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Autoren-Thread: McKenzie

Begonnen von McKenzie, 17 Februar 2007, 17:27:29

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Travis

Zitat von: McKenzie am 26 Januar 2010, 07:48:52
Das Versteck / La residencia von Narciso Ibanez Serrador. Wenn ...EIN KIND ZU TÖTEN genauso gut ist, habe ich einen neuen Lieblingsregisseur, auch wenn er nur zwei Filme gedreht hat.
Um das Inselkinder-Rätsel mal endlich aufzulösen... ;)

Ansonsten verfolge ich deinen Autorenthread als Italofan natürlich momentan besonders gerne, wenn auch aus Zeitgründen nur als stiller Mitleser.

Und der Trailer zu MANIA ist in der Tat eine unwiderstehliche Wundertüte der Wahnsinnigkeiten, die auch mir den Mund ordentlich wässrig macht und Begehrlichkeiten weckt...  :pidu:

Bretzelburger

ZitatIch hätte laut ausrufen können "Scharlatan!" als ein gewisser Filmwissenschaftler von und zu auf der Berlinale 2008 vor einer Vorstellung von SECRETS BEHIND THE WALL meinte, dass Koji Wakamatsu leider nicht immer als politisch engagierter Auteur wahrgenommen wurde, sondern einst als Pornograph galt. Unglaublich, diese Schleimerei. Entweder, er war schon immer ein Auteur und unentdeckt, oder man gibt eben zu, dass die ewige, lästige, widerliche, nervtötende Trennung von "E" und "U", von Kommerz und Kunst, ein riesengroßer Hokuspokus und auch nur eine Form von Faschismus ist.

Ich kann verstehen, dass du dich darüber aufregst. Letztlich könnte man mir den Vorwurf auch machen, auch wenn ich nie zwischen E und U unterschieden habe, aber ich habe auch viele Regisseure lange Zeit nicht ernsthaft in Betracht gezogen, von denen ich heute begeistert bin. Allerdings sollte man immer Alter und Zeitkontext betrachten - so habe ich die "Star Wars" Filme nicht im Kino gesehen, weil sie für mich damals 18jährigen seelenloses Hollywood-Kino verkörperten. Wer weiß, wie du diese Filme in diesem Alter unter den damaligen Voraussetzungen empfunden hättest. Die meisten Fans rekrutieren sich auch nicht ohne Grund aus den Jahrgängen ab 1965, die diese Filme recht schwerelos als Jüngere zum ersten Mal sahen.

Umgekehrt kapiere ich manchmal nicht, dass ihr jüngeren Filmbegeisterten, die ihr weniger durch bildungsbürgerliche Vorurteile geprägt wurdet, und deshalb einen offeneren Blick für Qualitäten habt, wiederum oft kaum Gefühl für den Zeitkontext habt, in dem ein Film entstanden ist. Etwa wenn ich die Kritiken z.B. zu Polsellis pornografisch orientierten Werke der 70er sehe, denen ein sich speziell diesem Genre verpflichteten Autor wie "Mancity" (der die von dir so genannte "Bretzelburger-Attitüde" als Dogma hat, also eigentlich eine "Mancity-Attitüde") trotz Vergewaltigungen, Sodomie und anderer Spezialitäten positive Seiten ansieht (wofür ich Verständnis habe), gleichzeitig aber jeden Film der 70er Jahre verdammt, indem nackte Kinder zu sehen sind (Pädophilie) oder jedem trauten Zusammensein von Familienangehörigen gleich Inzest unterstellt, dann zeigt das ein eklatantes Missverstehen der damaligen Zeit.

Überhaupt finde ich es seltsam, dass ein Film wie "Spielen wir Liebe", der damals ungeschnitten im normalen Kinoprogramm lief, zwar gerne heute verdammt wird (manchmal auch nicht), aber überdurchschnittlich oft besprochen wird, angesichts der Tatsache, dass er nicht weniger selten ist als viele andere italienische Filme dieser Zeit. Ich habe diesen Film nie gesehen (nur eine Doku zur Hauptdarstellerin und ihrer Mutter im deutschen Fernsehen 1978) und diese merkwürdige Faszination, die viele Autoren umtreibt, den Film besprechen zu wollen (und damit natürlich anzusehen), um ihn dann zu verreissen, finde ich seltsam. Aus dem Zeitkontext heraus war der Film nichts besonderes und von Kinderpornografie wurde nicht einmal gesprochen, als er für die Videoausgabe geschnitten werden musste. Für mich ist das ein beispiel dafür, dass zwar viele dieser alten Filme heute zurecht von Jüngeren neu entdeckt werden, aber auch deine Aversion gegenüber Rosi ist nur dadurch zu erklären, dass du dir nicht vorstellen kannst, was es bedeutete 1963 einen Film wie "Die Hände über der Stadt" herauszubringen.

Adam Kesher

Danke, Travis, dass du mir die Auflösung des Filmrätsels abgenommen hast! Ich fühle mich sehr erleichtert festzustellen, dass die Aufgabe keine unlösbare war!

Zu Bretzels Anmerkung: Es stimmt schon, Filmkonsum ist oft ein ahistorischer Vorgang ohne zeit- oder kunstgeschichtliche Einordnung. Der Genauigkeit halber würde ich nur gerne hinzufügen, dass ,,Spielen wir Liebe" seinerzeit in einer entschärften Fassung in den deutschen Kinos lief, die sowohl durch Schnitt- wie auch durch Sinn entstellende Synchronmaßnahmen das Original deutlich relativiert hat. Dieser Fassungsunterschied mag die Diskrepanz zwischen dem damiligen und dem heutigen Echo zusätzlich verstärkt haben, denn es hat sich nicht nur unser Wertemaßstab verändert, sondern auch der Film selbst.

Bretzelburger

Ich habe diesen Film auch nur beispielhaft genannt, weil ich damit auch begründen wollte, warum man Filme, die heute als cool und abgefahren gelten, damals eben nur grottig fand. Ich will damit auch nicht sagen, dass man Rosi-Filme lieben muss - das bleibt immer eine persönliche Sache - aber sie als intellektuell trocken oder bildungsbürgerlich zu bezeichnen, bedeutet eine völlige Missachtung der Zeit, in der sie entstanden sind.

Intergalactic Ape-Man

Als die Surrealisten der späten 20er Jahre Méliès wiederentdeckten, werden sie seine Werke wohl auch schon "ahistorisch" betrachtet haben. Überhaupt ist es doch spannender, zu entdecken, wie modern manch Film früher schon war, als sich an Dinge zu heften, die sich überholen lassen mußten. Nur weil etwas damals gedultet war, muß es ja nicht heißen, daß es richtig ist/war. Eine Besonderheit im zeitlichen Kontext zu erkennen ist dennoch sicher nicht falsch. Ich denke gerade viele Kreative (zu denen auch immer Kritiker gehörten) stützten sich auch immer rückblickend auf Werke, die ihnen in der Gegenwart etwas gaben. Auch Hitchcock galt z.B. einmal als Schundregisseur. Sollte man deshalb heute den Respekt vor seinem Œuvre unterdrücken? Im Gegenteil entfaltet doch manches Kunstwerk erst auf die Distanz seine volle Wirkung, kann sich eine abgeschlossene Arbeit erst erklären. Dann muß man aber genauso die Konsequenz ziehen können, hoffnungslos Konservatives zu verabscheuen.

McKenzie

5 Februar 2010, 17:13:01 #905 Letzte Bearbeitung: 5 Februar 2010, 17:23:28 von McKenzie
Zitat von: Bretzelburger am  4 Februar 2010, 22:10:06
Für mich ist das ein beispiel dafür, dass zwar viele dieser alten Filme heute zurecht von Jüngeren neu entdeckt werden, aber auch deine Aversion gegenüber Rosi ist nur dadurch zu erklären, dass du dir nicht vorstellen kannst, was es bedeutete 1963 einen Film wie "Die Hände über der Stadt" herauszubringen.

Das ist nun einmal einer der vielen Prüfsteine der Zeit, an dem kein Film vorbeikommt, egal ob E, U oder EU. Natürlich beeindruckt es mich ungemein, wenn ich lese, dass Roberto Saviano seit der Veröffentlichung von "Gomorrha" unter Polizeischutz steht, aber kann ich die Hintergründe verstehen? Nein. Kann ich die gleichen Hintergründe zu den gleichen Konflikten im Kontext der 60iger Jahre verstehen? Nein. Ich kann es höchstens versuchen. Vielleicht bin ich dafür als Schüler nicht strebsam genug und vor allem viel zu jung.

Ganz abgesehen davon könntest du jegliche Contra-Rosi-Argumentation von mir fundiert und mit stichhaltigen Kenntnissen italienischer Politik und Geschichte, die mir fehlen, zersetzen. In diesem Fall bitte ich darum, bzw. schlage vor, einfach zu akzeptieren, dass ich Rosis Kino als penetranten (wenn auch interessanten) Juckreiz auf meiner anseztenden Glatze und selbstvergessen, bzw. selbstgefällig und zutiefst bildungsbürgerlich im konkretesten Sinne des Terms empfinde. Ich nehme an, du hast meine jüngste Attacke gegen ihn in den Blog-Kommentaren gelesen und führst ihn deshalb an? [Ich darf dich darüber hinaus darauf hinweisen (was sicherlich Öl in deine Flammen sein wird) dass ich LE MANI SULLA CITTÀ noch gar nicht gesehen habe und meine Aburteilung Rosis vornehmlich auf den beiden mir bekannten Filmen, nämlich CADAVERI ECCELLENTI und vor allem LUCKY LUCIANO beruht.]

Das musste raus, zu dem Rest komme ich später, es mangelt mir, wie immer, an Zeit.

Übrigens sehr schönes Posting, Udo - profiliert dich wieder einmal ganz als Filmdienst-kompatiblen, onkelhaften und natürlich link(sliberal)en Humanisten der alten Schule. :icon_twisted: Wie du an diesem Posting erkennen kannst, provoziert mich keine der seit meiner letzten Meldung erschienenen Atnworten so sehr wie die deinige, was möglicherweise daran liegen könnte, dass du wieder bravourös den weisen, reifen Mann gibst, der uns daran erinnert, dass wir Jungspunde uns in unserer Wahrnehmung grundsätzlich außerhalb des zeitlichen Kontextes bewegen und uns selbigen gütigerweise erklärst. Mangelerscheinungen in dieser Richtung werden aber leider nicht nur durch fehlende Äußerungen zum Thema indiziert und somit handelt es sich hierbei um eines deiner vielen Postings dieser Art, mit denen du dich m. E. durchaus versteigst und eher demotivierst als ermutigst, nervst als erhellst, herabblickst als Gedanken konstruktiv kommunizierst / diskutierst.

Filme werden erst durch ihre Rezipienten und ihr Publikum relevant, nicht durch Botschaften oder Ideologien - du weißt, dass ich dieser Überzeugung bin und es wäre sehr nett von dir, wenn du sie einfach als mein persönliches Rezeptionsethos akzeptieren könntest (oder es zumindest versuchen würdest - gleiches gilt auch für meine Rezeption deiner Rezeption) anstatt schulmeisterlich mit deinem 49jährigen Rohrstock zu wedeln. Und mir vielleicht auch einfach mal zuzutrauen, dass ich zu all den Überlegungen, die du so pikant in deinem Posting ausformuliert hast, vielleicht auch ohne deine freundliche Hilfestellung kommen könnte da meine Motive hinsichtlich des italienischen Kinos ebenso unschuldig, pur und ehrenhaft sind wie die deinigen, nur dass mir der gute Geschmack einfach nicht reicht, Antonioni und Olmi nicht genügen und mir bei meiner generellen, infantil-punkigen Freude am Bürgerschreck das typisch italienische, ausschließlich an die niedersten Instinkte appellierende Kino der Geschmacklosigkeiten a là Renato Polselli (ein sehr einfach zu kategorisierender Regisseur, mit dem man sich nicht weiter beschäftigen muss, um ihn einschätzen zu können). Und mich dennoch mit dem drängenden Übermut der leichtfertigen Jugend darüber hinwegsetzen kann.

Udo, ich bin nur solange subtil, wie man mich gewähren lässt. Traurig, aber wahr.

PS: Warum gebrauchst du eigentlich immer solche trendigen Adjektive wie "cool und abgefahren", wenn du mit uns sprichst? Ich benutze derlei Vokabular nach Möglichkeit nur sehr selten, u. a. weil ich um die bildungsbürgerlichen Konnotationen desselbigen weiß und weil das Vokabular ist, mit dem in der Regel eher Unkundige die Materie beschreiben. (Arrogant sein kann ich auch, und wie!)

PPS: Eigentlich schade, dass ich mich schon wieder veranlasst sehe, dir ans Bein zu pinkeln, gerade jetzt, wo ich gestern FANGO BOLLENTE gesehen habe und eine kleine Diskussion mit dir zu diesem Superfilm, den ich megacool, krass abgefahren und total awesome fand, in die Wege leiten wollte.


@ Adam, Hedning, Apeman:

Zu euch später (heute Abend oder Sonntag). Tut mir leid, aber ihr seht ja, wo die Musik gerade spielt.  ;)
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Blaubart

Ohne gross auf offensichtliche, persönliche Animositäten eingehen zu wollen... :icon_sad:
Ich bin überzeugt, dass diese Widerentdeckung von vergessenen, filmhistorischen Obskuritäten durch ein jüngeres Publikum, grösstenteils mit der medialen Verfügbarkeit dieser Werke und der Entwicklung des Internets allgemein zusammenhängt. Durch die weltweite Verknüpfung werden problemlos Interessensgruppen gebildet und ein Jagen und Sammeln nach Unentdecktem erfolgt bequem vom Bürostuhl von zu Hause aus.
Der fehlende, gelebte Zeitbezug ist ein Einwurf, gegen den man als junger Mann schlicht nicht ankommen kann. Nun sehe ich die Rezeption älterer Filme von einem jetzt-und-hier Horizont durchaus als Chance und nicht als Handicap. So habe ich gestern festgestellt, wie erfreulich modern beispielsweise die sich über Rückblenden langsam enfaltende Erzählweise aus Fulcis "Beatrice Cenci" selbst nach heutigen Masstaben noch erscheint. Zumal die These, dass für viele jüngeren Filmbegeisterte, dieser Zeitbezug schlicht nicht interessant ist, sicher so nicht richtig ist - ManCity ist dafür auch denkbar ein unglückliches Beispiel.
Finde ausserdem Apemans Beitrag sehr schön :icon_smile: (auch die These, dass bei manchen Filmen eine Distanz für die Würdigung vielleicht gerade notwendig ist)
Übrigens mag ich Rosi, auch wenn - und das ist vielleicht auch ein Abbild unserer Generation - ich ihn erst über den Umweg eines Damiani und nicht über die Neorealisten für mich entdeckte ;)

Mr. Vincent Vega

Echt 'n cooler und abgefahrener Thread hier, aber das Thema ist irgendwie grottig.

Chili Palmer

Zitat von: Mr. Vincent Vega am  5 Februar 2010, 19:34:13
Echt 'n cooler und abgefahrener Thread hier, aber das Thema ist irgendwie grottig.
:LOL:
Jetzt hast du mir wirklich die Worte aus dem Mund genommen. Solche blöden Ergänzungspostings sind doch eigentlich mein Job. Aber hey, alles cool, Digger.
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

McKenzie

6 Februar 2010, 02:32:14 #909 Letzte Bearbeitung: 6 Februar 2010, 02:36:20 von McKenzie
Zitat von: Mr. Vincent Vega am  5 Februar 2010, 19:34:13
Echt 'n cooler und abgefahrener Thread hier, aber das Thema ist irgendwie grottig.

:LOL: :LOL: :LOL:

Warte nur ab! Demnächst wird dir jemand erzählen, dass deine Polemik den Fluss einer konstruktiven Diskussion unterbricht, eine solche allerdings aufgrund meiner Polemik ohnehin unmöglich sei und der Graf wird gekränkt auf seiner bicycletta von dannen segeln. :icon_mrgreen:

@ Chili:

Wobei ich schon sagen muss, mein lieber Homer, dass deine zusammenhanglosen und manieriert humoristischen Einschübe mitunter ein wenig redundant wirken da ich überheblicherweise davon ausgehe, dass dir die Themen hier, bzw. das italienische Kino vergangener Jahre, relativ spanisch sind. Mr. Vincent Vega ist da anders: Ihm ist es zwar total wurscht, aber es dämmert ihm, wo des Hasen Löffel stehen.  :icon_smile: Prätentiöse Selbstvertrashung und misogyne Itacker-Filme...
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Chili Palmer


Redundant: Vielleicht. Zusammenhanglos: Nein, dagegen verwahre ich mich.
Aber wenn es zu sehr stört, dann werde ich hier nie wieder manieriert-humoristisch einschieben. So. :leberwurst:

Möchte jetzt auch nicht weiter die Bretzel-Diskussion ausbremsen, den alten Kampf "Hansi Kraus gegen Theo Lingen" finde ich derzeit wieder sehr spannend.  :icon_razz:

"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Hedning

Zitat von: McKenzie am  5 Februar 2010, 17:13:01[...]und meine Aburteilung Rosis vornehmlich auf den beiden mir bekannten Filmen, nämlich CADAVERI ECCELLENTI und vor allem LUCKY LUCIANO beruht.

Der einzige mir bekannte Rosi ist "Chronik eines angekündigten Todes"; hat mir sehr gut gefallen, da er durch sehr stimmungsvolle Aufnahmen eines südamerikanischen Dorfes, das als allegorischer Mikrokosmos gestaltet ist, durch eine doch recht ergreifende Geschichte den Hauch des Schicksals wehen lässt. Also eine klare Empfehlung von meiner Seite.

MMeXX


Schlombie

So, ich wollte mal auf einen Geburtstagsgruß reinschneien! Alles Gute zur Doppel-2! Feier schön und ansonsten mach weiter wie bisher!

Gruß

Hedning

Da schließe ich mich an. Alles Gute und weiterhin viele ergiebige Schreibwut-Anfälle.

McKenzie

Ich danke, ich danke.  :icon_razz: :icon_mrgreen:
Vor allem für die angewünschte Schreibwut, die wäre wirklich nicht zu verachten...

Momentan habe ich leider nicht besonders viel Zeit fürs Forum und meinen Fred, aber das ändert sich sicherlich auch wieder.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Fastmachine

Im Zuge der etwas erhitzten Inception-Diskussion habe ich bemerkt, dass du den Film mit 3/10 bewertet hast.

Da ich selbst in den Chor der Lobpreiser nicht einstimmen mag und keinen wirklich guten, geschweige denn überragenden Film erkennen kann, würde ich natürlich eine interessante Gegenargumentation gerne lesen. Obwohl - von 3/10 bin ich dann doch noch sehr weit entfernt.

Da ich deine begrenzte Reviewschreiblust kenne, wären schon einige Stichpunkte deiner Argumentation, bzw. deines Empfindens hilfreich.

Wäre es machbar? Hier oder auf euerem Blog?

Ich mag keine Filme; die verblöden nur. (Alfons d. Ä.)

McKenzie

4 August 2010, 22:18:15 #917 Letzte Bearbeitung: 4 August 2010, 22:27:50 von McKenzie
Zitat von: Fastmachine am  4 August 2010, 19:53:54
Wäre es machbar? Hier oder auf euerem Blog?

Hm, tatsächlich hatte ich mir gestern nach dem Kino wutschnaubend vorgenommen, einen polemischen Kurzabriss zu schreiben, später allerdings beschlossen, es doch nicht zu tun mit Hintergedanken wie "Der Klügere gibt nach". Nachdem der Ärger über den Film und vor allem auch seine Rezeption (die sich m. E. aber in diesem bestimmten Fall unmöglich von ihrem Gegenstand trennen lässt) in einem zu nächtlicher Stunde geführten Lästergespräch mit einem meiner Mitblogger noch gewachsen ist und ich heute eine Stunde auf einen Zug warten musste ohne Lektüre, aber mit Laptop, kommt morgen wahrscheinlich etwas. Ob in der OFDb oder im Blog weiß ich noch nicht (hängt davon ab, für wie gut ich den Text befinde - die OFDb ist inzwischen meine Müllhalde für Kurztexte, mit denen ich nicht zufrieden bin).
Ist die Diskussion um den Film denn so erhitzt? Ich sehe weit und breit nur Ärsche, die sich bereithalten, Nolan hereinkriechen zu lassen, da wo er hin will - und auch hingehört.

Ich möchte im übrigen wieder einmal betonen, dass ich es sehr schade finde, immer dann plötzlich solche Fragen gestellt zu bekommen, wenn ich einen Film der Saison besonders gut oder besonders schlecht bewerte. Wenn mich doch mal jemand fragen würde, warum ich DREI BAYERN IN BANGKOK mit 1/10 oder FOUR NIGHTS WITH ANNA mit 9/10 bewertet habe...
Aber du darfst das.;) Wenn es jetzt Vince oder Mr. Hankey oder Chili Palmer gewesen wäre.... :anime:

PS: An Schreiblust mangelt es mir nicht, eher an zündenden Ideen, wie ich meine Gedanken schriftlich umsetzen und ordnen kann.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Fastmachine

Ah - mir reichten schon die Nachtnotizen deines Bewußtseinsstroms. Es würde mich freuen  :icon_smile:

Dass ich ausgerechnet für "Inception" hier an der Wunderlampe rieb, um deinen Geist zu beschwören, liegt garantiert nicht an irgendwelchen Film-der-Saison-Statement-Bedürfnissen, da ich das aktuelle Kinoprogramm eh nur sehr selektiv aushalten kann. Angesichts des geballten 8-10/10 Bollwerks hörte ich nur gerne ein paar mehr einsame Rufer in der Wüste  :icon_mrgreen: 

Andere Themen/Filme - sehr gern. Aber bei deinen Sehlisten dürfte eine Synchronisierung mit mir z.Zt. sehr schwer werden und bei italienischen Spezialitäten bleiben dir dann nur Hedning und Bretzelburger, bei "Drei Bayern.." seit Harrys Abtauchen - hmm, ich glaub Hankey hatte da mal so ne Phase.

Es sei denn du rafftest dich mal auf, hin- und wieder auch über etwas zu schreiben, was über einen sehr kleinen Kreis hinaus diskutierbar ist. Wobei ich dich jetzt nicht in das "Joch cineastischer Selbstdisziplin" zurückzwängen möchte, obwohl manchmal... :icon_mrgreen:

Ich mag keine Filme; die verblöden nur. (Alfons d. Ä.)

Mr. Vincent Vega

Bin dankbar, dass Nolan INCEPTION gedreht hat. Das ist ein guter Exempelfilm, an dem sich die Spreu vom Weizen trennen lässt. :icon_mrgreen:

Schön, dass du endlich hintersteigst, wie einfältig der Mann ist, nachdem du seinen unsäglichen PRESTIGE einst noch abgefeiert hast. ;)

Intergalactic Ape-Man

Zitat von: McKenzie am  4 August 2010, 22:18:15Warum ich DREI BAYERN IN BANGKOK mit 1/10 oder FOUR NIGHTS WITH ANNA mit 9/10 bewertet habe...
Warum hast du Drei Bayern in Bangkok mit 1/10 und Four Nights with Anna mit 9/10 bewertet?  :king:

Chili Palmer

Zitat von: McKenzie am  4 August 2010, 22:18:15
Aber du darfst das.;) Wenn es jetzt Vince oder Mr. Hankey oder Chili Palmer gewesen wäre.... :anime:

Ja, dann... aber holla. :icon_lol:

"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Mr. Hankey

6 August 2010, 20:33:58 #922 Letzte Bearbeitung: 6 August 2010, 20:45:04 von Mr. Hankey
ZitatBin dankbar, dass Nolan INCEPTION gedreht hat. Das ist ein guter Exempelfilm, an dem sich die Spreu vom Weizen trennen lässt.
Oh Gott, also wenn Selbstüberschätzung langmachen würde, könntest Du dem Mond jetzt im Knien am Arsch lecken! :icon_twisted:

Wobei, wenn "Inception" die Spreu vom Weizen trennt, dann wird man dieses Mal ja sogar richtig satt von der Ernte. Nur dass der Rest nicht so recht reichen will, um den kalten Ofen zu heizen. Na ja... ;)

Zitat von: Chili Palmer am  6 August 2010, 16:44:07
Zitat von: McKenzie am  4 August 2010, 22:18:15
Aber du darfst das.;) Wenn es jetzt Vince oder Mr. Hankey oder Chili Palmer gewesen wäre.... :anime:

Ja, dann... aber holla. :icon_lol:
+1 :icon_lol:
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Chili Palmer


Ich hätte wie Fastmachine auch Interesse an einem verreißenden Statement, aber laut geäußert habe ich das natürlich nicht.
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Vince

Zitat von: Mr. Hankey am  6 August 2010, 20:33:58

Zitat von: Chili Palmer am  6 August 2010, 16:44:07
Zitat von: McKenzie am  4 August 2010, 22:18:15
Aber du darfst das.;) Wenn es jetzt Vince oder Mr. Hankey oder Chili Palmer gewesen wäre.... :anime:

Ja, dann... aber holla. :icon_lol:
+1 :icon_lol:
+11? Oder wer ist gemeint? Bin wirklich ich gemeint? Wenn ja, wie kommt's?

@ Inception: ich mochte den, kann aber verstehen, warum die Erbsenzähler jetzt aus ihren Löchern gekrochen kommen.  :icon_mrgreen: Die so durchgängig positive Resonanz ist in ihrer Konsequenz wirklich ein bissl merkwürdig, ich komme trotzdem nicht ganz umhin, dem Christopher seinen Popo zu liebkosen...

Chili Palmer

Zitat von: Vince am  8 August 2010, 18:34:54
+11? Oder wer ist gemeint? Bin wirklich ich gemeint? Wenn ja, wie kommt's?
Ich glaub, der mag uns nicht.  :LOL:

In ein Flugzeug zu steigen, wissend, dass man am Ziel verhaftet wird, es sei denn, man wendet es mit einem erfolgreichen Missionsabschluss während des Fluges ab - das ist doch Kino. Einfach gut erdachte Twilight-Zone-Unterhaltung, für die man natürlich auch eine Ader haben muss. Und die haben momentan mehr Leute, als ich allgemein annahm, weswegen es interessant ist, zu überlegen, weshalb Nolan mit Themen beim Massenpublikum durchkommt, mit denen Cronenberg und Proyas leiderleider gescheitert sind. "Der dreht alle Regler einfach auf simpel" greift mir da irgendwie zu kurz.
Sicher, der Film ist eine einzige Erklärbär-Orgie, aber darüber verliert er nie den Drive, das ist schon mal bemerkenswert. Wie ich aber schon mal vermutete, ist es wohl seine Fokussierung auf das Genrekino als Heist-Movie, die ihn so zugänglich macht. Die Tiefe der genannten Filme peilte er nach meinem Empfinden nicht an, genügte mehr sich selbst und seinen Figuren.

"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

McKenzie

11 August 2010, 03:32:18 #926 Letzte Bearbeitung: 11 August 2010, 03:54:10 von McKenzie
Aber Vince, warum denn Erbsenzählen? Damit habe ich längst aufgehört, bei mir werden nur noch Kürbisse und Melonen gezählt. INCEPTION war eher ein Reiskorn und ist deswegen durch meine Reuse geplumpst.

Zitat von: Intergalactic Ape-Man am  5 August 2010, 18:26:04
Warum hast du Drei Bayern in Bangkok mit 1/10 und Four Nights with Anna mit 9/10 bewertet?  :king:

So nicht, Freundchen! :icon_mrgreen:

Zitat von: Chili Palmer am  8 August 2010, 19:20:33
genügte mehr sich selbst und seinen Figuren.

Häh? Wie jetzt? Figuren? :00000109: Gab's da welche in INCEPTION? Komisch, ich hab' da nur so Psychobastel-Legomännchen rumhampeln sehen, die irgendein ganz schön kastenstirniger Schmierfink zusammengetinkert haben muss. Und dann dieses stürmisch tosende Rauschen im Hintergrund! Das Drehbuch muss in Bleiplatten geätzt worden sein, sonst wär das doch nicht so laut!  :eek: :icon_mrgreen:

Na ja, zu dem Rest, der sich hier in der Zwischenzeit schon wieder angesammelt hat, komme ich dann, nachdem mein Review draußen ist, an dem ich seit ein paar Tagen relativ lustlos herumpfusche in der Hoffnung, es in etwas zu verwandeln, wegen dem ich mir nicht die Haare raufen muss. Es kommt also definitiv noch (diese Woche), ist aber gar nicht mal so interessant oder nüchtern-argumentativ (vor allem nicht so polemisch, wie ich es haben wollte - schluchz) und bestimmt nicht so stichhaltig wie beispielsweise der sehr empfehlenswerte und in den meisten Belangen benickenswerte, wenn auch immer noch zu wohlwollend ausgefallene Text des geschätzten Rüdiger Suchsland: http://www.artechock.de/film/text/kritik/i/incept.htm

Zitat von: Chili Palmer am  8 August 2010, 19:20:33
In ein Flugzeug zu steigen, wissend, dass man am Ziel verhaftet wird, es sei denn, man wendet es mit einem erfolgreichen Missionsabschluss während des Fluges ab - das ist doch Kino.

Nein, nein und nochmals nein. Sowas Bescheuertes, Bequemes und Kunstfeindliches habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Tut mir leid, Chili aber das musste raus.

Film = Kunst
Kunst = mindestens (!) Flugzeugentführung, im Idealfall Flugzeugabsturz mit anschließender Urwald- oder Gebirgs-Odyssee, vielen Toten und völligem Werteverlust, Kannibalismus und Notzucht miteingeschlossen (L'arte secondo McKenzie)

Ich liebe die Konvention, aber sie ist nichts, was man zelebrieren müsste. Die Konvention zelebriert sich selbst pausenlos (und das sehr schillernd!) und ich halte es für völlig ausreichend, ihr dabei zuzusehen. Wenn man sie zelebriert, wird sie fett und gefräßig und dann ist sie irgendwann nicht mehr so sexy, die Gute.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Intergalactic Ape-Man

Zitat von: McKenzie am 11 August 2010, 03:32:18
So nicht, Freundchen! :icon_mrgreen:

Da tut man mal wie verlangt und dann...  :anime:

McKenzie

Zitat von: Intergalactic Ape-Man am 11 August 2010, 14:21:28
Zitat von: McKenzie am 11 August 2010, 03:32:18
So nicht, Freundchen! :icon_mrgreen:

Da tut man mal wie verlangt und dann...  :anime:

:pidu: :icon_mrgreen:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Chili Palmer

Zitat von: McKenzie am 11 August 2010, 03:32:18
Zitat von: Chili Palmer am  8 August 2010, 19:20:33
In ein Flugzeug zu steigen, wissend, dass man am Ziel verhaftet wird, es sei denn, man wendet es mit einem erfolgreichen Missionsabschluss während des Fluges ab - das ist doch Kino.

Nein, nein und nochmals nein. Sowas Bescheuertes, Bequemes und Kunstfeindliches habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Tut mir leid, Chili aber das musste raus.

Film = Kunst
Kunst = mindestens (!) Flugzeugentführung, im Idealfall Flugzeugabsturz mit anschließender Urwald- oder Gebirgs-Odyssee, vielen Toten und völligem Werteverlust, Kannibalismus und Notzucht miteingeschlossen (L'arte secondo McKenzie)

Ich liebe die Konvention, aber sie ist nichts, was man zelebrieren müsste. Die Konvention zelebriert sich selbst pausenlos (und das sehr schillernd!) und ich halte es für völlig ausreichend, ihr dabei zuzusehen. Wenn man sie zelebriert, wird sie fett und gefräßig und dann ist sie irgendwann nicht mehr so sexy, die Gute.

Entführung, Absturz, Schnee-, Dschungel- und Bumsolympiade wäre eine andere Form von Kino, das musste ich doch wohl nicht extra dazuschreiben, dass dieses Beispiel aus "Inception" nicht meinen Inbegriff von Filmkunst darstellt, oder?

Kurz nochmal drüber nachgedacht: Hm, scheinbar doch.

Während eines Transkontinentalfluges einen Vertrag auszuhandeln, einen Auftragsmord zu begehen oder die Maschine zu entführen, sind alles Genrekinoelemente, aber eben auch in der Realität schon durchgeführt worden. Während eines Fluges aber einen gemeinsamen "Traumcoup" zu starten, der mich als Zuschauer in ein schwereloses Hotel und eine vereiste Bergfestung führt, und der eine Auswirkung auf die Geschehnisse nach der Landung hat, das ist doch eine sehr schöne Idee, die nur innerhalb eines erzählerischen Mediums möglich ist (und mir jedenfalls nicht so konventionell vorkommt, wie manch anderes an dem Film). Christopher Nolans Hang zum Bierernst und die daraus (zumindest für mich) immer wieder resultierende unfreiwillige Komik mal beiseite. Das müsstest du doch auch ganz gut nachvollziehen können als derjenige, dem die Meta-Qualitäten von "Prestige" zusagten. Wenn man diese Schablone auf "Inception" ansetzen würde, bekäme man das Bild einer Erzählung, die sich eben nicht mit Menschen auseinandersetzt, die durch externe Erlebnisse (Flugzeugabsturz, Kannibalismus, Werteverlustgangbang) neue Erkenntnisse und Lebensperspektiven gewinnen, sondern durch interne Kämpfe. Faul im Business-Class-Sessel hockend/träumend ändert sich ihr Leben. Meta-Erkenntnis: Nolan erzählt (wieder mal, sein Thema) vom Kino. Wir sitzen auch nur auf die Leinwand starrend da und werden mit Bildern und Ideen beschossen. Guten, schlechten, interessanten, überflüssigen, geschmacklosen, etc. Und nehmen am Ende etwas mit. Oder nicht. Bevorzugen einen Angang wie den Nolans. Oder eher den von Satoshi Kon aus "Paprika". Oder beides. Hoffe, dass jetzt einigermaßen klar ist, was ich mit der unvorsichtigen Begrifflichkeit "Kino" meinte.

Bliebe noch "Bescheuert" und "Bequem", aber, nö, das kann man stehenlassen.  :icon_mrgreen:
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

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