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"Der Baader-Meinhof Komplex"-Verfilmung

Begonnen von Hackfresse, 11 September 2007, 19:34:37

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Robi

Ebenso gibt es Leute die durch falsche Ansätze keine Filme machen sollten, da sie dadurch dem nicht informierten Zuschauer ein völlig falsches Bild präsentieren. Keine Ahnung wie genau die Stimmung im gesamten Film rüber kommt, aber das der Trailer schon mal ein falsches Licht auf Baader und co. wirft, lässt sich nicht leugnen. Sicherlich geht von solchen Personen eine gewisse Faszination aus, diese Faszination haben aber auch Leute die mit einem Flugzeug in Häuser fliegen. Trotzdem bleiben sie beschissene, mordende Terroristen. Jeder der da von Freiheitskämpfer, oder Helden spricht, sollte mal seine linke Attitüde zusammen mit der so schön angesprochenen schlichten Ignoranz bei Seite packen. Wie gesagt, bleibt abzuwarten wie im Film selber mit dem Thema umgegangen wird, mag sein das der Trailer auch nur so ,,hip/reißerisch" angeboten wird, um die Leute ins Kino zu locken.
- "My god, it's Adolf Hitler!"
 
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Kill Mum!

Wenn der Zuschauer sich nicht selbst informiert, trifft den Filmemacher keine Schuld, wenn er ein falsches Bild vermittelt - es sei denn, er kündigt eine Dokumentation an.
"I wish my life was a non-stop hollywood movie show,
A fantasy world of celluloid villains and heroes,
Because celluloid heroes never feel any pain
And celluloid heroes never really die." (The Kinks - Celluloid Heroes)

a deer

7 September 2008, 22:00:11 #32 Letzte Bearbeitung: 7 September 2008, 22:03:55 von a deer
Wobei man aber berücksichtigen muss, dass es leider ein Teil unserer Bevölkerung gibt, der sich als informiert ansieht, wenn er sich einen solchen Spielfilm anschaut hat...
Dass den Filmemacher//Schriftsteller//Künstler//Wissenschaftler keine Mitschuld trifft bzw. er nicht für die Wirkung seines Werkes veranwortlich ist halte ich für falsch, Ausnahmen existieren lediglich, wenn sein Werk falsch verstanden wurde oder gegen seinen Willen für andere Zwecke missbraucht wurde. Die populären Beispiele dazu lass ich mal weg, würde ansonsten wohl nur eine ellenlange Grundsatzdiskussion geben  ;)


Nochmal zum Film:
Wenn man den Trailer als Maßstab nimmt, so beschleicht zumindest mich der Verdacht, dass der Film in seiner Inszenierung und Intention  fragwürdig ist (für mich bedeutet das, dass hauptsächlich versucht wird mit dem Film Kohle zu machen unter dem Vorwand der Aufklärung//Verarbeitung und das auch noch bei einem so schwierigen Thema wie der RAF)

Für mich riecht das ganze schwer nach Heuchelei, aber erstmal muss man natürlich abwarten, wie das Endprodukt nun aussieht.....

Crumby Crumb & the Cunty Bunch

...wobei ein Bernd Eichinger und ein Uli Edel nicht gerade für positive Überraschungen bekannt sind.
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Vlad

Also rein technisch (visuell wie atmosphärisch) fand ich Last Exit Brooklyn, Wir Kinder vom Bahnhof-Zoo oder gar die eine Twin Peaks Episode in Ordnung.

Was die Aussage angeht bliebe tatsächlich erstmal der Film abzuwarten. Ob jene Zeiten aber nun nur wegen der bösen, bösen Terroristen schlimm waren ist sicherlich auch eine Frage der Perspektive und des Informationsstands. Diesbezüglich einen umfassenden, vielschichtigen und aufschlussreichen Spielfilm, der auch noch unterhält zu fabrizieren, dürfte jedenfalls kein leichtes Unterfangen sein ...

Auf der anderen Seite, kann man sich auch mal locker machen und eingestehen, dass Filme wie der bereits erwähnte Baader oder München (putziger weise auch mit Bleibtreu) durchaus gut anzusehen sind, auch wenn sie nicht etwas informativer sein könnten.

Grusler

Der Film sollte einfach nur auf die verschiedenen Charaktere unbefangen eingehen können und diese gut schildern, natürlich ohne eine Meinung vorzuschreiben, ansonsten ist das mM nach sinnlos.

Ich denke, wenn man sich ein wenig informiert hat, ist einem auch klar, dass damals offensichtlich viele schmierige, undurchsichtige Aktionen abgelaufen sind. Das bezieht sich auch auf den deutschen Staat. Wer da noch von Gut und Böse redet, hat wahrscheinlich zuviel in der Bibel gelesen, oder zuviele Opferbefragungen in Talkshows gesehen. Ich empfehle dazu "Was tun, wenn's brennt?", um eben wieder etwas lockerer zu werden. :icon_mrgreen:

Nun ja, der Film ist von der FSK ab12 freigegeben worden...ganz so "gewaltverherrlichend" wird es also nicht, oder auch doch, hoffentlich.





ROCK 'N' ROLL WIRD NIEMALS STERBEN, IHR SCHEISSER!
 -Rollie LeBay


Ko(s)misches Sein.

Robi

Zitat von: Grusler am  9 September 2008, 05:36:31
...dass damals offensichtlich viele schmierige, undurchsichtige Aktionen abgelaufen sind. Das bezieht sich auch auf den deutschen Staat.

Das ist Heute nicht anders, trotzdem rechtfertigt dies noch lange nicht die Aktionen der RAF zu glorifizieren!
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Grusler

Zitat von: Robi van Gore am  9 September 2008, 13:08:02
Zitat von: Grusler am  9 September 2008, 05:36:31
...dass damals offensichtlich viele schmierige, undurchsichtige Aktionen abgelaufen sind. Das bezieht sich auch auf den deutschen Staat.

Das ist Heute nicht anders, trotzdem rechtfertigt dies noch lange nicht die Aktionen der RAF zu glorifizieren!

Und wenn man die RAF nicht glorifiziert, dann glorifiziert man die "andere Seite", oder wie jetzt? Oder sollte man alles glorifizieren, dann ist es wenigstens gerecht. ;)
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Robi

Zitat von: Grusler am  9 September 2008, 19:47:16
Und wenn man die RAF nicht glorifiziert, dann glorifiziert man die "andere Seite", oder wie jetzt? Oder sollte man alles glorifizieren, dann ist es wenigstens gerecht. ;)

Ich weiß zwar nicht, wie du von meiner Aussage auf diese Schlussfolgerung kommst, aber ein ganz klares NEIN an dieser Stelle.
Keine Art von Extremismus ist Gut zu heißen. Auch wenn rechter und islamistischer Extremismus in der heutigen Zeit präsenter sind, ist das für was die RAF letztendlich stand nichts anderes. Meinungsdurchsetzung durch Terror und Gewalt!
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Chili Palmer


Der neue SPIEGEL hat sich das gleich mal zur Titelstory gemacht und betont, wie sehr der Film mit dem verklärenden Blick, der zwischenzeitlich schon auf die RAF geworfen wurde, aufräumen würde, gerade auch weil Edel sehr passioniert und schließlich ernüchtert am Geschehen dran war und dies in entsprechende Szenen umzusetzen wüsste.

Wieviel davon jetzt zutrifft, kann man natürlich noch nicht sagen. Und ob diese Lobpreisung auch zustande gekommen wäre, wenn der Film nicht auf einem Buch des Ex-Chefredakteurs basieren würde, wird man wohl nie erfahren.
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Grusler

Ja, jetzt wird die Debatte verändert. Was auch immer das heissen soll.

Ein realistischer Film, mit brutalen Szenen. So in etwa heisst es ja. Das wird bestimmt nett.

Zitat von: Robi van Gore am  9 September 2008, 20:57:56
Zitat von: Grusler am  9 September 2008, 19:47:16
Und wenn man die RAF nicht glorifiziert, dann glorifiziert man die "andere Seite", oder wie jetzt? Oder sollte man alles glorifizieren, dann ist es wenigstens gerecht. ;)

Ich weiß zwar nicht, wie du von meiner Aussage auf diese Schlussfolgerung kommst, aber ein ganz klares NEIN an dieser Stelle.
Keine Art von Extremismus ist Gut zu heißen. Auch wenn rechter und islamistischer Extremismus in der heutigen Zeit präsenter sind, ist das für was die RAF letztendlich stand nichts anderes. Meinungsdurchsetzung durch Terror und Gewalt!

Die Schlussfolgerung kommt daher, dass ich bei solchen Sachen nicht wirklich Partei ergreife. Ich heisse auch nichts gut oder schlecht, ich beschäftige mich nur gelegentlich mit solchen Sachen und versuche nachzuvollziehen, weshalb Menschen so, oder so werden, bzw. sich Gruppen bilden die bestimmte Sachen machen, u.a. auch Terror. Und damit spiele ich dann gedanklich, was durchaus Kommunikationsstörungen zur Folge haben kann.  ;)


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Travelling Matt

Zitat von: Robi van Gore am  9 September 2008, 20:57:56
Keine Art von Extremismus ist Gut zu heißen. Auch wenn rechter und islamistischer Extremismus in der heutigen Zeit präsenter sind, ist das für was die RAF letztendlich stand nichts anderes. Meinungsdurchsetzung durch Terror und Gewalt!

Aber die Wurzeln sind andere. Und die sind nun mal entscheidend, wenn man Dinge verändern will (egal von welcher "Seite" aus - Staat, Kritiker oder wer auch immer).

Im Übrigen finde ich den Begriff "Extremismus" als solchen etwas sinnfrei, weil dadurch z.B eine Ähnlichkeit von Links- und Rechts"extremismus" nahegelegt wird, die es nicht gibt, und weil der Begriff nicht klar definiert ist und viele unterschiedliche Strömungen z.B. als "Linksextremismus" zusammengeschmiessen werden - wenn z.B. Stalinisten und Anarchisten oder radikale Pazifisten und RAF unter dem selben Begriff zusammengefasst werden, stimmt etwas mit dem Begriff nicht...

Hedning

Heißt das, je nach "Wurzeln" und hehrem politischem Ziel ist Gewalt bis hin zu Mord und Totschlag dann legitim zu deren Durchsetzung - oder was kann man da jetzt herauslesen?

psychopaul

Das wäre dann jetzt wohl einer der dilemmatischsten Fragen der Menschheit, die kaum zufriedenstellend zu beantworten ist (Beispiel: Hitler Attentat moralisch in Ordnung bzw. überhaupt sinnvoll?)  ;)
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Three little devils jumped over the wall...

Hedning

Das wirklich dilemmatische Extrembeispiel des Tyrannenmords ist aber noch ein anderer Fall als derjenige, dass eine politische Gruppierung grundsätzlich und wiederholt Mordanschläge zur Durchsetzung ihrer Ziele anwendet. In letzterem Fall darf es m. E. auf keinen Fall eine Diskussion geben.

psychopaul

Gut, das ist auch klar. Ich kenne mich mit der RAF ehrlich gesagt gar nicht so genau aus, aber diese extremistischen Aktivitäten waren dann wohl eher überflüssig.  :icon_razz:
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barryconvex

In dem Fall eine Empfehlung: http://www.ofdb.de/film/22851,Black-Box-BRD (emotionale, aber nicht effekthascherische Gegenüberstellung der beiden Seiten).

Der Trailer läßt befürchten, daß dort coole Gangster gegen einen Haufen Langweiler ausgespielt wird, eine actionreiche Ansammlung von den Ereignissen, die ohnehin jeder kennt. Besonders bedenklich, weil (prinzipiell gute) Rebellen, Abweichler, Querulanten, Outlaws im Kino sehr selten geworden sind.


Travelling Matt

Zitat von: Hedning am 10 September 2008, 01:45:42
Heißt das, je nach "Wurzeln" und hehrem politischem Ziel ist Gewalt bis hin zu Mord und Totschlag dann legitim zu deren Durchsetzung - oder was kann man da jetzt herauslesen?

Das heisst, wenn ich z.B. eine Eskalation verhindern will, muss ich verstehen, was die Leute eigentlich wollen, wie sie die Welt wahrnehmen, welches Menschenbild sie haben etc. Wieso findet ständig eine Verknüpfung zwischen von "Ursachen anschauen" mit "Rechtfertigung" statt?

Im Übrigen ist Gewalt als Mittel der Politik gang und gäbe, das herausragende Merkmal von Polizei und Bundeswehr ist ja nicht deren intellektuelle Überlegenheit. Und ja, ich finde auch, dass es gerechtfertigt sein kann, Menschen zu töten, siehe Résistance im 2. Weltkrieg (dass mir nur ein so extremes Beispiel einfällt, liegt daran, dass ich Töten auch für ein extremes Mittel halte ;) )

Hedning

Zitat von: Travelling Matt am 10 September 2008, 13:20:04
Zitat von: Hedning am 10 September 2008, 01:45:42
Heißt das, je nach "Wurzeln" und hehrem politischem Ziel ist Gewalt bis hin zu Mord und Totschlag dann legitim zu deren Durchsetzung - oder was kann man da jetzt herauslesen?

Das heisst, wenn ich z.B. eine Eskalation verhindern will, muss ich verstehen, was die Leute eigentlich wollen, wie sie die Welt wahrnehmen, welches Menschenbild sie haben etc.

Wenn es so gemeint war, dann will ich nichts gesagt haben von wegen Legitimierung.

ZitatIm Übrigen ist Gewalt als Mittel der Politik gang und gäbe, das herausragende Merkmal von Polizei und Bundeswehr ist ja nicht deren intellektuelle Überlegenheit.

Die sind ja weisungsgebunden und können nicht von sich aus entscheiden, gegen wen sie gewaltsam vorgehen (das heißt nicht, dass ich Polizei und Bundeswehr nicht kritisch sehe, aber der Vergleich funktioniert trotzdem nicht).

ZitatUnd ja, ich finde auch, dass es gerechtfertigt sein kann, Menschen zu töten, siehe Résistance im 2. Weltkrieg

Da bin ich ganz anderer Ansicht, aber das führt jetzt zu weit weg vom Threadthema.

Travelling Matt

10 September 2008, 17:22:36 #49 Letzte Bearbeitung: 10 September 2008, 17:25:50 von Travelling Matt
Zitat von: Hedning am 10 September 2008, 16:13:43
ZitatIm Übrigen ist Gewalt als Mittel der Politik gang und gäbe, das herausragende Merkmal von Polizei und Bundeswehr ist ja nicht deren intellektuelle Überlegenheit.

Die sind ja weisungsgebunden und können nicht von sich aus entscheiden, gegen wen sie gewaltsam vorgehen (das heißt nicht, dass ich Polizei und Bundeswehr nicht kritisch sehe, aber der Vergleich funktioniert trotzdem nicht).

Ich hatte Dich in dem Post so verstanden, dass Du es indiskutabel findest, wenn eine Gruppierung grundsätzlich auch Menschen tötet, um ihre Ziele durchzusetzen. Und soweit diese grundsätzliche Ablehnung genau an diesem Merkmal festgemacht wird, sind RAF und deutscher Staat (genauer: Regierung und z.B. Bundeswehr) vergleichbar, da sie beide über dieses Merkmal verfügen. Und die Regierung ist ja auch nicht weisungsgebunden, wenn sie die Bundeswehr nach Serbien, Afghanistan oder sonstwo schickt.

Vlad

Also der Link von Matt ist zum stöbern und schmökern schonmal recht interessant, nur zum Einstieg eignet sich vielleicht doch eher der Wiki-Eintrag. Und ich möchte jedem, der sich zum thema RAF ein Urteil erlauben will, nahelegen, sich da einzulesen.

Dass eine Diskussion um den Widerstand gegen den Nationalsozialismus im Dritten Reich nicht zuweit vom Thema wegführt sondern ein wesentliche Rolle bei der RAF-Gründung spielte, scheint nicht jedem klar zu sein. Auch dass die RAF-Opfer (wie z.B. Schleyer) und ihre gesellschaftlicher Macht immer noch auf die eine oder andere Weise mit dem Dritten Reich verknüpft waren.

Das kann bzw. darf man weder in die Pro noch in die contra-Richtung pauschalisieren. Ich bin mir nur nicht sicher, ob Edel und vor allem Eichinger mit dem löblichen Anliegen, wertfrei zu dokumentieren Erfolg haben werden (siehe auch "Der Untergang"). Letztlich kann man in einem Spielfilm unmöglich sämtliche Geschehnisse eines Zeitraums von ca. 10 Jahren unterbringen und die Entscheidung darüber, was von Bedeutung ist, kann schwerlich objektiv sein.

Hedning

Zitat von: Vlad am 11 September 2008, 19:10:11Dass eine Diskussion um den Widerstand gegen den Nationalsozialismus im Dritten Reich nicht zuweit vom Thema wegführt sondern ein wesentliche Rolle bei der RAF-Gründung spielte, scheint nicht jedem klar zu sein. Auch dass die RAF-Opfer (wie z.B. Schleyer) und ihre gesellschaftlicher Macht immer noch auf die eine oder andere Weise mit dem Dritten Reich verknüpft waren.

Ich will jetzt nicht gleich wieder eine Tendenz zur Legitimierung der RAF unterstellen, aber ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, welchen anderen Sinn ich diesen Bemerkungen entnehmen soll.

Kill Mum!

Zitat von: Hedning am 11 September 2008, 20:21:56
Zitat von: Vlad am 11 September 2008, 19:10:11Dass eine Diskussion um den Widerstand gegen den Nationalsozialismus im Dritten Reich nicht zuweit vom Thema wegführt sondern ein wesentliche Rolle bei der RAF-Gründung spielte, scheint nicht jedem klar zu sein. Auch dass die RAF-Opfer (wie z.B. Schleyer) und ihre gesellschaftlicher Macht immer noch auf die eine oder andere Weise mit dem Dritten Reich verknüpft waren.

Ich will jetzt nicht gleich wieder eine Tendenz zur Legitimierung der RAF unterstellen, aber ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, welchen anderen Sinn ich diesen Bemerkungen entnehmen soll.

Das gleiche Argument könnte ich anführen, wenn ich frage, wieso eine Halle in Stuttgart unbedingt Hanns-Martin-Schleyer-Halle heissen muss.
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Dr. Schnabel

Ich bin auf den Film gespannt. Zwar habe ich diese dauernden deutschen Vergangenheitsbewältigungsfilme satt, aber das hier hört sich interessant an.

Ich hoffe jedenfalls, dass die RAF Drahtzieher in der Quintessenz als das dargestellt werden, was sie waren: Mörder und letztendlich Psychopathen. Hehre Anliegen haben sie ihrer Argumentation nach natürlich alle. Die Rechtsradikalen, die Linksradikalen, die religiösen Fundamentalisten,.. Und alle haben sie ihre verlogenen oder ungebildeten Apologeten und Anhänger.

Hoffentlich leistet "Der Baader-Meinhof Komplex" Ähnliches wie "Der Untergang". Eine nüchterne, unverlogene Schilderung der Ereignisse. Dennoch wäre mir persönlich zur Abwechslung mal ein deutscher Historienfilm ohne politisches Subplot oder gar eigentliche Motivation sehr lieb.

Bei uns im Kino lagen im Zuge der Filmvorführung Flyer aus, die ein zerbrochener Roter Stern ziert. Eine wertvolle Botschaft!  :exclaim:
... alias: Der Zerquetscher

Travelling Matt

Zitat von: Dr. Schnabel am 14 September 2008, 19:07:05
Ich hoffe jedenfalls, dass die RAF Drahtzieher in der Quintessenz als das dargestellt werden, was sie waren: Mörder und letztendlich Psychopathen. Hehre Anliegen haben sie ihrer Argumentation nach natürlich alle. Die Rechtsradikalen, die Linksradikalen, die religiösen Fundamentalisten,.. Und alle haben sie ihre verlogenen oder ungebildeten Apologeten und Anhänger.

Hoffentlich leistet "Der Baader-Meinhof Komplex" Ähnliches wie "Der Untergang". Eine nüchterne, unverlogene Schilderung der Ereignisse.

[...]

Bei uns im Kino lagen im Zuge der Filmvorführung Flyer aus, die ein zerbrochener Roter Stern ziert. Eine wertvolle Botschaft!

Die Gruppen selbst finden natürlich alle, dass sie hehre Anliegen verfolgen. Aber du willst doch nicht ernsthaft das Ziel, z.B. den Krieg in Vietnam zu stoppen mit den rassistischen und polizeistaatlichen Zielen von Rechtsradikalen oder dem Terror religiöser Regime gleichsetzen? Spannend könnte doch gerade hier z.B. die Frage sein: warum fangen Kriegsgegner an zu töten? Wobei man sich da vermutlich eher auf einzelne Personen konzentrieren müsste...

Außerdem ist mir nicht ganz klar, was Du jetzt von dem Film willst: eine nüchterne Darstellung zeitgeschichtlicher Ereignisse oder klar vorgegebene (Gut-)Böse-Symbolik mit einer so wertvollen Botschaft wie einem zerbrochenen roten Stern?

Kill Mum!

Zitat von: Dr. Schnabel am 14 September 2008, 19:07:05
Ich bin auf den Film gespannt. Zwar habe ich diese dauernden deutschen Vergangenheitsbewältigungsfilme satt, aber das hier hört sich interessant an.

Ich hoffe jedenfalls, dass die RAF Drahtzieher in der Quintessenz als das dargestellt werden, was sie waren: Mörder und letztendlich Psychopathen. Hehre Anliegen haben sie ihrer Argumentation nach natürlich alle. Die Rechtsradikalen, die Linksradikalen, die religiösen Fundamentalisten,.. Und alle haben sie ihre verlogenen oder ungebildeten Apologeten und Anhänger.

Hoffentlich leistet "Der Baader-Meinhof Komplex" Ähnliches wie "Der Untergang". Eine nüchterne, unverlogene Schilderung der Ereignisse. Dennoch wäre mir persönlich zur Abwechslung mal ein deutscher Historienfilm ohne politisches Subplot oder gar eigentliche Motivation sehr lieb.

Bei uns im Kino lagen im Zuge der Filmvorführung Flyer aus, die ein zerbrochener Roter Stern ziert. Eine wertvolle Botschaft!  :exclaim:

Ähem..."Der Untergang" hat Hitler als von einer Krankheit gezeichneten Menschen gezeigt, der nicht wirklich weiss, was er tut. Somit ist "Der Untergang" ein verharmlosender Film. Noch dazu, dass die Zeichnung der Figur oftmals so überzogen ist, dass sie nicht ernst genommen werden kann.
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Hedning

Zitat von: Travelling Matt am 14 September 2008, 22:25:07Aber du willst doch nicht ernsthaft das Ziel, z.B. den Krieg in Vietnam zu stoppen mit den rassistischen und polizeistaatlichen Zielen von Rechtsradikalen oder dem Terror religiöser Regime gleichsetzen?

Ich glaube schon, dass Baader, Meinhof usw. gegen den Vietnamkrieg waren (bzw. zumindest gegen die amerikanische Seite), aber sie werden doch nicht ernsthaft geglaubt haben, dass ihre Aktionen zur Beendigung des Kriegs beitragen könnten? Vielmehr hätten sie damit rechnen müssen, den Befürwortern auf westlicher Seite zusätzliche Argumente gegen die linke Gefahr zu liefern.

Travelling Matt

Ja, was die sich dabei gedacht haben, wüsste ich auch gern ;) Ich kann da jedenfalls in weiten Teilen keine vernüntige Strategie erkennen. Andererseits habe ich mir deren Texte halt auch nicht durchgelesen.

Und ich finde es durch den zeitlichen Abstand auch schwer, mich in deren Sicht auf die Welt hineinzuversetzen. Zum Beispiel, dass es damals viele Original-Nazis im Dienste des Staates gab oder dass nicht unerhebliche Teile der deutschen Gesellschaft anti-kapitalistisch eingestellt zu sein schienen, könnte zu einer anderen Wahrnehmung der Situation geführt haben, die "die RAF-Strategie" plausibler machen würde. Das fänd ich z.B. eine spannende Aufgabe für einen Film, einerseits deren Perspektive aufzuzeigen und andererseits, wie diese Perspektive zustandegekommen ist. Es wirkt ja immerhin stellenweise so, als wenn auch der Staat Möglichkeiten und Einfluss der RAF damals deutlich überschätzt hatte.

Grusler

Die RAF hat einfach nur die Ideen von Rudi Dutschke "konsequent" umgesetzt. So kann man es z.B. sehen. Praktisch Stadtguerillia ohne Rücksicht auf Verluste. Und da unterscheiden sich die Punkte Dutschke und RAF, ersterer hat (zumindest offiziell) maximal Sachbeschädigung als Mittel der Staatsprovokation gebilligt, die RAF eben auch Menschenopfer. So verstehe ich das. Und da aus diesem politischen Lager immer zu den sozial Schwachen gehalten wurde, ist auch zu verstehen, warum viele kleine, einfache Bürger zu den "Bürgerkindern" gehalten haben und die Sympathie für die "Terroristen" im Volk aufkeimte, was der Staat sicher nicht gern gesehen hat und entsprechend schmierig sein wahres Gesicht präsentierte, was wiederum noch schlechter war für den Staat.

Da aber der Kampf gegen den Staat kein einfacher ist, ist Verbitterung und Depression auch ein großer Punkt, der in der Entwicklung der RAF eine Rolle spielen könnte und erklären könnte, warum die Methoden immer brutaler wurden.


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Travelling Matt

Also Mord als "konsequente" Form der Sachbeschädigung? Oder wo soll der Zusammenhang zu Dutschke sein? Und die RAF hat ihr "Konzept Stadtguerrilla" als bloße Provokation gesehen, Bombenanschläge als Performance-Kunst von Kriegsgegnern quasi? :00000109:

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