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Quentin Tarantino: über-/unterschätzt?

Begonnen von Hedning, 16 Februar 2009, 14:58:44

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pm.diebelshausen

19 Februar 2009, 03:24:00 #210 Letzte Bearbeitung: 19 Februar 2009, 04:56:51 von pm.diebelshausen
Ich sehe mir gerade zum ersten mal Death Proof an. Und ich muss sagen: die ersten zehn Minuten musste ich lachen, weil mich das sehr an die Diskussion hier erinnert. Ich bin doch gar nicht beleidigend, bähbähbäh...

In Zukunft muss ich mir überlegen, ob ich Beiträge zu einem Film lese, den ich noch nicht gesehn habe, denn die postings verraten vielleicht in ihrem eigenen Stil zuviel.  :icon_eek:

Schön, dass endlich von einem Admin ein zwar nicht unbedingt sympathisches, aber nötiges Machtwort gesprochen wurde. Schleim, Schleim.

Ich mach grad zu beginn des zweiten DP-Aktes Pause. Der crash ist mit das Widerlichste, weil Realste, was ich seit langem gesehen habe. Und ja: Tarantino so richtig schätzen können nur Filmnerds, die z.B. ihr Heimkino schon vor der Erfindung des Videoverleihs betrieben haben. Ob das so recht was hergibt mit den Kratzern und Rollenwechseljumps ist mir egal, es hat Stil, so wie die Schallplattenkratzer auf Massive-Attack- oder Portishead-Platten.

Und ganz nebenbei zu den Stones: die sind schon ok, aber wenn Bette Midler "Beast of Burden" live on TV singt, hauts mich vor Lachen aus den Latschen. unbedingt ansehen, die Frau ist geil!  :love: :D

Sorry für das offtopicblah, aber ich häng nachher noch was dran, wenn ich DP zuende gesehen hab.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Bretzelburger

Ich musste auch mit Erschrecken feststellen, in welche Gefilde die Diskussion hier abgeglitten ist. Es war nicht wenig anstrengend, alles halbwegs nachzulesen. Was mich allerdings noch mehr erschreckt hat, ist das ständige Verwechseln von Komplexität/Vereinfachung seitens Soonors. Zuerst bringt er irgendwelche Statistiken zur Kriminalität von Bürgern mit Migrantenhintergrund und zu weiblicher Gewalt aufs Tableau, dann zieht er einen Zusammenhang zur Darstellung in "DP" und bezeichnet die charakterliche Entwicklung von Stuntman Mike als unrealistisch. Jeder (teilweise etwas zu unnett formulierte) Widerspruch wird mangelndem übergeordnetem Denken bezichtigt. Ehrlichgesagt - das ist wirklich vereinfachende Argumentation, was nicht bedeutet, dass ich Soonor diese Meinung nicht zugestehe.

Themen wie Kriminalitätsrate oder Gewalt auch von weiblicher Seite sind viel zu komplex, um sich ihnen allein mit Statistiken zu nähern. Zur Migrantenkriminalität gibt es auch einen Vergleich zwischen Jugendkriminalität ohne und mit Migrantenhintergrund. Dabei zeigte sich, dass gemessen an den tatsächlichen Zahlen im Bezug zur Anzahl der Jugendlichen, die Straftaten mit Migrationshintergrund nur ca. 10 % über denen ohne diesen Hintergrund liegen. Sieht man sich dann noch Bildungschancen, Herkunft und den sozialen Hintergrund der Eltern an, dann erkennt man, dass dieser Fakt wenig damit zu tun hat, dass es sich um Menschen aus anderen Ländern handelt. Deshalb sollten diese Probleme weder verschwiegen noch verharmlost werden, aber so wie das hier mal nebenbei erwähnt wurde, bekommt es einen faden Beigeschmack.

Ähnliches gilt auch für weibliche Gewalt. Das weibliche Gewalt verstärkt auftritt, hat auch einen medialen Hintergrund. Heute steht man als Mann, wenn man einen Schwächeren haut, schnell am Pranger, was natürlich weidlich ausgenutzt wird. Frau weiß, dass sie ,selbst wenn ein Mann zurecht zurückschlägt (weil er sich wehrt), immer besser da steht. Das sind negative Auswirkungen einer Gegenbewegung, die einfach nötig war. Die männliche Macht war so lange so stark ausgeprägt (es gibt noch genug Länder, in denen man das beobachten kann), dass diese Bewegung für ein ziviles Land notwendig war. Man sollte deshalb negative Auswüchse nicht überbewerten.

Beispielhaft für eine solche Gegenbewegung ist auch der Lehrauftrag in Schulen. Es gibt inzwischen klare pädagogische Anweisungen, dass man sich in der Schule verstärkt um Jungs kümmern soll. Dadurch das die Mädchen, weil sie immer als vernachlässigt galten, sehr lange betont gefördert wurden, hat man inzwischen festgestellt, dass ein Ungleichgewicht zuungunsten der Jungen entstanden war. Logisch, dass man das erst sehr spät feststellte, und das ein solches Denken nicht in ein paar Monaten aus den Köpfen geht, ist auch klar (gilt übrigens auch für männliche Lehrkräfte).

Daran sind aber nicht die Frauen - Achtung Komplexität! - schuld, sondern wir alle. Und eine Miteinbeziehung der historischen Fakten erleichtert zudem die Einordnung auch in der Realität unangenehmer Fakten. Und damit kommen wir noch zu "Stuntman Mike". Mich wundert, dass darüber philosophiert wird, ob man schon in der ersten Hälfte erkennt, ob Mike doch eine Lusche ist. Was Tarantino hier zeigt ist weder Fantasie, noch Fiktion, sondern Realität. Die in unzähligen Filmen gezeigten superharten Kerle sind dagegen reine Fantasie und haben mit der Realität nichts zu tun. Wenn Soonor also meint, Stuntman Mike hätte auch die Frauen der zweiten Hälfte aufmischen müssen oder zumindest wie ein "echter Kerl" draufgehen sollen, ist er diesen unzähligen Männerfantasien schwer auf den Leim gegangen.

Wer hat denn jemals solche Typen in der Realität erlebt ? - Menschen, die Schwächere schlagen (von Umbringen will ich gar nicht reden), aber ganz doll cool sind ? - Die gibt es nicht. Aber harte Kerle, die nur die vulgärste Sprache benutzten, ständig jedem Weiberrock hinterher sahen und sexistische Bemerkungen machten, und in Tränen aufgelöst waren ,als ihre Freundin mit ihnen Schluss gemacht hat - die habe ich in der Realität schon zur Genüge erlebt...

.sixer.

Das ist definitiv interessant, aber passt auch sicherlich besser in einen neuen Thread im OT als in diesen. Was meint ihr?
"How do you know I'm mad?" said Alice
"you must be," said the cat, "or you wouldn't have come here."

Wir ham kein Strom,
wir ham kein Geld,
wir sind der geilste Club der Welt.

pm.diebelshausen

19 Februar 2009, 05:28:46 #213 Letzte Bearbeitung: 19 Februar 2009, 05:50:39 von pm.diebelshausen
So, Death Proof beendet. Und mit Kenntnis des Films muss ich jetzt doch sagen, dass die ganze Feminismus-Debatte hier noch mehr banane war, als ich ohnehin schon dachte.

Der Film benutzt Geschlechterrollen, ja. Aber wenn man darauf mit einer Geschlechter-Diskussion reagiert, erliegt man demselben Klischeedenken, das der Film demontiert (vgl. bretztels vorstehende Äußerungen). Tarantino ist sich der Klischees voll bewußt und benutzt sie. Viele der Streithähne hier kommen nicht über sie hinaus, weil sie sie anscheindend nicht einmal bemerken. Und wenn wir alle die Coolness, mit der Tarantino derlei Themen angeht, nicht an den Tag zu legen fähig sind, dann ist die Antwort auf die Frage des Threads jetzt klar: Wir unterschätzen Tarantino!

In seinem dramatischen Aubau ist der Film hervorragend: eine einzige Eskalation bis zum unglaublichen Finale, das ganz Tarantino ultra-brutal und witzig zugleich ist. Zwischen Staunen, Lachen und Entsetzen bleibt da nur eine Äußerung: What the fuck?!  :icon_eek:
So kann das nur Tarantino.

An bretzels Statistiken- und einfach/komplex-posting möchte ich mich anschließen, indem ich noch die Verwechslung von Ursache und Wirkung hinzufügend erwähne. Wenn eine Statistik aussagt, eine überwiegende Zahl von Verbrechen werde von Menschen mit Migrationshintergrund verübt, bedeutet das nicht, dass der Migrationshintergrund der Grund für das Verhalten ist. Solch reaktionäre Kurzschlüsse im Denken gehören zu dem Gefährlichsten, was eine Gesellschaft zu bieten hat. Eine Gesellschaft bekommt immer, was sie verdient und sich selber schafft. Und wenn ich so leben müsste wie viele Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland, und wenn ich täglich erleben müsste, wie oft feindselig auf mich reagiert wird (ich kenne das von vielen Freunden, die seltsamerweise noch nicht straffällig geworden sind), dann wäre ich inzwischen wohl Deutschlands Straftäter No1. Ebenso geht es mir mit dem billigen, kleineiigen Machoismus, den viele Mädels heute immernoch ertragen müssen. Wie oft ist mir schon das Kotzen gekommen, wenn ich von Jugendlichen, mit denen ich ehrenamtlich zusammenarbeite, Entsprechendes gehört oder direkt selbst miterlebt habe. In diesem Zusammenhang muss ich sagen, dass mir viele Auswüchse der Frauenbewegung zwar auch nicht gefallen, weil sie zu weit gehen und genauso dämlich sind wie das Patriarchat - ich sie aber sehr wohl akzeptiere als nötige Übertreibungen, damit das Pendel überhaupt mal in eine andere Richtung ausschlagen konnte.

Death Proof muss aber nicht zwingend in dieser Hinsicht gesehen werden. Die Lesart "ein paar crazy Unangepasste wehren sich gegen einen Sicherheits- und Kontrollfreak" wäre auch möglich (der Film heißt "Death Proof" und nicht "Faster, pussycat, Kill Kill" oder so) und führt dann zu einem aktuellen Statement bezüglich der Politik Amerikas (nicht zu Ernst nehmen, ist nur ein Gedankenspiel  ;)). Ich will nur sagen, dass man Tarantino nicht unterschätzen sollte, indem man die Oberfläche zum einzigen Ziel seiner Filme macht.

@schreck: ach, lass es doch erstmal noch drin. Jetzt sind wir doch gerade dabei, den Thread hier wieder zu fangen und ein bisserl auf dem Teppich zu halten, auch wenn es etwas OT wird. Ich finde es interessant, dass wir diskutieren, inwiefern Tarantino unterschätzt wird, indem wir aufgrund seiner Filme zu derlei Themen gelangen! Das ist doch bezeichnend und hat mit dem Threadthema unbedingt zu tun.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

safk

die eröffung/einleitung dieses threats find ich nicht ganz gelungen

tarantino schreibt sehr gute drehbücher und weltklasse dialoge wie kaum ein anderer
außerdem erfrischt er immer wieder mit neuen ideen, auf die man erstmal kommen muß -
manches ist teils zu strange und trifft nicht immer jedermans geschmack, logo
dennoch möchte ich ihn nicht missen - das viele alles von ihm gleich zu kult hochjubeln ist natürlich übertrieben
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Der Meister des Westflügels
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pm.diebelshausen

@safk
kannst Du nicht wissen, aber dieser Thread wurde aus einem anderen Thread heraus verselbständigt. Deshalb fängt er ziemlich unvermittelt an. Und falls Du den ganzen Quatsch nicht gelesen hast, der hier zwischenzeitlich verzapft wurde: Deine Äußerung gehört zu den sachlicheren und ausgewogenen. Ich kann mich Deiner Meinung anschließen, es ist Tarantinos große Kunst, sehr natürlich wirkende Dialoge zu schreiben.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Soonor

19 Februar 2009, 11:15:05 #216 Letzte Bearbeitung: 19 Februar 2009, 14:49:45 von Soonor
Bitte erst den ganzen Beitrag lesen und nicht sofort auf den nächstbesten, vermeintlich blöden Satz von mir antworten. Das erspart eventuell weitere Aufregung.

Zitat von: Bretzelburger am 19 Februar 2009, 04:07:30
Ich musste auch mit Erschrecken feststellen, in welche Gefilde die Diskussion hier abgeglitten ist. Es war nicht wenig anstrengend, alles halbwegs nachzulesen. Was mich allerdings noch mehr erschreckt hat, ist das ständige Verwechseln von Komplexität/Vereinfachung seitens Soonors. Zuerst bringt er irgendwelche Statistiken zur Kriminalität von Bürgern mit Migrantenhintergrund und zu weiblicher Gewalt aufs Tableau, dann zieht er einen Zusammenhang zur Darstellung in "DP" und bezeichnet die charakterliche Entwicklung von Stuntman Mike als unrealistisch. Jeder (teilweise etwas zu unnett formulierte) Widerspruch wird mangelndem übergeordnetem Denken bezichtigt. Ehrlichgesagt - das ist wirklich vereinfachende Argumentation, was nicht bedeutet, dass ich Soonor diese Meinung nicht zugestehe.

Ich habe hier nicht Kriminalität von Migranten als solche thematisiert, sondern nur darauf hingewiesen dass bei diesem Thema analog zur gesellschaftlichen Bevorzugung von Frauen immer nur von "Einzelfällen" geredet wird, was nachweislich (siehe diverse Statistiken, Nachrichten und Entwicklungen) falsch ist.

ZitatZur Migrantenkriminalität gibt es auch einen Vergleich zwischen Jugendkriminalität ohne und mit Migrantenhintergrund. Dabei zeigte sich, dass gemessen an den tatsächlichen Zahlen im Bezug zur Anzahl der Jugendlichen, die Straftaten mit Migrationshintergrund nur ca. 10 % über denen ohne diesen Hintergrund liegen.

Dafür hätte ich gern eine Quelle.
Ich glaube, Du meinst einen Vergleich zwischen deutschen und ausländischen Jugendlichen.
Das könnte hinkommen, denn viele Migranten haben einen deutschen Pass. So entsteht der Eindruck dass die einheimischen deutschen Jugendlichen fast genauso kriminell sind. Und wenn das auch in der Polizeilichen Kriminalstatistik berücksichtigt würde, sähe es noch viel düsterer aus was die Kriminalität von Migranten betrifft.

ZitatSieht man sich dann noch Bildungschancen, Herkunft und den sozialen Hintergrund der Eltern an, dann erkennt man, dass dieser Fakt wenig damit zu tun hat, dass es sich um Menschen aus anderen Ländern handelt. Deshalb sollten diese Probleme weder verschwiegen noch verharmlost werden, aber so wie das hier mal nebenbei erwähnt wurde, bekommt es einen faden Beigeschmack.

Fad finde ich vielmehr dass alles auf die sozialen Umstände abgewälzt wird. (Das Folgende geht auch an pm.diebelshausen, der in dieselbe Kerbe schlug.)
Wer zwingt denn Ausländer bzw. Migranten KEIN ordentliches Deutsch zu lernen, in der Schule zu versagen, daraufhin keine Lehrstelle zu finden und anschließend von Hartz IV zu leben, was angeblich so wenig ist dass man kriminell werden muss?
Natürlich spielen die Lebensumstände eine große Rolle (wer bestreitet das?), aber dazu gehören auch Dinge wie Religion, Kultur usw. Speziell der Islam ist in dieser Hinsicht noch ziemlich archaisch (jünger als das Christentum und bisher ohne vergleichbare Reformation). Wer kann mit Gewissheit sagen, dass das daraus resultierende Denken UNTER ANDEREM definitiv nichts mit der Kriminalität von muslimischen Migranten zu tun hat? Wieso werden deren Opfer oft als "scheiß Deutsche" beschimpft? Wenn ein Deutscher "scheiß Ausländer" sagt, gilt das für viele schon als Volksverhetzung. Apropos: in Berlin gab es 2007 folgenden Fall:

ZitatIm Oberdeck eines Busses, der durch Kreuzberg fuhr, wurden einige deutschstämmige Frauen von drei türkisch-stämmigen Jugendlichen beleidigt – und zwar unmotiviert. Die jungen Männer schrieen, man müsse die Deutschen vergasen und deutsche Frauen ,,ficken". Einer war kurze Zeit darauf auf eine junge Frau losgegangen und hatte sie verletzt. In der Hauptverhandlung zeigte sich, dass dies die geschädigten Frauen erheblich in Mitleidenschaft gezogen hat. Dafür bekam der Haupttäter vier Wochen Dauerarrest. Ein Mittäter muss für zwei Wochen in Arrest, ein Dritter muss einen Arbeitseinsatz verrichten.

http://www.tagesspiegel.de/berlin/Polizei-Justiz-Justiz;art126,2528458

Boah ey, was für harte Strafen! :icon_rolleyes:
(In Köln bekam ein Schläger mit Migrationshintergrund, der einen Mann ins Koma prügelte, der für immer behindert bleiben wird, sogar nur Bewährung! :doof:
http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1228406934104.shtml)
Weiter im Text (Interview):

ZitatWar diese Wut-Explosion des Angeklagten die einzige Besonderheit?

Nein, der Sachverhalt, um den es ging, hat nach meiner Auffassung eine Besonderheit: Wenn ein türkischer Staatsangehöriger sagt, man müsse die Deutschen vergasen, ist das eine Beleidigung. Wenn ein Deutscher so über Türken redet, ist das eine Volksverhetzung. Die wird härter bestraft und macht sich schlechter im Strafregister.

Und das sagt eine Jugendrichterin und nicht nur der angeblich vereinfachende Soonor.

ZitatÄhnliches gilt auch für weibliche Gewalt. Das weibliche Gewalt verstärkt auftritt, hat auch einen medialen Hintergrund. Heute steht man als Mann, wenn man einen Schwächeren haut, schnell am Pranger, was natürlich weidlich ausgenutzt wird. Frau weiß, dass sie ,selbst wenn ein Mann zurecht zurückschlägt (weil er sich wehrt), immer besser da steht. Das sind negative Auswirkungen einer Gegenbewegung, die einfach nötig war. Die männliche Macht war so lange so stark ausgeprägt (es gibt noch genug Länder, in denen man das beobachten kann), dass diese Bewegung für ein ziviles Land notwendig war. Man sollte deshalb negative Auswüchse nicht überbewerten.

Das macht mich fast sprachlos.
Sei froh dass Du kein verheirateter Mann mit Nachwuchs bist, dessen Frau kürzlich den Feminismus für sich entdeckte, sich plötzlich vom nicht mehr vorhandenen Patriarchat unterdrückt fühlt, sich scheiden lässt, Dich finanziell bis aufs Hemd auszieht (Unterhalt für sich und die Kinder), das Sorgerecht nur für sich beantragt, Dich Deine Kinder trotz gemeinsamen Sorgerechts nicht sehen lässt weil Du ein Mann und somit angeblich ein schlechter Einfluss bist usw. Dann würdest Du nicht sagen dass der Feminismus eine nötige Gegenbewegung war und deren negative Auswirkungen (Deine Nachteile) nicht so schlimm sind.

Tut mir leid dass ich dieses Mal wirklich offtopic war, aber die geduldeten Vorgaben erforderten diese Antwort von mir. Wenn die Mods damit ein Problem haben, können sie das Ganze von mir aus in den Offtopic-Bereich verschieben und hier darauf hinweisen. Die ersatzlose Löschung dieses Kommentars fände ich nicht sehr nett, denn die Beiträge von Bretzelburger und pm.diebelshausen durften ja auch stehenbleiben.

@Klugscheißer: ich mach am Wochenende vielleicht nen Thread zur aktuellen Gesetzeslage auf, was Männer und Frauen betrifft, und auch hierzu hab ich viele Quellen.

Bretzelburger

Zitat von: Soonor am 19 Februar 2009, 11:15:05
Sei froh dass Du kein verheirateter Mann mit Nachwuchs bist, dessen Frau kürzlich den Feminismus für sich entdeckte, sich plötzlich vom nicht mehr vorhandenen Patriarchat unterdrückt fühlt, sich scheiden lässt, Dich finanziell bis aufs Hemd auszieht (Unterhalt für sich und die Kinder), das Sorgerecht nur für sich beantragt, Dich Deine Kinder trotz gemeinsamen Sorgerechts nicht sehen lässt weil Du ein Mann und somit angeblich ein schlechter Einfluss bist usw. Dann würdest Du nicht sagen dass der Feminismus eine nötige Gegenbewegung war und deren negative Auswirkungen (Deine Nachteile) nicht so schlimm sind.

Es wird immer genügend private Schicksalschläge geben, die einen anderen Blick erzeugen. Und ich kann auf genügend Beispiele auch aus meiner Historie zurücksehen, die auch meinen Blick stärker auf mein persönliches Schicksal fokussieren würden. Aber das tue ich nicht, weil es aus meiner Sicht schlicht dumm ist. Eine Gemeinschaft von 80 Millionen Menschen kann man nicht an Einzelschicksalen, falschen Rechtsprechungen usw. festmachen. Und um bei deinen Chancen für Migranten zu bleiben - Deutschland gilt hinsichtlich der Förderung dieser Menschen ganz offiziell (statistisch gesehen) weltweit als Entwicklungsland. In vielen anderen Ländern haben Menschen mit diesem Hintergrund bessere Aufstiegschancen. Die Dinge bedingen sich einfach.

Um bei Tarantino zu bleiben - wir sprachen über Komplexität und ich empfinde seinen Film in so fern als komplex, in dem er männliche und weibliche "Gegenbewegungen" aufeinander treffen lässt.

Apropos - ich lebe in einer eheähnlichen Gemeinschaft und hab zwei Kinder (4 und 8 Jahre alt).

psychopaul

Ich dachte eben, dass es nicht gerne gesehen wird, wenn in einem Filmthread ausführlich auf die reaktionären Einstellungen des Herrn Soonor eingegangen wird, jedenfalls danke an Bretzelburger und Diebel für eure Postings.

Bei all den Einzelfällen und "Abziehgeschichten", die du, Soonor hier immer wieder einbringst, erwähnst du natürlich nie, wieviele Frauen auch heute noch und noch mehr jahrhundertelang zuvor erniedrigt, misshandelt, benachteiligt, unterdrückt usw. wurden.

Genau deshalb ist ein Regisseur wie Tarantino, der in Filmen, die an der Oberfläche dem Klischee des "Männerfilms" entsprechen, dann aber wie im Falle von Death Proof das von dir so gewünschte, tiefste "starker, cooler Mann macht schwache Frauen platt" Bild ironisch und genüsslich demontiert, in höchsten Tönen zu loben.

Dass dir der Film Death Proof nicht gefällt, liegt nicht an irgendwelchen Qualitäten des Films, sondern einzig und allein an deiner rechtskonservativen, verblendeten Einstellung. Die kann dir niemand nehmen (und vermutlich hast du gute Gründe dafür, jeder Mensch wird von Erfahrungen geprägt), aber das reicht in meinen Augen nicht, um den Film Death Proof schlecht zu reden.
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Soonor

19 Februar 2009, 11:36:44 #219 Letzte Bearbeitung: 19 Februar 2009, 11:44:37 von Soonor
Zitat von: psychopaul am 19 Februar 2009, 11:29:22
...die reaktionären Einstellungen des Herrn Soonor...

...

Dass dir der Film Death Proof nicht gefällt, liegt nicht an irgendwelchen Qualitäten des Films, sondern einzig und allein an deiner rechtskonservativen, verblendeten Einstellung.

Ist das die Light-Version der Nazikeule? :icon_lol:
Deiner Meinung nach müsste ich CDU/CSU-Wähler sein oder sogar noch weiter rechts wählen.
Allerdings ist das nicht der Fall, weil ich liberal bin und dementsprechend mein Kreuz bei Guido und Co. mache.
Ich bin dafür, dass in meinem Heimatland (:icon_twisted:) Menschen nicht wegen ihres Geschlechts, ihrer Herkunft oder sexuellen Vorlieben diskriminiert werden.
Weder vom Staat, noch von Frauen, Nazis oder Migranten.
Alles klar? :icon_smile:

Zitat von: psychopaul am 19 Februar 2009, 11:29:22
Bei all den Einzelfällen und "Abziehgeschichten", die du, Soonor hier immer wieder einbringst, erwähnst du natürlich nie, wieviele Frauen auch heute noch und noch mehr jahrhundertelang zuvor erniedrigt, misshandelt, benachteiligt, unterdrückt usw. wurden.

Rechtfertigt ein Unrecht ein anderes? :icon_cool:

Mr. Krabbelfisch

Mich nervt es langsam wirklich. Bleibt bei Tarantino!

Starke Frauen in Filmen/Serien rocken. Das war an DP was mir an besten gefallen hat. Ansonsten verdammt viel Gelaber  ;)
"Our games are not designed for young people. If you're a parent and buy one of our games for your child you're a terrible parent.
We design games for adults because we're adults." - Lazlow Jones (Developer Red Dead Redemption)

Soonor

19 Februar 2009, 11:57:33 #221 Letzte Bearbeitung: 19 Februar 2009, 12:05:19 von Soonor
Zitat von: Bretzelburger am 19 Februar 2009, 11:26:49
Und um bei deinen Chancen für Migranten zu bleiben - Deutschland gilt hinsichtlich der Förderung dieser Menschen ganz offiziell (statistisch gesehen) weltweit als Entwicklungsland. In vielen anderen Ländern haben Menschen mit diesem Hintergrund bessere Aufstiegschancen. Die Dinge bedingen sich einfach.

Ich wusste noch gar nicht, dass Ausländer mit z.B. westeuropäischem oder fernöstlichen Migrationshintergrund hierzulande am Existenzminimum leben.
Hauptsächlich betrifft das Türken, Albaner, Russen, Araber und Schwarzafrikaner (sorry, ich weiß nicht aus welchen Ländern die genau kommen).
Warum ist das so?
Und zeig mir mal ein westliches Land mit besseren Chancen, wo Menschen mit diesem Hintergrund sozial aufgestiegen sind.

ZitatApropos - ich lebe in einer eheähnlichen Gemeinschaft und hab zwei Kinder (4 und 8 Jahre alt).

Das ist doch schön. Pass aber auf dass Deine Frau nicht allzu viel feministische Literatur in die Hände bekommt oder sich gar Death Proof reinzieht. ;)

Mr. Krabbelfisch

@Sooner: 1. Verwarnung. 

Veralbern kann ich mich selber.
"Our games are not designed for young people. If you're a parent and buy one of our games for your child you're a terrible parent.
We design games for adults because we're adults." - Lazlow Jones (Developer Red Dead Redemption)

Soonor

Zitat von: Hanselel am 19 Februar 2009, 12:01:18
@Sooner: 1. Verwarnung. 

Veralbern kann ich mich selber.

Ich habe Deinen Einwand erst nach dem Absenden meines Beitrags gelesen, weil Du geantwortet hast während ich noch an Bretzelburger schrieb.

Hedning

19 Februar 2009, 12:10:19 #224 Letzte Bearbeitung: 19 Februar 2009, 12:16:26 von Hedning
Zitat von: HenryChinaski am 19 Februar 2009, 01:04:24
Hat während der ganzen unnötigen Diskussion schon jemand angemerkt, dass es auch Kerle gibt, die es cool und ästhetisch finden, wenn mehr oder weniger heiße Bräute mit Samurai-Schwertern oder tollen Autos richtig Action machen?

Ich denke auch, dass starke Exploitation-Frauen eher eine Männerfantasie sind als ernsthaft für feministische Ideen zu werben. Ähnlich sehe ich die Darstellung von Schwarzen im "Soul Cinema", da scheint mir auch die "weiße Sicht" auf Farbigen-Milieus zu überwiegen. Diese Figuren sind auch nur solange interessant, wie sie erotisch, charismatisch, athletisch usw. wirken. Daraus lässt sich in meinen Augen keine gesellschaftspolitische Aussage ableiten.

Ziemlich deutlich wird das an den japanischen "Pinky Violence"-Filmen, wo attraktive Frauen nackt mit dem Samuraischwert etliche Männer zerlegen (z. B. Reiko Ike in "Sex & Fury" oder "Female Yakuza Tale"). Transportieren diese Bilder feministische Aussagen?

Mr. Krabbelfisch

Zitat von: Soonor am 19 Februar 2009, 12:03:40
Ich habe Deinen Einwand erst nach dem Absenden meines Beitrags gelesen, weil Du geantwortet hast während ich noch an Bretzelburger schrieb.
Du hast deinen Beitrag vor der Verwarnung sogar noch editiert und das nicht um auf meinen Beitrag zu reagieren. Reagiert hast du erst nach der Verwarnung. Dabei bleibt es jetzt auch.


Jetzt bleibt bitte alle wenigstens einigermaßen beim Thema, zu große Abschweifungen werden gelöscht.
"Our games are not designed for young people. If you're a parent and buy one of our games for your child you're a terrible parent.
We design games for adults because we're adults." - Lazlow Jones (Developer Red Dead Redemption)

Soonor

19 Februar 2009, 12:27:06 #226 Letzte Bearbeitung: 19 Februar 2009, 12:30:13 von Soonor
Zitat von: Hanselel am 19 Februar 2009, 12:15:22
Zitat von: Soonor am 19 Februar 2009, 12:03:40
Ich habe Deinen Einwand erst nach dem Absenden meines Beitrags gelesen, weil Du geantwortet hast während ich noch an Bretzelburger schrieb.
Du hast deinen Beitrag vor der Verwarnung sogar noch editiert und das nicht um auf meinen Beitrag zu reagieren. Reagiert hast du erst nach der Verwarnung. Dabei bleibt es jetzt auch.

Wie bitte?
Dein Einwand "Mich nervt es langsam wirklich. Bleibt bei Tarantino!" kam um 10:45:23
Zu dieser Zeit schrieb ich meinen Beitrag an Bretzelburger, den ich um 10:57:33 absendete.
Erst danach sah ich Deinen Einwand. Und was hat das spätere Editieren eines nicht an Dich gerichteten Beitrags damit zu tun?

HenryChinaski

Ey Sooner, warum musst du immer wieder von vorne anfangen? So langsam kennt doch jeder deinen Standpunkt?! Nehmen wir mal Terminator: Bei dem was du in DP hinein interpretierst, müsstest du doch der Auffassung sein, dass Terminator eigentlich von der Diskreminierung der Frau in Bezug auf Maschinen handelt?! Die Alptraum-Vision einer jeden Frau, die Probleme damit hat den Videorekorder zu programmieren. Und nun wird sie von der bösen Maschine verfolgt. Verdammt, immer diese Diskriminierung, denn schließlich kann sie sich ja nur mit Hilfe eines starken Mannes durchsetzen.

Egal. Zum Soundtrack: Alle Tarantino-Soundtracks sind kult! Ohne wenn und aber.

"Stuck in the middle with you" und "Little green back" laufen wieder regelmäßig auf Oldie-Sendern. Auch "Hooked on a Feeling" und "Magic carped ride" sind Songs von sehr hoher Qualität.

"Misirlou" und "You never can tell" kennt nun wirklich jeder spätestens seit Pulp Fiction. Mit "Son of a Preacer Man" und "Girl, you´ll be a woman soon" sind es schon vier Songs, die in den 90ern und heute noch auf fast jeder Party zum Einsatz kommen.

Der Jackie Brown Soundtrack ist ebenfalls ein wahrer Ohrenschmaus. Die Musik passt perfekt zum Seventies-Style des Films. Ebenfalls Musik, die immer wieder auf Partys läuft.

"Bang Bang" ist ein großartiger und einer von Nancys weniger bekannten Songs. "Who Who" lief sogar eine zeitlang in der Halbzeitpause im Weserstadion und ist ständig in irgendwelchen TV-Kack-Dokus zu hören. Es hat sich für Quentin und die 5,6,7,8's gelohnt, dass Quentin für diesen Song die japanische Etiquette missachtet hat, in dem er der Dame im Kaufhaus die CD abkaufte. "Twisted Nerv" müsste in den Jamba-Charts noch heute ziemlich weit oben stehen. Auch der Einsatz von alten Scores ist ausgezeichnet. Sowohl auf CD in der Anlage, als auch im Film selbst. In "Smokin Aces" kann man ja ganz toll sehen, was man mit einem Enio Morricone-Score falsch machen kann.

Auch in Death Proof gibt es wieder ein paar Granaten. Die Anfangsmusik von Jack Nitzsche "The Last Race", die Endmusik "Chick Habit" und nicht zu vergessen die geniale Vorbereitung des großen Crashs "Dave Dee Dozy Beaky Mick and Titch - Holt Tight".

Außerdem ist es bemerkenswert, wie oft und wie gut Tarantino seine Musik bereits in den Prozess des Schreibens einbaut und die jeweiligen Szenen danach ausrichtet.

proximo

So, einer muss doch mal wieder ein bisschen back to topic gehen:

Also ich persönlich halte Tarantino für den am meisten überschätzten Filmemacher unserer Zeit!! Ich sag damit jedoch nicht, er sei schlecht! Sondern nur, dass er nicht so großartig, brilliant und visionär ist, wie ihn viele gern hätten.

Erstmal kann man bei mir mit gerade mal 6 vollständigen Filmen in 17 Jahren nicht punkten! Im selben Zeitraum hat Woody Allen bereits 30 Jahre zuvor dutzende drehbuchstärkere und verschachteltere Filme gedreht!
Tarantino hat m.E.n. ohnehin nur zwei gute Filme gemacht, und das sind Reservoir Dogs (bei dem er die Idee geklaut hatte) und Pulp Fiction (den zum Großteil Roger Avary geschrieben hat).
Ich lehne mich sogar noch weiter aus dem Fenster und behaupte, dass Tarantino ÜBERHAUPT NICHTS kann!! Alle seine Filme sind bis obenhin überladen mit aus anderen Streifen geklauten Ideen, die er dann aber scheinheilig als Hommage ausgibt! Wäre schön mal zu sehen, was Tarantino in Wirklichkeit kann, also mal einen Film dreht, in dem mehr von ihm steckt, als von anderen!!!! Bis auf die Musik ist das nämlich herzlich wenig!
When you watch a Jackie Chan Movie, you want to BE Jackie Chan!

Hedning

Zitat von: HenryChinaskiAußerdem ist es bemerkenswert, wie oft und wie gut Tarantino seine Musik bereits in den Prozess des Schreibens einbaut und die jeweiligen Szenen danach ausrichtet.

Denke ich auch: Nicht nur die Auswahl der Musik ist gut, sondern auch, wie er sie mit Szenen kombiniert, wo man nach den Konventionen der Filmvertonung gängigerweise ganz andere Musik nehmen würde.

Allerdings drohen seine Filme durch dieses Verfahren ab und zu auch an ihrer "Coolness" geradezu zu ersticken. Wobei Tarantino diese Gratwanderung meistens noch eher gelingt als verschiedenen von ihm beeinflussten Regisseuren, z. B. in "Sin City" ist für mich der Punkt erreicht, an dem "Coolness" nur noch nervt.

McKenzie

19 Februar 2009, 12:47:29 #230 Letzte Bearbeitung: 19 Februar 2009, 12:49:04 von McKenzie
Zitat von: proximo am 19 Februar 2009, 12:38:42
Wäre schön mal zu sehen, was Tarantino in Wirklichkeit kann, also mal einen Film dreht, in dem mehr von ihm steckt, als von anderen!!!! Bis auf die Musik ist das nämlich herzlich wenig!

Wie soll das funktionieren, wenn jemand das Kino mit solcher Konsequenz zu seinem alles beherrschenden Lebensinhalt gemacht hat? Für Tarantino gibt es mehr oder minder nur die eine Möglichkeit, persönliche Filme zu machen: Filme über seine Lieblingsfilme zu machen.

Das klingt zwar für Nicht-"Cineasten" wahrscheinlich obernerdig, aber ich zitiere dazu Tom Tykwer, der in einem STERN-Interview zu "The International" kürzlich sagte:

ZitatSeine [Tarantinos] Art, Film von innen heraus quasi als Lebensstil in die Existenz zu integrieren, ist mir sehr vertraut. [...]

Womit Tykwer auf seine Jugendzeit anspielt, in der für ihn sein Urlaub aus Ausflügen nach Frankreich und London bestand, wo er sich mehrere Tage lang in Absteigen einquartierte und Fast Food aß, nur um den ganzen Tag Filme in den örtlichen Kinos zu gucken, die in Deutschland nicht, bzw. noch nicht liefen.*

Heute ist Tykwer bekannt für LOLA RENNT. Und diesen Film hätte es, ohne diesen Hintergrund von Tykwer, nie gegeben, genausowenig, wie man Tarantinos Hintergrund von seinen Filmen trennen kann. Es ist Fan-Kino als Autoren-Kino.

* Dieses Gefühl muss man erst einmal kennen - für bestimmte Filme Tagesreisen ins Ausland zu unternehmen und in Jugendherbergen zu übernachten.  :icon_lol: Ich hatte das Vergnügen schon und fühle mich daher dieser Aussage verbunden.  :icon_lol:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Chili Palmer


Alleine für die Verbreiterung des Spektrums muss man ihm schon dankbar sein. Sein offenes Bekenntnis zu schlechten Filmen, Filmen aus anderen Kulturkreisen außerhalb von Amerika und Europa, und Nischenfilmen durch den Urknall "Pulp Fiction" hat den kompletten Zugang zu dem, was wichtig ist und was nicht, verändert. "Liebt euren Schund", das schwingt in jedem seiner Filme mit, "blickt über den Tellerrand, sucht Schönes auch dort, wo es nach gängiger Ansicht nicht existiert". Und das, wenn man mal die negativen Auswirkungen ausblendet (der ernsthafte Gangsterfilm hat sich immer noch nicht vom Ironieschock erholt), ist sehr viel wert, hat für viele Filmfreunde einen Großteil des DVD-Markts überhaupt erst erschlossen und bleibt unabhängig von der Qualität seiner Filme eben Tarantinos Verdienst.
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Intergalactic Ape-Man

Zitat von: Hedning am 19 Februar 2009, 12:10:19
Zitat von: HenryChinaski am 19 Februar 2009, 01:04:24
Hat während der ganzen unnötigen Diskussion schon jemand angemerkt, dass es auch Kerle gibt, die es cool und ästhetisch finden, wenn mehr oder weniger heiße Bräute mit Samurai-Schwertern oder tollen Autos richtig Action machen?

Ich denke auch, dass starke Exploitation-Frauen eher eine Männerfantasie sind als ernsthaft für feministische Ideen zu werben. Ähnlich sehe ich die Darstellung von Schwarzen im "Soul Cinema", da scheint mir auch die "weiße Sicht" auf Farbigen-Milieus zu überwiegen. Diese Figuren sind auch nur solange interessant, wie sie erotisch, charismatisch, athletisch usw. wirken. Daraus lässt sich in meinen Augen keine gesellschaftspolitische Aussage ableiten.

Ziemlich deutlich wird das an den japanischen "Pinky Violence"-Filmen, wo attraktive Frauen nackt mit dem Samuraischwert etliche Männer zerlegen (z. B. Reiko Ike in "Sex & Fury" oder "Female Yakuza Tale"). Transportieren diese Bilder feministische Aussagen?

Dazu möchte ich mal auf die bisher voyeuristischste Kamera in Death Proof verweisen. Da übernimmt das Objektiv schon mal die Perspektive eines geifernden Lüstlings, der bereits eine Hand am Geschlecht hält. Insbesondere, wenn Tarantino sich noch stärkere Fußphantasien erfüllt. ;)

Chili Palmer


Und das ist doch toll. Kino ist nun einmal Voyeurismus, von daher muss Tarantino auch in dieser Hinsicht übertreiben.

"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

McKenzie

Zitat von: Chili Palmer am 19 Februar 2009, 12:57:57
Alleine für die Verbreiterung des Spektrums muss man ihm schon dankbar sein. Sein offenes Bekenntnis zu schlechten Filmen, Filmen aus anderen Kulturkreisen außerhalb von Amerika und Europa, und Nischenfilmen durch den Urknall "Pulp Fiction" hat den kompletten Zugang zu dem, was wichtig ist und was nicht, verändert. "Liebt euren Schund", das schwingt in jedem seiner Filme mit, "blickt über den Tellerrand, sucht Schönes auch dort, wo es nach gängiger Ansicht nicht existiert". Und das, wenn man mal die negativen Auswirkungen ausblendet (der ernsthafte Gangsterfilm hat sich immer noch nicht vom Ironieschock erholt), ist sehr viel wert, hat für viele Filmfreunde einen Großteil des DVD-Markts überhaupt erst erschlossen und bleibt unabhängig von der Qualität seiner Filme eben Tarantinos Verdienst.

Ganz meine Worte, im Geiste.  :respekt: :icon_mrgreen: Man muss hier natürlich aber insofern eingrenzen, als Tarantino so nur die populäre Rezeption beeinflusst hat, die Kritiker zeigen sich zwar von Tarantino beeindruckt, nicht aber von seiner Haltung der Kunstform Film gegenüber. Aber die Kritiker wird sowieso nie je jemand ändern können, von daher ist das auch nicht von allzu großer Bedeutung.

Zitat von: Chili Palmer am 19 Februar 2009, 13:13:29
Und das ist doch toll. Kino ist nun einmal Voyeurismus, von daher muss Tarantino auch in dieser Hinsicht übertreiben.

Dito.

Und wird es demzufolge auch in INGLORIOUS BASTERDS tun und somit das, was die Welt am meisten am dritten Reich fasziniert, voyeuristisch ausschlachten - den rituellen Nazi-Kult.  :icon_twisted:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

MMeXX

Zitat von: safk am 19 Februar 2009, 06:50:02
außerdem erfrischt er immer wieder mit neuen ideen, auf die man erstmal kommen muß -

Kannst du hier ein paar konkrete Beispiele nennen, die deine Behauptung untermauern? Will dann mal für mich herausfinden, ob ich das schonmal in einem anderen Film gesehen habe.

Mr. Vincent Vega

Soonor, bitte mach' weiter so, lass' dich nicht beirren!

Zitat von: Soonor am 18 Februar 2009, 20:08:54
P.S.: In den 70ern war eben alles besser. Es gab coolere Filme, man konnte Drogen nehmen ohne schief angesehen zu werden und ohne Angst vor AIDS rumvögeln. :icon_cool:

Einfach nur: groß. Ganz groß.


Zu DEATH PROOF: Natürlich propagiert der Film keine feministischen Thesen im Mantel der Unterhaltung verhüllt, sondern entspricht in weiten Teilen der üblichen Hetero-Fantasie Tarantinos, dass Frauen einen auf Mann machen dürfen, so lange sie der (künstlerischen) Kontrolle ihres Erzeugers/Regisseurs unterstehen. Tarantino macht das vielleicht lustiger als Cameron, aber es ist am Ende des Tages genauso chauvinistisch.

Hedning

Ich denke, dass es da nicht darum geht, "einen auf Mann zu machen", sondern dass dieses Konzept der Exploitation-Rächerin eine Variante der "femme fatale"-Idee darstellt, bei der es sich ebenfalls um eine Männerfantasie handelt.

Mr. Krabbelfisch

Zitatder üblichen Hetero-Fantasie Tarantinos, dass Frauen einen auf Mann machen dürfen, so lange sie der (künstlerischen) Kontrolle ihres Erzeugers/Regisseurs unterstehen.
Darf ich fragen woher du das nimmst?

"Our games are not designed for young people. If you're a parent and buy one of our games for your child you're a terrible parent.
We design games for adults because we're adults." - Lazlow Jones (Developer Red Dead Redemption)

psychopaul

19 Februar 2009, 17:26:04 #239 Letzte Bearbeitung: 19 Februar 2009, 17:27:49 von psychopaul
Oder anders gefragt: welcher Filmcharakter untersteht nicht automatisch der künstlerischen Kontrolle des Regisseurs/Autors? :icon_lol:
Dann können wir gleich jede Charakterzeichnung ad absurdum führen.

Soll aber nicht heißen, dass ich der Idee mit der bloßen "Männerfantasie" nichts abgewinnen kann.
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