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Autoren-Thread: McKenzie

Begonnen von McKenzie, 17 Februar 2007, 17:27:29

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McKenzie

8 November 2007, 23:40:36 #420 Letzte Bearbeitung: 8 November 2007, 23:43:06 von McKenzie
Zitat von: Vince am  8 November 2007, 13:45:43
Ich muss sagen, seit ich den kuriosen Titel kenne, habe ich irgendwie schon erwartet, dass da mal wieder was ziemlich Unkonventionelles und deswegen Hochinteressantes auf uns zukommt. Ich nehme dir deine Begeisterung also hundertprozentig ab und erwarte mit Freuden die Sichtung.  ;)

Nun ja... der Film ist nicht unbedingt unkonventionell - er steht einfach für sich alleine da und steht - und steht - und steht. Kurz: Er lässt sich keiner gegenwärtigen Strömung des Mainstreams zuordnen, kann aber von sich auch nicht behaupten, er sei etwas noch nie dagewesenes. Er steht einfach da... wie ein Fels in der Brandung :icon_mrgreen: (was allerdings nicht andeuten soll, der Status des Films - den er gar nicht hat - würde mich mehr reizen als das Werk selbst - es geht um den Stil und der ist unkonventionell konventionell) Er ist im Kontext seiner Enstehung - als Studio-Produktion mit Star-Besetzung und allem drum und dran - allerdings durchaus unkonventionell und ein gutes Beispiel dafür, was für großartige Wunder noch möglich sind, wennn die Produzenten einen Regisseur und Autoren einfach machen lassen.  :love:

Zitat von: Chili Palmer am  8 November 2007, 18:48:37
Bin auch mehr als gespannt.

Das du überhaupt noch an dich halten kannst!  :icon_eek: :icon_mrgreen: Ich konsumiere den Trailer (der erst nach Sichtung des Films so richtig gut wirkt) schon in Endlosschleife um die Zeit bis zum nächsten Kinobesuch (am Freitag oder Montag) zu überbrücken.  :love:

Zitat von: Chili Palmer am  8 November 2007, 18:48:37
"Halloween", "Auf der anderen Seite" und "Die drei Begräbnisse des Melqiuades Estrada" gespannt.

Dito - Auf ersteren wegen dem Wahrheitsgehalt der 2. Sichtung, auf zweiteren u. a. wegen Rajkos großer Transgression und auf den dritten, weil er möglicherweise in die Richtung meines neuen Lieblings geht.  :icon_mrgreen:

Zitat von: Chili Palmer am  8 November 2007, 18:48:37
Typisch: Monatelang läuft nichts, dann kommt alles geballt.  :anime:

Stimmt. Ich bin auch vollkommen überfordert mit dem aktuelle Kinoangebot (derzeit laufen etwa 20 interessante Filme...), einer Doppel-Retrospektive jeweils mit Fassbinder-Filmen und Action-Klassikern in der Nachbarstadt, einer Reihe mit west- und ostdeutschen Filmen der Nachkriegsjahre im Partnerkino (das im Dezember dann eine Louis Malle-Werkschau veranstaltet), unserem eigenen Programm, Stapeln ungesehener VHS und DVDs...   :algo::LOL:



ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Vince

Zitat von: McKenzie am  8 November 2007, 23:40:36
Er ist im Kontext seiner Enstehung - als Studio-Produktion mit Star-Besetzung und allem drum und dran - allerdings durchaus unkonventionell und ein gutes Beispiel dafür, was für großartige Wunder noch möglich sind, wennn die Produzenten einen Regisseur und Autoren einfach machen lassen.  :love:

Genau die Unkonventionalität im Kontext seiner Entstehung meinte ich auch und die schien in mancher Kritik schon durch, egal ob die Kritik den Film nun abgewatscht oder gelobt hat. Es soll wohl auch irgendwo ein Gleichnis auf Brad Pitts Person im Hollywood-Kontext sein. Auf jeden Fall scheint genug Interessantes da zu sein, um hundertprozentig einen Blick zu wagen - gerade das Westerngenre grase ich ja nicht unbedingt immer komplett ab.

McKenzie

Zitat von: Vince am  9 November 2007, 00:00:34
Es soll wohl auch irgendwo ein Gleichnis auf Brad Pitts Person im Hollywood-Kontext sein.

Ja, als ich feststellte, das er selbst mitproduzierte, sah ich seinen Auftritt in einem ganz anderen Licht. Ich glaube, er hat hier viel Frust abgebaut und seine eigene Situation als fallende aber nach wie vor in vieler Hinsicht überstrapazierte Hollywood-Ikone reflektiert. Jedenfalls habe ich ihn schon lange nicht mehr so gut erlebt...

Zitat von: Vince am  9 November 2007, 00:00:34
Auf jeden Fall scheint genug Interessantes da zu sein, um hundertprozentig einen Blick zu wagen - gerade das Westerngenre grase ich ja nicht unbedingt immer komplett ab.

1. UNBEDINGT im Kino ansehen und NICHT erst auf die DVD warten!  :icon_razz:
2. Keine Sorge, der Film ist nicht wirklich ein Western. Oder ist jeder Film, der im Amerika des 20. Jahrhunderts spielt, ein Western? Dann wäre "Onkel Tom's Hütte" ja auch einer!  :eek: :icon_lol:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Crumby Crumb & the Cunty Bunch

Ja, ja, wenn Ulknudel Crumb vor einem Monat sagt, daß der Film hervorragend ist, wird er nur müde belächelt, dann kommt der dahergelaufene Hosenscheißer Mc"ichbinzujungummeineeigenerichtungzufindenwillabertrotzdemmitredenalsosageichhollywoodistscheiße"Kenzie und alle schreien "Oh!" und "Ah!".
Aber wenn Wolfgang Amadeus McKenzie dadurch wenigstens noch ein paar Leute ins Kino bewegt, sollte ich wahrscheinlich meine Strategie überdenken; vielleicht bin ich auch einfach nur zu alt für diese Scheiße... ;) :icon_lol:
'Are you talkin' to me? You talkin' to me?' - Raging Bull, Pacino. Love that movie!

Happy Harry mit dem Harten

@McKenzie:

Schön das du auf deine alten Tage doch noch einen modernen Hollywoodfilm zu schätzen weißt. Ich persönlich verabscheue auch viel von dem Müll der dort produziert wird doch deine Meinung kann ich nicht ganz teilen. Jedenfalls nicht in der Hinsicht, das Hollywood sich generell verschlechtert hätte. Immerhin war es schon immer die gleiche Traumfabrik, in deren gnadenlosen Mühlen unzählige Talente verschwendet oder verkauft wurden. Seit Anbeginn der Filmindustrie wird überwiegend Schrott produziert aber das ist doch ganz klar. Auch in vielen Jahren werden noch etliche Filme der 90er und Postmilleniumszeit filmhistorische Bedeutung behalten und viel vom überflüssigen Kram, der uns heute ärgert, den wird man vergessen haben.

Kurz gesagt bin auch ich gegen übermäßigen und vor allem einseitigen Genuss von Hollywoodkino, doch untergehen soll die olle Traumfabrik nicht. Willst du lieber Bollywood an der Marktspitze?

psychopaul

9 November 2007, 03:42:38 #425 Letzte Bearbeitung: 9 November 2007, 03:45:07 von Bettwurst
Stimmt, Stuhlwurst, du mußt ganz einfach an deiner Seriosität arbeiten.  :icon_lol:  ;)

Ne, Quatsch. Also langsam nervt es mich echt, wieviele Filme soll ich mir denn noch derzeit im Kino anschauen?  :bawling:
Wenn Metti, Phil und McAmadeus  :icon_eek: den so großartig finden, werd ich wohl langsam nicht mehr drumherum kommen.  :icon_lol:

Trotzdem bleibt das Triumvirat van Sant, Lee und Seidl bei mir in Poleposition, auf Atonement bin ich jetzt auch noch scharf geworden und Beowulf ist sowieso Pflicht.  :king: Und dann wär da auch noch der Lieblings- und Haßfilm von Mr. V.  :andy:

Na, dann werd ich mich mal nach einer alten Oma mit prall gefüllter Handtasche umsehen und meine Studienangelegenheiten vertagen, ist doch alles kein Problem..  :rofl:

---------------
sehr richtig analysiert, Mr. Killer  :icon_smile:
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Three little devils jumped over the wall...

Mr. Vincent Vega

Zitat von: Bettwurst am  9 November 2007, 03:42:38
auf Atonement bin ich jetzt auch noch scharf geworden

Versprich dir nicht zu viel, ich war gestern drin.

Zitat von: Bettwurst am  9 November 2007, 03:42:38
Und dann wär da auch noch der Lieblings- und Haßfilm von Mr. V.  :andy:

Der da wäre?


Und das mit van Sant habe ich mal überlesen. Den kann kein halbwegs intelligenter Mensch ernst nehmen. :icon_twisted: :icon_mrgreen:

psychopaul

Ich meinte American Gangster.  ;) (Haß war vielleicht etwas überspitzt ausgedrückt)


na dann bin ich mal gespannt auf einen Atonement-Bericht, jede kritische Stimme spart mir wenigstens Geld  :icon_lol:

Und Paranoid Park solltest du dir auch anschauen, wer weiß, ob der gute Herr es ja nicht doch mal ohne Homophobie oder sexuelle Ausbeutung der Jungdarsteller geschafft hat.  :icon_mrgreen:
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Three little devils jumped over the wall...

McKenzie

Leider bin ich derzeit kaum im Forum präsent aufgrund meines mangelnden Internet-Zugangs und eingeschränkter Zeit (und zuletzt auch Krankheit), selbige gab aber immer noch einiges her, unter anderem eine noch laufende private Douglas Sirk-Retro mit bislang 10 Filmen (Ein Meisterregisseur! Ich bin begeistert... :icon_eek: :love: und sogar einige Reviews (als ich krank war...). Bevor ihr diese Ergüsse in zensierter, bzw. überarbeiterer Fassung um die Ohren gehauen bekommt (prätentiöses "Gschmarri" zu "Vanishing Point" - extra für Rajko - und einem sehr sehenswerten deutschen Nachkriegsfilm) allerdings noch einer meiner raren Verisse, der wieder einmal offenbart, das ich für negative Kritiken der falsche Mann bin.

Ja, "Doors"-Keyboarder Ray Manzarek hat einen Film gedreht. Und was für einen...

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=66838&rid=270156

@ Paul, Mettsessel, Mr. Vincent Vega & Co:

Ich habe euch alle lieb, ihr kommt auch noch an die Reihe.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

McKenzie

Und noch ein weiterer bemerkenswerter deutscher Nachkriegsfilm, von dessen Regisseur ich mir nach 22 (gesehenen) Filmen in meinen kühnsten Träumen nichts derartiges erwartet hätte:

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=25271&rid=270767
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

McKenzie

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=7281&rid=271426

Möge die Schlacht beginnen  :king: - Rajko, ich erwarte ausführliches Feedback von dir, den Absatz über die berüchtigte "homophobe"  :scar: Szene habe ich EIGENS für dich eingefügt.  ;) Mir wäre das nämlich sonst gleichgültig gewesen - denn der Vorwurf ist meines Erachtens absurd.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Mr. Vincent Vega

Ich werd's dann morgen mal lesen, im Moment kann ich angesichts des BLADE RUNNER-Marathons keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Vinyard Vaughn

Starkes Review Mc  :respekt:. Sehr interessant zu lesen und gute Deutung in der ach so "homophoben" Szene ;) -  erinnerte mich daran das ich den Film schleunigst mal wieder sehen muss.^^
Zitat von: ForenregelnMaximalgröße für Bildsignaturen: 400x133 Pixel, 50 kb – nicht animiert!

When I see her on the street
You know she makes my life complete

McKenzie

11 Dezember 2007, 00:32:20 #433 Letzte Bearbeitung: 11 Dezember 2007, 21:54:37 von McKenzie
Zitat von: Vinyard Vaughn am 10 Dezember 2007, 10:31:18
Starkes Review Mc  :respekt:.

Danke!  :icon_razz: Ich find's shice und total prätentiös :icon_mad: :icon_mrgreen:  aber wie soll man einem inhaltlich so übersättigten Film schon gerecht werden? Bei der ersten Sichtung wurde er bei mir vor allem durch die Atmosphäre und dieses omnipräsente, sehnsüchtige Weh-Gefühl getragen, beim zweiten Mal war es pure Kopf- und Seh-Arbeit (aber trotzdem noch ein Vergnügen). Einfach ein wunderbarer Film - Mr. Vincent Vegas Umschreibung mit Adjektiven wie "doof", "homophob", "sexistisch" und "mit Sex und Gewalt auf schnellen Cash hin produziert" (versteh' ich ohnehin nicht - wo sind hier denn bitteschön überhaupt Sex und Gewalt?!) empfinde ich als äußerst bizarres Ergebnis einer "Mit-Brett-vor-dem-Kopf-Tageswanderung". (Na, vielleicht sagt er jetzt doch noch etwas dazu?  :icon_mrgreen:)

Zitat von: Vinyard Vaughn am 10 Dezember 2007, 10:31:18
Sehr interessant zu lesen und gute Deutung in der ach so "homophoben" Szene ;)

Wie gesagt, mir wäre das eigentlich egal gewesen denn die Anlage dieser Szenen ist für mich offensichtlich und eindeutig nicht homophob, aber nachdem Rajko mich schon so provoziert hatte (wollte er wahrscheinlich gar nicht, trotzdem) konnte ich diese Szene nicht ohne schriftliche Auslegung passieren lassen.

@ Rajko:

Keine Sorge, ich will keine "Schlacht" sondern nur eine Stellungnahme von dir - warum du meine Argumentation hirnrissig und das Review als groteskes Resultat einer "zugedröhnt-mit-europäischem-Autorenkino-Arthouse-Nachtwanderung" ansiehst.  :icon_lol:

Zitat von: Vinyard Vaughn am 10 Dezember 2007, 10:31:18
erinnerte mich daran das ich den Film schleunigst mal wieder sehen muss.^^

Ich glaube, den kann man einfach immer wieder sehen - so problematisch ich Tarantino auch finde (abgesehen von seinem neuen, s0uveränen und k0nsequenten Meisterwerk bei dem wir uns wohl einig sind *weiterineinebestimmteRichtungstichel*) - filmgeschmacklich stimme ich erschreckend oft mit ihm überein, egal um was es sich handelt. Und spätestens seit seinem Ausruf "Alfred Vohrer is a genius" bei der dt. Premiere von "Kill Bill Vol. 2" hat er bei mir sowieso 10 Sympathiepunkte mehr.  :love:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Mr. Vincent Vega

So, habe dein Review gelesen. Ziemlich großartig das ganze, wird dem Film, sofern man ihn mag, völlig gerecht und hat mir viele zusätzliche Anreize verschafft. Die filmgeschichtliche Einordnung, die starke Interpretation, die Schilderung der Wirkung, der Filmsprache, das alles ist absolut überzeugend. Auch Sachen wie "populistische Reflexion" und die Verweise auf "Zabriskie Point" und "Türkische Früchte" sind sehr gut. Noch kritischere Ansätze bei manchen Dingen wären jedoch wünschenswert ("so wird unter anderem ein dem berühmten ,,Vertigo"-Effekt verwandter Kameratrick eingesetzt" - warum? wirkt das nicht plump? welchen Effekt erzielt es? welchen soll es erzielen?...).

Deine Begründung, warum besagte Szene nicht homophob sei, finde ich absolut nachvollziehbar, vor allem vor dem Hintergrund deiner zahlreichen Äußerungen hier im Forum, was dieses Thema anbelangt. Insbesondere der Absatz hier

ZitatAuch das die unter Umständen negative Folge einer eruptiven, übereiligen Befreiung aus der gesellschaftlichen Repression: Der Glauben, die eigene Orientierung – sei sie nun politisch oder sexuell – in der Öffentlichkeit aggressiv zur Schau zu stellen zu müssen.

bringt da Licht ins Dunkel, und ich finde das höchst streitbar und fragwürdig, wie du es siehst, doch würde eine derartige Diskussion den Rahmen sprengen und das eigentliche Thema völlig verfehlen.

Erläutern musst du dann aber doch noch etwas, und zwar das hier:

ZitatZeitgleich mit der 68ziger-Bewegung wurde auch eine erste schwule Bewegung, insbesondere in den USA, initiiert. Beide Bewegungen gingen trotz ihres edlen Ansinnens zu großen Teilen nach hinten los – die Konsequenzen sind bis heute spürbar.

Also nochmal: Das ist eine Möglichkeit, diese Szene im Gesamtkontext zu betrachten, doch ich sehe es völlig anders, weil ich auch denke, dass du die Homophobie hier der Figur zu erklären versuchst, was die Sache einfach nicht besser macht, zumal du die beiden Schwulen im Film auch noch als zurecht diskrimiert darstellst, weil sie ja ihre Sexualität offen ausstellten. Wie können die nur!

Nein, ich wollte jetzt keine Diskussion mehr darüber heraufbeschwören, also erläutere mir bitte nur einfach den zitierten Absatz und ignoriere den Rest. ;)

McKenzie

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 11 Dezember 2007, 01:09:49
So, habe dein Review gelesen. Ziemlich großartig das ganze, wird dem Film, sofern man ihn mag, völlig gerecht und hat mir viele zusätzliche Anreize verschafft. Die filmgeschichtliche Einordnung, die starke Interpretation, die Schilderung der Wirkung, der Filmsprache, das alles ist absolut überzeugend. Auch Sachen wie "populistische Reflexion" und die Verweise auf "Zabriskie Point" und "Türkische Früchte" sind sehr gut. Noch kritischere Ansätze bei manchen Dingen wären jedoch wünschenswert ("so wird unter anderem ein dem berühmten ,,Vertigo"-Effekt verwandter Kameratrick eingesetzt" - warum? wirkt das nicht plump? welchen Effekt erzielt es? welchen soll es erzielen?...).

Habt Dank, ihr rettetet meinen Abend.  :icon_mrgreen: Das Review steckt voller Behauptungen, die nicht begründet werden, und reizvoller aber immer noch vernachlässigter Ansätze - wenn ich alles so ausformuliert hätte, was mir auf der Zunge brannte - das Review wäre ein Roman geworden. Und ein bischen Massenwirksamkeit  ;) wollte ich dann doch gewinnen.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 11 Dezember 2007, 01:09:49
Nein, ich wollte jetzt keine Diskussion mehr darüber heraufbeschwören, also erläutere mir bitte nur einfach den zitierten Absatz und ignoriere den Rest. ;)

Welchen? Den von dir markiert hervorgehobenen oder den ersteren?  :icon_mrgreen: Würde im Endeffekt aufs gleiche hinaus kommen, trotzdem - um der lieben Präzisierung und Texteinsparung willen...
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
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Mr. Vincent Vega


McKenzie

11 Dezember 2007, 01:32:48 #437 Letzte Bearbeitung: 11 Dezember 2007, 01:34:25 von McKenzie
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 11 Dezember 2007, 01:28:47
Den zweiten.

Oh je - dazu muss ich wohl zu einem ziemlich allgemeinen, weniger filmspezifischen und mehr auf meine Sicht der 68ziger sowie insbesondere der schwulen Bewegung und Szene sowie deren Entwicklung bezogenen Exkurs ausholen.  :icon_mad: Kannst du bis morgen warten? Ich habe übrigens irgendwie unentwegt das Gefühl, du hältst mich für einen heterosexuellen Chauvinisten, der sich nur als homosexuell ausgibt um seiner Misogynie und Homophobie freien Lauf lassen zu können. Ich bin gekränkt.  :anime:

Abgesehen davon hast du vollkommen recht, die Sprengung des Rahmens beginnt schon hier - aber wenn du eine nachvollziehbare Begründung möchtest, musst du dieses Risiko schon in Kauf nehmen!
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Mr. Vincent Vega

Nimmt man die Polemik da mal raus, so denke ich tatsächlich, dass wir - was dieses Thema angeht - noch weniger auf einen Nenner kommen werden, als in Sachen Film. Und da ich hier zudem auch noch "empfindlicher" bin, sollten wir es vielleicht doch umschiffen?

Ich habe ein Problem damit, wenn Schwule ihre eigene Subkultur und damit sich selbst denunzieren.

McKenzie

12 Dezember 2007, 00:56:07 #439 Letzte Bearbeitung: 12 Dezember 2007, 00:57:54 von McKenzie
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 11 Dezember 2007, 22:23:27
Ich habe ein Problem damit, wenn Schwule ihre eigene Subkultur und damit sich selbst denunzieren.
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 11 Dezember 2007, 22:23:27Und da ich hier zudem auch noch "empfindlicher" bin, sollten wir es vielleicht doch umschiffen?

Und damit wirfst du mir eigentlich noch einmal mehr den Federhandschuh hin.  :icon_cool: Aber vertagen wir das, vielleicht erkläre ich dir das mal per PM oder eben in zwei Monaten in Berlin. Vielleicht bereite ich aber auch noch ein Monsterposting vor denn das hier schreit geradezu nach Klärung - dein Posting verdeutlicht mir, das du mich bisher gründlich missverstanden hast.

So sang- und klanglos werde ich das aber nicht im Sand verlaufen lassen. Aber ich stelle schonmal ganz kurz etwas klar (von meiner Seite aus):

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 11 Dezember 2007, 22:23:27
Ich habe ein Problem damit, wenn Schwule ihre eigene Subkultur und damit sich selbst denunzieren.

Ich habe ein Problem damit, das diese Subkultur (für die ich wohl, das gestehe ich, mehr Verachtung als Bewunderung übrig habe) bei manchen als Inbegriff des Schwulseins gilt. Ich habe aber in keinster Weise ein Problem mit mir selbst und auch nicht zwingend mit anderen, bin in dieser Hinsicht beinahe immer ehrlich und ohne Scham. Ich denke, das sich die schwule Bewegung mit dieser Subkultur - vorrausgesetzt du verstehst darunter die "Szene" - ihren eigenen Dämon geschaffen hat, der sie selbst im Keim erstickt und ihre Ideale deformiert hat. Und darunter leiden wir heute mehr denn je - die einen akzeptieren es, die anderen - wie ich - nicht. Und damit könnte ich jetzt wunderbar zu der Erläuterung und Antwort auf deine obige Frage überleiten, denn dieser Prozess ist meines Erachtens vor allem deswegen so verlaufen, weil er - mehr oder weniger - im Zuge der 68ziger begonnen hat - und genau das war eben der denkbar ungünstigste Zeitpunkt, viel zu spät und keinesfalls reell innerhalb dieses Umfeldes.

ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Mr. Vincent Vega

Witzigerweise hatte ich kürzlich ein Techtelmechtel mit 'nem van Sant-Fan, der wollte mir den Kram auch schönreden. Na ja, ist nix drausgeworden, in beiderlei Hinsicht. :icon_mrgreen:

Ich mach's mal hier:

Zitat von: McKenzie am 13 Dezember 2007, 23:43:34
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 13 Dezember 2007, 23:43:25
Moooooment. Ich habe den natürlich auf DVD komplett gesehen (mit sicherer FF-Taste in der Hand :icon_mrgreen:)

*KLICK* Disqualifiziert. Bei Pornos Sex-Szenen vorspulen ist legitim, alles andere indiskutabel. Ich mache so etwas nie, ganz egal wie sehr mich der Film auch ankotzt. Das beweist, dass du dich in keinster Weise auf den Film eingelassen hast, bzw. wolltest. Wie soll der Film überhaupt eine Chance haben, wenn du ihn vorspulst?! Dann sei wenigstens so ehrlich und gib zu, das er dich einfach gelangweilt hat, das er dir schlicht zu langsam, melancholisch, kühl, düster, anstrengend oder was auch immer war - das hätte noch mehr Stil als sich so unsachlich und jugendlich darüber auszulassen.  :icon_confused:

Du lässt dich aber auch immer ärgern. Natürlich habe ich nicht vorgespult, sondern ihn genauso konzentriert (aber nicht undenkend) wie kürzlich auch ELEPHANT geschaut. Junge, Junge. ;)

Zitat von: McKenzie am 13 Dezember 2007, 23:43:34
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 13 Dezember 2007, 23:43:25
LAST DAYS ist der sinnloseste, aussageloseste, formal hinterletzte prätentiöse Mist, den ich mir überhaupt nur vorstellen kann. Einer der Filme, wegen derer ich Arthouse-Vorurteile schüre. Wie du dem Van Sant so in die Falle gehen kannst, bleibt mir ein Rätsel.

Scheint, als wärest du den wirklich schlimmen, wirklich prätentiösen Arthouse-Filmen noch nicht begegnet, denn "Last Days" als typischen Arthouse-Film abzutun kommt für mich einem Imperativ gleich. Es ist vielleicht unfair und unsportlich das zu schreiben, aber: Wer diesen Film als aussagelos, sinnlos (WTF?!?) und formal hinterletzt bezeichnet, hat ihn und seine ganze Anlage einfach nicht verstanden. Ich würde ja auf mein Review verweisen aber das kann - so sch***e / oberflächlich wie es ist - hier leider auch keinen  Aufschluss geben weswegen dir meine Bewunderung für den Film vermutlich auch so schleierhaft ist - gelesen hast du es ja sicherlich schon, wenn es dir immer noch schleierhaft ist. Außerdem kann von "In die Falle gehen" keine Rede sein. Ich halte z. B. "Good Will Hunting" und "Finding Forrester" für ausgemachten Bockmist sowie "Psycho" für gerade mal interessant und bemühe mich nicht, sie mir durch halbintellektuelles Gefasel schön zu reden.

Ich bin übrigens der erste, der von sich behaupten würde, van Sants Filme nicht zu verstehen. Aber was soll ich machen. Ich sehe da nichts, außer dem Offensichtlichen, für mich ist der Mann ein Pseudointellektueller durch und durch, dass ich mich da scheinbar irre, erklären mir ja auch die verehrten Herren Haynes und Waters ständig.

Dein Review habe ich gelesen, aber in der Tat wurde ich daraus nicht schlau, behauptet es für meine Begriffe zu viel, ohne es nachvollziehbar darzulegen. Der etwas dick aufgetragene euphorische Ton darin ist auch nicht zu leugnen.

Wie dem auch sei, ich mag Wes Craven, du magst Gus van Sant - und wer Larry Clark mag, wird einfach um die Ecke gebracht. :icon_mrgreen:

psychopaul

Hm, ich weiß gar nicht, wie du überhaupt auf das kommst, dass van Sant etwas (pseudo)Intellektuelles haben soll?
Wenn ich an Gerry, Elephant oder den jüngst gesehenen Paranoid Park denke, kommt es mir eher so vor, als wählte er genau das Gegenteil eines intellektuellen Zugangs, nämlich einen der Stimmungen, der Intimität, einen eher bodenständigen wie ich finde.

Nur weil er mit Film (und auch mit Ton) experimentiert und zuletzt klassische Strukturen verweigert, ist das für mich kein Intellektualismus.  :00000109:
Gerade seine Beschäftigung mit dem Tod in seinen letzten Filmen ist eine, die dem Zuschauer selbst sehr viel Raum lässt und, finde ich, auf einer atmosphärischen und gefühlvollen Ebene arbeitet.
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Mr. Vincent Vega

Gerade dieses Zurückhaltende ist für mich ja reine Prätention. Die betonte Nicht-Bedeutungsschwangerschaft eines ELEPHANT nervt erst recht, wenn der Film keinem wehtun will und Aussagen verwehrt, gerade deshalb aber schlicht sinnlos und reine Panikmache ist. Man schaue ferner bitte die Extras der MY OWN PRIVATE IDAHO-Bonus-DVD an - wenn sich van Sant nicht für intellektuell hält, fress' ich 'nen Besen.

McKenzie

Paul hat schon ein gutes Wort gesprochen, ich gehe ins Bett und melde mich morgen wieder zu Wort.  :icon_mrgreen:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
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Mr. Vincent Vega


psychopaul

14 Dezember 2007, 01:36:26 #445 Letzte Bearbeitung: 14 Dezember 2007, 01:38:05 von Bettwurst
Naja, sinnlos..gerade bei Elephant hast du schon irgendwie recht, man kann es sicher so oder so sehen. Aber dieses hier verfilmte Ereignis ist etwas, das viele Menschen fassungslos macht und beschäftigt, dennoch weiß niemand so recht, wie es zu so etwas kommen kann. Ob es was bringt, so einen Film zu sehen, kann ich auch nicht sagen, aber irgendwie berührt mich das schon und ich finde, es hat auch seine Berechtigung und gerade als Filmfreund schau ich mir lieber so etwas an als eine stupide Actionkomödie oder dergleichen. Da finde ich auch "Elephant" extrem gehaltvoll dagegen  ;) obwohl er sehr simpel ist.

Paranoid Park ist da übrigens schon wieder etwas gehaltvoller, obwohl er Elephant grundsätzlich sehr ähnlich ist, van Sant kommentiert hier auch kaum, aber letztlich eben doch, vor allem über Musik, die er einsetzt, aber er erzählt schlicht sehr sensibel und mit wenig erzählerischen Mitteln eine Geschichte, die selbst einerseits wenig aufregend, aber trotzdem so kapital und tragisch ist wie nur irgendwas und dadurch durchaus eine gewisse "Berechtigung" für eine kulturelle Auseinandersetzung damit legitimiert.
Aber jede andere Herangehensweise als die van Sants schiene mir wiederum total unpassend und effekthascherisch.

Es ist sehr schwer, bei solchen Stoffen noch zu argumentieren, weil sie einen irgendwie sehr grundlegend berühren (oder vielleicht viele auch gar nicht, gut möglich), und man da gar nicht viel analysieren kann, ich zumindest nicht.

Aber mit so Sachen wie: sinnlos, hm.. ich weiß nicht, was ist schon sinnlos im Leben?  ;)
Es mag sinnlos für dich sein, für viele andere, aber ich habe kein Problem mit Filmen, die nur wenige ansprechen, solange sie das zumindest bei denen erreichen.
...und meistens bin ich halt dann einer von denen.  :icon_mrgreen:



Übrigens interessant, dass ich ausgerechnet diesen ziemlichen "Kultfilm" My own private Idaho noch nie gesehen habe.
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Mr. Vincent Vega

..den ich nach wie vor für seinen besten Film halte, wenngleich die Shakespeare-Nummer darin hinten und vorne nicht aufgeht.

Emotional zu argumentieren ist bei van Sant natürlich schwierig, wenn freilich auch berechtigt. Ich kann dem aber nicht folgen. Mich lassen seine Filme überwiegend kalt.

psychopaul

Ein Problem vielleicht auch, dass er einige sehr grundverschiedene Dinge gedreht hat (Psycho und Good Will Hunting lassen mich auch eher kalt  :icon_lol:) und wir teilweise auch von anderen Filmen sprechen, die der andere noch gar nicht gesehen hat.

So kann das ja gar nix werden..  :icon_mrgreen:
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McKenzie

16 Dezember 2007, 06:46:00 #448 Letzte Bearbeitung: 16 Dezember 2007, 06:51:28 von McKenzie
Zur vertrauten Zeit und mit einiger Verspätung - aber diese Diskussion sollte nicht unter den Tisch fallen!  :icon_mrgreen:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 Dezember 2007, 00:16:13
Du lässt dich aber auch immer ärgern. Natürlich habe ich nicht vorgespult, sondern ihn genauso konzentriert (aber nicht undenkend) wie kürzlich auch ELEPHANT geschaut. Junge, Junge. ;)

Inzwischen traue ich dir wirklich jede Schandtat zu, von daher ist meine Empörung durchaus begreiflich!  :icon_cool: Eine grundsätzliche Abwehr-Haltung war aber doch sicherlich vorhanden, oder?

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 Dezember 2007, 00:16:13
Ich bin übrigens der erste, der von sich behaupten würde, van Sants Filme nicht zu verstehen. Aber was soll ich machen. Ich sehe da nichts, außer dem Offensichtlichen, für mich ist der Mann ein Pseudointellektueller durch und durch, dass ich mich da scheinbar irre, erklären mir ja auch die verehrten Herren Haynes und Waters ständig.

Nun, das ist sicherlich ein Standpunkt, von dem dich nichts so leicht abbringen kann (allerdings sollte es doch möglich sein, den Standpunkt der "Pro-Van-Santler" zu tolerieren, oder?), genauso wie es schon einige beinharte und unumstößliche Gegen"beweise" bräuchte, um mich davon zu überzeugen, das Jean-Luc Godard kein selbstverliebtes Arschloch ist, das seine Minderwertigkeitskomplexe mit einer zynischen "Intellektuellen-Herrenmenschen"-Attitüde zu überspielen versucht, quasi seinen Selbsthass auf seine Zuschauer projeziert. Manchmal ist man in einer solchen Sackgasse und die eigenen Gründe erscheinen einem dann ungeheuer triftig. Die "Todes-Trilogie" (und alles andere von Van Sant kenne oder mag ich nicht) widersetzt sich konventioneller Rezeption (sowohl der Arthouse-affinen als auch der geradlinigen Denkweise) weil sich ihre Tiefe nicht unbedingt anhand äußerer Merkmale oder Symbolismen erschließen lässt sondern instinktiv/emotional und reflektiert (was heißen soll: Der Zuschauer spiegelt den Film und wirft ein anderes Spiegelbild zurück - was auf keiner intellektuellen Ebene vor sich geht) angegangen werden muss. Daher würde ich wohl kaum ein plausibleres Review zu "Last Days" schreiben können (wenn auch ein etwas besseres, hui ist das Ding pfui...), allerdings hat ein Freund von mir es vor der Sichtung gelesen und meinte hinterher zu mir, es wäre eine passende Vorbereitung gewesen. Van Sant gibt eben eher Geistes- und Seelenzustände wieder als Schlussfolgerungen daraus oder deren Entstehung, das ist für dich vermutlich das grundsätzliche Problem an "Elephant", der immer dort aufhört, wo du als Regisseur vermutlich weitergehen würdest, der sich scheinbar immer dann mit der einfachsten psychologischen Erklärung (der Film will ja gar nichts erklären!) zufrieden gibt wo deiner Meinung nach differenziert werden müsste und der dann obendrein noch eine Szene auffährt, die eine perfekte Grundlage zur polemischen Hinrichtung bietet, weil sie u. U. einen homosexuellen Beigeschmack besitzen könnte (tut mir leid, auch das finde ich daneben gedacht).

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 Dezember 2007, 00:16:13
Dein Review habe ich gelesen, aber in der Tat wurde ich daraus nicht schlau, behauptet es für meine Begriffe zu viel, ohne es nachvollziehbar darzulegen. Der etwas dick aufgetragene euphorische Ton darin ist auch nicht zu leugnen.

Euphorischer Ton hin oder her (ich war schlicht überwältigt...  :icon_eek:), wo kämen wir hin wenn Reviews zu Beweisführungen ausarten würden? Ich kann diese weit verbreitete Meinung, eine Kritik müsse nach dem Schema "Der Film ist gut, weil (...) und das ist so weil...(...)" ablaufen überhaupt nicht nachvollziehen, auf diesem Wege würde Filmkritik zur Farce verkommen und wir könnten als Kritiker dann auch gleich unsere Deutschhefte herauskramen, unter dem Kapitel "Erörterung" nachschlagen und anschließend eine Gliederung mit Ober- und Unterpunkten sowie dem bekannten Schema "Behauptung, Begründung, Beispiel, Folgerung" erstellen. Nein, das entspricht nicht meiner Vorstellung von Filmkritik und selbst in Texten von mir, die du vermutlich schätzt (btw, kannst du mir mal einige Reviews nennen, die dir als besonders ordentlich in Erinnerung sind? Würde mich mal, am Rande, interessieren  ;) - Dein kürzliches Lob auf meine Äußerung hin, ich sollte mich vielleicht "zurückziehen" klingt mir immer noch wie psychedelisch-schiefe LSD-Musik in den Ohren  :icon_mrgreen:) wirst du eine solch argumentative Vorgehensweise nur selten finden. Struktur und Aufbau sind im Deutschunterricht, in der Buchhaltung und in Zeitungsredaktionen in Ordnung, in der Filmkritik sollten sie aber sekundär sein. Letztlich sollte man von einem Leser das gleiche erwarten können wie als Regisseur eines Filmes von den Zuschauern: Der Leser sollte auch bereit sein, in eine Filmkritik eine gewisse gedankliche Energie und Konzentration zu stecken, zumindest in eine interessante Filmkritik. Wie ermüdend auf Dauer doch jene kurzgehaltenen Kritiken (anzutreffen vornehmlich in Tageszeitungen und Zeitschriften wie "Cinema") die neben einer halbwegs aussagekräftigen Auseinandersetzung mit dem Film (Hohoho!) auch noch einen gewissen Unterhaltungswert aufweisen sollen...

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 Dezember 2007, 00:16:13
Wie dem auch sei, ich mag Wes Craven

Finde ich eigentlich weit streitbarer als eine Vorliebe für Van Sant, allerdings kann ich dich da leider nicht belächeln weil ich selbst einige Filme von Craven mag (auch wenn ich sie nicht alle mit einem solch heiligen Ernst betrachte wie du - Wenn "Cursed" kein Trash ist, was dann?!)

Und was Larry Clark angeht: Auch der ist ein Opfer deiner jugendlichen Heißblütigkeit und Vorschnelle geworden   :icon_twisted: ;), auch wenn er bei weitem nicht an Van Sant heranreicht: Was du ihm in deinem "Ken Park"-Review vorwirfst, hat m. E. nur dann Hand und Fuss, wenn man den Regisseur selbst, seine Aussagen und seine Absichten ignoriert oder als unglaubwürdig deklariert.

Zitat von: Bettwurst am 14 Dezember 2007, 00:54:10
Hm, ich weiß gar nicht, wie du überhaupt auf das kommst, dass van Sant etwas (pseudo)Intellektuelles haben soll?
Wenn ich an Gerry, Elephant oder den jüngst gesehenen Paranoid Park denke, kommt es mir eher so vor, als wählte er genau das Gegenteil eines intellektuellen Zugangs, nämlich einen der Stimmungen, der Intimität, einen eher bodenständigen wie ich finde.

Nur weil er mit Film (und auch mit Ton) experimentiert und zuletzt klassische Strukturen verweigert, ist das für mich kein Intellektualismus.  :00000109:
Gerade seine Beschäftigung mit dem Tod in seinen letzten Filmen ist eine, die dem Zuschauer selbst sehr viel Raum lässt und, finde ich, auf einer atmosphärischen und gefühlvollen Ebene arbeitet.

Was willst du trinken?   :respekt::icon_lol:
Exzellente Zusammenfassung - könnte zwar missverständlich klingen, aber wo sind wir denn hier?

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 Dezember 2007, 00:57:29
Gerade dieses Zurückhaltende ist für mich ja reine Prätention. Die betonte Nicht-Bedeutungsschwangerschaft eines ELEPHANT nervt erst recht, wenn der Film keinem wehtun will und Aussagen verwehrt

1. Der Film tut weh - wenn man sich emotional in ihn einfühlt
2. Der Film strotzt vor Aussagen - leider kann man sie nur nicht abtippen...

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 Dezember 2007, 00:57:29
gerade deshalb aber schlicht sinnlos und reine Panikmache ist.

Und da scherst du wohl auch Clark und Van Sant über einen Kamm. Was an "Elephant" Panikmache sein soll, verstehe ich auch nicht - die Uniformierung der Figuren, die unauffällige und beiläufige Integration der eigentlich natürlich isolierten Amokläufer in die "Schulgemeinschaft" verhindert eben, das diese wie geisteskranke Individuuen am Rande der Gesellschaft erscheinen - sie sind Teil des Ganzen und wären nicht im Geringsten auffallen, wenn sie nicht dieses Blutbad angerichtet hätten. Darüber hinaus wird ein sterbenswichtiges Klischee vermieden (es wird nicht einmal angedeutet, das einer der beiden u. U. Schwierigkeiten mit seinen Eltern hätte) und die Erfüllung der übrigen Klischees ist letztlich ein brutaler Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung des Zuschauers, der so sicherlich eher in eine moralische und gedankliche Bredoullie gebracht wird als durch eine differenzierte und psychologisch weniger einnehmende (Hohoho! Wann wäre denn eine psychologische Erklärung schon einmal nicht einnehmend gewesen?) Erklärung ohne Knoten.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 Dezember 2007, 00:57:29
Man schaue ferner bitte die Extras der MY OWN PRIVATE IDAHO-Bonus-DVD an - wenn sich van Sant nicht für intellektuell hält, fress' ich 'nen Besen.

Ich kenne diese Interviews noch nicht (muss ich aber eh noch kaufen, die DVD), trotzdem möchte ich anhängen, das in keinem, ich wiederhole: KEINEM Interview, das ich mit ihm bisher sah/hörte/las auch nur ansatzweise der Verdacht einer selbstkredenzten Intellektualität oder einer geistigen Eitelkeit aufkam - auf mich wirkt der Mann sehr natürlich, bescheiden und bodenständig und selbst wenn er das nicht sein sollte und sich eines Tages auch in meinen Augen als zwielichtiger Zeitgenosse entpuppen sollte: Würde ich jeden Film abstoßen, der aus den Händen eines menschlich ätzenden Regisseurs stammt, ich hätte viel zu tun - kein Werner Herzog, kein William Friedkin, kein Lucio Fulci, kein Kinji Fukasaku, kein Jean-Luc Godard ( :andy:) etc., etc., etc. Im Falle letzteren Regisseurs gelingt mir das zwar (Ich verabscheue ihn. Hach wie ich ihn verabscheue.), ansonsten halte ich das aber für keine erstrebenswerte Ethik.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 Dezember 2007, 01:20:00
Du Sissi. :icon_mrgreen:

:00000109:
Manche Menschen müssen morgens aufstehen falls du das schonmal gehört haben solltest.  :icon_twisted:

Zitat von: Bettwurst am 14 Dezember 2007, 01:36:26
Paranoid Park ist da übrigens schon wieder etwas gehaltvoller, obwohl er Elephant grundsätzlich sehr ähnlich ist, van Sant kommentiert hier auch kaum, aber letztlich eben doch, vor allem über Musik, die er einsetzt, aber er erzählt schlicht sehr sensibel und mit wenig erzählerischen Mitteln eine Geschichte, die selbst einerseits wenig aufregend, aber trotzdem so kapital und tragisch ist wie nur irgendwas und dadurch durchaus eine gewisse "Berechtigung" für eine kulturelle Auseinandersetzung damit legitimiert.
Aber jede andere Herangehensweise als die van Sants schiene mir wiederum total unpassend und effekthascherisch.

:love: Hoffentlich ist es nicht mehr allzu lang hin bis er hierzulande über die Leinwände flimmert. Zwei Jahre Wartezeit für "Last Days" waren schon eine reife *hust* Leistung.

Ansonsten hast du übrigens vollkommen recht, ich denke zwar nicht, das "Elephant" simpel ist, ansonsten kann man sich als "Außenstehender"  :icon_lol: die Rezeption eines Van Sant-Films ungefähr so vorstellen, wie du sie beschreibst.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 Dezember 2007, 02:30:39
..den ich nach wie vor für seinen besten Film halte, wenngleich die Shakespeare-Nummer darin hinten und vorne nicht aufgeht.

Oh je - ich wittere ein konventionelles Rosa... äh, Roadmovie.  :icon_cool: Wenn die DVD nicht so teuer wäre, hätte ich diese Bildunglücke schon längst geschlossen.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 Dezember 2007, 02:30:39
Emotional zu argumentieren ist bei van Sant natürlich schwierig, wenn freilich auch berechtigt. Ich kann dem aber nicht folgen. Mich lassen seine Filme überwiegend kalt.

Das ist natürlich ein Faktor, der einem jeden Zugang zu den Film versperrt. Macht nichts. Wir sind nun einmal alle Sturköpfe und dazu noch Individualisten. Mich lässt nun einmal auch "Herr der Ringe" kalt, gerade die Sensoren unserer Seele (Puh, klingt das esoterisch...) reagieren nun einmal grundverschieden   bei jedem Menschen. Wie einfältig er sonst auch sein mag (dabei schweben mir gerade einige meiner liebsten Feinde vor, die allerdings nichts mit diesem Forum und der Diskussion zu tun haben...).

Zitat von: Bettwurst am 14 Dezember 2007, 02:51:58
Ein Problem vielleicht auch, dass er einige sehr grundverschiedene Dinge gedreht hat (Psycho und Good Will Hunting lassen mich auch eher kalt  :icon_lol:)

Die hat er nicht gedreht. Die sind ihm nur "passiert" (Wobei ich "Psycho" von der Anlage her sehr interessant finde - im Gegensatz zu den meisten glaube ich nicht, das Van Sant der Meinung war es besser oder genauso gut wie Hitchcock machen zu können sondern etwas ganz anderes vorhatte - und noch schlechter ist wohl zweifellos "Finding Forrester")  :icon_mrgreen: Außerdem sind es natürlich halbe Auftragsarbeiten für Hollywood, da kommt in der Regel nunmal nichts wirklich signifikantes bei raus.

Vermutlich würde Rajko diese Version von "Good Will Hunting" bevorzugen:

http://www.albinoblacksheep.com/video/goodwillhunted


Ich auch.  :icon_mrgreen:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Happy Harry mit dem Harten

Zitat von: McKenzie am 16 Dezember 2007, 06:46:00
Und was Larry Clark angeht: Auch der ist ein Opfer deiner jugendlichen Heißblütigkeit und Vorschnelle geworden   :icon_twisted: ;), auch wenn er bei weitem nicht an Van Sant heranreicht: Was du ihm in deinem "Ken Park"-Review vorwirfst, hat m. E. nur dann Hand und Fuss, wenn man den Regisseur selbst, seine Aussagen und seine Absichten ignoriert oder als unglaubwürdig deklariert.

Ich weiß echt nicht, was alle gegen Larry Clark haben. KIDS inhaliert van Sants Gesamtwerk in einem Atemzug wie ich finde. Und auch KEN PARK (geniale Kameraführung von Ed Lachman, dessen Film es genauso ist, KEN PARK ist KEIN typischer Larry Clark) wird sträflich unterschätzt, nur weil er international als Skandalfilm die Runde machte. Wer Clark und sein künstlerisches Gesamtwerk kennt, der weiß, dass es sich bei seinen Generationsstudien keineswegs um prätentiöses Blendwerk oder um die Kanalisierung eigener sexueller Problematiken (wird ihm ja gern vorgeworfen), handelt.

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