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Brutale Gewalt

Begonnen von S.w.a.p, 23 Mai 2007, 13:48:56

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Hedning

Zitat von: Klugscheisser am 24 Mai 2007, 23:12:49
Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es einfach keine empirische Absicherung, dass es durch Mediengewalt zu einer Aggressivitätsminderung kommt, herbeigeführt durch einen Abfluss des Aggressionstriebs.

Deshalb macht es schon Sinn, Abstand von dieser Theorie zu nehmen.

Wie gesagt kann ich schon an mir selbst beobachten, dass die Katharsistheorie, die schon Aristoteles auf die Schreckensdarstellungen der griechischen Tragödie angewendet hat (womit ich aber nicht sagen will, dass was alt ist, auch automatisch richtig sei) nicht ganz unrecht hat, wobei sich das wohl auch wieder von Individuum zu Individuum unterscheidet.

Klugscheisser

@lastboyscout: In deinem Fall könnte es aber auch sein, dass du dich nicht entspannst, weil du einen gewaltätigen Film siehst, sondern einfach aus dem Grund, dass du etwas tust, dass dir Spaß macht. Also einen Film zu gucken, der vielleicht auch noch aus deinem Lieblingsgenre stammt, und einige Szenen enthält, die du besonders toll findest.

@Hedning: Schon richtig, nur könnte man jetzt mit der Sozialen Lerntheorie kommen, also quasi das Lernen am Modell, wodurch gerne irgendwelche Nachahmungstaten erklärt werden. Das Problem ist einfach, dass es nicht so monokausal erklärt werden kann, was aber die Medien natürlich gerne wollen und einfach machen... Aber ich schweife ab und rege mich nur wieder unnütz auf...  :icon_mrgreen:

Aber wenn jeder so seinen bestimmten Weg gefunden hat, mit aggressiven Gefühlen umzugehen, um so besser! Ein klares Richtig oder Falsch wird's da wohl nicht geben!

lastboyscout

Aber wenn ich so negativ aufgewuehlt bin von der Arbeit, sehe ich mir zum Beispiel nie "Hot Shots" oder so an.
Da darf es keine Komoedie sein, da muss es ein richtig harter Martial Arts-Streifen sein.
Also sehe ich es eher als eine Mischung aus deiner und meiner Aussage, die sich bei mir bewahrheitet.

Und wenn ich mich im Fitness-Studio oder mit dem Mountainbike verausgabe, dann liegt es wohl eher daran, das der Koerper zu erschoepft ist, als sich noch gross aufzuregen.  ;)
I`m a tragic hero in this game called life,
my chances go to zero, but I always will survive.
( Funker Vogt - Tragic Hero )

What is your pleasure, sir? This is mine:
http://www.dvdprofiler.com/mycollection.asp?alias=lastboyscout

S.w.a.p

Apropos Fitness: bei mir wirkt ein Gang bei angespannter Laune echt befreiend, das sind dann auch die Tage wo am am meisten bewegt wird. Wahrscheinlich fördert Stress bzw. Ärger auf seine Art Energie. Allerdings hab´ichs noch nie mit einem knallharten Film versucht - sollte ich vielleicht mal machen.  :icon_cool:

tagchen

Zitat von: S.w.a.p am 23 Mai 2007, 13:48:56
Hallo, dieser Thread begründet sich auf folgende Erfahrung der letzten Monate in meinem Umfeld:


Der letzten MONATE ? Darf ich mal etwas fragen ohne böse zu klingen ? Wie alt bist du ? Sorry aber das gab es ja schon vor Jahrzehnten ! Schau dir mal alte VHS Hüllen an ! Da tropft das Blut in der Inhaltsangabe nur so - selbst bei einem stinklangweiligem Trottelfilm der noch dazu gekürzt wurde ! Oder nur mal alte Trailer ! Da wurde jeder Gähnfilm als Blutorgie verkauft...

S.w.a.p

Hallo tagchen,

das ist mir klar, mir ging es aber primär darum, dass dies was du beschreibst in meinem Umfeld sehr gerne angenommen wird, bzw. der Konsument sich förmlich freut, ergo die Brutalowelle in der letzten zeit wieder zugenommen hat. Ich weiß aber was du meinst, und das ist auch schon ewig so.

nickpicker

Eins vorweg: Ganz klar muss man Brutalität von Gore unterscheiden. Logisch, schließlich dürfte sich bei Braindead keinem die Fußnägel hochrollen. Aber man muss noch weitergehen: Auch Gore ist nicht gleich Gore.

Es kommt nämlich immer darauf an, wie effektiv die entsprechende Filmszene umgesetzt ist. Das Ziel dürfte ja offensichtlich sein: Grafische Gewalt soll schocken, zumindest aber hochreißen, aufschrecken, aus dem Tritt bringen. Es gibt allerdings viele Filme, die dieses Ziel völlig verfehlen und das trotz extremem Gore-/Blutgehalt. Dies sind zum Beispiel die "Heroic Bloodshed"-Filme, aber auch ein ganzer Haufen aus der Horror-/Splatterecke. Die Gewalt ist hier häufig nur ein netter Bonus, ein zusätzliches Kaufargument und ja durchaus mal ganz nett, ja teilweise sogar gar nicht schlecht gemacht (z.B. von John Woo). Allerdings ist diese Art von Gewalt in meinen Augen zweitklassig.
Denn sie verfehlt den eigentlichen Zweck des Schocks, dient rein zur Unterhaltung und lässt den Zuschauer tatsächlich abstumpfen. Es geht aber auch anders!

Da wäre nämlich eine andere Gorefraktion, die deutlich weniger auf reine Blutbeschau als auf den Terror aus ist: Man nehme nur die ganz simple Ohrszene aus Reservoir Dogs. Warum bleibt sie haften, warum ist sie so weitaus berühmt-berüchtigter als jede Metzelei Jasons (bitte jetzt NICHT mit der Bekanntheit Tarantinos kommen)? Der bedeutendste Grund ist eben, dass genau diese fiese Szene den Zuschauer völlig aus dem Tritt bringt. Sie ist zwar blutig wie jede andere Goreszene, die völlig kalt lässt (eher unblutiger), allerdings kommt noch einiges dazu: Die Personen werden besser eingeführt, die Spannung weit besser aufgebaut, die Szene sticht viel mehr aus der sonstigen Dialoglastigkeit herovr als in einem Blutsumpf zu versinken.

Klar, wir alle wissen, dass Gewalt grundsätzlich am effektivsten ist, wenn sie sich im Kopf abspielt, wie z.B. in Psycho. Schließlich spielt sich das Grauen immer im Kopf ab. Sobald man etwas sieht, mindert sich die Brutalität zwangsläufig. Blut und Gekröse dienen also oftmals nicht der Stärkung der Härte, sondern ihrer Schwächung. Besonders gelungen finde ich grafische Gewalt also dann, wenn sie es fertigbringt, die Härte einer Szene besonders gut zu untermalen, anstatt sie in Blut zu ertränken. Besonders die heutigen Folterfilmchen haben zunehmend Probleme mit dieser simplen Regel. Warum war Saw so erschreckend? Bestimmt nicht wegen übertriebener Goreeinlagen, wie sie z.B. im dritten Teil praktiziert werden.

Finally: Grafische Gewalt unterhät oft einfach, verliert aber allein schnell ihre Wirkung; psychische Härte ohne Blt hingegen wirkt (gut gemacht) deutlich härter. Besonders gelungen allerdings finde ich Härte dann, wenn sie die Vorstellung mit gezeigter Gewalt unterstützt (s. Oldboy, U-Turn, Perdita Durango, Teile von A History Of Violence). So kann eine Szene richtig unter die Haut gehen, richtig brutal sein. Nur so kann Gewalt ihre Wirkung richtig entfalten.

S.w.a.p

1 Juni 2007, 10:10:32 #37 Letzte Bearbeitung: 1 Juni 2007, 10:12:57 von S.w.a.p
Hi, aber gerade solche Filme die zwar sehr hart sind, obwohl sie nicht alles grafisch zeigen, sind meistens noch ab 16, während diverse Streifen (z.B Freitag der 13), die ich wirklich mal überhaupt nicht ernstnehmen kann (ja fast manchmal schon dämlich finde), dann ja verboten, indiziert, verstümmelt werden etc...

Da muss man sich schon fragen, was der Konsument eher ernst nimmt. Braindead ist für mich eine reine Lachorgie, da kann mich nix schockieren.

Akayuki

Die FSK richtet sich aber eben nur nach der reinen grafischen Darstellung von Gewalt. Dabei sind Streifen mit psychischer Gewalt weniger ein Dorn im Auge, sondern vielmehr die Filme in denen die unmittelbar ausgeübte physische Gewalt gezeigt wird.
Das Braindead mit seinem Tonnen von Gekröse nichts für Kinder ist, sollte aber dabei eigentlich jedem klar sein. Sicher kann man bei diesem Film den komödiantischen Aspekt nicht ungeachtet lassen, aber dennoch ist der Streifen einfach nichts für Kinder...

Original Zitat: "Ey Leute, Hard Boiled ist besser als Sex! Da hast du zwei Stunden pure Äckschen!"


S.w.a.p

1 Juni 2007, 11:14:26 #39 Letzte Bearbeitung: 1 Juni 2007, 11:19:07 von S.w.a.p
Das ist schon richtig, nur bin ich der Meinung, dass ein psychisch sehr harter Schocker (der weitgehend ohne stark grafische Gewalt auskommt) mehr Spuren hinterlassen kann. Ich finde z.B High Tension (jetzt mal die Goreszenen außen vor gelassen) schon recht intensiv bzw. kompromisslos, die ganze Atmosphäre stimmt einen einfach schon unheimlich.

Ich meine einfach die Auswüchse der Psychospannung, wenn sich der Konsument richtig im Film fühlt, also ohne realitätsferne Effekte, sondern mit durchaus beängstigenden Zuständen. Weißt du was ich meine ? Richtung Funny Games z.B

Akayuki

Also für mich sind The Thing (1982) und Angel Heart (1987) noch Heute die effektivsten Horrorfilme. Zumindest bei Angel Heart bleibt man weitestgehend von physischer Gewalt verschont.
Wie du schon richtig erkannt hast muss ein Film nicht wirklich brutal sein um beängstigend oder gar verstörend zu wirken. Weitere Beispiele wären da die Fincher Filme alla´ Sieben oder Fight Club. Auch ein Natural Born Killers von Oliver Stone illustriert die Gewalt eher mit verstörender Optik...
Original Zitat: "Ey Leute, Hard Boiled ist besser als Sex! Da hast du zwei Stunden pure Äckschen!"


S.w.a.p

Richtig, im Endeffekt ist das ja auch die Kunst den Film so zu gestalten und ihm auf diese Weise Anspruch zu verleihen.

Da ziehe ich mir Jason nur noch mit einem Sixpack rein, da sitzt man halt da und die Höhepunkte des Films gipfeln in eigentlich dümmlichen Abschlachtszenen, die mehr oder weniger "kunstvoll" oder ausgefallen in Szene gesetzt werden. Nur dass dies bei mir mittlerweile keinen Spaß mehr hervorruft ist halt so.

Anfangs als die Uncut Welle und das Prozedere um die beschlagnahmten Teile losging war das interessant, da war ich aber auch jünger. Ich kann einfach Filme mit abstruser Psychospannung weitaus mehr ernstnehmen.

Akayuki

Allerdings.
Doch diese von uns erörterten, recht subjektiven Bewertungrichtlinien von wirklich harten Filmen, scheint die FSK nicht wirklich so wahrzunehmen. Ein Film wie "Die letzten Glühwürmchen" sollte z.B. nicht in Kinderhände gelangen, da dieser Film meines Erachtens nach verstörende Wirkung auf kindliche Gemüter haben könnte...
Original Zitat: "Ey Leute, Hard Boiled ist besser als Sex! Da hast du zwei Stunden pure Äckschen!"


Eric

Ich kann mich da NICKPICKER (und den Restlichen) nur anschließen.

Es kommt eigentlich nicht darauf an wie hoch der "Gewaltgehalt" einer Szene ist, sondern in welchem Umfeld sie angesiedelt ist.

Beispiel:
Bei JASON-, FREDDY-, ... -Filmen weiß man schon vor dem Start des Films was einen alles erwarten wird.

Die eigentliche Schockwirkung wird meiner Meinung nach am ehesten erzielt wenn die Szene unverhofft kommt.
Wie zum Beispiel der Szene mit dem Feuerlöscher am Anfang von IRREVERSIBLE. Diese Szene hat mich mehr schockiert als ein Zusammenschnitt der besten Szenen aus allen JASON Filmen.

MFG


ERIC

P.S. bei normalen" Horrorfilmen mache ich es allerdings auch wie S.W.A.P. Lecker Bierchen und den Film genießen. ;o)
Liebe Ursula,
wünsch dir frohe Ostern, nen tollen Namenstag und nen guten Rutsch ins Jahr 1978!
Grüsse aus der Alzheimergruppe, deine Tante Günther!

Ich hasse Menschen, Tiere + Pflanzen. Steine sind ok.

S.w.a.p

Filme mit Selbstjustizgehalt oder blutigen Tötungszenen ohne erkennbare Handlung oder dramaturgischen Gründe werden doch sowieso gleich mal ab 18 freigegeben bzw. indiziert.
manchmal reicht ja allein der Titel schon.

Dass aber ein Film indem ein psychisch Kranker eine Familie quält, bzw. mit skurrilen Methoden ohne erkennbares Motiv fertigmacht (ohne blutige Effekte), harmloser bewertet und nicht indiziert wird, entzieht sich meinem Verständnis. Z.B Kap der Angst finde ich ungemein spannend und Terror für die Nerven, vor allem weil gut gespielt.

Und ich denke sowas prägt sich mehr in den Köpfen ein als ein paar blutige Shootouts in Actionern, die sowieso standard geworden sind.

Akayuki

1 Juni 2007, 12:14:26 #45 Letzte Bearbeitung: 1 Juni 2007, 12:16:15 von 2BerettaZKiller
Zitat von: Eric am  1 Juni 2007, 11:59:07
P.S. bei normalen" Horrorfilmen mache ich es allerdings auch wie S.W.A.P. Lecker Bierchen und den Film genießen. ;o)

Da schließe ich mich an.  :algo:
Es geht doch nichts über ein oder zwei Bierchen und ne´ Tüte Salzstangen,Chips oder Brezeln beim Filmegucken. Die Hauptsache ist eben, das man bestens unterhalten wird. Allerdings greife ich z.B. bei Fincher Filmen, etwas eingeschränkter zu alkoholischen Genussmitteln. Denn bei seinen Filmen sollte man wirklich am Ball bleiben, und das am besten nüchtern.
Bei Braindead, Story of Ricky und Premutos gehört ein Kasten Bier oder mehr, je nach Zuschauerzahl, einfach zum guten Ton (zumeist feucht fröhlich) dazu. :pidu:
Original Zitat: "Ey Leute, Hard Boiled ist besser als Sex! Da hast du zwei Stunden pure Äckschen!"


Hedning

Zitat von: nickpicker am 31 Mai 2007, 16:29:02
Es kommt nämlich immer darauf an, wie effektiv die entsprechende Filmszene umgesetzt ist. Das Ziel dürfte ja offensichtlich sein: Grafische Gewalt soll schocken, zumindest aber hochreißen, aufschrecken, aus dem Tritt bringen. Es gibt allerdings viele Filme, die dieses Ziel völlig verfehlen und das trotz extremem Gore-/Blutgehalt. Dies sind zum Beispiel die "Heroic Bloodshed"-Filme, aber auch ein ganzer Haufen aus der Horror-/Splatterecke. Die Gewalt ist hier häufig nur ein netter Bonus, ein zusätzliches Kaufargument und ja durchaus mal ganz nett, ja teilweise sogar gar nicht schlecht gemacht (z.B. von John Woo). Allerdings ist diese Art von Gewalt in meinen Augen zweitklassig.

Ich finde das von dir genannte Ziel von Gewaltszenen nicht so offensichtlich oder selbstverständlich, wie du es oben beschreibst. Die Massenschießereien in John-Woo-Filmen wie in "The Killer" oder "Hard Boiled" (in "Bullet in the Head" sieht es teilweise etwas anders aus) fügen sich recht glatt in den Film ein und schrecken daher weniger auf, sondern laden eher zum Genießen ein, wie eine hochklassige Choreographie (und dadurch sind diese Szenen gekennzeichnet) es eben tut. "Gar nicht schlecht gemacht" oder "netter Bonus" ist da eindeutig untertrieben, wie dir der von dir als Gegenbeispiel angeführte Tarantino bestätigen würde (Manche Arbeit von Tarantino, z. B. Kill Bill 1, ist ohne Woo ohnehin nicht denkbar). An dieser hochästhetischen, abstrahierenden Herangehensweise an Gewalt sehe ich nichts Zweitklassiges oder Abstumpfendes. Dass die graphische Darstellung von Gewalt "aus dem Tritt bringen" soll, wie du schreibst, mag dein persönliches Kriterium sein und ist auch für sich gesehen recht einleuchtend, aber verallgemeinern lässt es sich m. E. nicht. Ich sehe im Hintergrund von dem, was du schreibst, ein bisschen die (typisch deutsche) Kritik an der Ästhetik um ihrer selbst willen - vielleicht verstehe ich dich aber auch falsch?

nickpicker

Zitat von: Hedning am  1 Juni 2007, 17:34:25
Ich sehe im Hintergrund von dem, was du schreibst, ein bisschen die (typisch deutsche) Kritik an der Ästhetik um ihrer selbst willen - vielleicht verstehe ich dich aber auch falsch?
Ja. :icon_mrgreen:
Gegen Ästhetik habe ich absolut nichts, gerade um ihrer selbst willen. Ein Film ohne besondere Story, aber mit grandiosen Bildern hat bei mir genuausoviel Rang wie einer, der der vor allem auf seine Inhalte setzt, ohne große Ansprüche an die Optik zu setzen (hier allerdings genügt gerade das deutsche Kino, das sich meist ja sehr gern zum letzteren zählt, eher weniger meinen Ansprüchen, weshalb die "typisch deutsche Kritik" mich schon ein bisschen gewurmt hat ;)). Genaueres zum Thema Ästhetik/Inhalt habe ich hier verbrochen.

@topic:
Zitat von: Hedning am  1 Juni 2007, 17:34:25
An dieser hochästhetischen, abstrahierenden Herangehensweise an Gewalt sehe ich nichts Zweitklassiges oder Abstumpfendes.
Imho doch. Zumindest bei mir selbst konnte ich beobachten, dass bei rein ästhetisierter Gewalt immer noch mehr sein muss, weil eben die Härte fehlt, an der man sich stoßen könnte. Bei Filmen mit Härte hingegen brauche ich nicht mehr, mehr, mehr. Hier ist mir die Gewaltdarstellung ab und an sogar eher noch zuviel.
Zitat von: Hedning am  1 Juni 2007, 17:34:25
Dass die graphische Darstellung von Gewalt "aus dem Tritt bringen" soll, wie du schreibst, mag dein persönliches Kriterium sein und ist auch für sich gesehen recht einleuchtend, aber verallgemeinern lässt es sich m. E. nicht.
Korrekt, das ist meine Meinung. Ich sehe tatsächlich Gewaltdarstellung ein wenig fehlgeleitet und insofern tatsächlich "zweitklassig" (auch wenn dieses Wort mehr meine Tendenz als eine Abschätzigkeit darstellen sollte), wenn sie vergisst, dass Gewalt (auch wenn man sie rein ästhetisiert benutzt) Brutalität bedeutet. Die visuelle Entsprechung dazu fehlt mir bei solchen Filmen, auch wenn blutige Shoot-outs während iher Laufzeit wunderbar unterhalten (und ich Filme wie Hard Boiled und Kill Bill Vol.1 btw alles andere als schlecht finde)- nur am Ende frage ich mich dann bei der Reflexion, wo bitte die Härte blieb. Diese gehört für mich eben einfach dazu und wird auch in reinen Unterhaltungsfilmen wie z.B. The Hunted/Die Stunde des Jägers nicht ausgeklammert, sondern kann sich einfügen. Auch die Kettensägenszene in dem sonst nicht ganz so gelungenen Smokin' Aces transportiert eine brutale Wildheit und ist m.E. beinhart und dabei nichtsdestotrotz hoch ästhetisiert (ob das bei einigen John Woo-Filmen nicht auch so ist, dürfte aber tatsächlich Ansichtssache sein). Ich hoffe, ich konnte meine Vorstellung der Kombination von Brutalität und Unterhaltung ein wenig klarer darlegen. :icon_smile:

Also: Nix gegen unkantige, glatte Gewalt, die blendend unterhält (außer in 300, wo das Unterfangen danebengeht), aber wenn man die eigentliche Härte dabei nicht vergisst und miteinbringt, ists mir umso lieber.

Lunita

Sagen wir mal so: Ich schaue mir reine Horror-Gewaltfilme wie Hostel oder Saw gar nicht mehr an. Ich hab mit 15 bis 18 genug davon konsumiert, und irgendwann ist alles das gleiche. Vor einiger Zeit hab ich noch eine Bildungslücke geschlossen und mir das Texas Chainsaw Massacre angesehen. Hab mich entweder gelangweilt, weil nur gequatscht wurde, oder ich war genervt, weil am Ende so hysterisch herumgekreischt wurde. Wenn heutzutage Horror, dann muss es lustig sein (Re-Animator-Serie, Braindead...).

Andererseits habe ich nichts gegen Gewalt in Filmen (im Gegenteil), wenn sie klar unrealistisch ist, der Unterhaltung dient und gewissen Stilmitteln genügt (Red Scorpion, Men of War, Commando, Terminator...). Ich freue mich schon tierisch auf Death Proof. ;-) Und Doberman steht schon lange auf der ToDo-Liste. Wenn es aber realistisch wird, schaue ich mir das lieber gar nicht erst an (Monsters Ball, Das Leben ist schön...), das ist mir zu hart.

Gewalt in gewissen Grenzen ist für mich schon wichtig (ich sag immer, ich mach "Krach-Bumm-Filme") und offensichtlich auch für's Volk ein Magnet. Ob das bei so gewissen Leuten immer gut ist, weiss ich nicht, aber wer sich davon anstecken lässt, bei dem stimmte schon vorher etwas nicht, glaube ich. Ich schaue mir die Filme jedenfalls immer friedlich an, um gut unterhalten zu werden. Aggressionsabbau geht damit nicht, das geht eher mit lauter Musik (per Kopfhörer, man will ja nicht die Umwelt quälen).

Was ich so über Hostel gelesen habe, finde ich nicht gut. Es scheint, als seien doch so langsam die letzten Grenzen überschritten. Weiss nicht, ob die Welt das braucht. Aber vielleicht ist das wieder ein anderer Diskussionszweig. ;) Ich werde mir den Anblick jedenfalls ersparen.

Akayuki

Also mich schockt nicht die rohe Exploitation bei Hostel, sondern vielmehr bin ich diese billige Machart satt. (Das war jetzt nicht auf die Effekte bezogen)
Person X wird auf einen versifften Folterstuhl gezerrt und stirbt Tod Y. Da kann einfach keine Spannung aufkommen und wegen der dilettantischen Inszenierung schockt mich dieser Quatsch auch kein bisschen. Immer dieses gleiche "What happened here"-Szenario. Was bei SAW I noch interessant war, ist nunmehr in stumpfe Gewalt abgeglitten. Aber das spiegelt schon einen gewissen Kreativitätsmangel wieder, der zur Zeit in Hollywood Gang und gebe ist. Man sehe das x-te Japan-Sicko Remake...  :icon_rolleyes:
Original Zitat: "Ey Leute, Hard Boiled ist besser als Sex! Da hast du zwei Stunden pure Äckschen!"


Lunita

Zum Thema "Gewalt schockt mehr, wenn sie sich im Kopf abspielt": Bei Pulp Fiction gibt es ja nun diverse blutige Szenen. Alles lustige Unterhaltung. Aber welche Szene hat mich (und eigentlich alle, mit denen ich mich über den Film unterhalten habe) am meisten mitgenommen? Die mit der Adrenalinspritze. Mit der Panik von Travolta und Stolz  steigt auch die des Zuschauers, und als die Nadel endlich runtersauste, hätte ich mir beinahe die Augen zugehalten. ;-) Und da ging es schließlich nicht um Mord, sondern im Gegenteil Lebensrettung.

Lucky 13

14 Juni 2007, 18:10:28 #51 Letzte Bearbeitung: 14 Juni 2007, 18:20:07 von Lucky 13
Mir ist relativ egal wieviel Gewalt ein Film beinhaltet, solange er mir gefällt. Gewalt und Splattereffekte machen einen schlechten Film auchnicht besser, dienen wie gesagt oft nur als Lockmittel...und Werbeslogans wie "Härter als Hostel" etc. zeigen meistens schon was sich dahinter verbirgt. Angenommen ein Film ist wirklich gut, dann spielt es keine Rolle ob viel Gewalt drinnen ist oder nicht, obwohl es schon teilweise gut schockt, wenn eine unerwartete Szene kommt und der Kinosaal "wooow" schreit. Gute Actionfilme müssen nicht unbedingt harte shootout szenen enthalten, aber trotzdem können sie es...siehe Bad Boys 2 - headshots, Leichen werden vom Auto geworfen etc.! Und in Filmen in denen man keine harte Gewalt vermutet bzw erwartet - und während des anschauens trotzdem ne harte Szene geboten bekommt, wirkt sowas viel härter als in nem Film wo man schon mit Gewalt Erwartungen reingeht. In Texas Chainsaw Massacre TB z.B. wartet jeder bis endlich die Fetzen fliegen, in nem Drama eher weniger...umso mehr schockt es, wenn dann doch etwas krasses passiert. Und um Angst zu erzeugen, brauch man keinen Tropfen blut - keine rollenden Köpfe oder ähnliches...! Ist also alles relativ, ich freu mich schon wenn ein Splatterfilm oder ähnliches in die Kinos kommt, um mit Kollegen reinzugehen und einfach "Spass" zu haben, auch wenn es blöd klingt...aber wenn der Saal bei den bekannten "Hunde-Szenen" in the Hills Have Eyes etc. anfängt zu brüllen und zu klatschen...dann steigert das die Stimmung schon...aaaaber ich finde sowas passt auchnicht überall rein. Hauptsache der Film ist toll, der rest ist mir recht egal...gibt nicht umsonst versch. Genre etc...es gibt von jeder Art Film gute und schlechte.

Was ich allerdings etwas unnötig finde ist, das zu unterhaltungszwecken irgendwelche Kinder erschossen werden...und anwesende Splatter-Kiddie Zuschauer noch "cool" schreien. Wenn in einem Drama um den Krieg in Afrika ein Kinder-Soldat erschossen wird, als Anti-Kriegs Botschaft, und das "drumherum" entsprechend ausgelegt ist...beispielsweise auch in "City of God" oder ähnliches - dann ist das was anderes. Aber wenn inzwischen schon Kinder abgeknallt werden, zur puren Unterhaltung im mainstream Kino - nur um die Gewalt-Schraube noch weiter anzuziehen, dann finde ich es nichtmehr okay.
Cowards die many times before their deaths;
 the valiant never taste of death but once

S.w.a.p

14 Juni 2007, 18:37:52 #52 Letzte Bearbeitung: 14 Juni 2007, 18:41:00 von S.w.a.p
Hallo Lucky, ich wollte noch anmerken dass gerade Slogans wie "Härter als Hostel" bei manchen Leuten die ich kenne sehr gut ankommen (im Alter von 17 - über 30).

Es heißt förmlich: "wie geil, hoffentlich sieht man mehr als beim letzten Mal, hoffentlich richtig derb hart usw...". Die interessiert alles andere bei solchen Filmen nicht, da kommt schon Langeweile auf, wenn es sich nur um normale Headshots handelt, oder die Szene nicht den mega krassen WOW-Effekt hat.

Während Besucher das Kino bei Saw3 verlassen haben, lachen die noch und freuen sich.
Und das sind teilweise Akademiker, also nicht die klischeebedingten Sixpack-Säufer ohne Hirn.

Lucky 13

ja das diese Sprüche ankommen weiss ich, stehen ja nicht umsonst auf den covern - aber wirkliche gute filme haben solche werbesprüche kaum nötig. Wenn bei jedem B movie draufsteht "härter als film xy" dann ist das meist für die Zuschauer der einzige Anreitz sich den Film zu leihen oder zu kaufen, um zu sehen ob es stimmt...allerdings wird der Film lediglich dadurch auchnicht besser, selbst wenn 10 mal mehr Blut spritzt. Wenn die Leute Bock drauf haben und sich darüber amüsieren können ist es ja okay, ich finde bis auf zwecks unterhaltung eingebaute Kinderszenen o.Ä. auch kaum etwas zu hart - allerdings bin ich keiner von den Leuten der NUR Filme schauen will in denen Köpfe fliegen oder Blut spritzt. Akademiker können ja trotzdem splatterfans sein und sich darüber amüsieren, aber wenn sie wirklich alles andere scheisse finden und sagen das ein Film NUR gut sein kann, wenn Körperteile fliegen, dann stimmt irgendetwas mit ihnen nicht. Auch kranke Menschen können intelligent sein...schau dir mal einige der schlimmsten Serien-Mördern an...hochintelligent und gebildet, genau das macht sie so gefährlich. Es gibt auch professoren die auf kleine Kinder stehen, ihre Frauen schlagen...oder keine Ahnung was - solche Titel müssen nicht unbedingt eine Garantie dafür sein das Leute dem Durchschnitt entsprechen :) hehe
Cowards die many times before their deaths;
 the valiant never taste of death but once

Hedning

"Härter als Hostel" würde mir sowieso nur ein müdes Grinsen entlocken... Wenn ein Film nicht als Referenz taugt, dann der. Das ist doch mehr "Eurotrip", "American Pie" oder so als Horror. Dagegen weiß ich noch, wie SAW bei seinem Erscheinen als intelligenter Horror gefeiert wurde (oder habe ich das so falsch in Erinnerung)? Und jetzt wird er dauernd mit Hostel in eine Schublade gesteckt, obwohl die beiden Filme kaum was gemeinsam haben, und als "Torture Porn" bezeichnet.

Lucky 13

Naja Spiegel und die BILD Zeitung stecken jetzt alles in einen Hut, in Saw gibts zwar Folterwerkzeuge...aber trotzdem ist es etwas vollkommen anderes als Hostel...vor allem Hostel 2 (der nochmehr auf der fetish schiene reitet als Teil 1). Spiegel, BILD etc. werfen alles in einen Topf was in letzter Zeit als Horrorfilm in die Kinos kam...Hills Have Eyes, TCM, Hostel, Saw...und laut der BILD Zeitung war auch HOSTEL der härteste Horrorfilm der Neuzeit und jetzt schon Kult...Wolf Creek genau das gleiche, super brutal und Menschenverachtend...lol.
Cowards die many times before their deaths;
 the valiant never taste of death but once

S.w.a.p

Mir ging es halt in dem Thread auch darum, dass die Gewalt in den Köpfen vieler Leute verharmlost wird, bzw. die Begriffe Kunst und Freude an Gewaltfilmen verschwimmen.

Ich will einen Uncut Film nicht sehen weil er besonders grausame Tötungszenen etnhält, sondern weil ich den Film so sehen will, wie ihn der Regisseur gewollt hat.

Manchmal muss ich halt den Kopf schütteln wenn es um einen sozialkritischen Film geht (der zwangsläufig Gewalt enthält), dann aber nur darauf gewartet und sich gefreut wird, wenn wie in Amercian History X einem Typ der Kopf am Bordstein zertreten wird. Da geht es nicht mehr um die Intensität der Szene und welchen Zweck sie hervorrufen soll, sondern um die Geilheit auf solche Szenen. Ich weiß auch, dass damals Leute nur in den Film sind weil er anmutete brutal zu sein... und da stimmt irgendwas nicht

andikova

Zitat von: S.w.a.p am  1 Juni 2007, 12:09:03
Filme mit Selbstjustizgehalt (...) werden doch sowieso gleich mal ab 18 freigegeben bzw. indiziert.
manchmal reicht ja allein der Titel schon.


Da fällt mir gleich eine Ausnahme ein- "Paparazzi" - FSK 12 !
Gott ist tot - und wir haben ihn umgebracht!

Lucky 13

Gewalt in der heutigen Gesellschaft ist ein großes Thema. Sie wird überall verharmlost - an jeder Ecke. Über  Filme die damals beschlagnahmt wurden lacht heute jeder 12 jährige. In den Schulen hat jeder Zahnspangen Balg schon die neusten Geisel-Enthauptungs-Videos frisch aus dem Kriesengebiet auf dem Handy. Es werden Lehrer geschlagen, bespuckt...schaut euch die Rütli Schule an, dadurch wurde die Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam. Gewalt wird heute teilweise schon im Kinderprogramm verherrlicht, wo sich jeder Prügelt und sogar teilweise blutet. In Talkshows werden Sprüche wie "schlampe" und "drecksau" einfach gelassen, was vor ein paar Jahren noch weg-gepiest wurde...lediglich "fi**en" wird gepiepst. Sogar hardcore pornos haben die kinder auf den handies wie ich im TV bericht sehen konnte. Sauf-Flatrates und 15 jährige Todesopfer einer Alkoholvergiftung. Rauche, saufen und gewalt spielt heute schon bei kindern eine große Rolle - vor allem in Sozial schwächeren Gebieten. Die Kids haben keine Hemmschwelle mehr und keinen Respekt. Man sieht heute an jeder Ecke gewalt und Gewalt zu unterhaltungszwecken wird immer "normaler" - und steigert sich immer weiter, weil die Leute schon im Kindesalter immer abgestumpfter werden. Damals hat man sich mit 15 oder 16 Jahren Filme wie z.B. Tanz der Teufel oder Dawn of the Dead heimlich vom Onkel oder älteren Kollegen besorgt...und es war das größte. Heute würde jeder 11 jährige darüber lachen und schreien "wie billig sieht das denn aus..." ! Wenn man bei der Supernanny schon sieht das 8 Jährige mit dem Messer auf die Mutter losgehen "ich mach so lang weiter bis einer stirbt" und im Zimmer playstation spiele rumliegen wie Resident Evil oder God of War, dann ist das schon krass...in extremen fällen schauen selst 8 jährige filme ab 18 und spielen spiele für erwachsene. Das ist auf Dörfern evtl. noch anders...aber Städten wird sowas immer schneller zu Problemen.
Cowards die many times before their deaths;
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psychopaul

15 Juni 2007, 13:44:59 #59 Letzte Bearbeitung: 15 Juni 2007, 13:50:24 von psychopaul
sicherlich eine gewaltige Veränderung, die da im Moment mit den Kindern von heute  ;) vor sich geht..dadurch dass alles  an Gewalt etc.. für jeden in Sekundenschnelle zu haben ist..

allerdings bleibt auch die Frage, wie verzerrt und aufgebauscht das Ganze durch die Medien rüberkommt.
krasse Fälle gabs vor 20 Jahren sicher auch schon, nur wurde vielleicht weniger Trara drum gemacht (siehe der Fotzenbengel aus der Supernanny..der is ja wohl kaum Standard  :icon_lol:)

aber als Massenphänomen ist das, was du angesprochen hast, sicher vorhanden und besorgniserregend.
wobei es sicher auch an der Gesellschaftsschicht liegt und da weiß ich nicht, ob das vor 10 Jahren anders war..bzw. hoffe ich doch, dass es auch heute noch das eine oder andere unschuldige Kind gibt, das auf altersgerechte Weise einfach mit Actionfiguren spielt.  :icon_mrgreen:
wären wir auch wieder bei verantwortungsbewußten Eltern, die ihren Kindern bis zu einem gewissen Alter eventuell das Handy und das Internet vorenthalten bzw. zumindest einschränken könnten..  ;)
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