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Autoren-Thread: McKenzie

Begonnen von McKenzie, 17 Februar 2007, 17:27:29

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McKenzie

28 Mai 2009, 15:42:06 #870 Letzte Bearbeitung: 28 Mai 2009, 15:45:31 von McKenzie
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 28 Mai 2009, 13:58:24
remember: THE HAPPENING wurde in Prätentionskreisen weitgehend genauso aufgefasst

Schwachsinn. Diese 'Kreise' sind doch nur einige Filmforen-User und nicht mehr, du schusterst es dir aber eben wieder einmal alles schoen zurecht, damit es auch ja in dein Mieder passt.

Du ignorierst dabei u. a.:

a) dass ich zu dem Zeitpunkt, als ich den Film sah, kaum einen Draht zu Filmforen hatte und keine Ahnung, wie er dort aufgenommen wurde (mehr oder minder warst du einer derjenigen, der mich darauf aufmerksam gemacht hat),

b) dass wir alle unterschiedliche Schwerpunkte, Persoenlichkeiten, cineastische Hintergruende und Rezeptions-Ethiken haben,

c) dass Shyamalan, mit dem ich ansonsten auch nicht allzu gruen bin, leider (fuer dich) offensichtlich kein Idiot ist, dass du

d) dir eigentlich nicht anmassen darfst, es besser zu wissen ich oder der Regisseur des von mir in irgendeiner Art und Weise rezipierten Films, dass es

e) ziemlich bequem und feige ist, alles, was man nicht versteht einfach in die P.-Schublade zu stecken statt sich damit auseinanderzusetzen (was ich, glaube ich jedenfalls, mindestens noch versuche), dass ich

f) niemals behauptet habe, dass THE HAPPENING ein subversiver Essay-Film oder sonst etwas in dieser Art sei sondern ihn in erster Linie nicht als intellektuelles Stimulantium sondern als kurzweiligen Genuss ansehe, letzteres aber aus von dir sinnentstellend zitierten Gruenden, dass du offenbar immer noch

g) eine individuelle Filmrezeption mit Ecken und Kanten mit Praetentioesistaet verwechselst, dass du

h) den Arsch offen hast, meine Rezeption so verkopft und realitaetsfern zu rezipieren anstatt dich mit mir darueber zu unterhalten, dass

i) nicht jeder von sovielen oberflaechlichen, voellig unwichtigen Neben-Effekten getrieben wird wie du sondern es den meisten doch eher auf die eigene Sichtweise eines Films als auf die Anpassung an den Kritiker-Kanon ankommt, dass du

j) mir bisher noch gar nicht erzaehlt hast, warum dich diese Rezeption von THE HAPPENING so aufregt, dass du

k) noch berechenbarer bist als ich, weil du auf dieses Posting nur mit Schweigen oder 'Oh, jetzt zeigt er wieder die Krallen, suess!' oder einer aehnlich langweiligen Frotzelei, nicht aber mit etwas konstruktiverem antworten kannst, dass du

k) mir immer alle moeglichen hinterhaeltigen Beweggruende und vorgefertigten Meinungen fuer meine Rezeption diverser Filme unterstellt wo ich aus ehrlichstem Herzen und ohne irgendwelche Nebengedanken mich ganz spontan und meine Vorurteile zu ignorieren versuchend einfach nur an der Purheit, der ungebrochenen Energie und den inspirierenden Impulsen des Weltwunders Kino erfreue und ueberhaupt: Hat dir schonmal jemand gesagt dass du

l) ein Snob, ein abgeklaerter Schnoesel, ein ignoranter Film-Fascho bist?


Goodness...

:algo:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Mr. Vincent Vega

Haha, eingelocht! Und wie!

Die Bärenhöhle ist kurz vorm Einstürzen. :icon_mrgreen:

Gemach, gemach, Puls runter, Hirn nach oben... dann klappt's auch mit der eigenen Nase - an die solltest du dir bei mindestens 3/4 der Punkte mal selbst tapsen, Bärli. :icon_cool:

Du intellektuelle Megazicke³.


And predictable as I am... silence will guide us. :icon_razz:


PS: Thanks for the poem again. Flattering. :love:

McKenzie

 :nono: :nono: :nono:

:andy: :andy: :andy:

:kotz: :kotz: :kotz:

:algoschaf: :algoschaf: :algoschaf:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 28 Mai 2009, 19:08:58
Die Bärenhöhle ist kurz vorm Einstürzen. :icon_mrgreen:

:LOL: :LOL: :LOL:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

McKenzie

30 Mai 2009, 19:51:13 #873 Letzte Bearbeitung: 30 Mai 2009, 19:56:00 von McKenzie
So, weil ich natuerlich schon daran interessiert bin, das abzuschliessen.  :icon_mrgreen:

Zitat von: Hedning am  7 Mai 2009, 21:23:28
"Il Cartaio": keine Chance, der hat von mir 8/10 bekommen (wo allerdings ein Solidaritäts- und Trotzbonus einbezogen ist). Meinen Text dazu finde ich aus heutiger Sicht allerdings doof, was soll's. Das Problem kennen wir alle. Jedenfalls ein solider Thriller, dessen schlechte Bewertungen zum großen Teil auf dem bekannten Argento-Klischeeerwartungsbild (toll, drei e) basieren und zum Teil auch darauf, dass man bis dahin von Argento immer ganz Großes erwarten konnte.

Verstehe ich, mir ist auch unverstaendlich, warum der Film derartig aggressiv verrissen wurde - man kann daran ganz gut erkennen, wie oberflaechlich, bzw. eindimensional Argento in der Regel rezipiert wird - wenn er sich einmal nicht in visuellem Pomp und raffinierten Mord-Szenen ergeht, ist es mit der Liebe ganz ploetzlich vorbei. IL CARTAIO ist fuer mich ein weniger erwachsener kleiner Bruder von TRAUMA, weil er neben diesem der vielleicht einzige Film Argentos ist, in dem sich dieser bewusst an einem naturalistischen Inszenierungs-Prinzip versucht, was ihm allerdings zum einen aber m. E. einfach nicht allzu sehr liegt und womit er zum anderen mindestens 25 Jahre zu spaet dran ist, da in diesem Metier ein naturalistischer Ansatz heute einfach automatisch mit TV-Krimiserien assoziiert wird - der Film selbst ist m. E. nicht auf TV-Niveau sondern das, woran er sich versucht, ist inzwischen zur Domaene des Fernsehens geworden. Ich habe mir gestern THE BOSTON STRANGLER (den von 1968) angesehen und dabei fantasiert, ob man dem Film, wuerde er heute erscheinen, nicht vielleicht den gleichen Vorwurf machen (sieht man einmal von dem progressiven Einsatz von Split Screen ab). Trotzdem sind 8/10 schon ziemlich heftig, besonders im Vergleich zu deiner DARK WATERS-Bewertung.

Zitat von: Hedning am  7 Mai 2009, 21:23:28
Mit "La terza madre" finde ich Dark Waters kaum zu vergleichen. "La terza madre" ist zwar nicht gelungen, aber man sieht ihm immerhin den Versuch an, etwas Großes Neues zu schaffen (die Hexen-Apokalypse hätte der Idee nach absolut beeindruckend werden können). Dark Waters ist in seiner Art gelungen, aber Baino greift meistens - nicht immer - zu sehr auf Horror-Baukastenelemente zurück. Ich habe eher eine Vorliebe für Horror, der sich bedächtig-subtil aufbaut und nicht vom ersten Bild an da ist, um den ganzen Film über konstant mit Gewitter, kerzenerleuchteten Höhlen, Messermorden und seltsamen Fratzen wie am Tropf ernährt zu werden. Da fehlt mir der Spannung erzeugende Kontrast.

Ich verstehe, worauf du hinauswillst, allerdings beisst sich das doch heftigst mit deiner Verehrung fuer Argento? Was tut Argento in SUSPIRIA denn anderes als klassische "Horror-Baukastenelemente" zusammenzusetzen, wenn auch unter dem Schleier seines exzentrischen Stils? Das junge Maedchen, dass in einer gewittrig-tosenden Nacht durch den dunklen Wald faehrt, aus dessen Schwaerze sich die gothische Fassade des Internates loest, die Hexen-Rituale, die sich im Bauch dieses Gebaeudes heimlich und verborgen abspielen...
Das alles ist vielleicht nicht ganz so massiv wie in DARK WATERS aber schon ein Vergleich der Anfangssequenzen beider Filme demonstriert m. E. sehr schoen die Qualitaeten von Bainos Film - waehrend wir in SUSPIRIA Suzys fulminante Ankunft im klassischen NOSFERATU-Stil haben, beginnt DARK WATERS mit Louise Salters Fahrt in dem ukrainischen Bus-Wrack, voll mit bizarren Figuren - kleine Details wie das hohe Lachen des einen, die kleinen Spinnen, die der andere ueber seine Haende laufen laesst oder der Sitznachbar von Salter, der sie um Feuer bittet und dabei versehentlich versengt - und das alles im goldenen Licht dieses Sonnenuntergangs - das ist doch toll.  :love:
Bei aller Liebe fuer Argento, besonders subtil baut sich sein Horror nur seltenst auf, am ehesten noch in INFERNO der unter anderem auch deswegen mein wahrscheinlich liebster Argento ist - ansonsten wechseln sich unbehagliche Stille und laermendes Getoese bei Argento relativ gleichmaessig ab - was mich nicht im geringsten stoert, allerdings irgendwie nicht so ganz zu deiner Aussage passt, imo.

Was nun die "Horror-Baukastenelemente" betrifft, so schrieb ich ja bereits etwas von Horrorfilm-Ikonographie - gegenueber Freunden bezeichne ich DARK WATERS meist mit einem leichten Augenzwinkern als den "SUSPIRIA der 90iger". Das trifft es vielleicht nicht ganz aber im wesentlichen meine ich eigentlich folgendes: In meinen Augen ist der Horrorfilm der klassischen Schule, nominell der Gothic-Horror, in den 90igern auf einem vorlaeufigen Nullpunkt angelangt (aus dem er sich in den letzten Jahren wieder zu loesen versucht) und DARK WATERS ist fuer mich neben Coppolas DRACULA und Burtons SLEEPY HOLLOW einer der in diesem Bewusstsein geschaffenen Filme, der am besten den konkreten Umgang mit diesem "Problem" repraesentiert. Wo aber DRACULA und SLEEPY HOLLOW auf subtile, aber offensichtlich postmoderne Art und Weise versuchen, das "Klassische", das Klischee, das Merkmal und die Ikonographie des Gothic-Horrors mit einer leicht comichaften Uebertreibung, bzw. Ueberstilisierung sowie einer gewissen Dosis zeitgenoessischen Mainstream-Chics zu verbinden, versucht DARK WATERS, den entgegengesetzten Weg zu gehen und so zu tun, als waere der Gothic-Horror ein junges Genre, bzw. zu versuchen, die epische Historie des Subgenres ueber weite Strecken zu ignorieren, sich ihr aber zugleich zu bis zu einem gewissen Grad zu unterwerfen (das klingt auch wiederspruechlich, ich weiss). Das Ergebnis ist ein stilistisch durchaus moderner Film, der sich ganz bewusst als prototypischer Gothic-Horrorfilm ausgibt.
Ich wollte eigentlich vor einigen Wochen John Hustons THE UNFORGIVEN besprechen, der fuer mich etwas aehnliches versucht - Huston, dessen einziger echter Western dieser Film war, sagte seinerzeit, dass er auf keinen Fall versuchen wuerde, dem Western seinen eigenen Stempel aufzudruecken, weil er doch schon laengst ein eigener Stempel waere - genauso verhaelt es sich mit dem Gothic-Horror letztlich auch und THE UNFORGIVEN ist, gedreht 1960 zu einer Zeit, als der klassische Western schon im Sterben lag und mit Filmen wie RIDE THE HIGH COUNTRY und PER UN PUGNO DI DOLLARI endgueltig ueber den Haufen geworfen wurde, der Versuch, einen absolut prototypischen, klassischen Western zu drehen (also auch einen Film UEBER das Genre an sich) mit all den Elementen, Handlungen und (Stereo-)Typen, die sich in der Geschichte des Genres als solche herauskristallisiert haben.

DARK WATERS macht in meinen Augen das gleiche mit dem Gothic-Horror und versucht gar nicht erst, das Genre neu zu erfinden - stattdessen entwirft er seinen eigenen, kleinen, extrem dichten prototypischen Mikrokosmos und das, wie ich finde, mit Erfolg. Ganz unabhaengig davon, das mich das nicht stoeren wuerde, kenne ich eigentlich auch keinen Horrorfilm mit teuflischen Nonnen, der sich dem ganzen so annaehert, in dem brennende Kreuze herumgetragen werden und in dem die Nonnen einer monsterhaften Meeresgottheit huldigen. Gerade weil Baino all die klassischen Ingredienzen zusammentraegt - aber eben viel eigenes beimengt, wie ich meine - ist DARK WATERS fuer mich einer der definitiven Filme zum Thema, wenn nicht sogar einer der definitiven Gothic-Horrorfilme ueberhaupt.

Seien wir doch mal ehrlich: Die Anzahl von Gothic-Horrorfilmen, die einen wirklich packen, angenehme Gaensehaut und gelegentlich wirklichen Grusel verbreiten, die man nicht mit einem nostalgischen Laecheln sondern weit geoeffneten Augen ansieht, ist doch aeusserst gering. Ob nun Hammer, Mario Bava oder Paul Naschy - ich liebe all das aber nicht so sehr wegen ihrer Zugehoerigkeit zum Subgenre denn ihres Charismas, oft auch ihrer Trivialitaet und Exploitativitaet wegen. DARK WATERS ist fuer mich eine echte Erfuellung, weil er einer der wenigen Gothic-Horrorfilme ist, der all das konzentriert und buendelt, was ich mir von einem solchen Film wuensche - er ist einfach prototypischer und endgueltiger als z. B. die Hammer-Filme es je haetten sein koennen, weil sie einer Art handwerklichen Fliessband-Produktion entstammen, bei der man es nie gewagt haette, soviele wertvolle Elemente in einen Film zu packen - mit anderen Worten: Bei Hammer haette man aus dem Drehbuch und den Bildern von DARK WATERS gleich drei Filme gemacht.  :icon_lol: Bainos Enthusiasmus und sicheres Gespuer fuer die passenden Bilder und die Struktur, in die er diese Elemente einfuegt, ist fuer mich ein echtes Geschenk und ich hatten dem Film sogar schon 10 Punkte verpasst, bevor ich ihm schrieb und eine unglaublich freundliche und grosszuegige Antwort von ihm erhielt (er bot mir an, in unser Kino zu kommen und den Film vorzustellen - er haette sogar den Flug selbst bezahlt). Ich wuerde seinen Ansatz nicht so beschreiben wie du (dass er sich auf diese Elemente "verlaesst") sondern vielmehr als die restlos begeisterte und gleichzeitig disziplinierte Liebeserklaerung an die Kraft und die archaische Faszination des Subgenres. Ich haette statt dieses Monster-Postings theoretisch (wenn ich der Meinung gewesen waere, dass das ausreicht) einfach schreiben koennen, dass DARK WATERS fuer mich als einer von nur wenigen Gothichorrorfilmen wirklich "all the way" geht, bzw. das meiste aus diesen Elementen herausholt und sie wirklich perfekt fuer sich einspannt.

Sicherlich, wahrscheinlich ist Soavis DELLAMORTE, DELLAMORE (dem ich ja auch 10/10 gegeben habe) der souveraenere italienische Horrorfilm der 90iger - aber dafuer auch der postmodernere und zeitgenoessischere.

Ich habe fertig.  :icon_mrgreen:

PS: Hast du die Einzel-DVD oder die LE von DARK WATERS? Die in letzterer enthaltenen Kurzfilme von Baino, CARUNCULA und NEVER EVER AFTER haben meine Wertschaetzung und Sicht auf DARK WATERS zusaetzlich beeinflusst, weil in ihnen noch staerker und noch ein ganzes Stueck souveraener der Ansatz zutage kommt, den ich soeben beschrieben habe. Besonders NEVER EVER AFTER ist eines der beeindruckendsten weil pointiertesten Beispiele fuer einen Diskurs ueber den popkulturellen Stellenwert des Genres innerhalb desselbigen.

PPS: Ja ja, alles total p..  :icon_mrgreen:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Hedning

3 Juli 2009, 00:08:50 #874 Letzte Bearbeitung: 3 Juli 2009, 02:52:29 von Hedning
Jetzt mit einiger Verspätung auch meine Antwort:

Der Naturalismus wird bei Il Cartaio nicht das einzige sein, was Argentos Publikum irritiert hat. Abgesehen davon, dass der Einbezug des Mediums Internet als handlungstragendes Element natürlich den 70er-Nostalgiker genervt haben dürfte, waren die zurückhaltende Darstellungsweise von Gewalt und der Verzicht auf harte Schocks wohl nicht nach dem Geschmack der Fans. Die TV-Assoziation ist unter den Umständen schnell da, da stimme ich dir zu. Gerade weil Argento sich hier wieder eher einer hellen, kalten Optik bedient wie in Tenebre (wo es, wie ich mal las, auch von irgendwelchen Fernseh-Detektivserien inspiriert gewesen sei). Das dann allerdings ohne die geheimnisträchtige (u.a. Tier-)Symbolik (die für mich letztlich das wichtigste Charakteristikum des Giallo-Kinos ist). Ich glaube, Il Cartaio war bis dahin der am wenigsten sich symbolischer Elemente bedienende Film Argentos. Noch in Trauma krochen Insekten und Eidechsen (also kleine, empfindliche Tiere, die jederzeit von bösen Menschen geplättet werden könnten - symbolisch für mordbedrohte Menschen, wenn man die Erklärung einfach halten will) in Nahaufnahme durchs Bild, wodurch so was wie zwei verschiedene Handlungsebenen entstanden, eine vordergründige und eine allegorische. Aus Il Cartaio kann ich mich an so was nicht erinnern (außer man fasst die Karten als symbolisches Element auf), ist aber auch schon recht lange her, dass ich den gesehen habe.

Was Suspiria angeht: Ich bin nicht der Ansicht, dass Argento über seinen persönlichen Stil den klassischen Gothic Horror transportiert, es ist eher umgekehrt. Ich habe bis jetzt angenommen, dass diese Idee auch deiner Rezeption zugrundeliegt? Sonst wäre er ja kein "Auteur", oder? Was Suspiria stilistisch vom Zusammensetzen der klassischen Baukastenelemente abhebt, ist natürlich zum einen die wagemutig exponierte Rolle der Musik, die sich nicht züchtig im Hintergrund versteckt, sondern den Zuschauer/-hörer quasi anbrüllt. Während man klassischen Gothic Horror mit Musik einleiten würde, die aufs 18. oder 19. Jh. verweist (Streicher, Cembalo usw.), wird man in Suspiria in einen Bild-Rausch hineingetrommelt wie von einem Schamanen. Das gehört - denke ich - zur Strategie, den Zuschauer aus seiner Distanz herauszuholen und seine Sinne gefangenzunehmen. Argento ist in seinem Horror-Konzept auch insofern atypisch, als in "Suspiria" visueller Horror nicht durch Dunkelheit, sondern durch Licht (und Farben) definiert wird. Was er später in Tenebre auf die Spitze treibt. Man denke an die (möglicherweise unheimlichste) Szene, als Suzy von der Köchin mit irgendeinem metallischen Gegenstand geblendet wird.

Von Dark Waters habe ich übrigens leider nur die einfache DVD-Ausgabe ohne Kurzfilme. Ansonsten: mag sein, dass er in der Darstellung der teuflischen Nonnen weiter geht als frühere Filme mit dieser Thematik. Ansonsten waren mir die Nonnen, ihre Beweggründe und Ziele aber doch nicht ausgearbeitet genug. Auch in der Hinsicht wird bei "Dagon" für mein Empfinden etwas mehr geboten - dort hat auch die "böse Seite" einerseits eine Geschichte und auch vereinzelt Figuren mit halbwegs nachvollziehbaren Interessen. Es wird verdeutlicht, dass nicht nur die eine die andere, sondern beide Seiten wechselseitig einander Grund haben, die andere als Bedrohung zu betrachten. Die "Dark Waters"-Nonnen bleiben eher das schemenhafte Böse und sind mitunter auch etwas effekthascherisch eingefangen (alte Nonne, deren Blindheit als Gruseleffekt eingesetzt wird, dem - z.B. gegenüber dem oben erwähnten von Argento - für mein Empfinden die Originalität fehlt).

Zitatversucht DARK WATERS, den entgegengesetzten Weg zu gehen und so zu tun, als waere der Gothic-Horror ein junges Genre, bzw. zu versuchen, die epische Historie des Subgenres ueber weite Strecken zu ignorieren, sich ihr aber zugleich zu bis zu einem gewissen Grad zu unterwerfen (das klingt auch wiederspruechlich, ich weiss). Das Ergebnis ist ein stilistisch durchaus moderner Film, der sich ganz bewusst als prototypischer Gothic-Horrorfilm ausgibt.
[...]
DARK WATERS macht in meinen Augen das gleiche mit dem Gothic-Horror und versucht gar nicht erst, das Genre neu zu erfinden - stattdessen entwirft er seinen eigenen, kleinen, extrem dichten prototypischen Mikrokosmos und das, wie ich finde, mit Erfolg.

Da bin ich doch etwas skeptisch... ich will ja nicht einfach behaupten, dass du den Verzicht auf Innovation schönreden willst, aber ich frage mich doch, woran man erkennt bzw. was es ausmacht, ob ein Film schlicht auf Genrekonventionen zurückgreift oder sich "ganz bewusst als Prototyp ausgibt"? Vielleicht habe ich dir aber auch einfach an irgendeinem Punkt nicht folgen können.

Zitat von: McKenzie am 21 Oktober 2008, 18:42:45Filme [...] BLUTIGE SEIDE gehören für mich deswegen zu den schwächeren Bava-Arbeiten, weil sie trotz ihres unbestreitbaren formästhetischen Werts doch irgendwo jenseits ihrer sinnlichen Faszination keinen Halt bieten. BLUTIGE SEIDE ist für mich z. B. ein reiner "Kunstfilm", dem der ewige Argento-Vorwurf, außer den Bildern habe der Film nichts zu bieten, wesentlich besser steht als SUSPIRIA. Denn da ist kein Leben, kein Blut, keine Energie. Für mich könnte BLUTIGE SEIDE auch ein Film von Max Ophüls (sicherlich ein wichtiges Vorbild für Bava) sein, den ich aus eben jenen Gründen verabscheue: Seine Filme sind von einer geradezu unmenschlichen Mechanik, Kälte, Dürre, sie sind tot - man meint geradezu, die Maden von der Leinwand kullern zu sehen, so tot ist das. Und ausgesprochen ekelhaft in seiner faschistoiden inszenatorischen Hierarchie. [...] BLUTIGE SEIDE ist dagegen nur ein virtuos in fleischig-cremigen Pastell- und Acrylfarben dekoriertes Schaufenster, bzw. eine Grand Guignol-Bühne, auf der statt Darstellern organische Accessoires und statt Charakteren Gebrauchsanweisungen auf zwei Beinen agieren.

Diesen nach wie vor sehr interessanten Zeilen habe ich jetzt mal ein bisschen was entgegenzusetzen versucht:
siehe hier
http://www.ofdb.de/review/18142,366697,Blutige-Seide
D.h. ich denke, dass der Film diese tote, artifizielle Welt nicht unreflektiert so hinstellt, weil Bava evtl. nichts besseres eingefallen wäre, sondern er bietet ebenso wie bei Reazione a catena eine kritische Distanz (jedoch nicht im moralisierenden Sinne) dazu an. Vielleicht ein wenig vergleichbar mit den SF-Filmen von Verhoeven.

McKenzie

Weil ich hier mal wieder reingeschaut und festgestellt habe, dass wir das noch nicht abgeschlossen hatten (und ich es in England einfach vergessen habe und die Antwort eine sehr einfache ist):

Zitat von: Hedning am  3 Juli 2009, 00:08:50
Da bin ich doch etwas skeptisch... ich will ja nicht einfach behaupten, dass du den Verzicht auf Innovation schönreden willst, aber ich frage mich doch, woran man erkennt bzw. was es ausmacht, ob ein Film schlicht auf Genrekonventionen zurückgreift oder sich "ganz bewusst als Prototyp ausgibt"? Vielleicht habe ich dir aber auch einfach an irgendeinem Punkt nicht folgen können.

Woran erkennt man so etwas? Das "Erkennen" erledigt mein cineastischer Instinkt für mich, die Tendenzen in meiner Rezeption, ein Impuls, den der Film in mir auslöst und die Assoziationen und Gedanken, die er in mir auslöst, auf die ich den Film dann im weiteren abklopfe - wenn sie sich für mich persönlich bestätigen, ist der Film, wenn ich sie für mich als leere Versprechungen oder Blindgänger entlarve, dann ist er nicht. Diese Freiheit bei der Rezeption kann mir niemand nehmen und sie repräsentiert für mich das Wesen der Kunst und ihre Kraft, sich über die Trivialitäten menschlicher Engstirnigkeit hinwegzusetzen. :icon_razz: Oder sagen wir mal so: Ist DARK WATERS deiner Ansicht nach ein Fan-Film?
Der Fan-Film fehlt in deiner Auflistung oben - prinzipiell ist ein Film, der Genrekonventionen mit dem Bewusstsein aufgreift, dass sie Konventionen sind und sie dennoch zum Einsatz bringt, eher ein prototypischer Typ, der Film, der die Konventionen drischt aus Bequemlichkeit, ein Stereotyp und der Fan-Film (im Sinne der klassischen Konnotation des Wortes) - tja, der ist eben meist einfach keine genuine filmische Kreation sondern eine passionierte Selbstbefriedigung.  ;)

Selbst wenn Baino in einem Interview behaupten würde, er habe das betreffende Posting von mir gelesen und das wäre alles Unsinn, würde mich das u. U. wenig beeindrucken. Er muss es ja nicht bewusst getan haben - denn wie haben wir von Argento so genau gelernt: Der Musen-Kuss kommt aus dem Unterbewusstsein.  :icon_mrgreen:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

RoboLuster

22 Januar 2010, 00:33:45 #876 Letzte Bearbeitung: 22 Januar 2010, 04:19:10 von RoboLuster
Hi, ist das 1. Mal, dass ich in dieser Form etwas in einem Autorenthread schreibe. Also zuerst mal ein Dankeschön an dich, dass du so viele Reviews zu Gialli geschrieben hast, neben Boxhamster, Adalmar/Hedning und Kesher bist du bisher einer meiner bevorzugten Giallo Autoren.

So jetzt aber auf den Punkt: http://www.ofdb.de/review/357,182339,Die-Neunschw%C3%A4nzige-Katze

Habe ihn soeben gesehen und mir danach gleich mal deine Review dazu durchgelesen... zum Glück danach, denn ich finde da ist schon ein ziemlich großer Spoiler drinnen.
Spoiler: zeige
Ein Wissenschaftler muss bei Untersuchungen des sog. "Verbrecher-Chromosoms" feststellen, das auch er selbst dieses Erbgut besitzt und beginnt, alle Mitwisser zu ermorden.
Sollte doch eigentlich die "überraschende" Auflösung darstellen.^^

Und was mich noch etwas stutzig macht, ist deine Behauptung der Film würde stets zwischen Sci-Fi-Krimi (aufgrund gewisser futuristischer Elemente auf welche du noch zu sprechen kommen wolltest) und Giallo schwanken.

Wieso den Sci-Fi-Krimi? Wegen der XYY Chromosomen? Es geht zwar um diese (Motiv des Täters), werden aber imo nur am Rande erwähnt. Ansonsten konnte ich, auch in deinem Text, keine weiteren futuristischen Elemente erkennen.

Noch Etwas: Von der gegebenen Punktezahl, 7 von 10, stimmen wir überein, auch wenn ich durch deinen Text irgendwie den Eindruck hatte, du mochtest den Film weniger, als die Punkte vermuten ließen.  ;)

Gruß
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

Hedning

Zitat von: McKenzie am 20 Januar 2010, 23:28:16Diese Freiheit bei der Rezeption kann mir niemand nehmen und sie repräsentiert für mich das Wesen der Kunst

Das ist richtig. "woran man erkennt" war von mir auch nicht glücklich formuliert.

ZitatIst DARK WATERS deiner Ansicht nach ein Fan-Film?

Das nicht. Ich finde den Film jetzt nicht durchgehend epigonenhaft, eher streckenweise. Insbesondere die Einleitung mit der überschwemmten Höhle und die "zweite Einleitung" mit der Busfahrt sind schon visuell recht kraftvoll und eigenständig. Wobei ich in diesen Szenen gewisse Parallelen (aber nicht unbedingt Nachahmungen) bezüglich Soavi zu sehen meine, z. B. könnten die skurrilen Gestalten aus dem Bus auch in "La chiesa" oder "Della morte dell'amore" vorkommen (der ja erst kurz nachher entstanden ist).

ZitatSelbst wenn Baino in einem Interview behaupten würde, er habe das betreffende Posting von mir gelesen und das wäre alles Unsinn, würde mich das u. U. wenig beeindrucken. Er muss es ja nicht bewusst getan haben

Ebenfalls richtige Argumentation. Daher stört mich auch immer der oft zu lesende Vorwurf, man würde etwas irgendwo "hineininterpretieren", was ja wohl nicht durch die Intention des Autors/Regisseurs/[...] gedeckt sei.

@RoboLuster:
Ich finde das Sci-Fi-Element auch nicht so wichtig, dass es als genrebestimmend gewertet werden müsste. Es korrespondiert darüber hinaus mit den Darstellungen polizeilicher Ermittlungsarbeit in "L'uccello dalle piume di cristallo" und "Quattro mosche di velluto grigio", die auch futuristische Züge haben - man könnte negativ ausgedrückt auch sagen: etwas weit hergeholt wirken. Während es generell für Giallo-Polizisten eher typisch ist, dass sie zwar irgendwie präsent sind, aber in der Ermittlung nicht so recht vorankommen und hin und wieder zum "comic relief"-Faktor werden.

McKenzie

22 Januar 2010, 18:03:47 #878 Letzte Bearbeitung: 22 Januar 2010, 18:09:03 von McKenzie
Zitat von: RoboLuster am 22 Januar 2010, 00:33:45
Hi, ist das 1. Mal, dass ich in dieser Form etwas in einem Autorenthread schreibe. Also zuerst mal ein Dankeschön an dich, dass du so viele Reviews zu Gialli geschrieben hast, neben Boxhamster, Adalmar/Hedning und Kesher bist du bisher einer meiner bevorzugten Giallo Autoren.

Grazie! Ich weiß, dass meine Italo-Reviews die größte Stammleserschaft in der OFDb haben, daher veröffentliche ich diese nach wie vor vorzugsweise dort während ich meine übrigen Texte inzwischen eigentlich nur noch auf unserem (= einige Freunde und ich) Blog "Eskalierende Träume" poste. Leider kann ich mich inzwischen nur noch selten dazu aufraffen, etwas zu diesen Filmen zu schreiben, obwohl ich ständig neue, sehr sehenswerte Exemplare der Gattung sehe, die noch nicht besprochen wurden.

Zitat von: RoboLuster am 22 Januar 2010, 00:33:45
So jetzt aber auf den Punkt: http://www.ofdb.de/review/357,182339,Die-Neunschw%C3%A4nzige-Katze

All deine Einwände haben ihre Berechtigung - allerdings ist der Text auch schon über drei Jahre alt und für Texte aus dieser Zeit übernehme ich keine Verantwortung. Wieviel Mist ich damals verbrochen habe...  :icon_mrgreen: Vielleicht hätte ich das Review bei meiner großen Lösch-Aktion entfernen lassen sollen. Der futuristische Aspekt ist bei Argento sowieso in TENEBRAE am ausgeprägtesten, danach kommt aber gleich IL GATTO A NOVE CODE - in dem es allerdings bei einigen unfertigen Ansätzen bleibt, die sich an amerikanischen und britischen Vorbildern orientieren. Dass ich darauf damals nicht mehr zu sprechen kam, ist wohl schlicht meiner geistigen Organisationsschwäche zuzuschreiben.  :icon_lol:

Zitat von: RoboLuster am 22 Januar 2010, 00:33:45
Habe ihn soeben gesehen und mir danach gleich mal deine Review dazu durchgelesen... zum Glück danach, denn ich finde da ist schon ein ziemlich großer Spoiler drinnen.
Spoiler: zeige
Ein Wissenschaftler muss bei Untersuchungen des sog. "Verbrecher-Chromosoms" feststellen, das auch er selbst dieses Erbgut besitzt und beginnt, alle Mitwisser zu ermorden.
Sollte doch eigentlich die "überraschende" Auflösung darstellen.^^

Aber ich gebe ja den Namen des Mörders nicht preis.  ;)
Mich hat dieser "Spoiler"-Zwang schon immer genervt. M. E. ist es beinahe unmöglich, tiefschürfende Kritiken zu schreiben, ohne dabei zu spoilern - will man einen Film auseinandernehmen, analysieren, muss man auch bis zum bitteren Ende gehen. In meinen Giallo-Reviews vermeide ich das in der Regel trotzdem (um euch einen Gefallen zu tun^^) aber sonst kann ich dich vor meinen Reviews nur warnen, da ich dauernd spoilere. Gestern habe ich aber z. B. Giulio Questis ARCANA gesehen und schreibe auch gerade an einem kleinen Review für Eskalierende Träume - dort werde ich aber versuchen, den "Schlusstwist" bei mir zu behalten, da er mich selbst umgeworfen hat. Das passiert mir nur noch sehr selten und wenn es passiert, dann ist das für mich ein sicheres Indiz für einen "verschleierungswürdigen Twist".

Zitat von: RoboLuster am 22 Januar 2010, 00:33:45
Noch Etwas: Von der gegebenen Punktezahl, 7 von 10, stimmen wir überein, auch wenn ich durch deinen Text irgendwie den Eindruck hatte, du mochtest den Film weniger, als die Punkte vermuten ließen.  ;)

Ja, ich mag den Film nicht übermäßig, die 7 Punkte sind eine sehr nüchterne Vergabe, mit der ich quasi "objektiv" die Vorzüge und Reize des Films bewerte - würde ich ihn instinktiv bewerten, würde ich wohl eher 6/10 oder sogar 5/10 vergeben. 7/10 ist bei mir aber auch schon eine eher in Richtung gutes Mittelmaß tendierende Wertung, großzügig, wie ich normalerweise mit Punkten um mich werfe. Und (meine eigenen) Punktbewertungen nehme ich persönlich auch nicht allzu ernst.

Zitat von: Hedning am 22 Januar 2010, 15:33:39
Das ist richtig. "woran man erkennt" war von mir auch nicht glücklich formuliert.

;) :pidu:

Zitat von: Hedning am 22 Januar 2010, 15:33:39
Das nicht. Ich finde den Film jetzt nicht durchgehend epigonenhaft, eher streckenweise. Insbesondere die Einleitung mit der überschwemmten Höhle und die "zweite Einleitung" mit der Busfahrt sind schon visuell recht kraftvoll und eigenständig. Wobei ich in diesen Szenen gewisse Parallelen (aber nicht unbedingt Nachahmungen) bezüglich Soavi zu sehen meine, z. B. könnten die skurrilen Gestalten aus dem Bus auch in "La chiesa" oder "Della morte dell'amore" vorkommen (der ja erst kurz nachher entstanden ist).

Da beschreibst du aber ein De ja vu-Phänomen, dass für mich eines der prägnantesten in all meinen Jahren als Italohorror / Giallo-Fan ist und das sich zunehmend verstärkt, je mehr dieser Filme ich sehe. Die verrückten Russen im Bus stehe für mich eher in der Tradition der wunderlichen Figuren in Dreyers VAMPYR denn eines anderen italienischen Horrorfilms - wie überhaupt DARK WATERS imo dem klassischen (natürlich italienischem im besonderen) Gothic Horror näher steht als jenen 80iger und auch 70iger-Streifen. Ich kann zwar nachvollziehen, warum du das ganze auch mit Soavi assoziiert hast, aber darauf wäre ich nie gekommen.  ;) Vor allem da sich Baino viel stärker auf seines Landsmänner bezieht als Soavi, der trotz des offensichtlichen Argento-Einflusses eher die amerikanische Schule vertritt (nicht nur stilistisch sondern vor allem auch dramaturgisch) wie beispielsweise in LA SETTA aber selbstverständlich auch in STAGEFRIGHT und dem stilisierten Fantasy-Metal-Video ( :icon_twisted: :king:) LA CHIESA (Ausnahme ist hier der sehr italienische DELLAMORTE DELLAMORE, der aber sowieso einer der souveränsten Genre-Beiträge der letzten 20 Jahre ist, in meinen Augen zumindest).

Zitat von: Hedning am 22 Januar 2010, 15:33:39
Ebenfalls richtige Argumentation. Daher stört mich auch immer der oft zu lesende Vorwurf, man würde etwas irgendwo "hineininterpretieren", was ja wohl nicht durch die Intention des Autors/Regisseurs/[...] gedeckt sei.

Genau. Wobei ich mir da selbst oft widerspreche, da die Versuchung, Aussagen eines Regisseurs oder Autoren heranzuziehen, immer sehr groß ist. Ich würde z. B. (wohl mit Respekt, aber doch) behaupten, dass Sergio Martino, so sehr ich einige seiner Filme auch liebe, doch ein besonders opportunistischer Kommerzfilmer war und dass man das durchaus auch in einigen seinen Gialli spüren kann. Du würdest mir wahrscheinlich widersprechen but then again - jeder, wie es ihm gefällt: Ich gehe nach wie vor in die Knie vor YOUR VICE IS A LOCKED ROOM AND ONLY I HAVE THE KEY (den ich mir auch so zurecht rezipiere, wie ich ihn sehen möchte) und MORTE SOSPETTA DI UNA MINORENNE und bin momentan wahrscheinlich nur negativ vorbelastet, da ich vor kurzem SPIANDO MARINA gesehen habe...

Zitat von: Hedning am 22 Januar 2010, 15:33:39
@RoboLuster:
Ich finde das Sci-Fi-Element auch nicht so wichtig, dass es als genrebestimmend gewertet werden müsste. Es korrespondiert darüber hinaus mit den Darstellungen polizeilicher Ermittlungsarbeit in "L'uccello dalle piume di cristallo" und "Quattro mosche di velluto grigio", die auch futuristische Züge haben - man könnte negativ ausgedrückt auch sagen: etwas weit hergeholt wirken. Während es generell für Giallo-Polizisten eher typisch ist, dass sie zwar irgendwie präsent sind, aber in der Ermittlung nicht so recht vorankommen und hin und wieder zum "comic relief"-Faktor werden.

Treffender Ansatz, gerade was die Darstellung von Polizeiarbeit angeht - im Giallo trifft man sonst kaum auf Figuren wie den von Enrico Maria Salerno gespielten Commissario in L'UCCELLO DALLE PIUME DI CRISTALLO. Da der Giallo sehr oft auf die britische Kriminalliteratur und -filmtradition schielt, ist der trottelige oder zumindest stets zu vorschnellen Schlüssen kommende und in seiner Vorstellungskraft äußerst limitierte Büro-Despot die Regel. Das ist an sich noch nicht futuristisch, aber der weitgehend bewusst modern / kantig / glatt gehaltene Look von IL GATTO A NOVE CODE in Verbindung mit dem Thema der Chromosomen-Forschung erzielt schon einen dahin gehenden Effekt, wenn auch nur einen leichten.

PS: Ich werde irgendwann in den nächsten drei Monaten auf Eskalierende Träume eine ca. 55 - 60 Filme :algo: umfassende Review-Reihe zum italienischen Billighorrorfilm / Giallo der späten 80iger bis späten 90iger starten. Falls das interessiert :icon_twisted:, einfach von Zeit zu Zeit mal auf den Link in meiner Signatur klicken.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Adam Kesher

Das Schöne an der neunschwänzigen Katze finde ich persönlich ja, dass...

Spoiler: zeige
... wir gerade nicht erfahren, ob das Verbrechergen überhaupt wirkt oder nicht. Es genügt schon, dass die Wissenschaftler davon so überzeugt sind, dass sie danach handeln und neue Verbrechen hervorbringen.


Die futuristischen Elemente sehe ich auch: Das Verbrechergen war seinerzeit ein Schlagwort, das Schlagzeilen machte, aber wissenschaftlich nur wenig erforscht war und in den Bereich der Utopie ragte: Können wir Verbrecher noch vor ihrer ersten Untat anhand einer biologischen Signatur diagnostizieren? Und vielleicht sogar therapieren? Viele Jahre später (als die Genetik einen Sprung nach vorne gemacht hat) hat dieselbe Diskussion eine Renaissance erlebt und ähnliche Effekte hervorgebracht: einen Diskurs über Disposition und Selbstbestimmtheit des Menschen angestoßen, der sich vollkommen verselbständigt und von der wissenschaftlichen Haltbarkeit der Ausgangsthese abgelöst hat.

Solche futuristischen und pseudowissenschaftlichen Elemente lassen sich übrigens in vielen Gialli beobachten: In ,,Das Auge des Bösen" wird ein Auge seziert, um dem bösen Blick auf die Spur zu kommen. In ,,The Card Player – Tödliche Pokerspiele" dient das Internet als virtuelle Pokerstube mit Webcam-Übertragung. Allein die Bedienführung, die wir bewundern dürfen, ist bis heute noch nicht von der Realität eingeholt. In ,,Malastrana" saugen altersschwache Aristokraten vitalen Jugendlichen die Lebenskraft ab. In ,,Rosso – Farbe des Todes" gilt Hellseherei als akzeptierte Methode zur Erkenntnisgewinnung. In ,,Autopsie – Hospital der lebenden Leichen" wird eine Figur an eine Maschine zum Gedankenlesen angeschlossen. Und ,,Tenebrae" –McKenzie erwähnte es bereits – wirkt allein schon durch das gleißende Szenenbild und die mondäne Ausstattung futuristisch.

McKenzie

26 Januar 2010, 07:48:52 #880 Letzte Bearbeitung: 26 Januar 2010, 08:01:09 von McKenzie
@ Adam Kesher:

Ich kann dir da nur zustimmen. Einer der interessantesten Aspekte dieser Filme ist grundsätzlich immer, auf welche Weise die Menschen in ihnen entwurzelt werden - das ist meist grausamer und verunsichernder weil schleierhafter als in den pragmatischeren amerikanischen Pendants. Du fasst das ja auch sehr konzentriert und punktgenau in deinen beiden wirklich fantastischen Review zu SUSPIRIA und INFERNO (möglicherweise die einzigen Texte in der OFDb, die den Filmen gerecht werden und deren Aussagen ich teile - bei Argento rezipiere ich ja inzwischen extrem verkopft und es wäre mir nie gelungen, meine komplex-konfusen Gedankengespinste zu den Filmen so kondensiert wiederzugeben. Darum beneide ich dich bis zur Gelbsucht  ;))
Ich wollte auch schon länger einen Essay zu der Stilisierung und Zersetzung (fotographisch, nicht fleischlich) von Körpern im Gialli schreiben, aber das ist eine Herausforderung, der zu stellen ich mich bisher nicht gewagt habe. Eines schönen Tages vielleicht auf unserem Blog.

Derweil noch etwas Eigenwerbung für meine letzten Texte:

Das Versteck / La residencia von Narciso Ibanez Serrador. Wenn ...EIN KIND ZU TÖTEN genauso gut ist, habe ich einen neuen Lieblingsregisseur, auch wenn er nur zwei Filme gedreht hat. Der Gothic-Horrorfilm, der das einhält, was die meisten anderen vollmundig versprechen und nie einhalten.

Der Mann auf dem Dach / Mannen på taket von Bo Widerberg, einem Regisseur, den ich durch diesen meisterhaften Polizeifilm (der leider nur in seinem Ursprungsland Kult ist), einen der besten seiner Art, entdeckt habe und der m. E. völlig zurecht Bergmans Status als Schwedens Vorzeige-Regisseur angefochten hat. Den hätte nämlich eigentlich Widerberg selbst verdient. Abgesehen von diesem Film ist Widerberg allerdings eher ein Regisseur für Bretzelburger, was bedeutet, dass ich zunächst aus Faul- und Feigheit nichts mehr von ihm besprechen werde.

Diary of a Nymphomaniac / Le journal intime d'une nymphomane ist einer der besseren Jess Franco-Filme was u. a. daran liegen könnte, dass es sich um einen Prä-Lina Romay-Film handelt.

Sex of the Witch / Il sesso della strega vom späteren Hardcore-Regisseur Angelo Pannacciò ist ein übersinnlicher Giallo, den ich molto bene fand.

Arcana von dem unterschätzten Giulio Questi ("Die Falle", "Töte, Django!") steht für mich ziemlich konkurrenzlos schon jetzt als DIE Italo-Entdeckung 2010 am McKenzieschen Sternenhimmel. Ein Meisterwerk, ein wilder, wahnsinniger und reichhaltiger Film der sowohl meine Surrealismus-Gelüste befriedigte, als auch den Portwein-Trinker (= Prätendenten) in mir glücklich machte. Ganz groß und leider ganz selten.
Deswegen kann ich auch endlich einmal mit Bretzelburger-Attitüde stolz verkünden, einen italienischen Film zu besprechen, der in der OFDb bisher keine Aufmerksamkeit erhalten hat und zu dem auch noch keinerlei Texte auf deutsch existieren.  :icon_mrgreen:

Ansonsten habe ich 2009 noch einiges exklusiv für unseren Blog verfasst, aber wen das interessiert, der muss schon auf den Link in meiner Signatur klicken, sonst bekomme ich nur ein schlechtes Gewissen weil ich diesen Thread missbraucht hätte.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Adam Kesher

Zuviel der Ehre, eindeutig: Gerade der Suspiria-Text verbleibt doch zu sehr im Allgemeinen und erwähnt gar nicht die Mechanismen der verkorksten Aufzucht, die überhaupt erst den Anlass für den Spielort und das Figurenensemble liefern. Das ist immer derselbe Ärger: Wenn mir ein Text wirklich wichtig ist, will er nicht recht gelingen. Mit der Horror-Infernal-Besprechung bin ich da schon deutlich zufriedener, vielleicht die beste von meinen insgesamt eher unglücklichen Argento-Besprechungen.

Wenn ich von deinem geplanten Essay höre, so möchte ich mich hiermit schon mal in aller Ungeduld als Vorbesteller anmelden – wie ich überhaupt dringend lobende Worte loswerden möchte zu deinem Blog: Was da an Texten wächst und gedeiht, ist eine reine Freude, selbst wenn es mitunter streitbare Kost ist. Gleiches gilt ja für Bretzels Blog, dem ich diesbezüglich noch eine Zeile zukommen lassen sollte.

An den Inselkindern wirst du übrigens bestimmt deine Freude haben. Nach dem etwas ungelenken Einstieg wird der Ausflug immer lohnender!

Hedning

Zitat von: McKenzie am 26 Januar 2010, 07:48:52
Arcana von dem unterschätzten Giulio Questi ("Die Falle", "Töte, Django!") steht für mich ziemlich konkurrenzlos schon jetzt als DIE Italo-Entdeckung 2010 am McKenzieschen Sternenhimmel. Ein Meisterwerk, ein wilder, wahnsinniger und reichhaltiger Film der sowohl meine Surrealismus-Gelüste befriedigte, als auch den Portwein-Trinker (= Prätendenten) in mir glücklich machte. Ganz groß und leider ganz selten.

Sehr spannend und ergiebig zu lesen, dein Text dazu. Ich wäre ja schon froh, mal "La morte ha fatto l'uovo" zu sehen, dessen Inhaltsangabe sich ja schon herrlich abgefahren anhört.

Blaubart

27 Januar 2010, 22:01:30 #883 Letzte Bearbeitung: 28 Januar 2010, 04:23:25 von Blaubart
aus gegebenem anlass möchte ich mich als stammleser deiner besprechungen auch einmal zu wort melden. mit grosser freude habe ich die wunderbare, ja geradezu euphorische abhandlung von questis arcana verfolgt. persönlich halte ich se sei vivo spara neben matalo für den wichtigsten und grossartigsten genrebeitrag zum politisch-psychedelischen western der 60-70er jahre. wobei von den beiden herren giulio questi wohl derjenige ist, den man eher noch unter den "auteur-begriff" subsumieren dürfte.
letztens hatte ich dann das vergnügen la morte ha fatto l'uovo zu bewundern und war überwältig aufgrund der bizarren doppelbödigkeit, als auch fasziniert von diesem agressiv-artifiziellen rundumschlag gegen all das, was haneke heute wohl als "emotionale vergletscherung" bezeichnen würde.
von arcana habe ich nur - wenn auch sehr wenig - gelesen. jede besprechung zu einer unentdeckten rarität ist schön, schöner nur noch, wenn es sich dabei um einen solchen film handelt und so derart spannend zu lesen ist. danke dafür :love:

McKenzie

29 Januar 2010, 16:55:56 #884 Letzte Bearbeitung: 29 Januar 2010, 17:03:50 von McKenzie
Zitat von: Adam Kesher am 27 Januar 2010, 19:14:17
Zuviel der Ehre, eindeutig: Gerade der Suspiria-Text verbleibt doch zu sehr im Allgemeinen und erwähnt gar nicht die Mechanismen der verkorksten Aufzucht, die überhaupt erst den Anlass für den Spielort und das Figurenensemble liefern. Das ist immer derselbe Ärger: Wenn mir ein Text wirklich wichtig ist, will er nicht recht gelingen. Mit der Horror-Infernal-Besprechung bin ich da schon deutlich zufriedener, vielleicht die beste von meinen insgesamt eher unglücklichen Argento-Besprechungen.

Aber dein Review erfasst als einziger mir bekannter deutscher Text (!!!) den intellektuellen Kern des Films, seine existenzialistische Komponente. Anstatt die ewig gleiche, ermüdende und auf Dauer demütigende weil Auseinandersetzungsverweigernde "Style over substance"-Leier zu dreschen, setzt du dort an, wo der Film m. E. erst beginnt, nämlich die Substanz IN seiner Form zu suchen, in der gewaltsamen Abstraktion und Modellierung des Menschen nach einem seelenlosen, mechanisch reglementierten System das schlussendlich eindeutig faschistoide Züge trägt. Im Vordergrund steht aber das Individuum in diesem System, dessen Verwirrung mit beginnendem Verständnis desselbigen einsetzt und sich nie auflöst, weil es dieses System nie zur Gänze erfassen kann. Und die Mechanismen, die es am Leben erhalten, nicht nachvollziehen kann aufgrund seiner Naivität, die halb natürlich, halb errungen ist (das beinahe bewusste Streben nach Naivität ist eine Eigenschaft, die beinahe alle Argento-Protagonisten eint). Damit wird der Film zu einer generellen Attacke Argentos auf die Traum-, Poesie-, Kunst- und zuvorderst Fantasiefeindliche, bürgerliche Gesellschaft deren pragmatischer Starre er seine märchenhaften Bild- und Klangwelten entgegensetzt um einerseits die Entfremdung von Suzy zu visualisieren, andererseits aber auch die esoterische Macht der Vorstellungskraft, die als einzige diesem System die Stirn bieten kann, nicht von ihm vernichtet werden kann. Sozusagen wie in DIE UNENDLICHE GESCHICHTE, nur in gut. :icon_cool: Es erstaunt mich jedesmal wieder, wenn ich den Film sehe (meine Besessenheit hat mich ja sogar schon nach Wien gezogen, nur um ihn im Kino sehen zu können): Schon vor  Ende des Films lächelt Suzy einige Male, aber es ist jedesmal ein künstliches, steifes, formelles Lächeln - als sie am Ende, die brennende Schule im Rücken, durch den Regen läuft (wie Cristina Marsillach in OPERA auch), lächelt sie zum ersten Mal aus ganzem Herzen. Es ist ja überhaupt schon ein Clou des Films, eine Ballettschule als Setting zu wählen: Ballett, dass ist, unter den richtigen Vorzeichen, doch nichts anderes als eine brutale Beugung junger Körper. (Ich hatte einmal eine Freundin, deren Wirbelsäule durch jahrelangen Ballettunterricht in ihrer Kindheit irreparabel geschädigt war - durch sie ist mir diese potentielle Bedeutung der Ballett-Akademie im Speziellen erst in den Sinn gekommen).

Das klingt jetzt wahrscheinlich alles etwas platt, so knapp und phrasenhaft dahingeblättert, aber das ist im Groben das, was ich in dem Film sehe (der auch eine ultimative Liebeserklärung an Kunst als Alkoven der Freiheit ist) und was ich in deinem Review wiedergefunden habe. Und was du eben sehr geschickt in Worte zu fassen verstehst. Da ich mir das nie zugetraut habe, gibt es auch keine (gültigen) Argento-Reviews von mir. Ich bin einfach zu feige.
Ansonsten: Ja, ich fand deine INFERNO-Kritik auch noch etwas besser als Fortführung und Vollendung der Argumentationskette des ersten Textes. So wie INFERNO sowieso eine Fortführung und Vollendung von SUSPIRIA und aus diesem Grunde auch mein liebster Argento ist.

Zitat von: Adam Kesher am 27 Januar 2010, 19:14:17
Wenn ich von deinem geplanten Essay höre, so möchte ich mich hiermit schon mal in aller Ungeduld als Vorbesteller anmelden

Einen ausschließlichen Essay (also keine Kritik) zu schreiben, ist eine Herausforderung, der ich mich bisher noch nicht gestellt habe. Mal sehen, was die Zukunft bringt. Die Idee zu diesem Thema hat sich übrigens durch Mario Bavas RED WEDDING NIGHT und Alex Infascellis ALMOST BLUE entwickelt.

Zitat von: Adam Kesher am 27 Januar 2010, 19:14:17
wie ich überhaupt dringend lobende Worte loswerden möchte zu deinem Blog: Was da an Texten wächst und gedeiht, ist eine reine Freude, selbst wenn es mitunter streitbare Kost ist. Gleiches gilt ja für Bretzels Blog, dem ich diesbezüglich noch eine Zeile zukommen lassen sollte.

Unser Blog. Er ist das Gemeinschaftsprojekt von von fünf Freunden und mir - und nur etwa ein viertel der Texte dort bisher stammt von mir.  ;)  Dachtest du wirklich, dass sei ein Solo-Projekt, bei der Themen- und Filmwahl? (Ganz zu schweigen von den Namen der Autoren, die immer oben / unten stehen und von denen nur einer Christoph heißt  :icon_mrgreen:). Und das mit der streitbaren Kost muss du auch nochmal erläutern, gerne auch in den Kommentaren AUF dem Blog.

Zitat von: Adam Kesher am 27 Januar 2010, 19:14:17
An den Inselkindern wirst du übrigens bestimmt deine Freude haben. Nach dem etwas ungelenken Einstieg wird der Ausflug immer lohnender!

Welche Inselkinder?   :00000109::icon_mrgreen:

Zitat von: Hedning am 27 Januar 2010, 19:33:29
Sehr spannend und ergiebig zu lesen, dein Text dazu. Ich wäre ja schon froh, mal "La morte ha fatto l'uovo" zu sehen, dessen Inhaltsangabe sich ja schon herrlich abgefahren anhört.

Danke, danke.  ;) ARCANA ist wirklich ein.... [Kunstpause, damit es aus meinem Mund noch Wirkung hat]...... Meisterwerk. Und sogar noch besser als TÖTE, DJANGO, den ich auch sehr verehre. LA MORTE HA FATTO L'UOVO ist ein sehr bemerkenswerter und faszinierender Film, der allerdings ein großes Minus hat: Seinen Soundtrack. Der ist nämlich dermaßen nervenaufreibend / -tötend und penetrant, dass er den Film teilweise - obwohl dieser mit seiner Hilfe die vermutlich gewünschte Wirkung erzielt - m. E. zu einer echten Durchsteh-Probe geraten lässt. Normalerweise bin ich kein Freund solcher Argumentationen, aber wenn ich heute an den Film zurückdenke und mich frage, warum er mich nicht so begeistert hat, wie er es eigentlich hätte tun sollen, angesichts der zahlreichen Aspekte, die mich daran reizten, fällt mir immer zuerst folgendes ein: "Die Musik! Diese furchtbare Musik!!!".
Urteile selbst   :icon_twisted:, der Film wird dir sicher früher oder später über den Weg laufen.

Zitat von: Blaubart am 27 Januar 2010, 22:01:30
aus gegebenem anlass möchte ich mich als stammleser deiner besprechungen auch einmal zu wort melden.

Danke. Wie ich schon schrieb - meine kleine Fangemeinde scheint sich beinahe ausschließlich aus Italofans zusammenzusetzen.  :icon_mrgreen:

Zitat von: Blaubart am 27 Januar 2010, 22:01:30
persönlich halte ich se sei vivo spara neben matalo für den wichtigsten und grossartigsten genrebeitrag zum politisch-psychedelischen western der 60-70er jahre. wobei von den beiden herren giulio questi wohl derjenige ist, den man eher noch unter den "auteur-begriff" subsumieren dürfte.

Ich kenne von Canevari bisher nur den tollen (und prätentiösen!) UNA IENA IN CASSAFORTE, und das auch erst seit zwei Wochen. Allerdings verspreche ich mir von dem Mann Großes und werde mir in den nächsten Wochen noch "IO, EMMANUELLE", "MATALO" (von dem ich mir einen absoluten Überfilm erwarte), "L'ULTIMA ORGIA DEL III REICH" (von dem ich aufgrund des Regisseurs trotz meiner Abneigung gegen das Sadistonazica-Genre einiges erwarte) und "DELITTO CARNALE" ansehen. Sicherlich hat es Canevaris Reputation einen Abbruch getan, dass er sich nie zu schade war, auf den Pfaden der jeweils kommerziell angesagten Exploitation-Subgenres zu wandeln - Giallo, Erotik-Melodram, Naziploitaiton, Western, Dschungel-Softcore - trotzdem scheint es so, als hätte er in jedem dieser Felder (und eigentlich hat er ja in jedem genau einen Film gemacht) eine ganz persönliche, einzigartige Note hinterlassen. Jedenfalls scheint jeder dieser Filme weit, sehr weit von dem in diesen Subgenres Üblichen entfernt zu sein. Ich freue mich jedenfalls wahnsinnig darauf, zufälligerweise auch dank Adam Keshers anregendem Text zu BLACK MAGIC. Kurz: Ich glaube schon, dass auch Canevari ein Auteur war, allerdings gehe ich mit diesem Begriff generell etwas lockerer um als andere und würde z. B. auch Lucio Fulci oder Jess Franco als Autorenfilmer bezeichnen.

Zitat von: Blaubart am 27 Januar 2010, 22:01:30
letztens hatte ich dann das vergnügen la morte ha fatto l'uovo zu bewundern und war überwältig aufgrund der bizarren doppelbödigkeit, als auch fasziniert von diesem agressiv-artifiziellen rundumschlag gegen all das, was haneke heute wohl als "emotionale vergletscherung" bezeichnen würde.

Jetzt hast du mir einen Floh ins Ohr gesetzt. Diese Vorstellung... Haneke würde LA MORTE HA FATTO L'UOVO wahrscheinlich abgrundtief hassen.  :icon_mrgreen:

Zitat von: Blaubart am 27 Januar 2010, 22:01:30
jede besprechung zu einer unentdeckten rarität ist schön, schöner nur noch, wenn es sich dabei um einen solchen film handelt und so derart spannend zu lesen ist. danke dafür :love:

Bitte, gern geschehen.
Ich dachte  mir danach: "Zu dem MUSST du einfach etwas schreiben, das kann nicht angehen, dass es zu diesem Film nur italienische Texte gibt, das muss sich einfach rumsprechen, wie toll der ist". In solchen selbstauferlegten Zwangsjacken funktioniert es manchmal noch mit dem Schreiben, aber sonst bringe ich ja kaum noch Texte zustande, leider. Aber solange man die wichtigsten Sachen bespricht...  ;)
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Blaubart

29 Januar 2010, 21:34:37 #885 Letzte Bearbeitung: 30 Januar 2010, 17:55:43 von Blaubart
ja, die entwicklung geht ja selbst in der filmwissenschaft dahin, dass mehr und mehr auch - jenseitz der bekannten autorenfilm-bewegungen - regisseure aus exploitativen gefilden als auteurs wiederentdeckt werden; was ich sehr schön finde. was ich meine, ist, dass sich ein canevari wohl nie in dieser radikalität als künstler verstand, wie ein giulio questi; wobei man auch darüber streiten könnte. deine erwartungen zu matalo (canevaris meisterwerk ohne wenn und aber) sind jedenfalls vollkommen berechtigt. aber auch l'ultima orgia del III reich ist ein bemerkenswerter film, der leider in der vielzahl aller besprechungen immer vollkommen missverstanden wird :icon_sad:. gerne wird übersehen, dass der film gerade durch seine surreale überhöhung der ereignisse zum betrachter eine art künstliche distanz aufbaut und dadurch jede form von aufgeilendem voyeurismus am zweifellos geschmacklosen geschehen verhindert (oder zumindest massive erschwert). ich weiss nicht, ob du kesslers abhandlung zu ultima orgia im wilden auge kennst? vieleicht eine der wenigen, die dem film wirklich gerecht wird - ein gewisse liebe zu kesslers euphorischem stil vorausgesetzt...

beim haneke-vergleich war ich mir der polemik durchaus bewusst :icon_mrgreen: wobei ich besagten begriff, völlig losgelöst von personen, für den questi-film durchaus passend finde.
deine abneigung zu la morte-score ist dann schlichtwegs nicht nachzuvollziehen :icon_razz: finde es allein schon bemerkenswert, dass man einen gestandenen vertreter der musikalischen avantgarde und damals international gefeierten dirigenten wie bruno maderna für dieses projekt gewinnen konnte. sehe die dissonanten akkorde als bewusster kontrast und eine art aufschrei in der ansonsten emotionslos-mechanischen welt des films.

Adam Kesher

Ich sehe schon: Jeder Anflug von Selbstkritik, den ich in diesem Zusammenhang anklingen lasse, wird von dir und deiner guten Seele sofort in ein überschwängliches Gegenlob verkehrt. Unter solchen Umständen muss natürlich jede sachnahe Widerrede, die ich versuche, beinahe zwangsläufig unter den Verdacht der versteckten Komplimentheischerei geraten. Trotzdem: Ich denke nicht, dass ich mich der kalkulierten Tiefstapelei verdächtig mache, wenn ich anmerke, dass deine Ausführungen ihren Bezugspunkt (also meine Suspiria-Besprechung) um einiges übertreffen und letztlich erst einlösen, was du in meinem Text schon gesehen haben willst. Womit wir wieder beim Essay wären: Ich will dir natürlich keine Bürde auferlegen, nach der du nicht selbst verlangt hast; aber wenn es sich ganz nebenbei und ohne Druck ergeben sollte, dass dir ein solcher Text aus der Feder fließt – ich hätte nichts dagegen!

Die Idee des Balletts als Instrument zur Beugung und Disziplinierung heranwachsender Körper wird übrigens auch von ,,Innocence" aufgegriffen, einer furchtbar verquälten Quasi-Neuverfilmung von ,,Suspiria".

Dass es sich um ein Gemeinschaftsblog handelt, ist mir übrigens nicht entgangen. An der Stelle habe ich nur gedankenlos dahingeschrieben.

Und mit den Inselkindern meine ich natürlich jene deines potenziellen neuen Lieblingsregisseurs!

Chili Palmer


Kenzie, hast du etwa Seite 11 deines Threads löschen lassen, weil du meine fulminante Argumentation nicht mehr ertragen konntest?  :anime: ;)
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

McKenzie

31 Januar 2010, 05:36:07 #888 Letzte Bearbeitung: 31 Januar 2010, 07:42:34 von McKenzie
Zitat von: Blaubart am 29 Januar 2010, 21:34:37
ja, die entwicklung geht ja selbst in der filmwissenschaft dahin, dass mehr und mehr auch - jenseitz der bekannten autorenfilm-bewegungen - regisseure aus exploitativen gefilden als auteurs wiederentdeckt werden; was ich sehr schön finde.

Auf jeden Fall. Es ist ja auch sehr öde, immer die gleichen Filmemacher analytisch zu zerfleddern und selbst ein Kind wird erkennen, dass nicht alles, was aus Volker-Dorff kommt, auch wirklich Schlön ist.  :icon_twisted: Andererseits ist da auch immer diese bildungsbürgerliche Doppelmoral im Spiel. Ich hätte laut ausrufen können "Scharlatan!" als ein gewisser Filmwissenschaftler von und zu auf der Berlinale 2008 vor einer Vorstellung von SECRETS BEHIND THE WALL meinte, dass Koji Wakamatsu leider nicht immer als politisch engagierter Auteur wahrgenommen wurde, sondern einst als Pornograph galt. Unglaublich, diese Schleimerei. Entweder, er war schon immer ein Auteur und unentdeckt, oder man gibt eben zu, dass die ewige, lästige, widerliche, nervtötende Trennung von "E" und "U", von Kommerz und Kunst, ein riesengroßer Hokuspokus und auch nur eine Form von Faschismus ist.

Zitat von: Blaubart am 29 Januar 2010, 21:34:37
was ich meine, ist, dass sich ein canevari wohl nie in dieser radikalität als künstler verstand, wie ein giulio questi; wobei man auch darüber streiten könnte.

Questi hätte z. B. den Produzenten wahrscheinlich kalt die Schulter gezeigt, die ihm das Drehbuch zu GESTAPO'S LAST ORGY oder DELITTO CARNALE angeboten hätten, weil es in seinen Augen Schund gewesen wäre. Canevari war vielleicht nie ein Politfilmer, aber ich habe das Gefühl, dass er sich durchaus als Individualist, vielleicht auch als Auteur verstanden hat. In jedem Fall hatte er eine Vision (Klingt leider immer abgedroschen, das), nicht nur in MATALO. Ganz abgesehen davon, dass ein konkreter Kunstanspruch eines Regisseurs oft seiner Kunst sehr abträglich sein kann wie man z. B. bei meinem Hassobjekt Nr. 1, Jean-Luc Godard, und meinem Hassobjekt Nr. 2, Werner Herzog, sehr schön erkennen kann. Kunst sollte mehr eine Instinkt- als eine Kopfsache sein, weniger der Versuch von etwas kollektivem als vielmehr eine Erlösung vom peinigenden Ego. (Und nicht eine Fütterung desselben).

Zitat von: Blaubart am 29 Januar 2010, 21:34:37
aber auch l'ultima orgia del III reich ist ein bemerkenswerter film, der leider in der vielzahl aller besprechungen immer vollkommen missverstanden wird :icon_sad:. gerne wird übersehen, dass der film gerade durch seine surreale überhöhung der ereignisse zum betrachter eine art künstliche distanz aufbaut und dadurch jede form von aufgeilendem voyeurismus am zweifellos geschmacklosen geschehen verhindert (oder zumindest massive erschwert). ich weiss nicht, ob du kesslers abhandlung zu ultima orgia im wilden auge kennst? vieleicht eine der wenigen, die dem film wirklich gerecht wird - ein gewisse liebe zu kesslers euphorischem stil vorausgesetzt...

Leider ist DAS WILDE AUGE ja komplett vergriffen und wird zu Sammlerpreisen verhökert - ich war noch zu jung, als es neu erschien. Ich bin auch ein großer Kessler-Fan und von allen deutschen Filmkritikern würde ich ihn am liebsten einmal persönlich kennenlernen um zu plaudern - denn wir haben den gleichen Geschmack bei Italo-Filmen, die gleiche, ewig nagende, nie verebbende Obsession. :icon_mrgreen: Kann mir durchaus vorstellen, dass ULTIMA ORGIA ein toller Film ist, auch wenn ich bislang das Naziploitation-Genre zu den ganz wenigen "Igitts" des italienischen Exploitationkinos zählte. Schade, dass man all diese Filme nur auf englisch bekommt - das würde ich viel lieber auf italienisch sehen, am besten noch mit einem fetten deutschen Akzent (Deutsch-italienisch ist unfassbar trashig) und die englischen Synchros sind sowieso meistens jenseits von akzeptabel und hörbar.

Die Musik vom eierlegenden Tod ist schon sehr interessant, aber sie hat wirklich hoppe Reiter mit meinen Nerven gespielt und verleiht dem Film auch irgendwie eine gewisse Monotonie, die vielleicht intendiert war, zu Questi aber m. E. überhaupt nicht passt. Questi brüllt wütend durch die Gegend und schüttelt dabei fluchend seine Kamera, nur um sie am Ende des Tages liebevoll zu streicheln. Dissonantes Klaviergezicke passt da bei weitem nicht so gut wie die martialische E-Gitarre in SE SEI VIVO SPARA oder die chaotischen Streicher und Bläser in ARCANA.

Übrigens habe ich gestern der italienischen Kinemathek eine E-Mail geschrieben, um zu erkunden, ob sich irgendeine Firma irgendwo auf der Welt mit dem Gedanken trägt, den Film auf DVD zu veröffentlichen. Mal sehen, ob sie mir antworten. Leider musste ich in inglese schreiben, denn noch spreche ich nicht italienisch (ich bin wild entschlossen, es bis spätestens zu meinem 30. Lebensjahr zu können).

Zitat von: Adam Kesher am 30 Januar 2010, 17:25:09
Ich sehe schon: Jeder Anflug von Selbstkritik, den ich in diesem Zusammenhang anklingen lasse, wird von dir und deiner guten Seele sofort in ein überschwängliches Gegenlob verkehrt. Unter solchen Umständen muss natürlich jede sachnahe Widerrede, die ich versuche, beinahe zwangsläufig unter den Verdacht der versteckten Komplimentheischerei geraten.

Glücklicherweise bist du so rührend bescheiden, dass ich mir keine Sorgen machen muss, in dir ein Fegefeuer der Eitelkeiten zu entfachen. :icon_mrgreen:
Darüber hinaus meine ich es ernst, ich schwärmte auch mit Travis bereits ausgiebig über deine Argento-Texte. Ich habe schon soviel über SUSPIRIA gelesen (weit weniger als zu INFERNO - denn der ist ja, laut eines Freundes, dem die diffuse Struktur des Films auf die Nerven ging, "Ein Film der verpassten Chancen"), sogar im Reclam's Horrorfilm-Buch (wo der sonst von mir geschätzte Marcus Stiglegger genau der gleichen, alten, langweiligen Argumentationskette "Form über Inhalt aber so konsequent, dass es super ist" frönt) und dein Text ist wirklich der EINZIGE mir bekannte, bei dem ich mir dachte "Das trifft es. Trifft es total. Sehe ich alles ganz genau SO."
Freu dich über die Werbung, mein Thread wird ja von relativ vielen Leuten gelesen, weil sich jeder Stammgast hier eine trashige "Hollywood vs. Arthouse"-Diskussion oder Gay-Sleaze von Mr. Vincent Vega und mir erhofft.

Zitat von: Adam Kesher am 30 Januar 2010, 17:25:09Trotzdem: Ich denke nicht, dass ich mich der kalkulierten Tiefstapelei verdächtig mache, wenn ich anmerke, dass deine Ausführungen ihren Bezugspunkt (also meine Suspiria-Besprechung) um einiges übertreffen und letztlich erst einlösen, was du in meinem Text schon gesehen haben willst.

Huch!  :eek: Das habe ich nun davon. :icon_mrgreen: Tja, vielleicht modelliere ich den Post in ein Mini-Review um und poste es in der OFDb, wo sich im Laufe der Jahre ein äußerst erklecklicher Berg von Grütze angesammelt hat (sprach der cinefaschistoide Snob und nippte von seinem Portwein).
Wir sollten uns mal für ein paar Texte zusammentun, Adam. Das sollten wir wirklich.

Zitat von: Adam Kesher am 30 Januar 2010, 17:25:09
Womit wir wieder beim Essay wären: Ich will dir natürlich keine Bürde auferlegen, nach der du nicht selbst verlangt hast; aber wenn es sich ganz nebenbei und ohne Druck ergeben sollte, dass dir ein solcher Text aus der Feder fließt – ich hätte nichts dagegen!

Der Essay hätte aber auch ein ganz anderes Thema (mit dem SUSPIRIA nicht viel zu tun hat und bei dem ich höchstens L'UCCELLO DALLE PIUME DI CRISTALLO und TENEBRE miteinbeziehen würde (wobei natürlich GIALLO und LA TERZA MADRE die ultimativen Zersetzungs- und Zerfetzungs-Argenti sind, hehe.  :icon_twisted: GIALLO war aber eigentlich ziemlich interessant [und angenehm trashig] als "Mio dio, was mache ich hier mit diesen amerikanischen Stronzos eigentlich? Ach, was waren das doch für Zeiten damals, als ich noch jung war..."-Dokument). Eine Bürde erlegst du mir bestimmt nicht auf, du regst mich eher an. Wir werden sehen. Ich warte immer noch darauf, dass sich mein "Stil" wieder etwas verfeinert und schwereloser wird, nachdem er vor ca. 3 Jahren in den Keller gegangen ist und dann schreibe ich vielleicht wieder ähnlich viel wie einst. Das Bedürfnis ist nämlich da, die ganze Zeit. Ich habe mir auch schon verschiedene Ideen zurechtgelegt für Review-Experimente. In einem davon hätte ich versucht, dein Konzept zu imitieren, bin aber zu dem Schluss gekommen, dass das armselig wäre und viel zuviel Arbeit.  :icon_lol:

Zitat von: Adam Kesher am 30 Januar 2010, 17:25:09
Die Idee des Balletts als Instrument zur Beugung und Disziplinierung heranwachsender Körper wird übrigens auch von ,,Innocence" aufgegriffen, einer furchtbar verquälten Quasi-Neuverfilmung von ,,Suspiria".

Auf den freue ich mich total. Anders als du finde ich mein cineastisches Seelenheil schon auch mal im französischen Arthouse-Kino (und voll in die Schublade!) und habe generell weniger gegen Portweinlesen jüngerer Jahre. Ich könnte dich jetzt ausnahmweise auch mal niedermachen und dir Einseitigkeit vorwerfen, weil du solche Filme (also diejenigen, die eindeutig Kunst sein möchten - im Gegensatz zu Filmen, die Kunst sind, ohne es für sich zu beanspruchen) fast immer zu verreißen scheinst (Gus Van Sant Meeeeiiisterweeerk GERRY ja auch) aber da ich mir nicht anmaßen will, das Mysterium A.K. zu verstehen und deine portweinigen Texte zu fettigen Filmen viel toller finde als deine fettigen Texte zu portweinigen Filmen daneben, übe ich mich weiterhin in generöser Ignoranz.  ;)
Obwohl: Zu THE IMAGINARIUM OF DR. PARNASSUS hättest du schon einen differenzierteren, längeren und grüblerischeren Text schreiben können. Die Schwierigkeit, den Reichtum der menschlichen Vorstellungskraft und seine Ausbeutung filmisch darzustellen ohne im Kitsch-Matsch zu versinken, behandelst du ja eigentlich nicht. Und dabei kann doch nicht daran gezweifelt werden, dass es Gilliam völlig ernst ist mit diesem Film, der trotz seiner Hollywood-Konzessionen eindeutig vom Herzen und nicht aus der Brieftasche kommt.

Zitat von: Adam Kesher am 30 Januar 2010, 17:25:09
Dass es sich um ein Gemeinschaftsblog handelt, ist mir übrigens nicht entgangen. An der Stelle habe ich nur gedankenlos dahingeschrieben.

Ja, ein, zwei meiner Mitautoren sind übrigens auch Fans von dir. :pidu:

Zitat von: Adam Kesher am 30 Januar 2010, 17:25:09
Und mit den Inselkindern meine ich natürlich jene deines potenziellen neuen Lieblingsregisseurs!

Aaaaaach sooooo... LA PRINCIPESSA NUDA...  :icon_mrgreen:... Ajita Wilson...  :eek: :kotz:... Inselkinder...
Tja, auf den freue ich mich wirklich. Trotz Ajita Wilson.

Zitat von: Chili Palmer am 30 Januar 2010, 17:53:03

Kenzie, hast du etwa Seite 11 deines Threads löschen lassen, weil du meine fulminante Argumentation nicht mehr ertragen konntest?  :anime: ;)

Ick wees ooch nischt, wat da los is. Schade drum. Ich schmökere auch von Zeit zu Zeit mit Genuss in meinem Thread herum - was sich da an Trash'n'Sleaze, Portwein und lustigen Balgereien schon abgespielt hat, ist wirklich extrem unterhalt- und heilsam.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

PierrotLeFou

Zitat von: McKenzie am 31 Januar 2010, 05:36:07
Aaaaaach sooooo... LA PRINCIPESSA NUDA...  :icon_mrgreen:... Ajita Wilson...  :eek: :kotz:... Inselkinder...
Tja, auf den freue ich mich wirklich. Trotz Ajita Wilson.


:00000109: ist doch ganz sexy, der/die Gute :D
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

McKenzie

31 Januar 2010, 05:58:33 #890 Letzte Bearbeitung: 31 Januar 2010, 06:08:47 von McKenzie
Zitat von: PierrotLeFou am 31 Januar 2010, 05:45:59
Zitat von: McKenzie am 31 Januar 2010, 05:36:07
Aaaaaach sooooo... LA PRINCIPESSA NUDA...  :icon_mrgreen:... Ajita Wilson...  :eek: :kotz:... Inselkinder...
Tja, auf den freue ich mich wirklich. Trotz Ajita Wilson.


:00000109: ist doch ganz sexy, der/die Gute :D


Iiiiiiiiiigitt!!! Aber das meinst du ja ohnehin nicht ernst. :icon_mrgreen:  Der Herr in meinem neuen Avatar, der ist sexy. :algoschaf: Fassbinder hatte schon einen guten Männergeschmack: Armin Meier, Günther Kaufmann (der junge), Brad Davis...

Womit wir wieder beim Sleaze wären. Der zweitschönsten Sache der (Kino-)Welt, häufig ein Resultat der schönsten Sache der Welt.

Kennst du eigentlich THE REINCARNATION OF ISABEL von Renato Polselli, Pierrot? Wenn nicht, anschauen. Ich bin gerade sehr besessen von dieser sleazigen Göttergabe und es kam mir eben just in den Sinn, dass es dir in seiner völlig deliranten Psychedelik vielleicht auch munden könnte, besser zumindest als der von dir so schändlich missverstandene Jess Franco (den Adam Kesher auch als einziger verstanden zu haben scheint, siehe sein supertolles Review zu EUGENIE DE SADE). Eines Tages wirst du aber vielleicht noch einmal SINFONIA EROTICA sehen, einen seiner persönlichen Lieblingsfilme, in dem Lina Romay (ebenfalls eine *supersexy* Frau - Gottseidank bin ich schwul) in Rüschen von einem lüsternen Verehrer zu pompösen Liszt-Klängen durch einen barocken Park gejagt wird.  :icon_mrgreen: Und dann wird der gute PierrotLeFou auch noch zum Jessuiten.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

PierrotLeFou

31 Januar 2010, 07:32:06 #891 Letzte Bearbeitung: 31 Januar 2010, 07:34:16 von PierrotLeFou
Zitat von: McKenzie am 31 Januar 2010, 05:58:33
Zitat von: PierrotLeFou am 31 Januar 2010, 05:45:59
Zitat von: McKenzie am 31 Januar 2010, 05:36:07
Aaaaaach sooooo... LA PRINCIPESSA NUDA...  :icon_mrgreen:... Ajita Wilson...  :eek: :kotz:... Inselkinder...
Tja, auf den freue ich mich wirklich. Trotz Ajita Wilson.


:00000109: ist doch ganz sexy, der/die Gute :D


Iiiiiiiiiigitt!!! Aber das meinst du ja ohnehin nicht ernst. :icon_mrgreen:  Der Herr in meinem neuen Avatar, der ist sexy. :algoschaf: Fassbinder hatte schon einen guten Männergeschmack: Armin Meier, Günther Kaufmann (der junge), Brad Davis...
Querelle ist übrigens mein Lieblings-Fassbinder....

aber den schönsten hast du vergessen: Udo Kier, der ist schließlich erwiesenermaßen das schönste Lebewesen im ganzen Universum :love:

Und die Wilson mag ich wirklich ganz gerne... zwar nicht wirklich mein Typ, aber dennoch ganz hübsch...




ZitatWomit wir wieder beim Sleaze wären. Der zweitschönsten Sache der (Kino-)Welt, häufig ein Resultat der schönsten Sache der Welt.

Kennst du eigentlich THE REINCARNATION OF ISABEL von Renato Polselli, Pierrot? Wenn nicht, anschauen.

Nein.

Werde ich...

ZitatIch bin gerade sehr besessen von dieser sleazigen Göttergabe und es kam mir eben just in den Sinn, dass es dir in seiner völlig deliranten Psychedelik vielleicht auch munden könnte, besser zumindest als der von dir so schändlich missverstandene Jess Franco (den Adam Kesher auch als einziger verstanden zu haben scheint, siehe sein supertolles Review zu EUGENIE DE SADE). Eines Tages wirst du aber vielleicht noch einmal SINFONIA EROTICA sehen, einen seiner persönlichen Lieblingsfilme, in dem Lina Romay (ebenfalls eine *supersexy* Frau - Gottseidank bin ich schwul) in Rüschen von einem lüsternen Verehrer zu pompösen Liszt-Klängen durch einen barocken Park gejagt wird.  :icon_mrgreen: Und dann wird der gute PierrotLeFou auch noch zum Jessuiten.

Tss, ich habe soeben meinen 62. Franco auf DVD bestellt (das wäre dann der 65. den ich kenne), habe seinem Venus in Furs eine 8/10 gegeben und soeben seinen ganz neuen Film eingetragen... (ich hoffe, den bekomme ich auf der nächsten Börse...) ich mag den Franco also schon recht gerne (auch wenn Schweizer Phase und das Schaffen ab 1998 kaum Begeisterung in mir wecken können)...  ;) :icon_mrgreen:
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

PierrotLeFou

wo wir gerade beim Franco sind:

ZitatPaula-Paula: an audiovisual experience, is the new Jess Franco's feature film. Inspired by Stevenson's Dr.Jekyll and Mr. Hyde, it's a homage to the master musician Friedrich Gulda. One of the strangest films by Jess Franco, Paula-Paula is, in his own words, a different look to the erotic and mystery cinema. He himself calified the film as an audiovisual experience. Paula-Paula is a sexy show performed by two dancers at the Flamingo's Club in Antofagasta. Alma Pereira (Lina Romay) investigates a crime at the club involving Paula (Carmen Montes) and Paula (Paula Davis). Who can resolve this passional crime? Special edition of 500 numbered copies. This dvd edition includes the feature movie, additional contents and special artwork. Spanish language with english subtitles.

http://www.amazon.com/Paula-Paula-Jess-Francos-Audiovisual-Experience/dp/B003549BSU/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=dvd&qid=1264916267&sr=1-1

Da freue ich mich wahnsinnig drauf... 66 Minuten Laufzeit klingt doch ganz gut.... dann wäre er ja sogar dann noch erträglich, wenn er schlecht sein sollte... (sein vorletzter könnte da mit 2,5 Stunden ja eine echte Geduldsprobe werden... ich hoffe aber trotzdem, dass der ebenfalls bald auf DVD erscheint) :D
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

McKenzie

Zitat von: PierrotLeFou am 31 Januar 2010, 07:32:06
Querelle ist übrigens mein Lieblings-Fassbinder....

Sehr verständlich. Auch einer von meinen Lieblings-Fassbindern, neben GÖTTER DER PEST, FAUSTRECHT DER FREIHEIT und dem Über-Prätentionsknüppel DIE BITTEREN TRÄNEN DER PETRA VON KANT.

Besprich den doch mal! Diese leere OFDb-Seite, auf der sich nicht einmal die zahlreichen homophoben Cineasten, die Fassbinder nur dann gut finden, wenn er sich keine Schwulitäten erlaubt, zu Wort melden, ist ja kein Zustand. Ich muss mich erst einmal überwinden, Genets Roman zu lesen, dessen Schreibe ja auch sehr Portweintrunken sein soll.

Zitat von: PierrotLeFou am 31 Januar 2010, 07:32:06
aber den schönsten hast du vergessen: Udo Kier, der ist schließlich erwiesenermaßen das schönste Lebewesen im ganzen Universum :love:

Udo Kier ist natürlich eines der schönsten Lebewesen sowie größten Kultgötter im ganzen Universum und ich bin auch ein sehr großer Fan, allerdings ist der mir irgendwie zu androgyn und nicht so sexy für meinen Geschmack.  ;)

Hast du SPERMULA gesehen? Auf den freue ich mich gerade extrem - es ist mir endlich gelungen, die französische Langfassung aufzutreiben.

Zitat von: PierrotLeFou am 31 Januar 2010, 07:32:06
Und die Wilson mag ich wirklich ganz gerne... zwar nicht wirklich mein Typ, aber dennoch ganz hübsch...

Du machst mir Angst. Auf Paris Hilton und / oder Lina Romay fährst du aber nicht auch noch ab, oder?  :icon_lol:

Zitat von: PierrotLeFou am 31 Januar 2010, 07:32:06
Nein.

Werde ich...

Geile Geister, die aus dem Jenseits fummeln, völlig wahnsinniger Schnitt, viel buntes Licht, hemmungslos chargierende Superknallköpfe in knalligen Rollen, jede Menge vollbusiger, meist nackt durch ein pittoreskes abruzzisches Schloss rennende scream queens, eine esoterische Drogen-Gruftie-Tante, die permanent delirierend durchs Bild epilepsiert (unfassbar!), die sleazigsten Sex-Szenen und jede Menge anderer völlig unglaublicher, schriller Hokuspokus (Schmarrn würde man hier in Nürnberg dazu sagen), alles in stillvoll-schäbige Bilder verpackt - das hat irgendwie Suchtpotential. Wenn man nur irgendwo LA VERITA SECONDO SATANA (was für ein Titel!) herbegkommen könnte...

Zitat von: PierrotLeFou am 31 Januar 2010, 07:32:06
Tss, ich habe soeben meinen 62. Franco auf DVD bestellt (das wäre dann der 65. den ich kenne)

:icon_eek: :icon_eek: :icon_eek: :algo: :algo: :algo: :algo: :algo:  :LOL: :LOL: :LOL: :LOL:

Und vor einem Jahr als wir hier schon einmal diskutierten, wieviele waren es da?!? Du bist wahnsinnig.  :icon_mrgreen: Und ich dachte, mit 36 Filmen bisher (von keinem Regisseur kenne ich mehr, Hitchcock liegt z. B. gerade bei 29, Lucio Fulci bei 25, Alfred Vohrer bei 23) ganz gut im Rennen zu liegen.  :icon_lol:
Aber wenn einen einmal die Sucht gepackt hat (bei mir definitiv der Fall), kommt man von der Droge Franco nicht mehr los und anders als bei anderen derartigen Drogen wird einem bei Franco nie der Vorrat ausgehen.  :icon_twisted:

Gute Güte, du bist wirklich ein wenig pervers. 65 Francos! Soweit werde ich in frühestens einem Jahr sein (habe mir grob das Ziel gesetzt, bis Ende 2010 auf genau 50 zu kommen - mindestens...)
Und wo sind die ganzen Reviews?  :00000109: :rofl: Jetzt, wo du SINFONIA EROTICA ja sicherlich auch schon gesehen hast...

Zitat von: PierrotLeFou am 31 Januar 2010, 07:32:06
(auch wenn Schweizer Phase und das Schaffen ab 1998 kaum Begeisterung in mir wecken können)...  ;) :icon_mrgreen:

Ja, das ist im Großen und ganzen schon alles relativ madig (sehr nützliches Adjektiv, dass ich in Zukunft kaltlächelnd in Reviews verwenden werde da es einfach Bände spricht als ideales Schlock-Wort), allerdings hat er mit Dietrich seinen heiligen Gral des Sleaze gedreht, den Erstickungskrämpfe verursachenden DOWNTOWN (Für denn der Term "Sleaze" nicht mehr ausreichend ist). Und DIE SKLAVINNEN ist eigentlich auch sehr granatös... und was ist mit dem schön-bizarren, psychedelischen DAS FRAUENHAUS? Solche Gurken wie FRAUEN OHNE UNSCHULD oder JACK THE RIPPER sind allerdings wirklich ziemlich unerträglich, obgleich auch sie stets das gewisse, seltsame Franco-Etwas haben. Von seinen Filmen nach 2005 kenne ich nur SNAKEWOMAN den ich allerdings überraschend ansehbar (um nicht zu sagen: nett) fand. Ansonsten habe ich bisher noch keine Tuchfühlung gewagt, nicht zuletzt wegen der Vorstellung, der für Mitte 50 erschreckend verbrauchten Lina Romay minutenlang bei der Intimrasur zuzusehen. Die ausgedehnten, antierotischen und unsinnlichen Sex-Szenen sind meist der größte Nachteil bei Franco...

Von diesem neuesten Werk habe ich gestern just nach Verlassen des GF noch gelesen - klingt verdächtig nach einer Bombe, aber bei Jess weiß man das nie so genau...
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

PierrotLeFou

Ui, das wird jetzt viel werden...

Zitat von: McKenzie am  1 Februar 2010, 01:31:32
Zitat von: PierrotLeFou am 31 Januar 2010, 07:32:06
Querelle ist übrigens mein Lieblings-Fassbinder....

Sehr verständlich. Auch einer von meinen Lieblings-Fassbindern, neben GÖTTER DER PEST, FAUSTRECHT DER FREIHEIT und dem Über-Prätentionsknüppel DIE BITTEREN TRÄNEN DER PETRA VON KANT.

Besprich den doch mal! Diese leere OFDb-Seite, auf der sich nicht einmal die zahlreichen homophoben Cineasten, die Fassbinder nur dann gut finden, wenn er sich keine Schwulitäten erlaubt, zu Wort melden, ist ja kein Zustand. Ich muss mich erst einmal überwinden, Genets Roman zu lesen, dessen Schreibe ja auch sehr Portweintrunken sein soll.

Auf Platz 2 kommt bei mir ja "Die dritte Generation", "Götter der Pest" begeistert mich aber auch ziemlich stark... Ein Review will ich schon länger schreiben, ich finde nur keinen Punkt, an dem ich ansetzen mag... mich begeistern ja in erster Linie die schönen gelb-gold-orangenen Farben, die Matrosen-Homoerotik und pralle Schwänze als Säulen bzw. angekritzelt an jeder Scheibe, Mauer etc. Das finde ich sehr schön ohne es dabei ernst zu nehmen.... aber irgendwie bekomme ich daraus kein Review... vielleicht ergibt sich ja irgendwann mal eins nach neuerlicher Sichtung...



Zitat
Zitat von: PierrotLeFou am 31 Januar 2010, 07:32:06
aber den schönsten hast du vergessen: Udo Kier, der ist schließlich erwiesenermaßen das schönste Lebewesen im ganzen Universum :love:

Udo Kier ist natürlich eines der schönsten Lebewesen sowie größten Kultgötter im ganzen Universum und ich bin auch ein sehr großer Fan, allerdings ist der mir irgendwie zu androgyn und nicht so sexy für meinen Geschmack.  ;)

Hast du SPERMULA gesehen? Auf den freue ich mich gerade extrem - es ist mir endlich gelungen, die französische Langfassung aufzutreiben.

Ich habe leider nur diese Sci-Fi-Version und war von der ziemlich enttäuscht.... ich glaube die ursprüngliche Fassung dürfte da sicherlich netter sein, obwohl bzw. weil weniger absurd... tja, bei mir ist es so, dass ich genau das androgyne am Udo liebe (auch wenn es im Alter ja doch ziemlich verschwunden ist) und maskuline Frauen bzw. feminine Männer ziehen mich doch ziemlich an... zumal sie natürlich auch den Klischees von Weiblichkeit und Männlichkeit widersprechen, die ich für höchst unerfreulich halte... da bin ich womöglich etwas Judith-Butler-geprägt...


ZitatDu machst mir Angst. Auf Paris Hilton und / oder Lina Romay fährst du aber nicht auch noch ab, oder?  :icon_lol:

Romay halte ich eigentlich für sehr hübsch, es gibt aber auch ziemlich viele unvorteilhafte Bilder von ihr... Paris Hilton... naja... freilich halte ich nicht viel von ihr und sie ist nicht wirklich mein Geschmack, aber mal mit ihr durch ein paar Cocktailbars geistern wäre schon erstrebenswert... mehr würde mich dann aber nicht reizen :icon_mrgreen:



ZitatGeile Geister, die aus dem Jenseits fummeln, völlig wahnsinniger Schnitt, viel buntes Licht, hemmungslos chargierende Superknallköpfe in knalligen Rollen, jede Menge vollbusiger, meist nackt durch ein pittoreskes abruzzisches Schloss rennende scream queens, eine esoterische Drogen-Gruftie-Tante, die permanent delirierend durchs Bild epilepsiert (unfassbar!), die sleazigsten Sex-Szenen und jede Menge anderer völlig unglaublicher, schriller Hokuspokus (Schmarrn würde man hier in Nürnberg dazu sagen), alles in stillvoll-schäbige Bilder verpackt - das hat irgendwie Suchtpotential. Wenn man nur irgendwo LA VERITA SECONDO SATANA (was für ein Titel!) herbegkommen könnte...
So eine Art lärmenderes, schrilleres "Nuda per Satana"? Das könnte mir gefallen :love:

Zitat
Zitat von: PierrotLeFou am 31 Januar 2010, 07:32:06
Tss, ich habe soeben meinen 62. Franco auf DVD bestellt (das wäre dann der 65. den ich kenne)

:icon_eek: :icon_eek: :icon_eek: :algo: :algo: :algo: :algo: :algo:  :LOL: :LOL: :LOL: :LOL:

Und vor einem Jahr als wir hier schon einmal diskutierten, wieviele waren es da?!? Du bist wahnsinnig.  :icon_mrgreen: Und ich dachte, mit 36 Filmen bisher (von keinem Regisseur kenne ich mehr, Hitchcock liegt z. B. gerade bei 29, Lucio Fulci bei 25, Alfred Vohrer bei 23) ganz gut im Rennen zu liegen.  :icon_lol:
Aber wenn einen einmal die Sucht gepackt hat (bei mir definitiv der Fall), kommt man von der Droge Franco nicht mehr los und anders als bei anderen derartigen Drogen wird einem bei Franco nie der Vorrat ausgehen.  :icon_twisted:

Eigentlich hatte ich schon vor einem Jahr recht viele gesehen... vielleicht 45... allerdings fehlten mir gerade frühere Sachen und die sind mMn auch gerade die schönsten... Damit hat er Godard überrundet, von dem ich 61 Filme besitze, von denen viele zudem Co-Regiearbeiten und Kurzfilme sind... von Hitchcock habe ich eigentlich alles, was greifbar ist... so 50 Titel etwa... (so, das war jetzt der Cineasten-Schwanzvergleich :D)

Zitat
Gute Güte, du bist wirklich ein wenig pervers. 65 Francos! Soweit werde ich in frühestens einem Jahr sein (habe mir grob das Ziel gesetzt, bis Ende 2010 auf genau 50 zu kommen - mindestens...)
Und wo sind die ganzen Reviews?  :00000109: :rofl: Jetzt, wo du SINFONIA EROTICA ja sicherlich auch schon gesehen hast...
Gibt es von Sinfonia Erotica eine gut greifbare DVD-Ausgabe?


ZitatJa, das ist im Großen und ganzen schon alles relativ madig (sehr nützliches Adjektiv, dass ich in Zukunft kaltlächelnd in Reviews verwenden werde da es einfach Bände spricht als ideales Schlock-Wort), allerdings hat er mit Dietrich seinen heiligen Gral des Sleaze gedreht, den Erstickungskrämpfe verursachenden DOWNTOWN (Für denn der Term "Sleaze" nicht mehr ausreichend ist). Und DIE SKLAVINNEN ist eigentlich auch sehr granatös... und was ist mit dem schön-bizarren, psychedelischen DAS FRAUENHAUS? Solche Gurken wie FRAUEN OHNE UNSCHULD oder JACK THE RIPPER sind allerdings wirklich ziemlich unerträglich, obgleich auch sie stets das gewisse, seltsame Franco-Etwas haben. Von seinen Filmen nach 2005 kenne ich nur SNAKEWOMAN den ich allerdings überraschend ansehbar (um nicht zu sagen: nett) fand. Ansonsten habe ich bisher noch keine Tuchfühlung gewagt, nicht zuletzt wegen der Vorstellung, der für Mitte 50 erschreckend verbrauchten Lina Romay minutenlang bei der Intimrasur zuzusehen. Die ausgedehnten, antierotischen und unsinnlichen Sex-Szenen sind meist der größte Nachteil bei Franco...
Snakewoman fehlt mir nun gerade noch, aber "Lust für Frankenstein", "Vampire Sex", "Marie-Cookie and the Killer-Tarantula" (der ist ja noch halbwegs verdaulich), "Incubus", "Passion", "Perversion" und "Killer Barbys vs. Dracula" waren schon schwer zu schlucken... Bei "Lust für Frankenstein" war es aber gerade der Umstand, dass die tatsächlich deutlich älter aussehende Romay noch etliche Sexszenen hatte, der mir wenigstens einige Lichtblicke im Film verschafft hatte... das war für die meisten sicherlich nicht sexy, erotisch etc., hatte aber etwas sehr rührendes... ich sehe eigentlich sehr gerne älteren Menschen, die als verbraucht bezeichnet werden, beim Sex zu...
Von den Schweizer Sachen mochte ich zumindest den "Jack the Ripper" ziemlich gerne, der dir nun gerade nicht zugesagt hat... aber der hatte halt Kinski und Fux, die Handlung war zwar konventionell, konnte mich aber unterhalten und insgesamt war er routiniert umgesetzt... "Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne" war auch noch recht nett...

mal schauen, dieses Jahr sollen ja ein paar 70er Jahre Titel vom Franco erstmals auf DVD rauskommen, vielleicht bin ich Ende des Jahres ja bei 70 oder gar 75 Titeln... hauptsache ich lerne noch alle 190 Filme kennen, bevor ich mal sterbe - falls ich denn mal sterbe...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Hedning

Von Polselli ist m.E. zunächst Delirio caldo sehenswert, der in etwa dieselbe Besetzung hat wie der Isabel-Film, aber insgesamt etwas "stimmiger" wirkt, wenn auch tatsächlich sehr delirant, wie der Titel schon nahelegt. "Isabel" und "Nuda per Satana" habe ich mir in erster Linie wegen der Mitwirkung von Rita Calderoni angesehen. Ziemlich irrwitzig und durchgeknallt sind die Filme natürlich alle.

Als Udo-Kier-Fan sollte man sich übrigens dessen Filmdebüt "Schamlos" nicht entgehen lassen, das letztens auf DVD erschienen ist und mich deutlich mehr überzeugt hat als "Geißel des Fleisches" vom selben Regisseur, das aus meiner Sicht dann doch nicht die ultimative Herbert-Fux-Granate geworden ist (er spricht ja z.B. leider nicht mit seiner eigenen Stimme), trotzdem ein sehenswerter und herrlich (gewollt?) doppelmoralischer Film.

Blaubart

2 Februar 2010, 16:54:04 #896 Letzte Bearbeitung: 5 Februar 2010, 02:56:35 von Blaubart
Zitat von: McKenzie am 31 Januar 2010, 05:36:07
Auf jeden Fall. Es ist ja auch sehr öde, immer die gleichen Filmemacher analytisch zu zerfleddern und selbst ein Kind wird erkennen, dass nicht alles, was aus Volker-Dorff kommt, auch wirklich Schlön ist.  :icon_twisted: Andererseits ist da auch immer diese bildungsbürgerliche Doppelmoral im Spiel. Ich hätte laut ausrufen können "Scharlatan!" als ein gewisser Filmwissenschaftler von und zu auf der Berlinale 2008 vor einer Vorstellung von SECRETS BEHIND THE WALL meinte, dass Koji Wakamatsu leider nicht immer als politisch engagierter Auteur wahrgenommen wurde, sondern einst als Pornograph galt. Unglaublich, diese Schleimerei. Entweder, er war schon immer ein Auteur und unentdeckt, oder man gibt eben zu, dass die ewige, lästige, widerliche, nervtötende Trennung von "E" und "U", von Kommerz und Kunst, ein riesengroßer Hokuspokus und auch nur eine Form von Faschismus ist.
Wie wahr. Würde das mal dezidiert-vorsichtig als zutiefst biederes und verlogenes Bildungsbürgertum bezeichnen. Ich red' mir dann immer ein, dass gerade durch die angesprochene Ignoranz einem konträren, ernsthaften besprechen von Meisterwerken der Exploitation (worunter ich auch dich zählen möchte) ein rebellischer und coolerer Anstrich zukommt. Irgendwo muss/will man sich ja auch noch abgrenzen können.

Zitat von: McKenzie am 31 Januar 2010, 05:36:07Canevari war vielleicht nie ein Politfilmer, aber ich habe das Gefühl, dass er sich durchaus als Individualist, vielleicht auch als Auteur verstanden hat. In jedem Fall hatte er eine Vision (Klingt leider immer abgedroschen, das), nicht nur in MATALO.
Ja, das absolut! Und zweifellos jemand, der in der Lage war, grossartiges und visionäres zu schaffen, sobald er über die notwendige künstlerische Freiheit verfügte... und selbst wenn er diese Freiheit einmal nicht hatte, so zumindest die Fähigkeit seinen Filmen eine eigene, faszinierende Handschrift zu geben. Den von dir angesprochene Una Jena in Cassaforte kenne ich leider noch nicht - möchte den nun unbedingt sehen :icon_smile: ;)
Der Begriff des Politfilmer ist ja in aller Regel etwas heikel, weil dem Exploitationskino allein durch die oftmals damit verbundene Zerstörung von Kinokonventionen- und Mythen sehr oft ein subversiv-politischer Gehalt zukommt.
Vielleicht war das in meinem ersten Posting etwas zu wenig deutlich, denn auch(?) ich finde dieser bemüht wertende Gehalt, den einige Wissenschaftler dem Autorenbegriff zukommen lassen wollen, definitiv missverständlich und falsch und würde ohne weiteres auch einen Fulci, Polselli, Rollin etc. als Autoren bezeichnen. Ich denke nur, dass eine Wiederenteckung eines Questi in dieser Hinsicht wohl um einiges realistischer wäre als beispielsweis diejene eines Cesare Canevari oder Renato Polselli, deren filmisches Terrain für viele Rezensenten auch heute noch weitgehend tabu ist.

Zitat von: McKenzie am 31 Januar 2010, 05:36:07
Leider ist DAS WILDE AUGE ja komplett vergriffen und wird zu Sammlerpreisen verhökert - ich war noch zu jung, als es neu erschien. Ich bin auch ein großer Kessler-Fan und von allen deutschen Filmkritikern würde ich ihn am liebsten einmal persönlich kennenlernen um zu plaudern - denn wir haben den gleichen Geschmack bei Italo-Filmen, die gleiche, ewig nagende, nie verebbende Obsession. :icon_mrgreen: Kann mir durchaus vorstellen, dass ULTIMA ORGIA ein toller Film ist, auch wenn ich bislang das Naziploitation-Genre zu den ganz wenigen "Igitts" des italienischen Exploitationkinos zählte. Schade, dass man all diese Filme nur auf englisch bekommt - das würde ich viel lieber auf italienisch sehen, am besten noch mit einem fetten deutschen Akzent (Deutsch-italienisch ist unfassbar trashig) und die englischen Synchros sind sowieso meistens jenseits von akzeptabel und hörbar.
Nunja, bin wohl kaum gross älter als du und musste mir das Ding demnach auch über etwas andere Wege besorgen. Beim Westernbuch (wer Canevari einen Buchtitel- und Cover widmet hat eh schon mein Herz gewonnen) hab' ich's dann glücklicherweise besser gemacht :icon_mrgreen:
Mit den englischen Synchros hast du vollkommen recht. War damals extrem entäuscht, festzustellen, dass bei der ansonsten tollen us-dvd von Ultima Orgia leider die englischen Subs zum O-ton fehlten...

Polselli ist sowieso der Grossmeister des psychotronischen Sleazes und Delirio Caldo  - von den bisher gesehenen - sein Chef d'ouvre. Hab's schon im Camera-Obscura-thread bei cinefacts geschrieben... schaut euch den Trailer zu Polsellis Manía an (danke an dieser stelle an mckenzie :love:) die altbekannte Villla, die ulkige Kellertreppe (1:1 diesselbe Einstellung), das Treppenhaus, die zulawski-mässige Hysterik... - ich glaube, da kommt das Grauen in der Nacht ein zweites Mal. bombige sache!
MANIA - Full Original Trailer - Renato Polselli (ITALY 1974)

ZitatÜbrigens habe ich gestern der italienischen Kinemathek eine E-Mail geschrieben, um zu erkunden, ob sich irgendeine Firma irgendwo auf der Welt mit dem Gedanken trägt, den Film auf DVD zu veröffentlichen. Mal sehen, ob sie mir antworten. Leider musste ich in inglese schreiben, denn noch spreche ich nicht italienisch (ich bin wild entschlossen, es bis spätestens zu meinem 30. Lebensjahr zu können).
Na, das wäre doch was :love:

Adam Kesher

Bevor du ,,Black Magic" sichtest, empfehle ich auf jeden Fall ,,Willkommen in der Hölle", denn mit den missglückten Canevaris ist es wie mit den missglückten Fulcis: Im Lichte der Meisterwerke entfalten sie mehr Wirkung als für sich allein genommen. (Übrigens lohnt auch die Vorlage von ,,Willkommen in der Hölle", Tanio Boccias ,,Die sich in Fetzen schießen".)

Marcus Stiglegger ist in meinen Augen ein ziemlich zwiespältiger Zeitgenosse: Er spricht zwar über interessante Filme, kann aber keine Sekunde verbergen, dass er es vor allen Dingen tut, um sich selber interessant zu machen und mit der Aura eines Entdeckers unbekannter Kontinente zu umgeben. Ich verzichte inzwischen auf diese Selbstdarstellerei, auch wenn seine Filmkenntnisse geradezu enzyklopädisch sind.

Um einiges lieber läse ich da eine Umarbeitung deiner Ausführungen hier! Und eine Textkollaboration könnte wirklich interessant sein – auch wenn ich ein bisschen Bammel hätte, dass meine stichprobenhaften Filmkenntnisse und meine Detailvergessenheit deinen Vollständig- und Genauigkeitsanforderungen nicht genügen würden. Und was deinen Stil anbelangt – über den musst du gar nicht lange grübeln, erstens weil er deinen letzten Texten nach zu schließen gut in Form ist und zweitens weil sich Stil ohne Aufsicht doch ohnehin am besten entwickelt.

Gegen ,,Innocence" ist ,,Gerry" übrigens ein leichtfüßiger, beinahe tänzerischer Genuss – aber das musst du natürlich für dich selber klären und ich will dir da nicht länger reinreden.

Was ,,Das Kabinett des Dr. Parnassus" anbelangt, so weiß ich nicht, welcher Geist Gilliam diesen Unfug diktiert hat, aber ein guter kann es nicht gewesen sein. Ich habe den Film ehrlich gesagt als ahnungslose Angeberei empfunden: Ständig wird mir erzählt, dass Fantasie so viel mehr sei, und jedes Mal, wenn der Film in die Situation gerät, dass er mir dieses ominöse Mehr nahebringen soll, merkt man, dass er selbst nicht weiß, wovon er eigentlich faselt. Das fühlt sich ein bisschen an, als würde man den stammelnden Ausführungen eines Schülers lauschen, der nicht zugeben will, dass er seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Leider handelt es sich nicht um einen gewitzten Schüler, der es verstünde, aus der peinlichen Not eine pfiffige Tugend zu machen, sondern um einen verbissenen Streber, der die Lücke nicht zugeben will. Trotzdem hast du vielleicht nicht unrecht: Vor lauter Unzufriedenheit habe ich meine Sorgfaltspflicht beim Verfassen der Besprechung vielleicht ein bisschen vernachlässigt.

Danke übrigens für dein Lob meiner Eugenie-de-Sade-Besprechung! Angesichts von Pierrots geradezu wahnsinnigen Franco-Kenntnissen reiche ich die Franco-Versteher-Medaille natürlich gleich weiter.

Und dass die Inselkinder soviel Vieldeutigkeit bergen würden, damit hatte ich wahrlich nicht gerechnet, als ich sie – ohne einen zweiten Gedanken an sie zu verschwenden – niederschrieb. Hier kommt der letzte Hinweis, bevor ich das Inselkind endlich beim Namen nenne: Ich spielte natürlich auf deinen neuen spanischen Lieblingsregisseur an...

PierrotLeFou

Zitat von: Hedning am  2 Februar 2010, 13:35:41
Von Polselli ist m.E. zunächst Delirio caldo sehenswert, der in etwa dieselbe Besetzung hat wie der Isabel-Film, aber insgesamt etwas "stimmiger" wirkt, wenn auch tatsächlich sehr delirant, wie der Titel schon nahelegt. "Isabel" und "Nuda per Satana" habe ich mir in erster Linie wegen der Mitwirkung von Rita Calderoni angesehen. Ziemlich irrwitzig und durchgeknallt sind die Filme natürlich alle.

Als Udo-Kier-Fan sollte man sich übrigens dessen Filmdebüt "Schamlos" nicht entgehen lassen, das letztens auf DVD erschienen ist und mich deutlich mehr überzeugt hat als "Geißel des Fleisches" vom selben Regisseur, das aus meiner Sicht dann doch nicht die ultimative Herbert-Fux-Granate geworden ist (er spricht ja z.B. leider nicht mit seiner eigenen Stimme), trotzdem ein sehenswerter und herrlich (gewollt?) doppelmoralischer Film.
Delirio Caldo mochte ich nicht so... :icon_sad:
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

McKenzie

Uff, ist das toll - nicht währt länger und treuer als die Italo-Leidenschaft! Soviele Postings...  :icon_eek: :icon_mrgreen: Leider bin ich nach zwei durchgemachten Nächten in den letzten 4 Tagen vollkommen erschossen und ziehe mich jetzt zurück, um den Schlaf der Gerechten zu schlafen (morgen geht es, eine Seltenheit für mich  :icon_lol:, zur Arbeit), ich antworte so schnell wie möglich. Und auch von mir nochmal der Tip: Schaut euch den von Blaubart direkt hierhin geposteten MANIA-Trailer an. Hat irgendwie Sucht-Potenzial, das Ding - dieser 70er-Rock, dieser wahnsinnige Schnitt, diese wild umherkreischenden Menschen und der ganze schöne Sleaze. Polselli ist ein Gott.

@ Adam Kesher: Jetzt weiß ich immer noch nicht, auf wen du anspielst. Jess Franco? Der ist schon seit ca. 1,5 Jahren ein Lieblingsregisseur von mir. :icon_mrgreen: Aktuell entdecke ich gerade José Ramón Larraz der ein weiterer, unentdeckter großer Auteur des europäischen Genre-Kinos zu sein scheint. Ich habe schon länger keinen so dichten, intensiven, formal brillianten und intelligenten Euro-Horror mehr gesehen wie seinen STIGMA und werde ihm demnächst (hoffentlich, man sollte den Mund ja nie zu voll nehmen) einen kleinen Text auf dem Blog mit einer Übersicht über sein Schaffen (soweit es die Verfügbarkeit seiner Filme zulässt) widmen.

Ansonsten vielen Dank für deine aufmunternden Worte. Niemand ermutigt mich so wie du. Allerdings sind meine letzten Texte auch allesamt rein spontan entstanden und ihre Veröffentlichung das Ergebnis strenger Auslese, die nur das durchsickern lässt, dass ich für würdig halte. Wenn du wüsstest, was für Berge von verstoßenen Textentwürfen sich auf meiner Festplatte im Verlauf der letzten drei Jahre angesammelt haben.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

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