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"Der Baader-Meinhof Komplex"-Verfilmung

Begonnen von Hackfresse, 11 September 2007, 19:34:37

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Grusler

Zitat von: Travelling Matt am 15 September 2008, 20:41:42
Also Mord als "konsequente" Form der Sachbeschädigung? Oder wo soll der Zusammenhang zu Dutschke sein? Und die RAF hat ihr "Konzept Stadtguerrilla" als bloße Provokation gesehen, Bombenanschläge als Performance-Kunst von Kriegsgegnern quasi? :00000109:

Als "blosse Provokation" ist das nicht zu sehen. Es ging darum mit bestimmten Aktionen den Staat (z.B. Polizei) zu  provozieren, damit er eben sein wahres, gewalttätiges Gesicht zeigt, damit man sieht, wenn es hart auf hart kommt, wird mit Gewalt Unterdrückung ausgeübt. Man wolte dem Staat die Maske abnehmen und die Menschen zum Aufwachen bewegen.

Laut Dutschke war es in der BRD nicht nötig Gewalt als Provokation anzuwenden, in anderen Ländern mit anderen Zuständen, würde er auch zur Waffe greifen, hieß es seinerseits wohl mal. Na ja, die RAF hat das halt auch in der BRD getan, also zur Waffe gegriffen.

Daher die Zusammenhänge, die ich da knüpfe.

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 -Rollie LeBay


Ko(s)misches Sein.


Hedning

Zitat von: Grusler am 15 September 2008, 20:55:58
Als "blosse Provokation" ist das nicht zu sehen. Es ging darum mit bestimmten Aktionen den Staat (z.B. Polizei) zu  provozieren, damit er eben sein wahres, gewalttätiges Gesicht zeigt, damit man sieht, wenn es hart auf hart kommt, wird mit Gewalt Unterdrückung ausgeübt. Man wolte dem Staat die Maske abnehmen und die Menschen zum Aufwachen bewegen.

Also dass die Morde nicht ungeahndet blieben, zeigt, was für ein böser Unterdrückerstaat die BRD war? Meinst du diesen Schwachsinn wirklich ernst?

Grusler

Zitat von: Hedning am 15 September 2008, 21:29:04
Zitat von: Grusler am 15 September 2008, 20:55:58
Als "blosse Provokation" ist das nicht zu sehen. Es ging darum mit bestimmten Aktionen den Staat (z.B. Polizei) zu  provozieren, damit er eben sein wahres, gewalttätiges Gesicht zeigt, damit man sieht, wenn es hart auf hart kommt, wird mit Gewalt Unterdrückung ausgeübt. Man wolte dem Staat die Maske abnehmen und die Menschen zum Aufwachen bewegen.

Also dass die Morde nicht ungeahndet blieben, zeigt, was für ein böser Unterdrückerstaat die BRD war? Meinst du diesen Schwachsinn wirklich ernst?



Also irgendwie verstehst du mich falsch. Ich rede nicht von den Morden, sondern davon, dass die RAF eben aus diesem Stadtguerillia-Konzept heraus entstanden ist, das ist doch die Grundlage. Und diese Grundlage bringt bestimmtes Gedankengut mit sich, die Frage ist dann, wie man weiter macht, friedlich oder brutal. Die RAF hat eben den kompromisslosen Weg genommen, was einfach nicht nötig und letztendlich sinnlos war. Sicherlich geht der Dutschke-Grundgedanke mit dem Verhalten der RAF nicht mehr auf, deshalb ist Dutschke und RAF nicht das selbe. Aber der Ursprung ist der gleiche, bei der RAF ist es dann eben den Umständen entsprechend eskaliert.
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Travelling Matt

Zitat von: Grusler am 15 September 2008, 20:55:58
Als "blosse Provokation" ist das nicht zu sehen. Es ging darum mit bestimmten Aktionen den Staat (z.B. Polizei) zu  provozieren, damit er eben sein wahres, gewalttätiges Gesicht zeigt, damit man sieht, wenn es hart auf hart kommt, wird mit Gewalt Unterdrückung ausgeübt. Man wolte dem Staat die Maske abnehmen und die Menschen zum Aufwachen bewegen.

Laut Dutschke war es in der BRD nicht nötig Gewalt als Provokation anzuwenden, in anderen Ländern mit anderen Zuständen, würde er auch zur Waffe greifen, hieß es seinerseits wohl mal. Na ja, die RAF hat das halt auch in der BRD getan, also zur Waffe gegriffen.

Daher die Zusammenhänge, die ich da knüpfe.

Hmm, ich bin mir da nicht so sicher, inwiefern da wirklich noch erhebliche Zusammenhänge bestehen. Sicher war für beide auch die Demaskierung des Staates ein Element. Aber während Dutschke auch zum "Marsch durch die Institutionen" aufgerufen hat, haben RAF-Leute sich ja z.B. als Kriegsgefangene gesehen - also nicht (mehr) als bürgerliche Subjekte mit Rechten und Pflichten, sondern sie haben sich in einem "klaren" Freund-Feind-Schema verankert. Und da finde ich dann z.B. auch die Frage spannend, wie selbstbestimmt diese Verortung in dem damaligen gesellschaftlichen Klima überhaupt war. Wie realistisch ist z.B. noch die Möglichkeit, nicht in ein Freund-Feind-Denken zu verfallen, wenn nationalsozialistische Massenmörder gesellschaftlich geachtet sind und gleichzeitig z.B. gegen studentische Proteste aufs übelste gehetzt wird, und sogar Studenten erschossen werden? Wenn man selbst nur als Feind behandelt wird, wie lange kann man sich dann diesem Denken entziehen? Fragen über Fragen ... ;)

Grusler

Ich denke ein Freund-Feind-Denken entwickelt sich bei politischen Konflikten doch immer, ohne das hätte es wohl nie Studentenproteste u.s.w. gegeben. Die Frage ist, wie weit man geht, um seine Ziele durchzusetzen.

Dutschke hatte Hoffnung und glaubte wohl an eine relativ friedliche "Revolution".

Die RAF kommt mir dagegen völlig hoffnungslos vor, das Maß war voll, dort schien man nicht (mehr) daran zu glauben, dass es ohne Gewalt geht. Dort wurde, wie du indirekt auch sagst, in den Krieg gezogen, voller Wut, ohne Rücksicht auf Verluste, ohne Diskussion, aber eben auch ohne wirkliche Aussicht auf Sieg. Frustentladung der brutalen Art sozusagen. Und das ist jenes, was wohl dazu führte, dass die Sache immer mehr eskalierte. Aussichtslosigkeit, denn der Staat saß und sitzt immer am längeren Hebel.

Der Film-Flyer mit dem zerbrochenen Stern passt eigentlich ziemlich gut zu dem Thema, denn so ist es ja auch gelaufen, der "Rote Stern" ist immer mehr zerbröckelt. Praktisch von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Hätten lieber die "Rote 1" als Symbol nehmen sollen, das hätte besser gepasst.





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Kill Mum!

Nur mal zur Erinnerung: Andreas Baader wurde verurteilt und bekam seine Strafe. Karl-Heinz Kurras wurde freigesprochen.
"I wish my life was a non-stop hollywood movie show,
A fantasy world of celluloid villains and heroes,
Because celluloid heroes never feel any pain
And celluloid heroes never really die." (The Kinks - Celluloid Heroes)

Marcel

German Films hat entschieden, dass "Der Baader-Meinhof-Komplex" der diesjährige Kandidat für die Oscarverleihung nächsten März sein soll. Bin hoffentlich nicht der einzige, der es unglaublich dreist findet, dass dies so entschieden wurde bevor der Film überhaupt gestartet ist und man weiß, wie das breite Publikum ihn aufnimmt.
Und diese tolle Promotion in den ARD - Nachrichten, man war sich nicht mal zu schade in einem Satz zu erwähnen, dass es eine ARD-Koproduktion ist. Tja, nachwievor keine Film- sondern nur eine Fernsehindustrie hier in Deutschland!
Ich bin weit über die Fähigkeit rationalen Denkens hinaus entsetzt !

Vlad

Sicherheitshalber weise ich nochmal daraufhin, dass auch ich grundsätzlich nichts von Gewalt als Mittel gegen Gewalt halte. Dass es aber damals tatsächlich als Mittel gegen die Gewalt des Staates angewandt wurde, ist doch weitgehend nachvollziehbar. Wenn man die Geschehnisse um den Fall Ohnesorg liest, kann man eigentlich nicht umhin eine gewisse Irritation oder gar Wut zu verspüren. Und da der Staat offenbar nicht willens oder fähig war, die Situation zu schlichten sondern mit Unterstützung gewisser Teile der Presse jegliche linke Aktionen kriminalisierten, ist der weitere geschichtliche Verlauf eigentlich nicht verwunderlich.

Wer dann meint, dass das im wesentlichen Psychopathen und Mörder waren, scheint seine Informationen auch nur aus diesen gewissen Teilen der Presse zu haben ...

Was nun die Oscar-Bewerbung (oder wie darf man das nennen?) angeht, braucht doch wohl nicht entscheidend zu sein, ob der Film beim Publikum ankommt. War doch beim Oscar noch nie maßgeblich.

cheshirecat


Beim Premierenpublikum soll er gut angekommen sein, bin mal auf die ersten Kritiken gespannt ...

Beware the Jabberwock, my son! The jaws that bite, the claws that catch!

Vlad

Und noch ein Link zu einem etwas differenzierteren Artikel der Zeit der auch ein wenig die damals anderen Verhältnisse eingeht:
Klammheimliche Freude

Grusler

17 September 2008, 20:55:49 #71 Letzte Bearbeitung: 17 September 2008, 20:57:30 von Grusler
Die "gewissen Teile der Presse", fragen ja auch jetzt schon ständig nach, ob der Film den "RAF-Mythos" nun endgültig zerstöre. Siehe gestriges Nachtjournal. Und die Bild-Zeitung, hatte heute den Kino-Erfahrungsbericht vom Schleyer-Sohn im Programm. Es geht also wieder los...die Meinung wird "gebildet". :icon_mrgreen:...nicht das der Film noch "falsch" verstanden wird.
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barryconvex

Zitat von: Travelling Matt am 16 September 2008, 00:17:17
Wie realistisch ist z.B. noch die Möglichkeit, nicht in ein Freund-Feind-Denken zu verfallen, wenn nationalsozialistische Massenmörder gesellschaftlich geachtet sind

Tut mir leid für den Sarkasmus, aber: Wie realistisch kann denn die Möglichkeit gewesen sein, nach einer Ablehnung eines Systems, das sich durch totale Gewalt und Entmenschlichung des vermeintlichen Gegners auszeichnete nicht exakt dieselben Denkweisen als Heilsmittel auszugeben. Die RAF war in der Innensicht zu Morden natürlich gar nicht fähig, weil alles, was sie auf dem Gewissen haben lediglich Leerzeichen eines "Systems" waren - das "System" hier, das "System" dort. Und man selbst definiert sich einfach nur dadurch, daß man kein Bestandteil des Systems ist, dann braucht man natürlich auch keinen lebbaren Gegenentwurf zum Bestehenden.
"Kriegsgefangene" - guter Witz. 

psychopaul

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Three little devils jumped over the wall...

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Es ist genau das eingetreten, was prophezeit wurde: Für den Mainstream zu glorreich, für den Rest zu comichaft. Als ob diese Freiheitskämpfer das verdient hätten.
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Grusler

Eigentlich ist es ja auch scheissegal, was das für ein Film ist. Kein Film wird jemals "die Debatte um das Thema verändern", weil die "Debatte", seit dem sie geführt wird, zumindest was die "Öffentlichkeit" angeht, entsprechend geführt wird, damit es eben keine Änderung gibt. Denn würde diese tatsächlich mal eintreten, dann müsste das "System" schliesslich gewisse Image-Probleme in Kauf nehmen. Dann wäre all die Meinungsbildung, bezüglich dieser Angelegenheit, für die all die Jahre "hart gearbeitet" wurde, für den Arsch.

Vorallem heutzutage, ich frage mich, warum es nicht schon längst wieder mal gerummst hat. Wahrscheinlich weil die Zeiten zombischer geworden sind, Konsum und die Angstkampagne, die scheinbar perfekt angeschlagen hat, bzw. viel besser denn je, was unsere "Waschlappengesellschaft" ja zeigt, ein Arsch der immer offen ist für neue Fickparaden, mit Gefallen versteht sich. Sowas will man sich nicht kaputt machen lassen, wo kämen wir denn dahin, wenn die ehrenwerte Schicht nicht mehr machen könnte was sie will. Der Arsch darf eben nie auf einer Höhe mit dem Kopf sein, deshalb wird ja auch der Rücken "dazwischen manipuliert", der den Arsch dann von alleine unterdrückt. :icon_lol:

Viva la Revolution, aber nur in den Träumen und auf den Handys natürlich. :LOL:

Den Film sehe ich mir natürlich an, allein schon wegen dem Staraufgebot. Die Ausschnitte, die ich bisher sah, hatten gute Action und düstere Atmosphere. Das sind schonmal gute Zeichen. Und da ja Hitler jetzt Herold ist, freue ich mich natürlich besonders auf den deutschen "Oliver Reed": Bruno Ganz. :king:







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barryconvex

Zitat von: Grusler am 21 September 2008, 00:05:13
Eigentlich ist es ja auch scheissegal, was das für ein Film ist. Kein Film wird jemals "die Debatte um das Thema verändern", weil die "Debatte", seit dem sie geführt wird, zumindest was die "Öffentlichkeit" angeht, entsprechend geführt wird, damit es eben keine Änderung gibt.

Ich hätte es mir nicht träumen lassen, daß ich mal etwas Zustimmendes zum RAF-Gesindel sage, aber immerhin gibt es unter ihnen einige, welche die Debatte dadurch verändert haben, daß sie sich von ihren Taten losgesagt haben.

Mit Deinem "politischen" Rundumschlag dagegen vermag ich rein gar nicht anfangen.

Grusler

Zitat von: barryconvex am 21 September 2008, 00:21:58
Ich hätte es mir nicht träumen lassen, daß ich mal etwas Zustimmendes zum RAF-Gesindel sage, aber immerhin gibt es unter ihnen einige, welche die Debatte dadurch verändert haben, daß sie sich von ihren Taten losgesagt haben.

Was hat sich denn an der öffentlich geführten Meinung dadurch geändert? Das würde mich interessieren.

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barryconvex

Es dürfte sich beispielsweise hoffentlich die Erkenntnisse durchgesetzt haben, daß weder Mittel noch Zielsetzung der RAF zu rechtfertigen sind und wir nicht in einem faschistoiden System leben, in der jede dumme Parole und jeder Mordanschlag, gegen "die da oben" irgendwie zu billigen ist. Genauso wie unsere Demokratie keine Jagd auf Hobbymärtyrer macht, sondern gegebenenfalls einfach seine Mitglieder schützt.
(Wobei mir das Entgegenkommen wie das unbefangene Präsentieren von Terroristen in Talkshows nicht zusagt, ist aber nicht staatlich kontrolliert, sondern Entscheidung von einzelnen Fernsehsendern.)

Grusler

Zitat von: barryconvex am 21 September 2008, 01:12:34
Es dürfte sich beispielsweise hoffentlich die Erkenntnisse durchgesetzt haben, daß weder Mittel noch Zielsetzung der RAF zu rechtfertigen sind und wir nicht in einem faschistoiden System leben, in der jede dumme Parole und jeder Mordanschlag, gegen "die da oben" irgendwie zu billigen ist. Genauso wie unsere Demokratie keine Jagd auf Hobbymärtyrer macht, sondern gegebenenfalls einfach seine Mitglieder schützt.
(Wobei mir das Entgegenkommen wie das unbefangene Präsentieren von Terroristen in Talkshows nicht zusagt, ist aber nicht staatlich kontrolliert, sondern Entscheidung von einzelnen Fernsehsendern.)

Also ich finde es sollten sich auch die Erkenntnisse durchsetzen, dass sowas wie die RAF nicht von ungefähr kam und sowas immer wieder passieren kann, immer noch, leider. Es wurde ja nichts daraus gelernt, außer die staatlichen Sicherheitssysteme entsprechend zu optimieren, um bei evtl. Wiederholung eines solchen Falles vorgreifend und umfassend entgegenwirken zu können. Was bisher noch passiert ist, sind klare Schuldzuweisungen und Schwarz/Weiss-Malerei. So richtig verstehen will das auch keiner, weil es einfacher ist, sich im Kollektiv einzureihen. Sonst wäre schon längst aufgefallen, dass der Staat, das System, die Medien, die Freimaurer, oder wie auch immer, diese gewalttätigen Reaktionen auch regelrecht provoziert haben, es wurde nie zurück geschaltet oder geschlichtet, um Eskalationen entgegen zu wirken, im Gegenteil, es wurde dem Affen ordentlich Zucker gegeben und das war dann wohl die große "Unterschätzung". Das ist der Punkt, an dem ich Zweifel am immer richtig liegenden Staat bekomme, denn sowas müsste doch intelligenter zu lösen sein, ist doch der Staat, die Regierung, das System mehr als nur ein (wenn auch gut organisierter) Haufen wutentbrannter Freiheitskämpfer (oder Terroristen, wie man mag ;)), sondern weise und gerecht, so sollte es zumindest sein. Von den Menschen, die die Masse "führen", erwarte ich mir mehr, da muss man menschliche Perfektion fordern können.







 


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Wolfhard-Eitelwolf

Dass etwas wie die RAF noch einmal in Deutschland auftauchen könnte, halte ich mal für extrem unwahrscheinlich. Eine gesellschaftspolitische Situation, wie sie in den frühen 70er Jahren bestand des "Kurzen" 20. Jh bestand, wird es kaum wieder geben. Zwei Weltkriege waren eine der prägenden Erfahrungen ebenso wie der sich endgültig vollziehende Übergang zur modernen westlichen Gesellschaft.  Also einer Gesellschaft, deren bis weit ins Kaiserreich zurückreichende Wertvorstellungen durch nachrückende Generationen wie jene der schon eher liberaler eingestellten weil bei Kriegsende noch nicht vollkommen indoktrinierten "Flakhelfer" (auf die dann die der 68er folgte, die für sich neben allen Aufbruchsstimmungen auch verheerende Schäden in Deutschland verursacht haben, siehe zB Bildungssystem, für die heute der Preis gezahlt wird) aufgebrochen wurden. Der Wechsel von der Ära Adenauer zur Brandt-Regierung und deren neuer Ostpolitik war der wesentliche Einschnitt und setzte auch die gesellschaftlichen Modernisierungen in Gang.

Die einzigartige Situation eines nach 2 Weltkriegen getrennten Deutschlands, in dem noch die alten Eliten der 1900-Generation das Sagen in einer sich weiterentwickelnden Gesellschaft hatten, kann es nicht mehr geben. Auch den kalten Krieg, einen wichtigen Pfeiler in der Politik Adenauer, nehmen wir heute nur noch als eher harmloses Säbelrasseln um Rakentenschilder in Polen war.

Dem Film blicke ich gespannt entgegen, zumal das Thema sogar examensrelevant ist. Ich befürchte eine Glorifizierung der 68er und RAF, aber ich lasse mich gern eines besseren belehren.

barryconvex

Zitat von: Wolfhard-Eitelwolf am 21 September 2008, 23:00:13
Dass etwas wie die RAF noch einmal in Deutschland auftauchen könnte, halte ich mal für extrem unwahrscheinlich. Eine gesellschaftspolitische Situation, wie sie in den frühen 70er Jahren bestand [...], wird es kaum wieder geben.

Diese Ansicht hat mich schon überrascht, als die unsinnige Debatte über die Begnadigung eines Mörders geführt wurde, der stolz auf seine Verbrechen war.
Vergleiche einfach die pseudoislamischen Terroristen von heute mit der RAF von damals: antiamerikanisch, antidemokratisch, gewaltbesessen und als besonderen Clou "antikapitalistisch", eine Ideologie, die niemals mehrheitsfähig sein wird und sich deswegen den Anstrich eines heroenhaften / religiösen geben muß.

Die Debatte um "Konvertiten" wurde in Deutschland doch erst dann geführt, als Deutsche im Schnelldurchgang "islamisiert" wurden, um dann Anschläge auf amerikanische Stützpunkte in Deutschland durchzuführen.

Ich denke auch nicht, daß man unbedingt 68er und RAF in einem Atemzug nennen muß, denn m.W. sah es in Frankreich ganz anders aus. Die RAF war sich damals nicht zu schade, mit der "DDR" zu kooperieren, und sie wäre sich heute nicht zu schade, dasselbe mit Saudi-Arabien zu tun.

Grusler

Ja, die aktuellen Bezüge.
Gut die (pseudo)islamischen Terroristen haben auch allen Grund auf die USA und die mitziehenden Teile des Westens sauer zu sein, dazu muss man sich nur die Geschichte anschauen. Diese Menschen wurden immer so hingedreht, wie man sie brauchte. Mal warens die Freiheitskämpfer gegen die Russen, jetzt sind es eben die Taliban, die die ganze westliche Welt sprengen wollen.     

Die RAF könnte man auch als radikale Hippie-Vereinigung bezeichnen. Die 68er sind nunmal eng mit der RAF verknüpft, ohne diese, hätte es keine RAF gegeben. Gib einem wütenden Hippie eine Waffe in die Hand und du hast im Prinzip einen "RAF-Terroristen".

In Frankreich gab es übrigens ab Ende der 70er die AD (Action Directe), die ähnlich eingestellt war, wie die RAF, beide haben miteinander kooperiert. 





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Roughale

Ein ganz heikles Thema, was leider verblendet wurde in seiner Mystifizierung über die Jahre und natürlich auch das Eintreten der zu deutlichen Schwarz / Weiss Malerei über die Jahre - wo man aber der BLÖD nicht alleine die Schuld geben kann - das Schwarz kam durch die Morde rein, definitiv ein Schritt, der der Organisation das Genick gebrochen hat - aber kann man wirklich genau absehen, ob es anders gekommen wär, wenn es keine Toten gegeben hätte? Nein. Zumindestens ist bekannt, dass es innerhalb der RAF auch heftige Auseinandersetzungen über die Vorgehensweise gab, leider haben die Falschen sich dabei durchgesetzt - aber wie gesagt, man kann nicht sagen, ob es anders besser geworden wär... Ich hoffe, das der Film auch diese innere Spaltung gut darstellt und auch, dass er nicht in Pathos und Plattheit versinkt - aber angesehen wird er definitiv!

Den RAF Terror mit dem heutigen Al-Kaida Terror vergleichen, geht auch nicht - die RAF hatte (zumindest zu Beginn) ein ganz klares, politische Ziel - das kann man, bei Al-Kaida nicht ausmachen...

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

Robi

Das ZDF wird den Film 2009 als Zweiteiler zeigen. Zwei mal 90Minuten sind geplant.
Quelle: schnittberichte.com
- "My god, it's Adolf Hitler!"
 
- "This is Sam Smith!
  He's our undercover expert.
  He's only disguised as Adolf Hitler."

StillerMux

Zitat von: Wolfhard-Eitelwolf am 21 September 2008, 23:00:13
Dass etwas wie die RAF noch einmal in Deutschland auftauchen könnte, halte ich mal für extrem unwahrscheinlich. Eine gesellschaftspolitische Situation, wie sie in den frühen 70er Jahren bestand des "Kurzen" 20. Jh bestand, wird es kaum wieder geben.

ICh denke, dass Du damit vollkommen unrecht hast. Die gewlatzbereitschaft ist in vilen kleineren Gruppen vorhanden. Es "fehlt" nur kjemand, der das durch seine Ideologie zu bündeln vermag und dann kracht es mal wieder. Und manche Zustände in unserem Staat schreien ja förmlich danach für solche Zwecke als Vorwandt genommen zu werden. Z.B. Lobbyismus, Korruption, Machtbesessenheit in der Politik. Das Übermäßige Streben nach Macht und Geld in der Wirtschaft. Versteht mich nicht falsch. Ich bin kapitalistisch veranlagt und wer arbeitet und ein Risiko eingehtr muss auch dafür entlohnt werden, aber warum manchmal tausende von Menschen gekündigt werden, um den Gewinn von x Milliarden auf y Milliarden zu steigern, erscheint mir ein wenig uneinleuchtend. Oder das Justizsystem, durch meine Tätigkeit erhalte ich da reichlich Einblicke und wer da denkt, Richter und Staatsanwälte seien durch die Bank aufrechte und gewissenhafte Menschen, der wird sich vielleicht wundern, wenn er mal damit konfrontiert wurde. Und da rede ich nicht von Einzelfällen, von wenigen schwarzen Schafen, nein, ich rede von einem weit verbreiteten Phänomen.
Ich glaube nicht, dass man diese Probleme mit Gewalt lösen könnte, vielmehr liefert man so nur einen Vorwand für die Notwendigkeit von Gegenmaßnahmen. Aber es würde mich nicht wundern, wenn sich wieder Gruppen finden, die es versuchen werden.

Mr Orange

Zitat von: Wolfhard-Eitelwolf am 21 September 2008, 23:00:13

Dem Film blicke ich gespannt entgegen, zumal das Thema sogar examensrelevant ist. Ich befürchte eine Glorifizierung der 68er und RAF, aber ich lasse mich gern eines besseren belehren.

Da ich auch schon sehr gespannt auf den Film war, habe ich mir natürlich auch den Spiegel-Artikel zum "Baader-Meinhof-Komplex" durchgelesen.
Dort wird gesagt, dass gerade DAS nicht passieren soll, sondern die RAF als das entlarvt wird, was sie war: Eiine brutale teroristische Vereinigung.
Da der Spiegel für mich zum Großteil eine sehr seriöse Zeitschrift darstellt, gehe ich mal davon aus, das es ein guter Film wird.

Verstehe sowieso nicht, warum diser Film hier schon so zerissen wird, obwohl ihn noch niemand gesehen hat.
"Du, du, du...du bist ein Huhn!!!"

Travelling Matt

Zitat von: Mr Orange am 23 September 2008, 00:14:45
Da ich auch schon sehr gespannt auf den Film war, habe ich mir natürlich auch den Spiegel-Artikel zum "Baader-Meinhof-Komplex" durchgelesen.
Dort wird gesagt, dass gerade DAS nicht passieren soll, sondern die RAF als das entlarvt wird, was sie war: Eiine brutale teroristische Vereinigung.
Da der Spiegel für mich zum Großteil eine sehr seriöse Zeitschrift darstellt, gehe ich mal davon aus, das es ein guter Film wird.

Ohne jetzt auf die Frage einzugehen, wie seriös der Spiegel noch ist: da mit dem Film ein Buch ihres ehemaligen Chefredakteurs verfilmt wurde, sind sie da auch bestimmt volle Kanne objektiv...

Mr Orange

Zitat von: Travelling Matt am 23 September 2008, 11:40:45

Ohne jetzt auf die Frage einzugehen, wie seriös der Spiegel noch ist: da mit dem Film ein Buch ihres ehemaligen Chefredakteurs verfilmt wurde, sind sie da auch bestimmt volle Kanne objektiv...

Also meines Wissens haben die sich damals nicht gerade im Frieden getrennt, von daher war ich über diesen recht positiven Artikel überrascht. Kann mich da aber auch irren...
"Du, du, du...du bist ein Huhn!!!"

Vlad

Da der Film letzte Woche Premiere hatte, haben ihn inzwischen natürlich einige Leute gesehen.
Hier noch'n kritischer Review.

Man darf auch nicht vergessen, dass dem Spiegel das Privileg zukam, schon vor der Premiere berichten zu dürfen (vom sonstigen Medienmaulkorb war schon weiter oben die Rede)...

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