex. Also beginnt sie unter Zeitdruck eine SexApp zu entwickeln.
Könnte lustig sein, scheitert aber an einem ganzen Blumenstrauß an Dingen.
Erstmal: das Trio an Mädels, den Archetypen: Jungfräuliche Nerdin mit sozialer Inkompetenz; verlobte Unbefriedigte, die sich ihrer Hochzeit wegen schlechtem Sex nicht sicher ist; verschwenderische, aber angeblich schlaue Uschi aus reichem Haus, die es ihrem Daddy zeigen will.

Die erste Staffel besteht eigentlich nur darin, die App fertig zu stellen, aber so wie das dargestellt wird, sind die drei auch in 300 Jahren noch nicht fertig. Es geht immer um "Datensammlungen" (hier viele sexuelle Dinge einfügen), die dann irgendwer in die halbfertige App klömpert, die dann irgendwann wie durch Zauberhand funktioniert, indem man einige persönliche Fragen beantwortet. Vorher müssen sie aber noch Trouble überstehen, da sie die Daten in einer Art Mietzimmer für unbezahltes Poppen zusammen suchen.

Über all dem schwebt hier immer der Geist des Katholizismus, aber was die Serie riskiert, verpulvert sie immer wieder mit schwachen Skripten. Die drei Mädels müssen natürlich von außen und von innen beleuchtet werden, zusammen und getrennt, aber da kommt weder was Aufregendes bei raus, noch wirklich gute Komik, obwohl einige Schmunzler dabei sind.
Was besonders stört sind die vielen creepigen Karikaturen von Männern und dass die drei nichts gebacken bekommen. Da werden immer wieder simpelste Fehler gemacht, auch wenn die drei schon 23 sein sollen. Im übrigen scheinen sie von nichts eine Ahnung zu haben und die wundersame Entstehung der App auf der Basis von irgendwelcher gespeicherten Fragen und Stichworten, die dann offenbar der Algorhythmus zu irgendwas macht, ist mehr als infantil.

Das Schlimmste ist aber: es gibt praktisch keine Wendungen, kaum Überraschungen, kein Yeah-Feeling, wenn dann doch mal was gelingt. Meistens taucht ein Problem auf, dass in anderen Serien mit Risiko, Dreistigkeit und Verve gelöst wird - hier scheitern die drei einfach daran oder ihre männlichen Helfer lösen das mehr oder weniger halb irgendwann, während die drei unbefriedigt durch die Gegend starren.

Für Polen mag das gewagt sein und der Ausstatter und die Beleuchter hatten einen echt großen Tag, insofern stimmt es auch meist technisch und bei den Drehorten, aber ins Herz schließe ich hier niemanden und gerade das wäre für die drei Protagonistinnen so wichtig, aber die sind einfach nur verkopft, bitchig oder naiv. Persönliche Entwicklung mit dem Hackebeil und gern auch mal 2-3 Folgen wieder vergessen oder alles zurück auf Null.
Ach so, nackte Haut gibt es auch, aber sonst ist das alles irgendwie grob gestrickt.
Und dass die ganze Staffel mit ein und demselben "Song", der immer bemüht ist, mit seinem Hook anzügliche Sachen zu akzentuieren, geht auch bald irre auf den Keks.

Ich mach Staffel 2 in kürze, weil mir noch zwei Folgen fehlen, aber ich kann schon sagen, es wird sogar noch schlimmer. Hier gibts wenigstens hier und da noch ganz nette Szenen rund um das Wohnheim, daher mal freundliche 4/10 - und ein starkes Sehnen nach Staffel 4 von "Sex Education".

PS: Dass der Käse überhaupt verlängert wurde, kann nur am Thema hängen und dass das für Polen vll so eine Art Tabubruch war. Richtig verstehen kann ich es nicht.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Private Joker

Seven Kings Must Die (Netflix)

Der (von mir) langerwartete Abschlussfilm für die Last Kingdom-Serie - und, Erwartungen erfüllt ?

Nun ja, irgendwie schon, aber dann auch nicht. Klar, man konnte nicht erwarten, dass die sich für das Final-Finale noch mal neu erfinden. Also gibt es das Bewährte: Ein schwacher König findet den Weg nicht, es gibt ein paar Tote auch bei den "Guten", und dann zeigt der ewigjunge Uhtred mit Herz und Schwert, wo es langgeht. Das alles im traditionellen Mittelalterbraun (anders als der Kollege hier finde ich das aber völlig passend und letztlich alternativlos - wer will schon ein England des 10. Jahrhundert in Bonbonoptik?), mit den üblichen abwechslungsreichen Schauplätzen, Kämpfen, Intrigen, der finalen Schlacht. Letztere profitiert von einem soliden Budget, ist angemessen blutig und wartet mit ordentlich vielen und auch (so weit ich das sehen kann) nicht PC-genierten Statisten auf, gerät aber auch leicht unübersichtlich. Na gut, war ja vielleicht wirklich so damals, wobei ich mich bei der mangelnden Uniformierung schon frage, woher man so wusste, wem man auf die Rübe zu hauen hatte...

Die Gesamthandlung wirkt, insoweit stimme ich der verlinkten Kritik zu, ein wenig gehetzt, manchen strategischen Move kann man sich nicht so komplett erklären oder muss sich was dazudenken. Am Ende gibt es (abweichend von der Buchvorlage, soweit ich das in Sekundärquellen gelesen habe)
Spoiler: zeige
die Spekulation mit Uhtreds Vielleicht-Tod, eine schöne "Walhalla-Szene"
, einen schicken Blick auf Bebbanburg heute und eine (schon einmal, bei Alfreds Tod) verwendete Erklärung, warum wir von einem so wichtigen Mann historisch gesehen noch nie gehört haben. Alles ganz nett, aber irgendwo sagt ein Stimmchen im Kopf, dass die vielleicht beste Historienserie der letzten Jahre auch noch stimmungsvoller hätte enden können. Mit einem König, der mal ausnahmsweise bis drei zählen kann, nicht mit dem Schwanz denkt (dass die kurze, eher negativ konnotierte M/M-Szene da reingerutscht ist, wundert mich schon sehr) und vor der obligatorischen Ansprache durch die Hauptfigur nicht ein paar Sympathieträger abmurkst. Und ein Uhtred, der vielleicht auch mal falsch liegt, der einen echten Finalfight oder ein privates Happyend bekommt.

So bleibt das eine leicht strange Mischung aus "wir legen uns die Historie zurecht" und "komplett neu erfinden können wir die auch nicht", letzteres wollten wohl weder der "Man of Letters" Bernhard Cornwell noch die Serienmacher. Von mir gibt es dafür aber immer noch solide 7/10, da bin ich mit dem zitierten Kollegen von QM dann wieder einig.

Red Rose (Netflix)

Die hatte ich ja schon positiv angeteasert, am guten Eindruck ändert sich zumindest mal bis kurz vor Schluss auch nicht viel. Das ist eine solide Tech-Thrillerkiste mit letztlich doch nicht so vielen Horrormomenten, wie ich gehofft hätte. Die aber trotzdem über weite Strecken zügig unterhält und in einigen Episoden sogar regelrecht Spannung generiert, gar nicht mehr so häufig heutzutage.

Mit der Auflösung hadere ich dagegen schon sehr deutlich. Irgendwo gibt es wohl ein Handbuch für solche Szenarios, nach denen es für den derartigen Tech-Spuk nur zwei filmische Erklärungen geben darf:
Spoiler: zeige
Entweder eine superfortschrittliche KI dreht durch und wird zum Killer, oder ein sinistrer Geheimbund macht sich einen Spaß daraus, andere via Techspielzeug zu quälen und schlimmstenfalls zu töten.
Noch übler: Von den zwei Alternativen hat man sich hier auch noch für die - imho - falsche entschieden, gerade angesichts der spektakulären Entwicklungen bei AI/KI derzeit. Und dass die Typen letztlich vor laufender Kamera auch noch persönlich am Tatort erscheinen und ihren Opfern höchstselbst den Garaus machen bzw. dies versuchen
, zieht dem ganzen sinnseitig dann endgültig den Stecker.

Schade eigentlich. Von der reinen Machart wäre ich da nördlich von 7 gewesen, aber "dank" der schwachen Auflösung maximal 6,5/10.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Moonshade

Sexify (Staffel 2)

Staffel 2:
Ich schließe das jetzt wie angekündigt ab, falls jemand mit starker Affinität zu nackter Haut und sexuellen Themen das ggf. wissen wollte.
Staffel 2 der polnischen Variante von Themen wie "Sex Education" ist leider noch schwächer als Staffel 1, weil man der Versuchung erlegen ist, bereits etablierte Figuren dann intern auch noch sanft zu verändern.
Im Falle der drei Hauptdarstellerinnen heißt das: noch weniger Zusammenspiel, noch mehr Seitenstränge, noch mehr peinlich Drift, weil es ja um eine Männer-App zusätzlich geht - und Männer sind hier entweder Softies mit Versagensangst oder grölende Schlachtergesellen (meist auch in einer Person).
Passend dazu sind auch die Protagonistinnen noch naiver, unwissender, uninformierter und naiver geworden und lassen sich dann ihre Schöpfung auch mit sechs Folgen Ansage abnehmen.

Weil Steigerungen in der Spannung ja so laufen wie sie laufen, wird dann die vorletzte Folge so eine Art schläfrige Zen-mit-Sex-Besinnungsfolge, in der man die meisten Sex-Ängste aus der Story endlich ausräumt (heißt, jeder hat jetzt endlich mal Sex, nur eben nicht mit denjenigen, die die Story vorgegeben hätte).

Mühsam und mit Ächzen hab ich dann das "grand final" über mich ergehen lassen, welches einmal die Chance verschenkt, Männer und Frauen in diesem plottechnischen Konkurrenzkampf wieder zu versöhnen (einmalig hat ein Typ, der generell als "idiotisch/creepy/schwierig" in dieser Serie rumkaspert, die entscheidende Idee, dann wird er - weil hier die meisten Typen eben doof sind - einfach aus der Handlung genommen.
Und die - organische - Idee von der Rückeroberung oder zumindest erfolgreichen Kooperation durch den - funktionierenden! - Traum von der algorhythmischen Geschlechterapp ohne Bilder und Daten, wird dann von der bösen Karrierefrau einfach mal so mit einem Satz weggeputzt, was dann zur kompletten Zerstörung der Apps zur Folge hat.

Fazit: nix erreicht, nichts gewonnen, außer eben ansatzweise sexuelle Erfahrung und Ausgeglichenheit, was ein bissl wenig ist für den Aufwand ,der hier betrieben wird.
Die drei Hauptfiguren wurden zunehmend unzugänglicher und unnahbarer (besonders sympathisch sind sie übrigens alle nicht) und der Einbau des bebrillten Kontrollators, der sich als nerdiger Softie entpuppt, bremst den kaum vorhandenen Drive noch viel mehr.

Das relative dröge und sich ziehende Finale lässt die Serie mehr stranden als auslaufen und ich für meinen Teil sage, dass es damit jetzt auch genug ist.
Von mir höchstens 3/10 für die 2.Staffel.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Moonshade

19 April 2023, 15:56:36 #42 Letzte Bearbeitung: 24 April 2023, 10:51:01 von Moonshade
Killing Eve - Staffel 1

Erfreut festgestellt, dass die gut abgefeierte "Killing Eve" inzwischen mit Staffeln 1-3 ( von 4) in der ZDF Mediathek bereit gestellt wurde. Der Sender verlangt zwar eine Verifizierung, wenn man das vor 22 Uhr schauen will, aber letztendlich ist das machbar.

Staffel 1 hat mir gut gefallen, das titelgebende Duell zwischen der soziopathischen Auftragskillerin (man darf hier wirklich auch nicht im Scherz sagen, dass man so nicht weiterleben will...) und der Geheimdienstbüromaus ist aller Ehren wert. An Jodie Comers Killerin kommt man zwar nicht so gut ran/rein, weil das schon alles sehr abstrus vom Charakter her ist, aber Sandrah Oh bekommt es hin, ihre bisherige Starrolle aus "Greys Anatomy" zu channeln und dennoch einen völlig neuen Charakter daraus zu machen.
Staffel 1 ist dabei noch ein überwiegendes Distanzduell, welches aber nach manchen Berührungspunkten zu einer mörderischen Obsession beiderseits führt und auch diverse Härten nicht auslässt. Die Crew von Staffel 1 wird dann relativ schnell aufgegeben (abgesehen vom Computerexperten) und es fokussiert sich auf ein Quartett von Figuren, die einen mörderischen Tanz quer durch Europa und Russland aufführen, wobei es wenig Leerstellen gibt und so die 42 Folgenminuten immer rasch vergehen.

8/10

Korrektur:[/] Alle vier Staffeln sind jetzt freigeschaltet, man kann sich also die komplette Serie in der mediatek anschauen.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

StS



Eine wirklich angenehme Überraschung: Die 2023er ,,Netflix"-Serie ,,the Diplomat" hat meine Erwartungen ein merkliches Stück weit übertreffen können. Staffel 1 (8 Folgen) ist brandaktuell – nicht nur aufgrund von Elementen/Inhalten wie ein älterer US-Präsident, die Suche nach einem geeigneten Stellvertreter (VP), Iran, die Ukraine, Russland sowie die Machenschaften einer ,,Wagner"-ähnlichen Truppe – und tendiert klar in eine ,,gesprächigere", an ,,the West Wing" erinnernde Richtung, anstatt auf Twists, Action und Tempo (á la ,,24", ,,Homeland" oder ,,the Night Agent") zu setzen – allerdings ist das sich um Diplomatie, Außenpolitik und einzelne Charakter-Eigenschaften/Beziehungen rankende Ganze nichtsdestotrotz durchweg echt unterhaltsam geraten...

In den Hauptrollen agieren Keri Russell und Rufus Sewell klasse – und es ist ein Vergnügen, sie als Paar miteinander interagieren (flirten, sich streiten, unterstützen etc.) zu sehen. Die Chemie und die Qualität der Performances passt – was ebenfalls auf die zentralen Nebenparts zutrifft. Man merkt der Serie an, dass sie sorgsam-vernünftig ausgearbeitet/recherchiert daherkommt – und was mich am meisten erfreut hat: Sie ist einfach amüsant. Nicht ,,hahaha-witzig" – sondern gewitzt, vergnüglich und charmant. Perfekt sind diese ersten 8 Folgen zwar nicht – aber sie bieten ansprechend kurzweilig-gutes Entertainment. Ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung... 

7,5/10
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Private Joker

2 Mai 2023, 02:53:03 #44 Letzte Bearbeitung: 2 Mai 2023, 09:56:01 von Private Joker
Trigger Point (ZDF)

Klare Sache, wenn bei britischen Produktionen der Name Jed Mercurio auftaucht, bin ich sowas von dabei. Sein "Line of Duty" (dazu gleich noch was) gehört zu mich zum Besten, was nicht nur das eh schon hochgelobte englische TV hervorgebracht hat.
Die direkte Linie (p.i.) zu seiner neuen führt allerdings eher zur bislang nicht fortgesetzten Serie "Bodyguard", die mit einer vielleicht schon als "overexciting" zu bezeichnenden langen Bombenentschärfungsszene endete. Das Sujet nun als komplette Mini-Serie, kann das gutgehen ? Kann man Spannungsschrauben auch überdrehen ?

Wird letztlich jeder selbst entscheiden müssen. An Handwerk, Schauspielern, Action- und Spannungssequenzen gibt es jedenfalls mal wieder nichts zu kritisieren, das ist alles auf dem erwartbar hohen Niveau. Wer von LoD gewohnt ist, dass gute und böse Cops mit kaum auszusprechenden Endlos-Dienstgraden in genauso langen Verhörszenen gegenüber sitzen, muss sich allerdings umstellen. Hier dominieren die Bomben-Sequenzen in allen Spielarten, das sorgt für das erwartbare Spannungsniveau, auch wenn man minimalkritisch anmerken könnte, dass man zT erahnen kann, was gleich passieren wird: Ist McClure weg von der Bombe, wird die vermutlich hochgehen, ist sie nahe dran, kann so gesehen nicht viel passieren. Das Finale natürlich außen vor, das dann aber ganz leicht enttäuschend geriet - zumal man die Identität des Drahtziehers relativ mühelos erraten kann. Der dazugehörige Plot ist insgesamt nicht so überkomplex wie zuletzt bei der "Line", im Abklappern von Bombenstationen vielleicht sogar etwas zu simpel, dafür gibt es aber eine starke emotionale Ebene. Vicky McClure, in LoD (bis auf die letzte Staffel) eher straighte Ermittlerin, darf hier mal so richtig aufdrehen: Zwischen coolem Profi und von dem Fall gleich mehrfach persönlich betroffenes Nervenbündel holt sie eine Menge aus der Rolle heraus.

Spannend, klar, insgesamt deutlich konventioneller als die Vorgänger, in der Summe trotz einiger Tiefschläge auch weniger bedrückend. Kleiner Abzug für den Schluss - trotzdem Top-TV: 7,5/10.

Wo wir gerade beim Thema sind:

Line of Duty Staffel 6
(RTL+ Streaming, keine Ahnung, warum es die dahin verschlagen hat)

Zu der Serie gibt es auch einen eigenen Thread, wer ein bisschen mehr darüber lesen will: https://www.gemeinschaftsforum.com/forum/index.php/topic,194474.msg1137414.html#msg1137414

Aber der Einfachheit halber hier noch ein Worte zum Serienabschluss. In der ziemlich sicher letzten Staffel wird noch mal der große Pinsel der mittlerweile fünf Staffeln umfassenden Polizei/OK-Verschwörung herausgeholt und der Versuch der großen Verbindung unternommen. Trotzdem letztlich alles wie gewohnt: zu allem entschlossene Finstercops geben sich die Klinke in die Hand, die Vorgesetzten sind wie üblich mehr als nur dubios, die Gefängnisse Höllenpforten  mit weiblichen Wärterteufeln, die Verhöre durch die few good men/women der AC-12 lang und trotzdem dynamisch (auch wenn die ständige, wenn auch realitätsnahe Reaktion "kein Kommentar" durch die Bösen hier irgendwann doch ein ganz klein bisschen nervt). Das ist erwartungsgemäß episch (also bezogen auf das Konzept der Serie), wird zudem mit ein paar sauberen Actionhighlights angefüttert und bietet ausgiebig Gelegenheit, von den Charakterköpfen der AC-12 Abschied zu nehmen.

Allerdings ist es auch strikt für LoD-Insider, was durch die eher traurige Wanderung der herausragenden Serie über ein halbes Dutzend Sender und Streamingdienste hierzulande vermutlich nur wenige sein werden. Oder anders ausgedrückt: Wer bis Staffel 5 nicht "drin" ist in der Serie, wird es ziemlich sicher hier auch nicht mehr werden; und selbst wer sich wie ich alle Staffeln irgendwie beschafft hat, hat deutliche Probleme, alle Fäden noch zusammenzukriegen. Immerhin bietet der o.g. Streamer aktuell die Chance, sich die mal am Stück anzusehen, was ein klarer Vorteil ist (und außerdem gibt es da auch häufig Freimonate...)

Ob einen die insgesamt etwas ausgeuferte Komplexität stört, ist mal wieder Ansichtssache. Aber weil die Serie in ihrer Schlusstaffel mit Kelly Macdonald erneut eine herausragende Schauspielerin für die wie immer sehr vielschichtige Gegenspielerrolle aufbietet, gibt es auch hier von mir die verdienten 8/10, wenn auch vielleicht ein bisschen knapper als in früheren Staffeln. Ach ja, den wie üblich eher deprimierenden "Was wurde aus den Figuren"-Abspann gibt es auch, und auch der ist noch ambivalenter als früher. Insgesamt schöner Abschied.

Und noch ein First Look:

Shadow & Bone (Netflix)

Auch bei TV-Fantasy ist wie schon lange im Kino der Trend zu jugendfreien Stoffen aus der Abteilung "Kinderkram" oder maximal "Young Adult" zu beobachten, wenn auch hier noch mit Ausnahmen (Witcher, oder GoT zum Beispiel, das aber allenfalls Grenzfantasy darstellt). Kein Gedanke, dass mal ein Klassiker der erwachsenen literarischen Fantasy etwa von Michael Moorcock, Tanith Lee oder anderen verfilmt würde. In dem Rahmen müssen wir dann mit gerade-noch-TeenagerInnen leben, die dank Superduperpower die gesamte Fantasy-Welt retten können, während sie sich gleichzeitig mit den wirklich wichtigen Fragen befassen müssen wie "wen lasse ich in mein Bett, den schnuckligen Supertypen mit ähnlichen Fähigkeiten wie ich oder den öden Langeweiler, den ich schon seit meiner Kindheit kenne". Dazu noch ein texttafel- oder erklärbärgestütztes Worldbuildung der Machart "im Königreich Gnurps gibt es sieben Reiche, in einem herrscht der Böse Mumpf mit Hilfe der Hexenkaste Helfreich, die dank der Schwurbelkraft in der Lage sind, den dunklen Geist Rumpelpumpel zu beschwören, während im Reich Knuffia der gute König Willybald regiert, der von einer Gilde von Superelfen unterstützt wird, die ..." und so weiter und so weiter.

Wobei letzteres, also das Worldbuilding hier und ganz konkret gar nicht so uninteressant ist - eine irgendwie halbrealistische Welt erkennbar osteuropäischen/russischen Zuschnitts, mit Magie, aber auch Schusswaffen und sogar mit so einer Art Fantasy-Mafia. Es ist halt alles nur gleich auf Anhieb viel zu viel, mühsam zu durchschauen und wie ein Kritiker zu Recht sagte "anstrengend".

Und so richtig auf Touren kommt das alles auch nicht, in den bislang gesichteten Folgen 1-3 bleiben tolle Effekte oder größere Highlights Mangelware, geraten arg kurz oder (für meinen TV) auch schlicht zu düster. Statt dessen: Ausbildungsszenen, die erwähnten Gefühlsirrungen, absehbare Entwicklungen, alles strikt nach bekannten Mustern a la "Twilight" und "Panem".

Bislang nur eher blasser Durchschnitt, wenn auch nicht ganz ohne Potential. Und da es eine S2 gibt, bleibe ich wohl erst mal dran.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Moonshade

Bei Trigger Pointbin ich auch gerade (bei 4 von 6) und ich kann das mit dem Lob nicht so unterschreiben.
Ja, das Thema ist kribblig, ja Bomben sind ne spannende Sache, aber wenn ich noch welche hätte, würde ich mir derbe die Haare raufen, was Plot und Figuren angeht.

Ich habe selten angebliche Experten so viele Fehler machen sehen, fehlende Teamarbeit, vorschnelle Beschwichtigung, etwas sei sicher, flüchtige Überprüfungen. Werkzeug ist teilweise nicht da, Schutzkleidung wird nur nach mehrfacher Aufforderung angelegt und Helme werden grundsätzlich abgenommen, sobald man den Sprengsatz erreicht hat. Später gibt es gar keine richtigen Teammitglieder mehr im Einsatz, sie macht alles allein, der Rest steht nur rum. Dazu noch der Umgang mit dem Quecksilberschalter in der Moschee, den sie praktisch wie mit dem Schlagbohrer bearbeitet als sie die Türscharniere rauskloppt.
Besonders idiotisch: der "Höhepunkt" in Folge 4:
Spoiler: zeige
die Einäscherung ihres Bruders mit Ansage fällt bestimmt unter die dämlichsten TV-Tode überhaupt- wenn sie denn so sicher ist, dass der Countdown ne Attrappe ist, warum bleibt sie nicht bei ihrem instabilen Bruder, anstatt jemanden zu rufen, der ihr das Werkzeug bringt, anstatt selbst in die Ferne zu joggen, wo sie dann so lange plauscht, bis Deppenbilly pflichtschuldig in Panik die Tür öffnet.


Ich kenn das Ende noch nicht, aber der Plot ist arg durchsichtig und stinkt schon in Folge 2 derbe nach "Polizei ist verantwortlich oder mischt mit".
Dazu kommen noch die steten Austäusche mit der Kollegin im Labor, deren ermittlungstechnisch doch recht aufsehenerregende Reports offenbar weder weiterversandt noch gelesen werden. Und das himmelsschreiend unwahrscheinliche, unpassende und auch eigentlich nicht stattfindende Verhältnis zwischen ihr und dem Polizisten ist auch so eine Sache, die von Minute 1 "plot device" schreit.

Ich bin ja ein bekennender Fan von "Line of Duty", auch wenn mir Staffel 6 noch fehlt, aber das ist schon ein Unterschied wie Tag und Nacht, dort sorgfältige Ermittlungsarbeit, hier Schluderei, wo man hinblickt.
Für Vicky McClure freut es mich, sie mal anders als korrekt zu sehen und für oberflächlich spannende Unterhaltung ist auch gesorgt, aber wenn sie denn dann ständig verdächtigen Kollegen quasi ins Gesichts springt, dann ist meine Geduld irgendwann zuende, das ist einfach nur schwach.

Ich hoffe mal auf ein akzeptables Finale, aber mehr als 5-6 sind da nicht drin, dafür sumpfen die durch zu viele Klischees.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Moonshade

So, abschließend kann ich sagen, dass es in den letzten zwei Folgen nicht noch absurder wurde, wenn auch die Auflösung bzw. der Täter sich schon stark andeutete und es nicht sonderlich überraschend war.
Wie schon bei "Die Brücke" sehr beeindruckend, was hier alles ein Mensch organisieren kann.

Allerdings fand ich es schon etwas absurd, dass x Leute jemanden mit einem umgebundenen Tuch im gesicht in ihre Wohnung gelassen haben. Wenn sie schlau gewesen wären, hätten sie das mit FFP2-Masken gemacht, so wirkte das - wie so vieles - eher unwahrscheinlich.

Insgesamt ordentlich, eine Staffel 2 soll lt. Wiki ja kommen, das geht auch klar, spielt aber nicht in einer Liga mit "Grace" bspw. oder natürlich "Line of Duty". Mit Suspension of Disbelief 6/10.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Moonshade

Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte

Hat mich einiges an Energie gekostet, denn anders als das fluffig leichte "Bridgerton" (wo es ja meist ums Heiraten und Pärchenfinden zentral geht), ist das Prequel kein Filler, sondern ein anderer Ansatz, der auch endlich etwas Fundament unter die noch ungewohnte Präsentationsweise des georgianischen Englands von 1815 mit Schwarzen und Weißen (und auch Asiaten) im Adelsstand (und allen anderen Ständen).

Wie es dazu kam zeigt dann der Rückgriff auf das Jahr 1760 als Georg III angehalten wurde, zu heiraten - hier eine Mecklenbug-Strelitzsche Prinzessin (bzw. in Wirklichkeit hat er auch getan, dies sind historische Figuren), die nur in der Serie zufällig schwarz ist, weil da alle in MS-Deutschland schwarz sind.
Was man sonst als angenehme Abwechslung in der Romantic Fantasy loben konnte (oder davon irritiert sein), wird hier durch ein "Experiment" erklärt, welches sich verselbständigt hat.

Das "Experiment" - also die Improvisation eines schwarzen Hofstaats und die Vergabe von Adelsprivilegien - macht dann hier einen Erzählstrang aus, einen weiteren das schwierige Verhältnis von Charlotte zu ihrem neuen Mann, der eben "Mad George", der verrückte könig ist, also entweder bipolar war oder eine Stoffwechselstörung hatte, die seine Psyche beeinträchtigte.
So fokussiert der 6-Teiler auf die Nebenfiguren der Serie: die Queen und ihre enttäuschenden Kinder (von denen sie hier das erste auf die Welt bringt) und die allwissende Lady Danbury, die hier zur Hofdame wird, um dann ihre neuen Privilegien in Gefahr zu sehen. 

Beide sind beiden Zeitlinien zu sehen und im Wesentlichen geht es um Female Empowerment in einer männlichen Welt, wenn Charlotte eben meistens die KÖnigsgeschäfte übernehmen muss (und Schwiegermama für sich gewinnen, die folgerichtig für 1760 nix groß von Schwarzen hält) und die Lady sich auf Kosten des Liebesglücks für die Unabhängigkeit entscheidet.

QC hat also mehr Substanz, mehr Kern, leider dadurch auch weniger Unterhaltungsfaktor, denn die Botschaft ist schon bald klar, die Figuren kommen eben nur sehr langsam in die Pötte und der Spaß ist weniger geworden, weil man auch den Humor gedrosselt hat.
Da hier die Figuren meist leiden (inclusive zweier liierter schwuler Kammerdiener je auf beiden Seiten des Paares), hätte ich beim Soloschauen vemrutlich gespult, denn es zieht sich wirklich etwas, obwohl genug los ist und die Serie mit den Folgen 1+3 einen schönen Trick zieht, indem die Ereignisse von Folge 1 noch mal aus Sicht des Königs gezeigt werden und alles ganz anders ist.

Auf weibliche Zuschauer fokussiert, wird das Prequel sicher sehr viel Freund(innen) gewinnen, wobei ich sagen muss, dass in der letzten Episode sehr präzise das Gefühlspedal gedrückt wird und sogar ich die wirkung loben muss. Irgendwo zwischen 6 und 8 von mir, ich muss das noch sacken lassen.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

mali

Zitat von: Moonshade am  9 Mai 2023, 10:40:30(wo es ja meist ums Heiraten und Pärchenfinden zentral geht)

Kopulieren meinst Du :-)

Moonshade

Zitat von: mali am  9 Mai 2023, 11:16:30
Zitat von: Moonshade am  9 Mai 2023, 10:40:30(wo es ja meist ums Heiraten und Pärchenfinden zentral geht)

Kopulieren meinst Du :-)

Stammhalter zeugen heißt das da meistens, in dieser Serie rund um ältere Frauen geht es darum "den Garten zum Blühen zu bringen".
Aber ja, gepoppt wird auch, aber nicht so oft.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

mali

Ich habe nur die erste Staffel mitbekommen, und das auch nur wenn ich über den Rand des Notebooks gelinst haben, als meine bessere Hälfte das geguckt hat.

Und da war mein Eindruck: Mein Gott, da wird ja nur gepoppt :-)


Aber wirklich verfolgt habe ich das nicht und glaube Dir, das es auch andere Inhalte gibt ;-)

Moonshade

Ja, die 2.Staffel hatte schon weniger "poppen", was auch vielen (Frauen?) gefehlt hat, aber hier ist es wirklich nur integres Element (irgendwie wollen die Kids ja gemacht werden) und dass die Danbury nach vier Kindern eine weitere Hochzeit mit jedem Mann ablehnt, weil sie vorher ständig nur als Dampfablassungsobjekt eines als ziemlich deppert gezeichneten Mannes herhalten musste, wirkt schon ganz erfrischend.
Aber man muss eben nicht vergessen, das basiert auf einer Romantic-History-Reihe: kein Rammeln, kein Erfolg, nur mit Koketterie ist da kein Staat zu machen.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Private Joker

18 Mai 2023, 12:31:41 #52 Letzte Bearbeitung: 18 Mai 2023, 16:54:51 von Private Joker
Servant (Staffel 3 und 4, Apple TV+)

Auch hier der kurze Hinweis - zu den früheren Staffeln hatte ich hier etwas geschreiben.

Und um das Fazit gleich vorwegzunehmen - es gibt wenige Serien, die sich in ihrer zweiten Halbzeit so deutlich gesteigert haben. Lohnt sich also manchmal doch, wenn der brötchengebende Streamer ein bisschen Vertrauen und einen etwas längeren Atem hat als "an der ersten Steigung gleich aussteigen" (ja Netflix, Du bist gemeint).

Was in den ersten zwei Staffeln ein leicht kammerspieliges Familien-Psychodrama mit minimalen Horroranteilen begann, entwickelt sich in 3/4 dann sehr deutlich in Richtung Grusel und Geisterbahnfahrt. Eine angenehm apokalpytische Stimmung macht sich breit, alles immer noch fokussiert auf die enge Straße, in der das überwiegend spielt, aber das tut der Wirkung keinen Abbruch - im Gegenteil- Und in der Familie wird das immer mehr zum mittlerweile sogar relativ garstigen (einige Szenzen deutlich jenseits der FSK 12) Showdown zwischen Leanne - irgendwo das Herzstück der Serie und bis kurz vor Ende "eigentlich" auch die Sympathieträgerin, und Dorothy, im Kern verrückt wie Nicholson in Shining, aber ... - keine Spoiler ab hier, seht wenn möglich selbst. Dass der Rest vom Cast ein bisschen an den Rand rückt, ist schade (speziell Grint macht das wirklich gut) ist aber angesichts knapper Laufzeit der Einzelfolgen wohl unvermeidbar.

Das ganze führt zu einem Ende mit der irgendwo gleichen Grundidee wie am Schluss der australischen Serie Glitch (
Spoiler: zeige
die bloße Existenz der "Besonderen" führt dazu, dass Gott oder Werauchimmer da ein paar deutliche Warnungen Richtung Weltuntergang losschickt, und das mehr oder weniger freiwillige Ende dieser Begabten normalisiert dann alles
); klingt etwas esoterisch und muss man vom Ansatz nicht mögen, ist aber ohne Frage ein effektives Szenario. Und hier würde nicht der Schlusstwist-Guru Shyamalan dahinterstecken, wenn nicht noch ein, zwei kleine doppelte Böden eingezogen würden.

Also: Prima Abschluss einer glanzlos-solide gestarteten Serie, dem aktuellen Horrorkino in seinen meisten Angeboten klar überlegen (incl. - eigentlich ein Treppenwitz - M.Nights letzten "großen" Produktionen). 8,5/10 für das lange Finale.

Und wo hier schon mal das Thema "Netflix und Erotik" angeklungen ist:

Obsession
(Netflix)

Zwerg Thorin darf seinen Eichenschild zeigen - o.k., der war schlecht, aber die Serie ist es ehrlich gesagt auch. Oder jedenfalls so belanglos, dass man sich schon fragt, warum zur Hölle der Anbieter für die Produktion Geld gezahlt hat, das dann offenbar an anderen Stellen eingespart werden muss (die diversen zweiten Staffeln, die Netflix nicht produziert). Erotikseitig genau das, was die Intimacy-Koordinatioren gerade so durchlassen, also nackte Körper, die so miteinander verknubbelt sind, dass man möglichst wenig erkennen kann, plus die "eine" Szene, in der "er" "ihn" schwingen lassen darf, plus hier noch ein paar minimalste fifty-Shades-Anleihen, eher motivationslos angetextet.

Die aus einem weitgehend vergessenen Erotikthriller der 1990iger rausdestillierte Handung ist dabei so banal, dass die nicht mal die 4 Folgen ernsthaft füllt, wer will (tue ich nicht) fasst die Story in einem Satz mit 10-12 Worten zusammen.

Keine Ahnung, wie man so was bewerten soll, handwerklich jetzt sicher nicht völlig vergurkt, aber was sollte man in dem Rahmen auch groß falschmachen ? Fade 4/10.

Sex/Life (Netflix, wer sonst)

War ja klar, dass Netflix auf der Zielgruppensuche auch mal was für "sexuell frustrierte Jungmütter etwas über 30" raushaut. Das ist so eine Serie, die man als Mann kaum ernsthaft bewerten kann, ohne in diverse Fettnäppfchen zu treten - was genau will uns die sagen: Familienleben ist langweilig ? Emanzipation bedeutet, sich gelegentlich von Sixpack-gestählten Sahneschnitten durchvögeln zu lassen ??

Beschränken wir uns auf das "übrige", soll heißen, die angebotenen erogenen Szenen: Das Gefickel ist genau in dem Rahmen, das die Intimacy-Koordinatoren durchlassen, plus der einen Szene, in der "er" "ihn" zeigen darf (Prothese oder SEHR beeindruckend, btw). Klingt bekannt ? Ja, für mich auch. Es sei noch angemerkt, dass der Trend diverser YA-Filme (zu altes Casting) auch hier voll durchschlägt (Frau Shahi ist Stand heute schlanke und für so eine Art von Film mutige 43), was dann speziell bei den Rückblendenszenen auf die Studienzeit der Leads in der ersten Staffel auch grenzlachhaft wirkt; vermutlich deswegen hat man die in S2 (gleichzeitig auch die letzte) mächtig zurückgefahren.

Inhaltlich natürlich auch keinen Millimeter abseits vertrauter Pfade (wer ist der Richtige, zum Vögeln und überhaupt ?) aber trotzdem irgendwo nicht ganz so banal wie die Nummer zuvor. Deswegen mal vorsichtige 5/10, aber es bleibt dabei, die TV-Erotik hat Netflix ganz sicher nicht neu erfunden.

Und noch ein First Look:

Bring on the Dancing Horses (RTL-Crime/Streaming)

Stranger Titel, strange Serie. Als "Western" angekündigt, aber die Story um die seltsame Killerin mit dem komischen Hut hat damit nur extrem wenig gemeinsam, da bin ich mal konservativ - besagter Hut, ein Sixshooter und ein alter Cadillac machen noch keinen Western. Extrem stilisiert, zumindest mal die erste Folge, die letztlich nur aus 3 oder 4 Szenen besteht. Aber gut, Standardware gibt es genug, wird sicher noch ein Weilchen weitergeschaut, aber ein bisschen mehr "bewegen" sollte sich da schon noch.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Moonshade

Marcella Staffel 1 / Netflix

War mir so durchgerutscht, aber die Anwesenheit von Anna Friel macht die Sache gleich ein wenig besser.
Im Kern: typischer Thrillermix aus der britischen Hauptstadt. Ein Serienkiller ist nach über 10 Jahren wieder da und auch die ermittelnde Polizistin von damals geht wieder in den Dienst, weil sie glaubt, den Täter zu kennen. Drei Schwierigkeiten: a) jede Menge Verdächtige lassen die neuen Kollegen ihre Fixierung nicht eben gutheißen; b) ihr Mann verlässt sie an dieser Stelle und c) sie hat unter Stress Blackouts und ein solides Agressionsproblem, weswegen sie als Teaser schon mal blutüberströmt in der Wanne zu sich kommt.

Eine von den britischen Serien, in denen auf engstem Raum NUR kaputte oder soziopathisch gefährdete Leute rumlaufen, die aber deswegen ordentlich Druck auf dem Kessel hat.
Der Fall ist schön komplex, setzt sich erst nach und nach zusammen, nachdem man mit rätselhaften Figuren bombardiert wird und so richtig "für jemand sein" ist nicht drin, weil alle ihre Tüte Arschloch genommen haben.
Für mich gute Unterhaltung, allerdings werden weder die Blackouts erklärt bis dato, noch werden sie immer aufgelöst, denn minimum, bei der Friel in Todesgefahr ist, bleibt komplett offen, weil ihr Angreifer danach verschwunden ist und seltsamerweise auch bleibt.
Die Auflösung ist so lala, das Motiv ist nachvollziehbar, der Aufwand dafür wieder monumental für den Täter, aber der Knoten löst sich mit so einer Art Last-Minute-Eingebung. Darüber hinaus steht die Figur am Ende auch in Sachen Straffälligkeit auf der Kippe und die Beamten sind so wie die Axt im Walde am dransten, dass jeder einigermaßen geschickte Anwalt drei Viertel der Beweise entwerten könnte.

Gibt drei Staffeln (2016,18,20) und jede ist für sich - damit mach ich noch weiter, aber zwischendurch muss mal Pause. 7/10


Seven Kings must Die

Ich pack das hier mal rein, denn "Seven Kings must Die" ist der Abschlussfilm zur Serie "The Last Kingdom", die ja in 5 Staffeln durchaus mit Vikings mithalten konnte.
Nachdem der gequälte Held denn nun am Ende von Staffel 5 seinen Stammsitz zurückerobern konnte, aber mit dem Sachsenkönig noch quer stand, ist Letzterer nun am Ableben, sein Sohnesnachfolger unter Einfluss eines religiösen Flüsterers (und Liebhabers, holla!) und ein irischer Dänenkönig macht Stoff gegen den König mit gut platzierten Intrigen.
TLK feuert noch mal auf allen Zylindern und packt in einen Spielfilm genug Konflikte für eine sechste Staffel, ext noch mal ein paar Nebendarsteller und häuft Tragödien an, bietet aber auch mit einer historischen Schlacht von anno 937 am Ende ein episch-dreckiges Gemetzel (allerdings mit viel CGI-Blut), das die Serie ganz gut abschließt.

Schön übrigens, dass man das satirische Potential des allgegenwärtigen "Ich bin Uthred, Sohn von Uthred" inzwischen erkannt hat und zweimal augenzwinkernd verscherzt. Alles in allem ein schönes Abschluss, der einer fiktiven Figur dann auch ein ambivalentes Ende gönnt. (7/10)


Was ich hübsch fand, war, dass sie inzwischen offenbar das satirisches Potential des allge
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

StS



Die Serie ,,Hunters" erzählt von einer Gruppierung (Al Pacino, Carol Kane, Josh Radnor, Kate Mulvany, Saul Rubinek, Tiffany Boone und Louis Ozawa), die im Jahr 1977 ranghohe Nazis aus dem zweiten Weltkrieg in den Vereinigten Staaten aufspürt und ,,zur Strecke bringt". Die meisten letzterer waren nach Ende des Krieges von der US-Regierung ins Land geholt worden, um ihr bedeutsames Expertenwissen zu nutzen (bspw. in der Forschung oder beim ,,Wettlauf zum Mond") – und nun leben diese ,,menschlichen Monster" (ohne Wissen der Öffentlichkeit) ein unbehelligtes Leben in Freiheit; ihrer abscheulichen Gräueltaten zum Trotz...

Mit Jordan Peele als ausführender Produzent mit von der Partie, entfaltet sich die erste Staffel in einem von klassischen Grindhouse-Exploitation-Werken der '70er inspirierten Stil (ähnlich wie z.B. ,,Inglourious Basterds") und trifft eben jenen relativ ordentlich: Mal schwarzhumorig überspitzt – mal schwermütig dramatisch. Diese Kombination – bzw. die plötzlichen Wechsel im ,,Ton" des Ganzen – sind definitiv nichts für jeden – allerdings wird das Gebotene über die 10 Folgen von Season 1 hinweg nicht langweilig, ist es mitunter kreativ und clever (etwa im Bereich der Einbindung wahrer Begebenheiten) und wird zudem mit einigen netten Überraschungen aufgewartet...

Manche Szenen (wie die allererste) und Offenbarungen (wie eine mächtige im Laufe der finalen Folge) vermitteln die beabsichtigte Wirkung (Schock, Erstaunen) optimal – während die Methoden der ,,Jäger" kräftig mit zum ,,pulpy B-Movie-haften Vibe" beitragen: Eine ehemalige Nazi-Ärztin wird in ihrer Dusche eingesperrt und vergast, eine von Barbara Sukowa gemimte Leni-Riefenstahl-eske andere zwingt man während ihres Verhörs dazu, Pferdeäpfel zu essen, einem Musik-Produzenten werden die Trommelfelle mit einem lauten Little Richard Song zum Platzen gebracht (etc.). Tja – und dazwischen immer wieder Trauer, Vergangenheitsbewältigung und düstere Flashbacks nach Auschwitz...

Parallel dazu kommt heraus, dass die Nazis gerade eifrig daran arbeiten, ein ,,Viertes Reich" aufzubauen – u.a. via eines perfiden Plans (Maissirup!). Als Lead der Serie fungiert ein junger Mann (im Vergleich zu den anderen etwas ,,blass": Logan Lerman), der nach der Ermordung seiner Großmutter in all das hineingerät. Eine farbige, lesbische FBI-Agentin (Jerrika Hinton) mischt ebenfalls mit – ebenso wie (auf der Gegenseite) ein amerikanischer Nazi-Sympathisant (reich an Spielfreude: Greg Austin) und eine geheimnisvolle ,,Strippenzieherin" (prima: Lena Olin). Die Besetzung überzeugt – aus welcher auch noch Dylan Baker (auf vergnüglich-überzogene Weise) herausragt...

Kurzum:  ,,Hunters" (Staffel 1) ist thematisch durchaus ein Stück weit überladen und weist so einige ,,Stimmungs-Schwankungen" auf, die nicht bei jedem Anklang finden dürften – unterhaltsam, gut gemacht und ebenso gespielt ist diese Kombination aus ,,Inglourious Basterds" und ,,the Boys From Brazil" aber dennoch...

knappe 7/10
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Newendyke

Arnold (Netflix)

Die 3-teilige "Doku" erzählt vom Leben und Schaffen dieser lebenden Legende - für mich hat Arnie seit Kindheitstagen einen ganz besonderen Platz im Herzen, hab seine Karriere immer verfolgt und ihn und seine unnachahmliche Art abgefeiert. Die 3 Teile erzählen dem geneigten Fan im Grunde nicht viel Neues, alle seine ganz großen Daten werden angesprochen (Thal, Anfänge in München, Umsiedlung nach Kalifornien, erste Schritte beim Film, Immo-Geschäfte, sein Druchbruch in Hollywood, die kurze, aber wichtige Karriere in der Politik und der riesige Skandal, der seine Ehe beendete), aber was für mich diese Produktion so besonders macht, ist halt einfach Arnie. Wie er die Geschichten erzählt und mit welcher Ehrlichkeit (teils, ja, fast schon elder statesman-like) und Selbstreflektion er auf diverse Themen eingeht, macht ihn einfach sympathisch. Bisserl schlucken musste ich dann auch, als es um Franco ging... scheiße, wenn man sich so langsam seiner eigenen Sterblichkeit bewusst wird.

7/10


History of the world - Part 2 (Disney+)

Nun nach über 40 Jahren bekommen wir Mel Brooks Fortsetzung als 10-teilige Serie präsentiert. Allerlei Comedians geben sich hier die Klinke in die Hand (inkl. cameos von Leuten wie Knoxville und seinen Jackasses), aber leider zünden nur sehr wenige seiner Gags. Auch als Satire funktioniert das alles nicht wirklich. Das ist alles bisserl schade, da ich bis heute den Komödien aus den 60ern bis 90ern ohne mit der Wimper zu zucken dem aktuelleren Zeug den Vorzug gebe (speziell dieser ganze Pipi-Kacka-Möse-Schwanz-Humor geht nur bei bester Laune rein), aber Brooks Glanzzeit ist halt spätestens mit "Helden in Strumpfhosen" rum gewesen.

3/10


Rick & Morty - Staffel 6 (Netflix)

HELL YEAH!!!!! Der Wahnsinn geht endlich weiter und Rick hat mehr denn je alle Hände voll zu tun, um sich der fordernden Familie und div. Widersachern aus div. Universen zu erwehren. Hat für mich wieder schön ins Schwarze getroffen.

8/10


Justified - Staffeln 1 - 6 (Disney+)

Reylan Givens, Elmore Leonards cooler, schießfreudiger US Marshall, wird nach einem kurzen Intermezzo mit einem Mafioso von Miami nach Kentucky versetzt - seiner Heimat. Hier treibt sich allerlei hinterwäldlerisches Gangstertum rum inkl. einem Freund aus Jugendzeiten (genial, Walton Goggins!) und seinem kriminellen, argwöhnischen Vater. Wer, ähnlich wie ich, Leonards Romane verschlungen hat, wird mit der Serie seine wahre Freude haben, da so ziemliche alle seine Zutaten verwendet werden; dümmliche Handlanger, gewitzte Dialoge und jede Menge Fusel mit feinen, wenn auch etwas unspektakulären shoot outs.
Der Cast macht richtig Spaß (Paraderolle für Olyphant) und die 6 Staffeln gehen ganz gut rein und haben nur wenige Füller.

8/10


"Ich will jetzt nichts mehr hören, von wegen keinen Job, kein Auto, keine Freundin, keine Zukunft und keinen Schwanz." (der Meister - Gran Torino)

Private Joker

9 Juli 2023, 13:44:59 #56 Letzte Bearbeitung: 10 Juli 2023, 13:55:56 von Private Joker
Der Schatten (ZDF Neo/MT)

Wer viel Zeit hat und / oder das Geld für kommerzielle Streamer sparen will, findet in der Mediathek des deutschen Zielgruppensenders mittlerweile eine ganz ordentliche Auswahl internationaler und deutscher Serien (zT Co-Produktionen). 

Per Zufallsauswahl mal die hier herausgepickt, der Trailer sah nicht übel aus. Und ja, so manches, was an deutschen Serien stört, diese Schablonenfiguren und die abgelesenen Dialoge aus dem Lehrbuch für modernistisches Schreiben, das fehlt hielt erfreulicherweise. Und die Grundidee ist auch nicht so verkehrt....

Allerdings, und gleich folgt ein Insider-Spoiler für Kenner deutschen TV-Schaffens, irgendwie erinnerte die mich zumindest in der Kernhandlung (das Verhältnis der Journalistin zu dem Künstler) sehr penetrant an etwas, und zwar an den TV-Film "Der Sandmann" mit Götz George. Die hatte ich damals (RTL2-bäh) eher lustlos begonnen, am Ende war das aber eine der besten deutschen Produktionen der letzten drei Jahrzehnte.

Klar ist, der Film ist nicht zu übertreffen, gerade das Ende war damals noch weitgehend unverbraucht. Und das Gefühl, dass die hier auf einen ähnlichen Schluss hinauslaufen wird, lässt sich einfach und spannungsmindernd nicht verdrängen (ob es stimmt, lasse ich hier mal dahinstehen, die neue Spoilerfunktion finde ich wie mehrfach gesagt etwas sperrig). Immerhin ein Pluspunkt für den Ehrgeiz der Macher, das am Ende alles irgendwie zu verknubbeln, aber ganz offen gesagt, das Ergebnis wirkt gewollt, lässt Fragen offen (ich sag nur mal Schicksal der Bettlerin) und ist unter dem Strich enttäuschend.

Bis dahin aber völlig o.k, da wird solide Arbeit geleistet in Sachen Spannungsaufbau, Dramaturgie und überhaupt. Für deutsche Verhältnisse ungeachtet (oder sogar wegen?) des Fehlens der üblichen Verdächtigen des einheimischen TV gut besetzt und gespielt, und trotz des Schauplatzes habe ich sogar (fast) alle Dialoge verstanden. Bis kurz vor dem Schluss auch etwas mehr als 6/10.

Shadow and Bone (Staffel 2 / Netflix)

Mit etwas Überwindung doch noch drangeblieben, und immerhin: S2 ist insgesamt etwas besser, gehört allerdings auch nicht viel dazu. Unter dem bei Fantasy-Serien wichtigen Aspekt "Auge isst mit" und so notiere ich mal erfreut ein paar klare optische Highligts - das fliegende Schiff etwa hat man solide hinbekommen, die östlichen Schlösser, Burgen und Klöster bilden einen ansprechenden Hintergrund, im Gegenzug gibt es weniger zu düstere Düsterszenen. Und neben einigen leicht sinnfreien, aber putzigen Kung-Fu-Einlagen bietet die Staffel auch ein paar klar definierte Höhepunkte, etwas längere Schlachten gegen Dunkelmonster und böse X-Women, pardon "Grisha". Die natürlich in bester Tradition der 80iger-Superheldenfilme schön offen aufgereiht zum "Superpower-Showdown" antreten und reichlich Blitze aus den Händen schießen (wer DAS albern findet, hat einen tollen Tag mit der Serie).

Die Sündenliste wird aber in der Summe nicht kürzer. Aus der für die Kernzielgruppe wohl wichtigen Abteilung "unerfüllte Liebesgeschichten" wird ständig Nachschub geboten; schlimm genug, dass man der Hauptfigur nach dem twistbedingten Ende der Kurzaffaire mit dem bösen Schwarzen Lord gleich noch so eine Kiste "Schnuckelchen oder Langeweiler" an die Backe tackert, das ist schon mehr als lahm. Überhaupt - "Mal" ist so ziemlich die ödeste Figur, die ich seit langem im Fantasy-TV gesehen habe, und da gab es reichlich Konkurrenz.
Auffällig und nicht im positiven Sinne: Gestorben wird nur maximal in der dritten Reihe und bei den Komparsen, den Hauptfiguren steht ständig zwecks Wiederauferstehung (allein Mal bestimmt 6 mal) eine "Heilerin" zur Verfügung, die sich natürlich nur um die Helden kümmern darf, der Rest darf ruhig abtreten. Und noch so ein Unfug: Kaum einer ist "normal", irgendwan wird praktisch jeder als Grisha oder Grishus oder sonst was besonderes entlarvt.

Dass die Handlung der eigentlichen Spin-Off-Bücher um die "Krähenbande" da grundlos reingekleistert wird, trägt zur schon erwähnten Überfrachtung von Situation und Handlung massiv bei. Wunderlich auch, dass, obwohl als Trilogie angelegt, alle wesentlichen Arcs und Konflikte mit S2 eigentlich gelöst und auserzählt sind. Die am Ende förmlich angepappten Alibi-Cliffhanger sind so sinnfrei wie die letzte Folge mit fast 40 Minuten Handlung nach dem eigentlichen Showdown öde ist. Wirklich interessante Fragen bleiben nicht offen - ob Netflix die Vorlage nicht zu gerne nutzt, um das ganz einzustellen ?

Erkennbar nicht mein Fall, und selbst wenn ich wohl begründet vermuten darf, dass die Serie mal wieder ein Produkt der leicht verblassten Young-Adult-Welle ist - das geht besser; auch Fantasy für bestimmte Zielgruppen, mit der man andere nicht verärgert ist machbar. Technisch nach mäßigem Auftakt letztlich noch o.k, inhaltlich ein eher dünnes Brett. 4,5/10

Und ein First Look: The Ark ist einer aus der Abteilung "SyFy versucht es immer noch" - ein paar preiswerte CGI-Weltraumeffekte am unteren Rand von "ansehbar", einige attraktive Jung-Nasen, die üblichen Hormon- und Standardkonflikte auf engstem Raum. Die Frage, warum man eine derart unausgegoren-juvenile Truppe auf eine so wichtige Mission schickt, wird einmal mehr nicht beantwortet, oder nur mit einem echt schnarchigen Standarddreh (alle "Alten" und "Erfahrenen" sind mal gleich am Anfang tot). Erstaunlich genug - am Horizont ist sogar schon eine 2. Staffel gesichert. Ob ich bis dahin durchhalte, weiß ich aber nicht...
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

StS

4 August 2023, 10:01:40 #57 Letzte Bearbeitung: 4 August 2023, 10:03:44 von StS


,,Waco: American Apocalypse" ist eine dreiteilige ,,Netflix"-Doku-Miniserie, welche Anfang 2023 noch einmal einen Blick zurück auf die Tragödie geworfen hat, die sich genau 30 Jahre zuvor ereignete. Der Fall rund um Kult-Führer David Koresh und seine ,,Branch Davidians"-Glaubensgemeinschaft ist weltbekannt – primär aufgrund seines fatalen Ausgangs: Am Ende einer 51-tägigen Belagerung zwischen der Sekte und Vertretern verschiedener US-Behörden mündete das Ganze in einem Inferno, bei dem die meisten Kultisten starben – unter ihnen zahlreiche Frauen und Kinder...

Beide Seiten werden beleuchtet und kommen zu Wort – Zeitzeugen (wie FBI-/ATF-Beamte, Journalisten und Angehörige) sowie auch überlebende Sektenmitglieder, die von ihrem Alltag in der Gemeinschaft (und eben jenen Wochen) berichten sowie zum Teil noch immer nicht einsichtig sind, dass eine Menge falsch daran war, was Koresh da so getrieben sowie von seinen Jüngern verlangt hat. Bisweilen muss man angesichts mancher Aussagen einfach unweigerlich mit dem Kopf schütteln. Auf eine für mich nicht nachvollziehbare Weise ist Region nunmal generell oft mit ,,Brainwashing" gleichzusetzen...

Hochwertig produziert (wie bei solchen ,,Netflix"-Werken üblich), werden einem eine Menge Interviews und historische, zum Teil bis dato unveröffentlichte Aufnahmen geboten: Neue Infos, Bilder und Einblicke – aber keine wirklich neuen Erkenntnisse. Gern hätte man bei den Koresh derart ergebenen Davidianern mehr ,,in die Tiefe gehen" können – also im Bereich der Zeit vor dem Standoff, der im Februar 1993 begann. Interessant und tragisch ist das Gezeigte dennoch – insbesondere für Zuschauer, die sich im Vorfeld noch nicht intensiver mit der Materie beschäftigt hatten...

6/10
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

StS



Bei ,,the Blackout" (2020) handelt es sich um eine sechsteilige russische Science-Fiction-Action-Serie – welche zuvor auch schon in Form einer ,,Kurzfassung" als Spielfilm (unter demselben Titel) veröffentlicht worden war. Vom Präsentierten her entspricht das Werk im Prinzip dem ,,Seifenblasen"-Schema diverser russischer ,,Blockbuster" der vergangenen Jahre: Schicker Look, überzeugendes Produktionsdesign und ansehnliche CGIs – ohne aber inhaltlich groß etwas zu bieten...

Diverse vertraute Genre-Versatzstücke wurden hier zu einem (auf die Story und Figuren bezogen) ,,oberflächlichen" Ganzen vermengt, über das man besser nicht allzu viel nachdenkt – denn auch ohne weitere ,,Hinterfragungen" sind verschiedene Logik-Schwächen unverkennbar. Einzelne Entwicklungen sind durchaus nett, während so einiges aber recht plump geraten ist – die Dialoge und Darsteller (bzw. Performances) bewegen sich auf ,,zweckdienlichem B-Movie-Niveau"...

Insgesamt hat mich die Serie brauchbar zu unterhalten vermocht – trotz der Tatsache, dass ich mit Russen aktuell einfach nicht ernsthaft mitleiden/mitfiebern kann (speziell nicht in einem Kontext wie dem Vorliegenden). Der hohe Action-Gehalt (bei dem viel u.a. an Paul Anderson´s ,,Resident Evil"-Franchise erinnert) sowie das im Zuge dessen Gebotene hat mich ordentlich bei Laune gehalten – das Tempo der knapp fünfstündigen Lauflänge passt...

Gerade in den letzten 15 Minuten hätte ich mir einiges aber besser ausgearbeitet/gestaltet gewünscht – vor allem im Bereich eines an ,,Superhero-Fights" erinnernden Kampfs sowie als wie leicht sich eine bestimmte Sache in einem Raumschiff doch entpuppt hat – nichtsdestotrotz war ich mit ,,the Blackout" alles in allem (fast schon überraschend positiv) zufrieden, für dessen Titel-Song mal übrigens sogar Mike Shinoda verpflichten konnte...

6/10
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

StS

29 August 2023, 11:30:18 #59 Letzte Bearbeitung: 29 August 2023, 11:32:19 von StS


So manch einer weiß überhaupt nicht, dass es vor Paul Verhoeven´s Kino-Streifen, den Direct-to-Video-Sequels, der animierten Fernseh-Serie sowie den CGI-Movies ,,Invasion" und ,,Traitor of Mars" schon einmal eine filmische Adaption von Robert Heinlein´s ,,Starship Troopers" gab. Auf jener literarischen Grundlage bietet die japanische Mini-Serie ,,Uchû no Senshi" (1988) dem Zuschauer rund zweieinhalb Stunden oberflächliche, jugendfreie, sich mehr ihren Figuren als Action widmende Anime-Kost, welche sich nicht nur bei der Art/Gestaltung der Aliens klar von Verhoeven´s brutaler Satire unterscheidet. Für entsprechend interessierte Neugierige könnte das Werk durchaus ein Blick wert sein – und das unabhängig so einiger ,,cheesy" Momente und Schwächen; unter ihnen ,,Unebenheiten" im Bereich des Pacings und Plots...

knappe 5/10

Wer an meiner ausführlichen Meinung interessiert ist:
https://www.actionfreunde.de/uchu-no-senshi-starship-troopers/
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

TinyPortal 2.0.0 © 2005-2020