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Fall - Der Alptraum aller Höhenangstgeplagten?

Begonnen von Wolfhard-Eitelwolf, 19 August 2022, 16:13:05

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Wolfhard-Eitelwolf

19 August 2022, 16:13:05 Letzte Bearbeitung: 19 August 2022, 18:34:14 von StS
Inhalt: Zwei Kletterer, ein Funkmast

Kommt wohl eher aus der Low Budget-Ecke, aber das Szenario lässt es mir eiskalt den Rücken runterlaufen. Einer der wenigen Filme, bei denen ich wirklich nicht sicher bin, ob ich ihn sehen will :D

Mr Creazil

Ich muss gestehen, das sieht beängstigend aus. ^^
Nur bei der "Kein Handy-Signal"-Szene musste ich unweigerlich daran denken, wie sehr die Entwicklung und Verfügbarkeit von Handys und Handynetzen das Gefühl von Bedrohung und Ausweglosigkeit im Horrorfilm oder Film im Allgemeinen sabotiert haben und was für bescheuerte Ausflüchte in der Konsequenz stets gefunden werden müssen.  :happy3:
"Nihilist und Christ: das reimt sich, das reimt sich nicht bloß ..."

"Die Zensur ist die jüngere von zwei schändlichen Schwestern, die ältere heißt Inquisition. "

"Who fights with a ladder - well, Jackie Chan does!"

https://letterboxd.com/mrcreazil/

Moonshade

Naja, hängt ja bei den Machern von "47 Meters Down", der praktisch dieselben Urängste antippt: geht dorthin, wo du bei rationalem Verstand nie hingehen würdest.
Nur zur Selbstüberwindung oder zum persönlichen Erlebnisvergnügen.

Das mag heutzutage den dollen Kick geben, aber da ich gerade über eine Kollegin meiner Frau wieder von einem Fall gehört habe, wo besagte Kollegin+Freundin sich unbedingt durch einen Klippenspalt in eine abgelegene und schlecht zugängliche Bucht gequält haben (Portugal), um da einfach ein tolles Fleckchen zu erleben, ohne Hinweis auf ihren Verbleib und ohne die um ein Haar fatale Prüfung der Gezeiten - bildet das entweder die furchtbare Realität ab oder ist eine dringende Warnung für einige.

Ich für meinen Teil bin schon bei den Hai-Filmen ausgestiegen und der hier ist ähnlich: kompetent gemacht und beängstigend, aber schon die Prämisse ist idiotisch und das macht mir den Spaß kaputt (auch hier wieder: klar zum Traumaüberwinden steigen wir nicht eine Felswand, sondern auf einen 600m-Turm im Nirgendwo und sagen keinem was, weil ja illegal vermutlich. Das sind dann so Filme, die ich im soften Vorlauf klicke, weil eigentlich nur der Ausgang von Relevanz ist, der Weg dahin ist eigentlich immer absurd, unwahrscheinlich oder nervtötend.

Aber joah, schaut geil aus.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

StS

19 August 2022, 18:33:57 #3 Letzte Bearbeitung: 19 August 2022, 18:36:21 von StS
Hatte ich schon seit ein paar Wochen auf´m Schirm, da ich die Idee mag und Scott Mann immerhin mal "the Tournament" gedreht hat.
Überdies mag ich Virginia Gardner seit "Starfish" gern.
Hat aber leider nur mäßige Kritiken bekommen.
Ein paar coole Szenen wird der gewiss drin haben - aber mal ehrlich: Bei einer solchen Materie eine Laufzeit von 107 Minuten???

Zudem: Ähm, fuck!, würde ich mal sagen  :happy3:

ZitatVariety reports that Deepfake-style technology was used to remove more than thirty F-bombs from the movie so it could secure a PG-13 rating

When Fall first caught the attention of distributor Lionsgate, it was obviously going to earn an R rating for the amount of times the characters said "F*ck" and its various permutations. Things it would make sense for them to say, given the situation they're stuck in. But Lionsgate wanted to give the movie a theatrical release, and felt it would be more profitable with a PG-13. So Mann had to rely on an artificial-intelligence dubbing technology system developed by Flawless to scrub his movie of the f*cks. Luckily, Mann happens to be the co-CEO of Flawless.

Variety explains, the Flawless team in post-production changed more than 30 F-bombs throughout the movie into PG-13-acceptable epithets like "freaking" along with a few other lines of dialogue. Flawless, founded in 2021, originally designed its TrueSync AI-based system to provide a better dubbing solution for films translated into other languages. Employing the same principles used to create "deepfakes," TrueSync alters the mouth movements of the actors to match the alternate dialogue being spoken (a process the startup calls "vubbing"). Mann realized the Flawless engine could also be used to clean up the F-words in his movie.

Mann said, For a movie like this, we can't reshoot it. We're not a big tentpole... we don't have the resources, we don't have the time, more than anything else. What really saved this movie and brought it into a wider audience was technology."

Currey says the technology is so impressive, she can't even tell which of her lines were dubbed. But when Gardner's character says "Now we're now stuck on this stupid freaking tower in the middle of freaking nowhere," you can be pretty sure that Gardner didn't say "freaking" on set.

(Joblo.com)
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Mr Creazil

Weia. Deepfakes sind ja schon gruselig genug, als Zensurwerkzeug ist das nur noch teuflisch zu nennen...
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Terry Noonan

Also eine Unrated wegen nachträglich hinzugefügtem CGI-Blut ist ja eigentlich schon etwas bescheuert, jetzt aber voraussichtlich eine Unrated, um mehr "Fucks" per entferntem CGI zu bekommen, das ist echt bemerkenswert.  :frech3:

Wobei Spielberg ja bei E.T. mit Taschenlampen statt Gewehren wieder seiner Zeit voraus war (wenngleich mit umgekehrter Veröffentlichungsreihenfolge).
Life is what happens while you are busy making other plans.

StS

Leider ist auf der deutschen Scheibe doch nur der zensierte O-Ton drauf...

Deutsche Blu-ray enthält zusätzlich nur die mittels Vubbing entschärfte englische Tonspur
https://www.schnittberichte.com/news.php?ID=19495

Also muss die britische her...  :frech3:

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Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
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Private Joker

29 Dezember 2022, 11:09:25 #7 Letzte Bearbeitung: 29 Dezember 2022, 12:09:49 von Private Joker
Immerhin geht der Regisseur im Making Of relativ offen mit dieser neuen Zensurform um. Sollte nicht unbedingt Schule machen (das Geld kann man wirklich besser ausgeben), aber ganz ehrlich: Wenn man es nicht weiß, merkt man es nicht.

Ansonsten kann den ganz gut in Pros und Contras zerlegen. Ich bringe es mal ausnahmsweise in Listenform:

Positiv:
- Keine Greenscreenorgie.
- Die Höhenillusion ist vielleicht nicht perfekt, aber trotzdem ganz beachtlich. Dass da - und wieder hilft das MO - auf einem "Miniturm" von ~ 30m gedreht wurde, ist ein guter Kompromiss
- relativ spannender Mittelteil
- zumindest ein ganz netter Twist, wobei wir das auch schon mal hatten (
Spoiler: zeige
dieser Segelfilm mit Woodley
)

Neutral:
- Figuren aus dem Klischeehandbuch, die dann auf der Plattform auch noch Liebeskonflikte austragen müssen
- dusseliger Kurzauftritt von Morgan
- so einiges der Rettungsbemühungen ist schon etwas hergeholt, zB das
Spoiler: zeige
Laden über die Lampe mit einem Schmuckstück als Leiter (o.k, das sind US-Stromstecker, aber trotzdem...)


Negativ:
- Der Auftritt der Geier
- Die letzte Viertelstunde ist wirklich schwach
- Am Ende hat man das Gefühl "da fehlt doch was". Also ehrlich, dieser Cut
Spoiler: zeige
"untere Plattform bricht weg" zu "Heldin gerettet"
ist wirklich saudämlich. Ich hätte zumindest den
Spoiler: zeige
 Einsatz der Höhenretter noch gerne gesehen - sooo einfach dürfte das auch nicht sein, die da wegzuholen


Hält sich also ziemlich die Waage, würde ich sagen. Daher 5/10 von mir mit der klaren Tendenz "kann man sich mal ansehen".
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

ironfox1

29 Dezember 2022, 18:18:59 #8 Letzte Bearbeitung: 29 Dezember 2022, 18:20:40 von ironfox1
Lieber 18 Minuten einem echten Höhenkletterer zuschauen, der eine Glühbirne wechselt, ist spannender und beeindruckender. :happy2:


mali

Ich kann sowas kaum gucken - mir wird dann trotzdem mein Hintern fest auf dem Sofa klebt übel/schwindelig :)

Wolfhard-Eitelwolf

Gestern nun auch den Film geschaut und joa... ein ungutes Gefühl in den Kniekehlen und schwitzende Hände waren schon dabei. Sicherlich kein Film, den man zweimal sehen wird. Aber genügend Kurzweil wurde definitiv geboten, wenn auch manche Storykniffe schon recht arg an den Haaren herbeigezogen wirken, Stichwort Drohne. Schade, dass vermutlich budgetbedingt im Finale nicht mehr drin war, so kommt alles dort recht plötzlich. Insgesamt lande ich bei 6/7 von 10, wobei das Making Of auch ganz nett anzusehen war, haben die Darsteller doch tatsächlich auf einer rund 30 Meter hohen Plattform vor einer mehrere hundert Meter hohen Klippe agiert. Das ist beeindruckend genug, ich hätte mich das im Leben nicht getraut trotz aller Sicherungen...

StS

Der 2022er Thriller ,,Fall" von Regisseur Scott Mann – angeschaut in der nicht Ton-zensierten Langfassung – ist weder so spektakulär, beklemmend oder beeindruckend wie die 2024er Doku ,,Skywalkers: A Love Story" – vermag einen aber dennoch aufgrund seiner effektiven Umsetzung und mitfiebernswert-ordentlich agierenden Leads (Grace Caroline Currey und Virginia Gardner) anständig zu unterhalten. Ja, man hätte ruhig sowohl im Bereich der Charakterzeichnungen als auch des Social-Media-Ansatzes etwas mehr ,,in die Tiefe gehen" können – und einige Klischees sowie ,,nicht ganz realistische Momente" fallen ebenfalls auf – doch erstaunlicherweise schleichen sich trotz der Laufzeit von über 100 Minuten keine Längen ein und überrascht der spannend und handwerklich solide in Szene gesetzte Streifen obendrein mit einem unerwarteten (gelungenen) ,,Twist", der wiederum zu einer bedeutungsvollen Entscheidung führt. Schade bloß, dass es am Ende dann plötzlich (unerwartet antiklimaktisch) viel zu schnell geht...

knappe 7/10
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
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McClane

"Fall" ist ein Beweis dafür, was eine effektive Inszenierung ausmachen kann. Sowohl meine Frau als auch ich bekamen auf dem heimischen Sofa schwitzige Hände allein bei der Inszenierung des Aufstiegs auf diesen Seelenverkäufer von einem Fernsehturm, wenn die Schräubchen walken und die Drahtseile jederzeit reißen können. Dadurch war es aufgrund des Vorwissens durch Prämisse und Trailer ja eigentlich klar, dass die beiden heile oben an kommen werden. Aber natürlich macht dieses Wissen jeden zurückgelegten Meter nur noch schlimmer. Überraschend auch die Tatsache, dass die Prämisse auch bei einer Länge von etwas mehr als 100 Minuten zieht. Natürlich ist es das übliche Spiel von Ruhepause, Nachdenken, neuem Einfall und neuem Hilfehol- bzw. Rettungsversuch, den man aus Filmen dieser Art kennt. Aber all das ist schon sehr packend umgesetzt, mit kleinen Stolpersteinen. So wirken die Geierattacken bisweilen etwas willkürrlich, das Finale ist etwas antiklimaktisch, der Temperaturaspekt hätte eine größere Rolle spielen können. Dennoch: Ich war eigentlich voll drin im Hauptfilm.
Dabei hätte man nach der etwas mäßig getricksten Auftaktszene in der Steilwand, die zudem wie eine weniger spektakuläre Variante des "Cliffhanger"-Openings daherkommt, seine Zweifel haben können, doch der Hauptfilm kommt da wesentlich überzeugender rüber. Gelungen ist auch die Figurenzeichnung, die beide Hauptpersonen als Menschen mit Fehler und Schwächen vorstellt. Hunters Selbstüberschätzung und Leichtsinn sowie Beckys Selbstmitleid und wegstoßendes Verhalten wirken nicht einfach platt unsympathisch, sondern einfach als weniger charmante Wesenszüge an insgesamt nachvollziehbaren Figuren, die in eine dumme Situation geraten, aber eben nicht dumm sind. Gut gespielt ist das ebenfalls, die selbst durchgeführten Stunts nötigen einem ebenfalls Respekt ab. Die Hinweise auf die Enthüllung nach rund einem Drittel sind etwas breit gestreut, weshalb sie nicht allzu sehr überrascht, aber glücklicherweise geht das Drehbuch mit den Nachwehen der Enthüllung erfreulich reif und unklischiert um. Ein weiterer Twist im letzten Drittel überrascht bzw. zumindest mich erwischt, da ich den in diesem Zusammenhang öfters gesehenen Vergleichsfilm nicht gesehen habe. Und "Fall" vermittelt auf sehr starke Weise, zu welchen Dingen man in einem Überlebenskampf bereit sein muss.
Spoiler: zeige
Wenn Becky die Leiche ihrer Freundin als Polsterung fürs Handy vom Turm wirft, dann ist das ebenso schmerzhaft wie nachvollziehbar.

Ein echt starker Survivalthriller mit kleinen Schönheitsfehlern. (7,5/10)
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

Max Blank

Momentan wieder in der ZDF-Mediathek zu bestaunen:
https://www.zdf.de/filme/spielfilm-highlights/fall-112.html
(Video verfügbar bis 17.10.2024, in Deutschland, von 22 bis 6 Uhr)

Moonshade

Da ist er schon eine Weile und ich hab da auch zugegriffen, ist sehr effektiv, wobei ich solche Red-Flag-Thriller inzwischen bei mir mit Red Flags winken - das ist bei der Generation Wo-sind-wir inzwischen so ein dermaßenes durchgespültes Thema geworden (also die eigenen Befindlichkeiten und Konflikte in leichtsinniges bzw. deppertes Verhalten channeln, gepaart mit einer Art Erlebniswut, was dann zu einer entsprechenden bösen Überraschung gerinnt, sei es in fremden Ländern oder eben in den Umständen der Geographie, wie viele Filme von Uschis und Kevins gab es in den letzten 10 Jahren, in denen solche Typen unter Wasser festsitzen und mit Haien spielen), dass ich eigentlich nur noch von verpasster Gelegenheit zu verpasster Gelegenheit springe.

Dass die Holden auf den schon beim Anstieg mehr als maroden Turm fröhlich weitersteigen - das sind so Klischees oder Anflüge von Generationenkritik, da denke ich doch: wollen die uns sagen, bleibt mal lieber daheim und guckt Netflix und Co?

Insgesamt aber hübsch spannend und solide gestrickt. (6,5/10)
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

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"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

mali

Zitat von: Moonshade am  8 Oktober 2024, 10:39:29wollen die uns sagen, bleibt mal lieber daheim und guckt Netflix und Co?

Sowas in der art sicherlich. Weil dann Generation "Das Ende von Film XY erklärt" auch mehr Zeit nachzulesen hat, was die da gerade geguck haben.

Moonshade

Es muss schon Sensationspotential haben, sonst wird es vermutlich nicht genug gefunden, hab neulich erst drei Mädels (späte Teenager oder frühe Twens) eine Bahnfahrt lang zugeschaut und zugehört und festgestellt, dass niemand mehr richtig plant, sondern die Freizeitmöglichkeiten incl. Film eben via Web und Socialmedia nur möglichst häufig durch den Äther fliegen müssen - da schaut sich niemand mehr einen Kinoplan bzw. -Kalender, das wird wirklich nur noch algorythmisch umverteilt und sich dann hoffentlich passend noch erinnert.

Wenn man da selbst total organisiert aufgestellt ist, ist das mal ganz interessant, wie die jüngeren Semester sich informieren (lassen) - für so etwas ist "The Fall" wie gemacht, der hat genügend Sensationspotential, um jede Social Media aufjaulen zu lassen.
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