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Autoren-Thread: McKenzie

Begonnen von McKenzie, 17 Februar 2007, 17:27:29

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McKenzie

Huch!  :eek:  :icon_mrgreen:

Der Text ist ja schon wieder so ein alter Hut...  :bawling: Aber der Film kann das gebrauchen...

Zitat von: vegetarian_cannibal am 10 März 2009, 15:33:49
Schönen Tag! Wollt mich nur mal bedanken bei dir für dein Review zu "Die Stunde des Wolfs". Ich habe Bergmann bislang auch irgendwie ignoriert, nicht absichtlich, aber, man kennt das ja: So viele Filme, so wenig Zeit. Nach deinem Review aber bin ich davon überzeugt, daß es ein echtes Muß ist. Absolut zu Recht momentan der Review-Klassiker auf der Startseite.  :respekt:

Das ist toll, allerdings bin ich gespannt, ob du dem Film etwas abgewinnen kannst. Je nach Sehgewohnheit kann man ihn u. U. auch sehr anstrengend finden und mir kommt retrospektiv in Erinnerung an die erste Sichtung (nach der das Review entstand, leider) eine Umschreibung in den Sinn, die Christian Kessler mal für die "Nouvelle Vague" gefunden hat: "Geil-langweilige Filme". So ähnlich ging es mir damals wohl auch, inzwischen hat sich da einiges geändert.  :icon_lol:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 10 März 2009, 16:03:14
@McK: Ist dir eigentlich klar, dass Moonshade dadurch jetzt zumindest ein Review von dir gelesen haben muss? :icon_mrgreen:

Das ist mein dritter oder vierter Klassiker-Tip, er wird also wohl sogar schon mehr als eins gelesen haben.  :icon_mrgreen:

Zitat von: vodkamartini am 10 März 2009, 16:27:20
Dass dieser Kommentar kommen würde, war so sicher wie das Amen in der Kirche.

Da ist allerdings auch was dran.  :icon_twisted:
Mr. Vincent Vega ist halt doch einer der Prätentiösesten hier und wird höchstens noch von PierrotLeFou, Adam Kesher und mir übertroffen.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 10 März 2009, 16:50:47
Ich finde es eben wirklich schwer zu verstehen, wie man WILDE ERDBEEREN als quälend empfinden kann. Das ist doch ein so tieftrauriger, schöner, kluger Film. Ganz ohne anstrengend oder anmaßend zu sein. Egal.

Ich finde den auch quälend.  ;) Von den ca. 10 Bergmännern, die ich bisher sah, der vielleicht schwächste (außer VON ANGESICHT ZU ANGESICHT, der gescheitert ist - das allerdings grandios). Bergman ist sowieso oft sehr quälend in seiner hoffnungslosen Egozentrik und seiner manischen Ernsthaftigkeit in der psychologischen Feinzeichnung, die seinen Frauenfiguren gelegentlich einen dezent chauvinistischen Hauch verleiht, besonders auffällig in dem ohnehin megap. SCHREIE UND FLÜSTERN.

Zitat von: Vince am 10 März 2009, 17:02:20
Und genau das muss man dir auch vorwerfen. In diesem Fall unter diesen Bedingungen hundertprozentig.

Stimmt.

Zitat von: vodkamartini am 11 März 2009, 16:19:58
Ein rein formaler Einwurf. Nachdem die ersten Zeilen deines Textes in Fettdruck auf der Startseite prangen, wäre es sinnvoll die falsche Schreibweise des Regisseurnamens auszubessern. Bergman schreibt man mit einem "n" am Ende. Nichts für ungut.  ;)

Meine alten Reviews strotzen sowieso vor Rechtschreib-, Grammatik- und sonstigen Leichtsinnsfehlern, noch viel mehr, als meine neueren. Eigens für meine Reviews habe ich mich von einem Freund in die Geheimnisse des das / dass einweihen lassen.  :icon_redface: Angesichts meiner OFDb-Texte frage ich mich sowieso immer, warum ich in Deutsch meist so blendende Noten hatte. Es muss wohl an meinem prätentiösen Gebrauch ausgefallener Fremdwörter schon im Kindesalter gelegen haben. Mit sowas kann man Deutschlehrer gut einwickeln.  :icon_lol:

Und ich bin leider meistens zu faul, den Weg übers Korrekturforum zu gehen für solche "Kleinigkeiten". Da müssen schon schwerwiegende inhaltliche Schnitzer vorliegen. Aber die sehe ich sowieso in jedem meiner Texte, der älter ist als ein Jahr...

Zitat von: Vince am 11 März 2009, 19:19:34
Interessanter als Bergman? Was kann das bloß sein?  :icon_razz:

Aus meinem Profil kopiert:

ZitatMichelangelo Antonioni, John Huston, Dario Argento, Alfred Hitchcock, Douglas Sirk, Andrzej Zulawski, Damiano Damiani, Jess Franco, Robert Bresson, Stanley Kubrick, Rainer Werner Fassbinder, Helmut Käutner, Shinya Tsukamoto, Jean Rollin, William Wyler, Pier Paolo Pasolini, Harald Reinl, Samuel Fuller, Richard Lester, Vincente Minnelli, Eckhart Schmidt

:icon_cool:

Mir geht es tatsächlich so, dass ich Bergman immer uninteressanter und fadenscheiniger finde, je mehr ich von ihm sehe. Ich finde zwar fast alles toll (PERSONA ist erst einige Wochen her), aber aus irgendeinem Grund fehlt mir da etwas, ist mir Bergman persönlich einfach nicht wichtig. Es kommt zwar häufig vor, dass man einen Regisseur interessant findet aber dennoch nicht als persönlichen Liebling, bei meinen Wertungen der Bergman-Filme stellt dieser Eindruck aber schon ein Paradoxon dar. Es stört mich irgendetwas an seinen Filmen und ich kann nicht definieren, was.

Zitat von: Der Crumb (awesome) am 11 März 2009, 19:47:47
Bay, Bruckheimer, Eichinger, Schweiger :icon_twisted: :icon_lol:

:kotz: :wallbash: :pidu:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Vince

Zitat von: McKenzie am 11 März 2009, 23:11:57
Es kommt zwar häufig vor, dass man einen Regisseur interessant findet aber dennoch nicht als persönlichen Liebling, bei meinen Wertungen der Bergman-Filme stellt dieser Eindruck aber schon ein Paradoxon dar. Es stört mich irgendetwas an seinen Filmen und ich kann nicht definieren, was.

So geht's mir in etwa mit Kurosawa...

McKenzie

Zitat von: Vince am 11 März 2009, 23:36:05
So geht's mir in etwa mit Kurosawa...

Mir auch. Fast. Bei Kurosawa sehe ich all das, was man so von seinen Filmen sagt, allerdings lassen sie mich emotional völlig kalt. Und genau das ist bei Bergman eben etwas anders, ich würde nicht behaupten, dass mich seine Filme überhaupt nicht berühren.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

McKenzie

Wahrscheinlich zum letzten Mal für einige Zeit noch einmal ein Verweis auf Ergüsse der jüngsten Zeit. Für einige Zeit heißt: Für etwa 2,5 - 3 Monate, die ich in England verbringen werde, wo ich mein Englisch aufpolieren werde.

In den letzten vier Monaten habe ich mich eingehend mit Elia Kazan beschäftigt und ihn sehr schätzen gelernt als einen Regisseur, dessen Filme weit mehr bieten als nur großartiges Schauspiel und ein hohes Maß an Realismus in einer Zeit, in der das in Hollywood noch außergewöhnlich war (das sind in etwa die beiden typischen Klischees, die im Zusammenhang mit seinem Schaffen immer wieder auftauchen).
Leider ist es mir nicht gelungen, die Resultate dieser kleinen Werkschau durchgehend schriftlich festzuhalten, aber einen längeren Text zu THE ARRANGEMENT, seinem wohl persönlichsten und ungewöhnlichsten Film, konnte ich mir doch aus den Rippen leiern:

http://www.eskalierende-traeume.de/blog/?p=243

(Einen Filmtagebuch-Kommentar zu VIVA ZAPATA! habe ich aus Propaganda-Gründen auch in die OFDb gestellt: http://www.ofdb.de/review/8567,344051,Viva-Zapata)

Außerdem noch Kurzes zu DIE ARBEITERKLASSE KOMMT INS PARADIES von Elio Petri, sozialkritisches Kino, wie ich es mir vorstelle (@ Bretzelburger  ;)):

http://www.eskalierende-traeume.de/blog/?p=210

Und da ich gerade mal wieder in meiner Italoploitationphilie schwelge, noch ein kleiner Text zu Albert de Martinos THE MAN WITH ICY EYES:

http://www.ofdb.de/review/93747,354507,The-Man-with-Icy-Eyes

ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Intergalactic Ape-Man

Zitat von: McKenzie am 15 April 2009, 02:04:33
Und da ich gerade mal wieder in meiner Italoploitationphilie schwelge...

Darf man in diesem Zusammenhang irgendwann auf eine Erläuterung deiner 9 Punktewertung für Don't Torture a Duckling hoffen? Es erscheint mir doch sehr viel für einen Film, der vor Unzulänglichkeiten strotzt und neben der kirchlichen Provokation insbesondere auch durch die Einflechtung von Kindern zu schockieren sucht, während die hauptsächlich nennenswerten Szenen ausgerechnet die grafischer Exploitation darstellen und im Fall der Hexenhinrichtung auch noch so unverschämt mitreißend wie handwerklich geschickt umgesetzt sind.

Übrigens hattest du irgendwann angekündigt, nochmal auf mein Post bzgl. Thriller einzugehen. ;)

MMeXX

Ich hoffe, du kannst dir dann auch zu Gentleman's Agreement was "aus den Rippen leiern"!? Einen Leser hättest du dann auf jeden Fall. ;)

Und zum Englisch (mit deutschem Akzent) aufpolieren reicht es doch, einfach Marlos Auftritt in Morituri zu studieren. :icon_lol:

Sarge

Zitat von: MMeXX (Fischkutter) am 15 April 2009, 10:56:37
Und zum Englisch (mit deutschem Akzent) aufpolieren reicht es doch, einfach Marlos Auftritt in Morituri zu studieren. :icon_lol:

Ach, so lange er dann nicht mit Anglizismen um sich werfend wiederkehrt, lass ihn doch fahren ;)

Viel Spaß und eine erkenntnisreiche Zeit wollte ich damit wünschen! Ich schmökere derweil in deinen Ergüssen.

McKenzie

15 April 2009, 21:05:22 #847 Letzte Bearbeitung: 15 April 2009, 21:09:00 von McKenzie
Zitat von: Intergalactic Ape-Man am 15 April 2009, 02:42:38
Darf man in diesem Zusammenhang irgendwann auf eine Erläuterung deiner 9 Punktewertung für Don't Torture a Duckling hoffen? Es erscheint mir doch sehr viel für einen Film, der vor Unzulänglichkeiten strotzt und neben der kirchlichen Provokation insbesondere auch durch die Einflechtung von Kindern zu schockieren sucht, während die hauptsächlich nennenswerten Szenen ausgerechnet die grafischer Exploitation darstellen und im Fall der Hexenhinrichtung auch noch so unverschämt mitreißend wie handwerklich geschickt umgesetzt sind.

Im Zweifelsfall immer daran denken, dass ich irreal generös bin bei meinen Bewertungen, zumindest am Querschnitt gemessen.  :icon_lol:

Den Filme habe ich vor drei Jahren zum letzten Mal gesehen, allerdings bezweifle ich, dass er bei einer erneuten Sichtung, die ich sicherlich bald vornehmen werde, absinken würde - ich spreche von ihm gegenüber anderen nämlich stets von meinem Lieblings-Fulci.  ;)
Ich bin mir schon darüber im Klaren, dass der Film in schöner Regelmäßigkeit übers Ziel hinausschießt und keine wirklich ernstzunehmende Auseinandersetzung mit dem Thema provinzieller Rückständigkeit, reaktionärer Gewaltbereitschaft, Aberglaube u. ä. ist, genauso wie er - was ich bei Fulci, den ich im übrigen für formal begnadet halte (was teilweise sogar noch in seinen späten Schlockern durchschimmert), aber stets vorraussetze und daher als nicht weiter störend empfinde, eher im Gegenteil - sehr zerfahren und uneinheitlich ist. Das alles ist mir aber eben egal, ich liebe es chaotisch, uneinheitlich, wirr, holprig.  Es gibt nichts besseres. :icon_lol:  Trotzdem funktioniert der Film für mich aber auch hervorragend als beunruhigender Thriller mit Mystery-Einschlag, der durch sein enorm reizvolles Setting, seine etwas kurios zusammengewürfelten Figuren und seine teils bizarren Einschübe eine (zumindest nach meinem Empfinden) unwiderstehliche Sogkraft und teils sehr gruselige Atmosphäre aufbaut. Da gibt es diese Szene, in der zwei Pärchen aus der Stadt sich in einer freistehenden Schäferhütte zu einem Schäferstündchen treffen, wobei sie von drei kleinen Jungen aus dem Dorf durch das Fenster beobachtet werden. Als die drei dann von den Städtern davon gejagt werden und man im Hintergrund die gewaltigen Betonpfeiler der Autobahnbrücke sieht... Solche Szenen geben dem Film ein bizarr-beunruhigendes Gefühl, weil man die Deformierung der Menschen in dieser Umgebung unter ihren Lebensbedingungen spürt und viele Bilder des Films wirken äußerlich zwar zunächst harmlos, lassen einen aber durch die Art, wie sie dieses Mini-Universum in der Abgeschiedenheit der Berge porträtieren, augenblicklich und mit großer Intensität die unter der Oberfläche gährende Gefahr und den Bedrohung spüren - man wird den ganzen Film über begleitet von einem äußerst unguten Gefühl. Ungefähr so, als würde man in HALLOWEEN von Michael Myers weder Schatten, Silouhette, Maske oder Füße sehen, noch sein Atmen hören oder seine Opfer zu Gesicht bekommen. Aber man würde seine Präsenz spüren. Genau das ist in DON'T TORTURE A DUCKLING meinem Empfinden nach gegeben. Und da ich den Großteil meiner Kindheit / Jugend auf dem Land verbracht habe, bin ich für eine solche "rural fiction" natürlich besonders empfänglich.  :icon_twisted:
Und die beiden großen Exploitation-Szenen des Films... gut... da sind die Gäule dem antiklerikalen Fulci natürlich durchgegangen. Aber da ich selbst diese Haltung teile, kann ich ihm das kaum verübeln und sehe hinter diesen Szenen eine giftige Sardonie, die mir tendenziell zusagt - zumal der Film durchaus bewusst zwischen Subtilität und Reißbrett hin- und herspringt, offensichtlich mit Genuss. Die Ermordung von Florinda Bolkan auf dem Friedhof ist natürlich purer Eskapismus - aber der muss einen ja nicht zwangsläufig davon abhalten, den übrigen Film weiterhin ernstzunehmen.

Vielleicht sollte ich das alles lieber gleich in die OFDb stellen.*  :icon_lol: Der Film ist wundervoll, alleine schon die großartige Eröffnungssequenz oder die bizarre "Verführungsszene" von Barbara Bouchet...  :love:

Und was die "Childploitation" angeht... Sehe ich nicht so, einfach und simpel. Ist zwar sehr gut nachvollziehbar, dass du zu diesem Schluss gekommen bist (zumal es ja noch einige andere Fulcis gibt, in denen mit Kindern recht übel umgesprungen wird), aber für mich übt sich der Film auch hier in überraschender Zurückhaltung.

Zitat von: Intergalactic Ape-Man am 15 April 2009, 02:42:38
Übrigens hattest du irgendwann angekündigt, nochmal auf mein Post bzgl. Thriller einzugehen. ;)

Oh je...  :icon_redface:

Zitat von: MMeXX (Fischkutter) am 15 April 2009, 10:56:37
Ich hoffe, du kannst dir dann auch zu Gentleman's Agreement was "aus den Rippen leiern"!? Einen Leser hättest du dann auf jeden Fall. ;)

Den habe ich auch schon seit zwei Monaten auf DVD hier liegen, irgendwie reizt er mich aber einfach weitaus weniger als seine anderen Filme, vielleicht auch deshalb, weil Kazan selbst immer relativ geringschätzig davon gesprochen hat.
Allerdings sehe ich ihn mir sicherlich noch an, alleine schon Gregory Peck, der einer meiner absoluten Lieblingsschauspieler der alten Studio-Ära ist, wäre Grund genug. Und dann gibt es im September oder zu Weihnachten vielleicht ein Review.  :icon_lol: Ich würde mich auch erstmal an einem ordentlichen Text zu THE VISITORS versuchen, den ich für einen von Kazans bemerkenswertesten Filmen halte, neben VIVA ZAPATA!, AMERICA, AMERICA und THE ARRANGEMENT.

Zitat von: MMeXX (Fischkutter) am 15 April 2009, 10:56:37
Und zum Englisch (mit deutschem Akzent) aufpolieren reicht es doch, einfach Marlos Auftritt in Morituri zu studieren. :icon_lol:

:LOL:

Zitat von: Sarge am 15 April 2009, 18:48:03
Ach, so lange er dann nicht mit Anglizismen um sich werfend wiederkehrt, lass ihn doch fahren ;)

Viel Spaß und eine erkenntnisreiche Zeit wollte ich damit wünschen! Ich schmökere derweil in deinen Ergüssen.

Danke. Augenblicklich habe ich allerdings nur panische Angst vor dem Flug. Nach 21 Jahren ohne Fliegen ist es nun unausweichlich und ich fürchte mich zu Tode.  :eek:

Übrigens ist mein Englisch nicht etwa miserabel (meine Mutter, eine Englisch-Lehrerin, lobt mich ständig - nun ja, Mütter...) aber auch still far from perfect. Und da ich mich mit dem Gedanken trage, im Ausland zu studieren...

*EDIT: Bitte mich beim nächsten Mal doch einfach gleich um ein Review.  :icon_mrgreen:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Intergalactic Ape-Man

Zitat von: McKenzie am 15 April 2009, 21:05:22
Das alles ist mir aber eben egal, ich liebe es chaotisch, uneinheitlich, wirr, holprig.

Vielleicht ist genau das mein Problem. Ich sehe die Attribute uneinheitlich und holprig eben verstärkt im Bezug auf Abschnitte, die zwanghaft zusammen montiert werden mußten, um bestimmte Inhalte zu bieten und den Weg von A nach B zu beschreiben. Mein Anspruch wäre ein freiwillig oder unfreiwillig (=wirr) virtuoses Chaos, welches dieses stümperhaft hingerotzte Grundkonstrukt nicht bietet. Wobei es natürlich genial für einen Krimi wäre, wenn der Autor selbst zu Beginn noch nicht die Auflösung gewußt hätte.  :icon_lol:
Wissen über deine Präferenzen ist aber schon ungemein wichtig in diesem Zusammenhang. Es ist nämlich nicht das erste Mal, daß ich meine Einschätzung bummelig 2-3 Punkte darunter ansetze. Das Messer und Die Viper sind zwei Fälle, in denen mir diese Diskrepanz ebenso aufgefallen ist.

Zitat von: McKenzie am 15 April 2009, 21:05:22Trotzdem funktioniert der Film für mich aber auch hervorragend als beunruhigender Thriller mit Mystery-Einschlag...Und da ich den Großteil meiner Kindheit / Jugend auf dem Land verbracht habe, bin ich für eine solche "rural fiction" natürlich besonders empfänglich.  :icon_twisted:

Schlüssig. Leider wird diese Stimmung für mich überlagert durch den moralischen Aspekt im Bezug auf die Kinder. Die Verführungsszene ungeachtet der wunderbar photographierten Barbara Bouchet ist sicherlich kein Unikat, dennoch in meinen Augen in dieser Form unnötig. Interessanterweise begrüße ich normalerweise ja auch ein Auflehnen gegen das typisch besserwisserische Hollywoodkind, wie bspw. in Assault on Precinct 13. Hier jedoch habe ich ein ungutes, belastendes Gefühl dabei, weil ich es für so niederträchtig auf die Gefühlseben hin kalkuliert empfinde, wie die Opfer hier ungeachtet der graphischen Inhalte eingesetzt werden. Diese unwirklich-schmutzig-rückständische Atmosphäre trägt dann sicherlich noch einen guten Teil dazu bei, die Bilder unbequem erscheinen zu lassen. Wenn nicht so viel Ratio in dieser Beobachtung stecken würde, könnte ich sogar zustimmen, daß der Film damit funktioniert.

Zitat von: McKenzie am 15 April 2009, 21:05:22
Und die beiden großen Exploitation-Szenen des Films... gut... da sind die Gäule dem antiklerikalen Fulci natürlich durchgegangen. Aber da ich selbst diese Haltung teile, kann ich ihm das kaum verübeln und sehe hinter diesen Szenen eine giftige Sardonie, die mir tendenziell zusagt - zumal der Film durchaus bewusst zwischen Subtilität und Reißbrett hin- und herspringt, offensichtlich mit Genuss. Die Ermordung von Florinda Bolkan auf dem Friedhof ist natürlich purer Eskapismus - aber der muss einen ja nicht zwangsläufig davon abhalten, den übrigen Film weiterhin ernstzunehmen.

Ich sehe es eigentlich eher umgekehrt. Gerade weil ich diese Szenen für so gut gelungen halte, kratzt es mich, wie wenig das Drumherum (für mich) stimmt. Dein Umkehrschluß macht allerdings deutlich, wie sehr dir die umspielende Handlung ans Herz gewachsen ist, die für dich durch die Exploitationszenen dann gesteigert werden können.

Zitat von: McKenzie am 15 April 2009, 21:05:22
Vielleicht sollte ich das alles lieber gleich in die OFDb stellen.* 

Ich würde es auch da lesen. Ab einem gewissen Aufwand ist es sicher die lohnenswerte Variante, da dort bestimmt mehr Leute daran teilhaben würden. Außerdem wird es inhaltlich bestimmt gut gegenüber manch anderer Ansicht stehen, die den Film überheblich als Kinderfilm bezeichnen. :icon_lol:
Bis dorthin schon mal vielen Dank für deine Mühe und Erklärung, die durchaus schon deine Position etwas deutlicher gemacht hat.

Zitat von: McKenzie am 15 April 2009, 21:05:22
Zitat von: Intergalactic Ape-Man am 15 April 2009, 02:42:38
Übrigens hattest du irgendwann angekündigt, nochmal auf mein Post bzgl. Thriller einzugehen. ;)

Oh je...  :icon_redface:

Und?  :anime:

Hedning

6 Mai 2009, 16:04:39 #849 Letzte Bearbeitung: 6 Mai 2009, 16:16:50 von Hedning
Hallo McKenzie,

Letztens hatte ich das Vergnügen, zwei Filme zu sehen, auf die mich unter anderem deine lobenden Worte aufmerksam gemacht haben... es handelt sich um Mariano Bainos "Dark Waters" und Terrence Malicks "Badlands". Ehrlich gesagt konnte ich jedoch in beiden Fällen das positive Echo nicht so recht nachvollziehen, und ich dachte, bevor ich wieder deinen Zorn auf mich ziehe wie bei den trauernden Gondeln, könnte man hier mal kurz Rücksprache halten?  ;)

Ich weiß zwar, dass du dich zur Zeit im UK aufhältst, um deinen Anglizismenvorrat zu erweitern, aber vielleicht findest du doch mal Zeit für eine kurze Zeile? Ansonsten: Irgendwann biste ja auch wieder da.

Dark Waters ist für mein Empfinden gekonnt gefilmt, aber derart mit (m.E. recht klischeehaften) Standard-Horrorlementen überladen, dass es mir leider ganz schnell zu viel wurde. Nach der wirklich gelungenen Eröffnungssequenz mit der "weggespülten" Kapelle(?) spielt sich der Film zunehmend auf professionell gefilmte, aber abgenutzt wirkende Bilder wie blinde Nonnen, kerzenerleuchtete Gänge, strömenden Gewitterregen, wortkarge Insulaner ein, die da für mein Empfinden in einem sich abnutzenden Übermaß geboten werden. Nichts kam mir da wirklich neu vor und den von dir als negatives Vergleichsmoment genutzten "Dagon" Stuart Gordons finde ich deutlich origineller.

Badlands - visuell ebenfalls sehr schön gemacht, aber da stört mich die Unnachvollziehbarkeit der Hauptfiguren Kit und Holly extrem. Sie leben offenbar in einer ständigen Illusion, verhalten sich aber dennoch szenenweise sehr pragmatisch, sie scheinen einander gar nicht so recht zu mögen und nicht viel miteinander anfangen zu können, dann heißt es aber: "Lieber mit einem, der mich so liebt, wie ich bin, eine Woche verbringen, als ein Leben voller Einsamkeit" - ich sehe keine Szene, die dieses Zitat untermauert? Ist das eine verrückte irrationale Leidenschaft oder handelt es sich um eine pragmatische Zweckgemeinschaft zum gesellschaftlichen Ausstieg aus purer Langeweile? Und was sollen diese völlig emotionslosen Nebenbei-Morde, die nicht mal den Mordopfern etwas auszumachen scheinen? Warum wird Kit am Ende eine Heldenverehrung durch die Polizei zuteil? Ich habe den Eindruck, dass Malick hier verschiedene Konzepte vorgelegen haben, wie man die Beziehung anlegen könnte, er sich irgendwie nicht richtig entscheiden konnte und jetzt als Konsequenz verschiedenes unentschieden nebeneinandersteht.

Punktewertungstechnisch landen die momentan in meinen Augen eher so im Mittelfeld...

Würde mich über eine Antwort freuen...

P.S. Ist dir der Name der Musikschule aufgefallen, in der Holly Klarinette lernt?  :icon_mrgreen:

Chili Palmer

Zitat von: Hedning am  6 Mai 2009, 16:04:39
"Lieber mit einem, der mich so liebt, wie ich bin, eine Woche verbringen, als ein Leben voller Einsamkeit" - ich sehe keine Szene, die dieses Zitat untermauert? Ist das eine verrückte irrationale Leidenschaft oder handelt es sich um eine pragmatische Zweckgemeinschaft zum gesellschaftlichen Ausstieg aus purer Langeweile? Und was sollen diese völlig emotionslosen Nebenbei-Morde, die nicht mal den Mordopfern etwas auszumachen scheinen? Warum wird Kit am Ende eine Heldenverehrung durch die Polizei zuteil?

Wirklich interessant, genau das hatte ich mich auch alles gefragt. Und warum Malick die Musik aus "True Romance" geklaut hat.

Das war jetzt dummdreist-plump, aber wenn ihn das nicht aus der Tea-Time-Reserve lockt, dann weiß ich auch nicht mehr.  :icon_mrgreen:
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Intergalactic Ape-Man

In Abwesenheit hier mal ein Glückwunsch zum Review Tip mit Fluchtpunkt San Francisco. Hab es zwar schon vorher gelesen und nur noch mal überflogen, aber erinnere mich noch gut an lobende Worte von durch den Film inspirierter Eloquenz. Stimmig und angemessen. Nur ob man Tarantino nun an jeder Ecke erwähnen muß, ist Geschmackssache. Aber die Kritik entstand wohl auch im Zuge von Death Proof, oder?

McKenzie

7 Mai 2009, 20:58:24 #852 Letzte Bearbeitung: 7 Mai 2009, 21:04:39 von McKenzie
Ich bin Internet- und generell PC-technisch leider auf den Laptop ( :icon_mad:) meiner Gastmutter angewiesen, auf den ich zwar relativ regelmaessig und oft zurueckgreifen kann, allerdings nie uebermaessig lang, weswegen ich meist nur zum noetigsten komme. Ausserdem habe ich in meiner Sprachschule inzwischen schon einige nette Italiener kennengelernt^^. Ich werde mich bemuehen, hier bald zu antworten. Vor allem sollte ich auch einige Reviews schreiben, ich spuere schon, wie mir das Schreiben auf deutsch zunehmend merkwuerdig vorkommt, weil ich den ganzen Tag englisch schreibe, englisch rede und englisch denke.  :icon_lol:

@ Intergalactic Apeman:

Vielen Dank - scheint ja echt ein Konsens-Review zu sein, alle Rueckmeldungen dazu bisher waren sehr positiv.  :icon_eek: Und ja, ich haette nicht dauernd Rueckschluesse auf Tarantino gezogen wenn mir Travis den Film nicht unmittelbar nach DEATH PROOF aufgeschwatzt empfohlen haette.


@ Hedning:

Nur drei Worte zu DARK WATERS, bevor ich nochmal darauf zurueckkomme (mein Review spiegelt zwar meine Haltung zum Film wieder, ist allerdings auch schon wieder total "dated"): Horrorfilm-Ikonographie und Prototyp.  ;)
Ich hoffe, du hast ihn wenigstens besser bewertet als MOTHER OF TEARS oder THE CARD PLAYER?8-/ Argentos GIALLO wird seine Weltpremiere im Juni in Edinburgh erleben und ich ueberlege schon fieberhaft, wie ich mir einen Trip dorthin organisieren koennte - ist eben leider doch eine Ecke von Cambridge aus. Aber auch nicht unerreichbar, was mich natuerlich wieder in Versuchung fuehrt, ueber die Leiche meiner Vernunft zu gehen wie schon fuer SUSPIRIA und MOTHER OF TEARS in Wien und Gerardmer.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Hedning

7 Mai 2009, 21:23:28 #853 Letzte Bearbeitung: 7 Mai 2009, 21:24:59 von Hedning
Bewertungen sind doch Schall und Rauch ;)

"Il Cartaio": keine Chance, der hat von mir 8/10 bekommen (wo allerdings ein Solidaritäts- und Trotzbonus einbezogen ist). Meinen Text dazu finde ich aus heutiger Sicht allerdings doof, was soll's. Das Problem kennen wir alle. Jedenfalls ein solider Thriller, dessen schlechte Bewertungen zum großen Teil auf dem bekannten Argento-Klischeeerwartungsbild (toll, drei e) basieren und zum Teil auch darauf, dass man bis dahin von Argento immer ganz Großes erwarten konnte.

Mit "La terza madre" finde ich Dark Waters kaum zu vergleichen. "La terza madre" ist zwar nicht gelungen, aber man sieht ihm immerhin den Versuch an, etwas Großes Neues zu schaffen (die Hexen-Apokalypse hätte der Idee nach absolut beeindruckend werden können). Dark Waters ist in seiner Art gelungen, aber Baino greift meistens - nicht immer - zu sehr auf Horror-Baukastenelemente zurück. Ich habe eher eine Vorliebe für Horror, der sich bedächtig-subtil aufbaut und nicht vom ersten Bild an da ist, um den ganzen Film über konstant mit Gewitter, kerzenerleuchteten Höhlen, Messermorden und seltsamen Fratzen wie am Tropf ernährt zu werden. Da fehlt mir der Spannung erzeugende Kontrast.

Deine Begeisterung für den Film ist nicht zufällig durch die Ähnlichkeit der Hauptfigur mit Suzy/Jessica Harper aus Suspiria (mit-)begründet? ;)

Chili Palmer

Zitat von: McKenzie am  7 Mai 2009, 20:58:24
weil ich den ganzen Tag englisch schreibe, englisch rede und englisch denke.  :icon_lol:

...aber nicht englisch rechnest. :oberlehrer:
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Chili Palmer


"Far Cry" bei 8/10?

Rrrrriehwjuh, bitte! 
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Crumby Crumb & the Cunty Bunch

Auf jeden Fall, scheinbar hat den außer uns keiner verstanden.
'Are you talkin' to me? You talkin' to me?' - Raging Bull, Pacino. Love that movie!

Chili Palmer


Nun ja, wir sind ja auch jetzt langsam in dem Alter, wo man locker hinter die Kulissen von ALLEM blickt.
Gerade deswegen bin ich auf Kenzies Stellungnahme gespannt, er ist ja doch noch jünger.
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Ong-Bockel

Zitat von: Chili Palmer am 25 Mai 2009, 23:19:25

"Far Cry" bei 8/10?

Rrrrriehwjuh, bitte! 

Mir hat er auch Spaß bereitet (~6/10)... :icon_cool:

Crumby Crumb & the Cunty Bunch

Ist der erste Boll, der gar keinen Leerlauf hat, alle 3 Minuten eine Explosion, wahnsinnig dämliche Witze, sehr viele mittelmäßige Feuergefechte und einen heftigen Schwung Gore - vor 20 Jahren hätten dabei alle auf die Leinwand ejakuliert.
Die Parkour Sequenz mit dem Stuntman, der Schweiger mal überhaupt nicht ähnlich sieht, war z.B. sehr köstlich, und der Hubschrauber Absturz mit der Harpune, und Til Schweiger, der mit jedem Pistolenschuß einen Baddie tötet, und...und...und...:LOL:
'Are you talkin' to me? You talkin' to me?' - Raging Bull, Pacino. Love that movie!

McKenzie

Zitat von: Chili Palmer am 25 Mai 2009, 23:19:25

"Far Cry" bei 8/10?

Rrrrriehwjuh, bitte! 

Das hat aber lang gedauert!  :icon_lol:

Zitat von: Der Crumb (awesomer Dummschwätzer) am 25 Mai 2009, 23:23:08
Auf jeden Fall, scheinbar hat den außer uns keiner verstanden.

Was gibt es da noch gross zu verstehen - ist mir unbegreiflich. Der Film hat dermassen viele PHANTOM KOMMANDO-Qualitaeten... Aber eben alles ein ganzes Stueck schaebiger, dummdreister und bescheuerter, mit einer guten Portion Mut zur Blamage. Ich winde mich jetzt noch, wenn ich an die Waldhuetten-Szene oder den Handgranaten-Streik denke. Und es auch endlich mal wieder ein Film in dem mein heissgeliebter Udo Kier zur Overacting-Form auflaufen kann, als Wagner liebender und malender Mad Scientist - Boll hin oder her, dass ist ein wunderbares Camp-Geschenk fuer ihn gewesen. Ich wuesste nicht, was ich in einem Review schreiben sollte... Als das, was er sein will, funktioniert der Film einfach - was aber die meisten Boll mit seinem Opfer-Status natuerlich nicht zugestehen wollen. Einen Tag spaeter habe ich, ebenfalls mit Viney und Captain Oi TUNNEL RATS gesehen, bei dem sich Boll im Vergleich wirklich uebernimmt.
FAR CRY ist jedenfalls der Optimalfall eines Boll, der ueber die Faszination des Phaenomens Boll an sich auch noch wirklich als Trash funktioniert, wenn man sich nicht zuviele Gedanken ueber die Intentionen des Regisseurs macht.

Zitat von: Der Crumb (awesomer Dummschwätzer) am 25 Mai 2009, 23:36:09
Ist der erste Boll, der gar keinen Leerlauf hat, alle 3 Minuten eine Explosion, wahnsinnig dämliche Witze, sehr viele mittelmäßige Feuergefechte und einen heftigen Schwung Gore - vor 20 Jahren hätten dabei alle auf die Leinwand ejakuliert.

:respekt: :icon_lol:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Chili Palmer


Vergessen wir bitte nicht die geradezu kunstvollen Ellipsen, mit denen Boll Zeitabläufe umsetzt. Wie die Schaschlik-Spieße auf dem Boot von einer Szene auf die andere schwarz rösten, um die lange Überfahrt in ein griffiges Männerkinobild zu überführen (Grillen!), das hat einfach, in Ermangelung eines besseren Ausdrucks, Klasse. Da müssen die Expendables erst einmal gegenanbruzzeln. Und auch bei dem Make-Up der Übermenschen bin ich mir immer noch nicht sicher, ob das nun schleichende Entmenschlichung darstellen sollte, oder eher cinema verité vom Feinsten war, weil Boll nur alle, die in den Drehpausen von den mittlerweile ranzig gewordenen Spießen genascht hatten, mit der Kamera einfing. Von der mutigen Thematisierung der transatlantischen Dienstleistungskluft in Schweigers Einführungsszene gar nicht zu reden. Die er, ganz dem Videospielvorbild verpflichtet, im schick-tropischen Hawaiihemd absolviert, obwohl Boll einmal mehr von einer übellaunigen kanadischen Behörde nur seine, aus "House of the Dead" bekannte Arschkalt-Bucht zum Drehen zugewiesen bekommen hat. Ich hoffe, Max Schmeling trainiert da dann auch.
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Crumby Crumb & the Cunty Bunch

Hat mich auch leicht geärgert, daß man dort nicht die nackicht badende Lois Lane wiedergesehen hat, und statt dessen lieber nach Walen watcht.
'Are you talkin' to me? You talkin' to me?' - Raging Bull, Pacino. Love that movie!

Vince

Apropos 8/10 für Far Cry... ich hab jetzt "The Happening" nach dem Kinobesuch das erste Mal auf DVD gesehen, und ich glaube, das könnte mein neuer Dreamcatcher werden. Unser Kenzie hat's schon immer gewusst... der hat doch auch 8/10 gekriegt oder?

Mr. Hankey

28 Mai 2009, 00:15:34 #864 Letzte Bearbeitung: 28 Mai 2009, 00:18:12 von Mr. Hankey
Also bitte! Da liegen doch Welten dazwischen und zwar in jeglicher Hinsicht! :icon_eek:

<Hankey, immer noch bekennender "Dreamcatcher"-Fan, aber "Happening"-Hasser! :kotz:>
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McKenzie

Zitat von: Vince am 27 Mai 2009, 22:25:09
Apropos 8/10 für Far Cry... ich hab jetzt "The Happening" nach dem Kinobesuch das erste Mal auf DVD gesehen, und ich glaube, das könnte mein neuer Dreamcatcher werden. Unser Kenzie hat's schon immer gewusst... der hat doch auch 8/10 gekriegt oder?

9/10.  :king:

Allerdings ist der Film für mich kein guilty pleasure sondern ein durchaus ernstzunehmender Versuch, gewollten Trash / Camp mit Satire und Reflexionen über filmische Mechanismen zu verbinden (= echt gute Unterhaltung auf hohem Niveau mit starkem Fun-Faktor :icon_lol:).

Dieser Standpunkt meinerseits ist inzwischen via Telefon zu einem der zählebigsten Zankäpfel zwischen Mr. Vincent Vega und mir avanciert, da er ihn als ultimativen Beweis meiner völligen Prätentiösität und Pseudo-Punk-Rezeptionsattitüde ansieht während ich diese Haltung seinerseits als ultimativen Beweis für die tendenziös faschistoide Ausführung seines affektierten Anti-Intellektualismus und seiner indirekten (und bedenklichen) Forderung nach einer Normierung der Filmrezeption ansehe.  :icon_mrgreen: :icon_mrgreen:

Im grossen und ganzen ist der Film aber primaer einfach ein stellenweise unfassbarer Riesenspass, allerdings eben ein hintergründiger.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Mr. Hankey

Jedenfalls bleibst Du der größte Klugscheisser in Sachen "gewollt intelektueller Sprachgebrauch"! :icon_lol: ;)
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Vince

Zitat von: McKenzie am 28 Mai 2009, 00:19:17
Allerdings ist der Film für mich kein guilty pleasure sondern ein durchaus ernstzunehmender Versuch, gewollten Trash / Camp mit Satire und Reflexionen über filmische Mechanismen zu verbinden (= echt gute Unterhaltung auf hohem Niveau mit starkem Fun-Faktor :icon_lol:).

Jarp, seh ich genauso (siehe Review).

Und beim zweiten Mal kam die Hitchcock-Schule noch viel stärker raus, was zur Folge hatte, dass ich mich (im Gegensatz zur Erstsichtung) echt keine Minute mehr gelangweilt habe, weil ich mich immerzu über die dominante Kameraarbeit amüsieren konnte (zB. das erschrockene Sicht des Mädchens im Close Up, als der Junge erschossen wird, oder die Mark Wahlberg-Egoperspektive im Haus, als er ins Esszimmer geht, und sich Wahlberg aus dieser Perspektive plötzlich löst und ins Bild tritt etc.)

Ich hab da gewisse Parallelen gesehen zum ähnlich wirkenden "Femme Fatale" von de Palma.


ZitatDieser Standpunkt meinerseits ist inzwischen via Telefon zu einem der zählebigsten Zankäpfel zwischen Mr. Vincent Vega und mir avanciert, da er ihn als ultimativen Beweis meiner völligen Prätentiösität und Pseudo-Punk-Rezeptionsattitüde ansieht während ich diese Haltung seinerseits als ultimativen Beweis für die tendenziös faschistoide Ausführung seines affektierten Anti-Intellektualismus und seiner indirekten (und bedenklichen) Forderung nach einer Normierung der Filmrezeption ansehe.  :icon_mrgreen: :icon_mrgreen:

Darum red ich so gern mit dir: neben dir fühl ich mich fast schon normal unkompliziert.  :icon_lol:


Mr. Vincent Vega

Zitat von: McKenzie am 28 Mai 2009, 00:19:17
Dieser Standpunkt meinerseits ist inzwischen via Telefon zu einem der zählebigsten Zankäpfel zwischen Mr. Vincent Vega und mir avanciert, da er ihn als ultimativen Beweis meiner völligen Prätentiösität und Pseudo-Punk-Rezeptionsattitüde ansieht während ich diese Haltung seinerseits als ultimativen Beweis für die tendenziös faschistoide Ausführung seines affektierten Anti-Intellektualismus und seiner indirekten (und bedenklichen) Forderung nach einer Normierung der Filmrezeption ansehe.  :icon_mrgreen: :icon_mrgreen:

In der Tat. Und es bleibt weiterhin festzuhalten, dass diese Kanon-Rezeption (also die eigentlich normierte) deinerseits - remember: THE HAPPENING wurde in Prätentionskreisen weitgehend genauso aufgefasst - zum einen Ausdruck des Unwillens ist, unablässliche Geschmacksurteile zu fällen, aber auch der Eitelkeit, Filme und deren vermeintliche Intentionen so über den eigenen Kamm zu bürsten, dass die Rezeption nur noch zur Rezeption einer Rezeption verkommt, und vor allem ist diese Lesart AUCH - meines Erachtens - in gewisser Hinsicht ein Widerspruch zur "Autorenkonsistenz": Denn ich verstehe den Switch eines Erzählkinofetischisten mit strengen narratologischen Gesetzmäßigkeiten und Hui-Bui-Twists hin zum metaphysischen Filmpamphletguru, der filmische Struktur auf den Kopf gestellt und Zuschauererwartungen bewusst impertinent gebrochen wissen will, nicht ... makes no sense to me.

Ergo: Eine Riesen-P.-Angelegenheit. Und der Film ist einfach nur bekloppt und dummdreist, ohne cleveren doppelten Boden. Und selbst wenn das alles wahr sein mag: Dann ist es trotzdem noch laaaaaange nicht gut.

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